Dr. 77. 33. Juhrglmg.
2. KMgr des.Amiirls" Kcrlim UslksdIM
verband der sozialdemokratischen Wahl- vereine Serlins und Umgegend. Die neuen Steuecooriagen beschäftigen gegenwärtig in hohem Matze alle Bevölkerungs schichten. Auch wir wollen den Mitgliedern der sozialdemo- kratischen Wahlvereine Gelegenheit geben, sich zu den Steuer vorlagen der Regierung zu äußern. ES sind zu dem Ziveck zum Dienstag, den 21. März, abends 8% Uhr, in allen Berliner Wahlkreisen und in einigen OutSvereinen der Vororte Mitgliederversammlungen angemeldet, in denen die in Aussicht genommenen Steuern besprochen werden sollen. Tr. Lewald. Direktor des Reichsamts des Innern, hat am Dienstag, den IL. Januar 1916, im Reichstag erklärt; Im Haushaltsausschusse und auch hier ist daS Bc denken geäußert worden, daß bei der Aorlage über die Steuergesetze, die ja heute für das nächste Zusammentreten des Reichstags angekündigt sind, eine Unterbindung der öffentlichen Diskussion stattfinden könnte.(Zuruf bei den den Sozialdemokraten.) ... Aber das kann ich erklären: der Gedanke, die Erörterung der Steuerprojekte iu der Weise zu unterbinden. daß eine Diskussion der Hauptgrundsätze nicht stattfinden darf, besteht bei niemand. Anderseits niüssen wir unS darüber klar sein, daß gerade bei der Erörterung von Steuerprojekten ein solches Matz innerer Gehässigkeit, Erbitterung, gegenseitiger Be- schimpfung und Verunglimpfung stattfinden kann, ein solches Aufreizen der verschiedenen Klassen gegeneinander, daß es allerdings heißen würde, den Burgfrieden in Grund und Boden ruinieren, wenn gegen ein derartiges Vorgehen, falls es etwa irgendwo beliebt sein sollte und das Vcrant- wortlichkeitsgesühl nicht bei den einzelnen in erforderlichem Umfange bestehen sollte, nicht die Zensur eintreten würde, um einen sehr viel größeren Schaden zu verhüten, als er durch eine vollkommene Freigabe entstehen würde. Aber ich wiederhole und berufe mich hierbei auf die Besprechungen zwischen den mastgebenden Stellen, dast in keiner Weise beabsichtigt wird, eine sachliche Erörterung der Steucrprojekto in irgendeiner Weise zu verhindern oder zu unterbinden. In den hier«ach dem amtlichen Stenogramm wieder gegebenen Ausführungen des Vertreters der deutschen Reiche regierung wird ausdrücklich anerkannt, daß die sachliche Er örternug der Steuerprojekte in keiner Weife»uterbunde« werden soll. Unsere Parteigenossen mögen daher für eine» starke» Bo such der Versammlungen sorge«! Versanimlungslokale und Redner werde» in der Sonntag� nummer bekanntgegeben. Der Zentralvorftanö.
