Einzelbild herunterladen
 

Einberufung im fluslanA befindlicher Griechen. Athen , 7. Februar. (W. T. B.) Havasmeldung. Der König hat einen Erlas; unterzeiSuet, durch welchen alle Griechen der Jabr- gänge 1892 bis 1Sl4, die fich im Auslande aufhalten und sich der Militärpflicht entzogen haben, unter die Fahnen gerufen werden, mit Ausnahme derer, die in Rußland , in der Türkei , in Buk» garien oder Rumänien ihren Wohnfitz haben. Die /lusfuhrfrage in den rumänischen Parlamenten. Bukarest , 6. Februar. sW. T. B,) In der Kammer richtete der Abgeordnete Protoprescu an den Ackerbauminister die Anfrage, ob es richtig sei, daß Mitglieder der Zentralkommiision für Verkauf und Ausfuhr von Getreide seitens gewisser Produzenten K o m m i s s i o n S g e b ü h r e n erhallen haben, um diesen zu vor- teiihasten Abschlüssen zu verhelfen. Wenn dem so sei, wünsche er die??amen dieser Mitglieder zu erfahren. Der Ackerbauminister möge mitteilen, welche Maßnahmen er in dieser Angelegenheit er- griffen habe. Im Senat bemängelte Senator JSworeanu, daß das ArbeitSministcrium auf die Leitung des Eisenbahnwesens un- genügenden Einfluß befitze. Er wünsche die Aufmerksamkeit des Ministers auf die beklagenswerten Zustände in dieser Verwaltung und insbesondere auf die berüchtigte Frage der Verteilung der Waggons zu lenken. Er frage den Minister, ob er die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission bewillige, welche sich mit dieser traurigen Sachlage zu befassen hätte, und ob er sich verpflichtet fühle, die Ergebnisse dieser Untersuchungen zu veröffentlichen. Es gibt, sagte der Redner, heute kein Theaterstück und keine Poffe, wo man sich nicht über die Waggonverteilung lustig macht, Der Mini st er für öffentliche Arbeiten Angelesen stellte fest, daß infolge des Krieges fich Rumänien nicht eigener Waggons für die Ausfuhr bedienen könne, und auch die Einstellung der in Rumänien befindlichen fremden Waggons in den Dienst genüge nicht, die Bedürfnisie aller Landwirte zu befriedigen. Ebenso habe daS Abkommen mit den österreichischen und den un- garischen Eisenbahnen keine befriedigende Lösung für die Frage des Waggonmangets geschaffen. So sei die Lage bis Oktober ISlö ge­wesen. Seitdem gehöre der Gegenstand in den Wirkung»- bereich der Zentralausfuhrkommission. Unter- suchungen au den Grenzen hätten Mißbräuche mehrerer Stations- vorstünde ergeben, die abgesetzt werben sollten. Der Minister er- klärte, er habe alle Belege bereit, um zu beweisen, daß niemand degürcftigt worden sei. Unter den heutigen Umständen Begünsti- gungen zu gewähren, wäre ein Verbrechen. Senator JSworeanu erwiderte, er billige die in der Vergangenheit getroffenen Maß- regeln, die übrigens zeigten, daß die Klagen berechtigt gewesen feien. Er fordere aber auch Maßregeln für die Zukunft gegen etwaige Schuldige._ Der sranZöfische Tagesbericht. Paris , 7. Februar. (W. T.B.) Amtlicher Bericht von gestern nachmittag. Während der Nacht herrschte schwache Arlillerietätigkeit. In der Champagne richteten wir ein vernichtendes Feuer auf feindliche Schützengräben in der Gegend von Maisons de Champagne. Gestern griff im Laufe des Tages eines unserer mit Geschütz ausgelüfteten Flugzeuge eiu feindliches Flugzeug an, das brennend abstürzte. Paris , 7. Februar.