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Nr.61.- 33. Jahrg.

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Telegramm- Adresse: * Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morizplas, Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 2. März 1916.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernibrecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Artillerie, Luft- und U- Boot- Kämpfe.

Ein Anfang.

Die Besprechung, die sich an die Verlesung der Thron rede im englischen Unterhause knüpfte, gab den Genossen Snowden und Jowett, den Liberalen Trevelyan, Ponsonby, Outhwaite und dem Unionisten Mason Gelegenheit, vor den Gefahren eines Arieges bis ans Ende zu warnen und von der Regierung die Veröffentlichung der Kriegsziele zu fordern. Die bedeutendste Nede scheint die des Genossen Snowden gewesen zu sein, deren Inhalt sehr bald auch in Deutschland   bekannt wurde. Sie verlangte unter An­fnüpfung an frühere Worte Asquiths und Bonar Laws, daß das Gerede von der Zerschmetterung Deutschlands   aufhören solle. Ein Friede, der begleitet sein sollte von neuen unbe­rechtigten und unbefriedigten Ansprüchen, wobei die kleineren Rationen noch weiteren Angriffen ausgefeßt und neue Rüstungen bevorstehen würden, könnte kein dauernder sein, fondern eine unheilvolle Verwirklichung der Prophezeiungen des russischen Finanzmannes Bloch in seinem Buche über das militärische Schachmatt eines europäischen   Krieges. Man hoffe auf einen Sieg durch Erschöpfung, ohne zu bedenken, was dabei auch aus den Ententemächten werden würde. Der Gedanke an eine Verteilung der deutschen   Handelsflotte unter die Entente, an eine Zerschmetterung Deutschlands   und Enteignung der deutschen   Handelsflotte fei Torheit. Rück. fichtslose Unterwerfung Deutschlands   würde die schlimmste Vorbereitung für den Frieden sein, die Allianzen gegen Deutschland   würden dabei auch zerbrechen und ein neuer Krieg nur eine Frage der Zeit sein. doll

Das von Snowden und Trevelyan eingebrachte Amen. dement zur Thronrede lautete folgendermaßen:"

,, Und dieses Haus wünscht ferner ehrerbietig anheimzu­ftellen, daß Seiner Majestät Regierung, nach Besprechung mit unseren Alliierten, die allgemeinen Bedingungen bekanntgeben sollte, unter denen sie gewillt sein würde, in Verhandlungen ein­zutreten mit der Absicht, einen gerechten und dauernden Friedens­bertrag zu sichern."

Der liberale Abgeordnete Ponsonby schlug ein ähn liches Amendement vor: liser

Und dieses Haus wünscht ferner ehrerbietig anheimzu­stellen, daß, da die Fortsetzung des Krieges, die beispielloje Ver­luste, Belden und Ruin in ganz Europa   bedingt, nicht allein die Biele, für die das Land kämpft, erreichen kann, die Regierung die Bedingungen bekanntgeben follte, unter denen sie bereit sein würde, in Verhandlungen einzutreten mit der Absicht, die Feind­feligbeiten zu beenden und einen gerechten und dauernden Ver­gleich zu sichern, der gegründet ist auf der Evaluierung des er­öberten Territoriums, dem Respekt vor dem Nationalitätsprin­zip und auf Vorkehrungen für die Errichtung eines internatio­nalen Tribunals, dem in Zukunft diplomatische Streitigkeiten unterbreitet werden sollen."

"

Das dritte Amendement des Genossen Jowett bewegte fich ungefähr in der Richtung des Antrages von Ponsonby; es forderte die Regierung noch besonders auf, die Bereitwillig. feit der Alliierten auszusprechen, die guten Dienste neutraler Nationen anzunehmen zum Rived der Erzielung eines Ueber­einkommens zwischen den Kriegführenden.

Meldung des Großen Hauptquartiers.[ iele su verhindern, zu bewerten. Sie ist eine Phraſe, ein

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 1. März 1916.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz.

Die Artillerietätigkeit war auch gestern an vielen Teilen der Front sehr rege, besonders auf feindlicher Seite. An mehreren Stellen verfolgte der Gegner damit freilich nur Täuschungszwecke. Dagegen schien er im Yser- Gebiet, in der Champagne, sowie zwischen Maas   und Mosel bestrebt zu sein, uns ernstlich zu schädigen. Er erreichte das Ziel nicht.

Im Luftkampf wurde ein englischer Doppeldecker bei Menin bezwungen, die Insassen sind gefangen. Zwei französische   Doppeldecker holten die Abwehrgeschütze her­unter, den einen bei Vezaponin, nordwestlich von Soissons  , Insaffen gefangen, den anderen dicht südwestlich von Soissons  , Insasse wahrscheinlich tot.

Ein von dem Leutnant der Reserve Kühl geführtes Flugzeug, Beobachter Leutnant der Reserve Haber, brachte einen militärischen Transportzug auf der Strecke Besancon­Jussen durch Bombenabwurf zum Halten und bekämpfte die ausgeftiegene Transportmannschaft erfolgreich mit seinem Maschinengewehr.

