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>vMs die Gesellschaft prophezeit. waZ wäre der Erfolg? Di« Gesellschaft betont in ihren Rellame-Waschzetteln alS besonderen Vorlbeil. daß der Grund und Boden in den Bororten, wenn erst mehrere ihrer Mitglieder dort wohnen, sehr schnell in seinem Werth steigen müsse, so daß die glücklichen �Besitzer nachher reiche Leute würden; mit anderen Worten, die glücklichen Besitzer können ihre billig erworbenen Grundstücke theuer verkaufen und den Grund- und Bodenwucher bis in die fernsten Vororte tragen. Der Inhalt des ganzen Prospektes läßt sich zusammendrängen in die Worte:Betheiligt euch am Bodenwucher; dann schafft ihr ein Bollwerk gegen die Sozialdemokratie." Nun. eine hoffentlich nur noch kurz« Weile werden die Herren Bourgeois ihr Spiel wohl noch treiben können, bis der verwirklichte Sozialismus allem Spekuliren mit dem Boden des Volkes ein Ende machen wird. Tie Anfbesserung der Gehälter für die Lehrer und Lehrerinnen an den Berliner Gemeinde» schulen ist durch die Beschlüsse der letzten Stadtverordneten- Versammlung endlich zur Thatsache geworden. Damit ist eine Streitfrage zu ihrer vorläufigen Erledigung gelangt, die zu den am wenigsten ehrenvollen nicht nur in der Entwickelungsgeschichte des Berliner Volksschulwesens, sondern überhaupt der Berliner Gemeindeverwaltung gehört. Ter Berichterstatter des Aus- schuffes zur Beralhung der die Gehaltsaufbesserung be> treffenden Magistralsvorlage meinte zwar unter dem Beifall der Versammlung, durch Annahme des Ausschuß- antrages, der die Mitte zwischen den bescheidenen Absichten des Magistrats und den weitergehenden Forderungen der Stadt- verordneten bildete, werde ein Denk- und Markstein in der Ent- Wicklungsgeschichte unseres Volksschulwesens geschaffen werden, und für alle, die daran mitgewirkt, werde das eine erhebende Erinnerung bleiben. Aber der Krämergeist, der den Magistrat beseelt, und der bei den Stadtverordneten diesmal ausuahms- weise keine rechte Unterstützung gesunden hat. ist selten so häßlich und abstoßend zu tage getreten, wie in dieser Angelegen- heit. Unsere Leser kennen das Hinüber und Herüber der Ver- Handlungen zwischen Magistrat und Stadtverordneten und die wiederholte Berathung im Ausschuß wie in der Stadtverordneten- Versammlung.(Vgl. die Berichte in Nr. S7 vom 9. März und Nr. 91 vom 29. April.) Das, was der Magistrat fich schließlich hat abringen lassen, ist nicht viel, aber es bedeutet immerhin eine Besserung gegen früher. Sie besteht namentlich in einer Er- höhung des Maximalgehalts und in einer anderen Art des Auf- rückens in die höheren Gehaltstufen. Der sogenannte Stellen- Etat ist durch das System fester Zulagen nach einer bestimmten Zahl von Dienstjahren ersetzt worden. Das System der Dienst- alterszulagen bestand schon einmal im Berliner Gemeinde-Schul- wesen, aber es wurde 1872 trotz aller Bitten der Gemeindelehrer verlassen, weil dadurch, wie der Magistrat damals ausführte, die Interessen der Kommune erheblich gefährdet" würden, da jeder Lehrer das Maximalgehalt erreichen könne". Es wurde also der Stcllen-Etat eingeführt, d. h. man setzte ein Durchschnitts- gehakt pro Lehrer fest, multiplizirte es mit der Zahl der Lehrkräfte und vertheilte die Gcsamintsuunne zu ungleichen, im allgemeinen mit den Dienstjahren steigenden Sätzen unter sämmtliche Lehrer. Wurden wenig neue Stellen