Einzelbild herunterladen
 

Nr. 44.

5 Pfennig

Abonnements- Bedingungen:

abonnements Brets pränumerando: Bierteljährl 8,30 M. monatl 1,10 wöchentlich 25 Bfg frei ins Haus Einzelne Nummer 6 Bfg Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags Beilage.Die Neue Welt" 10 Bfg Bost Abonnement 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Bost geitungs. Breisliste Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich Ungarn 2,50 Mart für das übrige Ausland Mart pro Monat Bostabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemart, Holland  , Italien  , Luxemburg  , Bortugal Rumänien, Schweden   und die Schweis

icheint täglich.

.

Montagsausgabe

5 Pfennig

Vorwärts

33.Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Stolonel. zeile oder deren Raum 60 fg. für bolitische und gewerkschaftliche Vereins. und Verfamminungs- Anzeigen 30 Pig. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pfg.( zuläfftg 2 fettgedruckte Borte), jedes writere Wort 10 Big. Stellengefuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg.. jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buch [ taben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Erpedition abgegeben werden. Die Expedition is bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adreffe: Sozialdemokrat Berlin  .

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak. Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 14. Februar 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 151 90-151 97.

Erhöhte Kampfestätigkeit an der Weftfront.

es für ein sozialdemokratisches kaum daß

Verständigung mit Amerika.  | Meldung des Großen Hauptquartiers. bob es fich natürlich, frets mit äuberſter Entſchiedenheit für

In der zeitweilig sehr fritischen Situation, die sich wegen des Notenaustausches über die Lusitania  "-Affäre und den U- Bootsfrieg zwischen Deutschland   und den Vereinigten Staaten   herausgebildet hatte, scheint nun erfreulicherweise volle Entspannung eingetreten zu sein. Die Reuter­Meldungen sprechen von der Erzielung eines völligen Ein­vernehmens zwischen den beiden Staaten und knüpfen bereits allerhand bedenkliche Betrachtungen über die Konsequenzen an, die sich daraus für England er­geben würden. Hatte man doch in gewissen englischen Kreisen boller Schadenfreude darauf gerechnet, daß die Lufitania". Affäre schließlich mit dem Konflikt zwischen Deutschland   und Amerika   enden würde. Um so größer ist jetzt dort die Ent­täuschung, die um so begreiflicher ist, als man jenseits des Kanals die Bedeutung des vermeintlichen neuen Bundes­genossen realpolitisch genug einzuschäßen wußte.

Der Inhalt des zwischen Deutschland   und Amerika   ge­troffenen Abkommens ist uns noch unbekannt. Aber da man weiß, was Amerika   gefordert hatte, und auch durch Bethmann Hollwegs Rede den Standpunkt der deutschen   Regierung fennen gelernt hat, kann man sich ungefähr vorstellen, auf welcher Linie die Verständigung erzielt worden sein mag.

Amerika   hat bekanntlich die Torpedierung der Lusi­ tania  " als einen völkerrechtswidrigen Akt bezeichnet und von der deutschen   Regierung verlangt, daß sie diese Auffassung anerkenne. Darüber hinaus hat Amerika   den Vorschlag ge­macht, daß Deutschland   den U- Bootkrieg gegen Handelsschiffe fortan in den Formen des Kreuzerkrieges führe, also kein Schiff ohne Warnung angreife, es erst nach Untersuchung ver­fenfe und für die Rettung der Mannschaften und Passagiere Sorge trage. England möge demgegenüber auf die Bewaff­nung seiner Handelsschiffe verzichten.

-

Der Reichskanzler hat demgegenüber in seinem üb­rigens bereits vor 8 Tagen erfolgtem- Interview mit aller Entschiedenheit erklärt, daß Deutschland   sich unter feinen Umständen soweit demütigen fönne, um die Völker­rechtswidrigkeit des deutschen   Vorgebens gegen die Zusi­tania" zuzugestehen. Deutschland   wolle und könne auf die rücksichtslose Anwendung seiner U- Bootwaffe nicht verzichten. Im übrigen wolle es Amerika   soweit entgegenkommen, als es der Ehre Deutschlands   verträglich sei.

Den Sinn dieser Andeutungen scheint uns die Frank­furter Beitung" interpretiert zu haben, wenn sie er­klärte, daß der Seekrieg nach den Intentionen Lansings auf eine völlig neue Basis" gestellt werden könne, wenn Amerifa die Energie zeige, England zur Entwaffnung seiner Handelsschiffe zu bewegen. Von dem Ergebnis der amerikanischen   Bemühungen England gegen­über werde es abhängen, in welchen Bahnen Deutschland   den U- Bootkrieg in Zukunft weiterführen werde.

