Einzelbild herunterladen
 

Nr. 86.

5 Pfennig

Abonnements- Bedingungen: Ebonnements Brets pränumerandos Bierteljahrl 3,30 ML monatl. 110 M wöchentlich 25 Vig. fret ins Haus Einzelne Nummer 6 Big. Sonntags nummer mit illustrierter Sonntags Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg Bost Abonnement: 1.10 Mark pro Monat Eingetragen in die Bost Beitungs Breislifte Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich Ungarn 2,50 Marl für das übrige Ausland

·

Mark pro Monat Bostabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemart, Holland  , Italien  , Luxemburg  , Bortugal Rumänien, Schweden   und die Schweis

delat täglid.

Montagsansgabe

sid nadzira

Vorwärts

5 Pfennig

( 6)

33.Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Kolonel geile oder deren Naum 60 fg., für bolitische und gewerkschaftliche Bereins und Berfamminungs- Anzeigen 30 Big­Kleine Anzeigen", das fetigedrucie Bort 20 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes writere Wort 10 Big.. Stellengesuche und Stellengesuche und Schlaffteenan zeigen das erste Wort 10 Pig.. jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inferate, für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition if Bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 27. März 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplats, Nr. 151 90-151 97.

Ergebnisloser englischer Luftangriff auf Nordschleswig.

Ein Blick in die Zukunft.

Die widersprechendsten Gerüchte kommen aus Rußland  . Bald heißt es, daß die russische   Volkswirtschaft verhältnis. mäßig weniig unter dem Krieg leide, dald daß die Zerrüftung der Wirtschaft und die Desorganisation der Verwaltung die Gefahr spontaner Wolfserhebungen nahe rüde. Ein boll fommen zutreffendes Beld läßt sich infolgdessen zurzeit nur schwer über die russischen Verhältnisse geben. Als Beitrag zu dieser Frage, wie auch als Material zur Beurteilung der prinzipiellen Stellung zahlreicher russischer Genossen zum Krieg und seinen Wirkungen, sei nachstehend folgende Be trachtung aus dem zurzeit einzigen regelmäßig erscheinenden Arbeiterblatte Nasch Golos" in Samara   wiedergegeben:

Der Krieg beginnt der Artikel hat es auf die Er­schöpfung der friegführenden Mächte abgesehen. Bei mem Geld, Waffen, Geschosse usw. früher ausgehen, der wird besiegt werden. Wer die Teuerung und den Mangel an Pro­duften schärfer empfinden wird, der wird um so weniger in der Lage fein, den Krieg fortzusehen. Deshalb erhöhen Die kriegführenden Mächte ihre Einfäße, obwohl sie zu diesent 3med in untilgbare Schulden geraten, die Volkswirtschaft ruinieren, die industrielle, kulturelle Entwidlung des Landes hemmen und eine unerträgliche Steuerlaft den Völkern auf­bürden.

t

Eine ungeheuerliche, Ironie will es, daß diejenigen, die ungezählte Reichtümer verschleudern, schon jegt für die Zu­funft forgen". Zur Dedung der Schuldenzinsen, der Ben­fionen und Unterstützungen für die Kriegsopfer, für den Wiederaufbau der vom Kriege zerstörten Bezirke und für die Erneuerung des Kriegsinventars merden nach dem Kriege gewaltige Summen erforderlich sein. Jezt kann man noch nicht fagen, wieviel die Bevölkerung Rußlands   zu diesem 3wed wird zahlen müssen: 5, 7 oder 10 Millionen Rubel pro Zag. Schon jeßt aber werden im Interesse der Zukunft" Projekte ausgearbeitet und Pläne ersonnen, welch ein Apparat fonstruiert werden soll, um von der Bevölkerung die erforder­lichen Summen zu erheben. Diese ungeheuer wichtige Frage muß schon jetzt die Aufmerksamkeit aller Bevölkerungsklassen, namentlich der arbeitenden und unbemittelten Klasse, auf sich Tenken. Wer wird dem Fiskus einen größeren Teil seines Einkommens abgeben: der Arbeiter, der mit blutigem Schweiß Groschen verdient, oder der Reiche, der mühelos viele Tausende Einkommen vom Kapital bezieht?