von öer Oelbeleuchtung zum Gas und zum elektrischen Licht. Das Rlibol beherrschte die B-leuchtung Berlins unumschränkt bis zum Jahre 1S2S. Dann trat da» Gaslicht als Konkurrent aus 1774 hatten Scheele und Priestlep den Sauerstoff entdeckt. Dann Halle Lavoisier bewiesen, daß der brennende Körper sich unter Er wärmung während der Verbrennung mit der Lust vereinigt. Bald darauf wurden aus diesen theoretischen Entdeckungen praktische Kow sequenzen gezogen. Im Jahre 1798 beleuchtete der Schotte Marodch eine der größten Maschinenfabriken(Boullon and Watt) in Sohr durch aus der Steinkohle gewonnenes Gas. 1891 kam aus Amerika die Kunde, daß Henfrey einen Saal in Baltimore durch Gas er« hellte. Winzler aus Znaim in Oesterreich <in England Winsor umbenannt) errichtete 1898 einige Straßenlaternen in London . Eine Gasgesellschaft wurde 1819 in London begründet. Ihr wurde die Beleuchtung von London übertragen. Im Jahre 1814 wurden in London im Kirchspiel St. Margarete die Oellampen durch Gas er« fetzt. DaS wirkte wie Wundererzählungen auf dem europäischen Kontinent. In London bildete sich eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 2 Millionen Pfund Sterling, um die öffent- liche Beleuchtung durch Gas aus dem Aestlande einzuführen und auszubeuten: die Imperial Continental Gas Asso« c i a t i o n. Zwar hatte die Gasbeleuchtung von Freiberg durch fngenieur Btochmann im Jahre 1317 gezeigt, daß auch die deutsche echnik dem Problem völlig gewachsen sei. JndeS vorab riskierte nur Dresden <1826) und Leipzig (1828) seine finanzielle Durch« fübrung(durch Blochmann). Zu der großen englischen Gesellschaft hatte» die deutschen Stadt- und Staatöverwalwngen Zutrauen. Im Jahre 1828 übertrug ihr Köln , im Jahre 1824 durch«in der Stadt außerordentlich unvorteilhafte« bis 1999 währendes Privileg die öffentliche Gasbeleuchtung. Dann folgte im Jahre 132S die Stadt Berlin . DaS Ministerium deS Innern übertrug als Vorgesetzter der Ber - liner Poktzeibehörde der englischen Gesellschaft durch Vertrag vorn 21. April 1825 die öffentliche Gasbeleuchtung auf die Dauer von 21 Jahren. Die Stadt wurde um ihre Ansicht nicht befragt. Ihr war ja die öffentliche Beleuchtung noch nicht übertragen. Die Gesellschaft übernahm durch den vertrag die Verpflichtung, die öffentliche Beleuchtung der Stadt Berlin innerhalb der Ringmauer mrt Gas vom 1. Januar 1826 bis zum 1. Januar 1847 vorzunehmen und auch die Privaten auf deren Antrag gegen Vergütung mit Gas- licht zu versehen. Die Verpflichtung,.ein viel besseres und helleres Licht zu gewähren, als solches durch die gegenwärtige Art der Beleirchtung mit Oet bewirft wird", erstreckte sich nicht auf die kleineren Straßen. Für diese war die Gesellschaft nur zur Oel- beleuchtung gegen eine besondere Entschädigung verbunden. Die Entschädigung für die Gasbeleuchtung wurde auf 31999 Taler jährlich festgesetzt und stieg bi» zum Jahre 1847 auf 69 999 Taler. Die Zeitdauer der Beleuchtung sollte 1399 Stunden während des Zeitraums eines JahreS betragen. Am 19. September 1-826 brannte das erste Gaslicht in Berlin : die Straße Unter den Linden war durch— offene— Gasflammen erleuchtet, die aus.ganz neuen, zierlich eingerichteten Lampen auf Säulen von Gußeisen" brannten. Im Jahre 1829 waren die Einrichtungen zur Beleuchtung der vertragsmäßig bestimmten Straßen und Plätze mittels Gaslicht vollendet. DerVertrag räumte der Gesellschaft daSRecht der Rtöhrenleitung innerhalb der Ringmauer ein. Eine Quelle späterer
