Nr.50.- 08. Jahre.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas. Nr. 151 90-151 97.
Sonntag, den 20. Februar 1916.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernivrecher: Amt Morigplan, Nr. 151 90-151 97.
Heftige Artillerie- und Minentämpfe an der Westfront.
es fich nicht um
Nochmals Rohstoffbezug und| Meldung des Großen Hauptquartiers. aber mit un fromme Bliniche, fondern um politische
Landesgrenzen.
Von Gustab Edstein.
Den heftigen Angriff Hues gegen meine Ausführungen habe ich mit stets wachsendem Erstaunen gelesen, und den meisten Lesern des Vorwärts" dürfte es kaum anders ergangen sein. Daß Genosse Kaliski, wie sein Artikel in der Chemnizer Volksstimme" vom 5. Februar zeigt, noch immer nicht begriffen hat, um was sich der Streit dreht, hat mich nicht weiter wunder genommen. Aber von einem Manne wie dem Genossen Hue hätte man doch etwas anderes erwarten Eönnen.
Sue schreibt: Vielleicht hätte ich mich noch korrekter ausgedrückt, wenn ich schrieb: die Produktionsbedingungen einer Industrie seien am günstigsten, wenn sie in der Lage sei, sich ihre Roh- und Halbrohstoffe in ausreichendem Maße zu erschwinglichen Selbst kosten aus nicht zu ent fernt gelegenen Gewinnungsbezirken zu verschaffen."
Ja, wenn Genosse Sue das geschrieben hätte, dann hätte ich gewiß nichts dagegen eingewendet. Dieser Satz ist tatsächlich selbstverständlich. Was ich an den Betrachtungen, die verschiedene Mitarbeiter des Buchs der 16" über das Problem der Rohstoffversorgung anstellten, auszusehen hatte, war ja eben gerade, daß sie diese selbstverständliche Wahrheit für gleichbedeutend hielten mit dem von Hue formulierten Sab, daß selbstverständlich eine Industrie in der Regel am günstigsten gestellt ist, die ihren Bedarf an Rohstoffen und halbfertigen Materialien im reichlichsten Maße aus dem Inland decken kann."
Daß in diesem Unterschied der springende Punkt liegt, glaubte ich für jeden, der überhaupt verstehen will, genügend deutlich nochmals gleich im Eingang meines Artikels im Vorwärts" vom 2. d. M. gesagt zu haben:
„ Die Deckung des inneren Bedarfs eines Voltes ebenso wie die Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Auslande wird um so besser gewährleistet sein, je billiger die Rohstoffe und Halbfabrikate beschafft werden können, deren Weiterberarbeitung die Hauptaufgabe der Industrie bildet. Wie ich schon in meiner Besprechung des Buchs der 16" am Beispiel der Erzversorgung der Eisenindustrie gezeigt habe, fällt die Billigkeit der Versorgung feineswegs mit dem Umstand zusammen, daß die betreffenden Stoffe heimischen Quellen entstammen."
Daß die Billigkeit der Rohstoffversorgung für die Industrie eines Landes der größte Vorteil ist, habe ich also nicht nur nicht bestritten, ich habe diese Selbstverständlichkeit in nieinem Artikel vom 2. d. M. noch besonders betont, weil mir Kalistis Entgegnung gezeigt hatte daß meine Gegner es so hinstellen wollten, als wenn ich dies hätte leugnen wollen. Daß ein Hue auch dann noch in dasselbe Mißverständnis verfallen würde, ließ ich mir freilich nicht träumen.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, den 19. Februar 1916.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Auch gestern brachten unsere Truppen einen burch starkes Feuer vorbereiteten englischen Angriff südöstlich von Ypern zum Scheitern
Im Abschnitt nördlich und nordöstlich von Arras Minen- und Handgrauatenkämpfe. Wir besetzten einen von uns gesprengten Trichter.
Auf der Front zwischen der Aisne und der Maas lag stellenweise stärkeres feindliches ArtillerieMinenfeuer.
