Nr.80.- 38. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 21. März 1916.
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Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.
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Starte russische Angriffe bei Dinaburg und am Dujeftr.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 20. März 1916.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
Durch gute Beobachtungsverhältnisse begünstigt, war die beiderseitige Artillerie- und Fliegertätigkeit sehr lebhaft. Im Maasgebiet und in der Woevre- Ebene hielten sich auch gestern die Artilleriekämpfe auf besonderer Heftigfeit. Um unser weiteres Vorarbeiten gegen die feindlichen Verteidigungsanlagen in Gegend der Feste Douaumont und des Dorfes Baug zu verhindern, setten die Franzosen mit Teilen einer neu herangeführten Division gegen das Dorf Vaux einen vergeblichen Gegenangriff an; unter schweren Verlusten wurden fie abgewiesen.
Im Luftkampf schoß Leutnant Freiherr von Alt haus über der feindlichen Linie westlich von Lihons sein viertes, Leutnant Bölke über dem Forges- Wald( am linken Maasufer) sein zwölftes feindliches Flugzeug ab. Außerdem verlor der Gegner drei weitere Flugzeuge, eines davon im Luftkampf bei Cuisy( westlich des Forges- Waldes), die beiden anderen durch das Feuer unserer Abwehrgeschüte. Eines der letteren stürzte brennend bei Reims , das andere, mehrfach sich überschlagend, in Gegend von Ban de Sapt dicht hinter der. feindlichen Linie ab.
Deftlicher Kriegsschauplatz.
Ohne Rücksicht auf die großen Verluste griffen die Russen auch gestern wiederholt mit starken Kräften beiderseits von Postawy und zwischen Narocz- und Wiszniew- See an. Die Angriffe blieben völlig ergebnislos.
In Gegend von Widsy stießen deutsche Truppen vor und warfen feindliche Abteilungen zurück, die sich nach den am gestrigen Morgen unternommenen Angriffen noch nahe vor unserer Front zu halten versuchten. Ein Offizier, zweihundertachtzig Mann von sieben verschiedenen Regimentern wurden dabei gefangen genommen. Balkan - Kriegsschauplah.
Nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Fliegerangriff auf die englische Küste.
Amtlich. Berlin , 20. März 1916.( W. Z. B.) Ein Geschwader unserer Marineflugzeuge belegte am 19. März nachmittags militärische Anlagen in Dover , Deal und Ramsgate trok starter Beschießung durch Landbatterien
Chwostows Rücktritt.
und feindliche Flieger ausgiebig mit Bomben. Es wurden zahl reiche Treffer mit sehr guter Wirkung beobachtet. Alle Flugzeuge find wohlbehalten zurückgekehrt.
Der Chef des Admiralstabes ber Marine
Der österreichische Generalftabsbericht.
ien, 20. März.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Ruffischer Kriegsschauplah.
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Gestern abend wurde nach sechsmonatiger tapferer Berteidi gung die zum Trümmerhaufen zerschossene Brückenschanze nordwestlich von Usciccato geräumt. Obgleich es den Ruffen schon in den Morgenstunden gelungen war, eine dreis hundert Meter breite Bresche zu sprengen, harrte von achtfacher Uebermacht angegriffen die Befagung, aller Berlufte ungeachtet, noch durch sieben Stunden in heftigstem Geschütz- und Infanteriefeuer aus. Erst um 5 Uhr nachmittags entschloß sich der Kommandant Oberst Planekh die ganz zerstörten Berschanzungen zu räumen. Kleinere Abteilungen und Berwundete gewannen auf Booten das Südufer des Dajestr. Bald aber mußte unter dem konzentrischen Feuer des Gegners die Ueberschiffung aufgegeben werden und es blieb der aus Kaiserdragonern und Sappeuren zusammengesetten tapferen Schar, wenn sie sich nicht gefangen geben wollte, nur ein Weg, fie mußte fich auf dem Rordufer des Dujestr durch den vom Feinde ftark besesten Ort Uſcieszko zu unseren auf den Höhen nördlich von Balaczczyki eingenisteten Truppen durchschlagen. Der Marsch mitten durch die feindlichen Stellungen gelang. Unter dem Schuße der Nacht führte der Oberst Planch seine heldenhafte Truppe zu unseren Vorposten nordwestlich von Zaleczczyki, wo fie heute früh eintraf. Die Kämpfe um die Brückenschanze von Uszieczko werden in der Geschichte unserer Wehrmacht für alle Zeiten ein Ruhmesblatt bleiben.
