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Nr. 96. 33. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 6. April 1916.

Aus der Partei.

Stellungnahme zur Fraktionsspaltung.

Der erweiterte Vorstand des Bezirks Nordwest, der den Bremer   und 4. hannoverschen Reichstagswahlfreis umfaßt, hielt in Bremen   eine Sißung ab, die sich mit der Fraktionsspaltung be­schäftigte. Es gelangte nachfolgende Resolution mit fünf gegen drei Stimmen zur Annahme:

Eine Frauenleiche im Reiseforb. Einödshofer die Musik schrieb, Frau Fantasie" nennt es fich. Jn der Gepäckabfertigung des Personenbahnhofes in Stettin   Frau Fantasie führt einen jungen Maler ins Reich der Farben. wurde Dienstagabend in einem von Berlin   als Reisegepäd dort an- Das ist der Vorwand für eine gewaltige Ballettentfaltung in gekommenen Reiseforbe die Leiche eines etwa 18 Jahre effekten, die ihren Höhepunkt erreicht, wenn am Kopfende des prächtigsten Kostümen, für eine Orgie in Farben und Beleuchtungs­alten Mädchens entdeckt. Es scheint ein Lustmord vor- Saales die Hagedornsche Wunderfontäne wie ein schillernder zuliegen. Geysir von Millionen bunter Eissteine aus der Erde bricht. Sowohl der sportliche Teil der Darbietungen als das Eis. balett verdienen in vollem Maße den Beifall, den sie fanden.

Zu dieser Angelegenheit wird noch mitgeteilt: Der Reiseforb ist am 16. März, 9 Uhr 39 Minuten, mit dem D- Bug in Stettin  angekommen. Er muß also in der sechsten Stunde von Berlin   ab= Der erweiterte Vorstand des Bezirks Nordtvest bedauert die Bildung der sogenannten Sozialdemokratischen Arbeitsgemein- und geöffnet wurde, weil er nicht abgeholt worden war, barg ein gegangen sein. Der Korb, der zwei kleine schwarze Schlösser trägt, schaft" aufs tiefste. Er erblickt in dem Vorgehen der 18 sozial­demokratischen Reichstagsabgeordneten eine Handlung, die geeignet schauerliches Geheimnis. Als man in Gegenwart des Kriminal­ift, die Einheit der Organisation zu gefährden. Im Interesse der kommissars Gennat  , den der Chef der hiesigen Kriminalpolizei, deutschen   Arbeiterschaft liegt es, daß jede Spaltung der sozial- Ober- Regierungsrat Hoppe, fofort nach Stettin   entsandte, den demokratischen Partei vermieden werden muß, weil sonst die Schlag- Deckel aufhob, sah man zunächst eine rot und weiß gemusterte Kraft der Partei gegen die Gegner des Proletariats an Macht Steppdede ausgebreitet. Darunter tam cine rote 1,20 Meter große Tischdecke mit goldgelben Arabesken und in allen Eden mit drei Nach den Beschlüffen der Parteitage, der bisher von Erfolg grünen Blattberzierungen zum Vorschein. Sie war um den Kopf gekrönten Taktik und Geschlossenheit der Partei, galt die Disziplin der Leiche gewickelt, und zwar mit einer starken, neuen, 7 Meter als das höchste Gesek. Von den 18 der Sozialdemokratischen Ar- langen Sisal- Hanfschnur, die 6 Fäden stark ist und einen Durch beitsgemeinschafi" angehörenden Abgeordneten wurde dieses Geschmesser von 5 Millimeter hat. auf das schnödeste verletzt. Als ein Akt der Tücke muß das Vor­

verliert.

Neuer Samariterkursus.

Die Kolonne Berlin   des Arbeiter- Samariterbundes hat die Winterkurse mit der Prüfung der Teilnehmer derselben abgeschlossen. Der prüfende Arzt Herr Dr. Moses fonnte allen 30 Prüflingen das Seugnis ausstellen, nunmehr als vollgültige Mitglieder der Kolonne, insbesondere aber für die Arbeiterschaft und die Allgemeinheit, tätig Teil der männlichen Mitglieder der Friedensarbeit entzogen ist, war zu sein, wo sich ihnen Gelegenheit dazu bietet. Obgleich der größte es der Leitung der Kolonne doch möglich, den Kursus dank der Mit­arbeit des Herrn Dr. Moses durchzuführen.

