die englische Streichholzsteuer. London , 8. April. U.� Reuter berichtet: jMnlützlich des Entwurf» über die Streichholzbefteuerung ist mit Schwierigkeiten zu rechnen bei Einfuhrung dieser Steuer, da die Fabrikanten er- klärten, daß sie nicht in de: Lage wären, arbeiten zu können. Man hat eine Resolution angenommen, um alle Verkäufe und Bestellung gen einzustellen oher unmöglich zu machen. Seit dem 4. April haben die Fabrikanten kemerlei Geschäfte mehr abgeschlossen. das russische Suöget. Petersburg, 8. April. (W. T. B.) Meldung der Peters- burger Telegraphen-Agentur. Die Duma hat das Budget angenommen. Die ordentlichen und die außerordentlichen Ausgaben belaufen sich auf 3 646 584 377 Rubel, die ordent- lichen und die außerordentlichen Einnahmen auf 3 191 149 318 Rubel. Der Fehlbetrag soll durch eine Kreditoperation gedeckt werden.
politische Ueberflcht. Herr Oertel und die Neuorientierung. In der„Deutschen T a g e s z ei t u n g" vom Sonnabend- abend beschäftigt sich der Reichstagsabgeordnetc Oertel mit der Reichstagssitzung vom Tonnerstag. Er führt aus: «Die Reichstagsreden der Abgeordneten Hasse und Scheibe» mann weichen nur in der Beurteilung der Kriegsfragen, der Friedensverhandlungen und der Friedensziele voneinander ab, stimmen aber in den Fragen der inneren Politik nicht nur in der Sache, sondern auch im Tone überein. Ja, es schien beinahe so, als ob es Herrn Scheidemann darauf ankomme, den Führer der abge- splitterten Fraktion zu überbieten. Während dieser bisweilen den Maßvollen zu spielen versuchte, erging sich Schcidemann hier und da in Maßlosigkeiten, die an die Zeiten ermnern, als er durch seine Rede den Reichskanzler veranlaßte, den Sitzungssaal des Reichstags zu verlassen. Besonders zwei Fragen waren es, die den Führer der alten sozialdemokratischen Fraktion zu den schärfsten Angriffen gegen die Regierung veranlaßten, einmal die Frage der Abänderung des Vereinsgesetzes und dann die des preußischen Wahl- rechts.... Unsere Stellung zu dem erwarteten Entwürfe über die Ab- änderung des Vereinsgesetzes ist bekannt. Wir hegen gegen die von den Verbündeten Regierungen in Aussicht gestellten neuen Bestim- mungen tiesgehende sachliche Bedenken, insbesondere auch gegen die Fassung, die im Reichstage beschloffen worden ist. Ob diese Bedenken durch den Gesetzentwurf der Regierung beseitigt oder gemildert wer- den, bleibt abzuwarten. Jedenfalls stehen wir jetzt noch auf dem Standpunkt, den die Regierung früher eingenommen und eine Zeit- lang gewährt hat, daß die Erledigung der ganzen Angelegenheit während des Krieges weder nötig noch zweckmäßig sei. Roch schärfer behandelte der Abg. Scheidemann die Frage des preußischen Wahlrechts..." Oertel stellt nun die wesentlichsten Ausführungen Hasses und Scheidemanns gegenüber und bemerkt dazu: „Unsere Leser werden nicht erwarten, daß wir uns sachlich mit diesen kaum noch verhüllten Drohungen beschäftigen. Wir erwähnen sie nur, um zu zeigen, daß in den hauptsächlichsten innerpolitischen Fragen zwischen den beiden Richtungen innerhalb der Sazialdemo- kratic lein Unterschied der Anschauung, kein Unterschied des Tones obwaltet. Der Abgeordnete Scheidemann hat durch diese seine Aeuherung bewiesen, daß er und die Seinen die Men geblieben sind. Damit wird man allenthalben rechnen müssen, wenn man sich nicht verrechnen will."
Aus der nationalliberalen Partei. Ter Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei tritt am Sonntag, 21. Mai. �vormittagS 11 Uhr, in Berlin im Reichstags- gebäude zu einer Sitzung zusammen. Als Nachfolger Breithaupts ist zum Generalsekretär der Ratio- nalliberalen Partei Deutschlands der Chefredakteur Dr. Hugo vom„Hannoverschen Kurier" gewählt worden.
