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Aus aller Welt.

Ostern in Warschau .

Keiner von uns hätte im Vorjahre daran gedacht, Ostern 1916 in Warschau zu verbringen. Und doch figen wir seit einem halben Jahre hier in der Hauptstadt von Russisch- Polen und versehen un­seren Dienst. Am Anfang der Karwoche erfuhren wir, daß wir an den Feier­tagen Konzert, veranstaltet von Berliner Mädchen, hören sollten. Mancher Kamerad lächelte ungläubtg. Aber die Nachricht stimmte. Am Starfreitag trafen die Sängerinnen hier ein. Ucber 200 junge Berlinerinnen, welche sich vorgenommen hatten, uns Feldgraue zu den Feiertagen mit ihrem Gesange zu erfreuen. Es war der bekannte 260 Personen starke Stittelsche Chor", welcher unter Führung des Dirigenten Herrn Bruno Kittel nach hier kam. Das war ein Leben und Treiben, als die ganze Gesellschaft zu den telegraphisch für sie bestimmten Hotels geleitet wurde, um sich von den Strapazen der 15 stündigen Reise zu erholen.

Am Sonnabend staunte die Bevölkerung, als sie diese Schar weißgekleideter junger Mädchen zur russischen Kathedrale pilgern sah. Denit in diesem gewaltigen, mit fünf goldenen Kuppeln geschmückten Bauwerk sollte am ersten Feiertag das Konzert stattfinden, zu dem am Tage vorher die Probe vorgenommen wurde.

Wie freuten wir uns- mein Kamerad und ich als wir am späten Abend so recht zutraulich und doch zaghaft angesprochen wurden in reinem unverfälschtem Deutsch: Ach, Sie entschuldigen, wie fommen wir zu unserem Hotel, wir haben uns wohl verlaufen." Wie angenehm waren wir berührt, als wir endlich mal wieder von Damen in der Heimatssprache angesprochen wurden, während wir sonst nur polnisch, russisch und allenfalls noch das jüdische Deutsch hörten. Als sich nun noch herausstellte, daß auch wir Berliner waren, da war die Freude groß. Natürlich ließen wir uns es nicht nehmen, die Damen zu ihrem Hotel zu begleiten, zumal wir auf Grund unseres ziemlich halbjährigen Aufenthaltes hierselbst mit der Stadt und ihrem Leben und Treiben genau vertraut waren. Wie dankbar wurde unser Vorschlag angenommen, an den beiden Feiertagen in der übrigbleibenden freien Zeit der Bärenführer durch Warschau und Umgegend zu sein. Pünktlich zur verabredeten Stunde am nächsten Morgen gings los. Wie staunten die Besuche rinnen, als sie die Pracht der Kirchen, Paläste und Parkanlagen fahen. Wie mitleidig wieder waren alle gestimmt bei dem in den Judenvierteln herrschenden Elend, und wie füllte sich manches Auge mit einer Träne, als wir an den endlosen Massengräbern mit ihren zahllosen Kreuzen auf dem hiesigen, außerhalb liegenden Militärfriedhof entlang gingen. So mancher Gedanke mag in der Ferne geteilt haben bei einem lieben An­gehörigen, der auch an diesem gewaltigen Wölferringen teilnimmt oder den schon irgendwo anders in Feindesland der kühle Rasen deckt. Was für Gedanken mögen durch diese Köpfchen gegangen sein, als sie vor den Trümmern des jenseits der Weichsel in Praga liegenden Petersburger Bahnhofes standen, von wo aus der flucht­artige Rückzug der Russen stattfinden sollte, als am 6. August vorigen Jahres die Deutschen vor den Toren Warschaus standen und die deutsche Artillerie ihre Geschosse und Brandbomben auf die Bahn­anlagen warf, alles vernichtend, was dem Feinde die Flucht erleichtern

Tönnte.

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Wenn man auf den alten Ansichtskarten den stolzen Bau dieses Bahnhofes betrachtet, und man steht vor dem jetzt übriggebliebenen Trümmerhausen, dann denkt man so recht an die Worte des Dichters: Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg; den Hirten schlägt er und die Herde". D, wie schrecklich", entfuhr es marchem Munde, als wir an den endlosen Gleisen des ehemaligen Güterbahnhofes standen und die unabsehbaren Reihen der Güterwagen erblickten, welche von den Russen mit Petroleum begossen und angezündet wurden, um sie nicht in die Hände des nachdrängenden Feindes fallen au laffent. Jest ragen die Eisenteile, welche sich infolge der enormen Hitze total verbogen haben, als eine unförmige Masse un­Heimlich, auf den Untergestellen empor. Als wir dann auf die jen feits der Weichsel auf Warschauer Gebiet liegenden langgestreckten Gebäude der Zitadelle aufmerksam machten, da wurde eingehend erwogen, weshalb wohl der Feind nicht diese Festung benutzt hatte, um unseren Armeen enigegenzutreten und den weiteren Vormarsch zu hindern. Es wollte manche der Damen kaum glauben, daß auch diefer starle Fortgürtel tampflos aufgegeben wurde, nur um fort­zulommen aus der Nähe des Feindes.

Stolz leuchteten die Augen ob der Schnelligkeit und ungeheueren Arbeitsleistung unserer technischen Truppen, als wir erzählten, in welch furzer Zeit es gelungen war, zwei von den drei über die Weichsel führenden vollständig gesprengten Brücken wiederherzustellen, um die Verfolgung aufzunehmen. Als nun auch die noch nicht wiederhergestellte Poniatkowstibride in Augenschein genommen wurde, da konnte man beim Anblick dieser Trümmermassen recht ermessen, was für eine gewaltige Arbeit es war, um die beiden anderen Brücken instandzusetzen und dem Verkehr zu übergeben. Jegt fährt wieder die Eisenbahn darüber hin und die elektrische Straßenbahn verbindet nach wie vor Warschau mit Praga.