Der Zived diefer Surfe ist genügend bekannt. Sie sollen allen Arbeitern und Arbeiterinnen Gelegenheit bieten, ihr Wissen auf dem Gebiete der Bekämpfung der Gesundheitsschädigungen und Ver gehen des Genossen Haase am 24. März angesehen werden, weil Die Kleidung war der Toten unter dieser Tischdecke um den legungen zu bereichern. In einer Zeit, wo leider so viele Leben er in der Fraktionssihung hiervon teine Mitteilung gemacht hat Stopf gemidelt. Sie besteht aus einem gewöhnlichen Leinenhemd, und Gesundheit opfern müssen, haben die Zurüdgebliebenen die Pflicht, die Opfer des Schlachtfeldes der Industrie auf das und dies Vorgehen in einer späteren Gibung der Fraktion durch das anscheinend ziemlich lange getragen ist, einer blauen Reform geringste Maß zu beschränken. Strankheiten und Verlegungen zu eine Erklärung des Genossen Stolle als eine geheime Abmachung hose, einem blauen Rock, dessen Enden mit weiß- schwarzen Sammt- verhüten ist wichtiger, als sie zu heilen. Ist aber ein unglüc der 18 Genossen festgestellt wurde. blenden besetzt ist, die wiederum schwarze Lizen tragen, einer paistert, so ist es Pflicht jedes Menschen, helfend einzuspringen, bis dunkelblauen Alpakabluse, deren Nermel einfache blauschwarze, weitere ärztliche Hilfe beschafft werden kann. Dieser sozialen Pflicht gelbschwarze und rotschwarze Zwirnſtickereien zieren, einem darf sich niemand entziehen. Der Erkrankte hat ein Recht, diese schwarzen Astrachanmantel mit schwarzem Futter, der durch Ver- Nächstenhilfe vom Gesunden zu fordern. Dazu ist aber ein schnürung geschlossen wird, zwei Paar übereinandergezogenen genügendes an Samariterkenntnissen erforderlich, um die leider noch schwarzen Strümpfen, während Hut und Schuhe fehlen. Die Tote vielfach geübten Quacksalbereien und Bieltuerei zu unterlassen und unechten gelben Stein in der Mitte. Zur Gintvidelung der Leiche wahren. trug eine Brosche und eine längliche Schnallenagraffe mit einem den Verletzten oder Erkrankten vor weiteren Schädigungen zu be­waren außer der Bett- und Tischdecke Berliner   Zeitungen vom 12., 14. und 15. März benutzt worden.

Durch die Erklärungen der der Sozialdemokratischen Arbeits­gemeinschaft" nahestehenden Presse gilt als feststehend, daß die Absplitterung von der Fraktion als das Resultat vorher abgehal­tener Konferenzen anzusehen ist. Offen wird zugegeben, daß be­sondere Konferenzen stattgefunden haben; ja, daß jogar eine be­Organisationsstatut der Partei find Sonderorganisationen nicht sondere Organisation ins Leben gerufen worden ist. Nach dem zulässig. Mitglieder der Partei, die sich an Sonderorganisationen beteiligen, stellen sich außerhalb der Partei.

Angesichts dieser Lage fordert der Bezirksvorstand die Kreis­borstände des Bezirks auf, eine Zugehörigkeit von Parteimitglie dern zu Sonderorganisationen nicht zu dulden und gemäßt des Organisationsstatuts zu handeln, da sonst die Geschloffenheit der Organisation untergraben wird.

Der Bezirksvorstand stimmt den Beschlüssen des Parteiaus­schusses zu und erwartet, daß die Parteigenossen gemäß des Aufrufs des Parteivorstandes handeln."

Die Minorität der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Es haben sich noch einige Genossen gemeldet, welche erklären, daß sie auf den Boden der Erklärung Albrecht, Antric, Simon stehen. Im nachstehenden geben wir nochmals die Namen fämt­licher in Frage tommender Genossen bekannt: Albrecht, Antrid, Baudert, Brandes, Emmel, Erdmann, Edmund Fischer  , Fuchs, Hoch, Hofrichter, Hugel, Hüttmann, Jaedel, Beutert, Peirotes, Naute, Reißhaus, Ryffel, Schmidt- Meißen, Simon.

Gegen die neuen Steuern.

