Die Teuerung in Frankreich . Trotz aller Versprechungen und übernommenen Verpflich- tungen. schreibt die„Bataille" vom 9. März, ist gegen die Teuerung der Lebensmittel nichts geschehen. Man redet und macht Umschweife, aber die Preise steigen. Die Lage wird immer gefährlicher, und trotz der scheinbaren Ruhe müsse man sich darüber klar sein, daß die Unzufriedenheit groß sei und bei irgendeiner Gelegenheit zum Ausbruch kommen könne. Die verantwortlichen Stellen scheinen davon keine Ahnung zu haben, sonst würden sie eifriger sein, diese drohende Gefahr zu beschwören. Die Verbitterung greift um sich und wenn sie auch durch die Gewalt zum Schweigen verurteilt wird, so kann schon ein kleines Ereignis zu ihrer Explosion genügen. Wir nähern uns dem Augenblick, wo nur noch die Leute mit großem Einkommen leben können. Davon kann man sich durch einen Blick auf die Lebensmittelpreise überzeugen, aber zu dieser An- strengung sind die meisten Leute unfähig und reden lieber über die Hungersnot im(feindlichen) Aus- lande. Das Volt ist der festen Ueberzeugung, daß die hohen Preise gemildert weiden können und daß dazu nur guter Wille und Energie erforderlich sind. � Iranzosische Stimmungen. Die„New Aorker Volkszeitung" veröffentlicht einen Bericht des früheren Sekretärs des Genossen Jean Longuet , des Genossen Courland , der vor kurzem von Frankreich nach den Ver- einigten Staaten übersiedelte. Courland ist Anhänger der inter - nationalistischen Minderheit der franzsischen Sozialisten. Seine AuS- führungen ergänzen in mancher Hinsicht, was über die Stimmung in der französischen Arbeiterschaft und in der Armee bekannt geworden ist. Sie mögen deshalb in einem Auszug als Material zur Beurteilung der Lage in Frankreich nachstehend Platz finden: „Während des im Dezember in Paris stattgehabten Partei- tagcs der Geeinigten Sozialisten �— sagte Courland — machte sich der dem Frieden günstige Geist bei der Mehrheit der Kon- gretzteilnehmer offenbar, und nur der Ueberredungs- kunst der sozialistischen Mini ster ist es zu danken gewesen, daß der Kongreß davon absah, sich für eine über das ganze Land erstreckende Friedenspropaganda zu erklären. Die meisten Sozialisten sind für den Frie- den. Sie schweigen nur, weil die Regierung darum ersuchte, um eS in Deutschland nicht so erscheinen zu lassen, daß Frank- reich kriegsmüde sei....." Interessant sind die Beobachtungen, die Genosse Courland in den verschiedenen Lagern und Gefängnissen machte, in denen er eine Zeitlang als Zivilgefangener festgehalten wurde. „Die große Mehrzahl der Soldaten— führte er aus— würde drei Jahre Gefängnis drei Monaten Schützengraben vor- ziehen. In den Militärffefängnissen. in denen ich gewesen bin, wurden mir wenigstens öl)» Fälle bekannt, in denen ein Mann seinen Vorgesetzten beleidigte, damit er ö Wochen Nube bekam. Mir kamen Fülle zur Kenntnis, in denen Leute selbst de- scrtierten und sich dann stellten, damit sie im Gefängnis eine Ruhet Mise erhielten. Sie fänden nicht einen unter zehn Soldaten, die, wenn sie von ihrem Offizier gefragt werden würden, ob sie Frieden oder Krieg wollen, sich nicht