geschaffen, so stieg die Gesammt- summe wenig, und es konnte nur ein geringes Aufrücken statt- finden. Da aber in den letzten Jahren immer weniger neue Schulen gebaut, also immer weniger neue Stellen geschaffen wurden, so wurde auch das Aufrücken immer geringer. Hätte es dem Magistrat gefallen, 19 Jahre lang gar keine Schule zu bauen, so hätte das Aufrücken in eine höhere Gehaltsstufe, von den durch Abgang oder Tod bedingten Veränderungen abgesehen, 19 Jahre lang gänzlich aufgehört. Dieses unglaubliche Berfahren suchte Stadtschulrath Bertram in einer 1879 erschienenen Schrifi überdas Gemeindeschul- wesen der Stadt Berlin " als vorzüglich hinzustellen. Die Alters- zulagcn, meinte er, machten die Lehrer zu unabhängig, ver- minderten ihren Eifer und schwächten die Bereitwilligkeit zur Unterordnung unter die Vorgesetzten. Es erscheint lins an- gebracht, jetzt, wo der Stellenetat, gegen den die Lehrer so lange vergeblich petitionirt haben, endlich beseitigt ist, an diese Er- wägungen des Maoistrats und seines Vertreters noch einmal zu erinnern. Unsere Leser werden daraus ersehen, daß die Ein- führung des Stellenetats auch einDenk- und Markstein" war, aber er wird für die, die daran mitgewirkt haben, wahrscheinlich keineerhebende Erinnerung" bilden. Diese Art der Besoldung, unter der die Gemeindeschullehrer zwei Jahrzehnte hindurch geseufzt haben, hat es zuwege gebracht, daß noch 1393 eine große Zahl von Lehrern über 39 Jahre(darunter einer von 49 Jahren!) nur 1699 Mark Gehalt bekam. So geschehen unter der liberalen" Aera , die die Entwickelung des Berliner Volksschul - wesens gerade seit Anfang der 79 er Jahre zu ihren glänzendsten Ruhme-thaten" zählt! Und da hat man noch den Muth von Verständniß für das Volksschulwesen und für die Erzieher unserer Jugend" zu sprechen! Das Prahlen mit der jetzt endlich erfolgten Gehaltsausbesserung kommt denLiberalen " des rothen Hauses umso weniger zu, da ihre Motive vorläufig noch keines- wegs ganz klar sind. AuS dem Reiche des Herrn v. Thielen. Einen licht- vollen Einblick in gewisse Verhältnisse des Eisenbahnwesens er- öffnet ein Nothschrei, der demArtist" aus Künstlerkreisen zu- geht und der ein weiteres Interesse für sich in Anspruch zu nehmen berechtigt ist, da derselbe manche verwandte Saite in unserer Brust erklingen macht, deren Akkorde mit jenen Klage- tönen sich zu einer seltsam ergreifenden Melodie vereinigen. In der gedachten Zuschrift werden zunächst die Lichtseiten des modernen Eisenbahnverkehrs, die mit allen erdenkbaren Bequem- lichkeiten ausgestatteten Züge vor Augen geführt, welche aller Herren Länder durchlausen und den Reisenden gestatten. Tage lang den Zug nicht zu verlassen, da in demselben für alle Be­dürfnisse Sorge gelragen ist. Demgegenüber erhalten die dem nächst geschilderten Schattenseiten ein ziemlich düsteres Kolorit Mit Bitterniß wird hervorgehoben, daß an dre armen Artisten, welche sich häufig auch 12 Tage mittels Extrcuuges, in dicht gefüllten Abtheckungen, auf Reisen befinden, noch Niemand gedacht habe, trotzdem hier Hilfe so unendlich noth thue. Toiletten, so heißt es, wird Niemand beanspruchen dürfen, aber Pflicht der Eisenbahnverwaltungen wäre es, in die Zirkus-Extrazüge nur solche Personenwagen einzustellen, welche mindestens einen Abort haben. Man denke nur an die armen Kinder, Frauen, Kranke, Wöchnerinnen, welche jeder Zirkus