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Der russische Heeresbericht.

Betersburg, 5. Februar. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 4. Februar. In der Gegend von Plafenen, östlich der Straße von Mitau , zerstreuten Zeile unferer Aufklärer mit Hilfe von Hand­granaten die Deutschen und lehrten ohne Verluste zurück. Süblich legfuel berfuchte der Feind im Laufe der Nacht Arbeiten auf der Düna auszuführen, wurde aber durch unser Fauer versprengt.

Auf einem Erkundungsflug nördlich des Harocafees bewarfen unfere Flugzeuge, heftig beschoffen von der feindlichen Artillerie, die feindlichen Linien und Trains, die auf dem Wege nach Widsy be­merkt worden waren, mit Bomben und lehrten glücklich aus dem Feuer der schweren und leichten Geschütze zurück.

Süblich Dubno gebrauchten die Desterreicher, um einen Angriff abzuweisen, Apparate, welche 30 bis 40 Meter Flammen marfen.

Washington , 4. Februar. ( W. T. B) Meldung des Reuterschen wiedergegebene franzöfifche Aeußerung über die Bedingungen ge­Bureaus. Lansing erklärte, daß die einzige Frage, um die es sich gangen, unter denen die deutsche Sozialdemokratie wieder in die jetzt handele. die ift. wie lange die Appam" noch in amerikanischen Internationale aufgenommen werden könne. Der Aufsteller dieser die bon Gewässern bleiben darf. Der Vertrag mit Preußen bestimmt, daß Bedingungen, die der patriotischen" Gruppe der Bataille" Brisen der deutichen Flotte frei in amerikanischen Gewässern aus franzöfifchen Syndikalisten herausgegebene Barifer und schon und einfahren dürfen. Von deutscher Seite wird gelagt, daß die veröffentlicht hat, ist Herr Charles Albert, Appam" so lange in Hampton Roads bleiben darf, als die Unter- diefer Umstand erfpart es uns vollständig, diesen Bedingungen suchung des deutschen Prisengerichts dauert. auch nur irgendeine Aufmerksamkeit zu schenken. Herr Charles Albert bat selbst nämlich nie der Internationale angehört. Dies kann man bekanntlich nur, sofern man Mitglied der sozialisti­Die Kämpfe in Kamerun. schen Partei seines Landes ist. Herr Albert aber, ein anarchistischer London , 4. Februar. ( W. T. B.) Meldung des Reuter- Literat, ist nicht Mitglied der französischen sozialistischen Partei. schen Bureaus. Der Befehlshaber in Stamerun meldet, daß wenn er sich jetzt anmaßt, der Internationale Bedingungen vor­sich wieder 58 Bewaffnete von dem Rest der deutschen zuschreiben oder auch nur vorzuschlagen, ist das eine lächer­Truppen den Franzosen ergeben haben. Eine starke französische tein Interesse daran hat, die heute vorherrschenden Mighellig­liche Wichtigtuerei, die niemand ernst nehmen wird, der Solonne rückt auf die spanische Grenze zu. teiten in und zwischen den sozialistischen Parteien zu verschärfen. Uebrigens weiß jedermann, daß die deutsche Sozialdemokratie

