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Nr. 58.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlia".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 28. Februar 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Weitere deutsche Erfolge vor Verdun .

Die Wirtschaftspolitik nach dem Kriege.

Die Desterreicher in Durazzo .

Barallel mit den Bestrebungen nach einem engen wirt­schaftlichen Zusammenschluß der Zentralmächte macht sich in den letzten Monaten eine größere Regiamkeit auf demselben Gebiete auch in den Ententemächten bemerkbar. In Eng­Land, der Hochburg des Freihandels, gewinnt unter der Einwirkung des Strieges mehr und mehr die schutzzölnerische Strömung Oberhand, die das Reich gegen die Zentralmächte mit Zollmauern absperren will. Auf der für den 29. Februar anberaumben Konferenz der Handelskammern des Vereinigten Königreiches soll über die Han­delspolitik nach dem Kriege beraten werden. Inzwischen zeigen bereits die von zahlreichen Handelskammern ein­laufenden Resolutionen, daß die Idee eines Handelsbünd­nisses mit den Ententemächten bei vorzugsweiser Behandlung der neutralen Länder und zollpolitischer Abwehr gegen die Zentralmächte in der englischen Handelswelt immer mehr Anhänger gewinnt. Auch in Frankreich haben sich in den legten Monaten Bestrebungen nach einem wirtschaftlichen Zu­sammenschluß der Ententemächte geltend gemacht. Auf die Initiative dreier Organisationen: des Ständigen Bureaus der interparlamentarischen Handelskonferenz, des franzöfi­schen parlamentarischen Handelskomitees und des Handels­tomitees der Kammer wurde am 28. November v. J. be­schlossen, eine Konferenz der Parlamentarier der Ententemächte einzuberufen, um über die not­wendigen Maßnahmen im bevorstehenden Handels­frieg mit dem mitteleuropäischen Wirt­fchaftsverband zu beraten. Diese Konferenz wird vom 6. bis 9. März in Paris tagen. Zur Verhandlung werden vor allem zwei Gruppen von Fragen stehen:

1. Vorgängige Verständigung der Interessenten über jede gejebgeberische Waßnahme, welche die Regelung der Handels­beziehungen zwischen den Striegführenden herbeizuführen be stimmt ft: Durchführung der Verträge, Beitreibung der Außen­Stände, Sequeftrierung fremden Eigentums, Patente.

2. Schutzmaßregeln gegen das Gindringen deutscher Grzeug­nife beim llebergang vom Kriegs- in den Friedenszustand; Ent­schabigung für alle Kriegsschäden.

Andere Fragen knüpfen an die Probleme wirtschaftlicher, finanzieller und rechtlicher Organisation an: Herabsetzung der Postgebühren, Erleichterung der Fracht- und Transporttarife zugunsten der Exporteure, Errichtung eines internationalen Patentamtes, das dem deutschen Patentamt entgegengestellt würde, Errichtung einer internationalen Ausgleichsbank zur Beschränkung der Barzirkulation, zur Erhöhung der Sicher­heit bei Wertilbermittelungen, zur Beschränkung des Risikos und zum Ausgleich des Wechselfurses.

Bon gleichem Interesse wäre weiter die Einführung eines Minimaltarifs, der auf die Kolonien anwendbar wäre, und Schaffung eines auf Gegenseitigkeit beruhenden Systems der Handelsbeziehungen zwischen den Verbündeten auf ähnlicher Grundlage, wie die Vorzugszölle, welche die autonomen Kolo­nien der Dominions dem Mutterlande gewähren.

Diefe Resolution wird

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Ferner soll der Konferenz eine Resolution unterbreitet werden, wonach die Bildung einer Kommission bon Vertretern der Ententemächte als wünschenswert erklärt wird, die die Frage über die Entwicklung von Handel und Industrie der betreffenden Länder im gemeinsamen Intereffe studieren und einen solchen Handelsvertran zwischen den Ententeländern vorbereiten soll, der es ihnen gestatte, die finanziellen Basten nach dem Kriege am leichtesten zu tragen. wie das Reichsratsmitglied Prof. A. Waifiliem in der Rietsch" mitteilt- in dem Briefe des Sekretärs des vorbereitenden Komitees an einen der führenden Wirtschaftspolitiker Rußlands folgendermaßen erläutert: Der Krieg legt unserem Bund eine finanzielle Last auf, die nur getragen werden kann, wenn wir Schulter an Schulter stehen werden; dann werden wir unsere Pflicht ehrlich erfüllen können. Das große Rußland hat namentlich ein Interesse an dem 3ufluß fremder Rapitalien; allein der Austausch der Leistungen muß auf gegenseiti. gem Vorteil begründet sein; für Habgier, Eigennut und Ausbeutung eines Volkes durch ein anderes darf hier kein Plak sein."

