Nr. 49.- 33. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 19. Februar 1916.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Desterreicher und Albaner gegen Truppen Esjad Baschas.
Aus der Praxis
des Rohstoffbezuges.
Bon Otto Hue. II.
In der Tat, der Genosse Dr. Gustab Ed stein schreibt ( Borwärts" vom 15. Dezember 1915, 1. Beilage) folgenden lapidaren Sat:
„ Ob dieses( das für die Eisenindustrie nötige Erz) aber im eigenen Bande gewonnen wird oder im Auslande, ist ökonomisch ganz gleichgültig!"
Se öfter man diesen Sag liest und überdenkt, um so ungeheuerlicher ist sein Eindruck. Nach Eckstein ist es„ öfonomisch ganz gleichgültig", ob für die deutsche Verhüttungsindustrie Erzlager vor den Werkatoren( Ilfedor- Hütte, lothvingisches Minettegebiet) oder in Samchatka, Patagonien, Neuseeland usw. ausgebeutet werden! Sein Lehrjazz bezieht fich nämlich nicht etwa mur auf nahegelegene Grenzgebiete, sondern auch auf Rohstoff- und Weiterverarbeitungsgebiete, die tausende Kilometer voneinander entfernt liegen, wie Schweden und Desterreich.
Ueber die Ecksteinsche Dekonomie" hat sich e alisti ( Chemnißer Volksstimme") weidlich luftig gemacht; auch ich habe berzlich gelacht, als ich den lapidaren Saz las. Aber man muß sich doch auch fragen, was bei dem Vortrag einer folchen luftleeren Theorie für die Belehrung der vielen Tausende unserer lerneifrigen Genoffen und Genoffinnen herauskommt, die, weil sie nicht in der Lage sein können, das einschlägige Tatsachenmaterial zu überprüfen, den Edsteinjag als den Ausfluß profunder marristischer Gesellschaftswissen. schaft hinnehmen. Das Ergebnis folcher Belehrung" für die fozialwissenschaftliche Schulung unserer Parteimitgliedschaft fann nur als ein trauriges bezeichnet werden. Ich will mich bemühen, die Absurdität des„ ökonomischen" Edsteinfages an Hand der von ihm selbst angeführten Beweisstücke" möglichst summarisch darzutun.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 18. Februar 1916.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Die Engländer haben nochmals versucht, ihre Stellungen füdöstlich von Ypern zurückzugewinnen. Sie wurden blntig abgewiesen.
Nordwestlich von Leus und nördlich von Arras haben unsere Truppen mit Erfolg Minen gesprengt.
Eine kleine deutsche Abteilung brachte von einer nächtlichen Unternehmung gegen die englische Stellung bei Fouquevillers( nördlich von Albert) einige Gefangene und ein Maschinengewehr ein.
Hart südlich der Somme brach ein Angriff frisch eingesetter französischer Truppen in unserem Fener zusammen.
Auf der übrigen Front zeitweise lebhafte Artillerietämpfe; teine besonderen Ereignisse.
Nächtliche feindliche Fliegerangriffe in Flandern wurden von unseren Fliegern sofort mit Bombenabwurf auf Poperinghe beantwortet.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Die Lage ist auverändert.
Baltan- Kriegsschauplah. Feindliche Flieger griffen den Bahnhof Hudova( im Wardar - Tal südwestlich von Strumica ) an.
Oberste Heeresleitung.
Der öfterreichische Generalstabsbericht.
Wien , 18. Februar. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplas.
Außer den gewohnten Artilleriekämpfen teine Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplas.
Die Artillerietätigkeit war gestern im allgemeinen schwächer als in den letzten Tagen. Der Ort Malborgeth stand wieder unter feindlichem Feuer. Eine Säuberung des Vorfeldes im Rombog- Gebiet brachte fiebenunddreißig Gefangene und ein Maschinengewehr ein. Ein Angriff mehrerer italienischer Rompagnien wurde abgewiesen. Bei Oslavija wurden seit den letzten Kämpfen sieben Maschinengewehre, zwei Minenwerfer und zwölfhundert Gewehre eingebracht.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Eine unter unserer Führung stehende, durch österreichischungarische Truppen verstärkte Albanergruppe hat Kavaja befest. Die dortige Besatzung, Gendarmen Essad Paschas, konnte sich der Gefangennahme nur durch Flucht zu Schiff entziehen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von sefer. Feldmarschalleutnant.
Ereignisse zur See.
Am Morgen des 16. Februar torpedierte eines unserer Unterseeboote vor Durazzo einen französischen Dampfer, der dann auf eine Untiefe auflief.
lotten! ommands.
