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Nr. 55.- 33. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Laundratal mi sündabisig

Freitag, den 25. Februar 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Niederlage der Italiener bei Durazzo .

Steuerdogmatik und Steuermöglichkeiten.

Bon Heinrich Cunom.

II

Daß der Staat durch dirette Steuern den Unternehmern einen Teil des Profits entzieht, also dessen Gewinn schmälert, findet selbstverständlich auch mein Kritikus heraus( die Sache ist auch zu selbstverständlich, als daß jemand, der addieren und subtrahieren kann, sie bestreiten fönnte); aber, meint er, die Kapitalanhäufung wird dadurch kaum oder doch nicht wesent­lich beeinträchtigt. Wenn der Fabrikant, Kaufmann, Land­toirt usw. weniger Profit bzw. Gewinn erzielt, so stellt er darum nicht das Kapitalaufsparen ein, sondern er seßt, da er mun einmal auf die Kapitalanhäufung verpicht ist, einfach die Ausgaben für seinen Unterhalt, seinen sogenannten Kon­fumtionsfonds, herab. Er verzichtet also auf allerlei Lurus, Den er sich angewöhnt hat. Wörtlich heißt es in den Aus­führungen meines Kritikers:

Da nämlich diese Klasse einen Teil des gewonnenen Pro­fits für ihren Unterhalt verbraucht, wobei dieser Unterhalt im Laufe der Zeit zu einer gewaltigen Entfaltung von Lurus ge führt hat, kann die Steuer zu einem immerhin wesentlichen Teile aufgebracht werden auf Kosten dieses Buguskonsums. Das würde fogar sicher eintreten, denn der größte Teil der Kapi­talisten dürfte eher geneigt fein, auf 2ugus= ausgaben zu verzichten, als auf die Anhäufung pon neuem Kapital, das eine Erweiterung der Macht­sphäre des betreffenden Kapitalisten ermöglicht."

Ange­

Betrachten wir diese Hypothese etwas näher. nommen, der Unternehmer häufe tatsächlich in gleichem Maße wie bisher Kapital an und gleiche seinen Gewinnausfall da durch aus, daß er seinen Bedarf an Augusartikeln einschränkt, so kann der Arbeiterschaft auch dieses Verfahren feineswegs gleich sein, denn die Abnahme des Konsums solcher Qurus­waren hat natürlich auch eine Einschränkung der Produktion und damit eine Brachlegung der bisher in thr beschäftigten Arbeitskräfte zur Folge. Aber solche Einschränkung des Lurus mag wohl in einzelnen Fällen stattfinden, im ganzen wird einfach durch die Kapitalanhäufung oder wie es im ge­wöhnlichen Leben heißt, die Kapitalaufsparung abnehmen- borausgesett natürlich, daß es den Unter­nehmern nicht gelingt, auf andere Weise den Rüdgang ihres Gewinns wieder auszu gleichen, z. B. durch Preiserhöhungen der von ihnen fabri­zierten Waren, durch Druck auf die Arbeitslöhne, Verringe­rung der Qualität ihrer Erzeugnisse, neue technische Einrich­tungen usw.

Die Ansicht, die Unternehmer fänden sich einfach, wenn ihr Profit fällt, in ihr Schicksal und schränkten, um nur ja weitere Sapitalien anhäufen zu können, ihren Verbrauch ent­sprechend ein, sett ein Unternehmertum voraus, das es nie gegeben hat, selbst nicht in den Anfängen der kapitalistischen Produktion, am wenigsten aber heute. Schon Marr fertigt Diese Annahme, der Unternehmer habe nun einmal eine Spar­manie und häufe in jedem Fall Kapital auf, mit den Worten ab( Das Kapital ", I. Bd., 4. Aufl., S. 557):

Während der klassische Kapitalist den individuellen Konsum als Sünde gegen seine Funktion und Enthaltung" von der Affumulation brandmarkt, ist der modernisierte Bapitalist im stande, die Akkumulation als Entjagung" feines Genußtriebes aufzufassen...

