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die Vorgänge im Reichstage. Aus dem Reichstage wird uns über den Verlauf der 'gestrigen Zitzung geschrieben: Zu Stunuszcnen, wie sie im Reichstag Wahl noch nie erlebt worden sind, ebenso leidenschaftlich als beschämend und beklagenswert, kam es am Freitag bei der ersten Beratung deS Notetatsgesetzes. Alle Tiefen des unheilvollen Partei- konflikts schienen«nfgewühlt, alle Gegensätze fanden in einem unerhörten Tumult ihre schrankenlose Entfesselung. Während die Mehrheit der Fraktion den Notetat mit einer kurzen Erklärung bewilligen wollte, war Genosse H a a s e im Einverständnis mit seinen Minderheits freunden entschlossen, ihre ablehnende Haltung durch eine Rede?u begründen. Tie Mehrheit nahm sofort gegen Haases Absicht Stellung in Austritten und Wutausbrüchen, die jeder Beschreibung spotten. Schon vor Beginn der Sitzung bildeten sich erregte Gruppen, Haases Platz war förmlich umlagert von gestikulierenden, drohenden, durcheinandcrichreicnden Vertretern der Mehrheit, und wiederholt mutzte der Präsident für den ersten Punkt der Tagesordnung um Ruhe ersuchen. Als Haase fest blieb und schließlich das Wort nahm, kain die Erregung zunächst in Zurufen, bald aber in einem ohrenbetäubenden Chorus des Protestes und der Demonstration zum Ausdruck. Das Haus, längst auf die Gewitterspannung aufmerksam geworden, er- griff sofort Partei im Bruderkriege zugunsten der Mehrheit, deren Haltung durch lungcnkräftige Ermunterung, Heiterkeit, Geschrei und Händeklatschen lebhaft stützend. Besonders Keil und Heine wurden für ihre Leistungen ostentativ von der rechten Seite applaudiert. Minutenlang war im Saale, weil alles durcheinandertobte, überhaupt kein Wort zu verstehen; minutenlang bemühte sich Herr Kaempf mit drohender Glocke vergeblich um Ordnung und Ruhe. Haase, der wiederholt versuchte, seine Rede fortzusetzen, wurde unausgesetzt zur Sache gerufen, von der Mehrheit unterbrochen, von der Rechten am Weiterreden verhindert und schließlich durch einen Gc- waltakt mundtot gemacht. Vorübergehend trat Windstille ein, bis Schatzsckrctär Helfserich durch einen Tadel, den er der Opposition ausstellen zu müssen glaubte, erneut Oel ins Feuer goß, so daß dies noch einmal lichterloh aufschlug und den letzten kümmerlichen Rest der Würde dieses Hauses hin- wegfegte. In erster, und nach zwei Stunden auch in zweiter und dritter Lesung wurde das Notetatsgesetz gegen eine starke sozialdemokratische Minderheit angenommen. ** * Zu ben vorstehend berührten Vorgängen wird uns noch geschrieben: Ein Spiegelbild des Verhaltens der Fraktionsmehrheit in der Frak- tion lieferte die heutige Plenarsitzung des Reichstags, in der eine grosse Zahl während der Rede des Genossen Haase lärmte und schimpfte Knd nach dem Beifall der bürgerlichen Parteien haschte, obwohl ihr der Inhalt der Haaseschen Rede nicht den geringsten Anlaß dazu bot. Wir möchten wenigstens den Sozialdemokraten sehen, der an dem Inhalt dieser Rede Anstoß nehmen konnte. Ten Gipfelpunkt der Intoleranz, wie sie übrigens innerhalb der Fraktion ähnlich seit VA Fabren von der Mehrheit geübt wird, erreichten einige Genoffen bei dem Antrag des Präsidenten, dem Genossen Haase das Wort zu entziehen. Während es bisher als selbstver- ständlicher Grundsatz für sozialdemokratische Abgeordnet« galt, nie- mals für ein« Wortentziehung zu stimmen, auch wenn sie irgend- einem bürgerlichen Gegner galt, erhoben sich heute für den Antrag des Präsidenten auf Wortentziehung