mit sich schleppt. Der Mangel einer Retirade kann Leben und Gesundheit Einzelner sehr gefährden. Selten halten die Extrazüge die Fahrzeiten ein; es wird der Aufenthalt auf eine kleine Station verlegt, wo nach Stillstehen des Zuges 199299 Personen ans einen resp. zwei Aborte losstürzen und dies oftmals bei Nacht. Grauenhafte Zu- stände! Man sucht sich durch Mitnahme von Nachtgeschirren zu Helsen . Nach den heutigen Anschauungen über Hygiene ist dies für den Einzelnen imnierhin delikate Hilssmittel namentlich in den Sommermonaten der Gesundheit sehr nachtheilig und kann zur Verschleppung gefährlicher Krankheiten dienen. Schließlich wird der Wunsch ausgesprochen, daß dieser Nothschrei dem Neichs-Eisenbahnamt und dem Reichskanzler vor Augen kommen möge, damit endlich die Eisenbahnverwaltungen Weisung er- halten, nur Wagen mit Klosets einzustellen und für deren Desinfektion Sorge zu tragen. Hohe Zeit sei es. daß auch Zirkus-Extrazüge für das lheure Geld ausschließlich Wagen mit solchen unerläßlichen Erfordernissen erhalten. Als eine weitere große Annehmlichkeit würde es zu begrüßen sein, wenn bei längerem Aufenthalt Trink- und Waschwasser in genügender Menge bereit gehalten würden. Wie heißt es doch in dem bekannten Liebe? Wenn jemand eine Reise macht, so kann er'was erzählen! Wenn wir auch unter demZeichen des Verkehrs" flehen und die private Spekulation rivalisirt darin, die modernen Verlehrsmittel mit den größtmöglichsten Bequemlich- leiten auszugestalten, so können leider die staatlichen Eisenbahnen keinen großen Staat machen, und wer eine mehrtägige Eisenbahn- fahrt hinler sich hat, der kann etwas erzählen! Möge der Roth- schrei der Artisten, die doch gewissermaßen auch Menschen sind, nicht ungehört verhallen. Recht irrige Meinungen müssen heutzutage noch in den Kreisen eines hohen Adels'über die finanziellen Verhältnisse der kleinen Handwerker herrschen, denen man bekanntlich sonst gerade im konservativen Lager so bereitwillig mit tönenden Worten dient. Vor kurzem erschien bei einem Schneider in Schöneberg der Lakai eines solchen hohen Herrn mit dem von seiner Herr- schaft ausgehenden Auftrage. daß seine Livree ausgebessert und umgeändert werden solle. Dies geschah auch und als der Diener einige Tage später die reparirten Kleidungsstücke wieder abholen wollte, glaubte der Schneider, der feine neue Kundschaft sonst nicht kannte, den vereinbarten Preis, 14 M., gleich einfordern zu dürfen. Doch der Diener war anscheinend auf Baarzahlung nicht vorbereitet und mußte daher, ohne seine Livree empfangen zu haben, sich auf den Heimweg begeben, um, wie der Schneider in seiner Harmlosigkeit dachte, das schuldige Geld zu holen. Statt des Geldes traf aber bei dem Schneider ein Brief mit dem Post- stempel Lichterselde ein, der folgenden Inhalt hatte: Ew. Wohlgeboren muß ich auf die mir unglaubliche Botschaft meines Dieners Wilhelm Bieske, Sie würden den von Ihnen hergestellten Livree- Anzug nur gegen gleich baare Bezahlung aus den Händen geben, nur erklären, daß ich bin ein alter Mann mir das noch nie, auch nickt zu der Zeit geschehen ist, da ich noch junger, leichtsinniger Kavallerie-Offizier war. Es versteht sich nun von selbst, daß ich nun auf das ganze Machwerk verzichte und meinem Diener verboten habe, so lange er sich bei mir be- findet, je wieder Ihren Laden zu betreten, für nnch ist es ein Leichtes, jihm«ine