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Amerikas Stellung zum V-Sootkrieg. London , 27. Januar. (W. T. B.) Reutermeldung. Ter Washingtoner Korrespondent der»Evcning Post" erklärt. L a n s i n g habe vor einigen Tagen Spring Rice. Jusserand und anderen Vertretern von Regierungen der Alliierten ein Memorandum über die Regelung des Unter- seebootkrieges überreicht, in dem erstens verlangt wird, dag die Alliierten zustimmen, mit der Bewaffnung ihrer Handelsschiffe, welcher Art sie immer sein möge, aufzuhören. zweitens mitgeteilt wird, dag. wenn dem obigen Vor- schlage zugestimmt werde, Deutschland und Ocsterreich-Ungarn ersucht werden würden, zu versprechen, kein Handelsschiff ohne War- nung zu torpedieren, sondern von dem Rechte, an Bord der Schiffe zu gehen und die zu unter- suchen, Gebrauch zu machen, und, wenn sie die Vernichtung des Schi ff es in gesetzmäßiger Weise verfügten, die Passagiere und Besatzung in Sicherheit zu bringen. Zur üeutschfeinülichen demonftration in Lausanne . Bern , 27. Januar. (W. T. B.) Zum Zwischenfall in Lausanne wird noch gemeldet: Als sich am Mittag vor dem Konsulat eine An'ammUing bildete, wurden sofort 20 Polizisten herbeigerufen, denen es jedoch nicht gelang, die um die Mittagszeit sehr belebte Stratze zu räumen. In diesem Augenblick riß ein bisher noch nicht ermitteltes Individuum die Fahne herunter. Eine andere Person entriß sie ihm schnell, faltete sie zusammen, barg sie unter seinen Kleidern und brachte sie sofort ins Stadthaus, wo sie den städtischen Behörden übergeben wurde. ES ist noch nicht gelungen, daS Individuum zu ermitteln, das die Fahne heruntergerissen hat, aber man hofft bestiinmt, den Schuldigen zu finden. Der Stadtrat hielt heute nachmittag eine außerordentliche Sitzung ab, um die Berichte über die Vorfälle entgegenzunehmen. Hieraus begab sich eine Ab» ordnung des Staatsrates und des Gemeindcrate« von Lausanne auf das deutsche Konsulat, um daS Bedauern über den Zwischenfall ausruiprechen. Bern , 28. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung der Schweizerischen Depeschenagentur hat der General aus Wunsch de» Staatsrates des Kantons Waadt sein Waadtländer Landwebrbataillon nach Lausanne verlegt. In der deutsch - schweizerischen Presie wird der verhetzenden Rolle gedacht, welche seit Kriegsbeginn die welschichweizer Presie. besonder».Gazette de Lausanne' und ihr Leiter, Oberst Secretan, spielen..Zürcher Post' gibt die ollgemeine Stimmung der Blätter treffend wieder, indem sie sagt: Muß man sich über solche Vorfälle wundern, wenn die.Gazette' tagtäglich den Haß gegen alles Deutsche systematisch züchtet, wenn Secretan und seine Mitarbeiter täglich den Kampf gegen Deutschland als heiligen Kampf, als eine gute, gerechte Sache hinstellen, die Deutschen als Barbaren schmähen und verleumden und sich vorbehaltlos in den Dienst der von Pari» ausgegebenen Parole stellen? Bern , 28. Januar. (W. T. B.) Meldung der Schweiz «- rischen Telegraphen-Agentur. Da in Lausanne g e st e r n abend abermals Kundgebungen stattgefunden haben, hat heute der Bundesrat beschloffcn, den Bundes- Präsidenten Decoppet zur Besprechung der Lage mit dem Staatsrat des Kantons Waadt nach Lausanne zu entsenden. Die Polizei hat einige Verhaftungen vor» genominen; das Individuum, welches die Fahne vom Kon- sulate heruntergerissen hat. ist ermittelt. Bern , 27. Januar. sW. T. B.) Einige welsche Blätter suchen