Beeinträchtigung der Stadtgemeinde Berlin und vielfacher Streitig- keiten wurde die Einräumung des großen Privilegs an die Gesellschaft: auch nach Ablauf der Verpflichtung zur öffentlichen Beleuchtung ihr Eigentum(die Röhren) zu gebrauchen und Private auf deren Wunsch noch weiter mit Gas zu versorgen. _ Nur unvollkommen kam die so außerordentlich privilegierte Ge- sellschaft ihrer Verpflichtung nach. Die Polizei halte im Jahre 1825 insgesamt� 2825 Lampen versorgt. Am Schluß des Jahres 1843 brannte die Gesellschaft innerhalb der Ringmauern erst 1823 Gas- flammen und 1967 große Oelflammen die Brennzeit war von 1399 Stunden auf 2999 beim Gas und auf 1743 Stunden bei den Oellampen erweitert. Der Preis für das an Private abgegebene Ga« betrug nicht weniger als 85,3 Pf. für das Kubikmeter. Vergeblich waren die Bemühungen des Polizeipräsidiums und der Stadtverwaltung, die Gesellschaft zu besserer und billigerer Beleuchtung z» veranlassen: die Gesellschaft pochte auf ihr Privileg. Da entschloß sich die Stadtverwaltung, nachdem sie ein Gutachten des Ingenieurs Blochmann eingeholt hatte, die GaSbeleuch- tung in eigene Regie zu übernehmen: ein für die Beleuchtung der Stadt, für ihre Finanzen und für die Verbesserung und Verbilli�nng der Wohnungsbeleuchtung außerordentlich fegenS- reicher Schritt. Unter dem 25. August 1844 wurde der Stadt Berlin durch Königlichen Befehl das Privileg für 59 Jahre erteilt, nach Ablauf des Privilegs der englischen Gesellschaft(aber unter Aufrechterhaltung des dieser Gesellschaft für die Zeit nach 1846 eingeräumten Rechts) Gas zu fabrizieren und „aus ihren durch die Straßen geführten Leitungsröhren Privatpersonen und öffentliche Gebäude mit Gas zu versorgen." Zwecks Einführung der GaSfabrikation vom I. Januar 1847 ab erhielt die Stadt daS Recht, für iVs Millionen Taler mit 1 Proz. vom Jahre 1852 ab amortisierbare Stadtobligationen zu 8�/. Proz. aufzunehmen. Vergeblich suchte nunmehr die Gesellschaft den Wünschen nach Verbesserung und Verbilligung des GaseS entgegen- zukommen. ES wurden zwei Gasanstalten— eins am Stralauer Platz mit einer Filiale am Koppenplatz, eine in der Gilschiner Straße(damaliger Hellweg) mit einer Filiale in der Georgenflraße (auf dem Terrain de« jetzigen Friedrichstraßen -Bahnhossi errichtet. Beide eröffneten ihren Betrieb am 1. Januar 184? mit 2919 Gas- Internen und 823 Privatflammen. Daneben dienten noch 1929 Oel« laternen der öffentlichen Beleuchtung. DaS Beleuchtungswesen nahnr einen immensen Aufschwung. Im Jahre 1839 waren die Oel- laternen fast ganz verschwunden. Im Jahre 1864 trat an Stelle deS OelS Petroleum. Ende 1839 brannten 3359, Ende 1355: 8797, Ende 1869: 4146, Ende 1879: 7926, 1889: 12 281, 1899: 17 293, 1395: 29 356 öffentliche Gaslaternen. Daneben unterhielt die eng- lisch« Gesellschaft auf dem ihr durch sofort zu beschließende Verträge von neuem privilegierten Berliner Gebiet im Jahre 1879: 176, 1839: 429, 1899: 668, 1895: 892 öffentliche GaSlaternen. Die Laternen selbst lieferten durch technische Verbesserungen ein weit besseres Licht als früher. An Stelle der offenen Spccksteinschnitt- brenner traten allmählich große Schmttbrenner, dann Regenerativ- brenner, ferner invertierte Brenner und im Jahre 1895 das Gas- g l ii h l i ch t. Neben dem Gaslicht brannten 1889 noch 1299, Ende 1893 noch 1125 Petroleumlaternen. Das elektrische Licht kam auf. Im Jahre 1882 machte man seisens der Stadt die ersten Versuche mit dem neuen Licht. Im Sitzungssäle des Berliner Rathauses wurden 39 Glühlampen, in einem Teil der Leipziger Straße (von der Mauerstrahe bis zum Potsdamer Platz ) wurden 36 Siemenssche Bogenlampen in Betrieb gesetzt. Man stellte leider diese Versuche wieder ein, weil sie