Das Breffebureau teilt mit: Die Cemnizer Bevölkerung nahm in einer gut besuchten öffentlichen Versammlung, für die feinerlei Beschränkungen seitens der Polizei bestanden, Stellung zu den neuen Steuervorlagen. Nach einem Referat des Reichstagsabg. Heinrich Schulz   Berlin   fegte eine lebhafte Distuifion ein, die in die Fraktionsspaltung in verurteilendem Sinne hinein spielte. Es wurde eine Resolution angenommen, in der zum Aus­druck kommt, daß die Vorlage für die arbeitende Bevölkerung un­annehmbar ist. Gefordert wird dagegen fräftige Ausgestaltung der Kriegsgewinnsteuer sowie der Erbschafts  - und Vermögenssteuer; in direkte Steuern sind abzulehnen.

Aus Groß- Berlin.

Eine kurze Freude.

16

Um die Nahrungsmittelgewinnung zu steigern, wird schon seit bem vorigen Jahr möglichst alles unausgenutzt daliegende Land zum Gemüse und Kartoffelbau herangezogen. In der Umgebung Berlins   ist der Kriegsausschuß der Groß­Berliner Laubenkolonien bemüht, sich das Recht der Benutzung solchen Landes zu verschaffen. Er gibt das Land dann in kleinen Stüden an Leute aus, die Luft haben, darauf Gemüse oder Kartoffeln für ihren Bedarf zu bauen. Für minderbemittelte Familien ist das eine erwünschte Hilfe, und man hat sich daher nicht in der Erwartung getäuscht, daß die Nachfrage nach diesen Landstücken rege sein würde. Der Ausschuß hat oft allerlei Schwierigkeiten zu überwinden, bis es ihm gelingt, die Eigen­tümer unbenutten Landes für seine Sache zu gewinnen, sich von ihnen das Benutzungsrecht übertragen zu lassen oder nötigenfalls es sich zu erzwingen.

Wie die Leichenschau ergab, handelt es sich um eine Person im Anfang der zwanziger Jahre. Sie ist kräftig gebaart, hat einen starken Busen und anscheinend blondes Haar. Kopf und Geficht waren über und über mit Blut besudelt und weisen hiebartige Ber­legungen auf, die anscheinend von einem Beil herrühren. Der linke Arm und beide Beine waren mit der Beiche durch die starke Hanfschnur zusammengezogen und so war die ganze Leiche wie ein Paket in den Korb hineingepackt worden.

den Borfizenden Gustab Dietrich, Berlin   NW 23, Klopstodſtr. 25. Wer beabsichtigt, an den Kursen teilzunehmen, wende fich an

Im Obdach des Berliner   Asylvereins nächtigten im Monat März im Männerasy! 7541 Personen, wovon 2700 badeten, im Frauen­ashl 2599 Personen, wovon 627 badeten. Arbeitsnachweis wird er­beten für Männer und Frauen Wieſenſtr. 55/59.

Ein mutmaßlicher Kindesmord wurde gestern in der Komman dantenstraße entdeckt. Auf dem Flur des Hauses 51 fand man um 9 Uhr vormittags die Leiche eines neugeborenen Knaben, die in eine gelbe Papiertüte gepadt war. Die Nachforschungen nach der Mutter wurden sofort eingeleitet.

Aus den Gemeinden.

Auf die Ermittelung des Mörders wind eine Belohnung von 1000 Mart ausgeseht. Entsprechende Belohnungen erhalten alle die­jenigen, die durch zweckmäßige Angaben zur Feststellung der Per­fönlichkeit der Toten beitragen, durch Erkennung der Kleidungs­stücke, der Schmucksachen usw. Alle diese Sachen wie auch den Storb wird Kriminalkommissar Gennat  , sobald heute in Stettin   die Obduktion stattgefunden hat, nach Berlin   bringen. Alle Mitberg eine neue Einrichtung getroffen. Von Stadt wegen wird an teilungen find an Ariminalkommissar Gennat im Simmer 48 des Polizeipräsidiums zu richten. Die Schnur ist ohne Zweifel eigens zu dem zwed, die Leiche zusammenzupacken, von dem Mörder an­geschafft worden.

