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Nr. 113.- 33. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplatz , Nr. 151 90-151 97.

Meldung des Großen Hauptquartiers. I

Amtlich.

Großes Hauptquartier, den 23. April 1916.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplaz.

Unsere neugewonnenen Gräben an der Straße Langemard- pern mußten infolge hohen Grundwassers, das einen Ausbau unmöglich machte, geräumt werden. Gegen Morgen wurde südlich St. Elvi cin englischer Handgranatenangriff abgeschlagen.

Englische Patrouillen, die nachh stärkerem Vorberci­tungsfeuer nachts gegen unsere Linien beiderseits der Straße Bapaume- Albert vorgingen, wurden zurück­gewiesen.

Bei Trach- le- Bal mislang ein feindlicher Gasangriff; die Gaswolke schlug in die französische Stellung zurüd. Links der Maas wurden südöstlich von Hau court und westlich der Höhe Toter Mann" feindliche Gräben genommen. Rechts des Flusses, in der Woevre­Ebene und auf den Höhen bei Combres blieb die Gefechts. tätigkeit auf andauernd sehr lebhafte Artilleriekämpfe bc­schränkt.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Südlich des Narocz- Sees endete ein russischer An­griff in ctwa Bataillonsstärke verlustreich an unserem Hindernis.

Sonst außer stellenweise auffrischendem Artilleric­feuer und einigen Patrouillenkämpfen keine besonderen Ereignisse.

Balkan - Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 24. April 1916.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Faft allgemein herrschte auf der Front lebhaftere Feuertätigkeit als in den letzten Tagen.

An mehreren Stellen fanden erfolgreiche deutsche Pa­trouillenunternehmungen statt. Südlich von St. Eloi wurden englische Abteilungen durch Feuer abgewiesen.

Im Maasgebiet wurden gestern fleinere französische Handgranatenangriffe gegen unsere Waldstellungen nord­östlich von Avocourt zurückgeschlagen. Ebenso scheiterten nachts schwächliche Vorstöße des Gegners östlich von Toter Mann". Ein stärkerer Angriff brach in der Gegend des Gehöftes Thiaumont vor unseren Linien völlig zu­sammen.

Ein englischer Doppeldecker wurde im Luftkampf östlich von Arras außer Gefecht gesezt; die Insassen, Offi. ziere, find gefangen genommen.

Der französische Tagesbericht.

Dienstag, den 25. April 1916.

Deftlicher und Balkan - Kriegsschauplak. Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung.

Luftangriff auf eine russische Flugstation. Amtlich. Berlin , 23. April 1916.( 2. T. B.) Ein Geschwader von zehn deutschen Flugzeugen hat am 22. April die russische Flugstation Papenholm auf der Insel Oesel angegriffen und mit 45 Bomben belegt, wobei sehr gute Wirkung beobachtet wurde. Ein russi­sches Flugzeug wurde zur Landung gezwungen. Alle deutschen Flugzeuge sind trotz heftigster Beschießung un­versehrt zurückgekehrt.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

*

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 23. April. ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut­bart, 23. April:

Russischer und südöstlicher Kriegsschauplat. Nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Gegen den Südwestrand der Hochfläche von Doberdo hat ein feindlicher Angriff eingesetzt; sonst beschränkte sich die Ge­fechtstätigkeit an der Küstenländischen und Kärntner Front auf örtliche Artilleriekämpfc..

Am Col di Lana haben unsere. Truppen den Stüßpunkt auf bem Grat nordwestlich des Gipfels wieder bescht und gegen einen feindlichen Angriff behauptet. Der Gipfel selbst steht unter fräftigem Feuer unserer Artillerie. Auch im Sugana­abschnitt und bei Niva fanden lebhafte Geschüskämpfe statt.,

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

*

Wien , 24. April 1916.( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart:

Russischer Kriegsschauplak.