<W. T. B.) Amtlicher Bericht von g e st e r n a b e n d. In Belgien richtete unsere Artillerie im Verein mit der englischen Artillerie ein Zerstörungsfeuer aus die deutschen Gröben gegenüber von Boesinghe. Oestlich dieser Kegend wurden zwei feindliche Batterien durch unsere schwere Artillerie zum Schweigen gebiacht. Oestlich von Soissons beschoffen wir feindliche Werke auf der Hochfläche von Chassemy. Aus neuen Mitteilungen gebt hervor. daß die Beschießung, die wir gestern in der Champagne gegen feindliche Werke auf der Hochfläche von Navarin richteten, borzüg« lichs Ergebnisse gezeitigt hat. Die beschossenen Gräben wurden zum Einsturz gebracht, mehrere Munitionslager flogen in die Luft. Andererseits verbreiteten unsere Geschoffe. die Behälter mit er- stickenden Gasen zerstört halten, Gaswolken, welche der Wind über die feindlicben Linien trieb. Belgischer Bericht. Auf der Front der belgischen Armee wenig Tätigkeil. Die englische Melüung. London , 6. Februar. sW. T. B.) Das englische Haupt« quartier meldet: In der vergangenen Nackt haben wir die West« lichs Ecke von drei Mmentricktern in der Nähe der Straße von VermelleZ nach La Bassse besetzt. Am frühen Morgen brachten die Deutschen eine Mine nördlich Loos zur Entzündung. Es wurde niemand verletzt. Wir besetzten eine Ecke des Trichter«. Beiderseits herrschte Arlillerietätigkeit bei Frise, nördlich des La Bafföe-KanalS, bei Wytschacte und Dpern. Gestern kam es zu 28 Luftgefechten. Wir zwangen sechs deutsche Flugzeuge, in den deutschen Linien niederzugehen._ Die Melüung ües rufiifchen Generalftabes. Petersburg, 7. Februar. (W. T.B.) Amtlicher Bericht vom 6. Februar 1910. W e st f r o n t: Die Fliegerätigkeit der Deutschen m der Gegend von Riga und südlich Uexküll dauert an. Uniere Flieger warfen Bomben auf den Bahnhof und die Eisenbahnbrücke über die La in Mitau . Im Abschnitt des Generals Iwanow erkundeten unsere Aufklärer eine Reihe von Flatterminen des Feindes, verbanden diese durch einen Draht mit ihren Gräben, von denen aus sie ungefähr 40 springen ließen. An der Chauffee von Brzezany t4S Kilometer westlich Tarnopol ) vereitelten wir den Versuch des Gegners, sich uiisercu Gräben zu nähern. In der Gegend von Bojan machte der Feind große Anstrengungen, durch Feuer, Minenwerfer und Hand- granaten den von uns in der Nacht zum 3. 2. besetzten Trichter zurückzuerobern. Kaukasus : Wir warfen den Feind auf allen Stellen, wo er noch Widerstand leistete, zurück. Alle Angriffsversuche der Türken wurden ohne Ausnahme abgewiesen, sie erlitten durch unser Feuer große Verluste._ Melüung üe? italienischen Heeresleitung. Rom , 6. Februar. sW. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t. Außer Artillerietätigkeit ist von der ganzen Front kein besonderes Ereignis zu melden._ Die türkische Hauptquartiersmelüung. Konstautinopel, 6. Februar. (W. T. B.) Amtlicher Bericht. An der I r a k f r o n t keine Veränderung. An der Kaukasusfront wurden feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen und Vorposten in verschiedenen Ab- schnitten abgeschlagen. An den Dardanellen verfolgte ein von Leutnant Kronhaitz gelenktes türkisches Kampfflugzeug am 4. Februar einen englischen Doppeldecker und schotz ihn ab, so datz er zwischen Jmbros und Kabatepe ins Meer stürzte. Zwei Kreuzer feuerten auf Tekke Buruu und die Umgebung von