Kanes.
die deutsche Eisenindustrie irgenbinie behindert? wegs!" ruft er aus. Erstens habe ich bas nie behauptet; zweitens besteht das Rückgrat unserer Hüttenindustrie in ber inländischen Erzförderung, die sich in 20 Jahren rund vervierfacht, auf fast 40 Millionen Lommen gehoben bat; drittens geht ber Hauptbezug ausländischer Erze relativ wenigen Großhütten zu, die häufig ausländischen Grubenbefit haben( Vorzugsbedingungen); viertens handelt es sich bei einem sehr großen Teil der Importerze um hochwertige Spezialmarfen, die als Zuschläge bei der Erzeugung von Qualitätsware benötigt werden. So wie Ed. stein es darstellt, erfahren seine Leser nicht, daß trog zunehmender Einfuhr die Inlandsförderung ben massiven Unterbau unferer Hüttenindustrie barstellt.
Nr. 2: Belgien , fo zitiert Edstein nach meiner Ab. handlung, besipe faft gar keine Inlanbserze mehr, habe aber eine große Hüttenindustrie. Ergo fame es nicht darauf an, ob die Erze im Inlande oder im Auslande gewonnen wünden. Hätte sich Eckstein auch nur oberflächlich über die Versorgungsgebiete Belgiens orientiert, fo würde er dies ,, Beweisstüd" fallen gelassen haben. Erstens besaß Belgien früher Erzlager, worauf seine Hütten basierten, zweitens besikt Belgien reichlich genug Kohle, wenn auch nicht genug Rotstohle ( Austausch mit Deutschland ); brittens grenzt Belgien unmittelbar an bas größte bekannte Eifenerzborkommen Europas , nämlich an das lothringisch- luremburgische Minetterebier, woher es in dem Jahr bor dem Kriege 4-5 Millionen Zonnen Erze als Grundsted für seine Verhüttungsindustrie bezog; viertens fann es auf bem billigen Waffertoege sehr günstig spanische, sülbrussische und schwedische Qualitätserze beziehen. Die ftarke Investies rung belgischen Sapitals im noben Minettegebiet und th Rußland schaffen ihm ebenfalls Vorzugsbedingungen für den Erzbezug. Belgien befindet sich also in der günstigen Lage, fich relativ billig und massenhaft mit Erzen aus einrent fozufagen gleich vor seiner Zür. liegenden Erzbezirk einzudecken. Trotzdem flagten die belgischen Indu striellen über zunehmende Erschwerung der Erzbedarfsdeckung, und feinem von ihnen wird es einfallen zu sagen, es fei „ ökonomisch ganz gleichgültig", ob ihre Erzgruben im Henne gau oder in Lothringen - Luremburg oder gar im ferneren Auslande liegen.
Nr. 3: Schweden habe seine Graförderung von 2,6 Millionen Tonnen in 1900 auf 7,4 millionen Tonnen in 1913 erhöht, feine Roheisen- und Rohstahlerzeugung aber gleichzeitig nur von 800 000 auf 1820 000 Tonnen. Damit will Edstein beweisen, daß für eine Verhüttungsindustrie nicht die Inlandsförderung maßgebend sei. Daß er geride Schweben als Beweisitüd" wählt, zeugt wieder für die erstaunliche Oberflächlichkeit feiner Sritit. Schweden be figt nämlich nur eine nicht entfernt füc seinen Bedarf ausreichende inländische Kohlenförderung( wie Italien ), es kann daher seine gewaltige Eisenerzförderung nur zum fleinsten Teil selbst verhütten! 1900 führte es 62,08, 1913 aber 85,75 Bros. feiner Erzförderung aus und alle Bemühungen der Technifer, den Selbstverbrauch zu steigern, sind eben an dem Mangel des anderen Rohstoffes für die Hüttenindustrie, der Kohle, gescheitert! Hier haben wir den klassischen Beweis für die Nichtigkeit meiner " Dottrin".
Nr. 4: Während Frankreich ungeheure Erzengen nach Deutschland lieferte", hätten die französischen Creusotwerfe ihren Erzbedarf zum großen Teil aus Algerien
Ist es ökonomisch ganz gleichgültig", wo ein getvisser Rohstoff für unsere Industrie gewonnen wird, so gilt dieser Ecksteinfaz der Nationalökonomie natürlich nicht nur für Erze, sondern mindestens für alle Massen verbrauchsartikel. Was dem Erz recht ist, kann dem Getreide, dem Fleisch, dem Holz usiv. nur billig sein. Weiß Eckstein nicht, daß gerade die Frachtenfrage immer entscheidender für die Bewegung der Massengüter geworden ist? Die Hüttenindustrie hat von altersher ihre Standorte bei den Erzfundstätten gewählt. Je mehr diese versiegen, um so entscheidender wirken die Frachtkosten auf die allgemeinen Gestehungskosten ein. So stellten sich vor einigen Jahren ( neue Daten find mir feßt nicht zur Hand) summarisch die Zonnenselbstkosten für Soheisen in Ostdeutschland auf 58 bis 63, in Westdeutschland auf 52 bis 55, in Südwestdeutschland auf 44 bis 51 Mark! Je näher den großen Erzfundstätten ( Lothringen ),... je günstiger die