Unterricht in der städtischen Säuglingsfürsorge. Auf dem Gebiete des Säuglingsschutzes hat die Stadt Schöne­eine Anzahl von Lehrerinnen der Bolts- und Fortbildungsschule von einer Aerztin, welche Spezialistin in der Kinderheilkunde ist, cin regelrechter Unterricht in Säuglingspflege erteilt. Die Lehrerinnen, welche sich hauptsächlich aus den Haushaltungslehrerinnen rekrutieren, sollen später im Anschluß an den Haushaltungsunterricht den Kindern Eine falsche Zigeunerin, die es im Schwindeln mit einer echten Unterricht in der Säuglingspflege geben. Der Kursus für die Lehre­gut aufnehmen kann, wurde gestern trotz ihres heftigen Einspruchs rinnen zerfällt in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der auf offener Straße festgenommen. Als Spigenhändlerin Frau Richter theoretische Teil, der auch durch Demonstrationen am lebenden Kinde aus Schlesien   besuchte seit längerer Zeit eine Frau, die sich trop erläutert wird, findet in der Fortbildungsschule statt. Der praktische ihres blonden Haares den Anschein einer Zigeunerin gab und alle Teil wird in der Entbindungsstation des Krankenhauses erteilt. deren Aeußerlichkeiten nachahmte, in verschiedenen Stadtvierteln auf werden. Der Unterricht soll zunächst 14 Stunden in Anspruch den Hintertreppen die Dienstmädchen in herrschaftlichen Wohnungen. nehmen. Er ist lediglich beschränkt auf die Säuglingspflege, und Sie bot mit guter Berechnung der Zeitverhältnisse jetzt besonders zwar auf die Pflege des gesunden Säuglings. Spitzen aus Serbien   und Bulgarien  ". Ihr ganzer Handel hatte

aber nur den Zweck, sich bei den Mädchen einzuführen. Ihnen Fürsorgestelle für Geschlechtskranke in Schöneberg. wahr zu sagen", oder sie von Krankheiten zu heilen", oder auch Die Schöneberger Stadtverordnetenversammlung hat sich in der den ungetreuen Bräutigam" zurüd zu bringen, war die Haupt- letzten Sigung mit der Einrichtung einer Beratungs- und Fürsorge abficht. Denn hierbei erbeutete fie an Geld, Kleidungsstüden und stelle für Geschlechtsfrante einverstanden erklärt. Die Stelle wird allen möglichen andern Sachen, die sie zum Besprechen" mitnahm, unter Beteiligung der Landesversicherungsanstalt Brandenburg und viel mehr als der ganze Handel einbringen konnte. Gestern nach der Ortskrankenkasse der Stadt Berlin   Schöneberg   eingerichtet mittag erkannte eine Betrogene die vermeintliche Zigeunerin in der werden. Sie soll der städtischen Deputation für Wohlfahrts­Leipziger Straße wieder und ließ sie festnehmen. Die Verhaftete pflege unterstellt und im Hause Belziger Straße 13 untergebracht amten zu folgen. Es half ihr aber alles nichts. Auf dem Polizei- frankheiten wird zunächst drei- bis viermal in der Woche Sprech sträubte sich unter einem großen Wortschwall hartnädig, dem Be- werden. Ein erfahrener Spezialist auf dem Gebiete der Geschlechts­präsidium wurde sie festgestellt als eine 42 Jahre alte Frau Wappler stunde in den Abendstunden abhalten. Dem Arzt zur Seite steht ist. Der Umgang mit ihrem Manne und der Berkehr in seinen berger Verhältnisse tennt. Die Beratungs- und Fürsorgestelle wird aus Lichterfelde  , eine Deutsche  , die mit einem Zigeuner verheiratet eine Fürsorgeschwester, welche die in Betracht kommenden Schöne Kreisen hatte ihr die Umwandlung in eine 8igeunerin sehr er sich nicht allein auf die Kriegsteilnehmer beschränken sondern allge leichtert. meiner Natur sein. In der Hauptsache wird ihre Tätigkeit analog der Arbeit der Tuberkulosenfürsorgestelle darin bestehen, die Ge schlechtskranken zu ermitteln, zu untersuchen und zu belehren und fie zu veranlassen, sich durch ihre Aerzte behandeln zu lassen. In einer sich auf Jahre erstredenden Kontrolle soll ein etwaiger Süd­fall so früh wie möglich erkannt werden. Man hofft gerade durch diese Arbeit trotz der sehr großen Schwierigkeiten, mit denen natur­gemäß zu rechnen ist, im Laufe der Zeit einen Erfolg erzielen zu fönnen. Selbstverständlich hat die freiwillige fommunale Arbeit auf diesem Gebiet mit den Maßnahmen der Sittenpolizei nicht das ge ringste zu tun.

