nahe sofort berfneBen wurde. Vom übrigen Teil der Front ist nichts zu melden. Paris , 1. März.(23. T. B.) Amtlicher Bericht vom Dienstag abend. Zwischen SoissonS und ReimS hat unsere Artillerie wichtige Punkte hinter der feindlichen Front beschossen. In der Champagne zerstörten unsere Batterien feindliche Werke in der Gegend der Höhe ISS . Westlich von SoissonS de Champagne sprengten die Deutschen eine Mine, deren Trichler wir jedoch be- setzten. In der Gegend von V e r d u n dauerte der Geschiitzkampf an der Nordfront mit geringerer Heftigkeit als in den letzten Tagen an; Jnfanteriegesccht tvird nicht gemeldet. Im Laufe deS Tages verschanzten die Deutschen sich auf dem nördlichen Abhänge der Cote Poibre, deren vorderster Kamm durch unsere Vortruppsn besetzt ist. Wir unterhielten ein heftiges Feuer auf Samogneux, wo ein feindliches Bataillon versammelt war. An verschiedenen Punkten unserer Front im W o e v r e hinderte unser Artilleriekeuer die vor- bereiteten feindlichen Angriffe an der EntWickelung. In den B o g c s e n starke Artillerictätigkeit in der Gegend von Senones und Bau de Sapt. Oestlich von Seppois Vertrieben wir durch einen Gegenangriff einige feindliche Trupps aus den Gräben, in die fis im Laufe des Vornnttags eingedrungen waren. LelgischerBericht: Lebhaftere Artillerietätigkeit, besonders in der Gegend von Dixnmiden. Im Laufe des Nochmittags zerrissen zwei deutsche DrachcnballonS von unserer Front ihre Kabel und stürzten ab, der eine ins Meer, der andere in der Gegend von Coudekcrgue. Die Luftschiffer wurden gefangen genommen. Die enßttsche Nelüung. London , 29. Februar.(W. T. B.) General Haig meldet: Heute beschost unsere Artillerie die feindlichen Gräben bei Ovillers, Luthuille und Fromcllcs. Es herrschte auf beiden Seiten eme be- trächtliche Artillerietätigkeit bei Dpern. Ein deutsches AlbatroS- Flugzeug wurde hinter unseren Linien bei Merville heruntergeholt. Ein' anderes deutsches Flugzeug überschlug sich und fiel in Flammen hinter den deutschen Linien herab. H?janS übsr öie mMLänfthe Lage. Paris , 29. Februar.(W. T. B.) Meldung der Agence HavaZ- »Flgaro" schreibt: Ministerpräsident Briand erschien gestern abend in den Wandelgängen der Kammer und erklärte, die militä« r i s ch e Lage sei gut; die Truppen seien von Eifer beseelt, starke Reserven seien bereit, den stärksten Stoß aus- zuhalten. Bern , 29. Februar.(W. T. B.) In Besprechung der Lage bei Berdun beschäftigten sich alle Kritiker mit Vermutungen. Roujset erklärt in. Petit Parisien daß, wenn mit dem ziemlich überraschenden Angriffe in der Champagne eine Diversion beabsichtigt sei, diese einen üblen Streich bedeuten würde. Er tröstet die Leser aber, daß mau jetzt wisse, daß die Hauptanstrengung der Deutschen gegen Berdun ziele und alles llebrige nur den Wert einer Demcnsiration besitze. Herve warnt in. V i e t s ir e* eindringlich, aus einer augenblicklichen Kampfpause etwa zu schließen, daß den Deutschen der Atem ausgegangen fei, vielmehr würden sie sehr wahrscheinlich das gewonnene Gebiet befestigen und Artillerie heran- schaffen, um von neuem nunmehr die von den Franzosen besetzten paar Kilometer unter Feuer zu nehmen und von der Infanterie stürmen zu lassen. Ganz Frankreich erwarte mit Beklemmung die nächsten Berichte. Seforgnis in Rom . Lugano , 29. Februar.<T. U.) Die Mailänder Abendblätter stellen auf Gruud Pariser Meldungen die Behauptung auf, daß sich die Lage der Franzosen um Verdun verbessert habe und keinerlei Gefahr mehr vorhanden sei.— Die römischen Kreise verfolgen an« geblich die Entwicklung der Vorgänge bei Verdun mit Besorgnis. Die Interventionisten befürchten, daß wenn die Franzosen nicht heute oder morgen entscheidende Vorteile erringen, die Neutraltsten nicht mehr mit fortgerissen werden können, für eine neue Kriegs- erklärung Italiens einzutreten..Die parlamentarische Situation sei überhaupt vollständig abhängig von den Ereignissen bei Verdun .