andere Livree von Leuten machen zu lassen, die sich gegen mich so benehmen, wie es sich gehört. Freiherr W. Münchhausen, Kaiserl. Konsul z. D. Wir wissen nicht, ob der Herr Freiherr auch zu jener Partei gehört, welche sich des Stimmenfangs halber bis zum Ueberdruß die ewigen Phrasen von der Hebung des Handwerks leistet, aber auch wenn dies nicht der Fall ist, so sollte er alsalter Mann" doch schon so viel Erfahrung gesammelt haben, um zu wissen, daß die sicherste Stichprobe auf die Nächstenliebe am Geldbeutel zu mache» ist. Wenn der Herr Freiherr sich vielleicht in so glück- licher Lage befindet, daß er sich um ausstehendes Geld und Gut keine großen Sorgen zu machen braucht, so niuß«in von tausend Sorgen gequälter Schneider und Familienvater sich noth- gedrungen sehr der Sprichworte erinnern: Trau, schau, wem und: Baar Geld lacht! Die Damen derguten Gesellschaft" sind natürlich den Frauen der Proletarier an Feingefühl bei Weitem überlegen. Zum Beweise für diese nach bürgerlicher Anschauung»nbestreit- baren Thalsache sind wir heute in der Lage, ebenfalls drei Fälle anzuführe», die von dem Zartgefühl jener Damen Zeugniß ablegen: 1. Als hier vor einigen Tagen ein in denbessere» Kreisen" spielender Kupplerprozeß stattfand, und der Vorsitzende die an- wesende» Damen ersuchte, sich angesichts des jheiklen Themas lieber aus dem Zuhörerraume zu entfernen, blieben sämmtliche Damen sitzen; das Thema war eben zu pikant. 2. In Glogau haben einige Damen der besseren Gesellschaftskreise durch ihre Vorstellungen bei einem dortigen Hausbesitzer es durchgesetzt, daß dieser die an seinem Hause zum Schmuck und zur Stütze angebrachten bekannten Figuren der Caryatiden, an deren Nackt- heit die Damen Anstoß nahmen, mit Unterkleidern versah. 3. In Bromberg haben Damen aus de» feinsten Gesellschasts- kreisen dem Scharfrichter Reindel, als derselbe jüngst dort behuss einer Hinrichtung weilte, zum Abschiede auf dem Bahnhof ein prachtvolles Bouquet überreicht. Polizeiliches. Zu den durch die Presse gegangene» Klagen, daß man bei Erstattung von Strafanzeigen oft bureanlralisch aus angeblich nicht zuständigen Revierbnreaus abgewiesen werde, schreibt eine diesige Korrespondenz u. a.: Sämmtliche Polizei- Reviere sowohl, als auch die Kriminalpolizei find in nicht miß- zuverstehender Weise verpflichtet worden, jede in ihren. Bureau erstattete Strafanzeige unbekümmert um die Wohnung der anzeigenden Person und abgesehen von dem Aufenthalt des Angeschuldigten anzunehmen. Die Verfügung, die alle Beamten der Berliner Polizei kennen müssen, ist im Interesse des Publikums erlassen worden und findet auch im allgemeinen Beachtung. Wenn trotzdem ein einzelner Fall vorkommt, wo jemand abgewiesen wird, so trifft die Schuld nicht die Behörde, sondern de» un- gehorsamen Beamte». Eine Beschwerde darüber wird zweifellos von Erfolg sein. Wenn das Publikum über die Verpflichtung der Beamten zur Ausnahme von Anzeigen belehrt wird und sich nicht abweisen läßt ein Anrufen des stets ansfindbaren Revier- Vorstandes bringt schon eine sofortige Abhilfe, so werden Klagen nicht mehr vorkommen können. Ein geheimnisvolles Dunkel umgiebt das Verschwinden der als vermißt gemeldeten zehnjährigen Emma Tirneisen. Der Kriminalpolizei ist es nicht gelungen, Licht in die räthselhaste Affäre zu bringen, die im Wedding -Stadttheil Aussehen hervor- rust. Die Kleine war