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Genossen Van Kol. Unser Genosse forderte die Demo- kratisierung der Diplomatie, vor allem ihre Kontrolle durch die Volksvertretungen. Hätte sie überall be- standen, wäre 19!4 kein Krieg ausgebrochen. Ein erster schritt in dieser Richtung sei die Einrichtung parlamentarischer Ausschüsse, die vom Minister auf dem Laufenden gehalten würden. Etwas Derartiges bestehe schon in Frankreich  , Nord- amerita, Oesterreich-Ungarn  (?), Norwegen   und Schweiz  . Zum Schluß forderte Van Kol die Regierung zu einer Int er- vention zugunsten des Friedens auf. Im amerikanischen   Senat sei jetzt der Plan vorgebracht, einen Kongreß der neutralen Mächte zur Beratung der Grundlagen des Friedens einzuberufen. Eine solche Formulierung werde das Friedensbedürfnis in den kämpfenden Völkern zum Sieg bringen. Holland   dürfe sich von einer solchen Unter- nehmung nicht fernhalten. Auch die Internationale bemühe sich in der gleichen Richtung, wie die Konferenzen von Kopenhagen  , Wien   und London   gezeigt hätten. Der Minister des Auswärtigen London   lehnte den Vorschlag Van Kols ab: Er glaube nicht, daß eine solche Konferenz dem Ziel, das noch fernab liege, näher rühren könne. Ueber die Demokratisierung der Diplomatie schwieg er sich aus. Von Bedeutung war die Erklärung des Ministers, daß zivt scheu Holland   und Deutschland   kein Geheimvertrag bestehe noch bestanden habe. Der Minister legte dar. daß die Erklärungen der deutschen  Regierung über die Achtung der holländischen Neu- tralität ohne jede Verbindlichkeit Hollands   abgegeben worden seien. Die holländische Regierung habe ihre Freiheit nach keiner Seite preisgegeben. Die entschiedene Erklärung macht den Treibereien des wohlbekanntenTele- graaf" ein Ende, der wohl hauptsächlich, weil sich die Re- gierung von ihm nicht terrorisieren ließ, mehr oder minder deutlich behauptete, daß sie sich irgendwie der deutschen   ver- pflichtet habe. Hierbei bediente sich derTelegraaf  " nament­lich der Autorität eines aufgeregten Üniversitätsprofessors, Herrn Viermeijer auch in Holland   hat sich der be- kannte Unfug eingestellt, daß politische Kannegießer in akademischen Würden ihr Geschwätz mit ihrem auf wissen- schastlichcm Gebiet erworbenen Namen drapieren.Het Volk" stellt mit Genugtuung fest, daß die Erklärung des Ministers den Kriegstreibern von der Sorte desTelegraaf  " eine Waffe aus den Händen geschlagen habe. Im übrigen kann man . wohl sagen, daß jegliche Kriegshetzerei in Holland   heute, nach *20 Monaten des Weltkrieges, kein Fleckchen empfänglichen Bodens findet. Kriegsgewinne öer Neutralen. In einem Artikel des Genoffen W. H. Vliegen über den jüngsten außerordentlichen Parteitag der holländischen Sozialdemo- kratie lesen wir in der Monatsschrift der Partel«Do Loeiio- listische Gids"(Der sozialistische Wegweiser'): »Ein Neuling für unsere Kongresse, Parteigenosse Nieboer, leitete das schwierige Thema(die soziale Bersichermig) auf solide Weise ein. Was sehr auffiel, war seine Mitteilung, daß aus den KriegZge'.vinnen wohl ein paar hundert Millionen zu holen sein werden. Er habe die Gewinne auf eine Milliarde schätzen gehört, welche Ziffer er nicht unmöglich zu finden ichejnt. Ehrlich gesagt, würde ich es nicht gewagt haben, diese Ziffer zu nennen. Aber Nieboer ist Mitglied der Staatskommiision, die diese Frage unter- lucht, und ich hoffe, daß seine Ziffer sich auf wirkliche Daten stützt. Dann stellt sich die finanzielle Zukunft erheblich schöner dar, als es sonst der Fall sein würde." Eine Milliarde Gulden sind nach heutigem Kurs erheblich über zwei Milliarden Mark. Für ein Land von der Größe Hollands  in der Tat eine gewaltige Summe. ES ist dabei im Auge zu be- halten, daß sie sich auf eine verhältnismäßig kleine Zahl der Be- völkerung verteilt, während die große Maffe der Bevölkerung durch die Verteuerung der LebenSkoften in ihrer Lebenslage ver- schlechtert wird. Ein ähnliches Bild wie Holland   bieten noch verschiedene neutrale Länder dar. Ueberall werden Kapitalisten um Riesensummen be-
tretung. Sehr gut war Paeschkes munterer Plauderer und Flainpshahn Mercutio. Das Publikum, in offenbar ganz an- gespanntem Interesse folgend, dankte mit warmem Beifall, dt.