Italienischer Kriegsschauplak.
Am Görzer Brüdentopfe wurden gestern vormittag die feind lichen Stellungen vor dem Südteile der Podgorahöhe in Brand gesezt. Nachmittags nahm unsere Artillerie die gegnerische Front vor dem Brückenkopf unter kräftiges Feuer. Nachts wurde der Feind aus einem Graben vor Bevma vertrieben. Die Kämpfe am Tolmeiner Brückenkopfe dauern fort. Die gewonnenen Stellungen blieben fest in unserer Hand. Die Zahl der gefangengenommenen Italiener stieg auf 925, jene der erbenteten Maschinengewehre auf sieben. Mehrere feindliche Angriffe auf den Mrzli Brh und Krn brachen zusammen. Auch am Rombon eroberten unsere Truppen eine Stellung. Hierbei fielen 145 Jtaliener und zwei Maschinengewehre in ihre Hand. Die lebhafte Tätigkeit an der Kärntner Front hielt an. Im tiroler Grenzgebiet hielt der Feind den Col di Lana- Abschnitt und einige Punkte an der Südfront unter Geschüsfeuer. Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalftabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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und soziale Fragen spielend Löfte. Er reifte im Lande herum und bersuchte die komplizierten Knäuel des wirtschaftlichen Wirrwarrs nach dem Muster Alexanders von Mazedonien mit einem Schlage Der gestern veröffentlichte Grlaß des Baren vom 19. b. M. zu zerhauen. Er konspirierte endlich und das war für ihn wohl gab kund, daß der Minister des Innern Chwo stow auf seinen die Hauptsache mit den Häuptern der Monarchistenvereinigun eigenen Wunsch" des Amtes enthoben worden ist. Inwieweit die gen, deren Vertrauensmann er war, um eine Basis für die BerUmtsenthebung Chwostows auf seinen eigenen Wunsch zurüd gewaltigung der Duma im Lande zu schaffen. Nebenbei inspirierte zuführen ist, mag dahingestellt bleiben. Zu bemerken ist jeden- er die provokatorische Politik gegen die Juben, organisierte insfalls, daß mit feinen Rüdtritt ein interessanter Abschnitt in der geheim Pogrome( in Astrachan und Batu), förderte mit allen inneren Politik Rußlands abgeschloffen zu sein scheint. Nicht mitteln die Deutschenhehe, betrieb eine wüste Demagogie auf wirtetiva in dem Sinne, als ob jest ein Umschwung in dieser Politik schaftspolitischem Gebiet und fofettierte endlich mit jenem Teil der gu erwarten fei die Grnennung des Ministerpräsidenten Arbeiter, die, verleitet von der aktivistischen Propaganda der Stürmer zum Nachfolger Chrostows ist eine genügende Ge- Blechanow- Leute, ihren Gegensatz zur Regierung zu vergessen währ für die vorläufige unbeugsame Einhaltung des bisherigen schienen. Doch sehr bald verblaßten die Farben dieser vielseitigen reaktionären Kurses, sondern insofern, als die farbenprächtige Tätigkeit des vielseitigen Ministers. Er mastierte sich zwar à la Ministerschaft Chewostows eine lehrreiche Etappe in der politischen Stolypin , aber ihm fehlte selbst die brutale Kraft dieses reaktioEntwidlung Rußlands während der Kriegszeit bildet. nären Draufgängers. Er versuchte zwar, fich der Forderungen
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Man könnte geneigt sein, schon in der Ernennung des früheren der liberalen Bourgeoisie mit einigen verächtlichen Handbeweguntollmütigen Gouverneurs von Nishnij- Nowgorod und nachherigen gen zu erwehren, aber in der Budgetkommission der Duma knickte .Führers" der echten Russen in der Duma zum Minister des er vor den Anklagen der Abgeordneten wie ein Schulbube zuInnern einen boshaften Scherz der Herren Rußlands zu erbliden. sammen, der sein Benfum nicht zu bewältigen vermochte. Er Seiner Ernennung ging die plökliche Bertagung der Duma im fofettierte gwar mit den Arbeitern, aber als sie fortgesetzt ihre Herbst vorigen Jahres voraus, die der Bureaukratie unbequem politischen und wirtschaftlichen Forderungen