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Im Anschluß an dieses Programm forderte Prof Wassil­jet die Vertreter des Handels und der Industrie auf, den

Meldung des Großen Hauptquartiers. Mitgliedern des Reichsrais und der Reichsduma, die an der

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 27. Februar 1916.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplan.

An verschiedenen Stellen der Front spielten sich leb­hafte Artillerie- und Minenkämpfe ab. Südöstlich von Ypern wurde ein englischer Angriff abgeschlagen.

Auf den Höhen rechts der Maas versuchten die Fran­ zosen in fünfmal wiederholten Angriffen mit frisch herangebrachten Truppen die Panzerfeste Douan­mont zurückzuerobern.. Sie wurden blutig abgewiesen. Westlich der Feste nahmen unsere Truppen nunmehr Champeneuville, die Gote de Talou und kämpften sich bis nahe an den Südrand des Waldes nord­östlich von Bras vor. Deftlich der Feste erstürmten sie die ausgedehnten Befestigungsanlagen von Hardau. mont. In der Woevre Ebene schreitet die deutsche Front tämpfend gegen den Fuß der Cotes Lorraines rüftig vor. Soweit Meldungen vorliegen, beträgt die Zahl der unverwundeten Gefangenen jett fast 15-000.

In Flandern wiederholten unsere Flugzeugge­schwader ihre Angriffe auf feindliche Truppenlager. In Met wurden durch Bombenabwurf feindlicher Flieger 8 Zivilpersonen und 7 Soldaten verletzt oder getötet, einige Häuser wurden beschädigt. Im Luftkampf und durch unsere Abwehrgeschüße wurde je ein französisches Flugzeug im Bereich der Festung abgeschossen; die In­faffen, darunter 2 Hauptleute, find gefangen genommen. Deftlicher und Balkan - Kriegsschauplah. Keine Ereignisse von Bedeutung.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , den 27. Februar 1916.( W. Z. B.) Amtlich wird berlautbart: Ruffischer Kriegsschauplat

Reine besonderen Ereignisse.

Italienischer Kriegsschauplak. nu Borgestern tam es an der füftenländischen Front, von Leba haftem Artilleriefeuer abgesehen, an mehreren Stellen auch zu heftigen fleinen Infanteriekämpfen. Vor Tagesanbruch machten Abteilungen von der Besahung des Görzer Brückenkopfes einen Ausfall bei Bevma, überraschten den schlafenden Feind, schütteten einen Graben zu und brachten sechsundvierzig Gefangene zurüd. Am Rande der Hochfläche von Doberdo ging nach starker Ar= tillerievorbereitung feindliche Infanterie gegen unsere Stellungen beiderseits des Monte San Michele und öftlich Azzo vor. Die Italiener wurden unter großen blutigen Verlusten abgewiesen und ließen überdies hundertfiebenundzwanzig Gefangene, bar­unter sechs Offiziere in unseren Händen. Der gestrige Tag ver­lief ruhiger. Tarvis erhielt wieder einige Granaten.

Südöstlicher Kriegsschauplas.

Heute morgen haben unsere Truppen Durazzo in Besit genommen. Schon gestern vormittag war eine unferer Kolonnen im Feuer der italienischen Schiffsgefchüße über die nördliche Landenge vorgedrungen; fie gelangte tagsüber bis Portos, sechs Kilometer nördlich von Durazzo . Die über die südliche Enge ent­fandten Truppen wurden anfangs durch die feindliche Schiffs­artillerie in ihrer Vorrüdung behindert, doch gelang es zahl­reichen Abteilungen watend, schwimmend und auf Flößen bis abends die Brücke östlich von Durazzo zu gewinnen und die dor­tigen italienischen Nachhuten zu werfen. Bei Morgengrauen ist eines unserer Bataillone in die brennende Stadt eingedrungen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.

v. oefer, Feldmarschalleutnant.

Pariser Konferenz feilnehmen werden, die Anschauungen des wirtschaftlichen Rußlands " über die zur Erörterung stehenden Fragen zu unterbreiten. Es ist anzunehmen, daß die Vertreter der großen Industrie- und Handelsverbände fich Die Gelegenheit nicht entgehen lassen werden, unter Aus schaltung aller anderen gesellschaftlichen Clemente, ihre han delspolitischen Wünsche als die Wünsche des gesamten Reiches auszugeben.