Deftlicher und Balkan  - Kriegsschauplah. Nichts von besonderer Bedeutung.

Oberste Heeresleitung.

Deutsche   U- Boots- Erfolge. Amtlich. Berlin  , 1. März.( W. T. B.) Von­unseren U- Booten wurden wurden zwei französische  Hilfskreuzer mit je bier Geschüßen vor Le Havre   und ein bewaffneter englischer Bewachungsdampfer in der Themsemin­dang versenkt.

Im Mittelmeer   wurde laut amtlicher Meldung ans Paris   der französische   Hilfskreuzer, 2a Provence, der mit einem Truppentransport von 1800 Mann nach Saloniti unterwegs war, versenkt. Nur 696 Maun sollen gerettet sein.

Das am 8. Februar an der Syrischen   Küste versenkte französische Kriegsschiff war, wie die Meldung des zurück­gekehrten U- Bootes ergibt, nicht das Linienschiff ,, Suffren", sondern der Pauzerkreuzer Admiral Charner".

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der öfterreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 1. März.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart: Die Lage ist überall unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Soefer. Feldmarschalleutnant.

Bluff.

Selbst ein liberales englisches Blatt, das also der Regierung sehr nahe steht, der ,, Manchester Guardian", macht auf das Widerspruchsvolle der Rede Asquiths aufmerksam. Um dieses ehrgeizige Programm zu erfüllen, sei die letzte Forderung, die Zerschmetterung des preußischen Militarismus, die Vorbedingung. Augenblicklich lägen die Friedensbedingungen ganz außerhalb des Macht. bereichs der Alliierten. Stimme man den von Asquith   auf­gestellten Friedensbedingungen zu, so müsse das Gerede über den Frieden aufhören. Spreche man vom Frieden, so müsse man die Bedingungen verwerfen, da sie, wie nunmehr mit Bestimmtheit gesagt werden könne, mit einem jest oder später zu schließenden Frieden unvereinbar seien. Wenn man dagegen die Bedingungen nicht nur als ein Ideal, son­dern als etwas Erreichbares ansehe, dann tue man besser daran, den Krieg fortzusehen und den Blutverlust und das Elend weiterzutragen. Wenn man glaubt, daß die mili tärische Entwickelung an einem toten Punft angelangt ist, über den man nicht hinwegkommen fann, dann wäre es Pflicht jedes Menschen, der sein Vaterland liebt, zu ber­suchen, einer Marter, die zu nichts führen kann, ein Ende zu machen."

Diese Auslaffungen sind vor allem deshalb bemerkens wert, weil sie beweisen, wie falsch es wäre, mit Asquith ant-. zunehmen, daß die Friedensbestrebungen der Snowden, Jowett, Trevelyan und Ponsonby keinen Widerhall im Bande fänden. Im englischen Bürgertum sind, wie auch die Zätig­feit der Bereinigung für demokratische Kontrolle beweist, bc­reits Strömungen vorhanden, die von einer Fortsetzung des Krieges ins Ungewisse feine Förderung der Interessen des Landes erwarten. Sie sind als Anfänge einer Friedens.. bewegung nicht zu unterschätzen.

Größeren Wert muß man jedoch auf das mutige Vor­gehen der Vertreter der Unabhängigen Arbeiterpartei legen. Die Tatsache, daß Snowden und Jowett die Anträge int Unterhaus einbrachten und in ihren Neden ihre Stellung zu den Kriegszielen ausführlich begründeten, läßt darauf schließen, daß sie sich zu einer größeren Aktionsfreiheit durch­gerungen haben. Sie nehmen offen Stellung gegen die Mehrheit der parlamentarischen Arbeiterpartei. Sie sind noch in der Minderheit, und Vertreter der Mehrheit zögerten nicht, im Parlament von ihnen abzurüden. Aber Hinter ihnen stehen die Anhänger der Unabhängigen Arbeiterpartei und, wie aus einer Resolution des Erekutivkomitees der Britischen   Sozialistischen Partei hervorgeht, auch die eigent lichen englischen Sozialisten. Wie weit sie auf die Sym­pathien und die Unterstützung der nicht zu diesen Organi fationen gehörenden oder überhaupt nicht organisierten Ar beiter rechnen dürfen, können wir hier nicht beurteilen, um fo weniger als bisher nur die telegraphischen Berichte über die Parlamentsverhandlungen und die Breßäußerimgen borliegen. Man darf aber ohne weiteres annehmen, daß die Anhängerschaft der beiden Genoffen nicht ganz so klein und unbedeutend ist, wie die rechtsstehenden Kreise in England wie in Deutschland   glauben machen wollen.