Sedd ul Bahr. Nachdem unsere anatolischen Batterien ge- antwortet hatten, zogen sie sich nach Abfeuerung voll dreitzig Granaten zurück. Am 3. Februar feuerten zwei feindliche Kriegsschiffe ohne irgendeinen Schaden anzurichten im Abschnitt von Bergama vierzig Granaten gegen zwei Oertlichkeiten am Nord- und Südufer des Golfes von Tschanderli ab._ Reuter zum verhalten ües»King Stephen". London , 6. Februar. (W. T. B.) Eine Reuter-Meldung sagt: Die öffentliche Meinung billigt das Verhalten de§ Fischdampfers»King Stephen�, der fich geweigert hatte, die Bemannung des verunglückten deutschen Luftschiffes an Bord zu nehmen. Leider hat da» Verhalten der Deutschen in diesem Kriege die Alliierten gelehrt, daß man ihrem Wort nickt glauben darf, noch daraus rechnen kann, daß sie die gewöhnlichen Grundsätze der Menschlichkeit beachten. Wenn der Fischdampfer mit einer Be- mannung von neun Mann die Besatzung von beinahe dreißig bis an die Zähne bewaffneten Männern an Bord genommen hälte. so war aller Grund anzunehmen, daß die Schiffbrüchigen ihre Reiter überwälligten und den Fischdampfer als Prise nach Deutsch - land führten. ES ist ein bedauerlicher Zug in diesem See- kriege, daß die Schiffe fich davor fürchten, die Rettung Ueber- lebender von zerstörten Schiffen zu versuchen, welche in offenen Booten den Unbilden der Witterung und allen Entbehrungen aus- gesetzt sind, weil sie fürchten müffen, datz diese Boote gleichsam von deutschen Unterseeboten ausgelegte Köder seien, in deren Nähe deutsche Unterseeboote darauf warten, jedes Fahrzeug zu versenken. das Schiffbrüchige zu reiten versucht. London , 6. Februar.(28. T. B.) Reuter-Meldung. Der Bischof von London rechtfertigte in einer Ansprache daS Ver­halten deS KapilänS vom»King Stephen denn, wenn er die Deuifchen an Bord genommen hätte, so würden sie die Besatzung des Schiffes überwältigt und die ganze deutsche Preffe dies als einen Alt geschickler Strategie bejubelt haben. Die Deutschen hätten die Ritterlichkeit in diesem Kriege vernichtet.

Stallen im Weltkriege. In keinem der kriegführenden Staaten hat die Eni- scheidung über Krieg oder Frieden so schwere innere Zuckungen hervorgebracht wie in Italien . Die Entscheidung war nicht leicht. In langen diplomattschen Verhandlungen, hatte Oester- reich bedeutungsvolle Landabtretungen als Preis für die Neu- tralität angeboten. Die Wünsche der Politiker, die lediglich die nationale Abrundung des Jtalienerstaates erstrebten. konnten damit als erfüllt gelten. Dem Weltmachtsstreben der herrschenden Politiker genügte Oesterreichs Nachgiebigkeit nicht. Ihre Ziele lagen jenseits der Adria und an den Küsten des östlichen Mittelmeeres. Und sie entschieden sich für den Krieg an der Seite der stärksten Mittelmeermächte England und Frankreich . Will man ihre Entscheidung würdigen, dann mutz man ihre Ziele objektiv betrachten und sie zu verstehen suchen. Dazu ist jetzt der rechte Augenblick, da das Vordringen der teere der Zentralmächte auf dem Balkan den Krieg in das ebiet der italienischen imperialistischen Interessen ge­tragen hat. Einst trennte der alte Streit um den Besitz von Tunis Italien von Frankreich . Er ist mit Englands Hilfe längst zugunsten Frankreichs entschieden worden und gilt in Italien wohl als begraben. England steht als Beherrscher der Stratze von