ohne weiteres für den Frieden unter der Bedingung erklären würden, daß die feindlichen Heere Frankreich verlaijen Im Gefängnis von Leman traf ich 1700 bis 1500 Sol- baten, von denen die meisten prozessiert werden sollten, weil sie von der Front desertierten, um heim zu fahren. Jeden Tag wurden die Wächter in den Detentionslggern gewechselt. Viele von diesen 40 oder bv Leuten sah ich Ehrenzeichen tragen. Einige Ivaren Unteroffiziere, und viele von ihnen waren ver- wundet und hielten sich zur Erholung in den Depots auf. Diese Leute sagten: Wir wollen Frieden, aber wenn Sie einen Franzosen zur Front zurückschicken, so geht er. Sie sagen aber: Wir sind sicher, daß die Deutschen nicht nach Paris kommen können. Wir wissen, daß unsere Festungen unzerstörbar sind. Warum sollten wir darum nicht Frieden schließen? Nicht einer von hundert— fuhr Genosse Courland fort— verlangt nach Roche . Selbst die«ltässische Frage tritt in den Hintergrund. Ich sage dies ohne Zögern, denn ich habe mit diesen Soldaten in allen Lagern, in denen ich gewesen, gesprochen. Sie waren freundlich zu mir und sprachen sich mir gegenüber freimütig aus.... Hätte der Parteitag der französischen So- zialisten die Friedenspropaganda aufgenom- men, so sähen Sie bei der Hälfte des franzö- fischen Volkes eine Sinnesänderung...." Dies das Wesentlichste aus dem Bericht des Genossen Cour- land. Mag manches in ihm auch subjektiv gefärbt sein, so stimmt er doch im großen und ganzen mit dem uberein, was uns aus den Berichten deö., Labour Leader", des„Avanti", der„Nasche Slowo" und aus verschiedenen Publikationen der französischen Minderheit bekannt geworden ist. Der neue französische Kriegsminisier. Divisionsgeneral Roqueö ist zum Kriegsminister an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurückgetretenen Gene- rals G a 1 1 i e n i ernannt worden.
politische Uebersicht. Elcmentarunterrichtsweseu. Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte am Freitag in einer einzigen Sitzung das Kapitel„Elementar- unterrichtswesen", dessen Beratung in normalen Zeiten stets mehrere Tage in Anspruch zu nehmen pflegte. Mit zur De- batte standen Anträge auf Aufhebung der Verordnungen betr. die Verfügung der Gemeinden über ihre Schulgebäudc und betr. die Bestätigung der Schulärzte sowie ein Antrag betr. die Einstellung einer Summe von 50 000 M. in den Etat zur Förderung der Ausbildung geeigneter Kräfte für die Hortfürsorge für aufsichtslose Schulkrnder. Im Gegensatz zu dem konservativen Redner, der sich gegen die Vcrweltlichung der Volksschulen wandte und den Jugendkvmpagnien das Wort redete, forderte Genosse Adolf H o f f in a n n in einer groß angelegten Rede, die die Mängel unseres heutigen Volksschulwesens nach den verschiedensten Richtungen hin darlegte, die Entfernung des Religionsunter- richts aus dem Lehrplan der Volksschulen. In den Vorder- grund rückte er die Heranbildung eines geistig und körperlich gesunden Geschlechts. Von diesem Gesichtspunkte aus übte er scharfe Kritik an dem Mißbrauch, der jetzt im Kriege noch mehr als im Frieden mit der Volksschule häufig getrieben wird, und entwickelte schließlich in kurzen Zügen das sozial- demokratische Schulprogramm. Daß er deshalb von ver- schiedenen bürgerlichen Vertretern mehr oder minder heftig angegriffen wurde, darüber wird sich unser Genosse um so leichter hinwegsetzen kömien, als diese Angriffe jeder sachlichen Grundlage entbehrten. Wenn unter anderem der Zentrums- abgeordnete Dr. Heß sich erlaubte, der sozialdemokrati-