Rcchtseinheit zwischen Teutschland und Oesterreich-Ungarn. Tie Ständige Deputation des Deutstben Jurijteniages, der seit serner Begründung deutsche und österreichische Juristen umfaßt, tagte am Sonnabend in Berlin . Folgender Beschluß wurde an- genommen:
wieder in das schöne Lille hinein, ohne aber besonderen Schaden anzurichten. Ader das Platzen der Schrapnells, der unheimlich knatternde Ton, regt keinen sonderlich mehr auf. Man ist derlei längst gewohnt. Jetzt scheint auch unsere Front zu antworten. Schuß um Schuh, von hüben und drüben. Plötzlich laute Klingel- töne. Die Vorstellung beginnt gleich. Gegeben wird Jarnos lustige Operette„Das Mustkantenmädel" von einer Frankfurter Operettengesellfchaft... Ich gehe zum Nordbahnhof, um mir die neuesten deutschen Zat- tungen zu kaufen, denn dort liegen alle größeren Zeitungen unserer Heimat aus. Vor dem Bahnhof stehen groß« Menschengruppen, Flieger in Sicht, ein Schauspiel, das für den Franzosen einen de- sonderen Reiz zu haben scheint. Drei, vier, fünf, sechs... acht Flieger sind als kleine Pünktchen zu erkennen. Wie sie näher kommen, ballern unsere Abwehrkanonen loS! Immer vier, fünf, sechs Schüsse kurz hintereinander. Wenige Augenblicke später sieht man am Himmel die kleinen, weißen Schrapnellwölkchen, zwischen denen die feindlichen Flieger— anscheinend unbekümmert— hin- durchfliegeu. An allen Ecken und Kanten wird geschossen. Aber die Flieger baden sich zu hoch hinaufgeschraubt; sie verschwinden schließ» uch am tfirmanrent— wenn nicht dort unser kühner Jmmelmann lauert, den sie fürchten wie den Gottseibeiuns. Wer die Franzosen stehen immer noch und gestikulieren nach dem Himmel hinauf. ~'er°u6�dehnte Bummel durch Lilles Straßen macht müde, denn das Watter der Stadt ist nicht besonders schön. Wir sind das auS umeren Großstädten daheim denn doch etwas anders gewöhnt. Ich beschließe, zum„Feldgrauen" zu gehen, einer großen, in einem Saal eingerichteten drnichen Wirtschaft, dem Sammelpunkt aller durstigen Soldaten. Der Betrieb untersteht unserer Militärver- waltung. Hallo I Was für ein Betrieb ist das! Der große Saal ist gedrängt voller Soldaten; Kopf an Kopf sitzen sie da, die Wackeren, die sich von den Strapazen des unerbittlichen Dienstes ausruhen und sich an ernem schönen Glase deutscheu Bieres er- quicken. Mit vieler Mühe quetsche ich mich hindurch. Nirgends ist ein fteier Platz zu erspähen, aber auch nirgends! Ein Glas Bier will ich doch wenigsten» trinken, deshalb versuche icki . mich in die Nähe des TresenS zu wälzen. Wer vor dem Tresen steht eine dicht«, undurchdringliche Mauer auS lauter Feldgrauen. Diese Biauer ist nicht zu durchbrechen. Der dicke Kellner, auch ein Ka- merad, der mich sonst immer bedient, scbüttelt aus irgendeiner Ecke der verzweifelt sein Haupt. In den Händen trägt er ackt gefüllte �Benn ich nur einen davon hätte! Aber wir können nicht zueinander kommen! Und so gehe ich traurig wieder von bannen. Es ist zum Lachen: die baverische Regimentskapelle da oben auf dem Podium spielt, wie zum Hohne , dazu:„Weh, daß wir icheiden müssen!"... Also nach HauS, in die„Falle". Morgen früh geht'» wieder hinaus...