Gegenwärtig ist infolge der herrschenden Teuerung die Ertragfähigkeit und folglich auch der Wert des Grund und Bodens stark in die Höhe gegangen. Die Wohnungsmieten find wahnsinnig gesteigert, ivas zur Folge hat, daß die Ein­fünfte und der Wert der Immobilien außerordentlich) gestiegen find. Geld bringt jezt weit mehr Zinsen als früher.

Nun fann man entweder diesen gleichsam vom Himmel gefallenen überschüssigen Gewinn der Grundbesizer, Haus­Herren, Fabrikanten, Wucherer und Finanzleute im ver­stärkten Maße besteuern. Oder man fann im Einklang mit der Jahrhunderte alten Gewohnheit dem Bauer und dem Ar­beiter die letzte Kopefe" aus der Tasche ziehen.

Diese Frage wird nach der Stärke, der Organisiertheit, der Einsicht und der Energie der verschiedenen Klassen und Schichten der Bevölkerung entschieden werden. Wie aber auch ihre Lösung ausfallen wird, ist die Gewinnung dieser neuen Milliarden eine ungeheuer schwierige Aufgabe. nimmt in allen friegführenden Ländern einen drohenden Charakter an, ihre Unlösbarkeit muß aber besonders deutlich in Rußland   zutage treten. Denn Rußland   ist ein armes und wirtschaftlich rückständiges Band.

Sie

Verteilt man die jeßige 20- Milliardenschuld auf die Be­völkerung, so erweist es sich, daß jede Familie( bei einer Be­völkerungszahl von 170 Millionen oder annähernd 34 Millio­nen Familien) eine Schuldenlast von zirka 600 Rubel zu tragen hat. Die ungeheure Mehrzahl der russischen Arbeiter und mindestens drei Viertel der russischen Bauernschaft haben aber einen solchen Betrag noch nie in Händen gehabt.

Die Kosten der Lebenshaltung sind inzwischen gestiegen, während der allgemeine Ertrag der Volksarbeit nach dem Kriege sinken muß, da ein beträchtlicher Teil des wertvollsten, gefündesten Volfes im Kriege getötet worden ist oder seine Arbeitsfähigkeit verloren hat. Zugleich damit soll eine neue Steuerlast der Bevölkerung aufgebürdet werden. Die Regie­rung mag noch so energisch und findig sein- viel wird sie hierbei nicht holen.

Einen Ausweg aus der Lage, eine Rettung wenigstens für die nächste Zukunft tönnte eine energische Entwicklung der Produktivkräfte des Landes, ein Fortschritt des Wirt­schaftslebens Rußlands   eröffnen. Aber damit die Industrie fich entwidele, ist außer den entsprechenden politischen und fozialen Bedingungen erforderlich, daß sich im Lande freie

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 26. März 1916.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz.

Gestern konnte der gute Erfolg einer in der vorher. gehenden Nacht ausgeführten Sprengung nordöstlich von Vermelles festgestellt werden. In dem Sprengtrichter liegt ein feindlicher Panzerbeobachtungsstand; mehrere englische Unterstände sind zerstört.

Nordöstlich von Neuville unternahm eine kleine deutsche Abteilung nach geglücter Sprengung einen Er­fundungsvorstoß in die feindliche Stellung und kehrte planmäßig mit einer Anzahl Gefangener zurüd.

Der französische   Versuch eines Gasangriffs in der Gegend des Forts de la Pompelle( südöstlich von Reims  ) blieb ergebnislos.

In den Argonnen und im Maasgebiet erreichte der Artilleriekampf stellenweise wieder große Heftigkeit. Nachtgefechte mit Nahkampfmitteln im Caillette- Walde ( füdöstlich der Feste Douaumont) nahmen für unsere Truppen einen günstigen Verlauf.

Durch eine umfangreiche Sprengung nordöstlich von Celles in den Vogesen   fügte sich der Gegner selbst erheb. lichen Schaden zu; unsere Stellung blieb unversehrt.