schen Fraktion vorzuschreiben, wem sie die Reden zum KultuZ- etat übertragen darf, so müssen wir uns eine solche Ein- Mischung in die internen Angelegenheiten der Partei höflichst, aber entschieden verbitten. Auch die von ihm ausgesprochene Drohung, das Haus werde es sich überlegen müssen, ob sie solche Redner zu Worte kommen läßt, wird die Fraktion nicht hindern, das zu tun, was sie für notwendig hält. Nach weiteren Reden des Nationalliberalen Dr. von Campe, des K u l.t u s m i n i st e r s— der besonders vor dem Zudrang zum Lehrerinnenberuf warnte—, des Fortschrittlers Otto und des Freikonservativen R a m d o h r wurde über die zahlreichen Anträge zum Kultusetat abge- stimmt. Die grundsätzlichen Anträge der Sozialdemokraten zugunsten der Einheitsschule und der Trennung von Staat und Kirche, sowie der Besteuerung des Kirchenvermögens wurden gegen die Sozialdemokraten abgelehnt, die bürger- lichen Resolutionen zum größten Teil angenommen. Sonn- abend: Rest des Etats._ Tie Regierung für Ausdehnung deS Kolonialbesitzes. In einer Denkschrift von fünfundzwanzig in S ü d w e st- a f r i ka tätigen Gesellschaften und Einzelfirmen an das Reichskolonialamt, in der für die Wiedererlan- gung von Südwestafrika eingetreten wird, wird unter anderem ausgeführt, Deutsch -<Äidwestafrika sei die einzig« deutsche Siedelungskolonie, die für eine größer« weiße Bevölkerung die Möglichkeit einer dauernden Niederlassung biete, lieber den Besitz von Deutsch-Südwestafrika werde in Europa entschieden werden. Wie England sich seinerseits mit der Südafrikanischen Union auseinandersetzen werde, könnte ihm überlassen bleiben. Auf diese Eingabe bat Staatssekretär Dr. S o l f (nach W. T. B.) die nachstehende Antwort erteilt: Mit großem Interesse habe ich von der mit zahlreichen Unterschriften versehenen Anlage zu Ihrer Eingabe vom 4. d. Mts. Kenntnis genommen. Ich kann ihr gegenüber nur darauf hinweisen, daß ich bereits wiederholt Gelegenheit ge- nommen habe zu betonen, wie ich meinerseits alles daransetzen werde, daß mit der für uns siegreichen Beendigung des Welt- krieges, an der auch ich keinen Augenblick gezweifelt habe. Deutschland wieder in vollen Besitz aller seiner bisherigen Kolonien gelangt. Den Wert Deutsch -Südwestafrikas als Siedelungsland wie auch als Gebiet guter bergbaulicher Aussichten weiß ich, wie die Unterzeichner der Eingabe, wohl einzuschätzen. Wenn außer- dem von anderer Seite eine Ausdehnung des deutschen Kolonialbesitzes und die Schaffung günstiger Handelsmöglichkeiten angeregt worden sind, so kann ich auch diese Anregung nur begrüßen, zumal sie in keinerlei Widerspruch mit dem Programm der ungeschmälerten Wieder- Herstellung des alten deutschen Kolonialbesitzes steht.