Auf der Front der mittleren Strypa warf ein Flugzeug von Grenzgefecht in Deutsch- Ostafrika . es gar nicht nötig hat, in die Internationale wieder aufgenommen" uns Bomben auf den Bahnhof Jezierna( 28 Kilometer nordwestlich London , 4. Februar. ( W. T. B.) Das Reuterſche Bureau zu werden sie bat eben nie aufgehört, ihr anzugehören. Der Zarnopol) und auf das dort vorhandene rollende Material. Am erfährt, daß in London soeben ein Bericht von einem Gefecht ein- Sekretär des Internationalen Bureaus, Genosse Camille Dniester setzte der Feind die beftige Befchießung unserer Gräben getroffen ist, welches im Dezember in Bombe an der Suysmans, hat dies überdies in seiner Arnheimer Rede aus­mit schwerer und leichter Artillerie fort. Unsere schwere Artillerie rhodesisch deutschen Grenze stattgefunden hat. Der drücklich festgestellt. Was soll also das Albertiche Geschwät? Sicher beschoß, unterstützt durch Beobachtung aus Flugzeugen, die feind Feind, welcher zweihundert Mann zählte und mit Maschinengewehren besteht bei den leitenden Personen der franzöfifchen Sozialdemokratie lichen Batterien in der Gegend der Dörfer Toporous und ausgerüstet war, griff einen Bosten an, der von sieben Europäern berzeit eine Abneigung, mit den Deutschen zu verhandeln. Aber Marancze( 15 und 12 Kilometer nordöstlich Czernowig). Nord- und zwanzig Mann der rhodefifchen Polizei, die ein Maschinen- die Internationale ist darum nicht aufgelöst. Und die französischen westlich von Bojan erreichten unsere Aufklärer einen gewehr befaß. verteidigt wurde. Nach anderthalbstündigem Gefecht Sozialisten werden in keinem Fall sich bei den anarchistischen Di­lettanten Rats erholen. Feinde besetzten Minentrichter, bewarfen ihn mit Handgranaten, 80gen fich die Deutschen zurüd. vertrieben die Desterreicher, fprengten zwei verbedte Minengänge, die unter unsere Gräben führten und schütteten den Trichter zu. Rautasus. Unsere Truppen verfolgen weiter den Feind, trotz des unwegsamen Geländes, trog Felsen, Engpässen und Schneestürmen.

bom

Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 4. Februar. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht. In der Racht zum 2. richtete der Feind auf unsere Stellungen am Col di Lana ( Hoch- Cordevole), nachdem er sie durch zahlreiche geworfene Sandgranaten beschädigt hatte, einen heftigen Angriff. Er wurde bollständig zurückgeschlagen. Am frühen Morgen stellten unsere Wufflärungsabteilungen, die aus ihren Linien herausfamen, ohne haß sie der Feind zu belästigen wagte, auf dem Gelände sowere Berluste fest, die der Gegner während des nächtlichen Angriffes er­litten hatte. Im Abschnitt vor La Tofana( Hoch- Boite) zerstreuten wirksame Schüsse unserer Batterien feindliche Abteilungen und fügten ihnen Verluste zu. Am Jfonzo feindliche Artillerietätigkeit, die hauptsächlich ihre Schüsse auf bewohnte Drte richtete. Unfere Batterien antworteten und richteten ein Sperrfeuer hinter die feind liche Linie. Zwei feindliche Flugzeuge warfen Bomben auf Gorgo im Grabosumpf, wo sie nur leichten Schaden anrichteten.

Meldung des türkischen Hauptquartiers.

Konstantinopel , 4. Februar. ( W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht: An der Jratfront versuchte der eind mit einem Teil seiner Kräfte von Felahie vorzustoßen. Er wurde durch unseren Gegenangriff zurückgeworfen und ge­zwungen, sich auf seine früheren Stellungen zurückzuziehen. An der St autasusfront tam es in verschiedenen Ab­schnitten zu Vorpostengefechten und zu örtlichen, noch fort­dauernden Stämpfen. Sonst nichts von Bedeutung.

Die deutsche Lufitania"-Note überreicht.

Washington , 5. Februar. ( W. Z. B.) Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff hat dem Staatssekretär Lansing die letzte Mitteilung Deutschlands über den Lufitania"-Fall überreicht.

Das Schicksal der Appam." Washington , 4. Februar. ( W. T. B.) Meldung des Neuterschen Bureaus. Die Regierung hat sich zugunsten des deutschen Anspruches entschieden, daß der preußisch amerikanische Vertrag im Appam" Fall anzuwenden fei. Die Interpretation ber Bestimmungen des Vertrages bleibt jedoch noch zu bestimmen.

Front und Etappenfoldaten.

Eine Kritik an Vandervelde .

Die Arbeiterfrage nach dem Kriege.

