Eine wichtige gewerkschaftliche Irage. In einer Sitzung des tzarkurtcntori'idjcn Koinitecs bc3 englischen Gewerkschaftskongresses kain dieser Tage die Frage zur Besprechung, ob eine Gewerkschaft streikenden Mitglie� dem, deren Ausstand den Bestimmungen des Munitions- gesetzes widerspricht, Streikunterstiitzung gewähren darf. Die Kronjuristen haben nämlich auf Intervention des Munitions» Ministers dies für ungesetzlich und jede Gewerkschaft, die in solchen Fällen chrc Mitglieder unterstützt, für vcrfolgbar er- klärt. Ter nationale Beirat für die Munitionsindustrie. der sich gleichfalls mit der Frage befaßte, hielt den Gegenstand für so wichtig, daß er allen Gewerkschaften, deren Mitglreder in der KrrogSindlrstrie beschäftigt sind, den Bescheid der Krön- jurrsten unterbreitete. Die Frage wird vor den GeWerk- schaftskongreß kommen. Die englische Regieruag im Dienst öes Zaren. Aus Amsterdam wird uns gsschrioben: Im„Labour Leader' vom 13. Januar hat Genosse Dm, toi A n i t s ch! i n, Dokretär deS russischen Matrosen- verbandet, in einem ofkmen Brief Wc erstaunlich« Hilfe» leistuwg bskanntgegsben, die der zarischen Regierung von feiten der englischen im Kampf gegen die OrganisationSbestrebungvn der russischen Arbeiter zuteil wird. Anitschkin berichtete: Der Ver- band der russtschen Matrosen hatte bis zum Oktober 1914 seinen Sitz in Antwerpen . Drei Tage vor dem Fall der Stadt über- siedelte er nach England, im Bcrtvauen auf das alte Asyl recht dieses Landes. Der Verband hat rein gewerkschaftlich« Ziele, er übertritt kein englische? Gesetz. Er hat seinen Sitz im Ausland nur darum, weil die aussischen Seeleute kein Koalitionsrecht be- sitzan. D«S Gesetz vom 4. März 1006 schloß sie ausdrücklich davon au«.� Seither müssen di« russtschen Seeleute den Kamps gegen d:s schrecklichen Zustände auf den Schiffen, die Rechtlosigkeit und die Amvendung der alten Gesetze PeterS deS Großen vom ausländischen Baden her organtsteren.— Am 20. Dezember ist nun die Polizei in das Londoner Bureau dieser nach ihrem Statut durchaus unpolitischen Bereinigung eingedrungen und hat olle Bücher und Papiere m Beschlog g»nomm«i. Auch die Aoh- nung deS Sekretärs wurde durchsucht, sein« Papiere. Manuslripte usw. Mitgenommen. Die Arbeit de» BerbandcS ist durch dies«, Angriff lahmgelegt. Und woö noch bedenklicher ist, eine Anzahl von Personen in Swßland, deren Rainen in den Schriftstücken vor- kmMnen. sind in Gefahr gab rocht. Anitschkin appelliert an die englischen Kameraden, um ihren gefährdeten russischen Kameraden zu Hilfe zu kommen. Er ovinnert hierb« an dl« skandalös« Au». lresexung des in Alexandrien durch die englisch -agyp tischen Be- Horden verhafteten und an die»usfische Regieruno ausgelieferten Genossen Arles (Adamowitsch). Wie der„Äabour Leader" vom 20. V M. mitteilt, ist die HauS- suchung beim Seemonnsverband und seinem Sekretär nicht ver- einzelt geblieben. Am selben Tag wurde beim Sekretär des Hilf«- kornitves für russische politische Gefangene und Flüchtlinge, Gc- nassen Tschitscherin, Hausdurchsuchung gehalten.