Konstantinopel , 21. Mai. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 21. Mai. Von keiner Front ist Wichtiges zu melden. Zwei feind- liche Flieger überflogen Sed ul Bahr, wurden aber durch unser Artilleriefeuer nach Richtung auf Jmbros hin vertrieben. Am 18. Mai beschossen drei feindliche Kriegsschiffe zwei Stunden hindurch die Ortschaft Al Arisch . Gleichzeitig er- schienen dort sechs feindliche Flieger und warfen dort 100 Bomben ab. Eine Person wurde getötet, fünf leicht verletzt. §!iegerangriff gegen Kairo . Kairo , 22. Mai. (23. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Zwei feindliche Flugzeuge warfen sechzehn Bomben hauplsächlich auf das arabische Stadlviertel ab. Zwei Zivilpersonen wurden ge- ölet, dreizehn Zivilpersonen und fünf Soldaten verwundet. Die Flieger benutzten Scheinwerfer, ehe sie die Bomben schleuderten. Sie wurden durch das Feuer der Abwehrgeschütze schnell vertrieben. Kämpfe am Tigris . London , 22. Mai. (23. T. B.) Nach einer Mitteilung des Kriegsamles meldet General Lake, dag der Feind am lg. Mai Bcthaiessa und die vorgeschobenen Stellungen auf dem rechten Tigris geräumt habe. General Corringe habe den Feind rerfolgt, ihn angegriffen und die Dujuailah-Schanze genommen. Der Feind halte noch die Sannaihat-Stellung auf dem linken Ufer. Eine russische Kavallerieabteilung sei nach einem kühnen und abenteuerlichen Ritt zu den Truppen des Gene« rals Corring! ge st offen.
Oethmann �ollwegs Antwort an Grep und Poincare . Der. L o k.- A n z." schreibt in seiner Acht-Uhr-Abend- ausgäbe: „Wie wir erfahren, hat der R e i ch S k a n z l e r Herrn Karl v. Wiegand, dem bekannten Vertreter verschiedener amerikanischer Blätter(u. a.„New Aork World" und „Washinton Post"), eine Unterredung gewährt, in der er aus- führlich auf die letzten, durch Sir Edward Grey einem amerikanischen Korrespondenten gegenüber getanen Aeufferungen eingeht und auch die Rede Poincarös in Nancy streift. Soweit wir über diese Unter- redung des Reichskanzlers mit' Herrn v. Wiegand unter- richtet sind, hat Herr v. Bethmann Hollweg in weit aus- holender Weise die wiederholten Greyschen Behauptungen widerlegt, als sei Deutfchland als Friedensstörer Europas zu betrachten. Im großen und ganzen scheinen die Ausführungen des Kanzlers in eine Aufforderung an die Minister der Ententemächte, und besonders an Sir Edward Grey , der das Friedensbedürfnis Englands so ausdrücklich betont hat, aus- zukliugen, doch lieber endlich, wenn wirklich der Friede gc- wünscht wird, Anschuldigungen und nebelhafte Beteuerungen gehabter und noch zu erringender Erfolge beiseite zu lassen und mit deutlich verständlichen Feststellungen dessen hervor- zutreten, was sie von einem F�edensschlutz erwarten, der diesem mörderischen Krieg auf der Grundlage der wirklichen Kriegslage ein Ende zu setzen imstande sein soll. Nur auf diese Weise wäre es möglich, einer Verwirklichung der heutigen Sehnsucht aller Völker näherzukommen." RhdUis über öle unabänderliche Neutralität Griechenlands . Athen , 20. Mai. (Vom Privatkorrespondenten d e s W. T. B.) Auf die Interpellation eines Abgeordneten, der über die zwischen der Regierung und der Entente be- stehenden Mißverständnisse Aufklärung verlangte, antwortete Minister Nhallis, daß die Negierung für unvermeidliche Ret- bungen, die vorgekommen seien und auch weiter vorkommen würden, durchaus nicht verantwortlich sei. Diese Reibungen seien nur deswegen unvermeidlich, weil die Entente nicht den Plan aufgegeben habe, Griechenland dazu zu zwingen, aus der Neutralität herauszutreten, damit sie sich der griechischen Armee bedienen könne.