am 2. April gegen'/est Uhr Morgens aus der in der dritten Etage der Pankstraße 3 belegenen elterlichen Wohnung nach dem Hofe hinuntergegangen, wo zwei Harfen- spiclerinnen sangen, und begab sich eine Stunde später nach der Wohnung zurück. Im Hause kann das Kind nicht fesiaehalten worden sein, sie ist aber an jenem Vormittag auch nicht mehr aus der Straße gesehen worden. Tie polizeiliche Vernehmung der beiden Harfenspielerinnen hatte kein Resultat. Tie Leiche des Kindes im Falle dasselbe verunglückt wäre ist weder in Berlin »och in der Umgebung gesunden worden, die Nach- frage in sämmtlichen Krankenhäusern war resultatlos. Es bleibt daher nur die Annahme und diese wird von der Kriminal- polizei getheilt offen, daß die Kleine in verbrecherischer Absicht ermordet oder gefangen gehalten wird. Der Tachstuhlbrand in der Lothringerstraße 54. über den wir kürzlich berichteten, ist nach einer uns von Herrn Max Stessens zugegangenen Mittheilung nicht in seinem Arbeits- -immer entstanden, sondern zuerst ans dem Boden des Hauses bemerkt worden. Für seinen Betrieb ist demnach keine Störung eingetreten. In der Rixdorfer Gemeindevertretung, welche am Donnerstag Nachmittag stattfand, kamen zunächst einige geschäft- liche Angelegenheiten zur Erledigung, worauf der Vorsitzende, Amtsvorsteher Boddin, über die Kommissionsberathungen be- treffend die Einführung von Volks- und Jugendspielen in de» Gemeindeschulcn berichtete. Die Zweckmäßigkeit dieser Spiele wurde allgemein anerkannt, das Projekt auch für ausführbar erachtet. Tagegen hält die Kommission die Schnlhöfe als Spiel- plätze nicht geeignet, sondern empfiehlt, einen über 6 Morgen großen Platz an der Wildenbruchstraße, gegenüber der Pump- Nation, zu einem Spielplatz Herrichten zu lassen. Da dieser Platz, der alsdann auch ein Erholungsplatz sür Erwachsene sein würde, aber noch bis zum 1. Januar 1895 verpachtet ist, der Etat auch keine Geldmittel sür diesen Zweck vorsieht, so empfiehlt die Kommission, die Einführung der Volks- und Jugendspiele erst für das nächste Jahr zu beschließen. Nach lebhafter Diskussion wird dieser Antrag angenommen. Der Vorsitzende theilt sodann mit, daß die Hermannstraße bei der Neupflasterung, die demnächst beginnt, verbreitert werden kann, nachdem sich die Grundbesitzer zur un- entgelUichen Abtretung des nöthigen Terrains bereit erklärt haben. Tagegen sind die Verhandlungen mit verschiedenen Eigenthümern in der Bergstraße resultatlos verlaufen, da jene die Gemeinde mir schröpfen wollen. Von der beabsichtigten Verbreiterung muß daher Abstand genommen werden. Der Bau eines Echiilh.uiseZ in der Kaiser Friedrich straße soll demnächst begonnen werden. Als Armenkommissar wurde Eigenthümer Häusler, Schönweiter- straße 23, als Waisxnrath Kaufmann Hänke, Bergsir. 4, gewählt. Als Deputirter sür das Schulhaus in der Mahlowerstraße wurde Gemeinde-Verordneter Leyke, als Deputirter für das Schulhaus Bergstraße 13» Gemeinde-Verordneter Müncheberg ernannt. Durch Stur� auS dem Fenster ihrer in der Steinmetz- straße 18 zu Rixdorf belegenen Wohnung verunglückte am Donnerstag Nachmittag die Ehefrau des Glasers Meyer. Die Bedauernswerthe war im Begriff, die Fenster zu putzen, als sie das Uebergewicht bekam und aus die Straße stürzte, wobei sie so schwere Verletzungen erlitt, daß sie kurz darauf verstarb. Ueber den Selbstmordversuch einer Tanzlehrerin wird aus