Das achte Sonntagskonzert in öer Volksbühne. Deutsche   Musiker und Minnesänger brachten von ihren Welsch- landwanderungen neue Weisen und neue Gesänge, so war es, als seit dem 11. Jahrhundert die Geige ihr Begleiter geworden. Und so blieb es ein halbes Jahrtausend lang. Aber der deutsche Geist gab sich nicht mit den überkommenen italienischen Formen zufrieden. Er durchtränkte sie mit deutscher Gemütsticfe.�erwei- tertc sie und befreite sie von der starren Gesetzmäßigkeit. So ent- stand, wie ja beim vorigen(Madrigal-) Konzert bemerkt wurde, das deutsche mehrstimmige   Lied. Und so entftarrd auch die deutsche Kammermusik. Oeffent- liche Konterte, d. h. Vorführung welllicher Tonwerke im Gegen­satz zu geistlichen, die mau in den Kirchen zu hören ging> gab es damals noch kaum. Alle Äunstpflege war vorwiegend höfisch; der Zuhörerkreis beschränkte sich auf Geladene. Sozusagen aus diesen Verhältnissen blldete sich die mehrstimmige Instrumental- musik, für die zunächst nur Slreichinstrunieme in Betracht kommen mochten. In sie legte der Kompomst, was er intim suhlte oder dachte. Es war gewissermaßen nur für ihn selber, bestenfalls noch mr wenige Äunstvertraute bestimmt. Die neue Gattung trat ins Dasein: von der(Konzert-)Kammer" empfing sie den bezaich- nenden Namen. Ihre Ausgestaltung blieb vornehmlich dem Dreigestirn erster Ordnung am Himmel deutscher Musik: Hahdn, Mozart  . Beethoven   vorbehält an. Und je ein Wenk dieser drei stand auf dem gestrigen Programm. Das ihnen gemeinsame Zeitalter des ..aufgeklärten Despotismus" und des Rokoko ist natürlich für den Inhalt maßgebend. Ter Menuettsatz beweist es und diegöttliche" Heiterkeit, von der auch die anderen Satze umfangen sind. Dennoch wird eine Steigerung bemerkbar. TemPapa" Haydn   bringen die weit jüngeren Tonmeister ihre Huldigung dar. Das Thema ist gegeben. Aber jeder hat seine eigene Weise. Man horche nur hin aus gewisse Klangfiguren: cm ihnen wird man Hahdn von Mozart  und hinwiederum Beethoven   von beiden unterscheiden. Bei Hahdn derbvolkstümliche Akzente; bei Mozart götllichheitere Sphären- klänge. Bei Beethoven   zumal im Andante cantabile Ideen, die ausgreifen in die Weite und Tiefe des Menschheitslebens. Schon hier kündigt sich der Revolutionärismus des kosmopolitisch gerich- fiten Republikaners an, als den wir den späteren Schöpfer deS Fidelio und der Shmphonien erkennen. Ihn auf dem Anfcmgswege dorthin einträchtig mit Hahdn und dem großen Salzburger zu vernehmen: dies Glück dankten wir gestern dem Klingler-Ouariett. Die vier Instrumente sangen und klangen jedes für sich und alle wieder in eins zu- sammcn. Das war bewunderungswürdige Kunstvollendung. Das Publikum hielt sich musterhaft. Es beachtete sehr rasch die vorgedruckte Weisung: den Beifall nicht störend mitten hinein, sondern erst nach Schluß jedes Werke? zu äußern. Man kann nur wünschen, daß immer so verfahren werde. Schließlich mag noch hingedeutet sein auf die Einsuhruogs- worte im Konzextprogramm, die. wie stets, ihren Verfasser: Pro- feffor?ldolf Weißmann als einen so geistvollen wie verläßlichen Dolmetscher im Reich der Musik erweisen. ek.