Eine halbamtliche bayerische Kundgebung. Die„Balzerische Staatszeitung' schreibt in ihrer heutigen Nummer unter der Ueberschrift„Einigkeit und Ver- trauen": „Seit einiger Zeit ist öffentlich in einigen Zeitungen, im geheimen von Mund zu Mund, eine Agitation betrieben worden, deren schädliche Wirkungen wir nicht ohne ernste Sorge verfolgt haben. ES ist. als kämen viele von den unersreulichen Erscheinungen und Gewohnheiten de« politischen Lebens, mit denen wir im Frieden zu tun hatten, ollmählich auch jetzt wieder auf. Die lange Dauer des Krieges macht das erklärlich. Alle ihrer Verantwortung be- wußten Kreise werden aber darüber einig sein, daß dem Umsich- greifen einer solchen Entwicklung mit allen Mitteln Widerstand geleistet werden muß. Unser Volk bedarf zur Erfüllung der schweren Aufgab», vor die es die Geschichte gestellt hat, der un- gebrochenen Einigkeit in allen seinen Teilen. Es bedarf der tatkräftigen Entschlossenheit wie der inneren Freudigkeit. Diese aber werden nur zu leicht geschädigt und in Frage gestellt, wenn durch da» Herumtragen von Gerüchten und Andeutungen das felsenfeste Vertrauen in die Leitung der Reichsgeschicke untergraben wird, auf daS die verantwortlichen Führer unseres Volkes einen vollen und uneingeschränkten Anspruch haben. Auch nach dem Süden unseres Vaterlandes sind solche Gerüchte gelangt, und wir müssen mit Bedauern feststellen, daß eS nicht an Versuchen gefehlt hat, die Reichsfreudigkeit unserer Be- völkerung dadurch zu beeinträchtigen, daß Besorgnisse ins Land getragen worden sind, als ob wegen Mangel an Festigkeit und Entschlossenheit der Reichsleitung vorhandene Kriegsmittel nicht oder nicht genügend angewandt würden. Solche Versuche weisen wir mit aller Entschiedenheit zurück. Die Bundes- regierungen, insbesondere auch die bayerische Regierung stehen in genauer Kenntnis der zu lösenden militärischen und politischen Aufgaben und der in jeder Beziehung erfreulichen Lage mit vollem Vertrauen zur politischen und militärischen Führung deS Krieges. Die Sitzung des BundeSratsauSschusseS sür die auswärtigen Angelegenheiten hat den beteiligten Bundes- regierungen erneut die Möglichkeit gegeben, die Reichs- leitung dieses Vertrauen zu vergewissern. Wer die Zuversicht unsere» Volkes zu erschüttern unternimmt, der ver- sündigt sich am Vaterlande. DaS zu beherzigen, ist jedes deutschen ManneS Pflicht 1"_ Ueber die Beschäftigung vou Kriegsgefangenen werden in der dem Reichstage übermittelten neuen amtlichen Denk« schrift über wirtschajtliche Matznahmen des Bundesrats aus Anlaß deS Krieges folgende Angaben gemacht:„Die Notwendigkeit, unsere Wirtschaftsbetriebe während deS Krieges soweit irgend möglich auf- rechtzuerbalten, besonders die Volksernährung sicherzustellen, zwang dazu, auf die immer größer werdende Zahl unserer Kriegsgefangenen mehr und mehr zurückzugreifen. So wurden sie insbesondere zur Arbeit in den Bergwerken sowie in der Industrie und i» hervor- ragendem Matze zu den Arbeiten in der Landwirtschaft herangezogen. Gegenwärtig werden beschäftigt: bei gemeinnützigen Arbeiten.. 86 000 in der Landwirtschaft.... 330000 in der Industrie...... 244 000 im ganzen 669 000 Diese Zahlen betreffen nur das Heimatsgebiet, soweit es unter preußischer Verwaltung steht. In den Etappengebieten ist außerdem noch nahezu eine Viertelmillion Kriegsgefangener mit Arbeiten für Unterkunft, Landbestellung usw. beschäftigt. Der Rest besteht ans ArbeitSuntauglichen oder ist besonders für den auSgedebnten Wirt« schaitSbetrieb und Verwaltungsdienst in den KriegSgefangenlagern (in Preußen allein 71) nutzbringend tätig."(--)
