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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak. Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 14. Februar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz, Nr. 151 90-151 97.
Erhöhte Kampfestätigkeit an der Weftfront.
es für ein sozialdemokratisches kaum daß
Verständigung mit Amerika. | Meldung des Großen Hauptquartiers. bob es fich natürlich, frets mit äuberſter Entſchiedenheit für
In der zeitweilig sehr fritischen Situation, die sich wegen des Notenaustausches über die„ Lusitania "-Affäre und den U- Bootsfrieg zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten herausgebildet hatte, scheint nun erfreulicherweise volle Entspannung eingetreten zu sein. Die ReuterMeldungen sprechen von der Erzielung eines völligen Einvernehmens zwischen den beiden Staaten und knüpfen bereits allerhand bedenkliche Betrachtungen über die Konsequenzen an, die sich daraus für England ergeben würden. Hatte man doch in gewissen englischen Kreisen boller Schadenfreude darauf gerechnet, daß die Lufitania". Affäre schließlich mit dem Konflikt zwischen Deutschland und Amerika enden würde. Um so größer ist jetzt dort die Enttäuschung, die um so begreiflicher ist, als man jenseits des Kanals die Bedeutung des vermeintlichen neuen Bundesgenossen realpolitisch genug einzuschäßen wußte.
Der Inhalt des zwischen Deutschland und Amerika getroffenen Abkommens ist uns noch unbekannt. Aber da man weiß, was Amerika gefordert hatte, und auch durch Bethmann Hollwegs Rede den Standpunkt der deutschen Regierung fennen gelernt hat, kann man sich ungefähr vorstellen, auf welcher Linie die Verständigung erzielt worden sein mag.
Amerika hat bekanntlich die Torpedierung der„ Lusi tania " als einen völkerrechtswidrigen Akt bezeichnet und von der deutschen Regierung verlangt, daß sie diese Auffassung anerkenne. Darüber hinaus hat Amerika den Vorschlag gemacht, daß Deutschland den U- Bootkrieg gegen Handelsschiffe fortan in den Formen des Kreuzerkrieges führe, also kein Schiff ohne Warnung angreife, es erst nach Untersuchung verfenfe und für die Rettung der Mannschaften und Passagiere Sorge trage. England möge demgegenüber auf die Bewaffnung seiner Handelsschiffe verzichten.
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Der Reichskanzler hat demgegenüber in seinem übrigens bereits vor 8 Tagen erfolgtem- Interview mit aller Entschiedenheit erklärt, daß Deutschland sich unter feinen Umständen soweit demütigen fönne, um die Völkerrechtswidrigkeit des deutschen Vorgebens gegen die Zusitania" zuzugestehen. Deutschland wolle und könne auf die rücksichtslose Anwendung seiner U- Bootwaffe nicht verzichten. Im übrigen wolle es Amerika soweit entgegenkommen, als es der Ehre Deutschlands verträglich sei.
Den Sinn dieser Andeutungen scheint uns die„ Frankfurter Beitung" interpretiert zu haben, wenn sie erklärte, daß der Seekrieg nach den Intentionen Lansings auf eine völlig neue Basis" gestellt werden könne, wenn Amerifa die Energie zeige, England zur Entwaffnung seiner Handelsschiffe zu bewegen. Von dem Ergebnis der amerikanischen Bemühungen England gegenüber werde es abhängen, in welchen Bahnen Deutschland den U- Bootkrieg in Zukunft weiterführen werde.
In dieser Beleuchtung gewinnt auch die Denkschrift der deutschen Regierung eine besondere Bedeutung. Sie steht, wie offiziell erklärt worden ist, nicht in diplomatischem Zusammenhang mit den„ Lusitania "-Verhandlungen und der Verständigung mit Amerika . Aber ihr sachlicher zusammenhang mit dem deutsch- amerikanischen Problem ist trotzdem unverkennbar. Denn die Denkschrift fündigt eine Behandlung der feindlichen Handelsschiffe an, die mit der Bewaffnung und aggressiven Haltung der bewaffneten engfischen und sonstigen feindlichen Handelsschiffe begründet wird. Insofern würde auch für das von unserer Regierung angedrohte Vorgehen wohl die Bemerkung der Frankfurter Beitung" in Betracht kommen: In welchem Rahmen wir unseren U- Bootkrieg in Zukunft weiterführen werden, wird davon abhängen, welche diplomatischen Erfolge Herr Lansing bei unseren Gegnern in der Bewaffnungsfrage aufzuweisen haben wird."