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Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 24. Februar 1916.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Der Erfolg östlich der Maas wurde weiter ausgebant. Die Orte Brabant , Haumont und Samogneux find ge­nommen, das gesamte Waldgebiet nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Beaumont, sowie das Herbebois find in unserer Hand.

Südlich von Metz wurde ein vorgeschobener fran­zösischer Posten überrascht und in seiner Stärke von über 50 Mann gefangen abgeführt.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Auf dem nördlichen Teile der Frout lebhaftere Artillerie­kämpfe. An zahlreichen Stellen Patrouillengefechte. Keine besonderen Ereignisse.

Balkan - Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

28ien, 24. Februar.( W. Z. B.) Amtlich wird ver lautbart: Russischer und italienischer Kriegsschanplay. Reine besonderen Ereignisse.

Südöstlicher Kriegsschauplas. Unsere Truppen in Albanien haben gestern die Italiener und ihren Bundesgenossen Essad bei Durazzo geschlagen. Am Vormittag bemächtigten sich unsere Bataillone- deren kleinere Abteilungen den unteren Arzen übersetzten der letzten feind­lichen Vorposition östlich von Bazar- Sjak. Am Mittag wurde die italienische Brigade Savona auch aus der stark ausgebauten Hauptstellung östlich des eben genannten Ortes geworfen.

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Gleichzeitig erstürmte eine andere Kolonne die zehn Kilo­meter füdöstlich von Durazzo angelegten Verschanzungen von Saffo- Bianco. Der Feind verließ seine Gräben zum Teil flucht­artig und wich hinter den inneren Verteidigungsring. Es wird verfolgt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Goefer. Feldmarschalleutnant.

Tritt denn aber nicht das gleiche ein, wenn ber Staat tapitalistische Betriebe verstaatlicht und den ihnen bisher aufließenden Profit sich aneignet? Die Kapitalisten, die z. B. am Versicherungsgeschäfte beteiligt sind und dabei ein paar hundert Millionen Mark Brofit erzielen, haben bisher einen Teil dieses Profites zur Anhäufung von neuem Kapital verwendet, dieses Kapital wurde bei Grün­dung neuer oder Erweiterung bestehender Betriebsunterneh mungen angelegt. Wird dieser Teil des Gesamtprofites vom Staate angeeignet, so wird nicht mehr aftumuliert, es entsteht fein neues Kapital, well diese Millionen vom Staat unproduktiv berausgabt werden.

teils zur Fortegung des Betriebes, beils zu anderen Stants. zwecken berugt, die sonst durch Steuern aufgebracht werden müßten auch von den Arbeitern. Sicherlich manche diefer jezigen Staatsswede gefallen uns nicht, und wenn wir Macht hätten, sie zu ändern, würde das geschehen. Diese Tat­fache ändert aber nichts daran, daß mun einmal heute diese Ausgaben bestehen und die Mittel zu ihrer Deckung, wenn nicht auf diese, dann auf eine andere, den Arbeiter vielleicht noch weit mehr belastende Weise beschafft werden müssen.

Uebrigens sind denn alle Swede und Ausgaben des Staates nur unproduktiv? Gibt's teine anderen Swede? Können z. B. die Einnahmen aus dem verstaatlichten Kohlen. bergbau nicht auch wieder zur Vergrößerung und Vermehrung staatlicher Betriebe verwandt werden? Und soweit sie nicht direkt im Marrschen Sinne produktiv angelegt werden, also nicht zur Produktion von neuem Mehrwert, können sie doch dem Interesse der Bevölkerung dienen, wie z. B. Kanal-, Brüden und Straßenbauten, Einrichtung von Museen und Lehranstalten, Unterhaltung von Krankenhäusern und hygieni­schen Anstalten usw. Unbedingt muß man, wenn man jolche Zwecke will, doch auch wollen, daß dafür irgendwo die nötigen Mittel beschafft werden.-

