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Nr. 89. 33. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag. 30. Mär 1916.

Herrenhaus.

6. Sigung. Mittwoch, den 29. März,

nachmittags 22 Uhr.

Das Haus ist stark besetzt.

Auf der Tagesordnung steht der Etat.

Berichterstatter Graf v. Seidlik- Sandreczki: Fest und uner schütterlich steht das ganze Volk hinter seinem Volk in Waffen. Und wenn in jüngster Zeit eine Minderheit durch ihr verwerfliches Treiben einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken versucht hat, so muß ausgesprochen werden, wie tief das deutsche Volt solch landesverräterisches Treiben verabscheut.( Zustimmung) Die Frage des Unterseebo otkrieges und die damit zu fammenhängenden politischen Fragen wurden nur gestreift, weil man zur richtigen Beurteilung alle Vorbedingungen fennen müßte und weil die Staatsregierung es angesichts der Kriegslage für bedenklich, ja für gefährlich hielt, hierüber eingehend Kenntnis zu geben.

Darüber, daß das, was Haase sagen wollte er fonnte es 28 elttatastrophe die Tummelpläße des leiden­leider nicht, weil ihm mit Hilfe von Sozialdemokraten, schaftlichen und zerstörenden Bruderkampfes die damit Preußensitten auf das Reichsparlament übertragen, das werden. Wort entzogen wurde soweit es auf die wirtschafts- und ,, Bolksblatt für Anhalt":

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innerpolitischen Verhältnisse Bezug hat, gesagt werden muß, dar- Der Fraktionsvorsitzende Ebert nannte in der Fraktion Haases über, so hoffen wir wenigstens, wird in der Gesamtfraktion doch Tat eine unerhörte Treulosigkeit". Mir ist kein Am Ministertisch: v. Loebell, Frhr. v. Schorlemer, Dr. Lente, wohl Einmütigkeit herrschen. Weshalb dann jetzt aber, wo es gesagt Vorgang bekannt," so fügte er hinzu, daß ein Genosse werden sollte, diese widerlich- wüsten Szenen, die dem Ansehen der mit der Kameradschaftlichkeit so Schindluder ge= Eydow, v. Beseler, v. Breitenbach. Partei sicher nicht zum Vorteil gereichen? trieben hätte, wie haase." Seit Hasselmann! ricf Aber auch rein taktisch betrachtet, erscheint uns das Vorgehen Genosse Fischer- Berlin dazwischen. Wollte die Fraktion nicht der Fraktionsmehrheit geradezu töricht. Konnte man bei den reinen gang Stellung nehmen, und zwar sofort und nicht, wie Genosse Kriegskrediten vielleicht annehmen, daß ihre Bewilligung der Stim- um Gespött der Welt werden, so mußte sie zu dem unerhörten Vor­mung der Mehrheit des Volkes entsprach, so wird doch in diesem Jäckel es vorschlug, erst nach Wochen! Was hätten die Partei­neuen Konflikisfalle, wo die vitalsten Interessen des Volkes in genoffen von solcher Unentschlossenheit und Direktionslosigkeit Frage kommen, kein Anhänger der Fraktionsmehrheit der An- denken sollen! Das hätte uns um den letzten Respekt gebracht. Die Folgen der Spaltung der Fraktion bedeuten möglicherweise nahme leben, daß ihr Vorgehen gegen Haase draußen im Lande die Spaltung auch der Partei. Wir sind aber überzeugt, so sehr Verständnis finden wird. Nun aber wird man wieder mit der berlebten Disgi wir eine Spaltung bedauern würden, daß es sich dabei doch nur um plin" tommen. Gewiß, Disziplin muß sein; sie findet aber ihre eine Absplitterung handeln wird, die auf die Dauer für die Macht Noch Grenzen in den Grundsäßen, die zugleich ihre Voraussetzung bilden. der organisierten Arbeiterklasse bedeutungslos sein wird. standen bisher Millionen Arbeiber im weitesten Sinne dieses Wortes Sind diese Grundsäge völlig oder auch nur teilweise aufgegeben und die Minderheit ist der Ansicht, daß Parteigrundsäße der Kriegs- der Sozialdemokratie fern. Bleibt die Mehrheit, wovon das Gegen­so ist damit schon ohne weiteres teil zu tun sie gar keinen Anlaß hat, sich selber treu, dann wird sie, furie zum Opfer gebracht find das Band der Disziplin gelodert, und es handelt sich nur noch was sie möglicherweise an die um Haase und Liebknecht verliert, darum, die Konsequenzen aus dieser Tatsache zu ziehen. Das reichlichst wiedergewinnen aus der noch so großen Zahl bisheriger haben die Genossen der Minderheit im Dezember vorigen Jahres Nichtsozialdemokraten. getan, und das allein ist es, was dem Genossen Haase diesmal von der Fraktionsmehrheit als so schweres Vergehen angetreidet wird.

