Nr.33.- 33. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Donnerstag, den 3. Februar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritzplat, Nr. 151 90-151 97.
Desterreichisches Vordringen in Albanien .
Die Beschlagnahme der Gewebe.| Meldung des Großen Hauptquartiers.
Die Verordnung, die die Beschlagnahme der fertigen Gewebe betrifft, bezweckt offenbar die Sicherstellung des Heeresbedarfs. Da niemand weiß, wie lange der Krieg noch dauern tann, will die Heeresverwaltung sicherstellen, was sie an Bekleidungsstoffen für das Heer, einschließlich der Verwundeten, bedarf, also Tuch für Mäntel und Uniformen, Leinwand und Baumwollstoffe für Wäsche, Bettzeug, Schlaf- und Pferdedecken u. a. m. Um dieses Ziel zu erreichen, ist der Umkreis der Beschlagnahme recht weit gegriffen; es sind alle Gewebe beschlagnahmt. Indessen hat das wohl nur den Sinn einer Bestandsaufnahme, da für viele der jetzt beschlagnahmten Gewebe man denke an die Phantasiestoffe" zur Herstellung von Blusen und anderen Kleidungsstücken für Frauen die Heeresverwaltung offenbar keine Verwendung haben fann. Es ist somit zu erwarten, daß nachdem die vorhandenen Vorräte an Stoffen jeder Art genau festgestellt sind, ein Teil der beschlagnahmten Stoffe wieder freigegeben werden wird für den Verbrauch der Zivilbevölkerung.
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Für diesen Verbrauch bleiben vorläufig die in den Händen der Groß- und Detailhändler befindlichen fertigen Bekleidungsgegenstände und die in der Verarbeitung befindlichen Stoffe. Da die deutsche Konfektions- und Wäscheindustrie eine gewaltige Ausdehnung hat, so ist zu erwarten, daß diese auf Lager befindlichen Kleidungsstücke das Wort im weitesten Sinne gebraucht für geraume Zeit ausreichen. Aber freilich, der Markt wird nicht mehr in dem bisherigen Maße reichhaltig versehen sein und die Deckung des Bedarfs des Einzelnen wird eingeschränkt werden müssen. Wie groß die wirklichen Vorräte sind, muß sich erst herausstellen.
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Diese Einschränkung wird ziemlich weite Kreise der Bebölferung sicher nicht schwer treffen. In Deutschland wurde ein erheblicher Aufwand in Kleidern getrieben und es iſt ficher fein Unglück weiter, wenn die in den Haushalten vorhandenen Kleider aufgetragen werden müssen, ohne daß Neuanschaffungen gemacht werden. Wenn Männer und Frauen darauf verzichten müssen die Mode mitzumachen", wenn uns modern" gewordene, aber sonst noch brauchbare Kleider aufgetragen werden, so bedeutet das faum eine„ Entbehrung".- Anders steht's freilich vielfach in Arbeiterkreisen, wo man nicht eine Anzahl Kleider im Schrank zu hängen hat, sondern neben dem Arbeitsanzug in der Regel selbst bei besser fituierten Arbeitern nur noch ein zweiter Anzug vorhanden ist und auch der Vorrat der Frauen an Kleidern bescheiden ist. Noch schwerwiegender ist hier die Beschaffung von Wäsche. Der wohlgefüllte Wäscheschrank, der Stolz der Hausfrau, gehört dem Gestern an: in Arbeiterfreisen hat man sich daran gewöhnen müssen Konfektionswäsche zu kaufen und hält eine geringe Anzahl Wäschestücke im Hause. Hier also kann die Erneuerung des geringeren Vorrates sehr bald äußerst dringend werden, trotzdem selbstverständlich zu erwarten ist, daß die vorhandenen Kleider und Wäschestücke bis aufs äußerste ausgenügt werden.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 2. Februar 1916.( W. Z. W.)
Westlicher Kriegsschauplas.
Die feindliche Artillerie entwickelte in einzelnen Abschnitten der Champagne und östlich von St . Die( in den Vogesen ) große Lebhaftigkeit.
Die Stadt Lens wurde abermals vom Gegner beschoffen.
Ein französisches Großflugzeug stürzte, von unserem Abwehrfeuer gefaßt, südwestlich von Chauny ab. Die Jusassen sind verwundet gefangen genommen.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Eine stärkere russische Abteilung wurde von deutschen Streifkommandos an der Wiesieluche füdlich von Kuchecka Wola( zwischen Stochod und Styr) angegriffen und aufgerieben.
Unsere Flieger beobachteten in den Hafenanlagen von Saloniki große Brände, die offenbar von unserem Luftschiffangriff herrühren.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 2. Februar .( W. Z. B.) Amtlich wird ver lautbart, 2. Februar 1916:
Russischer Kriegsschauplab.
Bor der Brückenschanze nordwestlich von Usciesko wurde der Feind durch Minenangriffe zum Berlassen seiner vordersten Gräben gezwungen. An anderen Stellen der Nordostfront fanden Batrouillentämpfe statt.