Durch eine größere Sprengung zerstörten wir einen Teil der französischen Stellung auf der Combres- Höhe.
Nordöstlich von Largigen( nahe der französischen Grenze südwestlich von Altkirch ) stießen deutsche Abteilungen in die feindliche Stellung vor, zerstörten Verteidigungsanlagen und Hindernisse des Gegners und kehrten mit einigen Gefangenen und zwei erbeuteten Minenwerfern zurück.
Unsere Flieger griffen den Flugplatz Abeele( fädwestlich von Poperinghe ) sowie feindliche Bahnanlagen erfolgreich an.
Deftlicher und Balkan - Kriegsschauplah. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Oberste Heeresleitung.
Der öfferreichische Generalstabsbericht.
Wien , 19. Februar. ( W. T.B.) Amtlich wird verlautbart; Russischer und südöstlicher Kriegsschauplat. Nichts besonderes vorgefallen.
Italienischer Kriegsschauplas.
An der Tiroler Front beschoß die feindliche Artillerie die Ortschaft Fontanedo in den Judikarien und den Raum des Col di Lana . Jm Suganagebiete wurde ein Angriff der Italieuer auf den Collo( nordwestlich von Borgo) abgewiesen.
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Im Kärntner Grenzgebiete stand der Ort Uggowis, im Küstenlande des Mrzli Vrh und der Monte San Michele unter lebhafterem Feuer. Die geftrige Unternehmung eines italienischen Flugzeuggeschwaders gegen Laibach hatte einen fläglichen Verlauf. Die Mehrzahl der Flugzeuge wurde schon in der Kampffront zur Umkehr gezwungen. Drei er reichten Laibach und warfen in der Nähe cines dortigen Spitals und auf mehrere Ortschaften der Umgebung ohne jeben Erfolg Bomben ab. Bei der Rückkehr griffen unsere Flieger die feindlichen an und holten ein Caproni- Großkampfflugzeug herunter.
Der Stellvertreter des Chefs bes Generalstabes: von Hoefer. Feldmarschalleutnant.
IS
Probleme. Nicht die Frage steht zur Diskussion, ob es für die italienische Industrie vorteilhaft wäre, wenn der liebe Gott plötzlich dort Kohlenlager entstehen ließe, sondern dic ob es für die italienische Industrie und das italienische Proletariat von Nußen wäre, wenn Italien immendwelche Gebiete mit reichen Kohlenlagern eroberte. Das ist eine ganz andere Frage; um sie allein handelt es sich und sie ist eben zu verneinen.
Doch nun kommt Genosse Hue mit der schwersten Anklage: " In der Tat, der Genosse Dr. Gustav Eckstein schreibt folgenden lapidaren Sat: Ob dieses( das für die Eisenindustric nötige Erz) aber im eigenen Bande geivonnen wird oder im Ausland, ist ökonomisch gans gleichgültig." Und er erläutert die Unsinnigkeit dieses Sazes sofort durch die Worte:„ Nadi Eckstein ist es ,, ökonomisch ganz gleichgültig, ob für die deutsche Verhüttungsindustrie Erzlager vor den Werfstoren oder in Kamschatka, Patagonien, Neuseeland ukv. ausgebeutet werden." In dasselbe Tutehorn hatte Ralisti schon in der Volks. stimme" vom 18. Dezember 1915 geblasen. Nach dem Rezept und der Logit Ecksteins", hieß es dort, fann es auch schließlich keine Rolle spielen, ob ein großes Land über eigene Kohlen verfügt oder nicht, die Hauptsache bleibt nur, ob überhaupt wo in der Welt Kohlen sind. Vom Mond aus mögen fich die Dinge so betrachten lassen, wie Eckstein es tut, von diesem fernen ik aus läßt sich denn auch die deutsche Volfswirtschaft bequem durch Zahlenspielerei und Wortklauberei auflösen und zusammenstellen. Uebrigens fann man zu dem Mondstandpunkt dann auch auf der Erde gelangen, wenn man Sein oder Nichtfein der Industrie als eine innere Angelegen. heit der bürgerlichen Gesellschaft anjieht."
