Ms Groß-öerlin. Dörrgemüse. Die Stadt Berlin will Gemüse dörren. Zu diesem Zwecke sollen im Anschluß an die Gasanstalt in der Danziger Straße entsprechende Einrichtungen geschaffen werden. In einem von der Stadtverordnetenversammlung gewählten Ausschuß wurde dieser Tage das Projekt eingehender besprochen. Der Plan, Gemüse selbst zu dörren, ist in städtischen Kreisen schon lange erwogen worden, Er kam aber nicht zur Ausführung, weil auf diesem Gebiete fortgesetzt Neuerungen zur Verbesserung des Dörrverfahrens auftauchten. Das frühere Verfahren litt darunter, daß gedörrtes Gemüse bei seiner Verwendung viele Stunden vor dem Gebrauch ins Wasser gelegt werden mußte, sonst dauerte der Kochprozeß zu lange. Dem sei setzt abge- Holsen. Die neue Einrichtung, die schon Ende Juni fertig fein soll, soll der Vergeudung von Gemüse begegnen. Tat- fache ist, daß Gemüse zeitweilig sehr reichlich auf den Markt kommt, daß aber sehr oft viel Gemüse übrig bleibt und weil es sich nicht hält, fortgeworfen wird. Bedauerlich ist, daß deshalb im Vorjahre vor den Toren Berlins Spinat und anderes Gemüse verdorben ist und in manchen Fällen erit gar nicht von den Feldern abgeerntet wurde, weil der Absatz rucht groß genug gewesen sei. Bedauerlich ist auch die Tat- fache, daß nach den Darlegungen des Garten direktors der Stadt Berlin im Vorjahre mehrere hundert Morgen Hack- früchte erfroren seien, weil aus Mangel an Arbeitskräften nicht abgeerntet werden konnte. Wir möchten glauben, daß es in Berlin genug Leute gegeben hätte, die in ihrer freien Zeit gegen einen mäßigen Pachtpreis die Ernte für sich heim- gebracht hätten. Ein Bedenken, das bei der Einrichtung der Trockengemüscanstalt nicht unwichtig ist, ist die Frage, ob durch diese Einrichtung nicht eine Verteuerung des frischen Gemüses entstehen kann. Wenn die Gemüsezüchter wissen, daß sie ihr Gemüse unter allen Umständen los werden, besteht die Gefahr, daß sie auf hohe Preise halten werden. Und das wäre doch sehr bedauer- lich. Dem wurde entgegnet, daß nicht abgesetztes frisches Gemüse nur zu einem sehr geringen Preise erworben werden soll, der höchstens die knappen Herstellungskosten beträgt. In der Kriegszeit müsse man besonders auf diesen Umstand achten, und in großen Trockcnperioden, in denen frisches Gemüse knapp ist, lieber die Trocknungsanstalt geringer beschäftigen, um preisherabsetzend zu wirken. Nicht uninteressant waren die Darlegungen über die Art deS Gemüses von den Rieselfeldern Berlins . Es ist nicht zu leugnen, daß in manchen Kreisen der Bevölkerung ein gewiffeS Vorurteil gegen das Rieselfeldgemüse besteht. Es gibt Leute, die da meinen, das Gemüse von den Rieselfeldern„stinke aus dem Topf heraus". Im Ausschusse wurde dargelegt, daß dieses Vorurteil nicht berechtigt sei. Infolge der Ueber- düngung habe das Gemüse einen hohen Stickstoffgehalt; es sei des hohen Wassergehalts wegen auch leicht dem Verderben ausgesetzt, aber es habe einen hohen Nährgehalt. Der Anbau von Gemüse auf den Rieselfeldern ist ständig gesteigert worden und wird weiter steigen. Die Zahl der Pächter, die auf dem Rieselgelände Gemüse ziehen, nimmt zu. Ihnen dürste eö eine Hilfe sein, wenn sie für nicht abgesetztes Gemüse in der Gemüsetrocknungsanstalt eine Abnehmerin finden. Gleichzeitig wird dafür gesorgt, daß nichts umkommt und für den Winter als Dörrgemüse auf dem Martte erscheint. Zunächst ist nur an die vielen städtischen Anstalten gedacht, die als Käufer des Dörrgemüses in Frage kommen. Darüber hinaus soll Dörrgcmüse auch an Private abgegeben werden. Um eine ordnungsgemäße Verwendung des Dörrgemüses zu sichern, wurde allseitig gewünscht, Kochrezepte für die Ver- Wendung von Dörrgemüse im Haushalt herauszugeben. Es wurde betont, daß frisches Gemüse sowie auch Dörrgemüse im Arbeiterhaushalt noch nicht genügend verwendet würde. Dem wurde von unseren Genossen entgegnet, daß einmal Ge- müse noch inimcr hoch im Preise stehe, dann aber scheitere größere Verwendung von Gemüse in den Kreisen der minder- bemittelten Bevölkerung noch daran, daß es ohne Fleisch oder Fett nicht zubereitet werden könne. Fleisch stehe aber hoch im Preise und Fett sei kaum noch zu haben. Deshalb sei heute eine Gcmüsemahlzeit ein Gericht, das sich nur ein bestimmter Kreis leisten könne. Trotz aller Einwände herrschte aber über den Bau einer Trocknungsanstalt für Gemüse Einverständnis, weil alles getan werden muß, Nahrungsmittel vor dem Umkommen zu schützen, auch über den Krieg hinaus. Der Stadtverordnetenausfchuß stimmte daher der Magistratsvorlage zu und bewilligte die in Höhe von 250000 M. verlangten Mittel.