ver« meintlich kein günstiges Resultat lieferten. Ein auf dem Grundstück der städtischen Gasanstalt am Stralauer Platz mit neun Bogen- lampen angestellter Versuch war nach dem Verwaltungsbericht durch- aus zufriedenstellend. Aber trotz der kostspieligen Erfahrungen, die die Stadt mit Privatgesellschaften auf dem Gebiete der Beleuchtung gemacht halte, entschloß sie sich, sehr zum Schaden der Stadt, nicht zur Uebernahme der elektrischen Beleuchtung in städtische Regie. Im Herbst1832 wurden derPotSdamcr Platz und die Leipziger Straße bis zur Friedrichstraße durch die Firma Siemens u. Halske , vom Jahre 1386 ab durch die im Jahre 1883 gegründete Aktiengesellschaft.Slädtische Elektrizitätswerke"(später„Berliner Elektrizitätswerke" umbenannt) elektrisch beleuchtet. 1838 folgte die elektrische Beleuchtung von Unter den Linden . Mit dem immer billiger werdenden Preise fand die elektrische Straßenbeleuchtung immer weitere Verbreitung. Gleichzeitig führte die Konkurrenz deS elektrischen Lichtes zu erheb- lichen technischen Verbesserungen der Gasbeleuchtung. Für die öffentliche Beleuchtung brannten im Jahre 1919: 25 931 Laternen der städtischen Verwaltung mit 38 231 Flammen, 844 Laternen der englischen Gaswerke mit 1252 Flammen, 61 Petroleumlaternen, 21 SpirituS-Glühlicht-FIammen, 896 Bogenlampen und 228 Gluh- Nernst- und Metallfaden- lampen. Die Kosten betrugen für städtische GaSlaternen 3 149 554 M., für die Laternen der englischen Gesellschaft 18979 M., für Ausstellung neuer Gaslaternen 243 961 M.. für Petrol- und GaS- glühlicht 8998 M., für elektrische Straßenbeleuchtung 491 579 M. Nach der Uebernahme der Beleuchtung durch die Stadt Berlin kam es über den Umfang des der englischen Gesellschaft gc- machten Vorbehalts zu vielfachen lebhaften Streitigkeiten, die bis zur höchsten Instanz gebracht wurden. Als Endergebnis dieses Ratten- köntgS von Prozessen sind folgende Feststellunge» zu erwähnen: die englische Gesellschaft ist nicht berechtigt, neue GaSröhren zu legen, sie hat aber das Recht statt engerer breitere Röhren zu legen und nach wie vor ausschließlich ihre Kunden und neu zu erwerbende mit GaS zu versorgen. Zu Ungunsten der Stadt Berlin erhielt die Gesellschaft aber durch Verträge und Ministerialerlasse neue erheblich« Rechte. Ende 1852 erhielt sie das Recht ber Aus- dehnung ihres Betriebs auf die Etablissements vor dem Halle - schen Tor und am Kreuzbera. 1853 räumte ihr Schöne- b e r g das auSsckließliche Recht ein, für ewige Zeiten in Alt- und Neu-Tchö»eberg Röhren zu legen und die Oeffentlichkeit sowie Private mit GaS zu versorgen. Ein ähnliches Recht erhielt sie im Jahr 1869 für das Gebiet von Moritzhof und der benach- karten Etablissements südlich deS alten Land« Wehrgrabens (jetzt Rauchstraße und Umgebung). Als im Jahre 1861 der Teil vor dem Potsdamer Tor und vor dein Halleschen Tor nacki Berlin eingemeindet wurde, wurde Berlin ge- zwungen, in diese Verträge mit der Gesellschaft einzutreten. Sie durste nach höchstrichterlicher Entscheidung dort nicht einmal auf ihrem eigene» Grund und Boden die öffentliche Beleuchtung übernehmen, sondern mußte diese gegen Entgelt der Gesell- schaft übertragen. Dieser Zustand besteht— durch einige Verträge etwas geändert— noch heute. Eine Unmenge Prozesse wurden auch deshalb geführt, weil die Gesellschaft auf dem ihr eingeräumten Ausbreitungsgebiet versehentlich ihre Röhren an slädtische Leitungen angeschlossen hatte. Gemeindebeschlüsse und Verträge, deren letzter im Jahre 1911 ab- geschlossen wurde, umgrenzten daS Jagdgebiet in der Weise, daß aus dem gemeinschaftlichen