Gibraltar und des Suezkanals Italien im Wege. Es engt den Bewegungsraum Italiens ein, hält es im Mittel- meer gefangen. Jede Ausdehnung der imperialistischen Inter­essen über das Becken des Mittelländischen Meeres hinaus würde Italien in eine unerträgliche Abhängigkeit von Grotz- britannien bringen. Dieses könnte das Mutlerland Italien jederzeit von seinen überseeischen Kolonien oder Interessen- gebieten absperren. Konnte nun Italien annehmen, durch seine Hilfe die Skraft Deutschlands , Oesterreichs und der Türkei so weit zu erhöhen, datz sie genügen würde. Englands Stellung am Suezkanal ernstlich zu gefährden und damit Italien den Weg in die Weltmeere zu öffnen? Und wenn das schon au hoffen gewesen wäre. so mußten Italiens Weltmochtpolittker de- denken, datz ein Sieg der Türken über die Engländer Macht und Ansehen der Türkei gewaltig erhöhen, die Erhaltung ihrer 'taatlicheu Selbständigkeit für absehbare Zeit sicherstellen würde. Dieses Ergebnis widerspräche jedoch allen gegenwärtigen AuSlandsintercssen Italiens . Das Bewutzsein, durch Englands Seemacht im Mittel- meer eingeschnürt zu sein, hat den italienischen Imperialismus längst an den Gedanken gewöhnt, seine Entfaltung an den Küsten deS Mittelmeers zu suchen. Sein Blick ist darum nach Kleinasien gewandt. Die auf seine Küsten gerichteten Wünsche können nur bei einer Teilung der Türkei erfüllt werden. talienS Jntereffen lagen somit bei den Mächten, die einer ufteilung der Türkei günstig gestimmt sind: England und Rußland . Auch Frankreich steht einer Teilung des türkischen Reiches nicht im Wege. Deutschtands Machtinteresse erheischt dagegen die Er- Haltung der Türkei . Es kann und will dort keine Kolonien erwerben, sondern begnügt sich damit, den asiattschen Besitz der Türkei in ein großes deutsches Interessengebiet zu der- wandeln, das von einer militärisch starken und staatlich gut organisierten Türkei möglichst mustergülttg verwaltet wird. Daran hätte Italiens Waffenbrüderschaft, wenn es bei dem großen Knobeln im Frühjahr 1915 seine Karte auf die Zentral- mächte gesetzt hätte, nichts ändern können. Zur Zeit des Eingreifens Italiens in den Weltkrieg konnte es auch noch hoffen, datz der Dreiverband im Mittel- meer und an seinen Küsten die Oberhand behalten würde, mochte die Entscheidung auf den übrigen Kriegstheatern nun o oder so ausfallen. Italiens Imperialisten konnten damit rechnen, durch ihre Hilfe die Macht der Entente im Mittel- meer wesentlich zu stärken und damit ihre Ueberlegenheit vollends zu sichern. Und ferner konnten die Italiener da- mals noch erwarten, datz Rumänien seinem Beispiele folgen und sich ebenfalls gegen Oesterreich-Ungarn wenden würde. Italiens Differenzen mit der Donaumonarchie fielen vor allem bei seiner Entscheidung für den Krieg an der Seite der Ententemächte ins Gewicht. Dabei handelte eS fich weniger um die Grenzregulierungcn im Norden Italiens als vielmehr um die Beherrschung des Adriatischen Meeres. Italiens Vorherrschast an der Adria ist die Vorbedingung für die Ausdehnung seines Einflusses auf die Küsten Klein- asiens. Die italienische Küste der Adria ist fast hafenlos. Venedig , ganz im Innern des langgestreckten schlauchförmigen Meeres gelegen, ist der einzige bedeutende Hafen. Auch er ist alS Stützpunkt für grötzere Flotteneinheiten ungeeignet.