Nach Daily Expreß vom 31. Januar führte ord Zur Beurteilung der Stimmung, die wenigstens bei einem Teil der Besucher der Vanderveldeschen Versammlungen in der Rothschild in einer Rede über die Arbeiterfrage auf der Schweiz herrschte, kann ein von einer Gruppe internationaler Jahresversammlung der Aylesbury Unionist Association etwa Sozialisten" herausgegebener offener Brief an Vandervelde " folgendes aus:" Ich meine, wir werden nach dem Kriege Sienen, der in den Berjammlungen in Genf , La Chaug be Fonds, eine sehr ernste Krise haben. Ein großer Teil der Biel, Brustrut usw. an die Anwesenden verteilt wurde. Wir geben Arbeiterschaft des Landes und zwar die geschulten Arbeiter, die 85-45 Schilling die Woche verdienten ift unvermittelt im folgenden einige Stellen des offenen Briefes" wieder: Mit den wärmsten Gefühlen haben die Unterzeichneten zu einem Wochenverdienst von 5 bis zu 15 Pfund Sterling sympathisiert und sympathisieren von Herzen weiterhin mit dem gefommen. Wenn behauptet worden ist, daß eine der schwie­belgischen Volte und vor allem mit den belgischen Arbeitern, rigsten Fragen nach dem Kriege sein wird, wie für die In­die von so viel Unglück und Leiden heimgesucht wurden. Aber validen oder die beschäftigungslosen Soldaten ein Auskommen wir können auch das Unglüd und die Beiden nicht vergessen, zu finden ist, so halte ich das für ein Kinderspiel gegenüber welche die Armeen des mit dem belgischen König verbündeten der Frage, mit welchen Mitteln der Unzufriedenheit russischen Zaren über die unglückliche Bevölkerung Galiziens ge- über den Lohnrüdgang zu steuern sein wird, den die bracht haben...

Grinnern Sie sich, Herr Vandervelde , der Resolutio- Heimarbeiter erfahren werden, und der notwendigerweise nen der internationalen Kongresse und besonders des Baseler eintreten wird, wenn die Herstellung von Kriegsbedarf ein­Kongresses, dem Sie prä fibiert haben. Indem Sie mal aufhört."

diesen Krieg voraussagten, haben Sie ihn als einen imperia­listischen Raubfrieg gekennzeichnet und erklärt, daß die sozia­ listischen Parlamentarier gemeinsam mit dem internationalen sozialistischen Bureau die Pflicht haben, zu intervenieren, um den Krieg

Auch der Nachfolger des Forward" beschlagnahmt.

London , 4. Februar. ( W. T. B.) Das neue sozialistische

so rasch als möglich zu beendigen und mit allen ihren Blatt Worter " in Glasgow wurde beschlagnahmt. Es Kräften die ökonomische und politische Krise zur Beschleunigung war das Organ der schottischen Syndikalisten.

Wohlwollende Neutralität.

des Sturges der kapitalistischen Klassenherrschaft auszunüßen... Alle Sozialisten haben diesem Manifest gegenüber Treue gelobt. Aber die Sozialpatrioten aller Länder und Sie, Herr Vander­ velde in erster Linie, haben diese Treue gebrochen Der Labour Leader" berichtet, daß das Mitglied der Arbeiter. Wer seiner Klasse treu bleiben will, muß wenigstens mit partei G. J. Wardle bei der ersten Lesung gegen das Militär­der Zimmerwalder Konferenz fagen, daß die dienstgeseg stimmte, daß sein Name jedoch bei der zweiten gefung sozialistischen Minister Geiseln sind, um die heilige Einigkeit" weder unter denen, die mit Ja, noch bei denen, die mu Nein gestimmt aufrechtzuerhalten, daß sie dadurch vor der Arbeiterklasse, vor hatten, zu finden war. Die Erklärung liege in der Tatsache, daß ihrer Gegenwart und ihrer Zukunft die Verantwortung für Wardle aus bestimmten Gründen für das Geiez stimmen wollte, diesen Krieg und seine Biele mit den herrschenden Klassen über aus anderen Gründen, zu denen die einstimmige Oppofition der nommen haben, und daß das internationale sozialistische Bureau Erefutive des Eisenbahnverbandes gehörte, das jedoch nicht gut in seiner Aufgabe vollständig versagt hat. fonnte. Schließlich ging er nach Crewe zu einer Veriammlung, in der A. Bellamy sprach, um dort zu diskutieren und zu entscheiden. Das Unglüd wollte es, daß die lofale Organisation beichioffen hatte, die Veriammlung zu einer Antifonstriptions demonstration zu gestalten. Ein Kollege versuchte ihn zu trösten. Gut, fagte er, alles ist in Ordnung die Versammlung wird sich machen.