— Am 6. Januar sollte Amtschkin» offener Brief als Flugblatt unter den Delegierten der Konferenz der Arbeiterpartei verteilt werden. Am Abend des b. kamen die Paletc aus der Druckerei im Bebel Hause am Eine halbe Stunde dovauf erschien«, fünf Polizei- beamte und nahmen eine Hausdurchsuchung vor. Sie nahmen alle Exemplare des offenen Briefes, ferner die vom russischen Htlsskomitee herausgegebenen Flugblätter und über tausend Exem- plare deS Finanzberichts für das letzte Vierteljahr m,t. Ter„Labonr Leader" sieht in dem Vorgehen gegen den See» mannsverband einen Teil einer allgemeinen Verfolgung der rufst- schon Arbeiter in England. Vor kurzem ist in Glasgow Genosse Peter Petrow verhaftet worden, der dorthin gekommen Mar, um an dem Blatt„Vanguard" mitzuarbeiten. Er hat auch in Versau, mlungen über die internationale Bewegung gesprochen. Eine unschöne Rolle stielt in dieser Angelegenheit die „Justice", die am 23. Dczemvcr einen Artikel:„W e r und was In �e'er Pe t r o w?" veröffentlicht hat, der in zweideutigen Wendungen durchblicken ließ, daß Petrow Agent einer auSIändi- schon Regierung sei. Der Glasgower Distriktsrat der„British Soeialist Party" hat dieses Vorgehen, das die„Justiee" in der fol- genden Nummer allerdings durch ein paar sympathische Worte über Petrow gutzumachen gesucht hat, in einem Brief an den.Labour Leader gekennzeichnet.
Noch ein anderer Fall wich im„Läbour Leader" gemelbell In diesem Blatt hatte eine Versam in I u ng sa: ize ige der South amvtaner Ortsgruppe der UnabhänMen Arbeiterpartei für den». Januar gestanden. Ms Vortragender ivsr der in London lebende russische Schriftsteller M a i S k h genannt. Am 8. erhielt Maisch ein Tele- graurm vom Schriftführer der I. L. P. Genossen P e r r i m a n, der ihn warnte, nicht nach Southampton zu gehen, da er sicher ver- haftet werden wuchs. Ein nachfolgender Brief PerrimanS, Vor genauere Angaben über die vorbereitete Polizeiaktion erhielt, er» reichte Maisch nicht. Es ist kein Wunder, daß unter den englischen Arbeitern die Opposttimiabeiveguna gegen die Dienstpflicht immer stärker wind. Sie sagen sich eben, daß die Wehrpflicht nicht allein kommt, soirdern ata Teil eines neuen politischen Systems kapitalistischer Klassen- Herrschaft. Der Bruch mit der Tradition des Asylrechts, das ehe- dem der Stolz des freien Briten war, bedeutet ebenso Liebedienerei gegen den verbündeten Zarismus, wie Preisgabe der alten Grund- rechte der politischen Freiheit. Itattens Kriegsausgaben. Lern, 29. Januar. (W. T. B.) Nach dem Mailänder„Tor- riere della Sera" betragen nach der Aufstellung deS italte- nischen Schatzamtes die Ausgaben für das Krieg?» und Marine- Ministerium von Ausbruch des Weltkrieges biS Ende Dezember vorigen Jahres 6416,9 Millionen, von denen 913,8 auf die Marin« entfallen. Di« Mehrbelastung gegenüber dem gleichen Zeitraum während deS Frieden» beträgt über 4,9 Milliarden. Die eigentlichen KricgSauSgaben belaufen sich auf 3744,7 Millionen; die übrige Summe wurde für die Kriegsausrüstung während der Neutralitat verbraucht. Ein italienischer Militarlleferungs-Skanüal. Bern , 80. Januar. (83. T. B.j Nach„Torrteve della Sera" wurde gestern in Neapel daS Urteil in dem großen Milttär-Liefe- rungS- Skandal veröffentlicht. Ein Major und ein Leutnant wurden zu je sieben Jahren, die Lieferanten selbst zu 10 biS 