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Die Aufrollung der Wahlrechtsfrage wurde als im gegenwärtigen Augenblick unzwe d mäßig bezeichnet. Der Stimmung im Lande werde damit eher geschadet als genügt. Der Gedanke, daß eine Reform des Wahlrechts eine Belohnung für patriotisches Wohl berhalten sei, wurde als unrichtig verworfen. Eine maßvolle Erörterung Düsseldorfer Bolkszeitung": nicht unmittelbar mit dem Kriege zusammenhängender Fragen nach So hat also die Fraktionsmehrheit ihr Kriegswerk gekrönt und nahezu zwanzig Kriegsmonaten wurde als wünschenswert bezeichnet. Das Berbot der Erörterung von Kriegszielen lasse sich faum weiter Wir haben im Dezember vorigen Jahres die Fraktions- die Bertreter des prinzipiellen Sozialismus vor die Tür gesetzt. aufrecht erhalten. Zwar habe die Regierung Freigabe in Aussicht mehrheit darauf hingewiesen, daß es bei ihr liegt, den Konflikt Daß der fragliche Beschluß mit nur 58 gegen 33 Stimmen gefaßt Wie gestellt. Zögere man damit aber zu lange, so werde man die Begeistes zu berschärfen oder die vorhandene Spannung herabzuwurde, müßte auch den Scheidemännern zu denken geben. rung und Freude am Vaterland gerade bei den Besten und Edelsten mildern; sie scheint den ersteren Weg wählen zu wollen und selbstverständlich, jubelt die bürgerliche Presse unter Ausfällen gegen ertöten.( Zustimm.) Der Minister des Innern erkannte an, daß wird dann selbstverständlich auch die Verantwortung hierfür zu die Minderheit über diese Spaltung der Partei". Wir sehen die Dinge vorläufig noch fühler an. Spaltung der Fraktion ist noch einer vaterlandslosen Gesinnung, wie sie in tragen haben. Lübeder Boltsbote": nicht notwendig Spaltung der Partei. Ueber das letztere haben die manchen Reden im anderen Hause zum Ausdruck gekommen sei, mit allen Mitteln entgegen. Es ist zur Spaltung der sozialdemokratischen Parteigenossen zu bestimmen, und wer vermöchte vorderhand be­getreten werden müsse. Eine Schwierigkeit liege aber Reichstagsfraktion und zur Gründung einer weisen, daß sie überwiegend der Politik der Mehrheit folgen. Barin, daß ein großer Teil der früher radikalen Elemente den neuen sozialdemokratischen Fraktion gekommen. Braunschweiger Volksfreund": Wunsch, andere Bahnen zu wandeln, nicht nur anerkannt, sondern Wer bisher die stille Hoffnung hegte, daß unter dem Drud der auch betätigt habe. Man solle die Entwickelung abwarten und nicht ganzen Verhältnisse die Einigkeit der Partei gewahrt würde, der ist mit Rücksicht auf die ganz radikalen Elemente gleich mit den durch die gestrigen Vorgänge innerhalb der Fraktion bitter ent­schärfsten Maßnahmen vorgehen. In der Frage des Geburten täuscht worden. Denn nunmehr ist die Spaltung der Par rüdganges fäme es darauf an, das ſittliche Bewußtsein in te i endgültig vollzogen, da es ja völlig ausgeschlossen ist, daß eine wetten Kreisen zu wecken. In der Ernährungsfrage fei Partei zwei Frattionen besitzen kann. Der Bruderkampf ist damit die Hauptsache die Anregung der Produktion.( Bravo ) Festießung in die Partei hineingetragen, die bisher mit Recht so stola sein von Höchstpreisen sei nicht immer das richtige Mittel, Wißständen konnte auf ihre Einigkeit und Geschlossenheit. Schere innere zu begegnen. Dank der freudigen Mitarbeit aller beteiligten Streife, Stämpfe werden uns nun bevorstehen; aber sie müssen durchgefochten nicht zum wenigsten der Landräte und sonstigen ländlichen Stellen, werde es gelingen, den schnöden Aushunnerungsplan zunichte zu Die Parteizerstörer haben ihr unheilvolles Wert vollbracht; fie machen, bis sich an unseren Feinden selbst das verdiente Schicksal werben es bereuen! erfülle.( Bravo !) ,, Stettiner Boltsbote":