Der rujKsche tzesresbericht. PetcrSiurg, 1. März.(W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 29. Februar 191S: W e st f r o n t: Im Abschnitt von Dünaburg bei dem Dorfe Garbunowka und nördlich der Eisenbahn nach Poniewiez schlugen unsere Abteilungen deutsche Vorposten zurück und kamen etwas vor. Bei Jlsensee am Meddum-See und südlich dieses Sees gingen die Deutschen in starken Schützenketten gegen unsere Gräben vor, mußten aber unter unserem heftigen Feuer wieder zurück. Schwarzes Meer: Im Küstengebiet zerstreute ein Torpedo- boor durch Artilleriefeuer eine auf der Straße läng» des Strandes marschierende Kolonne. K a u k a s u S s r o u t: Der türkische GeneralstabZbericht vom 21. Februar behauptet, daß sich der Rückzug der türki- scheu Armee aus Erzerum in die westlich gelegenen Stellungen ohne Verlust vollzogen habe und daß die Türken nur 69 alte Geschütze, die nicht mitgenommen werden konnten, in der Festung stehen gelassen hatten. Gleichfalls dementiert das türkische Hauptquartier die Berichte, daß wir bei der Einnahme von Erzerum W0V9 Gefangene gemacht und 1999 Geschütze erbeutet haben. Der- selbe türkische Heeresbericht betont, daß Erzerum leine richtige Festung, sondern nur eine gewöhnlich« offene Stadt sei, deren Befestigungen jedes militärischen Wertes entbehrten.— Angesichts dieser Versicherungen stellte die oberste Heeres- leitung fest, daß Erzerum der bestbefestigte Platz Türkiich-Klein« asiens ist, in dem sich die große Straße nach Westen von Armenien und Anatolien und überhaupt alle besseren Straßen deS türkischen Transkaukassen vereinigen. Der Ausbau der Festung wurde im Laufe der Jahre von den Türken mit deutscher Beihilfe ausgeführt. In der Front an und für sich schon durch die Gelände- Ledingungen stark, die Flanken durch schwer ersteigbare Berggruppen gedeckt, deren Pässe durch starke Forts gesperrt werden, bildete Erzerum eine mächtige Schranke für unsere Offensive und bot die Möglichkeit einer starken Verletdignng nach Nordosten und Osten. Nach einem Angriff von L Tagen fiel diese Festung, die von den Türken mit großer Hartnäckigkeit verteidigt wurde; davon zeugt die Menge der festgefrorenen Leichen. Die KaukasuS -Armee über- wand die steilen, vereisten Berghänge, die auch noch mit Netzen von Draht- und anderen Hindernissen überspannt waren und stürmte die Festung nach Artillerievorbereitung. Der Angriff auf die Forts der HauptverleidigungSlinie dauerte vom 11. Februar bis einschließlich IS. Februar. Nachdem wir die Forts des linken Flügels der Haupt- stellung, die sich über iO Werst ausdehnte, genommen hatten, war das Schicksal der JnnenfortS und des linken Flügels und danach der Forts der zweiten Linie und der Hauptverteidigungswerke entschieden. Nach kurzen Angriffen blieben diese Befestigungen, die voller türkischer Leichen waren, in unserer Hand. Während des Angriffs auf die Stellung wurden mehrere türkische Regimenter teils der- nichtet, teils mit sämtlichen Offizieren gefangen. In der ersten Fortslinie erbeuteten wir 197 Geschütze verschiedenen Kalibers in gutem Zustande, in der inneren VerleidigmrgSluüe der Festung erbeuteten wir wiederum 12S Geschütze. Im Festungsbereich von