mehrere Sozialdemokraten, z. B. die Genossen Eohen(Rcuß), Südekum, Gradnauer und Bauer. Zur Beurteilung der Verhältnisse in der Fraktion sei darauf hin- gewiesen, daß die gegenwärtige Mehrheit in Widerspruch zu der ständig früher geübten Praxis für wichtige Debatten übere politische Fragen die Minderheit trotz deS von dieser gestellten Verlangens, einen Redner aus ihrer Mitte zu nehmen, wiederum ausgeschaltet hatte. Es bestand also die wohlvorbereitete Absicht der Fraktionsmehr- heit, die Minderheit auch im Plenum mundtot zu machen, damit die neue Politik, die Politik des 4. August, in allen ihren Konsequenzen ausschließlich zur Geltung komme. Die Hilflosigkeit der Mehrheit, Grundsätze zu vertreten, zeigte sich auch darin, daß Genosse Scheide- mann eS nicht verschmähte, um den Schein zu erwecken, als ob Genosse Haase am 4. August eine andere Haltung eingenom­men habe als heutei trotz genauer Kenntnis des Sachverhalts unter .Heiterkeit und stürmischem Beifall der bürgerlichen Parteien, anzu- führen, daß Genosse Haase die Erklärung vom 4. August ja selbst verlesen habe. Tatsache ist, daß Haase vom 4. August 1914 bis heute in der Fraktion konsequent dieselbe Ansicht zum Ausdruck gebracht hat und daß er ferner die Fraktionserklärung nur auf dringendes Ver- langen der Fraktionsmehrheit, und namentlich Scheidemanns, verlesen hat, wiewohl er mit ihrem Inhalt nicht einverstanden war und deshalb ausdrücklich darauf verwies, daß ör im Auftrag der Frak- tion die Verlesung vornebme. In der gegen den Genoffen Haas« gerichteten Erklärung der Fraktionsmehrheit ist zu Unrecht behauptet, es sei in der Fraktion der Beschluß gefaßt, von einer politischen Debatte Abstand zu nehmen. Es ist lediglich beschlossen, keinen Widerspruch gegen die Vornahme der dritten Lesung des Etatsgesetzes noch am heu- tigen Tage zu erheben. Hierbei machte noch der Genosse Ledebour den Vorbehalt:wenn sich nichts Besonderes ereigne". In der Fraktionssitzung wurde vom Genoffen Haase mit großem Nachdruck darauf hingewiesen, daß die Zustimmung zum Etatsnotgesetz einen Bruch mit den Parteitagsbeschlüssen darstellen würde, den die Parteigenossen nicht verstehen würden und den er nicht mitmachen könne. Wie aus der vom Genossen Stolle in der heutigen Fraktions- sitzung abgegebenen Erklärung hervorgeht, mußte auch ohne weitere Bemerkungen angenommen werden, daß die 18 Fraktionskollegen, die am 2l. Tezeiirber die Ablehnung des Kriegskredits begründet hatten, nach den dann in der Fraktion gepflogenen Erörterungen konsequent wiederum ihre ablehnende Stellung zum Etat auch im Plenum begründen würden, um die Treue den Beschlüssen des Parteitages, t�r obersten Instanz der Partei, zu wahren. Wenn die Brecher der Disziplin gegenüber den Beschlüssen der Parteitage von Disziplinbruch und Treubruch" der anderen zu reden wagen, so erinnert das an den Dteb, derHaltet den Dieb!" ruft. öer letzten Reichstags-Zraktionesttzung. Zur Information der Parteigenossen teilt der Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion durch das Pressebureau den Worilaut der Ausführungen mit, die Genosse E b e r t in der Frak- tionssitzung am Freitag, den 24. März, nachmittags, über die Vor­gänge in der Reichstagssitzung gemacht hat: In unseren letzten Sitzungen haben wir unS wiederholt sehr eingehend über die allgemeine politische Debatte unterhalten, die im Plenum stattfinden sollte. Wir waren uns über die sachliche und formale Behandlung einig. Danach sollte die politische De - batte getrennt werden von der Aussprache über die Steuervorlagen. Heute morgen waren wir uns dahin schlüssig, im Seniorenkonvent zu fordern, daß nach Erledigung der E'-Bootfrage und des Etats des Auswärtigen Amtes in der Haushaltskominission eine poli- tische Debatte im Plenum stattfinden solle. Wir haben diesen Vor- schlag im Seniorenkonvent unterbreitet, der ihm noch vor Beginn der Reichstagssitzung zugestimmt hat. Weder Geyer noch Ledebour,