reichert, von denen ein Teil vom eigenen Volk, der Rest aber vom Volk der kriegführenden Länder aufgebracht werden muß. Der Kampf gegen üen Dienstzwaag in Englanü. Am 3. Februar fand unter dem Vorsitz des Genoffen Robert S m i l l i e eine Sitzung desNationalrats gegen den Dienstzwang" statt, auf der die Frage erwogen wurde, ob der Notionalrat nach der Annahme der Wehrpffichlsbill im Parlament seine Tätigkeit fortsetzen oder einstellen solle. An der Sitzung nahmen bekannie Führer der Gewerkschaftsbewegung tell. wie Robert Williams, Generalselretär des Transportal beiterverbandes, führende Mitglieder der Jndepentent Labour Party, wie A y l e s. Stadtrat von Bristol  und Difford Allen, ferner eine Reihe von Parteigenossinnen, unter ihnen Margaret Bondfield  , sowie führende Männer und Frauen aus der Vereinigung für Demokratische Kontrolle. Die Sitzung beschloß einstimmig, den Kamp gegen die Konskription fortzusetzen. Die Aufgabe des Nationalrats gegen die Dienstpflicht soll darin bestehen, in die anschwellende Bewegung gegen das Wehrpflichtgesetz Einheit zu tragen und die Aktionen der verschiedenen Organisationen in Ein- klang mireiuander zu bringen. Insbesondere wurde beschloffen, denen, die sich an die Militärtribunale mit der Forderung der Be- freiung von der Wehrpflicht aus grundsätzlichen Erwägungen wenden, jegliche Unterstützung zuteil werden zu lassen. Auch die Jndependeiit Labour Party(Unabhängige Arbeiterpartei) hat der Tallik zugestimmt, sich zu demonstrativen Zwecken an die Tribunale zu wenden. DerLabour Leader" polemisiert gegen diejenigen, die in diesem Appell an die Tribunale eine Verletzung des Prinzips sehen.Wir glaube» erklärt das Organ der Jndependent Labour Party daß der Apparat der Tribunale eine vorzügliche Gelegenheit gibt, die Frage der Stellung zum Krieg vor der öffentlichen Meinung in ihrem ? ganzen grundsätzlichen Umfang aufzurollen. Er gibt uns die Möjj- ickkcit, unsere Sache in einer Weise klarzustellen, wie uns das nie zuvor möglich gewesen ist." AuS den Flugblättern, die derNationalrat   gegen den Dienst- zwang" veibreilet, führen die englischen Blätter folgende Stellen an: »Sie sagen, daß sie sie wollen, um den Drücke- bergern einen Schlag zu versetzen. Sie wollen sie, um den Streikenden ewen Schlag zu versetzen. Sie sagen, daß sie sie wollen, um Deutschland  niederzuringen. Sie wollen sie, um die Arbeiterklaffe niederzuringen. Sie sagen, daß sie sie wollen, um Europa   zu befreien. Sie wollen sie, um England zu versklaven." Diese Probe zeigt jedenfalls, daß die Gegner des Dienstzwanges in England ihren Kampf mit aller Entschiedenheit fortsetzen und au' dem Boden des Wehrpflichtgesetzes eine umfassende Kampagne ein- zuleiten gedenken, deren Konseguenzcn weit über die Grenzen der Bekämpfmig des Dienstzwanges hinausgehen. Konferenz üer Kohlenarbeiter in Englanü. Am 8. und 9. Februar fand in Lancaster eine Konserenz des Großbritaimischen Kohlenarbeiterverbandes statt. Da die Sitzungen hinter geichloffenen Türen stattfanden, bringt die Presse nur unvoll- ständige Mitteilungen über die Tagung. Den linken Flügel bildeten die Delegierten aus Südwales  , den rechten die Delegierten aus Mittelengland  , wo der Einfluß der leitenden Kreise der Labour Party  noch am stärksten erhalten geblieben ist. Die Delegierten aus der Graffchaft Durham, dem rück- ständigsten Kohlenarbciterbezirk. beantragten, sich einfach der Re- solution des Bristoler GewerkschaststongreffeS anzuschließen. Dieser Antrag wurde aber abgelehnt. Annahme fand der Antrag der Dele- gierten von Northumberland  , der bei