Die Gefechtstätigkeit war gestern an der ganzen Front wesentlich schwächer als gewöhnlich. Eine Mine, die der Feind östlich von Dobronous sprengte, richtete nur in den russischen Gräben Schaden an.

Italienischer Kriegsschauplas.

Die Kämpfe am Südwestrand der Hochfläche von Doberdo dauern fort. Mehrere durch Bersaglieri geführte Angriffe brachen in unserem Feuer zusammen. Am Col di Lana schlug die tapfere Vesagung des Gratstükpunktcs fünf feindliche An­griffe blutig ab.

Ruhe.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

barten Gebäude sah man einen Brand ausbrechen. Die Eisenbahn­verbindung wurde unterbrochen. Von der übrigen Front ist nichts zu melden.

Orientarmee: Zur Vergeltung für eine Streife feindlicher Flieger auf Dörfer an der griechischen Grenze hat einer unserer Flieger vier Bomben auf die Stadt Sofia abgeworfen. Belgischer Bericht: Von der belgischen Front ist nichts Besonderes zu melden.

Paris , 23. April. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonnabend nachmittag. In Belgien beschoß Artillerie leb- Flugwesen: Eines unserer Kampfgeschwader hat auf feind­haft den Abschnitt östlich von der Straße Ypern- Bilfem während liche Lager bei Azannes und bei Villers- les- Mangiennes nordöstlich eines Kampfes, in den englische Truppen an dieser Stelle verwickelt von Verdun 20 Bomben abgeworfen. waren. Westlich von der Maas griff der Feind nach heftiger Ar­tillerievorbereitung im Laufe der Nacht die Stellungen auf den Nord­hängen des Toten Mannes" an. Die Deutschen , denen es ge­glüdt war, in unserer ersten Linie Fuß zu fassen, wurden bald dar­auf durch unseren Gegenangriff zurückgeworfen, durch den wir alles Gelände, das wir schon vorher erobert hatten, zurückgeivannen. Ein Paris , 24. April. ( W. Z. B.) Amtlicher Bericht von anderer Angriff unter Anwendung brennender Flüssigkeiten, die auf die Gräben nördlich vom Walde von Caurettes geschleudert wurden, Westlich von Bauquois versuchten Sonntag nachmittag. wurde vollständig zurüdgeschlagen. Deftlich von der Maas besetzten die Deutschen in der Nacht eines unserer Maschinengewehre zu die Deutschen gegen Ende des Tages nach einer heftigen Beschichung nehmen, das ihnen besonders lästig war. Sie wurden zurück­unserer Linien von der Maas bis zum Fort Vaug ihre Gräben geschlagen. Acht Gefangene blieben in unseren Händen. Westlich der vor der Front zwischen dem Teich und Fort Vaug mit Truppen. Maas erneuerte der Feind seine Angriffe gegen Béthincourt- Bach und vor der Front zwischen dem Teich und Fort Vaug mit Truppen." Toter Mann" nicht. Im Walde von Avocourt nahmen wir durch Gegenvorbereitung unserer Artillerie, die sofort einseite, ließ ihre Vorbereitungen scheitern und verursachte ihnen ernste Verluste. Im Handstreich mehrere feindliche Horchposten und machten Gefangene. Priesterwalde einige Patrouillenzusammenstöße in der Nacht. Ruhe Deftlich der Maas und im Woevre zeitweilige Artillerietätigkeit. An der übrigen Front war die Nacht ruhig. auf der übrigen Front.