Bei aller Schärfe dieser Kritik ist sie doch bei denjenigen Genossen berechtigt, die nicht einseitig gegen Bandervelde und seine Freunde vorgehen, sondern seine Gesinnungsgenossen in allen Bändern bekämpfen, um die internationale Aktionsfähigkeit des Proletariats wiederherzustellen.

Die Musterung für die Internationale.

Man schreibt uns aus mit erdam:

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Als große Wohltat für die Soldaten hat sich die Einrichtung von Heimen erwiesen, wo ihnen zu mäßigen Preisen Speisen und Getränke verabfolgt werden, wo sie ausruhen tönnen, wo ihnen Leje- und Schreibzimmer zur Verfügung stehen, und wo gelegent­liche Konzerte und theatralische Unterhaltungen ihre Mußestunden ausfüllen.

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Die Sache für den Dienstzwang ist vergeben, die Sache gegen ben den Dienftawang ist bergeben. Du kannst die Lücke auss füllen und die Sache der Neutralität erörtern.- Ich freue mich bon einem Korrespondenten aus Crewe zu hören, fügt der Mit­arbeiter des Labour Leader" hinzu, daß Mr. Wardles Neutralität wenigstens eine den Militärdienftgegnern freundliche war."

Durch einen Teil der Presse besonders der bürgerlichen ist vor einigen Tagen eine von der Internationalen Korrespondenz" Jahre 1615 aus politischen Gründen die Brüder Gotthard und von denen der Pioniere und Arbeitssoldaten, nur wenige Spuren Magnus v. Molde ermordet. Bei der Wahl der Herzöge spiellen von schweren Strapazen als die der eigentlichen Frontsoldaten. Geld, Heiratsprojekte und diplomatische Künste, von Jiußlono, Den Unterschied findet man im Gesichtsausdrud. Es liegt etwas Polen und Schweden in Bewegung gefeßt, gewöhnlich eine große Gespanntes im Ausdruck des Frontsoldaten, gerade so wie über­Oftpressequartier, 28. Januar 1916. Rolle. Bürgerunruhen und der Mülleraufstand im Jahre 1792 haupt bei Menschen, die ihre Gedanken und ihre Aufmerksamkeit ließen es dem Herzog Peter Biron geraten erscheinen, auf den start tonzentrieren. Das ist wahrscheinlich eine Folge des be­An der Düna entlang wuchsen in den letzten Jahrzehnten Thron zu verzichten. Während der Bauer in Leibeigenschaft ständigen angestrengten Beobachtens auf der Wache, im Schüßen­mehrere Städte mit modernem gewerblichen Leben heraus. schmachtete, tobten Hof und Adel in oft ausgelassenen verschwens graben, bei Patrouillengängen und vor allem während der Kämpfe Dünaburg gilt wohl mit Recht als ein schon heute bedeutender berischen Bergnügungen sich aus. Große Jagden lösten rauschende im Angriff als auch in der Verteidigung. Alle Sinne werden sentraler Handels- und Berkehrspuntt. iga sah in seinen Feste im Schloß und in den Adelspalästen ab. Herzog Friedrich darauf eingestellt, Gefahren zu erspähen und abzuwehren, Blößen Mauern ein reiches industrielles Leben sich entwickeln. Troß man- Kasimir erlaubte sich den Lugus einer italienischen Oper, einer des Gegners zu erforschen und auszunuben. Je länger solche cherlei russischer Schikanen ließ es sich seinen Rang als einer der Hofkapelle, einer Falkonerie( Falten zur Jagd) und eines präch- Anspannung andauert, um so schärfer prägt sich ihre Wirkung in wichtigsten Hafenpläße nicht streitig machen. Alle geistigen Strö- tigen Marstalls. Man war nicht ängstlich und auch nicht prüde in den Gesichtszügen aus. Das Auge wind leuchtend, ruhig, fast starr, mungen finden hier willige Beachtung und vielfach Bereicherung. Dieser guten alten Zeit; im Austosten derbsinnlicher Lebenslust wie stets auf einen Punkt gerichtet. Zudem ist der Soldat, der viel ibau rang sich zu einer im weltwirtschaftlichen Verkehr mit vergingen diesen Auserwählten des Glücks die Tage. Schweres durchgemacht hat, viel Furchtbares