aller Unklarheit doch ein Ab- weichen von dem Gsist des Bristoler Kongresses bedeutet. Der Be- schluß lautet:Die Konferenz drückt ihre Gegnerschaft gegen den Geist des Dienstzwanges aus und beschließt für die Praxis eine ausmerlsame Wachsamkeit gegenüber den Anträgen auf Erweiterung deS AehrpfkichtgesetzeS." Indien   und Dentfchlanö nach dem Kriege. ..Jndiaman"(London  ) beschäftigt sich in der Nummer vom 25. Februar aufS neue mit den späteren Beziehungen zwischen Teutschland und Indien   und macht mit größter Schärfe gegen den Gedanken Front, Teutschland von dem indischen Handel aus- schließen zu wollen. Indien   exportiert nach Teutschland jährlich für 4 499111 Pfd. Steel. Jute, für 4 001 ö28 Pfund Baumwolle. für 2121495 Pfund Häute, für 2 996 954 Pfund Reis, für 657 623 Pfund Kopra  , für 959 734 Pfund Raps, für 537 999 Pfund Lein- samen usw., im ganzen für 17 579 514 Pfd. Sterl. Waren, dazu für 6 649 886 Pfund Waren nach Oesterrreich-Ungarn  . Indien   ist der Hauptfache nach ein Agrarland und braucht jeden Markt, den es für seine Rohprodukte nur finden kann. Und eine gemein- same Zollvereins Politik für sämtliche Verbandländer ist vollkommen ausgeschlossen, nicht einmal ein Zollverein zwischen England und seinen Kolo- nien ist möglich. Wohl ist es denkbar, daß die Kolonien ein- mal ihre Zölle herabsetzen, aber das ist nicht Sache der praktischen Politik für die nächste Zukunft, und noch viel weniger kann eine Abschaffung der kolonialen Schutzzölle in Frage kommen. In einem Leitartikel weist derJndiaman" in der gleichen Nummer darauf hin, daß gewiß England versuchen muß, auch Wirt- chaftlich durch den Krieg voranzukommen. Deutschland   darf nicht im britischen   Weltreich oder in anderen Staaten des Verbands- die beherrschende Stellung wieder einnehmen, die es vorher be- 'essen hat. Der englische   Handel darf auch nicht wieder in Zu- kunst sich selbst überlassen bleiben, sondern man wird darauf sürnen müssen, durch bessere Organisation vorwärtszukommen. Aber eine Frage wird vor allem entschieden werden müssen, nämlich ob eine Atmosphäre des Friedens herrschen oder ob der Krieg weiter fort- gesetzt werden soll. Haben sich denn diejenigen, welche an die letztere Möglichkeit denken, die Folgen überlegt? Haben sie sich klar gemacht, daß eine solche Politik England fast ebenso schädigen muß wie die Nationen, gegen die sie sich in erster Linie richtet? Daß sie serner den Interessen Indiens   direkt entgegengesetzt ist und die Saat der Zwietracht zwischen den Teilen des Weltreichs äen muß. die jetzt durch das heiligste aller Bande zusammen- gehalten sind?(z)
politische Uebersicht. Eine mißlungene Aktion. Bor einigen Wochen hat der Leiter derDeutschen I u- r i st e n z e i t u n g" die Anregung gegeben, Liebknecht aus dem Rechtsanwaltsstande auszuschließen. Diese Anregung ist sofort von den verschiedensten Seiten energisch bekämpft worden. In der neuesten Nummer derDeutschen Juristenzeitung" tritt nun auch der Rechtsanwalt beim Reichsgericht, Haber, gegen diese Anregung auf und er teilt mit, daß ihm zahlreiche Zuschriften von Rechtsanwälten über den Fall zugegangen sind, die sich aber übereinstimmend gegen die Auffassung derDeutschen Juristenzeitung" wenden. Er setzt dann auseinander, daß ein Rechtsanwalt genau so wenig lvie jeder andere Staatsbürger daran gehindert werden dürfe, innerhalb der gesetzlichen Schranken seine politische Ueberzeugung zu betätigen. Rechtsanwalt Haber führt aus: Die verfehlteste Richtung der politischen Tätigkeit beweist noch nicht einen Mangel an Ehrenhaftigkeit, und es ist nicht ersichtlich, auch in dem Artikel nicht behauptet, daß für die Handlungsweise LL cm anderer Grund maßgebend gewesen sei als die Ueber-