Srzerum fanden wir zahlreiche Depots verschiedenen Inhalts. Die demoralifierten Heerestrümmer gehen jetzt in Unordnung nach Westen zurück. Einzelne Armeekorps, zu drei Divistonen, haben tatsächlich eine Gefechtsstärke von 3999 bis 5999 Gewehreu und einigen Munitionswagen. Der Rest ist gefangen, oder im Kampf und in der Kälte umgekommen. In den letzten Vernehmungen türkischer Offiziere und Soldaten, die im Festungsbereich Erzerum und auf der Verfolgung gefangen wurden, klagen sie einstimmig ihre Heeresleitung an, die sich ganz in den Händen der Deutschen befindet. Diese hätten während des Angriffs auf die Festung Erzerum als erste den Festungsbereich verlassen, wodurch große Unordnung und Panik in den Reihen der schon erschütterten türkischen Truppen hervorgerufen wurde.
Nelüung ösr italienischen Heeresleitung. Rom , 29. Februar.(W. T. B.) A m t l ich e r Bericht. In der Gegend des Lagcio(nördlich vom Falzaregopasss) eröffnete der Feind in der Nacht zum 28. Februar ein heftiges Artillerie- und Jnsanteriefeuer gegen unsere Stellungen. Wir erwiderten und brachten das feindliche Feuer zum Schweigen. Im Fellatale führte eme unserer Batterien eine wirkungsvolle Beschießung gegen eine von Uggowitz nach Matborgeth marschierende Kolonne aus. Auf den Höhen nordwestlich von Görz beschoß in der Nacht zum 28. Fe- bruar unsere Artillerie wirksam feindliche Abteilungen in der ersten Linie, die sich gerade ablösten. Auf dem Karst war gestern die Ar- tillerietätigkeit durch den Nebel gestört. gez. C a d o r n a. Nelüung ües türkischen Hauptquartiers. Koustantinopel, L9. Februar.(W.£.33.) DaSHaupt- quartier teilt mit: Von den verschiedenen Fronten ist keine Meldung über irgend eine wesentliche Veränderung ein- getroffen._ Eine Gegenerklärung ües Prinzen Mirko. Prinz Mirko und die in Montenegro zurückgebliebenen montenegrinischen Minister haben eine Gegenerklärung gegen die durch die Agence Havas veröffentlichte Darstellung des nach Frankreich geflüchteten montenegrinischen Ministerpräsi- denten veröffentlicht, in der sie hervorheben, daß tatsächlich die Regierung von Montenegro im Einver- nehmen mit dem König Nikolaus die Kapi- tulationSverhandlungen mit Oesterreich eingeleitet hätte. Kriegsüebatte in öer Sobranje. Sofia , 29. Februar.(W. T. B.) Die Sobranje begann heute die Adreßdebatte. Zuerst sprach der Führer der demokratischen Partei Malinow , der im allgemeinen forderte, die Regierung möge der Opposition mehr Vertrauen schenken und sie in alle Fragen einweihen, sewte über die abgeschlossenen Bündnisverträge und die daraus entspringenden Vündnispflichten und Rechte aufklären. Malinow hob hervor, daß die Thronrede insofern eine Lücke auf- weise, als sie bloß über die Beschießung von vedeagatsch durch die Engländer und Franzosen spreche. GS sei aber kein geringerer Skandal, wenn daZ große Rußland die wehrlose Stadt Warna be- schieße. Die Regierung müsse derart vorgehen, daß Bulgarien nach dem Kriege im rechtmäßigen Besitz aller erworbenen Gebiete bleiben könne und zu keinen Vorwürfen Anlaß vorhanden sei. ?iach Malinow sprach der Führer der Sozialisten Sakazow, der unter anderm betonte, Bulgarien dürfe angesichts der allgenieinen Loge nur eine solche Politik verfolgen, dre der künstigen Entwickelung und dem Nebeneinander- leben der Balkanvölker entspreche; namentlich dürfe man nicht etwa durch Ansprüche auf die an Rumänien verlorene Provinz die erworbenen Gebiete Mazedoniens gefährden. Die Ententeverluste in Saloniki. Rotterdam , 1. März.