1. Die Ständige Deputation des Deutschen Juristeniage» ist der Ueberzeugung, daß, entsprechend der von allen Seiten als not- wendig erkannten Vertiefung des politischen Bündnisses zwischen Deutschland und Ocsterrcich-Ungarn und der erhofften Wirtschaft- lichen Annäherung, auch eine Vereinheitlichung des Rechtes in möglichst weitem Maße und großzügig geschaffen werden kann und muß. Getreu der geschichtlichen Vergangenheit des Juristentages beschließt sie, an diese Arbeit heranzutreten und sich zu diesem Zwecke sofort mit führenden Kreisen der ungarischen Juristen in Verbindung zu setzen. 2. Tie gesamte Vereinheitlichung ist zunächst in Augrisf zu nehmen für das gesamte Handels-, Wechsel- und Scheckrecht, das SchiffahriS-. Versicherungs- und Konkursrecht sowie den gewerb- lichen RechtSsckiutz. Im übrigen bedarf es zuvor einer genaueren Feststellung, wie weit auf dem Gebiete des bürgerlichen, des Straf. und Prozeßrechtes und darüber hinaus auf anderen Rechtsgebietcn eine Rechtsvereinheitlichung unter Berücksichtigung der Verschieden- heiten in den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen durch- sührbar ist._
Verordnung gegen Jugendliche. Der Rat und das Polizeiamt der Stadt Leipzig haben unterm 7. April ISIS«ine Verordnung erlassen, wonach Jugendliche beiderlei Geschlechts unter 18 Jahren, soweit sie nicht dem Heere oder der Flotte angehören. Wirtschaffen nicht besuchen dürfen, auch nicht Kaffechäuscr. Kondiwreien, Automatenrestaurants und Er- frischungöhallen. Der Besuch von Wirtschaften in Begleitung der Eltern, Erzieher oder deren Vertreter, sowie eine den Ilmständen nach sachlich notwendige Einkehr, insbesondere auf GeschäftÄvcgen, Reisen und Wanderungen, fällt nicht unter das Verbot, Untersagt ist den Jugendlichen ferner das Tabakrauchen und der Genutz von Kau- und Schnupftabak, der Genuß alkoholischer Getränke ohne Genehmigung der Eltern, Erzieher oder deren Vertreter und außer- falb der Wohnung nur in deren Beisein. Jugendliche dürfen solche Singspielhallen. Tingeltangel, sogenannte Spezialitätcnthcater, Varietes sowie solche Sing- und Sprechvorträge nicht be- suchen, bei denen ein höheres Interesse der Kunst und Wissenschaft nicht obwaltet. Lichtspielvorführungen dürfen nur dann von ihnen besucht werden, wenn diese als Jugendvorstellungen zugelassen sind. Wegen der Jugendvorstellungen ergeht besondere polizeiliche Be- kanntntachung. Verboten ist ihnen ferner das ziellose Auf- und Abgehen sowie nack» 10 Uhr abeilds der zwecklose Ausenthalt auf den Straßen, Plätzen, Wegen und in den Anlagen der Stadt. Zuwiderhand- lungcit werden mit Geldstrafe bis zu V0 M. oder mit Haff bis zu 11 Tagen bestraft. In Vervollständigung dieser Verordnung ist eine weitere Ver, ordnung erlassen, die den LichtspielbauSbesitzern vorschreibt, die ge- nehmigten Jugendworttelkungen an ihren Anschlägen deutlich kennt- lich zu machen und die nicht für die Jugend genehmigten als Vor- stellungen für Erwachsene zu be�ichnem. In Jugendvorstellungen sind den Geschlechtern getrennte Sitzplätze zuzuweisen und die Vor- stellungen spätestens abends 7 Uhr zu schließen. Die Anmeldung der Kaffee- und Teebestände. Berlin , 9. April. (W. T. B.) Ter Kriegsausschuß für Kaffee. Tee und deren Ersatzmittel, G. m. b. H., Berlin W., Bellevuestraße 14, Telegramm-Adresse für Kaffee: Kriegskaffee, Telegramm-Adresse für Tee: Kriegstce, teilt folgendes mit: Für Kaffee ist die telegrapbische Amneldepflicht auf den 11. April und für Tee auf den 12. April 1916 festgesetzt. Im Telegramm ist anzugeben 1. Bei Kaffee Anzahl der Ballen bzw. bei Tee Anzahl der Kisten, 2. Netto-Gewicht in Krlogramw. 