Bom Strastenbahn-Umsteigevcrkehr. Am Hochbahnhof.Warschauer Brücke" ist seit Jahren ein Umsteigeverkehr zwischen der Hochbahn und den Straßen- bahnen nach dem Viehhos und nach Lichtenberg eingerichtet. Wie viele Fahrgäste zwischen der Hochbahn und den der Stadt gehören- den Viehhof-Straßenbahnlinien ausgetauscht wurden, ersehen wir aus dem für die Betriebszeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1915 erst jetzt erschienenen Verwallungsbericht über die Straßenbahnen der Stadt. Mit Umsteigebilletts gingen von den Straßen- bahnen zur Hochbahn 389045 Personen, andererseits von der Hochbahn zu den Straßenbahnen 398 883 Personen. Früher war der Nmsteigeverkehr hier sehr viel stärker: er hat von Jahr zu Jahr weiter nachgelassen, so daß er in 1914/15 nicht mehr halb so groß war wie in 1919/11. Damals, wo die Straßenbahnen der Stadt von Norden und Nordosten her erst bis zur Warschauer Brücke reichten, kamen mit UmsteigebillettS von den Straßenbahnen zur Hochbahn 875 167 Personen, von der Hochbahn zu den Straßenbahnen 847 235 Personen. Nachdem bann die eine Linie im Januar 1911, die andere im Mai 1911 bis Görlitzer Bahn- Hof weitergeführt worden war, wurde es für einen Teil der Fahr- gäste überflüssig, noch UmsteigebillettS zu nehmen. Die weiteren Ber- längerungen der Straßenbahnen— im Dezember 1912 bis Hennannplatz, im Mai 1913 bis Behrenstraße— können den Umsteigeverkehr nicht mehr erheblich beeinflußt haben, so daß auZ ihnen allein die nach 1911 sich durch alle folgenden Jahre fortsetzende Minderung der umgestiegenen Personen nicht verständlich wird. Be- achtenswert, wie dieser Rückgang, ist auch die Jahr für Jahr be- obachtete Ungleichheit zwischen dem Verkehr von der Hochbahn zu den Straßenbahnen und dem von den Straßenbahnen zur Hoch- bahn. In 1914/15 kamen, wie schon angegeben, von den Straßen- bahnen 389 945 Personen, aber von der Hochbahn nur 398 886 Personen. Die Ungleichheit hat sich nicht nur Jahr für Jahr wiederholt, sondern ist auch von Jahr zu Jahr stärker geworden. Wenn in 1919/11 von den Straßenbuhnen 875 167 Personen, von der Hochbahn 847 265 Personen kamen, so bedeutete da§ fast noch Gleichheit. Gegenüber je 199 zur Hochbahn übergehenden Personen war die Zahl der zu den Straßenbahnen übergehenden in 1019/11«och 07. ab« i» 1014/15 nur«och 81,
Müssen wir«r» diese Verschickung zum Teil daraus erklären, daß e« sich angenehmer von den Straßenbahnen auf die Hochbahn als von der Hochbahn auf die Straßenbahnen um- steigen läßt? Wer von den Straßenbahnen kommt, betritt sofort den schützenden Hochbahnhof, steigt in den zur Ab- fahrt bereit stehenden Zug ein und hat hier auf der Anfangsstation keinen Platzkampf nötig. Wer dagegen von der Hochbahn kommt, wartet auf offener Straße, hat dann bei der Ankunft des Straßenbahnwagens mit soundsovielen Mitbewerbern um einen Platz zu kämpfen und wird schließlich wegen Ueberfüllung deS Wagens gar nicht mitgenommen. Nach noch- maligem Warten kann er beim nächsten Wagen dasselbe Vergnügen haben, falls er nicht vorzieht, mit seinem bezahlten Umsteigebillett nach Hause zu laufen. Leute, denen eS öfter so ergangen ist, ver- zichten bei starkem Verkehr wohl von vornherein auf Entnahme eines UmsteigebillettS und setzen von der Hochbahn auS sogleich den Weg zu Fuß fort._ Eine Erhöhung deS OmnibuS-FahrPreiseS ist geplant. In der gestern stattgefundenen Generalversammlung der All- gemeinen Berliner