(W� T. B.) Der„Rotterdamsche Courani" meldet aus London vom 29. Februar: Im Unterhause hat Unterstaatssekretär T e n n a n t heute mitgeteilt, daß die Verluste der in Saloniki stehenden Truppen bis zum 29. Februar beinahe 1S90 betragen._ Zur Versenkung öes Hilfskreuzers �provence�. Paris , 29. Februar.(28. T.©.) Meldung der Agence Havas. Der Hilfskreuzer»Provence 2', der angewiesen war, Truppen nach Saloniki zu bringen, ist am 2S. Februar im Mittel meer gesunken. Nach hier eingetroffenen Berichten wurden 296 Schiff. brüchige in Malta gelandet und ungefähr 499 von französischen und englischen Patrouillensahrzeugen. die auf den drahtlosen Hilferuf herbeigeeilt waren, nach MtloS gebracht. Nach Erklärungen deS Abgeordneten Bokanowsky, der dem Generalstab des Heeres zugeteilt ist, wurde weder, ehe das Schiff sank, noch während deS Unterganges ein Periskop gesehen, auch von einem Torpedo wurde keine Spur wahrgenommen, noch auch im Augenblicke der Explosion eine Wassersäule bemerkt. Es wurde fortwährend gewacht. Die Bedienungsmannschaft der Geschütze blieb bis zum letzten Augenblick auf ihren Posten. Es be- fanden sich mit der Besatzung ungefähr 1899 Mann an Bord. Das Wetter war klar. eS herrschte nur leichter Nebel. Das Schiff scheint an den Bordwänden beschädigt worden zu sein. ES wurde rück- wärtS getroffen und sank in vierzehn Minuten. Man weiß nicht, ob man die Flöße, die sich in genügender Anzahl an Bord be- fanden, benutzen konnte. Zehn Schiff- befinden fich an der Unfall- stelle. Die Untersuchung wird fortgesetzt. Reuter meldet dazu ergänzend aus Paris vom 29. Februar: Daß nach einem Bericht des sranzöfischen MarinestabeS um S Udr nachmittags aus MiloS 489 Schiffbrüchig« gelandet wurden und weitere 89 von einem Patrouillenfahrzeug dorthin gebracht werden würden. Soweit bekannt, seien im ganzen S79Mann ge- rettet worden. Englischer Dampfer gesunken. London , 1. März.(W. T. B.) Lloyds meldet: Der britische Dampfer.Thornaby" soll versenkt worden und die ganze Besatzung umgekommen sein. London , 29. Februar.(W.T-B.) Reuter bringt ein« verspätete Meldung aus Marseille , daß der britische Dampfer.Denaby* im Mittelmeer versenkt wurde. Ter„Daily Telegraph ' meldet, daß der Fischdampfer „R e a i ch' aus Bucki gesunken sei. slbwartenör Haltung Amerikas . Washington , 29. Februar. (W. T- 33.) Meldung des Reuterschen Bureaus. In der heutigen Kabinettssitzung wurde die deutsche Denkschrift besprochen. Man beschloß, die weiteren Mitteilungen abzuwarten, die von Berlin unterwegs sind und die die angeblichen In- struktionen betreffen, tvelche den britischen Handelsschiffen zum Angriff auf Unterfeeboote gegeben wurden.
Zur Freisprechung öer Obersten Egli unö wattenwpl. Zürich , 29. Februar.(W. T. B.) Der Prozeß gegen die beiden Obersten Egli und von Watten wyl wurde nachmittags zwei Uhr forlgesetzt. Der Verteidiger des Obersten von Wattenwyl, Hauptmann Corti, hielt em Plädoyer von über zwei Stunden, worin er zuerst den Schmerz des Angeklagten ausdrückte. daß die Angelegenhelt den Ausgangspunkt eines Feldzuges gegen das Heer und die Landesintercssen bilde. Er erörterte verschiedene, vom Zeugen Dr. Langte ausgeiprochene Verdachtsmomente und kam zum Schlüsse, daß die ganze Anklage nicht eine einzige beioeis- kräftige Angabe gemacht habe. Der Hauptbelastungszeug- Dr. Langie sei das Opfer von