die Schuld an dem Lausanner Vorfall auch dem deutschen Konsul zuzuschreiben, der. da er die Gesinnung der Bevölkerung gekannt habe, aus Gründen des Takte? hätte unterlasien sollen, die Fahne zu hissen. Dazu schreibt der.Bund': DaS Hisien von Fahnen an den nationalen Gedenktagen gründet sich aus einen völkerrechtlich anerkannten Grundsatz, der überall geübt wird und auch bei un« Geltung haben muß. Der Hauptschuldige ist. nach dem.Bund'. ein gewisser Hunziker, Angestellter deS Konfektionshauses vonard Fröres, von dem er sofort entlasien wurde. Lausanne , 28. Januar. (W. T. B). DaS Jnfairteriebataillon, das auf Verlangen des Negierungsrats des Kantons Waadt nach Lausanne zur Unterstützung der Polizei im Sicherheitsdienst be- ordert worden ist, ist heute mittag hier eingezogen. Es wurde von einer zahlreichen Menge lebhaft begrüßt. Der Gemeinderat hat an die Bevölkerung einen Aufruf erlassen, in dem er zur Ruhe mahnt. Der heutige Tag verlief vollständig normal ohne irgend- welche Zwischenfälle. Der Bursche, der die Fahne heruntergerissen hat, wird von der Genfer Polizei gesucht, da er wahrscheinlich nach Genf geflüchtet ist. « Die.Norddeutsche Allgemeine Zeitung' schreibt: Wie wir hören, erschien der schweizerische Gesandte in Berlin gestern im Auswärtigen Amt . um der Kaiserlichen Re- gierung über die Verletzung der Fahne deS deutschen Kon­sulats in Lausanne durch eine Schar von Arbeitern, Schülern und Studenten Mitteilung zu machen und daran den AuS- druck lebhaften Bedauerns über den Vorfall zu knüpfen. Der Gesandte fügte hinzu, daß drei Personen verhaftet worden seien und der strafgerichtlichen Verfolgung entgegensähen. Der Bundesrat habe für die Wiederaufhissung der Jahne und ihren Schutz die erforderlichen Vorkehrungen getroffen. Die Kaiserliche Regierung hat dem Gesandten darauf ihre dankbare Anerkennung für die prompte Erledigung des be- dauerlichen Vorfalls durch den eidgenössischen Bundesrat aus- gesprochen._

die englische Thronrede zum Parlaments- schluß. Londo», 27. Januar. (W. T. B.j Die ParlamentSsesfion wurde geschlossen. In der Thronrede wird gesagt: 18 Monat« lang stehen meine Floite und Armee zusammen mit den tapferen Verbündeten England» im Kampi um die gemeinsame Freiheil und daS öffent- liche Reckt Europas gegen die Angriffe de« Feindes. Ich unterstütze die Entschlossenheit meines Volles dabeim und über See. unsere Flagge zum schlicßlichen entscheidenden Siege zu führen. Ich danke Ihnen für die willige Freigebigkeit, mit der Sie für die schweren Anforderungen de« Krieges Vorsorge getroffen haben. In diesem Kampfe, der uns aufgezwungen wurde von jenen, welche die Freiheit und Verträge, die wir heilig hallen, leichtnehmen. Wir werden uniere Waffen nicht niederlegen, bis wir der Sache, die die Zukunft und Zivilisation auf ihrer Seite hat, zum Triumph verholfen haben. Wilson für.militärische Sereitschnst'. New York , 28. Januar. (W. T. B.) Meldung deS Neuterschen Bureaus. Wilson sprach sich in einer Red« bei einem Bankett mit Nachdruck für militärische Bereitschaft aus. Er habe immer für den Frieden gekämpft, aber Freiheit und Ehre seien wichtiger als