Wenn übrigens, wie der Artikelschreiber des Vorwärts" behauptet, es tatsächlich ganz gleich oder, wie er sich ausdrückt, gehüpft wie gesprungen ist, ob der Staat den Profit durch Besteuerung oder durch Verstaatlichung der Produktion an fich bringt", ob er also den Profit der Kapitalistenklasse mu besteuert oder ihn durch Verstaatlichung der im Privatbesitz befindlichen Produktionsmittel zugunsten der Staatsgemein schaft aufhebt, dann wäre das das stärkste Ars gument gegen jede Verstaatlichung des pris baten Eigentums an Produktionsmitteln. Vielleicht ist die Vorwärts"-Redaktion so fonsequent und stellt an den nächsten Parteitag den Antrag, das Partei­programm im Sinne dieser ökonomischen Erkenntnis abzu­ändern.

Weit genug ist ja die theoretische Verwirrung in unserer Partei bereits gediehen. Das zeigt nichts besser als die Be­hauptung meines verehrten Kritikers, daß gerade nach dem Kriege die Gelegenheit zur Erhebung hoher Einkommen­Steuer besonders günstig sei; da das Einkommen der Kapi­talistentlasse infolge des Krieges start gestiegen sei und die Kriegsanleihen einen höheren Binsfuß gewährten, als bisher üblich. Nun weiß zwar jeder, daß einzelne Kategorien ber Kapitalisten während des Krieges enorme Profite gemacht haben, die ihnen deshalb auch durch eine hohe Kriegsgewinn steuer möglichst wieder abgezwackt werden müssen, aber daß die ganze Sapitalistenklasse ihr Einkommen gesteigert und sich bereichert hat, ist eine so schöne neue Entdeckung, daß sie un bedingt prämiert werden sollte. Bisher hieß es immer, der Strieg hätte ungeheure Kapitalien verschlungen und alle frieg­führenden Staaten viel fapitalärmer gemacht. Nach dem Vorwärts" ist es gerade umgekehrt: det Krieg war ein Mittel großer Kapitalvermehrung.

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Ich bin nur neugierig, wie jene oppositionellen Thep­retiker, die da behaupten, Deutschland wäre durch den Krieg so geschwächt, daß es Jahrzehnte gebrauchen würde, das Ver­forene wieder einzuholen, ihre Ansicht mit dieser neuesten Entdeckung des Vorwärts" in Einklang bringen werden.

Der französische Tagesbericht.