3. Unverzollter DurchschnittseinstandspreiS. Um Tepeschenfehlcr zu vermeiden, sind Anzahl der Ballen bzw. der Kisten in Zahlen und Buchstaben aufzugeben. Ter Durch- schnittSpxeiS in Pfennigen per Kilogramm. Gesamtgewicht und Wert genügen in Zahlen. Der zur Anmeldung Verpflichtete hat seinen Namen voll aus- zuschreiben und genaue Adresse(Ort, Straße und Hausnummer) anzugeben. Da die drei Abteilungen Kaffee und Tee und Ersatzmittel streng getrennt voneinander arbeiten, Ist es nicht geitattet, Mit- teilungen über einen dieser Artikel in demselben Schriftstück«Tele- gramm, Brief, Postkarte) mit einem der beiden andern zusammen zu behandeln._ Förderung der Ziegenzucht. BerNit, 9. April. (28. T. B.) Da mit der Fortdauer der Milchknappheit im nächsten Winter gerechnet werden muß. ist es geboten, schon jetzt dafür Sorge zu tragen, daß sie durch m ö gl i ch st e V e r m e h r u st g des Bestandes an Milchziegen gelindert wird. Weite Kreise gerade der ärmeren Bevölkerung können in wirksamster Weise vor einer Milchnot durch die Haltung der verhältnismäßig wenig Futter beanspruchenden„Kuh des kleinen Mannes" bewahrt werden. Deshalb müssen die Ziegenzüchter die Mutterlämmer möglichst alle aufziehen. Um dies zu ermöglichen oder doch zu erleichtern, hat der Landwirtschaftsminister eine Reihe von Maßnahmen vorgesehen, die durch die Landwirtschasts- kammern in Zusammenarbeit mit den Ziegenzüchtervereinen zur Ausführung gelangen werden. Hierher gehören insbesondere die Gewährung von Aufzucht. Prämien für zweite und dritte Lämmer, die Vermittelung von Angebot und Nachfrage bei Ziegenlämmern, die Whaltung von Ziegenmärkten in den Kreisstädten, die Unterbringung von Ziegen auf Weiden (Genossenschafts-, Kreisweiden). Tie Landwirtschafts- kammern. denen hierfür Mittel zur Verfügung stehen, werden sich in Kürze mit entsprechenden Mitteilungen an die Ziegenzüchter wmiden. Da im übrigen mit hohen Preisen und guter Verkäuflich- keit der Mutterlämmer gerechnet werden kann, liegt es auch im eigensten Nutzen der Ziegenhalter und ist wirtschaftlich richtiger, das Verlangen nach Ziegenmilch zeitweilig zurückzustellen und mög- lichst viel Mutterlämmer durchzuhalten.
Tie Eisenbahnen zu Beginn der„Tommerzeit". Da auf den UebergangStag zur neuen Sommerzeit, den 39. April, nur 28 Stunden entfallen, sind dem Eisenbahnbetriep einige Schwierigkeiten bereitet, die am Sonnabend in einer Be- sprechung der Fahrpläne zu beheben waren. Dem„Berliner Lokal- anzeiger" wird berichtet, daß an der Besprechung die Vertreter sämt- licher Bundesstaaten, der Militäreisenbahndirektionen in Belgien und Russisch-Polen, ebenso Oefterreich-Ungarns teilnahmen. Die letzteren waren zugleich mit der Vertretung der Balkanstaaten be- auftragt. Für die Uebergangsnacht vom 30. April zum 1. Mai, in welcher die Stunde von 11—12 llhr ausfallen soll, wurde grund- sätzlich beschlossen, die Züge eine Stunde früher abfahren zu lassen, so daß sie am 1. Mai pünktlich nach der neuen Zeitrechnung ein- treffen.'Da hierbei die in der ausfallenden Stunde verkehrenden Züge berücksichtigt iverden müssen, so läßt sich der aufgestellte Grundsatz nickt überall durchführen. Es wird also auch Züge geben, die nur 30 bis 40 Minuten früher und auch solche, die fahrplan - mäßig abgehen. Diese würden dann(nach der vorgerückten Zeit) am Reiseziel mit Verspätung eintreffen. In Berlin wird diese UebergangSregelung am 30. April etwa 7 llbt abends in Kraft treten. Auch auf der S t a d l b a h n läßt sich schon deshalb die grundsätzliche Regelung nicht streng durchführen, weil auf den Fern- gleisen auch Vorortzüge verkehren, zwischen die ein» und aus- laufende Fernzüge eingeschoben werden müssen. Auch die An- schlüsse iverden in der Ucbergangszeit nicht überall gewahrt werden können.