Omnibusgesellschaft erklärte der Direktor Kaufmann: .Wenn daS abgelaufene Geschäftsjahr schon einen Verlust ge- bracht hat, der mit rund 788 999 M. ausgewiesen wird, so ist zu befürchten, daß dieser sich im Jahre 1916 noch sehr erheblich höber stellen wird. In den beiden Monaten Januar und Februar d. I. zusammen überstiegen die Ausgaben die Einnahmen bereits um etwa 899 999 M. Die Ursachen liegen vornehmlich in der Futlerteuerung, der 5kriegSfürsorge für die Angehörigen der im Felde stehenden Angestellten und der Unmöglichkeit, die all« gemeinen Unkosten im Verhältnis zu der Einschränkung deS Betriebes zu vermindern. Wenn sie die Kriegs- sürsorge freiwillig, die übrigen Lasten gezwungen auf sich nimmt, so ist die Verwaltung fich doch klar, daß dies auf die Dauer ohne eine Erhöhung des Tarifes nicht möglich ist. Die Tatsache, daß der Pferdebetrieb im Jahre 1913 über 194 Millionen und in den Kriegsjahren 1914 und 1915 99 Millionen und 79 Millionen Fahrgäste beförderte, beweist, daß der Pferdebetrieb noch auf Zeiten hinaus ein Bedürfnis im Erwerbsleben ist. Die Allgemeine Berliner OmnibuS-Gesellschast hat schon Schritte für eine Tariferhöhung getan, die jedoch bei ihr nicht eher in Frage kommt, ohne daß die anderen Verkehrsmittel Berlins gleiches tun." Ein Verkehrsinstitut sucht immer das andere zu stützen, auch in der Tarifpolitik. Es ist bekannt, daß die Große Berliner Straßenbahn mit ihrer Tariferhöhung vorläufig ab- gefallen ist und sich nun bemüht, die Allgemeine Omnibus- Gesellschaft vor„ihren Wagen zu spannen" zumal die Große Inhaberin von Aktien der Omnibusgesellschaft ist.
Mehr Gewissenhaftigkeit bei Trauernachrichte«. Uns wird geschrieben: Ich komme in das Grünkramgeschäftz wo ich einkaufe, und finde die Frau, deren Mann im Felde steht, völlig aufgelöst an. Lange dauertS, bis sie auf meine teilnehmende Frage antworten kann. Endlich kommt eS schluchzend heraus: .Mein Mann soll gefallen sein." .Soll? Von wem haben Sie denn die Nachricht, Frau Lehmann?" .ES Hat'S ihr jemand gesagt," mischt fich die Nachbarin ein, fi« weiß jar nichts Genaues". »Das ist doch unverantwortlich." platze ich zornig loS,.wer streut denn so waS aus, wenn er selbst nicht» weiß, daS ist doch gewissenlos. Weiß nicht wie, wo, wann und tratscht und macht alleinstehende Frauen unglücklich I' Die Nachbarin stimmt mir bei. Unserem Zureden gelingt eS auch nach geraumer Zeit, die Frau einigermaßen zu beruhigen. Aber verurteilenSwert bleibt eS immer, so folgenschwere Nachrichten zu verbreiten, ohne daß man iiber positive Unterlagen verfügt. ES ist eine unangenehme und peinliche Sache, eine Trauerbotschaft zu überbringen, selbst wenn man Bestimmte» weiß, wieviel mehr erst, wenn e« nur vage Gerüchte sind. ElwaS mehr Zurückhaltung also in solchen Fragen, Unglücksbotschaften kommen immer noch zu früh für den, den es betrifft!__ Opfer der Strahenbahu. Ein tödlicher Straßenunfall hat sich am Sonntagnachmittag in der Landsberger Allee ereignet. Dort wollte gegen 1li6 Uhr die 13jShrige Ella Bantz unmittelbar vor einem in der Richtung nach dem Stadtinnern fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 64 das Gleis überschreiten. Der Führer versuchte zwar mit aller Kraft, den Wagen zum Stehen zu bringen, das gelang ihm aber bei der kurzen Entfernung nicht mehr rechtzeitig. DaS Mädchen wurde vom Waggon erfaßt, umgestoßen und unter dem vorderen Schutzrahmen eingeklemmt. Als der Wagen mittels mitgeführter Winden hoch- gehoben wurde, konnte die Schülerin leider nur noch tot hervor- geholt werden. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Ein zweiter schwerer Unfall hat sich am Sonntagabend gegen VF Uhr am Kaiserdamm zugetragen. Dort wollte an der Ecke der Königin-Elisabeth-Straße der Ikjährige HanS Kapritzki einen Wagen der Linie U während der Fahrt besteigen. Beim Aufspringen glitt er jedoch ab, kam zu Fall und geriet mit dem rechten Fuß unter den Beiwagen, wobei ihm der Fuß oberhalb deS Knöchels abgetrennt wurde. Der Verunglückte fand im Krankenhause Westend Aufnahme._ Ein schwerer Zusammenstoß dreier Straßenbahnwagen er- eignere fich gestern nachmittag in der Kömgstratze, Ecke Jüdenstraße. Sin Wagen der Linie 59 kam aus der Jüdenstraße und bog in die Königstratze ein. Durch schnelles Befahren der Kurve entgleiste der Anhänger. Dieser wurde gegen den in gleicher Richtung(Weißen- see) fahrenden Triebwagen der Linie 62 und dann gegen den aus entgegengesetzter Rührung kommenden Motorwagen der Linie 17 geschleudert. Personen wurden bei diesem dreifachen Zusammen- stoß nicht verletzt; zwei Personen wollen Nervenchok erlitte» haben. Der Materialschaden war beträchtlich. Der Tatort deS grauenhaften Frauenmordes, der acht Tage lang die Oeffentlichkeit beschäftigte, wie seit langen Jahren kein Verbrechen mehr, wurde gestern nachmittag um 1 Uhr von dem SntersuchungS- richter, Landrichter Dr. Mode und dem Ersten StaatSanwlt Dr. Weiß- mann besichtigt. Zugezogen wurden auch die Kriminalkonunisiare Gennat und Dr. Textor. ES hat auch die Abficht bestanden, zu der Besichtigung die beiden Mörderinnen auS der Untersuchungshaft vor- zuführen. Dementsprechend hatte die Polizei ihre Vorkehrungen ge- troffen. Zwei berittene Beamte und ein größeres Aufgebot von Schutzmännern zu Fuß vom 12. Revier sorgten für die erforderlichen Absperrungen. Im letzten Augenblick aber verzichteten UntersuchungS- richter und Staatsanwalt auf die Vorführung, weil sie angesichts der vollständigen Aufklärung des Verbrechens nicht notwendig er- scheint. Mit der Besichtigung sollte lediglich noch der Forderung der Strafprozeßordnung genügt werden. Sobald Kriminalbeamte die Rollvorhänge an dem Friseur- und dem Zigarrenladen in die Höhe brachten, sammelte sich eine große Menge Menschen an. Emen unheimlichen Fund machte man gestern auf dem Schlefischen Bahnhof. Bei einer Durchsicht deS Gepäcks an der Fundsammel- stelle stieß man auf ein Paket, das schon am 26. Dezember vorigen Jahres abgegeben worden ist. SS bestand auS einem Doppelkarton, « de» i» em rote» weiß gestreiste« Handtuch eingewickelt die Seich«
eine»«eugckorenen Kinde» lag. Die kleine Leiche war schon so stark verwest, daß das Geschlecht deS Kindes nicht mehr festgestellt werden konnte. Ein«euer Raubüberfall wurde gestern mittag auf die Schaut. Wirtsfrau Rieck aus der Posen er Str. 59 verübt. Als sie gegen 12� Uhr allein im Schanklokal war, kamen zwei Rahfohrer herem. Ter größere von ihnen stürzte sich auf die ahnungslose Frau, packte sie am Halse, drängte sie in den hinter dem Laden. gelegenen Flur und schloß die Tür ab. Unterdessen riß der Kleinere die Laden- lasse heraus und beraubte sie ihres � Inhalts von 7 Mark, woräuf beide erligst den Laden verließen und auf ihren Rädern die Flucht ergriffen. Die Ueberfallene kann die Räuber nicht näher be- schreiben und nur angeben, daß sie beide Radfahreranzüge und Rucksäcke trugen. Tie Kriminalpolizei traf sofort alle Matznahmen zur Ergreifung der Entkommenen. Wer um diese.Zeit zwei Rad- fahrer in scharfem Tempo w der Prffener Straße gesehen hat, wird ersucht, der Kriminalpolizei davon Mitteilung zu machen. Auf die Festnahme der dreisten Räuber ist eine Belohnung von 199 Mark ausgesetzt. _ Selbstmord einer Bierzehnjährigen? Die 14 Jahre alte Schülerin Mathilde Apitz aus der Görlitzer Str.