Italienischer Kriegsschauplas.
Im Suganatale wurden westlich von Roncagno mehrere Angriffe eines italienischen Bataillons abgewiesen. Am Hang des Col di Lana wurde eine feindliche Sappenstellung im Handgemenge genommen und gesprengt. Au der Isonzofront Geschüttämpfe.
Südöstlicher Kriegsschauplah.
In Albanien gewannen unsere Vortruppen ohne Kampf das Südufer des Mati- Flusses. In Montenegro volle Ruhe; feine besonderen Ereignisse.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
ruber springen. Aber der Chauffeur will feinen Bosten nicht ben lassen, er befundet deutlich die Absicht, seinen Blaz nicht fampflos zu räumen. Was tun? Ihn fassen und mit ihm ringen? Und der Abgrund ist ganz nahe! Ihn gewähren lassen?" Ganz Rußland wußte, wer unter dem Chauffeur gemeint war. Ganz Rußland wußte auch, daß die Tragik der Lage mit jedem Tage mehr und mehr verschärft wurde durch die Feigheit derjenigen, die dem Chauffeur" am nächsten saßen und aus Furcht vor dem„ Abgrund" den wahnsinnigen oder betrunkenen Lenfer des Staatsautomobils nebst seiner Clique frei schalten und walten ließen. Nun tommt urplötzlich die amtliche Nachricht, daß an die Spiße des russischen Staatsautomobils ein neuer Lenker gesetzt ist. Nicht mehr der gréise Goremykin, der seit Februar 1914 mit erstaunlicher Zähigkeit, die nur durch seine Unfähigkeit übertroffen wurde, den Vorsiz im Ministerkabinett führte, sondern das konservative Reichsratsmitglied Stürmer lenkt nun die Geschicke des russischen Reiches. Ein Personenwechsel, offenbar aber tein Systemwechsel. Was über Stürmer bekannt ist, berechtigt zu keinen weitgehenden Erwartungen im Sinne einer Neuorientierung in der inneren Politik. Er ist ein Mann der Rechten, Fleisch vom Fleische der herrschsüchtigen Bureaukratie, die sich nur durch Gewalt vom Steuerruder fortdrängen läßt.
Das russische Staatsautomobil raft aber inzwischen weiter, Wahnsinn und Verbrechen am Steuer, Feigheit und Mutlosigkeit auf den Sigen der Insassen...
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Von einigem Interesse ist, wie die führende Berliner Presse sich zu dem Personenwechsel an der Spize der russischen Regierung äußert. Während die Mehrzahl der Blätter- wohl in Anbetracht des völligen Mangels näherer Nachrichten aus Petersburg in ihren Aeußerungen sehr zurückhaltend ist, schreibt die Kreuz- Zeitung " an leitender Stelle: „ Außerpolitisch gehört Stürmer nicht zum Kreise der Banslawisten, eher könnte man ihn deutsch freundlich bezeichnen.. Kann feine Ernennung mithin vom deutschen Standpunkte eher als ein günstiges Anzeichen gedeutet werden, so soll man sich doch nicht ettva übertriebenen Er wartungen hingeben." Es sei wohl ausgeschlossen, daß im Standpunkt des amtlichen Rußlands in der Kriegs- und Friedens. frage jegt bereits ein Umschwung eingetreten sein tönnte. Aber daß an der Stelle des Ministerpräsidenten nicht ein Mann steht, der einem sich später etwa anbahnenden Umschwunge hindernisse zu bereiten gewillt wäre(!), ist immerhin wertvoll."
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Die Kreuz- Zeitungs"-Männer scheinen demnach noch immer an ihrer traditionellen Zuneigung zum konservativen, amtlichen Rußland zu franken.
Der Zeppelin- Angriff auf England.