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Gegen öie amerikanische Munitionsausfuhr. Washington, 20. Januar. (W. T. B.) Eine Petition, die ein amerikanisches Munitionsausfuhrverbot«ach S u r o p a verlangt und von Millionen von Mnnern und Frauen aus allen Staaten der Union unterzeichnet ist, wurde durch den Verein amerikanischer Krauen für entschiedene Neutralität dem Senate überreicht. Sie veranlaßt� ein« heftige Debatte. Die Petition protestiert aus Menschlichkeitsgründen dagegen, daß aus Amerika Gegenstände ausgeführt werden, die von den Kriegführenden zum Töten benutzt werden, nnd betont, daß Deutschland während deS spanis ch-amerikani schen Krieges seinen Bürgern nicht erlaubte. Waffen und Munition an Spanien zu verkaufen. Senator Ken hon(Iowa ), der Einbringer«ineS Antrages für ein Munitionsausfuhvverbot, erklärte bei der Uebrrreichung der Petition: Die Unterzeichner dieser Petition sind weder eng- landfreundlich noch deutschfreundlich, sondern Freunde Amerikas , der Menschlichkeit und des Christentums. Die ungeheure Per- schiffung von Werkzeugen zur Tötung von Menschen ist nicht von der Menschlichkeit eingegeben, sondern von dem kaltblütigen Ent- schluß, Geld zu machen. Kenyon sagte, zu dem Gebot„Du sollst nicht töten" müßte man jetzt hinzusetzen:„Du sollst nicht anderen Helsen zu töten. Das Land dürfe die Tötung nicht dulden, als ob Wohlstand daraus entstehen würoe, wenn man Europa helfe, sein« Mänyer zu töten. Der Klang des Dollars könne den Schrei des Leidens von den Schlachtfeldern Europas her nicht übertönen. Nach dem Völkerrecht möge es ganz in Ordnung sein, mit diesen Sachen zu handeln, aber es sei gegen das Sittcngcsctz. Am Sonntag für den Frieden zu beten und die Woche dazu zu verwenden, Krieg?» waffen herzustellen, sei nicht? als, gerade herausgesagt. Heuchelei. Die demokratischen Senatoren Martine und A h u r st und der Republikaner Clapp sprachen für da» Ausfuhrverbot. Der Demokrat Robinson drang darauf, die Senatoren möchten die Regierung nicht so schnell zu einer Politik ermächtigen, welche, falls das Land in einen Krieg verwickelt werden sollte, ihm seine Lei- stungSfähigkeit zur Herstellung großer Waffenmengen nehmen würde. Denn selbst mit der jetzt stark angewachsenen Waffen- industrie würben die Vereinigten Staaten nicht fähig sein, sich selbst für einen Krieg auszurüsten, man würde dann auch nach den neutra- len Völkern ausschauen müssen. Der Republikaner Works verlangt« das Ausfuhrverbot im Interesse der Vereinigten Staaten und sagte
Russen wohl alL eiserne Portion führen, raffte ich zusammen, tunkte das Brot in den Honig und aß mit Gier. Seit neunzehn Stunden fast nichts gegessen, setzt erst merkte ich meinen Hunger. Einige Ucberflicger kamen angepfiffen und mabnten mich an Auf- bruch. Meinen Honigtopf in der Hand, schritt ich zurück über das Feld der Verwüstung. Einen derartigen Anblick zu schildern, muß ich mir versagen. Mich schauderte und fror. Die Sonne ging zur Rüste und der Wind strich unter meinen lose umgehangenen Rpck. Am Bahndamm, dem Ausgangspunkt des heutigen Kampfes. stgnd eine Exzellenz mit ihrem Stabe. Im Mantel, die Hand ««pufeonisch am dritten Knopf eingesteckt:„Run, wie steht's vorne?" „Ich glaube, die Russen brechen durch, Exzellenz, wir haben wie die. Wilden geschossen, aber sie sind zehnmal so stark wie wir." „Sind schon zurückgeschlagen, lieber Freund."