Ein arbeiterfeindlicher Anschlag hinter patriotische« Schild. AuS Amsterdam schreibt man uns: Die reaktionären Parteien haben die durch die militärischen Maßnahmen der Regierung und die darüber schwebende Dunkelheit erregte Volksstimmung benutzen wollen, um der Reformpolitik der Lmken ei» Bein zu stellen. Nach Beendigung der Geheimsitzung der Zweiten Kammer und nach der iu der anschließenden öffentlichen Sitzung abgegebenen Regierungserklärung kam der Entwurf über d i e A l t e r s p e n s i o n e n auf die Tagesordnung. Er er- kennt allen bedürftigen Personen von 70 Jahren an eine Rente zu, die von der Gemeinde zu bewilligen ist. Ter Staat leistet zu diesem Zweck einen durchschnittlichen Beitrag von 17,50 Fl. für jeden nichr steuerpflichtigen oder schon rentcnbeziehenden 70 jährigen Bewohner- DaS Hauptmerkmal der in ihrer Wirksamkeit sicher sehr bescheidenen Reform, die die Arbeiterpartei zu verbeisern sich bemühen wird, ist das Fehlen derBeitragspslicht der UnterstützungSbercchtigtcn. Bevor die Kammer die Diskussion begann, beantragte der«christlich- historische" Führer Lohmann die Absetzung des Ent- wurfS von der Tagesordnung. Er berief sich hierbei auf den politischen Zustand, wie er sich aus der Regicrungs- erklärung ergebe. Unter den augenblicklichen Verhältnissen dürfe man die politischen Leidenschaften nicht aufpeitschen. Der unsaubere demagogische Streich erweckte auf der Linken, besonder« bei der Arbeiterpartei die stärlste Entrüstung. Die frühere reaktionäre Parlamentsmehrhcit hat nämlich ein aus der Beitrags- Pflicht der Versicherten aufgebautes Altersrentengesetz an- genommen, das von der Arbeiterschaft entschieden be- kämpft worden ist. Dieses schon im Aintsblatt publizierte Gesetz wurde— mit Ausnahme einiger UebergangSbestimmungen— vertagt und soll durch den neuen Entwurf ersetzt werden. Da in den Wahlen, die der Linken die Mehrheit brachten, die Frage der Alterspensionen eine wichtige Rolle gespielt hat, würde eine Durch- führung des alten Gesetzes tatsächlich den Willen der Wählerschaft mißachten. Tie» wollte nun die Rechte von den Linksparteien er- pressen, indem sie scheinheilig an diese appellierte, ja doch auf die Landesgefahr Rücksicht zu nehmen— ohne Scheu, just die Er- regung, zu deren Beruhigung die Regierungserklärung eben abgegeben worden war, von neuen anzufachen, da doch eine Preisgabe der Re- form durch die Linke dem Lande als eine Bestätigung der ernsten Gefahr und als eine Andeutung auf erschreckende Enthüllungen in der Geheimsitzung erschienen wäre. Wer die Reaktionäre mochten die Gelegenheit, aus der Panik politischen Profit zu ziehen, nicht vor- übergeben lassen. Ter Handstreich ist mißglückt. Nach einer Erklärung des Ministerpräsidenten, daß die Regierung nichts gegen die sofortige Behandlung des Entwurfs einzuwenden habe, wurde der Antrag Lohmanns mit S1 gegen 11 Stimmen verworfen. Die Linke stimmte geschlossen, ebenso die Rechte mit Ausnahme eines christlich-historischen Wilden. Der faule Burgfrieden ist also verhütet. Die nationale Verteidigung wird— wenigstens wenn sich die Lage nicht der- schlimmcrt— kein Hindernis für den nationalen Fortschritt sein.