Bei St. Quentin fiel ein englischer Doppeldeder un­beschädigt in unsere Hand. Ein französisches Flugzeug ftürzte nach Luftkampf im Caillette- Walde ab und zer­fchellte.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Die Ruffen haben ihre Angriffe im Brüdenkopf von Jakobstadt und nördlich von Widsy gestern nicht wieder. holt. Mehrere im Laufe des Tages unternommene Vor­stöße füdwestlich und füdlich von Dünaburg   blieben schon auf größere Entfernung vor unseren Hindernissen im Feuer liegen. Gegen unsere Front nordwestlich von Bostawy und zwischen Narocz- und Wiszniew- See nahm der Feind nachts mit starken Kräften, aber ergebnislos und unter großen Opfern, den Kampf wieder auf. Nord­westlich von Postawy nahmen wir einen Offizier 155 Mann gefangen.

Balkan  - Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

Kapitalien anhäufen und Ueberschüsse von der Arbeit des Volkes ansammeln können. Schon vor dem Kriege hat es solcher Ueberschüsse in Rußland   verhältnismäßig wenig ge­geben. Unsere Industrie entwickelte sich in bedeutendem Maße auf Kosten ausländischer Kapitalien. Die Industrie wurde befruchtet durch den goldenen Regen, der aus Frankreich  , Deutschland  , England und Belgien   fam. Keines dieser Län­der, wie überhaupt kein europäisches Land, wird jezt unsere Industrie unterstüßen fönnen. Was jedoch als lleberschuß von der Voltsarbeit übrig bleibt, wird zur Deckung der Zinsen der Kriegsanleihe und der durch den Krieg verur­fachten Ausgaben verwendet werden müssen.

Wir stehen also vor der Perspektive der Erhöhung der Steuern, der Entwertung des Geldes als Folge der unge heuren Papiergeldausgabe und der Verlangsamung der in­dustriellen Entwicklung.

Diese Perspettive beginnt auch in dem Chor der Bob­preisungen der bürgerlichen Presse, die im Falle eines fieg. reichen Endes" alle möglichen Herrlichkeiten, darunter un. beschränkte Freiheiten und volles Aufblühen des Volksmol­standes verheißt, düstere Töne hineinzutragen. Außerordent. lich bezeichnend ist in dieser Beziehung die düstere Prophe­zeihung Profeffor 3. Oferowa, welcher erklärt: Der Krieg wird mindestens noch ein Jahr dauern und zur volligen Schwächung Europas   führen, das sich lange Zeit nicht holen wird. Es wird weder Sieger noch Besiegte geben, oder richtiger, alle werden in gleichem Maße bestegt sein. Der Krieg ist das Grab Europas  ." :

Die fapitalistische Welt wird natürlich nicht sofort fapi­tulieren, sondern noch manchen Ausweg aus der Rage er­finnen. Momentan handelt es sich aber nicht um das Gegen­gift, das nachher gefunden werden wird, sondern um das Gift, das der Krieg liefert. In dieser Beziehung hätte man ein fürchterlicheres Resultat faum erfinnen fönnen. Was bei Beginn des Krieges Furcht eingeflößt hat ( ein unvorteilhafter Handelsvertrag, eine Rosreißung ein zelner Provinzen, eine Verschlechterung des politischen Re gimes) ist i et bor dem Schreden der Wirklich. feit in den Hintergrund getreten. Ueber der ganzen europäischen   Kultur, über unserer ganzen Zivilisation schwebt nun das Damoklesschwert der Zerstörung und der Verwilderung. Nicht einzelne Kleine Bandesteile, sondern die ganze Menschheit, die breiten Volksmassen brauchen mun die Selbstverteidigung vor den verderblichen Folgen des wahn­finnigen Kriegsfeuers.

Noch vor wenigen Monaten wies Karl Rautský darauf hin, die friegführenden Völker würden wegen des Anwachsens der Steuern und der Verlangsamung der industriellen Ent­wicklung die Folgen eines langdauernden Krieges nicht ons­halten fönnen. Aus Europa   fönne dann eine Flucht der Völker beginnen.