Wilmersdorf berichtet. Am vorgestrigen Nachmittag ge- wahrten Feldarbeiter am Ufer des Wilmersdorfer Sees einen daselbst stehenden aufgespannten Sonnenschirm; hinzutretend gewahrten sie etwa 3 Meter vom Lande den aus dem Wasser hervorragenden Kopf einer Frau. Da der See überaus morastig und sumpfig ist. ein Boot jedoch nicht zur Stelle war, so wagte Niemand der Selbstmörverin zur Hilfe zu eilen. Erst dem hinzu- gerufenen Bademeister Tieck von der Wilmersdorfer Bade-Anstalt gelang es bis zu der Lebensmüden heran zu schwimmen und die bewußtlose Unglückliche ans Land zu schaffen. Die Lebensmüde wurde nach dem Charlottenburger Krankenhause überführt, wo sie erst am gestrigen Freitag Abend das Bewußtsein wieder- erlangte. Dieselbe ist die 59jährige Ottilie Benda aus Berlin , die erst vor kurzer Zeit aus Böhmen nach der Reichshauplstadt übersiedelt ist. Ueber das Motiv zur That verweigert die B. jede Auskunft. Herr Bolle hat es nach dem einstimmigen Urtheil derer, die seines Winkes harren müssen, nicht sehr angenehm empfunden, daß wir das horrende Slrafregister seiner christlichen Muster- anstalt kürzlich der Oeffentlichkeit preisgegeben haben. Der fromme Mann hat fich aber, soweit wir unterrichtet sind, bisher noch nicht dazu verstehen können, der Erwartung nachzukommen, die wir in die Veröffentlichung der Liste setzten. Unser Artikel sollte dem gortesfürchtigen Herrn Bolle als Warnung und als Mahnung' dienen, statt der bisherigen christlichen Slraf- bestimmungen hinfort humane Grundsätze in seinem Betrieb walten zu lassen; der Artikel sollte Herrn Bolle oeranlassen, in Ueber- einstimmung mit den Wünschen des Publikums sowohl als denen seiner Arbeiter die inhumanen Verordnungen zu beseitigen oder wenigstens eine wesentliche Milderung der vielen Strafen eintreten zu lassen. Das ist bis jetzt leider nicht geschehen. Denn von dem Umstände aus, daß er am Tage nach dem Erscheinen unseres Artikels die bisherige Art des Verkaufs von Johannisbeerwein und Fruchlcssenzen inhibirt hat, können wir noch nicht auf einen genügenden Wechsel seiner Gesinnungen schließen. Was will es an- gesichts der Thatsache, daß nach dem vom Polizeipräsidium aus- gestellten Wander- Gewerbeschein, den Kutschern nur die Be- fugniß erlheilt ist, für Stecknung der Meierei C. Bolle mit Milch, Butter und Käse zu handeln, denn jetzt bedeuten, daß die Strase von 59 Pf. sür den Kutscher, der keinen Wein mit aus die Fahrt nahm, ausgehoben ist und daß die Kutscher die Weisung erhalten haben, den Kunden fortan nur auf aus- drückliche Bestellung Wein zu liefern? Was will es bedeuten, daß die Kutscher jetzt folgerichtig auch dann nicht mehr mit 29 Pf. Strafe für den Fall belegt werden, daß es ihnen nicht gelungen, den Wein an den Mann zu bringen? Diese geringe Milderung besagt zu gunsten der Kutschev garnichts, wenn Herr Bolle wie bisher auch nur scheinbare Defraudationen in den meisten Fällen als offenbaren Betrug auslegt und an seineu Angestellten im Wiederholungssalle mit Entlassung ahndet. Eine solche Erleichterung ist zu gering, als daß ihr im Interesse der Angestellten besondere Bedeutung beizulegen wäre. Herr Bolle, der so fromm wie möglich ist, und bekanntlich von seiner Frömmigkeit kürzlich dadurch noch ganz besonderes Zeugniß abgelegt hat, daß er einer der neuen ragenden Kirchen eine Glocke zum Preise von 8999 M. verehrte, die Tag für Tag