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Dieser Edstein muß also nicht nur ein Wollenfudude. heimer, sondern auch ein fapitales Rindvieh sein. Man begreift daher das Mitleid, das Genosse Hue mit den vielen Tausenden unserer lerneifrigen Genoffen uns Genossinnen empfindet, die den Ecksteinjaz als den Ausfluß profunder margistischer Gesellschaftswissenschaft hinnehmen". Ich für meine Person hoffe allerdings, daß diefe lerneifrigen Genossen und Genossinnen besser und ruhiger lesen können als Genosse Sue.
Was steht denn in Wirffdfeit an der von Sue zitierten Stelle? Es heißt bort wörtlich:" Natürlich hängt die Entwidlung der Eisenindustrie von vielen Faftoren ab. Einer der wichtigsten ist unstreitig die billige Berforgung mit Erz. Ob dieses aber in eigenen Lande gewonnen wird oder im Auslande, ist ökonomisch ganz gleich). gültig." In den Einleitungsworten meines Artikels vom 2. 6. Mts. habe ich den Sinn dieser Worte überdies deutlicher erläutert. Es heißt dort: Wie ich schon in meiner Besprechung des Buchs der 16" am Beispiel der Erzversorgung der Eisenindustrie gezeigt habe, fällt die Billigkeit der Versorgung feineswegs mit dem Umstande zusammen, daß die betreffenden Stoffe beimischen Quellen entstammen."
Sue selbst gibt als das Ziel seiner Untersuchung an, er Man sollte meinen, das sei flar genug. Ich bin stets habe die Rohstoffversorgung des deutschen Reichsge. geneigt, anzunehmen, daß meine fachlichen Gegner im guten biets beleuchten" wollen. Seine Aufgabe als Mitarbeiter Glauben handeln. Genosse Que hat es mir aber im voran dem Sammelwerk sei es gewesen, gewissenhaft zu unterliegenden Falle sehr schwer gemacht, dies auch von ihm zu suchen, ob die von bestimmter Seite aufgestellte Behauptung, glauben. Er hält mir mit großem Pathos die Frachtkosten unsere Industrie bedürfe zu ihrer fünftigen Sicherstellung entgegen. Ja, ist denn das eine billige Versorgung mit eine Aenderung der Reichsgrenzen, richtig sei". Rohstoffen, wenn hohe Frachtkosten sie beloften? Aber die In dieser Fragestellung handelt es sich also nicht darum, ob melden. Erflärt er es doch in der Boltsstimme vom 5. d. Frachtkosten haben mit den Landesgrenzen sehr wenig zu tun. es für die deutsche Industrie und die deutschen Arbeiter M. abermals als einen großen Vorteil für die russische Textil- Die Hüttenwerte beziehen die Erze, die sie brauchen, auch die lebenswichtig ist, daß die Nohstoffe billig beschafft werden, industrie, daß dort mit ungeheuren Kosten Baumwollkulturen Qualitätserze, von dort, von wo sie sie am billigsten besondern daß fie im deutschen Reichsgebiet ge- angelegt werden, obgleich die dort erzeugte Baumwolle viel fommen. Ob das Inland oder Ausland ist, ist ganz gleich. wonnen werden. Daß Sue selbst die Frage so verstanden hat, teurer fommt als die aus dem Ausland eingeführte. Sue selbst führt ja in seiner Entgegnung eine ganze Nethe nelt auch daraus hervor, daß er z. B. in seiner Abhandlung Um seine schwache Position zu retten, batte nun Genoffe folder Fälle on. Er betont z. B. den großen Vorteil, den es im Buch der 16" schrieb: Würde also nach den Auslassungen Realisti die Frage auf ein anderes Gebiet verschoben und er- für die belgische Gisenindustrie bedeutet, daß fie aus dem nahefranzösischer Annexionisten Elsaß- Lothringen von Deutschland flärt, im Kriege sei es doch von der größten Wichtigkeit, liegenden lothringisch- luxemburgischen Minetterevier vorzüggeriffen. io märe unserer Eisen- und Stahlindustrie ein töd- daß man die Stobstoffe im Inland gewinnen fönne. Darauf liche Erze und auf dem billigen Wasserwege febr günstig ficher toß berfest."