Darum erstrebt Italiens Imperialismus den bedingungs- losen Besitz eines Hasens am jenseittgen Adriaufer, auf dem Balkan , und zu seiner größeren Sicherung weit- reichenden Einfluß, wenn nicht gar festen Landbesitz in seinem Hinterlande. Das würde die völlige Beherrschung der Adria durch Italien und Oesterreich-Ungarns Abschlietzung vom Mittelmeer bedeuten. Italien besetzte darum bekanntlich Valona . einen Hafen an der albanischen Küste, bald nach Ausbruch des Weltkrieges mit Truppen. Die Häfen an der Westküste Italiens siegen zu fern, um seinem Herrschaftsstreben im östlichen Becken des Mittelmeeres als günstige Basis dienen zu können. Was lag also für die Imperialisten Italiens näher als der Gedanke, Oesterreich durch einen Angriff an seiner südlichen Grenze dort militärisch zu binden, um es damit an einem erfolgreichen Vorstoß nach dem Balkan zu hindern? Durfte Italien nicht hoffen, durch seinen Angriff auch die Macht der Donaumonarchie im Norden zu schwächen und Rußland da- durch die Oberhand auf dem großen Kriegsschauplatz im Osten Europas zu sichern? Ein solcher Erfolg, der den italienischen Heeren allerdings nicht beschieden war, hätte auf die Balkan - staaten; die im Frühjahr 1915 außer Serbien und Montenegro alle noch neutral waren, wohl Eindruck machen und ihre Stellung zu den kriegführenden Staatengruppen wesentlich beeinflussen können. Alle diese Kombinationen schlugen fehl. Die italienische Armee blieb trotz beispielloser Menschenopfer ohne Er- folge. Bulgarien schloß sich den Zentralmächten an und mit seiner Hilfe gelang es denen, Serbien und Montenegro niederzuschlagen. Deutsche , österreichische und bulgarische Truppen drangen bis zur Adria vor und besetzten das Gebiet der italienischen Weltmachtssehnsucht. Italien mutzte seine Truppen schleunigst aus Valona retten. um sie nicht völlig nutzlos zu opfern. Es ist begreiflich, daß dieser Ausgang des Balkanfeldzuges in Italien große Ver- wirrung hervorgerufen hat. Bedeutet er doch einen Stoß ins Herz der italienischen Kriegspolittk, die bisher nichts erreicht hat, als Staat und Volk in Italien an den Rand des Abgrundes zu bringen._

Zur Kohlenversorgung Italiens . Bern , 6. Februar. (W. T. B.). T e m p s' nteldel auS Rom , daß die engliiche Regierung in der Kohlenfrage endgültig dem Grundsatz zugestimmt habe,«ine gewisie Zahl von Damplern für den ausschließlichen lleberseedienst nach Italien zu requirieren, und zwar zu demselben Preis, wie diejenigen, welche den Dienst für die englische Staatsmarine versehen.

Zimmermann über Amerika . Der Berliner Korrespondent der»Associated Preß * hatte eine Unterredung mit dem Unter st aatSselretär Zimmermann, in der dieser(nach einem Telegramm des W. T. B.) die Hoffnung aussprach, daß die neuen Vorschläge, die den Vereinigten Staaten bereits vorgelegt feien, die Grundlage für eine definitive Regelung geben würden. Er wolle jedoch den Ernst der Lage nicht verhehlen. Der Unier stoatsiekretär sagte ferner. daß Deutschland keine weiteren Zugeständnisse machen könne und keinesfalls die Ungesetzlichkeit der Kriegführung der U-Boote in der Kriegszone anerkennen wolle. Die deutsche Regierung sei bereit, alle», was in ihren Kräften stehe, zu tun. um den Wünschen Amerikas entgegenzukommen, und habe dies auch schon getan. Aber eS gebe Grenzen, bei denen selbst die Freundschaft aufhöre. Er erklärte, er begreife Amerika « Haltung nicht. Mau habe in Deutschland gedacht, daß die Differenzen wegen der U-Boote erledigt seien und die»Lufitania'-Frage geregelt werden