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Landwirtschaftsminister v. Schorlemer: Die neue Ernte eröffnet nach den letzten Saatenstandsberichten die besten Aussichten. Wenn der Krieg uns auch Entbehrungen und Erschwerungen auferlegt, so kann doch aufs bestimmteste erklärt werden, daß wir dem Hunger nicht entgegengehen, sondern daß wir aushalten und durchhalten werden bis zum fiegreichen Ende.- Mit den Kartoffeln werden tir bis zur nächsten Ernte auskommen. Bei Butter und Milch ist In dem der Höhepunkt der Schwierigkeiten überwunden. Fleischkonsum wird dagegen eine gewisse Beschränkung und vor allem eine gleichmäßige Verteilung der Bestände notwendig sein. Es ist Ihnen nicht unbekannt, daß eine gewisse Mißstimmung durch Stadt und Land geht. Aber gerade in der gegenwärtigen Zeit, wo Sieg uniere Parole bleiben muß, darf feine Trennung zwischen Stadt und

Land Plaz greifen.

in

werden.

Die Minderheit hat, wie aus den vorliegenden Mitteilungen erhellt, die Fraktionsmehrheit durch ihr Sondervorgehen vollständig überrumpelt. Schon durch diese Art des Vorgehens mußte der Riß in der Fraktion erweitert und unheilbar gemacht werden. Das wußte natürlich die Minderheit auch, sie hat also die Spaltung ge­wollt und planmäßig herbeigeführt. Das muß ihr besonders als Vergehen gegen die Intereffen der Arbeiterschaft angefreibet werden. Die Spaltung ist also da, und die Mahnung zur Einigkeit in der Fraktion hat keinen Zwed mehr. Aber an die Arbeiterschaft appel­lieren wir, die Geschlossenheit der Partei aufrecht zu erhalten. Die Arbeiter haben, wenn sie nicht einig bleiben, viel zu verlieren. Die Berteuerung der Lebensmittel und der notwendigsten Gebrauchs­gegenstände bergen neue Kämpfe in ihrem Schoße, da kann man sich den Lurus eines Sondervorgehens nicht gestatten. Wenn jemand aus der Reichstagsfraktion ausscheidet, so tut er das auf eigene Rechnung und Gefahr. Die Parteigenossen im Bande sollten sich

Mecklenburgische Bolkszeitung":

Wenn gegen die Aktion der Gruppe Haase der Einwand cr hoben wird, daß sie ohne Verständigung der Fraktionsmehrheit er­folgt sei, so trifft dieser Einwand nicht die Aktion selbst, sondern resultiert aus der in sich widerspruchsvollen Haltung dieser Gruppe. Die formelle Fraktionsgemeinschaft mit der Mehrheit und praktisch selbständige Aktion können nicht zusammen bestehen. Das Vor­gehen ohne Benachrichtigung der Mehrheit war tatsächlich schon die Aufhebung der Fraktionsgemeinschaft.

Hätten die 18 mit der nötigen Unzweideutigkeit und Ent­schloffenheit operiert, so stünden sie formell und persönlich besser da. Indessen liegt es an ihnen, die Behren zu ziehen. Sie mögen, statt mit dem einen Auge nach vorwärts auf die Massen zu bliden, und mit dem anderen über die Achsel nach den Instanzen rückwärts zu schielen, beide Augen nach vorwärts richten, und sie werden ent­schieden besser fahren.

Wir werden sie danach beurteilen, welche praktischen Konse­quenzen fie aus ihrer selbständigen Konstituierung innerhalb und außerhalb des Parlaments ziehen. Jeder Schritt, der sich auf prinzipieller Höhe bewegt, wird von uns unterstützt werden, jede Unzulänglichfeit wird fritisiert werden; denn wir empfinden so wenig Respekt vor der selbständig konstituierten als vor der un­selbständigen Unzulänglichkeit.