verkündet, daß ihr Spender, so gut es geht, nach de» Geboten kirchlicher und weltlicher Gesetze wandelt, dieser Herr Bolle hat 148 Milchwagen in feinem Betriebe. Da früher jeder Kutscher wenigstens eine Flasche Fruchtwein a B/8 Liter verkaufen mußte, so ergiebt dies bei 1936 Flaschen gleich 677l/s Liter& 89 Pfeniilg einen Betrag von 513 M. pro Woche. Sehr niedrig gegriffen. Eine Milderung nur in diesem Punkte ist wie ein Tropfen auf einem heißen Stein und es sollte uns sehr wundern, wenn Herr Bhlle sich damit salvirl fühlte und die Sache überhaupt ihr Be- wenden hätte. Wir hoffe» bestimmt, außer in Sachen des Johannisbeerweins noch weiteres über die Praktiken in seinem Betriebe zu hören. Bei Betrachtung der Fruchtweinbestimmungen fällt uns übrigens ein, daß Herr Bolle bisher zur Saison auch Spargel verkaufen ließ. Auch hier bestanden womöglich noch drücken- dere Bestimmungen. Jeder Kutscher mußte eine bestimmte Portion Spargel mit auf die Tour nehmen, von der in den erste» Tagen nichts zurückgenommen wurde. Der Kutscher mochte sehen, wie er seine Waare los wurde, war es ihm nicht möglich, sie unter- zubringen, so stand es ihm ja frei, sich selber bei 21 Mark Wochenlohn ein Gericht Spargel zu leisten; auf jeden Fall aber verlangte Herr Bolle seine 1 M. 59 Pf. sür das Pfund baar aus den Tisch gelegt! Soviel jür heule aus dem Bolle'schen Musterbetrieb. Bei Gelegenheit werden wir mit mehr auswarten. Im Thiergarten wurde in der Nacht zum Sonnabend ein Mechaniker von zwei Leuten zu Boden geschlagen und seiner Uhr sowie seines Geldes beraubt. Bei dem Uebersall erlitt der Arbeiter so schwere Verletzungen, daß er sich rn ver Sanitäts- wache einen Nothverband anlegen lassen mußte. Tie Warnung gegen das Fortwerfen von Obstrcstea uud Schaaleu kann nicht oft genug wiederholt werden, denn' auf dem Blücherplatz erlitt letzte Nacht wiederum ein Hand- werker einen schweren Unfall dadurch, daß er auf einer fort- geworfenen Apselsinenschale ausglitt und einen Bruch des Beines davontrug. Ein Schutzmann sorgte für die Herbeischaffung einer Droschke, welche den Verunglückten nach seiner Woynung be- 'örderle. Polizeibericht. Am 29. d. M. Morgens wurde im Hum- boldthafen die bereits stark verweste Leiche einer Frau an- geschwemmt. In der Lorberg'schen Baumschule, an der ver- längerten Schwedterstraße, wurde Vormittags ein Arbeiter erhängt vorgesunden. In einem Hotel vergiftete sich ein Kaufmann mittels Cyankali. Nachmittags fiel ein Arbeiter vor dem Hause Gotzkowskystr. 9 beim Besteigen eines in der Fahrt be- Endlichen Arbeilswagens herab, gerielh unter die Räder und er- litt einen Bruch des Unterschenkels. Im Lause des Tage? fanden vier Brände statt. Kleine Theater- und Literatur-Chrouil. Das Moskauer Gastspiel des Lessing -Theaters ist am Mitt- woch mit einer Wiederholung des LustspielsMauerblümchen" von Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg beendigt worden, und bereits am Sonntag findet im Lessing-Theater das erste Wiederauftreten von Marie Reisenhoser. Maria Eisinger. Franz Guthery, Franz Schönfeld. Ernst Horn, Richard Jürgas, Heinrich Preckller und Wilhelm Rieckhoff statt. Zur Aufführung gelangt das LustspulDas zweite Gesicht" von Oskar Blumenthal , das bei dieser Gelegenheit nach langer Pause in den Spielplan des Lessing-Theaters zum ersten Mal wieder- ausgenommen wird. Fräulein Clementine Krauß, die junge