Friede. Die Amerikaner werden niemals Streit suchen, ihn aber auch nicht feige vermeiden. Der Präsident erklärte: Ich kann mcht sagen, welches die imernatwnalen Beziehungen diese» Landes morgen fein werden, und ich meine.morgen' im buchstäblichen Sinne des Wortes. Das amerikanische Zlottenprogramm. Die ungeheuerliche Steigerung der Rüstungen zu Land und z« W.iffer wird das sicherste Resultat des Weltlrreges sein. Nicht nur in Europa , sondern auch drüben in den Vereinigten Staaten . Für den Ausbau der Union -Flotte stellt der Marineiekretär JestpbuS Daniels ein Programm auf. wonach die amerikanische Flotte bis zum Jahre l921 umfassen soll: 27 Schlachtschiffe l. Klasse. S Schlacht­kreuzer: 25 Schlachtschiffe N. Klaffe. 10 Pan,erkreu,er:!3 Borposten­boote; 5 Kreuzer 1. Klaffe. 3 Kreuzer II. Klaffe: 10 Kreuzer III. Klaffe: 108 Zerstörer; 18 Tieffcc-Tauchboote: 20 Kanonenboote; 1S7Küsten-lInterseeboote! S Monitore; I Provianlichiffe; 15 Heizungs- schiffe; 4 Transportdampfer; 3 Tender kür Torpedoschiffe; 8 Schiffe eine? Spezialiyps und 2 Munilionsschiffe. Zum Bau dieser Flotte sollen ausgegeben werden: 1917.... 95 372 ,27 Dollar 1918.... 110 422 750. 1919.... 93737500, 1920.... 95, 33 087. 1921....104 788 750. zusammen alio 502 482 214 Dollar mithin mehr als zwei Milliarden Mark in fünf Jahren. Zu diesen Ausgaben sollen noch 48 Millionen Dollar für bereit» genehmigte Schiffsbauten. 3 Millionen für da» Flugwesen und 25 Millionen Dollar für Reservemunition verausgabt werden, wa» ebenfalls noch im ganzen 300 Millionen Mark ausmacht. Und diese Ausgaben sollen nach dem offenen Geständnis de« Martnesekretär» nicht gemacht werden für die Landesverteidigung, sondern um»der amerikanischen Politik Geltung zu verschaffen'. Ein sozialistischer Wahlkampf in Rumänien . Dieser Tage fand im Arbeiteibezirk Galatz eine Nachwahl für daS zweite Kammerkollegium statt. Obwohl ein Sieg selbst in diesem Bezirk in'olge des schmählichen Wahlrecht« aussichtslos war, stellte die Partei den Genoffen Dr. R a k o w S k i als Kandidaten auf und nahm lebhaften Anteil an dem Wablkampf. Selbst- verständlich stand die Frage der Reutralilät oder Kriegs« beleitigung Rumänien» im Mittelpunkt de» Wahlkampfes. der dadurch eine eminent politische Bedeutung gewann. Mit welchen Argumenten unsere Partei dem gegnerischen Kandidaten entgegentrat, sei durch nachstehenden Auszug au» dem Wahlmanifest de» Genoffen Rakowski illustriert, den wir der.Lupta', dem Zenlralorgan der rumänischen Partei entnehmen. .Sollten wir auch so heißt es in dem Manifest beim lieber schreiten der Karpathen mehr Glück als die Italiener beim Ueberfchreiten der Tiroler Alpen haben... so ist es doch eine un­zweifelhafte Tatsache, daß dieser Feldzng un» Hunderttausende von Menschenopfern und viele Milliarden kosten würde. Ebenso un- zweifelhaft»st e». daß unser Krieg die Verwüstung Siebenbürgens bedeuten würde, denn es ist klar, daß die Ungarn eS nicht ohne ver­zweifelten Widerstand räumen würden. Ich frag« nun unsere KriegSpairioten, aufrichtig und ehrlich zu antworten, ob sie die Garantie dafür übernehmen, daß ein durch da» rumänische Heer oltupierteS Siebenbürgen auch nach dem Kriege bei Rumänien verbleiben würde? Ich meine damit nicht etwa die sicherlich nachfolgenden Revanchckriege, mit denen uns Oesterreich- Ungarn oder Rußland falls wir von dem einen oder dem anderen ein Gebietsteil annektieren bedrohen würden, sondern eine viel nähere Gefahr. Ich spreche von der Friedenskonferenz, welche Sieben- bürgen sogar au» den Händen eines siegreichen Rumäniens zurück- nehmen konitte, um es Oesterreich- Ungarn als Austausch gegen Belgien . Polen oder Serbien zurückzugeben.... In diesem Krieg« gibt e« keine