die beiden Mitglieder des Seniorenkonvents, haben auch nur ein Wort dagegen gesagt. Sie waren also mit dieser Regelung ein- verstanden. Heute morgen haben wir weiter in der Fraktion über unsere Stellung zum Notetat verhandelt. Die darüber bestehenden Meinungsverschiedenheiten sind durch Abstimmung erledigt worden. Wegen der formalen Erledigung des Etats wurde einstimmig beschlossen, seiner Verabschiedung am heutigen Sitzungstage keine Hindernisse zu bereiten. Sollte etwas Unvorhergesehenes sich er- eignen, dann solle der Vorstand unter sich, eventuell mit der Frak- tion, beraten, was geschehen solle. Die Fraktion hat das ohne Widerspruch gutgeheißen. Niemand, weder Haase noch andere Gr- nossen, haben auch nur mit einem Wort angedeutet, daß im Ple- num zum Notetat geredet werden solle. Erst im Sitzungssaale hat Haase, und zwar im letzten Augenblick, unmittelbar vor Eröffnung der Verhandlungen, als er mit einer Wohldorbereiteten Rede bereit stand, dem Vorstand mitgeteilt, daß er reden werde." Der Vorsitzende stellte fest, daß dieser Tarstellung nicht wider- sprachen wird. Es fand dann eine Aussprache über die vom Vorstand der Irak - tion vorgelegte Erklärung statt. In namentlicher Abstimmung wurde diese Erklärung mit 53 gegen 38 Stimmen angenommen. Der Stimme enthielten sich 4, es fehlten 12 Genossen. Die Erklärung hat folgenden Wortlaut: Die Fraktion bedauert lebhaft die Vorgänge, die sich innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft in der heutigen Reichstagssitzung zu- getragen haben. In ihrer Fraktionssitzung am Vormittag wurde der einstim- mige Beschluß gefaßt, eine allgemeine politische Debatte im Plenum, nach der Behandlung des Etats des Auswärtigen Amts in der Budgelkommission, zu führen ein Beschluß, dem noch vor Beginn der Plenarsitzung der Seniorenkonvent widerspruchslos zugestimmt hat. Hinsichtlich der Behandlung des NotetatS hatte die Fraktion in der gleichen Sitzung beschlossen, im Hinblick auf jene in Aussicht stehenden politischen Erörterungen nach altem Herkommen heute von einer politischen Debatte Abstand zu nehmen. In dieser Fraktionssitzung ist Haase mehrmals ausführlich zu Wort gekommen, um seine Auffassung zum Notgesetz zu begründen. Nachdem die Fraktion in ihrer Mehrheit gegen diese Auffassung ent- schieden hatte, hat Haase auch nicht die leiseste Andeuwng gemacht, daß er gegen diese Fraktionsbeschlüsse im Plenum vorgehen werde. Dadurch wird sein Disziplinbruch zugleich zum Treubruch. Nach- dem die Fraktion bereits am 12. Januar die damalige Sonderaktion aufs schärfste gerügt hatte, sieht sie sich nunmehr gezwungen, zu erklären, daß Haase und diejenigen Fraktionsmitglieder, welche die gemeinsam gefaßten Beschlüsse gröblich mißachten und öffentlich durchkreuzen, dadurch die aus der Fraktionszugehörigkeit entsprin­genden Rechte verwirkt haben." *» * Zu der Fraktionssitzung gehen uns noch mehrere RUtteilirngen mit der Bitte um Ausnahme zu. Erklärung des Genossen Stolle. In der Fraktionssitzung gab am Freitag der Genosse Stolle nach den Ausführungen des