Kriegsbekleidungsamt. DaS ReichSamt des Innern wird eine neue Einrichtung schaffen. nämlich ein Reichs-Bekleidungsamt. Der Zweck dieses neuen Amtes ist, die vorhandenen Bekleidungsstoffe unter staatlicher Kontrolle an die Bevölkerung zu verteilen. An die Spitze dieses Amtes ist der bis- herige Dresdener Oberbürgermeister, Geheimrat Dr. Beutler, berufen worden, fal
Verordnung über Rohfette. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 16. März eine Verordnung über Rohfette erlassen. Die Verordnung bestimmt, daß die bei gewerblichen Schlachtungen von Rindvieh und Schafen anfallenden Innenseite und A b s a l l f e t t e auf Ver- langen des Kriegsausschusscs sür pflanzliche und tierische Oele und Fette an die von diesem bestimmten Schmelzen oder Sammelstellen abzuliefern sind. Der Kriegsausschuß hat sür die zweckmäßige Ver- arbeitung der Rohfette zu sorgen und das auSgeschmolzene Fett nach den Weisungen deS RetchSlanzlerS dem Verbrauch als Feintalg oder der Weiterverarbeitung zur Margarine zuzuführen. Die U e b e r n a h m e p r e i s e, die für die abgelieferten Roh» fette zu zahlen sind, werden nach den Ermittelungen eines Sachver» ständigenausschusies festgesetzt. Die Verpflichtung zur Ablieferung der Rohfette tritt erst ein, wenn der Kriegsausschuß daS entsprechende Verlangen durch öffent- liche Bekanntmachung in den einzelnen Gemeinden stellt. Der KriegSauSschutz wird Anweisung erhalten, zunächst in den Gebieten, in denen schon in Friedenszeiten von den Feintalgschmelzen ein weitverzweigtes Sammelnetz ausgebaut war, von seinem Rechte Gebrauch zu machen und dann vorsichtig und je nach dem weiteren Ausbau seiner Zubringereinrichtungen und der Errichtung neuer Feintalgschmelzen die Beschaffung der Rohfette auch auf solche Gc- biete auszudehnen, aus denen bisher den Feintalgschmelzen Rohfette noch nicht zugeflossen sind. Papierlicfcrungen an das Ausland. Unter der Ueberschrift„Unerhört!" druckt der„Deutsche Papier- markt" einen Artikel des„Sieg-Rheinischen Volksblattes" ab, der einen interessanten Einblick in daS Geschäftsgebaren gewisser deutscher Papierfabriken gibt. Der Artikel kritisiert zunächst die un« erhörte Preissteigerung auf allen Gebieten der Lebensmittel« Versorgung und die Verletzung„der guten Sitten von Treu und Glauben " und versichert dann, daß von deutschen Papierfabriken auf Umwegen Papier nach dem gegnerischen Ausland geliefert werde: „Schon seit Wochen liest man in holländischen Blättern Inserate: Kaufen Papier zu jedem Preise. Offerten usw. Ge» hörten unsere Papierfabriken bisher schon zu jenen, die die Kriegs- läge nichr zuletzt auszunutzen verstanden— sämtliche Papierwaren sind schon bis zu ungesähr 30 Proz. gestiegen— so schlägt doch die neue Preiserhöhung um 8 M. pro 100 Kilogramm dem Faß den Boden aus. Wer Einblick in die Papierfabriken hatte und auch die Bedürfnisse derselben kennt in der Herstellung ihrer Fabrikate, der wird nicht umhin können, diese Preis- steigerung als unerhört zu bezeichnen. ES ist weniger der Mangel an Rohstoffen, die Erhöhung der Löhne usw., wie man zn sagen pflegt, um die Preissteigerung zu rechlfertigen, nein, die Sucht nach Mehrgewinn I Bei ihnen gilt der Satz: Wer mehr bietet, bekommt die Ware. Ganze Schiffsladungen ziehen den Rhein hinab nach Holland , andere gehen nach den nordischen neutralen Ländern, wieder andere nach der Schweiz . Wo aber bleibt die Ware dort? Soll es den Fabrikanten unbekannt sein, daß unsere Gegner hinter den Papieraufkäufen stecken?" Als Maßnahme gegen diese Ausfuhr des in Deutschland fortgesetzt im