endgültigen Okkupationen. Die heute von den Kriegführenden besetzten Gebiete sind nur vorübergehende Fau st Pfänder, um bei Friedensschluß als Tauschobjekte zu dienen... Es ist nicht möglich, daß diejenigen, welche da» nationalistische Ideal vertreten, mcht einsehen, daß der jetzige Krieg den Zu- sammenbruch de« Nationalismus bedeutet, daß die Zeit der kleinen nationalen unabhängigen Staaten, insbesondere auk dem Balkan und an den Usern der Donau vorbei ist und daß sie, wenn sie nicht in deutsch -österreichische Provinzen oder in russische Gouvernements ver- wandelt werden wollen, sich nach einer einschneidenden demokratischen Umwälzung im Innern miteinander vereinigen müffen. Es ist euch allen bekannt, daß die sozialdemokraiiiche Partei Rumänien « in Uebereinstimmnng mit den sozialdemokratischen Parteien Serbien », Bulgariens und Griechenlands die Politik der Eroberung und der nationalen Feindichast der Regierungen und der herrschenden Klaffen al« eine Politik festgenagelt hat. die nur zur Unterjochung der Balkanstaaien führen kann. Ihr wißt, daß wir für die d e m o- kratisch« Föderation der Ballanvölter eingetreten sind, wir find ober nicht gehört worden. Jetzt leben wir die Früchte der verirrten nationalistischen Politik. Da» unglückliche Serbien büßt für die Sünden der Regierungen aller Balkanländer.' Gegen den Kandidaten der nationalistischen Partei, den Pfarrer Lukaci. wendet sich Genoffe Rakowski mit folgenden Worten: »Während die Vertreter Christi die blutgetränkte Kriegsfahne erheben, bin ich stolz, daß mich die sozialdemolratische Partei beauf- tragt hat, im Namen der höchsten und menschlichsten Ideale, die da» Ehristentum früher verkündet hat, im Namen de» Frieden» und der Brüderlichkeit zwischen den Völkern zu euch zu sprechen.' DaS Manifest schließt: .In dem Augenblick, wo die Massen in allen kriegführenden Ländern au« dem Blutrausch erwachen... vollbringen«pur. indem wir auS diesem Donauwinkel, wohin die VerzweiflnngSrufe so vieler Völker dringen, gegen den Krieg, gegen seine großen und kleinen Urheber, gegen jede ErobernngSvolttik und gegen unsere Krieg»- Partei protestierend, ein große» Werk, nicht nur im Interesse deS rumänischen Volke», sondern im Interesse de» ganzen Europa .'

politische Uebersicht. Eine Zensurdebatte im badische« Landtage. Bei der Besprechung des sozialdemokratischen Antrages auf Aufhebung deS Belagerungszustandes wurden auch die Zensurbesttmmungen für die Presse behandelt. Man erklärte, schon mit Rücksicht auf das Ausland müsse die Preffezensur beseitigt werden. Ihr Uebergreifen auf die Behandlung inner- politischer Angelegenheiten und wirtschaftlicher Fragen sei ein Mißgriff gewesen. Das Verbot der Erörterung der Friedensziele sei unzweckmäßig. Man könne zur Preffe das Vertrauen haben, daß sie alles unterlasse, was unseren Feinden Vorteil bringe. Der Minister erklärte, von großen Mißständen, hervor- gerufen durch die Handhabung der Zensur, könne in Baden keine Rede sein. Da auch die Monopolstellung de« Wolffschen Bureaus bemängelt wurde, bemerkte der Minister, er»verde die Beschwerden über diese Telegraphenagentur an geeigneter Stelle zur Sprache bringen. Der sozialdemokratische Antrag wurde abgelehnt, dagegen ein im Laufe der Verhandlungen eingebrachter nationallibe- raler Antrag, die Regierung möge für eine tunlichste Milde- derung der Bestimmungen der Zensur eintreten, e i n st i m m i g angenommen.