Anmeldung von Ausländern.

Es wird erneut darauf hingewiesen, daß Angehörige neutraler und verbündeter Staaten beim Wechsel ihres Aufenthaltsortes fich sowohl bei ihrer Abreise wie bei ihrer Ankunft bei der Polizei behörde zu melden haben. Bei Nichtbefolgung dieser Vorschrift machen sich nicht nur die betreffenden Ausländer, sondern auch die­jenigen, bei denen sie wohnen, strafbar.

Es ist ihm recht geschehen!

150 Proz. Gemeinde- Einkommensteuer in Tempelhof  . Der legten Gemeindevertretersigung war der Haushaltsplan für 1916 vorgelegt. Daraus geht hervor, daß die Allgemeine Verwaltung einen Buschuß erfordert von 214 000 M., Volks- und Fortbildungsschulen bon 374 400 M., Höhere Schulen von 240 000 M., Armenverwaltung 67 000 M., Grundstücksverwaltung 60 000 M., Straßenunterhaltung und Straßenbeleuchtung 105 000 M., Straßenreinigung 71 700 m., Gärtnerei 44 000 M., Feuerlöschwesen 18 700 m. und Gemeinnüßige und wohltätige Einrichtungen von 17 700 M.

Die Steuerverwaltung bringt einen Ueberschuß von 1203 600 M., die Kreissteuer ist von 3534 Broz. auf 71% roz., also von 255 800 M.( i. 3.) auf 375 650 M. erhöht worden. Durch diese Mehrbelastung war eine Erhöhung des Steuersatzes Vorschläge auf Erhöhung der Gewerbesteuer( I. u. II. SL.), ber Hundesteuer, Felialsteuer und der Grundwertsteuer waren bereits in der Kommission abgelehnt.

Bei der Eile, mit der da manchmal vorgegangen und zuge­griffen werden muß, läßt sichs verstehen, daß auch Bersehen unter­laufen können. Durch ein solches wurde in Mahlsdorf  , wo der Ausschuß eine Landfläche auszuteilen begonnen hatte, einigen Familien eine bittere Enttäuschung bereitet. Sie hatten sich ge= Der 60jährige Arbeiter Wilhelm Gleich aus Nowawes   hatte fo meldet auf eine Zeitungsnachricht hin, daß beim Kriegsausschuß wohl auf der Hin- wie auf der Rückfahrt zwischen Potsdam   und der Groß- Berliner Laubenkolonien noch Land zu haben sei, und Nowawes   sich Belästigungen gegen Straßenbahnschaffnerinnen er­wurden in Mahlsdorf   an einen dort ansässigen Hofrat gewiesen, laubt und war sogar handgreiflich geworden. Gleich mußte sich nun der für den Ausschuß tätig ist. Aus den Verhandlungen mit ihm diefer Tage wegen tätlicher Beleidigung vor dem Schöffengericht vers gewannen sie die Ueberzeugung, daß sie da draußen auf dem ihnen antworten. Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten zu einer unentgeltlich überlassenen Land den ganzen Sommer hindurch in Woche Gefängnis, um ihn zum Bewußtsein zu bringen, daß die weib­Ruhe ihr bißchen Gemüse würden bauen können. Hoffnungsvoll liche Ehre der im Erwerbsleben hilfsweise tätigen Frauen vor den gingen fie an die Vorbereitungen, schafften Geräte an, gruben Budringlichkeiten und Kränkungen geschützt sei, zumal diese Frauen den Boden um, fauften Sämereien da trat plötzlich eine Wen- ihre im Felde stehenden Männer vertreten. dung ein, die ihnen mit einem Schlage die ganze Frende ver­nichtete. Am vorigen Sonntag erschien auf dem Land ein Herr, Die Eisarena im Admiralpalaft findet bei Eintritt größerer der ihrer Tätigkeit in sehr entschiedenem Ton sofortigen Einhalt Wärme erhöhten Zuspruch. Der Berliner   Eissportbetrieb hat nur gebot. Den erstaunten Leuten erklärte er, sie müßten das wenige Stätten. Holland   und Schweden   pflegten längst den Wett­Gelände berlassen, weil es inzwischen an einen bewerb im Schnellauf auf dem Eise, ehe er zu uns tam. Wien  , anderen Eigentümer übergegangen sei. Es soll bis München   und Hamburg   hatten prächtige Kunstlauffonkurrenzen, bon 115 Broz. auf 150 Pro 3. notwendig. dahin einer Terraingesellschaft gehört haben, bei der wohl das Geld ehe man in Berlin   daran dachte. Als vor ein paar Jahren hier knapp geworden war, so daß ein Verkauf nötig wurde. Der die Eispaläfte wie Pilze aus der Erde schossen, schien die Möglich­neue Eigentümer hatte sogleich selbständig über das Land ver- teit gegeben, daß Berlin   sich im Kunstlauf an die Spike feze.  fügt, das nun anderen Personen zur Benutzung für Zwede des Bankerott und Ernüchterung folgten. Da ist es zu begrüßen, daß Garten- und Aderbaues zugewiesen wurde. Den überraschten dem Kunstlauf in der Eisarena des Admiralpalastes eine Stätte Ansiedlern half es nichts, daß sie gegen diese Mitteilung ein- blieb, die nicht nur die Jahre, sondern auch die Jahreszeiten über­wendeten, das Benutzungsrecht sei doch dem Kriegsausschuß der dauert. Grazie, Kraft und Geschicklichkeit des menschlichen Körpers Groß- Berliner Laubenkolonien überlassen worden. Der Herr, feiern in feinem Sport höhere Triumphe als im Kunstlauf auf dem der die Räumung des Feldes forderte, schritt unverzüglich zur blanken Eise. Freilich muß man sich dabei die Erinnerungen an Besizergreifung. Noch ehe die Leute ihre werdende Ansiedlung das Heiratskontor auf der Rousseau- Insel im Tiergarten aus dem berlassen hatten, mußten sie sehen, wie bereits ein Pflug heran- Gedächtnis schlagen, wo der Eislauf Mittel und nicht Zweck ist. geschafft wurde. Als dann die Durchpflügung des Ackers beginnen Wer Herrn Fred v. d. Kelen im Sololaufen und Springen über eine follte, fonnten sie keinen Zweifel mehr haben, daß es hier, mit lange Reihe von Stühlen, Herrn Paul Kreckom im Kürlaufen und ihrer Kolonistenherrlichkeit vorbei war. Pironettendrehen sah, der wird zugestehen müssen, daß man den höchsten Energieaufwand nicht leicht mit mehr Grazie, wer die Kleine Dora, wer Margarete und Gertrud Ehrich, wer Frida Fischer und Erich Koch   im Paarlaufen und bei ihren Eistänzen sah, daß man die Grazie der Bewegung nicht mit mehr Schönheit der Form verbinden kann.