Paris , 23. April. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von Paris , 24. April. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonnabend a bend. In den Argonnen ziemlich lebhafter Minen- Sonntag abend. Südlich von der Somme richtete unsere Ar­tampf bei Vauquois und La Fille Morte. Wir haben die Eisenbahnen tillerie gesammeltes Feuer auf die deutschen Gräben an den Zu­und Verbindungswege hinter der feindlichen Front beschossen. West- gängen von Fransart und Hattancourt( füdlich von Chaulnes). West­lich der Maas haben die Deutschen nach heftiger Beschießung zwei lich von der Maas ziemlich heftige Befchießung der Anhöhe 304. aufeinanderfolgende Angriffe auf unsere Stellungen zwischen Toter Defflich von der Maas und in der Woevre einige Male Geschoßhagel. Mann" und Béthincourt- Bach unternommen. Beide Male hat unser Keine Infanterietätigkeit während des Tages. In Lothringen be­Gewehr- und unser Maschinengewehrfeuer den Feind genötigt, mit schossen wir träftig die feindlichen Werke im Abschnitt von Reintreh. beträchtlichen Verlusten in seine Gräben zurückzukehren. Deftlich Von der übrigen Front ist kein Greignis zu melden.

der Maas ziemlich lebhafte Beschießung unserer ersten und zweiten Belgischer Bericht. Die beiderseitige Artillerietätigkeit Linien. In der Woevre war der Tag verhältnismäßig ruhig. Eines wurde heuie kräftig wieder aufgenommen, insbesondere im Abschnitt unserer weittragenden Geschüße hat den Bahnhof Vigneulles nord- zwischen Nieuport und Dirmuiden. Ein deutscher Militärzug wurde öftlich von Samt Mihiel beschossen. In einem dem Bahnhof benachbei dem Dorfe Beerst wirksam unter unser Feuer genommen,

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Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Der russische Liberalismus und die Demokratie.

Die letten Monate standen in Rußland unter dem Zeichen einer verstärkten Mobilisierung jener gesellschaftlichen Elemente, die sich auf dem Boden der direkten oder indirekten Unterstübung der ,, Landesverteidigung" zur Austragung des historischen Konflikts zwischen Volk und Regierung in Rußland rüsten. Nicht nur in der Dumta, deren Einberufung schließlich unvermeidlich geworden war, sondern auch auf verschiedenen Kongressen, Konferenzen, Beratun gen usw. wurde diese schon im verflossenen Jahre einsehende Mobilisierung der politischen Kräfte fortgesetzt. An der Spize dieser Bewegung stand auch jetzt der Riberalismus, der während des Strieges mit der Lösung der in sich widerspruchsvollen Aufgabe beschäftigt ist, die Unterstützung der Kriegspolitik der Regierung mit dem Kampf gegen diese selbe Regierung um die politische Macht zu vereinigen.

Soiveit dieser Prozeß sich auf parlamentarischem Boden ab­spielte, demonstrierte er in krasser Weise die Unvereinbarlichkeit der vom Liberalismus aufgestellten Ziele. Der sogenannte fortschritt­liche Block, die neueste Schöpfung des Liberalismus, in der Natio= nalisten reaktionärster Färbung mit nationalliberalen Geschäfts­politikern und fortschrittlichen Schönrednern vereinigt sind, fand in dieser Session der Duma nicht einmal den Mut, der Regierung seine ungekürzten Forderungen zu präsentieren, geschweige denn den Kampf um die politische Macht aufzunehmen. Freilich fehlte cs nicht in der Duma, auch von bürgerlicher Seite, an schonungs­loser Kritik und scharfen Vorstößen gegen die Regierung. Aber in der Kardinalfrage: der Frage der radikalen Umgestaltung des Regierungssystems steht der fortschrittliche Block tatenlos der Rc. gierung gegenüber, d ren Kriegspolitik er sich auf Gedeih und Verderb verschrieben hat.

Dieser Widerspruch in dem poitischen Wollen und Können des russischen Bürgertums wird in einem interessanten Artikel des Organs des ausländischen Sekretariats des Organisationsfomitees der russischen Sozialdemokratie, das von Ayclrod, Martow und einigen anderen Genossen herausgegeben wird, aufgedeckt. Zugleich bietet dieser Artikel, den wir nachstehend in seinen wesentlichen Teilen wiedergeben, einen lehrreichen Einblick in die innerpoliti­schen Beziehungen Rußlands , die durch die fortschreitende Krise ganz eigenartige Umgestaltungen erfahren haben.