zeugung von der Richtigkest seiner Auffassung und von ihrer Mtz- lichkeit für das Staatswohl. Polstische Fragen sind durch Dis- ziplinar- und Strafgerichte nicht zur Entscheidung zu bringe::. Die Erfahrung, die man seit langen Zeiten mit politischen Pro- zessen gemacht hat, ermutigen nicht dazu, ohne zwingenden�Grund ihre Zahl zu oermehren. Das deutsche   Volk wird die Sonder- bestrebungen L.s und seiner Anhänger auch ohne ein Einschreiten der Gerichte zu überwinden wissen.' Damit dürfte der Vorstoß des Leiters derDeutschen Juristen- zeitung" gegen Liebknecht   als völlig mißglückt angesehen werden. Eine Drohung. In derDe utsch en Tageszeitung" setzt einehoch- geschätzte Seite" auseinander, daß die Landwirtschast auch in dieser Kriegszeit unter allen Umständen verdienen muß, denn man könne keinem Landwirt zumuten, mit Verlust zu arbeiten. Unseres Wissens ist eine solche Zumutung auch von gar keiner Seite gestellt worden, wogegen sich die öffentliche Kritik wendete, das war die Tatsache, daß die landwirtschaftlichen Betriebe heute Getvinne er- zrelen, die weit über die Herstellungskosten ihrer Produkte hinaus- gehen. Diehochgeschätzte Seite" derDeutschen Tageszeitung" er- klärt nun ganz kurz und bündig: Entweder läßt man der Landwirtschaft einen Gewinn, oder besser Reinertrag, der auch den kapitalistischen   wie den unter ungünstigeren natürlichen Bedingungen arbeitenden Wirt- schaffen und diese zusammen bilden jedenfalls die erhebliche Mehrheit aller ländlichen Betriebe dis Aufrechterhaltung der Produktion ermöglicht; oder man führt eine steigende Einschrän» kung der landwirtschaftlichen Produktion noch bewußt herbei, neben der durch die Kriegsverhältniffe schon unvermeidlichem, In diesem letzteren Falle aber mutz in irgendeinem Zeitpunkt di« Nahrungsmittekdecke so kurz werden, daß an Stelle der Knapp- heit wirkliche Not intt, mit ihrer natürlichen Folge für den ganzen Kriegsausgang. Ein Drittes gibt es nicht. Diese Alter- native muß das deutsche   Volk sich rückhaltlos klarmachen!" An Deutlichkeit läßt diese Drohung, die man in dieser Zeit nicht gebührend kennzeichnen kann, allerdings nichts zu wünschen übrig._ Rechtsgültigkeit von Testamenten im Felde. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Vor einigen Tagen ging die Mitteilung durch die Presse, daß ein eigenhändig geschriebenes und unter- schriebenes Testament, in dem die Angabe des Ortes der Niederschrift fehlt, der Rechtsgültigkeit entbehre, auch wenn das Testamentim Felde geschrieben" ist. Diese Nachricht, die geeignet ist, Beunruhigung in den Kreisen der Kriegsteilnehmer zu erregen, beruht auf einem Irrtum. Durch das Reichsmilitärgesotz vom 2. Mai 1874(Reichs-Gesetzbl. 1874 S. 45) ist in dieser Hinsicht ausreichend Vorsorge getroffen. Nach Z 44 dieses Gesetzes können in Kriegszeiten Angehörige des aktiven Heeres, von der Zeit, wo sie entweder ihre Standguarlicre oder, im Falle ihnen solche nicht angewiesen sind, ihre bisherigen Wohnorte im Dienste verlassen oder in denselben angegriffen oder belagert werden, Ictztwillige Verfügungen in erleichterten Formen gültig errichten. Eine wiche Erleichterung ist auch für das eigenhändige Testament vorgesehen. Dieses ist schon dann gültig, wenn eS von dem Testator eigenhändig geschrieben und unter- schrieben ist. Das Fehlen von Orts- und Zeitangabe beeinträchtigt daher die Gültigkeit des Testaments nicht. Zugunsten der Kaiserlichen Marine finden diese