In dieser Beleuchtung gewinnt auch die Denkschrift der deutschen   Regierung eine besondere Bedeutung. Sie steht, wie offiziell erklärt worden ist, nicht in diplomatischem Zu­sammenhang mit den Lusitania  "-Verhandlungen und der Verständigung mit Amerika  . Aber ihr sachlicher zu­sammenhang mit dem deutsch- amerikanischen Problem ist trotzdem unverkennbar. Denn die Denkschrift fündigt eine Behandlung der feindlichen Handelsschiffe an, die mit der Bewaffnung und aggressiven Haltung der bewaffneten eng­fischen und sonstigen feindlichen Handelsschiffe begründet wird. Insofern würde auch für das von unserer Regierung angedrohte Vorgehen wohl die Bemerkung der Frankfurter Beitung" in Betracht kommen: In welchem Rahmen wir unseren U- Bootkrieg in Zukunft weiterführen werden, wird davon abhängen, welche diplomatischen Erfolge Herr Lansing bei unseren Gegnern in der Bewaffnungsfrage aufzuweisen haben wird."

In England sträubt man sich begreiflicherweise heftig gegen den Lansingschen Vorschlag der Entwaffnung der Handelsschiffe. Der Marinemitarbeiter der Times" be. zeichnet eine solche als Aft der Begünstigung Deutschlands  zum Nachteil der Entente. Trotzdem besitzt Amerika   bei ernst­lichem Willen sicherlich Mittel, um England den Ernst seines Willens mit Nachdrücklichkeit zu Gemüte zu führen. Es braucht bloß den armierten Handelsdampfern Schwierig­feiten für das Anlaufen amerikanischer Häfen zu machen, um England zum Nachgeben zu bewegen. Und wenn Amerika  wirklich an feine Bürger eine Warnung vor der Benutzung bewaffneter Handelsschiffe erlassen und jede Folgerung aus einer solchen ablehnen würde, würden auch die Hoffnungen Englands dahinschwinden, daß noch einmal ein neuer Kon­flift zwischen Amerika   und Deutschland   eintreten könnte.

Die völkerrechtliche Seite der ganzen Angelegenheit zu beleuchten, besteht für uns feinerlei Möglichkeit. Doch bedarf

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 13. Februar 1916.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

In Flandern   drangen nach lebhaftem Artillerie­tampfe Patrouillen und stärkere Erkundungsabteilungen in die feindlichen Stellungen ein. Sie nahmen einige wirkungsvolle Sprengungen vor und machten südöstlich von Boesinghe über 40 Engländer zu Gefangenen.

Englische Artillerie beschoß gestern und vorgestern die Stadt Lille   mit gutem sachlichen Ergebnis; Ver­lufte oder militärischer Schaden wurden uns dadurch nicht verursacht.

Auf unserer Front zwischen dem Kanal von La Bassée   und Arras   sowie auch südlich der Somme litt die Gefechtstätigkeit unter dem unsichtigen Wetter. In den Kämpfen in der Gegend nordwestlich und westlich von Vimy   bis zum 9. Februar sind im ganzen 9 Offiziere 682 Mann gefangen genommen worden, die Gesamt­beute beträgt 35 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer und anderes Gerät.

Unsere Artillerie nahm die feindlichen Stellungen zwischen der Dise und Reims   unter fräftiges Feuer; Patrouillen stellten gute Wirkung in den Gräben des Gegners fest.

In der Champagne   stürmten wir südlich von Ste. Marie- à- Py die französischen   Stellungen in einer Ausdehnung von etwa 700 Meter und nahmen 4 Offi­ziere, 202 Mann gefangen. Nordwestlich von Massiges scheiterten zwei heftige feindliche Angriffe. An dem von den Franzosen vorgestern befeßten Teil unseres Grabens östlich von Maison de Champagne dauern Handgranaten­tämpfe ohne Unterbrechung fort.

Zwischen Maas   und Mosel   zerstörten wir durch fünf große Sprengungen die vorderen feindlichen Gräben völlig in je 30 bis 40 Meter Breite.

Lebhafte Artilleriekämpfe in Lothringen   und in den Vogesen  . Südlich von Lusse( östlich von St. Dié  ) drang eine deutsche Abteilung in einen vorgeschobenen Teil der französischen   Stellung ein und nahm über 30 Jäger gefangen.

Unsere Flugzeuggeschwader belegten die feindlichen Etappen und Bahnanlagen von La Panne und Poperinghe ausgiebig mit Bomben. Ein Angriff der feindlichen Flieger auf Ghistelles( südlich von Ost­ende) hat keinen Schaden angerichtet.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Deftlich von Baranowitschi   wurden zwei von den Russen noch auf dem westlichen Schara- Ufer gehaltene Vorwerke gestürmt.

Balkan  - Kriegsschauplak.

Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 13. Februar.  ( W. T. V.) Amtlich wird verlautbart: Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts besonderes vorgefallen.

Italienischer Kriegsschauplas.

Ein nächtlicher italienischer Angriff auf die von uns ge­nommene Stellung im Rombongebiete wurde abgewiesen. Stellenweise fand lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit statt. Auch Görz erhielt wie fast alltäglich, einige Granaten. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See.

Am 12. d. M. nachmittags hat ein Seeflugzeuggeschwader in Ravenna   zwei Bahnhofsmagazine zerstört, Bahnhofs­gebäude, Schwefel- und Zuckerfabrik schwer beschädigt, einige Brände erzeugt. Die Flugzeuge wurden von einer Abwehr­batterie im Hafen Corsini heftig beschossen. Ein zweites Ge­schwader erzielte in den Pumpwerken von Codigoro   und Gava­nello mit schweren Bomben mehrere Volltreffer. Alle Flug­zeuge sind unversehrt zurückgekehrt.