In England sträubt man sich begreiflicherweise heftig gegen den Lansingschen Vorschlag der Entwaffnung der Handelsschiffe. Der Marinemitarbeiter der„ Times" be. zeichnet eine solche als Aft der Begünstigung Deutschlands zum Nachteil der Entente. Trotzdem besitzt Amerika bei ernstlichem Willen sicherlich Mittel, um England den Ernst seines Willens mit Nachdrücklichkeit zu Gemüte zu führen. Es braucht bloß den armierten Handelsdampfern Schwierigfeiten für das Anlaufen amerikanischer Häfen zu machen, um England zum Nachgeben zu bewegen. Und wenn Amerika wirklich an feine Bürger eine Warnung vor der Benutzung bewaffneter Handelsschiffe erlassen und jede Folgerung aus einer solchen ablehnen würde, würden auch die Hoffnungen Englands dahinschwinden, daß noch einmal ein neuer Konflift zwischen Amerika und Deutschland eintreten könnte.
Die völkerrechtliche Seite der ganzen Angelegenheit zu beleuchten, besteht für uns feinerlei Möglichkeit. Doch bedarf
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 13. Februar 1916.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
In Flandern drangen nach lebhaftem Artillerietampfe Patrouillen und stärkere Erkundungsabteilungen in die feindlichen Stellungen ein. Sie nahmen einige wirkungsvolle Sprengungen vor und machten südöstlich von Boesinghe über 40 Engländer zu Gefangenen.
Englische Artillerie beschoß gestern und vorgestern die Stadt Lille mit gutem sachlichen Ergebnis; Verlufte oder militärischer Schaden wurden uns dadurch nicht verursacht.
Auf unserer Front zwischen dem Kanal von La Bassée und Arras sowie auch südlich der Somme litt die Gefechtstätigkeit unter dem unsichtigen Wetter. In den Kämpfen in der Gegend nordwestlich und westlich von Vimy bis zum 9. Februar sind im ganzen 9 Offiziere 682 Mann gefangen genommen worden, die Gesamtbeute beträgt 35 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer und anderes Gerät.
Unsere Artillerie nahm die feindlichen Stellungen zwischen der Dise und Reims unter fräftiges Feuer; Patrouillen stellten gute Wirkung in den Gräben des Gegners fest.
In der Champagne stürmten wir südlich von Ste. Marie- à- Py die französischen Stellungen in einer Ausdehnung von etwa 700 Meter und nahmen 4 Offiziere, 202 Mann gefangen. Nordwestlich von Massiges scheiterten zwei heftige feindliche Angriffe. An dem von den Franzosen vorgestern befeßten Teil unseres Grabens östlich von Maison de Champagne dauern Handgranatentämpfe ohne Unterbrechung fort.
Zwischen Maas und Mosel zerstörten wir durch fünf große Sprengungen die vorderen feindlichen Gräben völlig in je 30 bis 40 Meter Breite.
Lebhafte Artilleriekämpfe in Lothringen und in den Vogesen . Südlich von Lusse( östlich von St. Dié ) drang eine deutsche Abteilung in einen vorgeschobenen Teil der französischen Stellung ein und nahm über 30 Jäger gefangen.
Unsere Flugzeuggeschwader belegten die feindlichen Etappen und Bahnanlagen von La Panne und Poperinghe ausgiebig mit Bomben. Ein Angriff der feindlichen Flieger auf Ghistelles( südlich von Ostende) hat keinen Schaden angerichtet.
Deftlicher Kriegsschauplatz.
Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Deftlich von Baranowitschi wurden zwei von den Russen noch auf dem westlichen Schara- Ufer gehaltene Vorwerke gestürmt.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 13. Februar. ( W. T. V.) Amtlich wird verlautbart: Russischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts besonderes vorgefallen.
Italienischer Kriegsschauplas.
Ein nächtlicher italienischer Angriff auf die von uns genommene Stellung im Rombongebiete wurde abgewiesen. Stellenweise fand lebhaftere feindliche Artillerietätigkeit statt. Auch Görz erhielt wie fast alltäglich, einige Granaten. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See.
Am 12. d. M. nachmittags hat ein Seeflugzeuggeschwader in Ravenna zwei Bahnhofsmagazine zerstört, Bahnhofsgebäude, Schwefel- und Zuckerfabrik schwer beschädigt, einige Brände erzeugt. Die Flugzeuge wurden von einer Abwehrbatterie im Hafen Corsini heftig beschossen. Ein zweites Geschwader erzielte in den Pumpwerken von Codigoro und Gavanello mit schweren Bomben mehrere Volltreffer. Alle Flugzeuge sind unversehrt zurückgekehrt.
Flotten kommando.