Vorschriften gleichfalls Anwendung._ Auflösung der Jugendorganisation i« Hamburg  . Eine kombinierte. Versammlung der Landesorganisation Ham- burgs und des Gewerkschaftskartells von Hamburg  -AItona und Umgegend beschäftigte sich am 3. März mit einem Antrag der Wahlkreisborftände und der Kartellkommission, wegen des Geld- mangels die Tätigkeit der Jugendorganisation vorläufig einzu- stellen. Die Jugendheime sollen gekündigt und sofort geschlossen werden, Die Wirtschaftslokale(die Hamburger   Jugendorganisation ist in 49 Abteilungen gegliedert) sollen aufgegeben, das gesamte Inventar soll im Gewerkschaftshaus aufgespeichert werden. Be- gründend wurde vorgetragen, daß die übrigen Teile des Bildung:-- Wesens bereits aufgegeben feien, was aber nicht genügend Er- sparniffe gebracht habe, denn noch im Jahre 1915 hätten 29 999 M. ausgegeben werden müssen. Partei und Gewerkschaften könnten bei der großen Zahl der eingezogenen Mitglieder die Zuschüsse nicht mehr leisten. In der Diskuffion erklärten die Vertreter der Jugendorganisation, daß sie von dem Antrag überrascht gewesen seien. Dia für das gesamte Bildnngswesen zuständige Kommission, in der Partei und Gewerkschaften pari- tätffch vertreten sind, sei nicht gefragt. Wenn die Zuschüsse nicht mehr möglich seien, müsse ein anderer Weg gesunden werden. Von der Geldfrage sei die Existenz der Organisation nicht ab­hängig. Gelegentliche Vorträge, die, wie es in Aussicht gestellt wurde, von den Vorständen und der Kartellkommisfion veraifftatict würden, könnten die Organisation nicht ersetzen. Unter Hinweis auf die Stellung der jungen Arbeiter im Wirtschaftsleben und die Tatsache, daß die Jugendlichen jetzt besonders stark umworben wer- den, wurde ausgeführt, daß gegenwärtig die Zusammenfassung der Jugendlichen am notwendigsten sei. Am Schluß der Erklärung hieß eS:Der Beschluß der Vorstände und der Kartellkommission erklärt sich nur aus der absoluten Unkenntnis der Verhältnisse der Arbeiterjugendbewegung. Wie die anderen Zweige der Arbeiter- bewegung, so hat sich die Arbeiterjugendbewegung, in Hanrvurg der Jugendbund, organisch entwickelt. Der Beschluß bricht diese organisch« Entwicklung gewaltsam ab, macht einen brutalen Strich über die mühselige Arbeit von zehn Jahren und mutz die Arbeiter- jugendbewegung zum Schaden der gesamten Arbeiterschaft aufs tiefste erschüttern." Eine Reihe weiterer Redner griff den Antrag der Vorstände scharf an. während zu seiner Verteidigung lediglich formale Gründe geltend gemacht wurden. Am Schluß der sehr erregten Versammlung wurden ZurückverweisungSanträgc und VermittlnngSvorschläge abgelehnt und der Antrag der Vorstände und der Kartellkommisfion gegen eine große Minderheit eng:- nommen. Kriegsbekanntmachungen. Keine Oster- und Pfingstkarte« für das Feldheer. A m t l i cd. Berlin  , S. März.<W. T. B.) Von amtlicher Seite wird mitgeteilt, daß End« März eine Bekanntmachung der Heeres- Verwaltung über die Einschränkung deS Versandes von Öfter« und Pfing st karten zu erwarten sei; ein Austausch solcher Karten zwischen der Heimat und dem Feldheere müsse unterbleiben.
Lestte Nackrichten. Beschlagnahme holländischer Post. Amsterdam  , 5. März.(W. T. B.) Die Post des holländischen DampfersTubantia" aus Südamerika   muhte in England aus- geschifft werden._ Eisenbahnunglück in Italien  . Bern  , 5. März.(W. T. B.)Agenzia Stefani" meldet aus A n c o n a. daß auf dem Bahnhof Pedaso in der letzten Nacht ein von Ancona   nach Castellamare   fahrender Personenzug mit einem Militärzug zusammenstieß. Zehn Personen wurden g c- tötet und vierzig verletzt.