erlebte, vielfach zählenden Hafenstadt empor, und auch Windau erlangte durch Jezt haben in vielen Gebäuden, in denen einst der Hof und schweigsam, beinahe scheu zurückhaltend. Selbstverständlich spielt feinen Hafen, der in Zukunft zu einem der ersten Umschlagpläge Adel sich ergößten, militärische Kommandos ihr Quartier aufge- bei den einzelnen in ihrem Verhalten der Grad der geistigen Reg­an der Ostsee heranreifen fann, bereits eine gewisse Bedeutung. schlagen. Andere Gebäude wieder beherbergen Lazarette, Sol- samkeit und Elastizität, ihre Erziehung und ihr Charakter sowie An der ehemaligen furländischen Hauptstadt, die von den ge- batenheime, Offizierstafino, Depots, militärtechnische Bureaus, auch ihre Weltanschauung und politische Reife eine große Rolle. nannten Städten wie von einem Kranze umgeben wird, rauschte Verwaltungen usw. Man rühmt nicht mit Unrecht das Organi- Das nur Typische in der Psyche der Soldaten und in der Wir­ber Strom der wirtschaftlichen Entwidlung mit seinem Fluten und fationstalent der Deutschen . Aber mit dem Talent allein ist noch tung des Krieges auf ihr Seelenleben ist verhältnismäßig nur Ereiben fast spurlos vorüber. Das moderne Haften und Jagen nichts vollbracht. Was in diesem Ariege geleistet worden ist, er gering. Mindestens gibt es starte grabuelle Unterschiede. Jeden­nach Erwerb und Gewinn, das Großzügige auf allen Gebieten des fordert eine Unsumme von Arbeit und den Ausbau eines viel- falls aber ist die Bahl der Renommisten, die von Heldentaten und gewerblichen und gesellschaftlichen Lebens hatte in Mitau teine gestaltigen Apparats. glücklich bestandenen gefährlichen Abenteuern breit und wichtig er­Bflegeftätte. Die Riesenschritte der technischen Entwidlung gingen zählen, unter denen, die die Ereignisse nur aus der Ferne erlebt, über die frühere herzogliche Residenz hinweg. Sie erhob sich kaum verhältnismäßig größer als unter denen, die solche Gefahren wirk­über die Grenzen eines bescheidenen, stillen, verträumten Land­lich durchkosteten. Was sie erlebten, war oft so furchtbar, so ent­städtchens hinaus. Zwar erhielt es einige Fabriken, aber sie geben feglich, daß sie die Erinnerung daran aus ihrem Gedächtnis aus­ber Stadt kein Gepräge. Der bauliche Charakter der Stadt ist in löschen möchten. Und je größer das Schreckliche war, das sie er= den letzten Jahren allerdings etwas gestört worden. In verschie leben mußten, um so stärker auch das unbewußte Bedürfnis, wenig denen Straßen reden sich zwischen den alten gemütlichen Holz- In Mitau hat das frühere Gesellschaftshaus der russischen stens jest nicht daran erinnert zu werden, es in der Erinnerung häusern und dem in Rokoko - und Barockstil gehaltenen öffentlichen Beamten und Offiziere ein derartiges Soldatenheim aufgenommen. zu durchleben. Nur Eitelkeit kann solches Gefühl gänzlich unter­Bauten sowie den ehemaligen Winterquartieren der baltischen Die Lese- und Schreibzimmer werden start benutzt. Die Küche ver- brücken und die Sucht, in Selbstbespiegelung sich zu sonnen. Barone prozzig hohe Wietskasernen und andere Spekulationsbauten abfolgt täglich 200 bis 300 Bortionen Mittagessen. Danach kämen Im Gegensatz zu dem Frontsoldaten, der wirklich Schweres empor. In der Gegend von Mitau ist eine Reihe von Ziegeleien im Durchschnitt auf jeden Mittagsgast 1% Karten und Briefe, die erlebte, das ihn mehr bedrückt als rein persönliche Strapazen und entstanden. Als die Konkurrenz den Preis der Erzeugnisse start allein im Heim geschrieben worden sind, wenn man die Gesamtpost Entbehrungen, ist der Stappensoldat im allgemeinen durch den herabgedrückt hatte, errichteten mehrere Befiger die erwähnten und die Zahl der Portionen in Vergleich stellt. Die Gesamtzah! Strieg wenig