ſtets
Formen der Kriegführung einzutreten verpflichtet fühlt, die den Grundsäßen der Menschlichkeit am meisten Rechnung tragen. Gerade deshalb freilich fönnen wir nur aus vollem Herzen wünschen, daß Amerikas Drud auf England starf genug sein möge, um es seinerseits zur Anwendung der Voraussetzungen zu nötigen, die den Wünschen nach Verhütung gewisser Schärfen der Kriegführung nach 2Lage der Dinge allein eine Gewährung zu sichern scheinen.
Angesichts dieser Lage können wir uns mit Anschauun. gen, wie in folgenden Säßen geäußert, nicht einverstanden erklären:
,, Was die Vereinigten Staaten über das bewaffnete Handelsschiff denken, ist ihre, nicht unsere Sache, und wie die deutsche Kriegführung das bewaffnete feindliche Kauffahrteiſchiff zu behandeln für nötig hält, das ist nicht nur ausschließlich Sache des Deutschen Reiches, sondern ein ganz eminenter Faktor in der Wirksamkeit unserer Waffen des Seekrieges und seiner Entscheidung. Vielleicht wird man an die Lansingschen Vorschläge über U- Bootfrieg und bewaffnete Kauffahrteischiffe denten und die offenbaren amerikanischen Versuche durch Tauschgeschäft den deutschen Unterseehandelskrieg zur tauben Ruß zu machen."
Unserer Ueberzeugung nach wäre es aber höchst wünschenswert und sowohl im Interesse Amerifas wie Deutsch lands gelegen, wenn es auf Grund der zwischen Lansing und Bernstorff erfolgten Verständigung gelingen würde, künftig alle ernstlichen Reibungen zwischen diesen beiden Staaten zu vermeiden, ohne daß wir dabei Schaden nehmen. Sicherlich liegt das nicht minder an dem guten Willen und der Umsicht Amerikas als an dem Deutschlands . Denn es wird trop aller Amerika zur Verfügung stehenden Pressionsmittel fein leichtes Stück für Lansing und Wilson sein, England zur Preisgabe der Armierung seiner Handelsschiffe zu bewegen. Daß das aber dennoch gelingen wird, wenn Amerika wirklich allen Ernst aufbietet, glauben wir zuversichtlich.
Die Entente gegen die Entwaffnung der Handelsschiffe.
Washington , 12. Februar.( W. T. B.) Die diplomatischen Vertreter der Entente erhoben mündlich bei Staatssekre. tär Lansing Vorstellungen über das amerika nische Memorandum betreffend die Entwaff nung der Rauffahrteischiffe. Obwohl das Staatsdeparte ment nicht willens ist, etwas über die Art der Vorstellungen beLanntzugeben, heißt es im allgemeinen, daß Lansing in Kenntnis gesezt worden sei, daß die Entente nicht geneigt sei, den Vorschlag anzunehmen.
London , 12. Februar.( W. T. B.) Der Marinemitarbeiter der " Time3" schreibt: Die amerikanische Regierung hat durch ihre Note vom 29. Januar den Deutschen eine ausgezeichnete Gelegenheit und einen guten Vorwand für eine neue Kriegserklärung an die englische Handelsflotte gegeben. Der Mitarbeiter flagt darüber, daß Amerika nicht den englischen Standpunkt vertritt, und sagt: Wenn die Neutralen einschließlich der Vereinigten Staaten die deutsche Auffassung anerkennen, würde bewaffne= ten Handelsschiffen die Benußung neutraler Häfen verwehrt und dem Handel der Alliierten mit den Neutralen ein schwerer Schlag zugefügt werden.
Zum Verhalten der montenegrinischen Regierung.
Wien , 12. Februar. ( W. T. 2.) Gegenüber den weitschweifigen Erklärungen und heldenmütigen Phrasen, welche der montenegrinische Ministerpräsident Musch fowitsch unter dem 11. d. M. durch die Agence Havas" verbreiten ließ, um die Oeffentlichkeit über das montenegrinische Friedensansuchen und die Rapitulation der montenegrinischen Armee hinwegzutäuschen, genügt es wohl, neuerlich festzustellen, daß am 14. Januar d. J. König Nikolaus an Seine A. und K. apostolische Majestät und namens der montenegrinischen Regierung der Ministerpräsident Muschkowitsch an die K. und K. Regierung Telegramme gerichtet haben, in welchen um Frieden gebeten wird.
Am 16. Januar hat dann die montenegrinische Regierung in einer ebenfalls von Herrn Muschkowitsch unterzeichneten Note, die ihr als Vorbedingung der Einleitung von Friedensverhandlungen bezeichnete bedingungslose Waffen stredung angenommen. Aus dem Gesagten erhellt, daß der montenegrinischen Regierung irgendwelche Friedensbedingungen überhaupt noch nicht bekannt