Genossen Ebert in seinem Namen und namens der Genossen B o ck, B ü ch n e r, Dr. Oskar Cohn , Dittmann, Geher, Senke, Dr. Herzfeld, Horn, Kunert, Ledebour, Schwarz- Lübeck, Stadthagen , Vogtherr, Wurm, Zubeil folgende Erklärung ab: Namens meiner engeren Freunde erkläre ich folgendes: Der Kollege Haase hat mit unser aller Zustimmung seine heutige Rede gehalten, hat auch mit unserer Zustimmung in der Fraktionssitzung die ausdrückliche Ankündigung, reden zu wollen, unterlassen. Daß Haase unsere von der Meinung der Fraktionsmehrheit abweichende Auffassung im Plenum des Reichstags zum Ausdruck gebracht hat, war die notwendige und für alle Fraktionskollegen selbstverständliche Folgerung aus unserm Vorgehen vom 1. Dezember 1913. Genosse Bernstein ersucht uns um Mitteilung, daß er sich angesichts des Fraktionsbeschlusses mit den Borgenannten soli- darisch erklärt. « Endlich erhalten wir noch folgende Erklärung: Die Unterzeichneten erklären zu den letzten Vorgängen in der Fraktion und im Reichstage: 1. Daß sie in der Fraktion gegen die Zustimmung zum Not- etat gestimmt haben. 2. Daß sie im Plenum des Reichstages bei der Abstimmung Wer das Notgesetz, entsprechend dem bisherigen Brauch in der Fraktion, ibve Gegnerschaft gegen die Vorlage durch Ver- lassen des Saales zum Ausdruck gebracht haben. 3. Daß sie in der Fraktion gegen die Maßregelung der 13 Ge- nossen, die in ihrer Wirkung einem Ausschluss« gleichkommt, gestimmt haben, insbesondere deshalb, weil sie der Fraktion das Recht nicht zugestehen, ein Parteimitglieid von der Fraktionsgemeinschaft auszuschließen. Ein solches Recht steht einzig dem Parteitage zu. Albrecht, Antrick, Emmel, Edmund Fischer , Hoch, Hofrichter, Hüttmann, Jäckel, Leutert, Raute, P. ReißhauS, Ryssel, Schmidt(Meißen ), I. Simon.

Der französische Tagesbericht. Paris , 24. März.(W. T. B.) A m t li ch e r B e r i ch t von Donnerstag nachmittag: Westlich der Maas hat das Ar- tilleriefeuer im Laufe der Nacht nachgelassen. Der Feind hat seine Versuche gegen den kleinen Hügel von Haucourt, dessen Kernwerl (Reduit) wir halten, nicht erneuert. Oestlich der Maas geht die Be- schießung an mehreren Punkten unserer Front mit Heftigkeit weiter. In der Woevre ist, abgesehen von zeitweise unterbrochenem Artillerie- feuer, kein wichtige? Ereignis zu melden. Westlich von Pont-a» Mousson gestattete uns ein Handstreich gegen einen feindlichen Schützengraben in der Gegend von Feh en Haye einige Gefangene zu machen. Die Nacht verlief auf dem übrigen Teil der Front ruhig. Paris , 24. März.(W. T. B.) Amtlicher Bericht von Donnerstag abend. Nördlich der Aisne Zerstörungsfeurr auf die deutschen Werke auf der Hochfläch« von Vauclerc. In den Argonnen unterhielten wir zahlreiche Konzentrierunqsfeuer auf die feindlichen Anlagen, Straßen und Eisenbahnen der Ostargonnen und auf den Wald von Malancourt. Westlich der Maas kräftiges Ge- schiitzfeuer in der Gegend von Malancourt und an unserer Front Belhiiieourt Toter Mann CumiereS. Oestlich der Maas und in der Woevre hat der Artilleriekampf eine gewisse Heftigkeit ange« nomine». Jnfanterieunternehmungen fanden im Lause des Tage? nicht statt. In den Vogesen beschossen wir feindliche Lager in der Umgebung von Mllhlbach. Belgischer Bericht: Auf dem größten Teil der belgischen Front war die beiderseitige Artillertetäiigleit normal. Nördlich von Sternstroate indessen Nahm der Ariillerickamps im Laufe deS 23. ungewöhnliche Heftigkeit an. Wir bekämpften die feindlichen Batterien überall wirksam.