berändert worden. In seinem Ausdrud liegt vielfach Bauten, um auf diese Weise entweder als Wohnungsvermieter der aus dem Heim in einem Monat aufgelieferten Postfachen be- eine gewisse Behaglichkeit. Mit vielen Frontsoldaten haben wohl oder beim Berkauf der Säufer ein besseres Geschäft zu machen, als trug nämlich im vorigen Monat rund 15 000. Das zeugt davon, die meisten Uniformierten hinter der Front die Wünsche und sor­menn sie die Steine zu dem niedrigen Marktpreis verkaufen. Das daß zwischen der Front und der Heimat ein lebhafter schriftlicher genben Gedanken gemein, die hinüber spinnen zu den Daheim­verursachte natürlich im Kreise der Besizer alter Häuser und bei Verkehr unterhalten wird. Auch das Lefebedürfnis ist sehr groß. gebliebenen. Jedoch gibt es auch eine nicht geringe Anzahl von ben zunftmäßigen Baumeistern einige Aufregung. Mitau felbft Die Verwalterin einer bedeutenden Leihbibliothek in Mitau er- Soldaten, die im Kriege bequemer und sorgloser leben als im wurde dadurch in seinem Dornröschenschlaf wenig gestört. Sierher zählte mir, daß noch niemals auch nur annähernd so viele Bücher Frieden bei schwerer Berufsarbeit. Für den Familienvater, dem zogen sich Leute zurück, die in Ruhe und Beschaulichkeit ihr Leben entliehen worden wären, wie nach dem Einzuge der Deutschen . das Wohl seiner Angehörigen am Herzen liegt, mag dieser Um­befchließen wollten. Man vermied große Aufregung, begnügte fich Die Soldaten geben im allgemeinen leichter Unterhaltungslettüre stand wenig Beruhigendes haben; die ledigen Soldaten, alle Sol­mit etwas Aesthetit, Literatur und Musik. Der Besuch eines See vor allen anderen Werken den Vorzug. Sie suchen Entspannung daten, die nicht durch irgendwelche starken Bande mit der Heimat babes oder eine Sommerreise unterbrach den sonst ruhigen Fluß von dem Druck, der nach furchtbaren Erlebnissen den meisten auf verbunden find, beeinflußt die Befreiung von Sorge um Brot, des lieb und vertraut gewordenen Dahingleitens nach spießbürger- der Seele lastet. Das Lesen von Romanen, Humoresten und Wohnung und Kleidung mehr oder minder erheblich. Sie finden licher Weise. Der Kaufmann, der seinen Laden aufmachte. hatte| Erzählungen bietet ihnen die gewünschte Ablenkung. ein anderes, ein angenehmeres Verhältnis zum Kriege und zu feine weltumspannenden Pläne. Gr befriedigte die Bedürfnisse Den meisten Heimbesuchern wie überhaupt fast allen Soldaten ihrer jezigen Lage als die Familienväter, als die anderen Dienst der Mitauer und der Landleute aus der Umgebung. Dazuber Gin- fieht man es an, ob sie lange in der Gefechtsfront waren und an pflichtigen, die vielleicht ein mühsam aufgebautes Geschäft schließen aus gingen feine Wünsche und seine Unternehmungsgelüfte im all­mußten oder sonstwie ihre wirtschaftliche Existenz bedroht oder gemeinen nicht. bernichtet fehen. Solche Leute denken, empfinden und wünschen naturgemäß auch anders als der Kreis jener Soldaten, denen ber Strieg zu einem größeren Einkommen, zu einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage verholfen hat. Düwell, Kriegsberichterstatter.

Früher allerdings, zur Zeit herzoglicher Macht und rittersayaft lichen Glanzes, war witau die Stätte pruntvoll lärmenden, höji schen Lebens, rauschender Feste, politischer Intrigen und Werde. Auf Anstiften Herzog Wilhelms wurden hier auf dem Markte im

Stämpfen teilgenommen haben, oder ob sie ihrer Dienstpflicht in gefahrlosem Bereich hinter der Kampflinie genügt haben. Ich meine damit nicht die Verschiedenheit im allgemeinen Aeußern, in der Ausrüstung und in der Kleidung. In der Etappe gibt es Soldaten, die kaum ein Gewehr in der Hand batten, manchen sieht man draußen ohne Waffe und ihre Uniformen tragen, abgesehen