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" Soweit unsere Bourgeoisie heißt es in dem Artikel imperialistische Ziele in der äußeren Politik verfolgt, und im Lande cine starke Gewalt" schaffen will, fann sie nicht einmal auf, die Unterstüßung citens der nichtproletarischen revolutionären Demo, fratie rechnen. Daraus folgt aber keineswegs, daß sie nicht den Wunsch hegen fönnte, in jener Demokratic, die der Revolution den Rücken gefehrt hat, einen Stützpunkt für ihre Politik zu suchen.

Die Resolution des letzten Kongresses der Kadettenpartei im Februar d. J. besagt, daß die Partei unermüdlich die Interessen der Demokratic wahren... und nach Möglichkeit den Kontakt mit anderen demokratischen Parteien aufrechterhalten müsse". Diese klassische Formel bedeutet, daß die Kadetten die Interessen der Demokratie wahrnehmen müssen, wie sie sie oder gar wie fic der Block der Nationalisten, Oktobristen und Kadetten auffaßt. Ferner, daß die Kadetten die Verbindungen mit anderen demokratischen Parteien aufrechterhalten müssen, soweit die letzteren dem imperia­listischen Patriotismus mindestens nicht entgegenwirken. Diese Formel bedeutet, daß die Liberalen cin Bündnis mit der Sozial­demokratie und der Arbeitsgruppe"( d. h. der radikalen Bauern­partei) auf derfelben Grundlage der politischen Versflavung der letzteren anstreben. wie sie die Regierung gegenüber der Dumas mehrheit zurzeit will. Im Interesse einer solchen einseitigen Unter­ftüßung sprechen die Progressisten und Kadetten gegenwärtig, der Organisation des Proletariats ihre Sympathie aus, aber- soweit sich dieses um die Kriegsindustrieausschüsse sammelt. Und ihre Sympathie demonstrieren sie in der Duma und in der Presse, indem sie den patriotischen Reden der Abgeordneten Manjfow und Burjanow, und den Artikeln Plechanows und der Mitarbeiter des Buches Die Selbstverteidigung" Beifall spenden und diese Reden und Artikel den idyllischen Träumereien" der" Friedensstifter" Tscheidse und Efobelew gegenüberstellen.

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Die liberale Bourgeoisie, die nicht die Kraft in sich fühlt, ihren Streit mit den Herren Suchomlinow , Goremykin , Chwostom usw. auszufechten, sucht nun die Sympathien der linksstehenden Demo­fratie zu gewinnen, und zwar wie man gestehen muß, nicht ohne einen gewiffen Erfolg. Je größer aber der Einsatz ist, den sie auf die Arbeiterklasse macht, desto stärker wird ihre Besorgnis, daß bei dieser Klasse, deren politische Selbsttätigkeit fie in gewiffen Grenzen und unter einer bestimmten Flagge fördert, nicht ihre revolutionäre Natur erwachen, daß diese Klasse nicht schließlich die Rette sprengen fönnte, die gegenwärtig das gesamte bürgerliche, und nicht bloß bürgerliche, Rusland an den Kriegswagen des Imperia lismus fesselt. Die Liberolen fürchten das und deshalb blicken sie, ungeachtet des bisher unerhörten Triumphs ihrer Ideen, voll Be­forgnis in die Zukunft. Aber gerade das, was sie befürchten, bildet den einzigen Ausweg aus der Sadgasse, in die das demokratische Rußland geraten ist. Diesen Ausweg haben dem russischen Volke von der Dumatribüne die Genossen Tscheidse und Skobelew, die der Internationale treu geblieben sind, in ihren Reden und der von ihnen verlassenen Deklarationen der sozialdemokratischen Frat­tion gewiefen.".