Rasch verstrich die Zeit, auch das Freilichttheater wurde be­fichtigt. Um 18 Uhr fand das legte Konzert im großen Saale der Bhilharmonie statt. Danach geleiteten wir die meisten unserer lieben Cäfte zum Wiener Bahnhof, da der 10.46 Uhr fahrende D- Bug schon zur Rückreise benutzt werden sollte. Ein letzter Händedruck und der Zug setzt sich in Betvegung, unsere Gedanken mitnehmend nach dem fernen Berlin . Das Flattern der Taschentücher ver­schwindet, und auch wir begeben uns nach unserem Heim, um morgen unsere gewohnte Beschäftigung wieder aufzunehmen, hoffend, daß bald das Telegramm durchläuft, das uns die Nachricht vom Frieden ( z) bringt. R. P.

Der Militärfiskus um Hunderttausende betrogen. Wie dem Berliner Lokalanzeiger" aus Königsberg i. Pr. berichtet wird, wurden die drei Großschlächter G. Diener,

2. Anter und 3ebel verhaftet. Den in günstigen Ver-] Anscheinend ist er beim Klettern bom Kreuz des Jensteins ab hältnissen lebenden Großfleischermeistern wird zur Last gelegt, gestürzt.

ganze Wagenladungen mit Vich, das für behördliche Panik bei einer Filmvorstellung. In der Gemeindeschule in Lieferungen bestimmt war, nicht an die dafür bestimmte Adresse Balja im Szabolcser Komitat veranstaltete, wie ein Telegramm abgeliefert, sondern nach Fälschung von dazu gehörigen Papieren aus Budapest meldet, der Torflehrer zu wohltätigen Zwecken mit weiter verfrachtet und zum eigenen Nußen verkauft zu einem selbst konstruierten Projektionsapparat einen LichtLilber­Ein Schuljunge, der die Karbidlampe halten sollte, ließ haben. Als Mitschuldige werden mehrere Angestellte bezeichnet, abend. welche für ihren privaten Bedarf" vom Schlachthofe in nächtlicher die Lampe fallen und es entstand Feuer. Der Vorhang und der Stunde halbe und ganze Schweine sowie einzelne wertvolle Teile Film gerieten in Brand. Die Besucher suchten die Straße zu et­Der für behördliche Lieferungen geschlachteten Tiere in der Weise reichen; es stellte sich jedoch heraus, daß jemand die Saaltür von innen abgesperrt und den Schlüssel abgezogen hatte. beiseite gebracht haben sollen, daß sie die wertvollen Stücke in mit Schließlich gelang es einigen beherzten Männern, die Fenster ein­Blut gefüllte Kannen versenkten und durch Helfershelfer weiter zuschlagen und zunächst die Kinder zu retten. Sechs Personen verkauften. Die unlauteren Machenschaften sind durch übermäßig find schwer, vierzehn leichter verwundet worden. große Geldausgaben einer Anzahl bei den Unterschleifen be­teiligter Personen und in deren animierter Stimmung aus Tages­licht gekommen. In der Stadt ist das Gerücht verbreitet, daß einzelne der bei den Unterschleifen beteiligten Angestellten einen wöchentlichen Verdienst von 300-400 M. gehabt haben; die Ver­dienste" der in Haft genommenen Fleischermeister sollen 400 000 bis 500 000 Mart betragen. ( z)

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Volks Feuerbestattungsverein Groß Berlin . Dienstag, den 9. Wat, abends 8%, Uhr: Mitgliederversammlung in Berlin , Staiser­Wilhelm- Str. 31( Musikerjäle). Auch werden daselbst Mitglieder auf­genommen.

Briefkasten der Redaktion.

W. A. 55. Der Bater muß unter Angabe der Sparkasse und der Ein Tiroler Dorf eingeäschert. Freitag nachmittag 2 Uhr brach Nummer des Sparkassenbuches einen begründeten Antrag an das Vor­in dem Marktflecken Deutsch- Matrei am Brenner Feuer mundschaftsamt der Stadt Berlin , Landsberger Str. 43-47, auf Auszahlung aus, das bei dem herrschenden Wind sehr rasch um sich griff, Selbstzahler jetzt nicht mehr ausnehmen. Sie haben als Kriegerfrau aber des Sparguthabens stellen.$. R. 203. Die Stasse wird Sie als daß bis 5 Uhr breits mehr als die Hälfte des ganzen Ortes in Von Innsbruck gingen in Sonderzügen Schutt und Asche Tag. Militär und Feuerwehrmannschaften zur Hilfeleistung ab. Erst nach sechsstündiger Arbeit konnte der Brand bezwungen werden. 58 Wohnhäuser sind vernichtet worden. Menschen­leben sollen nicht zu beklagen sein.

Mord.

In Frankfurt a. M. wurde der 77 Jahre alte Pribatier Ernst Haymann in feiner Wohnung ermordet auf­gefunden. Es wird angenommen, daß es sich um einen Raubmord handelt.

Opfer des Bergfports. Der seit fünf Tagen vermißte Offiziers. aspirant Grich Budde, Sohn des Rektors Budde in Wernige­ rode , der vom Münsterlager auf Urlaub in den Harz gefahren war, wurde am Ilsenstein zerschmettert aufgefunden.

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Berantwortlicher Redakteur: Alfres Bielepp, Neukölln. Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glode, Berlin , Drud u.Verlag: Borwärts Buchdruderei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co, Berlin SW