Wer nun noch innerhalb der Fraktionsmehrheit verbleibt, ohne ihre Politik zu billigen, wird vollends zur Passivität verurteilt sein. Wir sind einigermaßen neugierig, wie lange es wiederum dauern wird, bis dieje elementare Einsicht denen zu Bewußtsein tommt, die es angeht.

Wie wird die Nüdwirkung dieser zweiten Fraktionsspaltung auf den Parteikörper, auf die Parteimitgliedschaft sein? Die Mit­glieder werden sich allenthalben entscheiden müssen, wohin sie ge­hören. Die Klärung der Partei wird mächtig fortschreiten, und sic ist die Vorbedingung ihrer Neufonstituierung. Die jetzige Fraktions­mehrheit wird ihren sozialimperialistischen Charakter immer schärfer hervorkehren müssen. Sie muß zusehen, was sie an Anhang in den Massen hinter sich behält. Schnelligkeit und Tiefe der Scheidung der Geister werden abhängen von der Aktivität und Ent­schiedenheit der Opposition einerseits, dem Gang der Kriegsereig­nisse, der inneren Politif, den Aktionen der Fraktionsmehrheit andererseits. Unsere Sache ist es nicht, au prophezeien, sondern zu wirken. " Freie Preffe"( Straßburg ):

Graf Behr- Behrenhoff : Im Namen der beiden Fraktionen des Herrenhauses habe ich folgende Ertlärung abzugeben: Das Herrenhaus erklärt: Die in dem Artikel der Nord d. A II­gemeinen 8tg." im Februar dieses Jahres dargelegte Auf- darüber nicht in die Haare geraten. fassung der fönigl. Staatsregierung von der ausschließlichen 8u­ständigkeit des Reichstages für die Erörterung von Daß wir es deutlich sagen: Wir sprechen den Achtzehn das Fragen der auswärtigen Politik vermag das Herrenhaus Das Recht der Absonderung ab. Die Genoffen im Lande haben doch bei teilen. dieser allgemeinen Fassung nicht zu Herrenhaus erkennt indessen an, daß eine solche öffentliche der Aufstellung auch der Kandidaturen der Achtzehn es für ganz Erörterung in der zwingenden Rücksicht auf die Kriegslage ihre selbstverständlich betrachtet, daß die Kandidaten im Falle Grenzen finden muß. Schlechthin gilt dies, wo es fich um An- ihrer Wahl Mitglied der sozialdemokratischen Frat gelegenheiten handelt, welche mit der faiserlichen Kommandogewalt tion zu ſein haben und diese Mitgliedschaft aus eigenem auch Direkt oder indirekt verknüpft sind. Bei voller Anerkennung der nicht aufgeben dürfen. Ebenso natürlich ist, daß jeder Abgeordnete außergewöhnlichen Schwierigkeiten, die die Neuheit und die Viel innerhalb der Fraktion vollste Freiheit für die Betätigung seiner gestaltigkeit der Aufgaben des Krieges mit sich bringen, ist doch das Ueberzeugung hat, daß er für seine Meinung werben und an der Daß die Verhältnisse innerhalb der Fraktion seit den Vorgängen Herrenhaus der Ansicht, daß auf verschiedenen Gebieten der gemeinsamen Beschlußfassung mitzuarbeiten hat. Sind dann aber inneren Bolitik Fehler gemacht worden sind. Insbesondere die Richtlinien für das Wicken im Plenum festgelegt, dann hat am 21. Dezember die unerquicklichsten waven und zur Explosion führen würden, war für Eingeweihte kein Geheimnis. Nur daß muß dem Wunsche Ausdrud gegeben werden, daß die Ernährungs- teine Minorität des Recht, gesondert für sich vorzugehen! An diesem Grundsak dürfen wir nicht rütteln lassen, soll die Spaltung der Fraktion auf so hinterhältige Weise betrieben fürforge frühzeitig nach einem vorbedachten Plan für die Zukunft aller beteiligten nicht die wildeste Desorganisation Platz greifen, sollen nicht zu wurde, versezt einen in Erstaunen. Genosse Soch, einer der unter Zuziehung der richtigen Vertreter Kreise eg stände herbeigeführt werden, wie fie früher in Frankreich und besten Freunde Haases, hatte am Freitag ein zutreffendes Wort die in Wege geleitet wird. Ebenso schwer empfunden, daß die Handhabung Zensur in Italien bei den dortigen Parteifraktionen bestanden, worüber die gesprochen, als er seinem langjährigen Kampfgenossen Haase in man dente an den inter - offener Reichstagssigung den Vorwurf des Disziplinbruches nicht überall gleichmäßig erfolgt ist und insbesondere die gesamte deutsche Sozialdemokratie oft genug ihr ehrliches Be- und der Hinterhältigkeit machte. Haase hat ja nun die Erörterung der Kriegsziele auch da ohne zwingenden Grund be- nationalen Stongreß in Amsterdam schränkt wird, wo die vaterländischen Empfindungen eine Erweiterung dauern aussprach. Wir dürfen auch deshalb jenen Grundjab Konsequenzen gezogen und auch den Vorsiz innerhalb des Partei­fordern. Das Herrenhaus gibt der Erwartung Ausdrud, daß diesen nicht preisgeben, weil die Anarchie in der Reichstagsfraktion weiter vorstandes niedergelegt. Es war ein trauriges Bild für die Partei, daß gerade der Mann, der die Beschlüsse des Parteivorstandes hoch­veitverbreiteten Empfindungen fünftighin Rechnung getragen wird, wirkend die Parteibewegung überhaupt schädigen müßte. halten sollte, an der Arbeit war, das, was jedem Arbeiter heilig foweit es mit der Kriegslage irgendwie bereinbar ist. In Bes wunderung und unerschütterlichem Vertrauen blidt das Herrenhaus auf die Führung von Heer und Flotte, auf unsere Streiter, die in Die Spaltung der Fraktion ist zur Tatsache geworden! Und ist, die Disziplin, mit Füßen zu treten. Hingabe und Heldennut mit den ruhmreichen Vorvätern wetteifern. was das Bedauerlichste ist: zu dem Disziplinbruch hat der Hinter ihnen steht schaffend und opferbereit die ganze Nation. Sprecher der Zwanzig auch noch den Treub ruch hinzugefügt. Das Mit allen weiß sich das Herrenhaus einig in dem festen mußte jedes Zusammenarbeiten vergiften und auf die Dauer un­Willen, den Kampf durchzuführen bis zur Erreichung eines glor- möglich machen. So hat sich denn die Fraktion genötigt gesehen, den reichen Friedens, der die gesteigerte Machtstellung des Reiches Schritt zu tun, der die Einheitlichkeit in ihrem Handeln wieder und die innere Wohlfahrt unseres Vaterlandes verbürgt.( Lebhafter herstellt: den Disziplinbrechern die Rechte der Fraktionsgemeinschaft abzuerkennen, was praktisch den Ausschluß aus der Fraktion be­Beifall.) deutet.