Die englische Meldung. London , 24. März.(W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Donnerstag. Bei erfolgreichen Streifzügen gegen die feind­lichen Schützengräben in der Gegend von Gommecourt, Bethune und der Siraße von La Bassöe wurde ein Gefangener eingebracht. Drei Unterstände der Teuischen wurden durch Bomben in die Lust ge- sprengt. Der Feind ließ östlich von Arras eine kleine Mine sowie zwei Minen nordöstlich von Neuvechapelle springen, durch die unsere Schützengräben leicht beschädigt wurden. Ein Handqranatenangrifs nördlich von Anas wurde abgeschlagen. Artillerisläligkeit bei Fri- court, Gommecourt, Souchez, der Hobenzollernsckanze und bei Dpern. An einer Stelle wurde eine starke Explosion in den scindtichen Linien hervorgerufen._ Der rujsische Kriegsbericht. Petersburg, 24. März.(W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 23. März 1916. Westfront: In der Gegend von Riga ent- wickelt sich der Kampf weiter. Im Abschnitt von Jakobstadt durch- brachen unsere Truppen feindliche Verteidigungseinrichtungen und nutzten ihren gestrigen Erfolg auS. Unsere Artillerie nördlich Düna - bürg zerstreute mit Erfolg die Deutschen , die sich bei Schischkowo <12 Kilometer westlich Dünaburg ) versammelten. In der Gegend südlich von Dkmaburg bis zum Dryswjath-See heftiger Artillerie- und Gewehrkampf. Im Abschnitt Minzjuny-Sokly-See südlich vom Trys- wjaly-See machte der Feind einen Gegenangriff und besetzte wieder einen Teil der Gräben, die wir ihm am Tage vorher ab- genommen hatten. In der Mitte dieses Abschnittes heftiger Artillerie- und Gewedrkampf. Auf der Front Wileity Mosheili (12 und 7 Kilometer nordwestlich Postawy ) und in der Gegend deS Miadziol- und Narocz-Sees dauert der Kampf an. Südwestlich des Narocz-SecS stießen unsere Truppen feindliche Gegenangriffe zurück und gingen weiter unter heftigem Feuer vor. Am Slldufer des Naroez-Sees verschossen die Deutschen Granaten mit erstickenden Gasen. Weiter südlich bis in die Gegend der Polesis stellenweise lebhaftes Artilleriefeuer. G a liz i e n: An der oberen Strvpa warfen wir südöstlich Kozlow einen Angriff des Feindes zurück und fügten ihm große Verluste zu. Weiter südlich gingen wir ein wenig vor und be- festigten das gewonnene Gelände. Am Dnjestr besetzten unsere Truppen nach Kampf die Dörfer Latac und Chmielowa(10 und 12 Kilometer nordwestlich Uszicczko). Schwarzes Meer: Keine Veränderung. Kaukasusfront: Nnsere Truppen verfolgen Weiler den erschöpften Feind. _ Meldung der italienischen Heeresleitung. Rom , 23. März.(W. T. B.) Amtlicher Bericht. Im Suganatale(Brenta ) griffen feindliche Abteilungen, unterstützt von Artillerie, in der Nacht zum 22. März mehrmals unsere Stellungen an. Sie wurden unter schweren Verlusten zurückgeschlagen und ließen in unseren Händen einige Gefangene, Waffen und Munition zurück. Bei Ravnilaz(Becken von Flitsch) und auf dem Mrzli Vrh (Krn) wurden feindliche Vorstoßversuche in der gleichen Nacht ver- eitelt. Auf dem Mrzli Vrh drangen unsere Abteilungen, nachdem sie den Gegner zurückgeschlagen hatten, in die feindlichen Verschanzungen ein und warfen zahlreiche Bomben. Es kam zu verschiedenen Artilleriekämpfen an der gesamten Front, die auf den Höhen westlich Görz heftiger waren. Unsere Flieger stellten bei Erkundungen die Anwesenheit von zahlreichem rollenden Material auf der Eisenbahn im Bacatal(Jdiio) fest. Andere italienische Flieger bewarfen Oppacchiasella, Konstanjevica und Nabrcsina mit Bomben und kehrten darauf trotz des Feuer» der zahlreichen Ballon- abwehrgeschütze unversehrt zurück. Feindliche Flieger warfen Bomben auf Astago und Telve(Suganatal), ohne Schaden zu verursachen. C a d o r n a.