Wahnvorstellungen, die sich vielleicht aus feiner Unkenntnis der Tatsache erklärte, daß das Bulletin des GsneralstabeS an die Altackws gegeben wurde und die ihm verdächtigen Nachrichten aus diesem Bulletin stammten. Wenn von Landesverrat gesprochen werden könne, dann treffe das sicher nicht auf den Obersten zu, sondern auf den unglücklichen Menschen Dr. Langie, der seinen unzutreffenden Verdacht einem fremden Militärattachs mitteilte, anstatt die Schweizer Regierung zu unterrichten. Der Verteidiger stellt fest, daß von Walter.- wyl erst im Herbst 191S während der Abwesenheit Eglis von der Uebermittlung deS Bulletins Kenntnis erhielt, als einer der beiden Altachos bat, man möchte ihm wie den anderen das ganze Bulletin geben. Von Wattenwyl sagte sich, daß Oberst Egli Gründe gehabt habe, das Bulletin als Kompensation zu geben, und machte sich über die Neutralttätsfrage deshalb keine Gedanken. Der Verteidiger erörterte eingehend die Frage der Anwendung der von der Anklage angesührtcn Strafartikel über NeutralitatS- und Dienst« pfllchlverletzung und kommt zum Schluß, daß diese Straf« bestiinmungen gar nicht anwendbar seien. Die Obersten hätten nie die Absicht gehabt, eine stemde Macht zum Nachteile einer anderen zu begünstigen, sondern nur dem eigenen Lande nützen wollen. Der Verteidiger schloß: v. Wattenwyl ist kein Verbrecher. Er gehört nicht ins Gefängnis. Wenn er einen Fehler begangen hat, io kann dieser disziplinarisch erledigt werden. Er ist und bleibt ein Offizier von Ehre. Auf eine Frage des Präsidenten erklärt der Ankläger, er der- zichte auf jede Replik. Damit wurden die Verhandlungen ge- schlössen. Das Gericht zog sich zur Beratung zurück und sprach die beiden Angeklagten, wie bereits gemeldet wurde, frei. « Zürich , 29. Februar. Das Urteil in dem Obsrflenprozeß lautet wie folgt: 1. Die Angeklagten sind eines gerichtlich zu bestrafenden Vergehens nicht schuldig, werden daher freigesprochen. 2. Dagegen werden sie ihren Vorgesetzten zur disztplinanichen Beurteilung überwiesen. 4. Die Kosten des Prozesses trägt der Staat. 4. Die KassalionSstfft beträgt 24 Stunden, gerechnet von heute abend 19 Uhr. In dem Motivenbericht stellt das Ge- richt unter anderem fest, daß die Anllagepunkts 1 und 2. betreffend die Abgabe von Bulletins der Nachrichtensekiion an die Militärattackäs einer kriegführenden Mächtegruppe, zugestanden und durch das Beweisverfahren erwiesen worden sind. Diese Tal der Angeklazten verstößt zweifellos gegen Artikel 1 der Neutralitäts- Verordnung des Bundesrats von 1914. Dagegen kann der Tat- bestand des Artikels S der Kriegsstrafbestimmungen(Nachrichtendienst zugunsten einer fremden Macht) kaum angenommen werden. Objektiv bedeutet die llcbermiltelung des Bulletins eine Sieutraluäts- Verletzung im Sinne einer Dienstpflicktverletzung. Das Gericht ist überzeugt, daß die Angeklagten wirklich aus dienstlichen und keinen anderen Motiven gehandelt haben. Der gute Glaube der beiden Obersten ergibt sich auch aus dem Umstände, daß die Zustellung des Bulletins offen erfolgte. Wenn auch die Nachrichten. asn»nni»aus besonderer Quelle", militärisch kaum von erheblicher Bedeutung sind, war es doch keineswegs angängig. daß diese für schweizerische militärische Stellen bestimmten Bulletins an die Attachss abgegeben wurden. Nach der Ueber« zeugung des Gerichlcs siegt eine Neutralitätsverletzung auch insofern vor, als die regelmäßige Uebermiltlung des Bulletins an eine Gruppe Kriegführender immerhin eine gewisse äußerliche