borbrachten, wußte er geworden war, weil sie ein Ministerium des Volksvertrauens" nichts Besseres, als ihnen unmutig zu bemerken: Macht Schrapferderie. Und gleichsam als Antwort auf diese Forderung präfen- nells, verfertigt Geschosse, laßt aber die Regierung mit Euren Be tierte die Regierung dem Lande einen neuen Minister, der zivar lehrungen in Ruhe!" So wuchsen auch diesem Reformer", dessen Abgeordneter der Duma war, aber in feiner ganzen Tätigkeit, Univiffenheit mur durch seine Großschnäuzigkeit überboten wurde, wie nach der Haltung feiner Partei bie Duma, wie jeglichen Bar- die Dinge über den Kopf hinaus. Und als schließlich die Duma lamentarismus befämpfte. Der neue Minister Chrostow ver- wieder einberufen werden mußte und die Anlagen namentlich fuchte nun auf die verschiedenste Art der politischen Schwierig gegen das Reffort Chwostows fein Ende nahmen, als zuleht noch teiten Herr zu werden. Er hielt vor den Zeitungskorrespondenten der neue Pogrom in Batu mit seinen stürmischen Nachwirkungen Stundenlange Neden, in denen er sämtliche politische, wirtschaftliche in der Duma hinzufam, da schlug auch die Abschiedsstunde
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Chwostows. Sein schied dürfte wohl taum irgendwo- mtt Ausnahme feiner engeren Gesinnungsfreunde Bedauern auße gelöst haben. Ueber die Vorgänge, bie zur Verabschiedung Chiostoms geführ haben, unterrichtet ein telegraphischer Bericht des Berliner Tageblatts" aus Stockholm :
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Die Budgetbebatte in ber Montagssigung der Duma begann mit scharfen gegen den Minister des Innern Chwo stom gerichteten Angriffen, die fachlich nichts Neues zu dem brachten, toas die liberalen Blätter seit Monaten wiederholten. Der Ton der Angriffe war jedoch weit schärfer als sonst. Besonderen Ein. bruck machten die Worte des Kadetten Ads chemoto, mit denen er auf den letzten Rzewsfiskandal anspielte: Chrostows Politif ist keine innere Politit, sondern die eines Boulevardromans, mit nahezu legendären Geschichten von Attentaten auf das Leben bedeutender Persönlichkeiten." Die Dumamchtheit schrie nad dieser Bemerkung:" Chiostom foll zurücktreten!" Abschemow wies darauf hin, daß Chwostow alles auf seine Kol Tegen oder auf die Organisationen abwälze. Chvostow habe erklärt, daß er feinen Tag auf seinem Posten verbleiben würde, wenn solche Kreise eristierten, die Rußland zum voreiligen Frieden treiben wollten. In der Tat hindere er aber indirekt Die Kriegsoperationen durch Hervorrufung eines Stillstandes der Arbeiten in den Kriegsfabriken. Wir wissen," sagte Adfchemow, ,, daß gerade, während wir hier sprechen, sich in unserer bedeutenditen 28 affenfabrit putilow ernste Ereignisse abspielen. Die ganze Fabrit streikt. Diese Streits hat das Polizeidepartement provoziert. In den PutilowWerfen gründete die Regierung einen Lebensmittelverein für die Arbeiter, deren Leiter Propaganda für eine Gegenrevolution betreiben, indem sie sich hierzu gefälschter Dokumente. über die schädliche Tätigkeit des Semstivoverbandes und der Kriegsindustriebereine bedienen. Chvostoto hielt sein Versprechen nicht, als er sich als Freund der Arbeiter ausgab. Wie behandelt er jedoch die Arbeiter?"( 3wischenruf: Er läßt sie täglich ver Haften!) Adjchemoto fährt fort: lleber Chmostows Berhältnis zur Petersburger Telegraphenagentur, die die Dumareden unterdrüdte, sprachen bereits andere Redner. Aber nie. mand hob hervor, daß er die Rede Stobolews( des Etatsrebners der sozialdemokratischen Fraktion) fälschen ließ. Eine derartige Politit ift kurzsichtig, da sich doch das Volk auf lange Zeit unmöglich betrügen läßt. Wenn unsere Hoffnungen auf den endgültigen Sieg zielen, so müffen wir zunächst diese Regierung boll Rügen und Reflamesucht befiegen."