Frachtlage( Wasserweg, Niederrhein ), um so billiger in der Regel die Erzkosten. Oberschlesien hat fast teine eigenen Erze mehr, es liegt auch hinsichtlich der Frachtenfrage am ungünstigsten, daher dorthin(?) die höchsten Eisenselbstkosten. Frohgemut erklärt Eckstein, es sei ökonomisch ganz gleichgültig", wo die Erze gewonnen würden. Studiere er einmal die Verhandlungen des Landeseifenbahn rats, er wird dort lesen, daß sich die Hüttenwerte um einen Pfennig Frachtermäßigung pro Tonnenfilometer für Erze, es wohl wesentlich bei der heutigen Probuftionstech- und Spanien " bezogen. Ich kann im Augenblick nicht festKohlen, Kofs bemühen und jeder neue Eisenbahntarif eine nik bleiben. Mit dieser, nicht mit einer vielleicht zufünf- ftellen, wieviel Erze Creusot aus Algerien und Spanien erEristenzfrage für die betreffenden Industriebezirke bedeuten tigen, haben wir es zu tun. Auf diese aber bezieht Eckstein hielt, es mögen erhebliche Mengen sein( Algerien ist übrigens fann! sich bei seinen ökonomischen Betrachtungen. für Frankreich " Inland"). Seinen weitaus größten EisenOberschlesien zahlte vor einigen Jahren pro Tonne Da möchte ich ihn bitten, sich einmal bei britischen ergbedarf bezieht Creusot aus Französisch - Lothringen schwedisches Erz ab Grube 23-24 M., wovon 12-13 M. auf Hüttenleuten zu erfundigen, ob es für sie ökonomisch ganz und dann aus der Normandie ( Caen ). Ich kann indes Eckstein Fracht kommen; am Niederrhein foftete dasselbe Erz 18 bis gleichgültig" ist, daß ihre vorzüglichen Bessemererze im Cleve- mur dringend raten, ein Handbuch für Hüttenkunde zur Hand 19 M.( 7-8 M. Fracht); das Kraftverk Stettin aber bedte landdistrikt immer mehr abgebaut, dazu immer geringhaltiger zu nehmen, um sich über die Bedeutung der chemischen fich aus eigenen schwedischen Gruben ein( ungefähre werden. Ob sie nicht lieber aus inländischen Erzquellen Busammensetzung der Erze für den VerhüttungsFörderkosten höchstens 3-4 m. pro Tonne) und hatte nur schöpfen, statt aus Spanien usw. einen immer höher und Weiterverarbeitungsprozeß zu unterrichten. Um gevisie 3-3,50 M. Frachtkosten zu zahlen, so daß dies Wert das werdenden Teil ihres Erzbedarfs beziehen zu müssen. Auf Qualitätsstable, wie sie z. B. auch Creusot braucht, herzufehr hochwertige Erz für höchstens 8-9 m. erhielt! Go alfo biefes Berfiegen der inländischen Erz- stellen, ist nicht nur schlechtweg Erz vonnöten, sondern es berhält es sich mit den Frachtkosten, und nun frage ich, ob es que llen ist nicht zulezt die relative Rüd- müssen dem Schmelzgut wohlabgemessene 3uschläge von schon deshalb ökonomisch ganz gleichgültig" ist, ob eine wärtsentwicklung der ebedem in der Welt besonderen Erzen verabreicht werden. Solche Spezialerze Industrie ihren Rohstoffbedarf im Inlande oder im Auslande tonangebenden britischen Hüttenindustrie sind natürlich seltener als die gewöhnlichen Sorten, und Secken kann? zurüdzuführen! jedem Fachmann ist bekannt, daß sich die manganhaltigen Ich weiß nicht, ob jemals ein Gesellschaftszustand prak- Jedoch, Eckstein führt" Beweisstücke" für die Richtigkeit nordafrikanischen, spanischen, südrussischen, uralischen, inditisch wird, wo es ökonomisch ganz gleichgültig ist, wo ein feiner ökonomischen" Lehre an und behauptet, er habe sie schen, auch skandinavischen Erze zur Qualitätserhöhung des unentbehrlicher Rohstoff gewonnen wird; ich bin fein nachgewiesen"( Borwärts" vom 1. Februar 1916). Sehen Schmelzgutes vorzüglichst eignen. Das find Zugaben, aud Prophet. Wohl fann ich mir vorstellen, daß einstmals das wir uns darum die„ Beweisstücke" näher an: für Creusot , die trob eventuell Hoher Transportkosten impor Metallverhüttungsverfahren auf gegen heute völlig anderer Nr. 1: Edstein schreibt, 1887 habe die Eisenerzausfuhr tiert werden müssen. Damit ist für die Ecksteinsche Beweis. Grundlage erfolgt, vielleicht wird einstmals auch die Eisen- aus Deutschland die Einfuhr noch um 708 000 Tonnen führung also auch nichts zu machen. Warum findet der zeit" durch eine andere Beit" abgelöst. Aber gegen überftiegen. 1913 feien dagegen 11 Millionen Tonnen mehr große wechselseitige Erzaustausch über die wärtig, und sicher solange, wie Edftein und ich leben, wird ein- als ausgeführt.„ Sat dieser Mehrbedarf an Eisenerzen beutsch- franzöftfche Grenze flatt? Einmal, well hüben und
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