Begünstigung der berreffenden Mächte involviert. In bezug auf den Nachrichtendienst macht das Gericht unbedingt den Vorbehalt, daß dieser Dienst sich nicht über die Vorschristen strenger Neutralität hinweg- setzen kann. Neutralität ist der Grundpfeiler der nationalen Existenz der Schweiz nach außen und nach innen. Die Vorteile, die fich aus einem neutralitäts- widrigen Verkehr ergeben können, stehen in keinem Verhältnis zu den großen Gefabren eines neutralilätswidrigen Verhaltens hober militärischer Amtsstellen. Wenn nun auch sesmeht, daß die Tat der Obersten objektiv rechtswidrig ist, weil Rechtsgut und Neutralität verletzt worden sind, fehlt doch das subjesitve Erfordernis eines rechtswidrigen VorlatzeS. Daß sie die dienstlichen Interessen über die NeutralitälSinteressen gestellt und die allgemeine Bedeutung der letzleren nicht richtig erkannt haben, muß ihnen zum Vorwurf gemacht werden, doch kann nur Fahrlässigkeit angenommen werden, was zu einer gerichtlicken Verurteilung nicht genügt. Der persönliche Verkehr deS Obersten Eali mit den Militäraitachss kann unter den gegenwärtigen Verhäsinissen als Unvorsicktigkeit bezeichnet. ihm aber nicht als ernstsicheS Vergehen angerectmel werden. DaS Gericht betont, daß in dieser Beziehung auch nicht der Schallen eines Verdachtes auf dem Angeklagten hatten bleibt. Betreffend die nordischen Depeschen erscheint die Darstellung Eglis, daß er sie von einem Agenten in Bern erhalten habe, durchaus möglich. In bezug aus die Aussagen Langies zeigt es sich, daß nicht alle als wahrheitsgemäß zu betrachten sind, wobei aber das Gericht Langie die bonu fickss zuerkennt und von Anschuldigungen ihm gegenüber absieht. Langies Schlußfolgerungen basieren' einzig auf Indizien, die keinesfalls den Beweis liefern können für die Schuldigerklärung im Sinne des Strafgesetzes. Von Verrat kann überhaupt nicht gesprochen werden, schon deshalb nicht, weil nicht die Rede ist von Mitteilungen über das schweizeriiche Heer. Das Gericht ist der Meinung, daß die fahrlässige Neutralitätsverletzuiig der beiden Obersten nicht gerichtlich abgeurieilt werden könne. Da- gegen sind sie ihrer vorgesetzten Behörde zur Beurteilung zu über- weisen, auS welchem Grunde auch von einer Entschädigung abzuiehen ist. Damit ist der Fall erledigt. Die freigesprochenen Angeklagten sind sofort zu entlassen. Eine Erklärung öes holländischen Ministers öes �eußeren. Haag, 29. Februar. (W. T. 33.) Der Minister des Aeußeren gab heute in der Ersten Kammer folgende Er- k l ä r u n g ab: Ich kann mit der größten Bestimmtheit der- sichern, daß zwischen den Niederlanden und Deutschland kein geheimes Bündnis besteht oder jemals bestanden hat, auch kein ge- Heimes Abkommen, oder eine Verabredung. und daß auch noch nie ein Versuch unternommen worden ist, Verhandlungen darüber anzuknüpfen. Am 3. August 1914 teilte der deutsche Gesandte mir mündlich im Auftrage seiner Regierung mit, daß Deutschland , wenn die Niederlande neutral bleiben, die Neutralität achten wird. Auch dem nieder- ländischen Gesandten in Berlin wurden sehr bestimmte Er- klärungen gegeben. Die Mitteilung, die von deutscher Seite England gemacht wurde:„Wir haben an die Niederlande unser feierliches Wort verpfändet", kann sich deshalb nicht auf ein Abkommen beziehen, sondern nur auf diese einseitige, be- stimmte und feierliche Erklärung, die uns von deutscker Seite gegeben wurde. Die niederländische Regierung hat in keiner einzigen Hinsicht ihre Freiheit des Handelns aufgegeben.