- 69, deren Mutter den ganzen Tag in der Fabrik arbeitet, zerschlug ver- gangenen Sonnabend beim Aufräumen eine kleine weiße Schüssel. Eilte Nachbarin, der sie ihr Mißgeschick klagte, gab ihr 39 Pf. Sie sollte rasch eine Neue Schüssel holen, damit die Mutter nichts merke, ging auch weg, kehrte aber nach einiger Zeit zurück und sagte jetzt zu einem Kirch auf dem Hofe, so eine Schüssel kostet 45 Pf. und sie müsse darum noch zu Jandovf gehen. Darauf ging sie um 4 Uhr nachmittags wieder weg und kehrte nicht mehr zurück. Sie hatte außer den 39 Pf. noch ein« Mark von der Mütter bei sich, die ihr für unvorhergesehene Ausgaben dienen sollte. Auch- zwei Brot- karten nahm sie mit. Abends um 9 Uhr hörten zwei Damen auf der Oberbaum brücke am Gröbenufer Hilferufe, sähen aber nichts mehr. Am Ufer fanden sie ein Jackett, das jetzt als das Eigentum des vermißten Mädchens erkannt wurde. Ob dieses selbst ins Wasser gegangen ist oder einen Selbstmord nur hat vortäuschen wollen, steht noch nicht fest. Di« Leiche ist noch nicht gefunden. Das Mädchen ist etwas über einen Meter groß und verwachsen, hat braunes 89 Zentimeter langes Haar und trug einen wollenen Rock mit Trägern, schwarze Knöpfstiefel und keine Kopfbedeckung. Die Wäsche ist bl. A. gezeichnet. GeschäftSstatistik der Arbeitslosenfürsorge der Stadt Berlin für die Woche vom 27. März bis 2. April 1916. Bei den 23 städtischen Geschäftsstellen sind 258 Gesuche ein« gegangen; eS wurden abgelehnt 61. an die LandeSverficherungsansialt Berlin verwiesen 11, bewilligt 247, ausgeschieden auS der Unter- siützung(überwiegend wegen Wiedereintritts in Arbeit und Erwerb) sind 134 Personen, 189 männliche und 976 weibliche Personen be- z ogen Unterstützung im Gesamtbeträge von 12 997, daven je 4 M. 2873 Personen, je 5 M. 283 Personen. Bon der Stadt wurden an 487 Mitglieder von 16 Arbeiter» und Lngestelltenorganisationen, die selbst satzunoSgemäß Unterstützung gewähren, Zuschläge tm Gesamtbeträge von 1792,89 M. gezahlt. Hiervon trafen auf die freien Gewerkschaften 445 Mitglieder mit 1569.85 M.(und zwar Metallarbeiter 333 M., Holzarbeiter 179,95 M. usw.). Die Landesversicherungsanstalt Berlin hat von 22 141 bei ihr überhaupt bis 1. April 1916«ingegangenen, teils von den städtischen UnterstützungSkommiisionen ihr überwiesenen, teils Vörden Organisierten ihr eingereichten Gesuchen 15 383 genehmigt. Gegen- über der Vorwoche sind hinzugekommen 19 Personen. Die„Gesellschaft für deutsche Erziehung»,«ud Schulgeschichte", die Herausgeberin der„dlouumsnt» Grerrnaniae Paedagogica.", der.Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und de? Unterrichts" und des„Historisch-pädagogifchen LiteraturberichtZ", hat jüngst in einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen, m eine enge Arbeitsgememschaft mit dem von der.Jubiläums- stiftung für Er'giehung uwd UnterSicht' zu Berlin begründeten.Ze«tralinstitut" zu treten. Auf Grund eines nunmehr mit, d.ex.JübilSumssiiflung" abgeschlossenen Vertrage» wird die.Gesellschaft' innerhalb dernerschiedenarligen Einrichtungen deS.Zentralinstituts' die historisch-pädagogische Wissenschaft ver- treten; sie verlegte ihre Arbeitsräume und innere Geschäftsstelle am 17. April in daS dem.Zentralinstitut' überwiesene Gebäude Berlin-Schöneberg. Grunewald st r. 6/7, und stellt sich dort mit allen ihren Einrichtungen und Sammlungen der Forschung auf dem Gebiete der Erziehungs- und Schulgeschichte zur Verfügung. Aufhebung von BetriebScinschränkuugen bei der Große« Berliner Straßenbahn. Von Dienstag, den 18. d. M. ab wird die Linie B wieder in Betrieb genommen. Sie verkehrt Werktag» in der Zeit von 7.5 Uhr bis 3.5 Ubr ab Steglitz und 7.47 bis 8.47 ab Lmk- straße, Sonntags von 12.25 bi» 11.25 ab Steglitz und 1.7 bis 12.7 ab Linkstraße. Der Abend« und Spätverkehr wird weiter durch die Linie K bedient. . Die Linie e Nollendorfplatz bis Halenfee-Ringbahnhof wird von sofort ab, die Linie 9E Gotzlowslystraße bi» Spittelmarft vom Osterheiligabend ab wieder nach Bedarf verkehren, und aus den Linien 82 und 99 wird vom Osterheiligabend ab wieder der 15-Minu<enbetrieb an Stelle des jetzigen 29-Minutenabstandes ein- gerichtet werden.
/ius öen Gememöen. Keine neue Kommuualwählerliste für Charlottenburg . Der Charlottenburger Magistrat hat die Stadtverordneten er- sucht, zuzustimmen, daß von der Ausstellung und Auslegung der Ge- meindewählerliste im Jahr« 1916 Abstand genommen wird. Für etwa vorzunehmende Ersatzwahlen zur Stadtverordnetenversammlung soll die Gememdewählerliste des Jahres 1914 maßgebend ffein. Für da» laufende Jahr werden voraussichtlich nur' einige Ersatzwahlen vorzunehmen sein.__
Aus der Steglitzer Gemeindevertretung. Nach Einführung der neugewählten Gemeindeverordnelen wurde als SitzungStag der Gemeindevertretung der erste Freitag im Monat wieder bestimmt. Der Ausbau de» Hauptvorflutgraben« in Klein- Ziethen hat statt der veranschlagten 9999 M. 23 999 M. gekostet. WaS der Leiter des Tiefbauamtes durch unvorhergesehene Schwierigkeiten, die in der Bodenbeschaffenheit deS betr. Geländes begründet feien, zu rechtfertigen suchte. ES wurde getadelt, daß der Gemeinde- Vertretung nicht rechtzeitig eine entsprechende Vorlage gemacht worden sei. Die Nachbewilligung erfolgte, nachdem der Gemeinde- Vorsteher sein Bedauern ausgesprochen und Berücksichtigung der ge« äußerten Wünsche zugesagt hatte. Auch bei den geforderten Schluß- nachbewilligungen für da» Etatsjahr 1914 wurde von verschiedenen Seiten gerügt, daß die einzelnen Verwaltungen sich nicht an die Etatsfätze halten. Die geforderten 72211,25 M. wurden schließlich bewilligt.— In geheimer Sitzung wurde die Aufnahme einer An- leihe in Höbe von 3'/-, Millionen beschlosien und der Er- höhung der ServiSgeldcr während des Krieges um 59 Pf. pro Mann und Tag zugestimmt._ 170 Prozent Gemeiudeeiukommeusteuer in Friedrichshage«. In der letzten Sitzung der Gemeindevertretung wurde der Etat für da» Jahr 1916 beraten, vor Eintritt in die Beratung wurde ein Protest des Bürgervereins gegen die staltgefundenen Gemeinde« verteterwahlen verhandelt. Nach diesem Protest sollen die Wähler- listen nicht auSgelegen refp. falsche Wählerlisten al» Grundlage der Wahl gedient haben; ferner soll ein Beamter der Gemeinde Wahl- beeinflussunaen ausgeführt und der Bürgermetster in die Wahl- Handlung«sgegiijje» habe«. Nach Prüfung de» Sachlage wurde»