„Gott sei DantI— tkxzcllenz wissen ja mehr als ich—" Ein Lächeln—. Hand an die Mütze:„Gute Besserung".„Danke, Exzellenz." Das war das Neue für mich, das Leben hinter der Front. Mit einem General fing'S an und endete in Berlin im Lazarett. Zu- nächst war mir'S, als ob die Welt sich wieder auftät« für mich; die Sinne, unter der Last des Tornisters und der übrigen AuS- rüstung zu dorn einzigen stetigen BorwärtSwillcn zufammenge- preßt, blühten wieder auf. Der Sand des Weges dehnte sich nicht mehr zu jener fein verschwimmenden Linie, di« zu durchschreiten war, bis zu jenem fernen Waldrand, in dessen Schutz der Feind kauerte und versteckt lauerte, bis die ersten pfeifenden Kugeln ihn offenbarten. Da» lag nun hinter mir, wie etwas Harte» und BöseS, und vor mir breitete sich am Horizont ein friedliches Abendrot. Erholung und Ruhe verheißend. AIS ich zum Verbandplatz kam, war e» Rächt. Unter dem großen Zelt leuchteten große Azetylenlampen. Ihr greller Schein fiel auf einig« Operationstische, wo unter der linken Hand de» verbindenden Arzte» Schwerverwundete leise ächzten. Hier rang die Weisheit des Menschen mit dem unerbittlichen Sensenmann, den sein allzuheißcL Blut frevelnd in die Schranken gerufen hatte. Welch ein Unterschied zwischen hier und da vorne. Die über- reiften, bis auf» äußerst« gespannten Nerven des Infanteristen ließen ja kaum ein ruhiges Wort über die Lippen kommen. Jedes Gespräch wurde im nächsten Augenblick zum Gezänk, und mischte sich ein Dritter ein. zum lauten Streit. Ob es sich nun um einen feindlichon Flieger oder um ein Brot oder darum, wie man Kar- toffeln kochte, handelte, kurz, all die nervöse Gereiztheit war ver- weht, weggeblasen mit einem Hauch. Aerzt«. Sanitäter und Wärter, alles sprach ruhig und sachlich, fast lindernd, und selbst die Verwundeten. Eben kam der Mann von der heißen Front, die ihm da» streitsüchtige Gepräg« gab. und hier stand er wie ein Lämmchen. War'S der Aderlaß, der ihm daS heiße Blut abgezapft hatte oder die Umgebung?— Der Leichtverwundete trat ans Licht, ließ sich verbinden, nahm seinen Becher heißen Tee und legte sich ruhig neben den andern auf da» Stroh des großen Stalles, unter dem der mistige Untergrund leise guackt«. Der Schwerverletzt« wurde sorgsam getragen und ächzt« und wimmerte oder lag wie tot da. Ich empfing meine Marie mit dem ärztlichen Befund und versuchte, sie mtr ms Knopfloch zu heften. Ein Sanitäter kam
mir zu Hilfe. Es war ein gefangener Russe. Al» er mir die Marke befestigt hatte, sagte er seufzend:.Wenn'» doch bloß schon ein End' hätte." Erstaunt horchte ich auf, der Mann sprach deutsch und noch dazu süddeutschen Dialekt.„Sind Sie Deutscher ?"„Ja, au» Sibirien gekmrtig, von einer deutschen Kolonie."«Sind Sie russischer Untertan?"„Na."..Sprechen Sie auch russisch?"„Nur a wen'g."„Und doch zum Heer eingezogen?"„Alle Deutschen sind ei'g'stellt." Merkwürdig, denk ich; Rußland hat doch sicher Menschenüberfluß und doch stellen sie national Unzuverlässige in die Armee ein. Oder ist vielleicht der Deutsch « an jeder Stelle verläßlich. Wa< bedeutet dann Vaterland und Heimat?!