Es ist also gehüpft wie gesprungen. In welcher Weise der Staat einen Teil des Profites an sich bringt, ob auf dem Wege der direkten Besteuerung der gesamten Kapitalistenklasse oder der auf dem Wege der Verstaatlichung bestimmter Gruppen kapitalisti­Paris, 24. Februar.( W. T. B.) Amtlicher Berit fcher Unternehmungen, so oder so wird die Anhäufung von Profit Jm Artois habeit wir einige In den historischen Anfängen der tapitalistischen Produktions- und damit die Neubildung von Kapital eingeschränkt. Man kann bon gestern nachmittag. weise und jeder kapitalistische Barvenü macht dieses historische eben nicht die unproduktiven Ausgaben grenzenlos fbeigern, ohne Teile der Gräben im Gebiete des Waldes von Givenchy zurüd Stadium individuell durch Herrschen Bereicherungstrieb und in der gegenwärtigen Gesellschaft den wirtschaftlichen Produktions- erobert. In der Gegend nördlich von Verdun dauerte die feindliche Geiz als absolute Leidenschaften vor. Aber der Fortschritt der prozeß zu stören. Auch Cunow wird hier kein Zaubermittel Befchießung, die fräftig von uns erwidert wurde, fort. Im Laufe fapitalistischen Produktion schafft nicht nur eine Welt von Ge- finden." der Nacht entwickelten sich Infanteriegefechte auf einer Front von nüffen. Er öffnet mit der Spekulation und dem Kreditwesen Gewiß, wenn ein Industriezweig, z. B. der Kohlenberg- ungefähr fünfzehn Kilometern. Der Kampf dauert heftig vom taufenb Quellen plöblicher Bereicherung. Auf einer gewiffen Ent- bau, völlig verstaatlicht wird, so können in ihm von den rechten Maasufer bis südöstlich von Herbebois an. Wir haben das wickelungshöhe wird ein konventioneller Grad von Verschwendung, früheren Bechenbesizern keine Unternehmerprofite mehr ge- Dorf Haumont, dessen Rand wir noch halten, nach einem hart­die zugleich Schaustellung des Reichtums und daher Kreditmittel macht und daraus keine neuen Stapitalien mehr angesammelt nädigen Kampfe, in dem wir dem Feinde sehr erhebliche Verluste ist, sogar zu einer Geschäftsnotwendigkeit des Destlich von diesem Orte gestattete uns unglüdlichen Kapitalisten". Der Lurus geht in die werden. Aber während bei einer Hemmung der Kapital- beibrachten, geräumt. Repräsentationstoften des Kapitals ein. Ohnehin bereichert sich affumulation durch direkte Steuern die wirtschaftliche Ent- ein Gegenangriff, den größeren Teil des hier vorspringenden Waldes der Kapitalist nicht, gleich dem Schahbildner, im Verhältnis seiner wickelung zurückgehalten würde, wird sie es in so I che m von Caures, der gestern vom Feinde besetzt worden war, wiederzu­persönlichen Arbeit und seines persönlichen Nicht- Fall nicht, dennes besteht kein Grund, warum nehmen. Nördlich von Beaumont wurde ein auf Herbebois ge­konsums, sondern im Maß, worin er fremde Arbeitskraft nicht der Staat die Kohlenproduktion entrichteter starter deutscher Angriff durch unfer Sperrfeuer glatt aussaugt und dem Arbeiter Entsagung aller Lebensgenüsse auf- sprechend dem steigenden Bedarf ausdehnen angehalten. Nach Aussagen von Gefangenen sind einige deutsche zwingt." sollte! Zudem hindert auch niemand die enteigneten Einheiten vollständig vernichtet worden. Während diefer Opera Doch wenn man im Interesse des Fortschritts der fapi- Bechenbesizer, ihre Stapitalien nun in anderen privaten| tionen langsamer und anhaltender beiderseitiger Artilleriekampf in talistischen Entwickelung eine Hemmung der Kapitalaffumu- Unternehmungen anzulegen und dadurch deren Ausdehnung der Gegend von Haute Cherrières und Fromezoh. In Lothringen lation durch übermäßige direkte Besteuerung des Kapital- zu fördern. in der Gegend von Nomény zeigte sich unsere Artillerie ziemlich profits für Schädlich hält, wie fai.n man dann für die Ver- Es tritt also feine Hemmung der wirt tätig. Eine feindliche Erkundungsabteilung nördlich von Letricourt staatlichung bestimmter Industriezweige eintreten, da doch schaftlichen Entwidelung ein, sondern eher eine lonnte unsere Linien nicht erreichen. dem Kapitalisten dieser Branchen in solchem Falle sogar jeg- Förderung. Das ist der erste Unterschied, den der Kritikus Paris , 24. Februar.( W. T. B.) Amtlicher Bericht liche bisherige Kapitalanhäufung abgeschnitten wird? Das des Vorwärts" übersieht. Zweitens aber entschwindet nach von Mittwoch abend. In Belgien hat das Zerstörungsfeuer begreift mein Kritifer nicht. Seinem Gemüt erscheint solche der Verstaatlichung der Gewinn aus dem Bergiverksbetrieb unserer Artillerie mehrere Breschen in die deutschen Gräben vor Forderung als ganz unfaßbarer Widerspruch, und erstaunt zwar den Händen der Kapitalisten, aber er geht deshalb nicht Steenstraete geschossen. Nördlich von der Aisne haben unfere fragt er: in Dunst auf, sondern fällt an den Staat, der thn Batterien die deutschen Werke auf dem Plateau von Vauclere

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