würde. Man habe von deutscher Seite zugestimmt, einen Schadenersatzanspruch zu bezahlen. Aber die Regierung der Ter« eimgten Staaten habe gänzlich neue Forderungen gestellt, denen Deutschland unmöglich entsprechen könnte. Amerika dürfe nicht zu viel fordern und Deutschland zu demütigen versuchen. Auf diese neuen Forderungen und die neuen Instruktionen an den Grafen Bernstorff wünschte Unterstoatssekreiär Zimmermann nicht näher einzugehen, doch ließ er keinen Zweifel, daß die ganze Krise auf die Forderungen Amerika « zurückzuführen sei. daß Deutschland die Versenkung der.Lusttania' als eine völkerrechtswidrige Tat desavouieren solle. Deutschland könne die Waffe der U-Boote nicht aus der Hand legen. Der UnterstaatSsekrelär erklärte wieder- holt, daß Deutichland, wenn die Vereinigten Staaten es zu einem Bruche kommen wfien wollten, nicht« mehr tun könnte, um dies zu vermeiden. DaS Bedauernswerteste an der ganzen Sacke würde sein, daß kein tieferer Grund zu einem Bruche vorbanden sei. Deutschland und die Bereinigten Staaten hätten keine einander widersprechende Jntereffen. Deutschland hofste sogar auf eine be« deutende Entwickelung des Handels zwischen den beiden Ländern nach dem Kriege. Diese Hoffnung würde zerstört oder eS würde dock eine solche Entwicklung sehr behindert werden, wenn es jetzt zu einem Bruche käme. Aber Deutschland könne nicht weitergehen, als eS bis­her gegangen sei.__ Die Wünsche öes Handels. Die verstärkte Staatshaushaltskommission des Abgeordnetenhauses beriet nach dem amtlichen Bericht in ihren Sitzungen am Freitag und Sonnabend über Handel und Geldverkehr. Der Berichterstatter Abgeordneter L i p v m a n n»Stettin fährte dazu aus: Dem Handel seien durch die Verhältnisse des Krieges die schwersten Wunden geschlagen, und man müsse ernstlich daran denken, diese Wunden soweit möglich schon jetzt zu heilen. Der deutsche Handel habe vor dem Kriege seine Aufgabe glänzend erfüllt, er habe die Verteilung der Vorräte und Jndustricerzeugnisse im Lande befriedigend geleitet, er habe für Beschassung der nöti- gen Rohprodukte und Waren aus dem Auslände in angemessener Weise gesorgt und er habe im Verein mit der Industrie den Welt- markt für die deutschen Waren erobert. Durch die Kriegsnotwendig- leiten sei er von fast allen diesen Aufgaben verdrängt, und nur wenig sei ihm geblieben. Insbesondere müsse es der Handel schwer empfinden, daß seine Tätigkeit im Jnlande durch die großen Mo- nopolgeiellschaften so gut wie ausgeschaltet werde. Soweit hier dem Handel Erleichterungen gewährt werden könnten, müßten sie ihm gewährt werden. DaS sei besonders der Fall bezüglich der Frage des Imports und Exports. Besonders beim Import seien die 2)er. Hältnisse gegen früher für den Handel dadurch verschlechtert worden, daß neuerdings auch die importierten Waren im großen und ganzen der Beschlagnahme durch die Monopolgesellschaften verfielen. Die Preis«, die dann der Handel bei der Beschlagnahme erhielte, seien nicht dazu geeignet, ein Interesse am Import beim Handel wach zu halten; sie seien meistens viel geringer als die An- schafsungspreise. Jedenfalls müsse aber verlangt werden, datz die Monopolgesellschaften die beschlagnahmten Waren dann nicht mit erheblichem Gewinn weiterverkauften. Dies sei verschiedentlich be- obachtet. Vielmehr mutzten die Monopotgesellschasten die beklag- nahmten Waren zu möglichst billigen Preisen weiterverkaufen. Das Gegenteil würde dazu führen, daß die Komsumenten eine Er» leichterung nicht erführen, daß aber der dem Handel zu gönnende