— Ich kann den Gedanken nicht zu Ende spinnen, bin zu matt. Trinke meinen Tee und lege mich aufs Stroh.„Ach. lieber Kamerad, gib mir doch zu trinken!" stöhnte eine matte Stimm«.„Hellmann, mein Gott, Junge, was haben sie Dir denn getan?" Er deutet matt nach der Brust,„ach Gott, Du armer Kerl". Ich laufe zum Sanitäter und bitte ihn um Tee.„Für Dich?"„Nee, für einen Kameraden."„WaS hat er?"„Druitschuß.".Ree. mein Junge, da ist nischt zu machen. Die Schweren versorgen wir selbst. ES ist besser. Du gibst ihm nicht, da muß man sehr vorsichtig sein." Ich gehe zurück und sag« ihm tröstend:„Der Sanitäter kommt gleich und bringt Dir. Aber warte mal:'n Löffel Honig kannste kriegen.— Magst nicht?— Na. hier haste wenigsten» den Löffel. Behalt ihn, vielleicht brauchst'n noch. Freti Dich, mein Junge, jetzt kommste schön in weiße Betten. Da hört die Uzerei uft." Hellmann hatte nämlich ein furchtbar unmilitärischeS Benehmen, war rührend weichherzig und gutmütig und delhalb bald das Spottziel der ganzen Kompagnie. Der Soldat ist wie ein Schul- junge. Kuscht, wo er zu kufchen hat und roh gegen dt« Schlappen. Den armen Hellmann hatten sie oft bi» zur Wut getriezt, und dann war der arme Junge wirklich so unwiderstehlich komisch, daß selbst die Ernsthaften lachen mußten. Jetzt nach vier Monaten habe ich ihn wiedergesehen. Er steht dick und gesund aus und doch steckt die Kugel noch in der Lunge. In der Nacht wurden wir Leichten geweckt.„Ja, Kinder, Ihr müßt raus. Wir können die Schweren heute nicht mehr all« wegschaffen. Es sind zuviel und 500 sind noch gemeldet. Sucht Euch im Dorf'n Quartier. Morgen früh 8 Uhr Abmarsch." Ich war kaum wack geworden. In dem dunklen langen Stall mit den flackernden Lichtern ächzte und wimmerte es in langen dichten liegenden Reihen. Draußen dämmerte es schon. Ich sah Kanonen stehen. Die Kanoniere sind für den Infanteristen die Krösusse. Ich ging zu ihnen, und richtig erwischte ich heißen Kaffee mit Zucker und eine dickgestrichen« Schmalzstulle. Do etn Artillerist behandelt den Infanteristen wie ein wohlhabender gutmütiger Mann den Bettler; er gibt, gibt sogar gerne, aber mit der Herab- lassung und moralischen Ueberlegenheit. „Ja, Ihr BumSköppe, Ihr habt'» jut. Alle» da. Fleisch. Zucker, Schmalz!"—„Na, denkste valleicht, wa haben nischt zu dun?"„J Gott bewahr«, ick weeß. Ihr müßt manchmal würgen, daß Ihr bei 30 Grad Kälte schwitzt. Dafür hängt Ihr Euer« Kram aber an die Kanone und wir schleppen unfern Affen und den I ganzen Kram mit rum, daß un» die Zunge rauShängt." i
zur Begrünbuna: Die Verwickelung««, welche zwischen UNS und auswäritgen Mächten entstanden sind, find das Ergebnis dieses Munitionshandels. Der Demokrat Lane sagte: Ich fürchte, wir werden früher oder später für unseren Waffenhandel Rechenschaft zu geben haben, und ich bedauere e», daß das Volk dieses Landes eS vorteilhaft gefunden hat, auf dieses Geschäft einzugehen._ Der Demokrat H i t ch c o ck beantragte die lleberweisung der Petitionen an den Handelsausschuß anstatt an den auswärtigen Ausschuß und sagt«: DaS ist keine auswärtige Angelegenheit, sondern eine rein heimische Frage; sie betrifft die Integrität