Der Premierminister Asquith   erwiderte sofort, und Die Ministerreden der letzten Zeit haben aufs deutlichste feine Antwort ist typisch für die ganze Situation, die der gezeigt, daß die Völker in eine Sadgaffe geraten sind, und Krieg geschaffen hat. Nachdem er die Behauptung aufgestellt die Erkenntnis bricht sich immer mehr Bahn, daß die einzige hatte, daß Snowden und Trevelyan nicht für die demokratische Möglichkeit, aus ihr herauszukommen, nicht in der Fort­öffentliche Meinung sprächen, ging er auf die Rede selbst ein. fetung des Krieges bis ans Ende, sondern in der Zusammen Sie gehe von der Vorausseßung aus, daß in Deutschland   ein wahrhafter Wunsch nach Frieden vorhanden sei. Worauf rieg. Denn selbst angenommen, es würde den Heeren faffung der inneren Kräfte liegt. Das setzt eine lange und stüße fie fich? Der Reichskanzler scheine gesagt zu haben, er der aliierten möglich sein, die besetzten Teile von Belgien   mühebolle Arbeit voraus und erfordert von jedem einzelnen fei durchaus gewillt, eine Annäherung von anderer Seite und Frankreich   wiederzuerobern, so wäre dadurch noch nicht Mut und Hingabe. Auch unsere englischen Genossen find fich willkommen zu heißen. Jedermann würde bereit sein, die preußische Militärherrschaft gänzlich und endgültig ver- deffen bewußt, denn der Babour Leader" bereitete die An­Annäherungen von anderer Seite willkommen zu nichtet". Schon die Rückgewinnung der besetzten Gebiete tragsteller darauf vor, daß sie als Vaterlandsfeinde denun heißen, aber der Kanzler habe nicht angedeutet, daß er bereit würde ungeheure Opfer auf allen Seiten kosten, und sie siert werden würden. Um so mehr dürfen wir uns freuen, sei, die Initiative zu ergreifen. Auf die Frage Trevelyans, würde sich, wenn überhaupt, sicherlich nur außerordentlich daß fie trotzdem den Weg beschritten haben, den ihnen Ge­warum er nicht die englischen Friedensbedingungen bekannt. langsam vollziehen können. Aber der englische   Ministerpräst- wissen und politische Ueberzeugung vorschrieb, und wir gebe, antwortete Asquith   mit der Wiederholung der bekannten, dent ist damit nicht zufrieden, sondern will erst noch den können darauf vertrauen, daß sie die einmal eingeschlagene am 9. November 1914 in Bristol   aufgestellten Bedingungen: preußischen Militarismus niederzwingen, und das nachdem Stichting konsequent beibehalten werden. Wir werden niemals das Schwert, das wir nicht leicht ge- die Regierung eben den ersten Schritt zur Errichtung des zogen haben, wieder in die Scheide stecken, bis Belgien  ( und englischen Militarismus getan hat. Der französische   Tagesbericht. ich will hinzufügen Serbien  ) in vollem Maße alles und mehr Herr Asquith   hat zu oft Beweise seiner Klugheit gegeben, als alles, das sie geopfert haben, wieder erlangen, bis Frank- als daß man annehmen dürfte, er übersehe nicht die Trag- Paris, 1. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom reich ausreichend gegen einen Angriff gesichert ist, bis die weite seiner Friedensbedingung". Wir gehen also wohl Dienstag nachmittag. Nördlich von Verdun   ging Rechte der kleineren Nationen Europas   auf eine unangreif- nicht fehl, wenn wir das Hauptgewicht auf den ersten Sab bie Beschießung in fräftiger Weife weiter. Jm Abschnitt östlich der bare Grundlage gestellt sind, und bis die Militär- legen, der eine Kritik an den Regierungen der Zentralmächte, Maas wurden im Laufe der Nacht die heftigen örtlichen Angriffe herrschaft Preußens gänzlich und endgültig aber auch ungewollt eine scharfe Selbstkritik enthält. Jeder mehrmals in der Gegend des Dorfes Douaumont erneuert. Dabei bernichtet ist. Erst wenn ein Friede auf diesen Grund- mann wird bereit sein, Annäherungen von anderer Seite fam es zum Handgemenge. Die Angriffe wurden von unferen lagen in Sicht und zu erreichen ist und nicht eher werden wir willkommen zu heißen." Das heißt: feiner will seine wirk- Truppen abgefchlagen. Jm Woevre gelang es ben Deutschen  oder einer unserer tapferen Alliierten auch nur ein Jota da lichen Pläne enthüllen, niemand will die Initiative in der nach einer fräftigeren Artillerievorbereitung, das Dorf Man­von ablassen, diesen Krieg weiterzuführen. Veröffentlichung der tatsächlichen Kriegsziele ergreifen aus heulles zu erobern. Ein fofortiger Gegenangriff brachte Wenn diese Worte einen Sinn haben, wenn sie nicht als Furcht, es fönne als Schwäche gedeutet werden. Auch die uns wieder an den Westrand des Dorfes, das wir unter Feuer Phrasen angesehen werden sollen, so bedeuten sie den Er- Forderung der Vernichtung des preußischen Militarismus ist balten. In 2othringen brang der Feind mit Kleinen Ab schöpfungskrieg, oder beffer gesagt, den unendlichen nur als ein Versuch, eine Klärung in bezug auf die Kriegs- teilungen in einen vorgeschobenen Graben ein, aus dem er bei