Meldung des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel , 24. März.(W. T. B.) Bericht des Haupt- quartiers. An der I r a k f r o n t bei Felahie versuchte eine feindliche Abteilung von ungefähr zwei Bataillonen unsere Vorposten auf dem rechten Ufer des Tigris anzugreifen, wurde aber nach einstündigem Kampfe zurückgeschlagen. In der Nacht vom 21. März warfen unsere Flieger wirksam Bomben auf die Feinde in K u t- e l- A m a r a. In derselben Nacht griff eines unserer Wasserflugzeuge feindliche, in der KephaloS- bucht der Insel Jmbros ankernde Schiffe mit Bomben an; wir beobachteten, daß alle Bomben wirksam ihr Ziel erreichten. Ein feindliches Torpedoboot füllte vier Segelschiffe mit über 200 als Räuber verkleidete Soldaten und landete sie unter seinent Schutze in der Ortschaft Keumir Dili auf dem Süd- ostufer des Golfs von Klazomene; aber auf einen Angriff unserer an Zahl nur schwachen Küstenabteilungen konnten sich die Räuber trotz des Schutzes des Torpedobootes am Ufer nicht halten und flüchteten sich eilig auf ihre Barken, wobei sie jedoch zehn der Bevölkerung gehörende Hammel mit- nahmen, darauf zogen sie sich zurück. Sonst nichts zu melden. Das Unterhaus über öen mesopotamischen Zelüzug. London , 22. März.(W. T. B.) u n t e r h a u s. Minister sür Indien Chamberlain sagte auf eine Anfrage über die Lage in Mesopotamien : Der Feldzug begann mit einer ziemlich kleinen Operation, die den Hilfsquellen der Regierung von Indien entsprach, aber er dehnte sich aus, bis jene Hilfsquellen nicht mehr ausreichten. Redner sprach seine Freude aus, daß schließlich der Regierung von Indien die Verantwortung dafür abgenommen wurde. Er tönne auf die Frage nicht eingehen, ob die Truppennachschübe in Mesopolamicn und die Truppen, mit denen der Bormarsch auf Ktestphon unternommen wurde, ausreichend gewesen seien. Die militärischen Behörden seien mitdem Zug gegen Bagdad einverstanden gewesen. Chamberlain gab zu, daß die Lazaretteinrichtungen in beklagenswerter Weise zusammenbrachen. In BaSra sei eine ge- nügende Menge von allen Lazareltbedürfntsseu vorbanden gewesen, aber weiter oberhalb habe«S daran gefehlt, vor allem. weil leine geeigneten Flußfahrzeuge zu bekommen waren. Einige seien auf dem Tigris und vorher auf dem Meere ver- loren gegangen. Aber der Mangel an Booten sei nicht der einzige Grund für das, was geschehen, und weder die englische noch die indische Regierung seien mit den Zuständen, die sich daraus er- geben hätten, zufrieden. Ein General und ein Ziviibeamter feien hingeschickt worden, um die ärztlichen Vorkehrungen zu untersuckelr. Die Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen. Chamberlain schloß, er hoffe, daß Besorgnisse über die miliräriiche Ausrüstung un- begründet seien. Jedenfalls seien Verbesserungen gemacht worden und weitere würden folgen. H o b h o u s e sagte, er bedauere, daß die milltärtschtn Behörden in England und ndien die Unternehmung in Mesopotamien gebilligt hätten. r habe gehofft, daß der Befehlshaber an Ort und Stell« seine Be- sugnisse überschritten hätte, als er die weit überlegenen feindlichen Slreitkräfte angriff und daß er für diese vielleicht nicht gerade un» heilvolle, aber jedeiifollS durchaus nichl erfolgreiche Unternehmung verantwortlich wäre. Er sei erstaunt, daß die militärischen Behörden den Vormarsch gebilligt hätten: denn der Traum, daß man Bagdad mit 20000 Mann nehmen tönne, scheine ihm militärischer Wahnsinn zu sein. Redner be- dauerte, daß Charnberlain genötigt gewesen sei, zuzugeben, daß