und Solidarität unseres Volke». ES bildet sich ein Saß zwischen den großen Bestandteilen unserer Bevöflmtng, die im Auslände geboren sind. Für dies« Leute entspricht cS nicht der menschlichen Natur, still und gefühllos beiseite zu stehen, wem: sie große Industrien unseres Laiches da- mit beschäftigt sehen, tödlich« Waffen herzustelle», mit denen ihre Anvertvandten draußen getötet werden sollen. Senator S m o o t gab der Befürchtung Ausdruck, daß ein Ausfuhrverbot �augenblick- sich die auswärtigen Beziehungen de» Landes trüben könne. Der Demokrat Clarke sprach für daS Ausfuhrverbot, erklärte aber. e» sei eine Frage der auswärtigen Politik. Der Republikaner La F o l l e t t e sagte: Diese Erklärung von tnchr als einer Million Menschen ist von besorgniserregender Bedeutung; e» ist der Schrei dar allgemeinen Menschlichkeit im Lande, die keinen Ausdruck in der organisierten Presse finden kann, deren sich mächtige Jnter- essenten bemächtigt haben, welche di« Ehre de» Landes in Geld ausmünzen. Dieser bisher erlaubte Waffenhandel entspricht gültigen Präzedenzfällen deS Völkerrechts, aber in den letzten 18 Mo- naten sind die Grundlagen deß Völkerrechts erschüttert worden. Di« Auftechterhaltung unseres Rechtes. Waffen zu verkaufen, ist der LebenSatem zur Verlängeruno dc» Kriege« in Europa gewesen. Schließlich wurden die Petitionen dem Ausschuß für aus- wSrtige Angelegenheiten überwiesen. die unbotmäßigen Arbeiter Australiens . London . 20. Januar. (W. T. B.) Die„Times" meldet aus Melbourne vom 27. Januar. Die Unruhen in der Ar- beiterwelt beeinflussen fast alle Gewerbe Australiens und ver- Ursachen tiefe Besorgnis. Seit Beginn de» Krieges fanden 500 Streiks statt, viel« davon au« lächerlich unbedeutenden Ursachen. I» vielen Gewerben gewährten die Arbeitgeber höhere Löhne, um ein Still- stehen der Arbeit zu vermeiden. In Gidneh beschloß eine Brrsamm- lung von Arbeitgebern, an die Regierung von Neu-Südwale» zu appellieren, daß sie eine industrielle und finanzielle KrisiS verhindern möge, indem sie beschlösse, daß da« EinigungSamt keine Lohnerhöhua- gen gutheiße, sofern die Arbeiter Mindestlöhne von 8 Schilling 9 Prnce pro Tag erhielte».__
politische Uebersicht. Alldeutsche Wünsche. Die Ortsgruppe Berlin des Alldeutschen BerbcrndeS ließ sich gu Kaiser » Geburtstag von dem Freiherrn v. Vietinghoff- Scheel ein« Festred« halten, in der die Wünsche der Alldeutschen ganz unverblümt zum Ausdruck gebracht wurden. Die ,.P o st' be- richtet darüber: �_ „Glückwünsche unter dem Zeichen des höchsten Ernste» seien e», die da« Volk heute dem Kaiser darbringe. Wünsche für den Frieden, aber auch Bitten an den Kaiser. Möge er heimbringen � r« st l o » all« Sicherheiten für eine große deutsche Zu- kunft. Möge cx aber auch dem Volke die Lippen losen, damit es sich aussprechen kann über da». waS ihm am Herzen lieat. über die Gestaltung seiner Zukunft und di« Ziele, die c» sich in seiner übergroßen Mehrheit gesteckt hat, lieber seine» Volke« Grenzen hinaus möge er derer gedenken, die da draußen leiden um Ihre» Deutschtum» willen, besonder» der zwei M i l- lionen Deutschrussen, die unrettbar für Uns verloren sind, wenn ihrer beim kommenden Friedeneschlutz nicht gedacht