bar und die Preise werden sicher nicht gedrückt werden. Das Bureaus. Wie amtlich mitgeteilt wird, war der Luftangriff Aber dann fommt der unvermeidliche der letzten Nacht in großem Maßstabe unternommen. Die An Nun ist angeordnet worden, daß für Erzeugnisse aus ist ein gutes Geschäft. Web- und Wirkstoffen, soweit sie nicht beschlagnahmt worden Stillstand und Tausende von Ladenverkäufern und-verkäufe- greifer scheinen jedoch durch dichten Nebel behindert worden sind, die Preise nicht erhöht werden dürfen. Das beugt einer rinnen, von Kontorangestellten, Reisenden und sonstigem zu sein. Nachdem die Zeppeline die Küfte überflogen hatten, Ausnügung der Lage seitens der Händler vor, aber es Personal werden beschäftigungslos. Da der Absatz auch in nahmen sie ihren Kurs in verschiedenen Richtungen und ließen schüßt nicht davor, daß die vorhandenen Vorräte sehr schnell den Warenhäusern und Kleidergeschäften zurückgeht, so wird auf einige Städte und ländliche Bezirke vor Derbyshire , aufgekauft werden können seitens des faufträftigen Publi- hier abermals die Zahl der Arbeitskräfte vermindert. Ins- Leicestershire , Lincolnshire und Staffordshire kums, das auch hier„ einhamstern" wird. Daher werden un- gesamt wird es sich um viele Tausende von Menschen handeln, Bomben fallen. Es wurde einiger Sachschaden angerichtet. Bisher wurden 54 getötete und 67 verwundete bedingt Maßnahmen getroffen werden müssen, da- die auf solche Weise brotlos werden. Der Uebergang in Personen festgestellt. die Bekleidungs- und Wäschestücke, die aus andere Branchen dürfte kaum in größerem Maßstabe möglich den vorhandenen Stoffen Es bleibt daher nichts übrig, als daß- ähnlich wie Stoffen nach Deckung Deckung des Heeres- sein. -ähnlich wie bedarfs hergestellt werden können, wirklich den Bedürftigen bei den Tertilarbeitern der Staat helfend eingreift.- Es zukommen. Hier dürfte es ohne gewisse Eingriffe in den darf wohl erwartet werden, daß die Regierung bald ihre privaten Haushalt nicht abgehen. Vielleicht wäre die Lösung Entschlüsse nach dieser Richtung bekannt gibt. auf die Weise möglich, daß der Vertrieb nur gegen Karten geschieht, die von den Behörden ausgestellt werden. Jedenfalls wird hier eine Regelung der Verteilung eintreten müssen.
mit
Der neue Chauffeur.
In der„ Humanité" widersetzt sich der Sozialistenführer Renaudel dem allgemeinen Ra chegeschrei der Pariser Boulevardblätter wegen der Zeppelin- Angriffe auf Paris .„ Wenn wir unter Berufung darauf, daß die Deutschen angefangen haben, auch unsererseits wieder völker• Petersburg, 2. Februar. Die Petersburger Telegraphen- Agentur meldet: Minister- rechtswidrige Gewalttaten begehen und Frauen präsident Goremykin ist auf sein Ersuchen hin in und Kinder töten," sagt er, welches Recht haben seines geschwächten Gesundheits- wir dann, uns über unsere Feinde zu erzustandes von seinen Obliegenheiten als Minister- heben? Als Entschuldigung für solchen Rechtsbruch können präsident enthoben und zum Wirklichen Geheimen wir uns nicht einmal auf die Zweckmäßigkeit berufen. Rat erster Klasse ernannt worden. Das Mitglied Die einzige Furcht dieser Angriffe ist immer nur Empörung des Reichsrates Stürmer ist zum Minister- und Haß“. präsidenten ernannt worden.
Eine weitere recht schwerwiegende Frage ist, was mit den Arbeitern und Angestellten der Konfektionsbranche und der mit Geweben handelnden Firmen geschehen soll. Die Konfektionsfirmen arbeiten allerdings heute bereits zu einem erheblichen Teile für die Heeresverwaltung und insofern tritt eine Verringerung der Beschäftigung nicht ein. Aber die Zahl der auch jetzt noch mit Herstellung von Konfektion für die Zivilbevölkerung beschäftigten Arbeiter und besonders Arbeiterinnen Vor wenigen Wochen veröffentlichte der bekannte liberale ist selbstverständlich noch sehr groß und hier wird eine starke Politiker Mallatom in dem Moskauer Blatte„ Rußtija Einschränkung eintreten müssen. Im Handel mit Geweben Bedomosti" eine Parabel vom russischen Staatsautomobil, tritt eine angeſtrengte Arbeit für kurze Zeit ein: es müssen die lange in aller Munde war und die die Stimmungen in genaue Lageraufnahmen gemacht werden und die Eigen- den politischen Kreisen Rußlands treffend wiedergab: tümer werden große Posten von Waren alsbald abliefern. Sie machen dabei sicher ein gutes Geschäft, denn viele Stoffe, die so gut wie unverfäuflich waren, werden jetzt gebraucht, die Heeresverwaltung übernimmt sie, läßt sie zum Teil vielleicht umfärben und dann verarbeiten; gezahlt wird
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Zeppelin- Angriff auf Saloniki.
Saloniki, 2. Februar .( W. T. B.) Meldung der Agence a bas. Gestern morgen um drei Uhr bombardierte ein Zeppelinluftschiff heftig Saloniki. Es warf zwanzig Brandbomben ab. Es wurden zwei griechische Sol„ Ein Mann fizt im Automobil. Seine Mutter sigt neben ihm. Das Auto fährt mit wahnsinnniger Geschwindigkeit. Der daten, fünf Flüchtlinge, sieben Arbeiter und fünfzig andere Mann bemerkt plöglich, daß der Chauffeur betrunken ist, oder Bibilpersonen verwundet. vielleicht irrfinnig und gleichzeitig gewahrt er, daß die Maschine An militärischen Werken ist kein Schaden verursacht an einem Abgrund entlang raft. Der Mann will ans Steuer- worden.
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