Kriegsbekanntmachungen. Sendungen an deutsche Kriegsgefangene in der Schweiz . Für den Pvstverkehr mit den in der Schweiz untergebrachte» deutschen Kriegsgefangenen gelten die allgemeinen Bestimmungen für den Postverkehr mit den Ärregsgefangenen im Auslände, wie sie in den Schaltevräumen der Postanstalten aushängen. Tie Sendungen an die Gefangenen sollen die Bezeichinmg: „Kriegsgcfangcnensendung Schweiz" tragen.
Ms aller Veit. Kartoffelvcrbrauch und Einkomme«. In der ersten Hälfte des Jahres 1916 sind von mehreren deutschen Städten wie Berlin . Düsseldorf und Mannheim Umfragen über den durchschnittlichen täglichen Verbrauch von Kaitoffeln in verschiedenen Schichten der Bevölkerung angestellt worden. DaS Ergebnis dieser Statistik, die im Ministerialblatt für Medizinal- angelegenheiten veröffentlicht wurde, zeigt zweifellos, daß der Kartostelkomum mit steigendem Einkommen sinkt. Obere Beamte verzehrten 101 Gramm in Düsseldorf und 332 Gramm in Berlin , untere 796 und 531; gelernte Arbeiter aber schon 917 und 003. ungelernte Arbeiter 1182 Gramm und 606 Gramm. Auffallend ist der Unterschied zwischen Berlin und Düsseldorf in der Höbe de» Konsums. In Düsseldorf betrug der Durchschnittsverzehr 939, in Berlin nur 691 Gramm. Aehnlich waren die Verhältnisse in Mannheim und Stuttgart . Dort kamen 566. in Stuttgart nur 336 Gramm auf den Kopf. Ueberall verzehnen die Familien mit gutem Einkommen am wenigsten Kartoffeln._
Im Zeitatter der Reklame. In der„Neuen Züricher Zeitung" vom 28. Februar findet sich folgendes Inserat: Geburtö-A n zeige. Der Unterzeichnete bringt hiermit seinen Freunden, Bekannten und Unbekannten zur allgemeinen Kenntnis, daß er unterm heutigen Datum fein liebes Vaterland mit einem Mädchen und einem Knaben bereichert hat.' Das Mädchen, fein geistiges Kind, heißt Charlotte Cordah und ist mit Fr. 2,60 per Exemplar in jeder besseren Buchhandlung er- hältlich. Der Knabe, Karl Willy Fischer, sein leibliches Kind, ist un- verkäuflich. _ Theodor Fischer , Antiquar. Ter Sprung ins Parlament. Eine aufregende Szene spielte sich dieser Tage im englischen Parlament ab. Während einer Tagung des Unterhauses erhob sich plötzlich in der Fremdenloge ein Herr, schwang sich über die Brüstung, sprang aus die unterhalb der Loge befindliche Tribüne, kletterte auch hier über das Geländer und plumpste dann Millen in den Sitzungssaal hinein. Natürlich hielt alles den Mann für übergeschnappt; es stellte sich aber bald heraus, daß er geistig»nindestenS eben so gesund war wie jeder andere Engländer, der jetzt im Kriege ein gutes Geschäft machen möchte. Der kühne Springer stellte sich als... Offizier vor und erzählte, daß er einen besonders praktischen Helm erfunden habe und gern eine HcercSIieferung bekommen möchte. Da es ihm nicht möglich gewesen sei, in anderer Weise die allgemeine Auf- merksamkcit auf seine Person und seinen Helm zu lenken, habe er geglaubt, sich durch eine uilgcwöhiitiche Tat bemerkbar machen zu müssen._
Leicheufund in der Nähe von Chemnitz . Chemnitz , den 9. April. (T. 11) Wie die„Chemnitzer Neueste Nachrichten" melden, wurde beute morgen in einer Stratzengruben- schleuse in der Zschopauer Straße unweit des Wasserwerkes die Leiche eines etwa dreizehn- bis vierzehnjährigen Mädchens gefunden. Anscheinend liegt Lustmord vor. Ter Täter hatte dem Mädchen die Arme ausüben Rücken gebunden und die Leiche mittels eines Strickes in das Schleusenrohr geschoben, so daß nur die Schuhe und der Strohhut sichtbar waren.