Flotten kommando.

ſtets

Formen der Kriegführung einzutreten verpflichtet fühlt, die den Grundsäßen der Menschlichkeit am meisten Rechnung tragen. Gerade deshalb freilich fönnen wir nur aus vollem Herzen wünschen, daß Amerikas Drud auf England starf genug sein möge, um es seinerseits zur Anwendung der Vor­aussetzungen zu nötigen, die den Wünschen nach Verhütung gewisser Schärfen der Kriegführung nach 2Lage der Dinge allein eine Gewährung zu sichern scheinen.

Angesichts dieser Lage können wir uns mit Anschauun. gen, wie in folgenden Säßen geäußert, nicht einverstanden erklären:

,, Was die Vereinigten Staaten über das bewaffnete Handels­schiff denken, ist ihre, nicht unsere Sache, und wie die deutsche   Kriegführung das bewaffnete feindliche Kauffahrteiſchiff zu behandeln für nötig hält, das ist nicht nur ausschließlich Sache des Deutschen Reiches, sondern ein ganz eminen­ter Faktor in der Wirksamkeit unserer Waffen des Seekrieges und seiner Entscheidung. Vielleicht wird man an die Lansing­schen Vorschläge über U- Bootfrieg und bewaffnete Kauffahrtei­schiffe denten und die offenbaren amerikanischen   Versuche durch Tauschgeschäft den deutschen   Unterseehandelskrieg zur tauben Ruß zu machen."

Unserer Ueberzeugung nach wäre es aber höchst wün­schenswert und sowohl im Interesse Amerifas wie Deutsch­ lands   gelegen, wenn es auf Grund der zwischen Lansing und Bernstorff   erfolgten Verständigung gelingen würde, künftig alle ernstlichen Reibungen zwischen diesen beiden Staaten zu vermeiden, ohne daß wir dabei Schaden nehmen. Sicherlich liegt das nicht minder an dem guten Willen und der Umsicht Amerikas   als an dem Deutschlands  . Denn es wird trop aller Amerika   zur Verfügung stehenden Pressionsmittel fein leichtes Stück für Lansing   und Wilson sein, England zur Preisgabe der Armierung seiner Handelsschiffe zu bewegen. Daß das aber dennoch gelingen wird, wenn Amerika   wirklich allen Ernst aufbietet, glauben wir zuversichtlich.

Die Entente gegen die Entwaffnung der Handelsschiffe.

Washington  , 12. Februar.( W. T. B.) Die diplomatischen Vertreter der Entente erhoben mündlich bei Staatssekre. tär Lansing Vorstellungen über das amerika­ nische   Memorandum betreffend die Entwaff nung der Rauffahrteischiffe. Obwohl das Staatsdeparte ment nicht willens ist, etwas über die Art der Vorstellungen be­Lanntzugeben, heißt es im allgemeinen, daß Lansing in Kenntnis gesezt worden sei, daß die Entente nicht geneigt sei, den Vorschlag anzunehmen.

London  , 12. Februar.( W. T. B.) Der Marinemitarbeiter der " Time3" schreibt: Die amerikanische   Regierung hat durch ihre Note vom 29. Januar den Deutschen   eine ausgezeichnete Gelegenheit und einen guten Vorwand für eine neue Kriegs­erklärung an die englische Handelsflotte gegeben. Der Mitarbeiter flagt darüber, daß Amerika   nicht den englischen Standpunkt ver­tritt, und sagt: Wenn die Neutralen einschließlich der Vereinigten Staaten   die deutsche Auffassung anerkennen, würde bewaffne= ten Handelsschiffen die Benußung neutraler Häfen ver­wehrt und dem Handel der Alliierten mit den Neutralen ein schwerer Schlag zugefügt werden.

Zum Verhalten der montenegrinischen Regierung.

Wien  , 12. Februar.  ( W. T. 2.) Gegenüber den weitschweifigen Erklärungen und heldenmütigen Phrasen, welche der montenegri­nische Ministerpräsident Musch fowitsch unter dem 11. d. M. durch die Agence Havas" verbreiten ließ, um die Oeffentlichkeit über das montenegrinische Friedensansuchen und die Rapitulation der montenegrinischen Armee hinwegzutäuschen, ge­nügt es wohl, neuerlich festzustellen, daß am 14. Januar d. J. König Nikolaus an Seine A. und K. apostolische Majestät und namens der montenegrinischen Regierung der Ministerpräsident Muschkowitsch an die K. und K. Regierung Telegramme gerichtet haben, in welchen um Frieden gebeten wird.

Am 16. Januar hat dann die montenegrinische Regierung in einer ebenfalls von Herrn Muschkowitsch unterzeichneten Note, die ihr als Vorbedingung der Einleitung von Friedensverhandlungen bezeichnete bedingungslose Waffen stredung angenommen. Aus dem Gesagten erhellt, daß der montenegrinischen Regierung irgendwelche Friedensbedingungen überhaupt noch nicht bekannt­