Mit Recht wendet sich deshalb die linfaliberale Bresse gegen diese einseitige Intereffenbertretung. Die Indu striellenverbände"-schreibt die ijemskaja Myst", das ein. flußreichste berale Blatt Südrußlands- find am aller ivenigsten berufen, int Namen der gesamten Gesellschaft zu sprechen." Sehr beachtenswert, weil über das spezielle Thema hinausgehend, sind die meiteren Ausführungen des Blattes:

" Im Wirtschaftsleben der Welt waren bestimmte Grund­fäße der Handelspolitik wirksam; in Jahrzehnten hatte sich ein Schema für Handelsverträge, Protektionssystem, Tarif tombinationen herausgebildet. Der Krieg stellt nun die weitere Existenz des Schemas unter große und berechtigte Zweifel. In der Wirtschaftspolitik treten nene Tendenzen hervor, die die internationalen Beziehungen nach einer neuen Richtung zu lenken drohen. Welches diefe Nichtig sein wip, läßt sich schwer voraussagen, da sie von dem Verhältnis der gesellschaftlichen Kräfte abhängen wird. Jedenfalls aber wirb fte von dem schutzöllnerischen Wege abweichen, den die Welt in der lezten Periode der wirtschaftlichen Entwicklung eingehalten hat."

Man wird angesichts der in beiden kämpfenden Mächtc­gruppen er starfenden ichubzöllnerischen Ten benzen, hinter denen einflußreiche Interessentengruppen stehen, diesem Optimismus mit einigem Zweifel begegnen. Dagegen trifft vollkommen und zwar nicht bloß für Nuß­land zu, was das Blatt weiter schreibt:

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" Die Schizzollpolitik war nur der besondere Aus. drudder imperialistischen Politit, deren Resul­tate der Krieg gezeigt hat. Die Frage der fünftigen Handels. verträge geht deshalb in die ungeheure und komplizierte. Frage des Ersages der imperialistischen Poli­fif burch eine andere über, die den Intereffen der Mehrzahl der Bevölkerung mehr gerecht werden soll. Die organisierten Handels- und Industriekreise, die schon an die Vorbereitung der fünftigen Handelsverträge getreten sind, gehen nach mic vor von der Politik des Imperialismus mit allen ihren nega­tiven Attributen aus. Aufgabe der breiten Schichten der Be­völkerung ist es, dieser Politik neue Grundsäße der internationalen Wirtschaftsbeziehungen entgegenzusehen. Die organisierten Industriellen denken lediglich an fünftige Wirtschaftsfriege. Aufgabe der breiten Schichten der Bevölkerung ist es, die Entwicklung der natio­nalen Produktivkräfte bei dem allgenteinen Wirtschaftspro­greß der Welt durchzusehen. Die organisierten Industrieller träumen von der wirtschaftlichen Verselbständigung" des Landes. Aufgabe der breiten Kreise der Bevölkerung ist es, normale Bedingungen zu schaffen für die richtige Einteilung der wirtschaftlichen Arbeit in internationalem Maßstabe."

Hier bricht die Aufzählung der bevorstehenden Aufgaben der Demokratie" ab, denn abgesehen von der Zensur ist die ,, Kijewskaja Myil", bei aller Kühnheit ihrer grundsätzlichen Ablehnung des Imperialismus, doch ein bürgerliches Blatt. Um so beachtenswerter ist die aus diesen Aeußerungen hervorgehende Gesinnung. ( z)

Französische und englische Stimmen zur

Schlacht bei Verdun .

Baris, 27. Februar. ( W. T. B.) Temps" schreibt zu der Schlacht nördlich von Verdun : Die im Gange befindliche Schlacht ist außerordentlich ernst. Falls der Feind die Höhe zwischen der Höhe von Poivre und dem Labauche- Gehölz nehmen sollte, würde er uns vielleicht um so fester auf der Linie Froide Terre Douay­mont wiederfinden, wo die eigentlichen Festungswerfe anfangen. Diese Linie ist ganz mit Artillerieſtellungen bejät. Grinnern loir uns, daß die Deutschen nicht belagern, sondern einer unserer Ar­meen eine Schlacht liefern. Die Garnison von Verdun und ihre Forts stellen nur eine Stüße dar. Die schweren feindlichen Ge schüße werden Fort Douaumont zerstören können, ohne doch etwas anderes zu vernichten als die träge Betonmasse." Temps" schließt: Wir bewahren ein volles und unerschütterliches Vertrauen auf den endlichen Ausgang. Oberst Rouffet schreibt in der Biberté": Nach den letzten Nachrichten äußert unsere Heeresleitung feinerlei Unruhe. Unsere Reserven brauchten noch nicht einzugreifen.