Röhrengebiel die Straßen und Häuser bezeichnet wurden, die die englische Gesellschaft oder die Stadt be- leuchten dürfe. Die Stadt Berlin und die Gesellschaft verpflichteten ich gegenseitig, dieselben Preise zu nehmen. Die Preise waren schon 1842 von der Stadt aus 16 Pf. für den Kubikmeter festgelegt, die Englische folgte. Sie sellte ihren Preis von 35>/„ auf 16 Pf. herab. Als die Gasbercitung nur noch 8 Pf. Selbstkosten ausmachte, bezeichneten es schon in den 89er Jahren freisinnige Bezirksvereine und später Genosse Singer als Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion als einen Wucherpreis. Sie verlangten Herabsetzung des Preises und Beseitigung der GaSmessermiete. EllvaS Erfolg hatten diese Bemühungen. Sie sollen jetzt, wiewohl der Selbstkostenpreis auf etwa 6 Pf. für den Kubikmeter herabgesunken ist, durch eine Erhöhung der Gaspreise für diejenigen Ein- wohner, die nicht von der englischen Gesellschaft Gas beziehen, wieder beseitigt werden I,
fiu8 Groß-öerlm. Die Me. Sie saß in der Elektrischen tief gebückt über ihre Markt- tasche, die sie ans den Knien hielt. Ihre Hände bedeckten zärt- lieh und zugleich krampfhaft die Pakete, mit denen die Tasche bis obenan gefüllt war. Mir sielen die Hände aus. die da ihr stummes und doch beredsames Spiel trieben. Es waren alte, abgearbeitete Hände mit hervortretenden Adern und schwieligen Fingern, zerfressen von der scharfen Lauge des Waschfasses. Müde, gleichsam im Takt mit dem schütternden Wagen, neigte sich der Kopf der Alten hin und her. Tie kümmerlichen Ueberreste des silberdilrchzoxxnen Haares, das am Schopf in eine Art Frisur zusammengeßißt war, wirkten rührend und fast mitleiderregend. Plötzlich hob sie den Kopf, und ein Paar dunkler, trauriger Augen blickte mich an. Das Gesicht, das einstmals schön ge- weien sein mußte, war von tiefen Falten durchfurcht. Die Stirne, deren edle Form überraschte, war mit unzähligen Run- zeln und Fältchen bedeckt. Sie blickte mich einen Augenblick lang an, und in dieser Zeit schien es mir, als sähe ich ein ganzes Leben vor mir, ein Leben, mit Mühsal belade», an Arbeit und Enttäuschungen reich. Es blinkte in ihren Augen feucht auf, und schnell fuhren die Hände empor, um das verräterische Naß vor dem Fremden zu verbergen. Einen kurzen Augenblick sah ich den Inhalt der Tasche, der offenbar mit dem Gemütszustand der Alten eng im Zusammenhang stand und. den die sorgenden Hände sofort wieder meinem Auge entzagen. Es waren Fcldpostpakete, verschnürt und behütet von einer zitternden Mutterhand._(z) Keine Verlängerung des Kuchenbackverbotcs. Der Geschäftsausschuß der Groß-Berliner Brotkartengemeinschaft hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, von einem Antrag an da» Oberkommando auf Verlängerung deS KuchenbackverbotS einstweilen abzusehen.__ August Schweizer . Die Berliner Partei hat abermals einen Verlust er- litten. Der Genosse August Schweizer, der dem 3. Kreise angehörte, ist verschieden. Schweizer , der Kassenbcamter war, betätigte sich schon unter dein Sozialistengesetze. Im Anfang der achtziger Jahce trat er der sogenannten„inneren Be- wegung" bei und wirkte fiir diese nach besten Kräften. Namentlich bei den Wahlen IWl und 1887 war er hervor- ragend tätig. Als im. Jahre 1861 der sozialdemokratische Wuhlvereiu für den 3. Berliner Reichstagswahlkreis ins Leben trat, gehörte er zu dessen Mitbegründern. Es spricht für das Vertrauen, daS sich der Verstorbene durch stille aber intensive Tätigkeit bei den Parteigenossen seines Kreises erworben hatte, daß man ihn damals an die Spitze des neugegründetcn WahlvereinS stellte. Den