ParlamentSzensur im sachfischen Landtage. Der ioualdemotralische Antrag am Wiederherstellung de» Vereins-, VersammlungS» und PreßrechieS bezw. Aufhebung deS Belagerungszustandes ist in der Kommisston des säcksi scheu Landtage« bisber in vier Sitzungen beraren worden. ES wurden eine Menge Ein,elfälle der Handhabung der Z-nsur gegenüber der Preffe und dem Vereins- und VersammlungS- leben erörtert. Eine besondere Rolle spielte das Eingreifen der Zensur m die Berichterstattung über die öffentlichen Landtags- sitzungen. Dabei wurde festgestellt, daß d a S sächsische Kriegsministerium diese Eingriffe veranlaßt hat. Die Regierung will die im Srrakgesetz ausdrücklich festgelegte Garantie der Freiheit und Unantastbarkett der Parka« menisbcrichte nicht gelten lasten. Sie ist der Meinung, daß auch dieie Bestimmung de» Sirakgeietzes außer Kraft gesetzt sei. So er- gab sich, daß nach dieser Auffassung auch nicht eine Spur von normaler gesetzlicher Grundlage für die Freiheit der Presse unter dem Belagerungszustand besteht. Im allgememen lehnt aber die Regierung die Verantworrung über den gegenwärtigen Zustand in bezug aui Einzelfälle ab und verweist auf die O b e r z e n s u r- stelle in Berlin , deren Anweisungen auszuführen seien. Zu einem Beschluß ist die Kommiifion noch nicht gekommen. Die sozialdemokratische Fraktion hat einen Antrag in der Zweiten Kammer eingebracht, nach dem die sofortige Auf- Hebung der Umsatz st euer durch ein besonderes Gesetz ver» langt wird. Diese Steuer darf nach dem neuen Gemeindesteuer- gesetze. da» am 1. Januar 1913 in Kraft trat, noch bis 1914 in den Gemeinden weiterbestehen, wo sie eingeführt war. Nur dürfen solche Steuern nicht neu geschaffen werden, von der besonders die Konsum- vereine betroffen sind. Die Erwartung, daß jene Gemeinden diese ungerechte Steuer nun von selbst wenigstens nach und nach auf- heben werden, ohne die gewährte Frist abzuwarten, erfüllt sich allem Anschein nach nicht. Dieser Umstand und die KriegSverhällniff« rechtfertigen den Antrag._ Zur Vestenernug der Kriegsgewinne. Der Bundesrat hat in der Sitzung vom 27. Januar dem Eni« wurf von LuSführungSbeftimmungen zum Gesetz über vor- bereitende Maßnahmen zur Besteuerung der KriegSgewinne vom 24. Dezember 1915 die Zustimmung er- teilt. Die AuStührungSbestimmungen werden alsbald imZentral- blatt für daS Deutsche Reich' veiöffentlicht werden. Der Bundesrat hat davon abgesehen, die Vorschriften des SicherungSgeictzcS allge- mein auf andere Arten von juristischen Personen aui Ginitd des § 10 Abs. 1 deS Gesetze» auszudehnen, er wird vielmehr im einzelnen bestimmen, ob und in welchem Umfang er sonstige juristische Personen de» bürgerlichen Rechtes, die eine auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, den Vorschriften deS Gesetzes unter« stellen will sZ 1>. Die Pflichtigen Gesellschaften haben die Geschäftsberichte und JahreSabfchlüfle nebst den Gewinn- und Verlustrechnungen der FriedenSgeschäflSjahr« und der Kriegsgeschäftsjahre sowie die darauf bezüglichen Beschlüfle der Generalversammlungen der von der obersten Landesfinanzbehörde bestimmten Behörde zu einem von ihr festzusetzenden Zeitpunkt einzureichen und dabei die Bildung der gesetzlichen Sonderrücklage, soweit sie nicht ohne weiiere» auS den eingereichten Bilanzen und JahreSabschlüffen ersichtlich ist, unter Beifügung einer Berechnung de» Mehrgewinns nachzuweisen. Für Gesellschaften mit beschränkter Haftung und eingetragenen Genossenschaften, die ausschließt, ch der gemeinschaftlichen Verwertung von Erzeugnisien der