Bon zwei durch ein Kreuzergeschwader und eine Zer störerflottille begleiteten Mutterschiffen sind gestern früh fünf englische Wasserflugzeuge zum Angriff auf unsere Luftschiffanlagen in Nordschleswig auf­gestiegen. Nicht weniger als drei von ihnen, darunter Wohin aber fliehen? Nach Amerika  , das im Blut und in ein Kampfflugzeug, wurden durch den frühzeitig benach­den Tränen Europas   eine rapide imperialistische Karriere richtigten Abwehrdienst auf und östlich der Insel Sylt  macht? Das Gespenst eines neuen Krieges ist dort früher zum Niedergehen gezwungen. Die Insassen- vier eng­als wir angelangt. find gefangen Der Krieg, für den Amerika   bereits lische Offiziere und ein Unteroffizier genommen. Bomben wurden nur in der Gegend von fieberhaft zu rüsten angefangen hat, wird der untrennbare Begleiter aller seiner imperialistischen Erfolge sein. Und Hoyer- Schleuse abgeworfen. Schaden ist nicht ange. außerdem: entfliehen können Hundert oder Tausende, die richtet. indnot Millionen werden auf ihrem Heimatboden bleiben, der mit Blut begossen und von Leiden erfüllt ist.

-

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 26. März.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplas.

Keine besonderen Ereignisse. Die in den russischen Be­richten geschilderten Kämpfe bei Latacz am Dnjeftr stellen selbst. redend nur Vorpostengeplänkel dar. Es handelt sich unsererseits um Aufklärungstruppen, die beim Anrüden stärkerer feindlicher Abteilungen naturgemäß in die Hauptstellungen zurückzugehen haben. Einen Angriff gegen die Hauptstellung der Armee Pflanzer Baltin   haben die Russen in den letzten Wochen über­haupt nicht versucht.

Italienischer Kriegsschauplas.

Die feindliche Artillerie hielt die Hochfläche von Doberdo  , ben Fellaabschnitt und einzelne Stellungen an der Tiroler Front unter Feuer. Destlich des Ploeden- Passes drangen unsere Truppen in eine italienische Stellung ein. Bei Marter im Suganatal wurde ein feindlicher Angriff abgewiesen. Südöstlicher Kriegsschauplah.

Unverändert.

-

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Soefer. Feldmarschalleutnant.

Hier in Europa  , in diesem neuen Tal des Jammers und der Trauer, muß und wird die Frage der Kriegsfolgen ent­schieden werden. Und der unbewußte historische Prozeß wird uns wieder zu jenen radikalen Formeln führen, die jetzt ein­zelne preiszugeben geneigt sind." ( z)

Der französische   Tagesbericht.

Paris  , 26. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Sonnabendnachmittag. In den Argonnen gestattete uns ein Handstreich auf einen feindlichen Graben bei Courtes Chausses, einige Gefangene zu machen und dem Feinde Verluste zuzufügen. Westlich und östlich der Maas   verlief die Nacht ruhig. In der Woebre Artilleriekampf in der Gegend von Moulainville. Von dem übrigen Teile der Front ist nichts Wesentliches zu melden.

Baris, 26. März.( W. T. 2.) Amtlicher Bericht von Sonnabendabend: In Belgien   beschossen wir feindliche Schüßengräben östlich von Boesinghe und bei Hetsas. In den Ar­ gonnen   ziemlich heftige Artilleriefämpfe in dem Abschnitt Four de Paris, Courtes Chauffes und Haute Chevauchée. Westlich der Maas  bedeutende Tätigkeit der Artillerie gegen unsere zweiten Linien und östlich in der Gegend des Pfefferhügels und bei Douaumont. In der Woevre kam es in den Abschnitten der Maashöhen im Laufe des Tages zu keinem Infanteriegefecht. Auf der übrigen Front ver der Tag ruhig.

Belgischer Bericht. An der ganzen belgischen Front die übliche Tätigkeit der Artillerie.