Bedauerlich ist, daß den Leuten, nachdem sie Mühe und auch Geld aufgewendet hatten, diese Enttäuschung widerfahren mußte. Hätte der Ausschuß nicht alle Vorsorge zu treffen gehabt, daß die Verjagung von dem Land, das er ihnen zugewiesen hatte, ihnen erspart blieb? Anscheinend hat er sich nicht genügend vergewissert, ob die Benutzung seinen Ansiedlern für den ganzen Sommer ge­fichert war.

Wems aber mehr aufs Schauen als aufs Werten ankommt, für den hat Leo Bartuschek ein Eisballett verfaßt, zu dem Julius

Der von

Unser Redner, Genosse Burgemeister bedauerte die Ab lehnung der Gewerbesteuer und der Grundwertsteuer. Er bat, die bierzu gemachten Vorschläge im mächsten Jahre zu berücksichtigen. Weiterhin stellte er den Antrag, die Mietebeihilfen anderweit zu regeln. Die Regelung der Mieteunterstüßung soll demnächst ver handelt werden; ebenso soll über den von der Gemeinde ein gerichteten Arbeitsnachweis näher berichtet werden; unsere Genossen beabsichtigen, Anträge auf Ausbau desselben zu stellen. unseren Genossen gestellte Antrag, die Steuern von den Steuer­pflichtigen mit einem Einkommen von unter 900 M. nicht zu er heben, wurde zurückgenommen. Es handelt sich durchweg um Steuerzahler, die in anderen Orten wohnen und dort höhere Ein­kommen haben. Auf Antrag des Genossen Müller wurde ein­stimmig beschlossen, den Schulkindern ein warmes Frühstück zu ver­abreichen. Weitere Anträge wurden gestellt zur Umsatzsteuer und zur Beschaffung von zweitstelligen Hypotheken, über die demnächst Borlagen unterbreitet werden sollen. Der Etat wurde einstimmig angenommen.

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