Gesellschafter oder Genossen oder dem gemeinschaftlichen Einkauf von Waren für die Gesellschafter oder Genoffen dienen, ist bestimmt, daß als Geschäftsgewinn im Sinne des Gesetze» nicht derjenige Teil des Reingewinns, der als Entgelt für die von den Gesellschaftern oder Genossen eingelieferten Erzeugniffe, oder al» Rückvergütung auf den Kaufpreis der von den Gesellschaftern oder Genoffen bezogenen Waren anzusehen ist. Ebenso soll bei V« r s i ch e r u n g» g e s« l l s ch a f t e n für die Fest- siellung de» GeschäftSgewinn» derjenige Teil de» Reingewinns aus- scheiden, der auf die den versicherten selbst al» sogenannte Divi- dende zurückzugewährenden Prämienüberschüffe entfällt. ß 9 enthält sodann noch ergänzende Bestimmungen über die Feststellung de» durchschnittlichen Friedensgewinns für den Fall der Umwandlung einer Pflichtigen Gesellschaft in eine andere Gesellschaftsform, sowie für die Fälle der Fusionen. Weiter ist der Reichskanzler ermächtigt, vorbehaltlich der späteren Beschluß- faffung deS Bundesrats eine anderweite Feststellung des durchschnitt­lichen früheren Geschäftsgewinns auf Antrag der Pflichtigen Gesell- schaft vorläufig zu genehmigen, wenn die Anwendung der Vorschriften de» ß 5 de» Gesetze» in einem einzelnen Fall« zu einer besonderen Härte führen würde.___ El« Spionageprozeh. Leipzig , 28. Farruar.(W. T. B.) Vor dem zweiten Straf- settat de» Reichsgerichts wurde heule gegen den wiederholt vor- bestraften Fabrikarbeiter Friedrich Holländer , geboren zu Sophien- tal. Kreis Lelms, wegen Spionage verhandelt. Nach dem Eröff, mingsbefchluß ist der Angeklagte, der früher in der französischen Fremdenlegion stand und den gegenwärtigen Krieg zum Teil als Unteroffizier in der deutschen Armee mitmachte und sogar da» Eisern« Kreuz erwarb, hinreichend verdächtigt,"ch des Verbrechens gegen§ l des alten und neuen Spionagegesetzes und des Rückfall, diebstahl« schuldig gemacht zu haben. Das erstgenannte Verbrechen i verrat geheimzuhaltender Gegenstände) soll er im Oktober und November 1912 begangen haben. Die Oeffentlichkeit wurde ausgeschlossen. Der Angeklagte wurde wegen vollendeten Verrats M-Uitärifcher Geheimnisse sowie Diebstahls in wiederholtem Rückfalle zu drei Jahren Zuchthaus, fünf Jahren GhrenrechtSverlust, unter Anrechnung von vier Mo- nalen UntersluchungShast, oerurteilt. Der Angeklagte hatte im Jrchre l91L m einer Hannoverschen Pulverfabrik, wo er als Ar- beiter tätig war. einige Proben Pulver entwendet und an daS französische Nachrichtenbureau in Longwh gelangen lassen. Bei der Strafzumessung kam erschwerend in Betracht, daß Holländer ohne jegliche Veranlassung Gegenstände, von denen er wußte, daß sie geheimzuhalten waren, verriet, strafmildernd dagegen, daß er sich als Soldat im Kriege gut geführt hatte.

Fritz»»» Friedländer-Fuld im Herrenhaus. Geh. Kommerzien- rot Fritz von Friedlönder- Fuld ist in das Herrenhaus berufen worden. Er gehört zu den Vertretern der Handels- und Industrie- weit als Inhaber der Kohlengroßfirma Emanuel Friedlönder u. Ko. in Berlin und Gleiwitz. _ Paul Lima« gestorben. Der Schriftsteller und longjährige Leitartikler derLeip- zvger Neuesten Nachrichten", Dr. Paul L i m a n, ist im Alter von 56 Jahren an den Folgen einer Gallensteinope- ration gestorben._ Lette Nachrichten. Die englischen Gesamtberluste. London , 28. Januar. (W. T. B.) Reutermeldung. Amtlich wird erklärt, daß die gesamten britischen Verluste an Getöteten. Verwundeten und Vermißten auf allen Kriegsschauplätzen bis 9. Januar 24 122 Offiziere und52S34öMann betragen.