Hier unterbricht der Borsißende den Redner. Eine ähnliche scharfe Kritit übte der Oftobrist Schiblowsti. Die Nation gehe mit ihrem geschichtlichen Wege vorwärts, die Regierung halte sie jedoch zurüd durch einen Mangel an Organisation, der alles Zusammenarbeiten zunichte mache. Die Untätigkeit der Regierung wäre schon in Friedenszeiten ein Verbrechen, in Kriegszeiten finde ich kein passendes Wort dafür." Auf den Regierungsbänken sei man der Meinung, die Stärke der Regierung hänge von der Energie ab, mit der sie gegen das Bolt arbeite. Sie betrachte ein Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der Gesellschaft als Zeichen der Schwäche. AIIe Glemente der Duma, von der äußersten Rinken bis zur äußersten Rechten, seien mit der Regierung unzufrieden. In bezug auf die beiden Hauptauf gaben, die Chwoftom zu erledigen hatte, nämlich die Bekämpfung der Teuerung und die Bekämpfung des deutschen Ein fluffes im Innern Rußlands sagt Schidlowsti, die Lebensmittel feien nur noch teurer geworden, da Chivostows Maßnahmen nur Schaden gebracht hätten. Bei der Bekämpfung des Deutschtums nrüffe man fich immer nur gefeblicher Mittel bedienen. ( Beifall.) Der Nationalist Samenko hebt hervor, daß Ruß land gut finanziert getvesen sei, jedoch niemals eine gute Politik verfolgt habe. Wir wissen nicht, was uns noch bevorsteht. Freilich, die Matlalows und Schtscheglowitows( zwei berab schiedete Minister, die an der Spike der Monarchistenvereinigun gen stehen) richteten wiederholt an den Baren Schreiben wegen eines Separatfriedens. In meinem Privatbesize be findet sich eine Abschrift eines diefer Schreiben, worin sie erflären: Bieber eine Niederlage durch deutsche . Waffen, als dem Volke nachgeben."( Stufe links: Verräter, Verräter!) Sawento fährt fort: Die Regierung nüße die jeßige Lage aus, um sich festzusehen. Da der geheime Neunmillionenfonds für Bestechungen nicht aus reichte, sei dieser um weitere fünf Millionen vergrößert worden, man fönne mit dieser Summe viele bestechen. Er sci aber überzeugt, daß das russische Gemeindewesen in seiner Gesamtheit fich nicht bestechen laffe. Die Regierung sei parteitsch und habe den Zusammentritt des Gemstwokongreffes in Moskau perboten, jedoch den Monarchistentongreß erlaubt. Die Regierung habe jedoch die Millionen Ruffen in geistiger Stellung vergessen, die für Rußlands Bukunft mit dem Sieg der Freiheit und des Gefezes unzertrennbar vereinigt ist. Ein Waffenstilltand mit der Regierung fei nur denkbar auj