wird. Die Stunde muh von selbst heranreifen au» dem wahren vollen Siege der Waffen; der un» entschädigen soll für d>e Riesenopfer, die daS Volk gerne und willig gebracht hat und die e» weiter bringen wird, so fern diese Stunde vielleicht auch noch ist. Darum soll« der Kaiset diese Stunde nicht künstlich zu früh herbeiführen lassen, damit wir nicht um den DiegcSprei» kommen, der den Erfolg unserer Waffen krönen soll." Mit diesem Wunsche werden die alldeutschen„Heimkrteger' wohl auf wenig Verständnis stoßen. „Burgfriedensbrecher auf Kanzel und Katheder." Mit dieser vielsagenden Uebeeschrift versieht die Korr«» spondenz de».Bunde» der Landwirte" einen mit heftigen Angriffen gewürzten Artikel. Festgestellt wird, daß in einem Dorf der Provinz Hannover ein Pfarrer auf der Kanzel gesagt bat: „Die Bauern verkauften jetzt ihre Produkte nur noch zu Wucherpreisen!" Im anderen Fall soll in Hildesheim eine Lehrerin zu ihren Schülerinnen gesagt haben: »Die Bauern halten ihre Erzeugnisse zurück und mästen sich damit und lassen di« Einwohner der Städte hungern!" Darin erblickt das Organ de» Bundes der Landwirte ein«— Störung de» Burgfrieden» II Da» geht selbst dem»Reich»- boten zu weit, der dazu u. a. bemerkt: »All« solche Verallgemeinerungen und Beschuldigungen be- züglich Wuchern» von Landleuten sollten peinlichst vermieden reevden. Im übrigen ist e« freilich Pflicht der Kirche, ein kräf- ttgeö Zeugnis gegen den Wucher und die Wucherer abzulegen, wo immer sie sitzen mögen, in der Stadt oder auf dem Lande." Bei den Angriffen, dl« di« Sachwalter de» Bunde » der Land- wirte vor einiger Zeit gegen den fortschrittlichen Reichstags- abgeordneten Dr. Wendorff richteten, haben die jetzt so empfind- samen Herren offenbar nicht an den Burgfrieden gedacht.
Zur Beschlagnahme von Nustbaumholz. Amtlich. Berlin , 30. Januar. (W. T. B.) In manchen Kreisest ist die Ansicht verbrettet, daß infolge der Bekanntmachung betreffend Beschlagnahm« und Bcstanderhcbung von Nußbaumholz und stehenden Ruhbäumen vom 15. Januar 1916(V. II. 206/11. 15 K R A) da» Fällen der angemeldeten stehenden Walnußbäume angeordnet worden sei oder die angemeldeten Bäume demnächst gc- fällt werden. Diese Ansicht ist irrig. Die Bekanntmachung ordnet lediglich eine Verfügungsbeschränkung über Nußbaumholz und stehende Nußbäume an. Ein Fällen der Bäume ist durch die Be- kanntmachuna nicht vorgeschrieben und ohne besonderen Grund auch nicht gestattet.____
Letzte Nachrichten. Ein« Konferenz der Munitionsminister. Pari», 30. Januar. (W. T.B.) LloydGeorge und B o n a r Law sind in Pari» eingetroffen, um mit Unterstaatssekretär Thomas zu beraten. Die Zusammenkunft hatte zum Zweck die Slufstellung eine» gemeinsamen RüstungSprogramms zwischen den Alliierten. ES wurden zwei Versammlungen abgehalten, die ein« mit Vertretern der Generalstäbe, die andere mit Artillerie- sachverständigen. Am Abend empfing Ministerpräsident Briand die Minister. _ Die Kämpfe in Marokko . Taza(Marokko ). 30. Januar. (W. T. B.)(Meldung der Agence HavaS.) Die französischen Truppen überraschten am 27. Ja- nuar daS Lager deS Agitator» Abd cl Malek und zerstörten e» voll- kommen. Der Agitator ist geflüchtet, seine Harka ist zerstreut.