der

wird

Der Etat wird en bloc angenommen. Die Denfschrift über die Ausführung des Ansiedlungs­gesetzes für die Provinzen Bofen und Westpreußen wird durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt.

Schluß: 3 Uhr.

Nächste Sigung: Donnerstag 1 Uhr.

Die Parteipresse

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Bielefelder Bolkswacht":

Die bürgerlichen Blätter kommentieren die Spaltung ber Fraktion je nach der Parteirichtung. Am vorsichtigsten sind die rechtsstehenden Blätter. Sie glauben nicht an eine folgende Spal­tung der Partei. Die Parteiblätter besprechen die Vorgänge innerhalb der Fraktion ebenfalls nach ihrer Stellungnahme. So­weit die Blätter den Standpunkt der Fraktionsmehrheit vertreten, finden sie scharfe Worte für das Verhalten Haases und seiner Ge­folgsmänner. Das Organ der Minderheit, der Vorwärts", spricht von einer Klärung, betont aber ausdrücklich, daß es an eine Spal­tung der Partei nicht glaube. Auch wir glauben nicht an eine Spaltung innerhalb der Partei. Wenn der Krieg zu Ende ist und die Parteigenoffen alle wieder mitraten und mittaten tönnen, iver­den sie auf dem kommenden Parteitag schon die richtigen Worte und Entschließungen finden. Mögen dann die, die sich nicht an Disziplin und Ordnung innerhalb der Parteigemeinschaft gewöhnen können, ruhig der Partei den Rücken fehren, an ihnen verliert eine Kampfgemeinschaft, wie die Sozialdemokratie eine ist, nichts. Rheinische Zeitung "( Köln ):