( S. 40.) Sue fragt gar nicht, ob durch antwortete ich ihm unter anderem, daß er hier die Landes- fpantsche, sidrussische( 1) und schwedische Qualitätserze bediefe Losreißung die Rohstoffversorgung der deutschen Eisen- grenzen mit dem Machtbereich im Kriege verwechsle und wies zieht. Diese Erzgruben liegen also nicht im Inland" Belindustrie verteuert würde, was ja nicht notwendig der Fall darauf hin, daß z. B. Rußland und Frankreich heute von den gien, sondern im Ausland, zum Teil in einem recht entfernten. sein müßte. Weist doch Sue selbst sofort darauf hin, daß auch Rohstoffquellen ihres eigenen Landes zum großen Teil ab- Es kommt eben weniger auf die Entfernung an, als auf die dann noch die französische Eisenindustrie von der deutschen geschnitten feien. Im Kriege komme es also nicht darauf an, Billigkeit der Gewinnung und der Fracht. Würden nun die Kohlenzufuhr abhängig bliebe, daher auch bereitwillig Eisen- ob diese Rohstoffquellen im Inland liegen, sondern ob sie er- belgischen Arbeiter etwas dabei gewinnen, wenn eniva Belgien erze abgeben würde. Hier zeigt sich sehr klar, daß Sue felbst reichbar sind. Sonderbarerweise stellt Hue jezt die Sache so Quremburg anneftierte? Gerade dieses von Hue gewählte diese beiden so außerordentlich verschiedenen Gesichtspunkte, hin, als ob ich gegen ihn polemisierte, obgleich ich mich aus- Beispiel zeigt glänzend, daß die Landesgrenzen für die Robden politischen und den ökonomischen, gar nicht auseinander drücklich gegen bestimmte Aeußerungen Salistis wandte stoffversorgung der Eisenindustrie so gut wie gar keine Stolle gehalten hat. Die Konfusion, die sich aus solcher Vermengung( Borwärts" vom 1. d. M.) und fordert mich auf, das spielen. Das gleiche gilt für die anderen von Hure vorgeergibt, ist charakteristisch für fast das ganze Buch der 16". Streitobjeft nicht zu verschieben", er habe nur von der mon- führten Beispiele. Er weist darauf hin, daß das österreichische Freilich sagt Sue: Wer wird auch so doktrinär verschro- tanindustriellen Wirtschaft vor dem Kriege gesprochen. Eisentverk Witkowiß, außerordentlich wertvolle Erslager in ben sein, zu verlangen, wenn außerhalb unserer Landes- Gleich darauf aber beruft er sich gegen mich auf das Beispiel Schweden besitzt und ausbeutet. Ist aber das nicht gerade grenzen ein Rohstoff für uns rationeller gewonnen würde, so taliens, das während des Krieges an Koblennor billiger Bezug aus dem Auslande? Gerade darauf hatte müßten trotz alledem eventuell minderwertigere inländische leide; und in diesem Zusammenhang betont er, daß es für ja auch ich schon in meiner Buchbesprechung aufmerksam geBodenschäße bevorzugt werden." Bielleicht wird sich auf diesen die italienische Industrie sehr förderlich wäre, wenn Italien macht, daß das Finanzkapital über die Landesgrenzen hinweg Aufruf Genosse Rtalisti mit einem laut vernehmlichen Sier!" Erz- und Kohlenlager im Lande befäße. Sier handelt Bertrags- und Eigentumsbeziehungen geschaffen hat, gana