Posten des ersten Vorsitzenden hat er dann auch durch eine Reihe von Jahren innegehabt. Den jüngeren Genossen ist August Schweizer weniger bekannt geworden. Mit dem zunehmenden Alter kamen auch Krank- Heiken, die den Wackeren gegen seinen Willen von ber Partei- arbeit mehr und mehr zurückhielten. Am Sonntag nach- mittag um 3 Uhr wichd man ihn nun auf dem Friedhof der Freireligiösen-Gemeiüde in der Pappel-Allce zu Grabe tragen. Die mit ihm gemeinsam unter heute unbekannten Gefahren für die Partei wirkten, werden den treuen Käme- radcn nicht vergessen-I_ Badezeit in den Voltsbadeanstaltea. Nach einem Beschluß der Deputation fiir daS städtische Turn» und Badewesen werden die VollSbadeanstalten mit Schwimmhallen vom 1. April 1916 ab versuchsweise wieder um 7 Uhr morgenö geöffnet werden._ Eine Prostituierte erschossen. Bei einer Frau in der Bopenstr. 6, deren Mann im Felde stelit, wohnten seit einiger Zeit zwei Mädchen, die Nachts auf die Straße gingen, darunter die 21 Jahre alte Auguste Popowski. Als der Ehemann der Frau vor drei Wochen auf Urlaub kam, brachte diese ihre Abmieterinnen rasch irgendwo anders unter. Sobald der Mann aber wieder abgefahren war, holte sie beide zurück. Die Hauswirtin wollte der Frau kündigen, weil ihr das Treiben in der Keller- Wohnung nicht gefiel. Sie sah aber davon ab. um nicht ins Gerede zu kommen, weil e« sich um eine Kriegerfrau handelte. In der gestrigen Nacht hörte die Eigentümerin, die im Erdgeschoß wohnt vor dem Hause einen großen Lärm. Zwischen der Popowski und einem Manne war eL augenscheinlich zum Streit gekommen. Nach einiger Zeit lief daS Mädchen nach seiner Kellerwohnung, über der die Wirtin wohnt, und warf die Tür hinter sich zu. Der Mann, wie sich später ergab, der 35 Jahre alte Wächter Wilhelm Kaufmann aus der Richard-Waguer-Str. 19, lärmte vor der Tür noch weiter, bis die Wirtin das Fenster aufmachte und ihm Ruhe gebot. Daun ging er weg. Wie er später wieder in das HauZ hineingekommen ist, und waS er mit dem Mädchen hatte, ist noch nicht festgestellt. Genug, das Ende war, daß Kaufmann das Mädchen mit einem Revolver erschoß und dann die Waffe auf sich richtete. Auch er war sofort tot. Beide Leichen wurden von der Rcvieipolizei beschlaz- nahmt und nach dem Schauhause gebracht. Straßenröuber. Am 25. Februar schob ein junger Hausdiener eines hiesigen Geschäft» einen Handwagen vor sich her, der mit Marmelade beladen war. Er trug eine Ledertasche über die Schuller. Unterwegs kamen junge Männer an ihn heran und der eine von diesen erbot sich, dem Hausdiener zu helfen. Er wollte den Wagen ziehen, während jener schob. Der Hausdiener, ein noch junger Mann, ging arglos darauf ein, freute sich über die Hilfe und ahnte nichts BöseS. Als man jedoch einem Laubengelände am Wedding gegen- über war, zog der zweite junge Mann plötzlich ein Messer aus der Tasche, schnitt dem Hausdiener die Lederlasche, die 99 Mark enthielt, vom Riemen weg und bedrohte den Beraubten, als der die Tasche noch festhalten wollte, so lange mit dem Messer, bis er losließ. Dann ergriffen beide Räuber mit der Beute die Flucht und ent- kamen. Lange Beobachtungen brachten jetzt endlich die Kriminal« Polizei auf die Spur der Täter und gestern gelang eS, sie beide zu ermitteln und hinter Schloß und Riegel zu bringe«. Es sind zwei stellungslose Arbeiisburschen. Die beiden sind geständig und sehen einer schweren Strafe entgegen. Tot aufgefunden wurde der 53 Jahre alte Musiker Franz Borchard im Hausflur deS Hauses Kastanienallee 52. Ein Schutzmann brachte ihu noch mit einer Droschke nach der nächsten RetMrgswache. Dort