Die Gegner der Sozialdemokratie werden darüber ihre helle Freude empfinden. Mag sein, daß auch ihnen im Augenblick der Eindruck der Spaltung im Auslande unangenehm ist, weil aus dem Vorgang allzu leicht so etwas wie eine beginnende Bersetzung des deutschen Voltes gefolgert werden kann. An sich aber werden sie über die Spaltung frohloden, denn nun steht ihnen nicht mehr die einige geschlossene Sozialdemokratie gegenüber, die bis vor dem Kriege gewohnt war, mit der ganzen Wucht ihrer Stimmen an den parlamentarischen Abstimmungen mitzuwirken und dadurch oft wich­tige politische Entscheidungen herbeizuführen. Noch vor wenigen Beute soll nicht darüber gerechtet werden, ob sich diese Spaltung U- Bootleute eine vorzeitige und darum schädliche Erörterung der nicht hätte bermeiden lassen. Wir stehen vor der vollzogenen Tat­Kriegführung im Reichstage vornehmen wollten, genügte der Einfache und müssen sie anerkennen.. Wenn es aber schon schlimm ge= spruch der sozialdemokratischen Fraktionsmitglieder und der Hin- nug ist, daß eine fraftionelle Gemeinschaft der sozialdemokratischen weis auf die Folgen des beabsichtigten Vorgehens, um diese Absicht zu vereiteln.

zur Fraktionsspaltung. Tagen hat die Welt erfahren, was diefer Einfluß bedeutet. Als bie

III.

,, Norddeutsche Boltsstimme"( Bremerhaven ): Abgeordneten nicht mehr besteht und dadurch das Ansehen und der politische Einfluß der Partei bedenklich geschwächt wird: mit noch Jede Etatsbewilligung ist eine Vertrauenstund gebung für die Regierung, unbekümmert um die Erklä- Werden die bürgerlichen Parteien fich jetzt noch schreden laffen, größerer Sorge erfüllt uns das Schicksal der Arbeiterbewegung im rung, daß sie es nicht sein sol!! Derartige Erklärungen mögen wo die parlamentarische Vertretung der deutschen Arbeiterschaft in Bande draußen, die große Gefahr, daß die fressende Zwietracht nun das Gewissen jener salvieren, die es für nötig halten, sie abzugeben, einer Zeit, die zum engsten Zusammenschluß mahnt, auseinander- auch allenthalben in die Organisationen eindringen und mörderische nach außen hin aber verfehlen sie ihren Zweck. zufallen droht? Es ist ein unverantwortliches, ber- Bruderkämpfe entfachen könnte. In den Wahlkreisen der achtzehn Und wenn da nun unter Würdigung dieser Verhältnisse ein brecherisches Spiel, das die Haase und Genossen Abgeordneten ist dieser Streit schon entbrannt. Die Gesamtpartei Vertreter der Fraktionsminderheit es war der Genosse Haase- mit den Interessen der deutschen Arbeiterschaft muß zu der Spaltung selbstverständlich Stellung nehmen und die - diese bisher für selbstverständlich gehaltene Pflicht der Kritik aus- getrieben haben. Ihnen ist es zu danken, wenn Sonderbündelei verurteilen. Was aber dann, wenn sich, wie von übt, so mögen sich die Bürgerlichen darüber entrüsten Sozial- in den Massen Disziplin und Kameradschaftlich einer Reihe jener Wahlkreise bestimmt zu erwarten ist, die Mehr. demokraten aber sollten das Vorgehen angesichts unserer inner- keit, die größten Tugenden einer kämpfenden heit innerhalb der Organisationen auf die Seite der abtrünnigen politischen Lage verständlich finden, vor allem aber sich hüten, Ge- Partei, zum Gespött werden. Sie tragen die Ver- Abgeordneten stellt? Dann wird der bisher alles umfassende Ör nossen, die nur ihre Pflicht zu tun glauben, zu schmähen und sich antwortung dafür, wenn die Arbeiterorgani- ganisationsrahmen ohne weiteres gesprengt und die Trennung sich so zum Schrittmacher der bürgerlichen Parteien zu degradieren. sationen Deutschlands in der Zeit der größtenlauch in den einzelnen Orten, Wahlkreisen und Bezirksverbänden