Preise steigenden Papiers fordert der Artikelschreiber das sofortige Ausfuhrverbot für Druckpapier. Zu diesen Ausführungen des„Sieg-Rheinischen Volksblatles" sagt der „Deutsche Papiermarkt', Zentralorgan für die gesamten Wirtschaft- lichen Interessen der Papier verarbeitenden Industrien und Gewerbe sowie des Papierhandels: „Auch wir schließen unS der Meinung an, daß eS unerhört ist, daß deutsches Druckpapier in Feindesland verbraucht wird, im eigenen Land aber dadurch, daß der Feind mehr zahlt, Mangel an Papier bezw. eine unerschwingliche Preiserhöhung eintritt.— Einen recht eigenartigen Beigeschmack erhält die Tatsache, wenn man bedenkt, daß gerade jetzt, wo infolge der ungeheuren Preissteigerungen schon eine nicht unerhebliche Mißstimmung in den Kreisen der Papierverbraucher herrscht, solche Schamlosigkeiten voll- bracht werden. Es erwächst aus dieser Handlung für die gesamte Branche die Aufgabe, die betreffenden„geldgierigen" Papierfabriken namhaft zu machen und an den Pranger zu stellen, denn solche Firmen bedeuten den„Feind im Lande" und haben ihre Daseinsberechtigung verwirkt." Wo der Wille ist... Vor kurzem berichteten wir, daß das stellvertretende General« kommando de« 17. Armeekorps die Beschlagnahme des fünften Teile« aller in der Danziger Bucht gefangenen Breitlinge zugunsten der Stadt Danzig verfügte und daß der Magistrat einige Kutter im Auftrage der Stadt fischen läßt. Welch bedeutende Mengen Fische dadurch der Bevölkerung zugeführt werden können, lehrt die Tat» fache, daß in den ersten acht Tagen nach dem Inkrafttreten der Verordnung 1700 Zentner städtische Breitlinge zum Preise von 15 Pfennig pro Pfund verkauft wurden. Außerdem fand eine be- trächtliche Menge anderer See» und Süßwasserfische den Weg auf den Fischmarlt._ Nachnahme- und Frachtverkehr mit dem Ausland. Der Bundesrat hat eine Verordnung betreffend den Nach» nähme» und Frachtverkehr mit dem Ausland mit folgendem Wortlaut erlassen: Zahlungen nach dem Ausland im Wege der Nachnahme find verboten. Bei Eisenbahngütersendungen nach dem Ausland mutz die Fracht in Ueberweisung gestellt werden. Eisenbahngüterjendungen aus dem Ausland werden nur über» nommen, wenn die Fracht im Ausland gezahlt wird. Der Reichskanzler kann Ausnahmen von den Vorschriften dieser Verordnung zulassen. Diese Verordnung tritt mit dem 1. April 1016 in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt, wan« und inwieweit diese Ver- ordnung außer Kraft tritt. Wie wir hören, wird auf Grund der AuSnahmebefugniS des Reichskanzlers der Verlehr mit Oesterreich-Ungarn und den darüber hinaus gelegenen Ländern, sowie mit Luxemburg und mit den besetzten Gebieten von der Regelung aus- genommen. Letzte Nachrichten. Ein bulgarischer Spionageprozeß. Sofia , 17. März.(W. T. B.) Der Spionageprozeß gegen die Russophilen erregt um so größeres Interesse, als sämtliche Vertei» diger den russischen Parteien angehören. Darunter befinden sich D a n e w, M a l i n o to> T o d o r o w, A b r a s ch o tv und Ludskanow. Das bisherige Verhör erwies teilweise die erhobenen Beschuldigungen der Ausspionierung der bulgarischen Hafenbefesttgungen von Warna und Burgas und der Befestigungen sowie Minenanlagen am Bosporus beziehungsweise der Ein- und Ausfahrt türkischer Kriegsschiffe. Dch- Angeklagte P r u d k i n ge- stand, vom russischen Marineattache beauftragt worden zu sein, die Brücke zwischen Stambul und Gal�ta in die Luft zu sprengen. Das vorliegende Belastungsmaterial, Briefe und Karten mit ein- gezeichneten Befestigungen und den Fahrweg durch die Minen- seid er bei Warna ist erdrückend.