— Nhallis' energische Acußerungcn wurden von der ganzen Kammer mit begeistertem Beifall be- grüßt. Der Antragsteller betonte, er stimme im großen und ganzen den Ansichten der Regierung bei. Ein Snef Macdonalds an die ßranzofen. Aus Amsterdam wird uns geschrieben: Im„Labour Leader" veröffentlicht Genosse R a m s e h Mac- d o n a l d«inen offenen Brief an die französische Sozialistische Partei. Die bekannten Verhältnisse verhindern uns leider, den Text vollständig wiederzugeben, und eine Wiedergabe mit Aus- lassungen kann leicht die Kritik Macdonalds einseitig erscheinen lassen. Indes scheinen uns Macdonalds Argumente so schlagend, daß wir ihre Mitteilung für unerläßlich halten. Macdonald geht von der tragischen Situation aus, worin sich die französische Partei durch die Invasion und durch die Ermor- dung Jaures befand. Er spricht die besondere Sympathie der Unabhängigen Arbeiterpartei für die französischen Sozialisten aus, die als„Erben einer Kultur von Revolution und Freiheit einem gefühllosen wirtschaftlichen Materialismus nicht erlaubt hätten, ihren Sozialismus abzustumpfen". Cr meint, daß die I. L. P. und die französische Partei auf dem Kongreß in Wien einen großen Triumph gefeiert hätten, aber er erhebt die Frage: „Doch wo steht Ihr jetzt? WaS täte JaureS ? � Es ist im allgemeinen ungehörig, darüber zu spekulieren, was der Tote getan hätte. Aber ich denke, daß Eure Haltung, wenn Jaures lebte, eine andere gewesen wäre. Er würde Euch gesagt haben, daß es Eure Pflicht fei. Euer von der Invasion heimgesuchtes Land zu verteidigen, aber er würde Euch nicht über die Verantwortlichkeit getäuscht haben, die der Krieg Euch auferlegte. Ihr konntet nicht E ure Allianz mit Rußland annehmen und gleichwohl der Invasion entgehen I Diese Allianz— was sie auch sonst für Verdienste oder Fehler habe— bedeutete für Euch, daß die deutschen Heere im Augenblick des Kriegsausbruchs Eure Grenzen überschreiten würden. Jaures würde Euch zur National- Verteidigung eher mit der Ruhe des Mannes, der das Unvermeid- liche hinnimmt, denn mit den Leidenschaften jemandes, der über Ungerechtigkeit schreit, aufgefordert haben." Macdonald spricht hierauf von der Invasion und meint, Jaures würde nie aus ihren Erscheinungen den Haß gegen ein ganzes Volk und persönliche Erbitterung gesogen haben. Er hätte sich an die Seite Romain Rollands gestellt, des fran- zösischen Bürgers, der heute mutvoll die Fackel txr französischen Kultur hochhält.„Mit dem Zauber seines Genius hätte er Euch von dem verblendenden und giftigen Dunst der Kriegsleidenschaft zurückgehalten, so daß Ihr die außerhalb liegende Welt gesehen und andere Stimmen als die der Kanonen und des Schlachtfeldes gehört hättet." Macdonald fordert nicht, daß die Fran- j
gasen auf ihre Beschwerden gegen die deutschen Genossen ver- zichten— er will nur, daß sie diese verstehen. Die Zeit wird kommen, wo sie in die Wagschale werfen werden, daß für die deutschen Genossen ein Deutschland da war wie ein Frankreich für die französischen . Macdonald glaubt, daß die Internationale über die Franzosen ein besseres Urteil fällen werde als über die deutschen , aber dies sei um so mehr ein Grund, keine leidenschaftlichen Handlungen zu begehen und Gefühlen Raum zu gewähren, die die europäischen Demo- kratien in Knechtschaft werfen würden. Der Ministerialismus. Macdonald erinnert an Sembats bekanntes geistvolles Buch:„Nehmt einen König— oder macht Frieden!" Nicht ohne Ironie meint er:„Wäre es in deutscher Sprache erschienen, hätte es bei uns während der letzten 20 Monate eine Auflage von einer Million erreicht." Sembat lege darin die europäische Politik dar und warne Frankreich.„Der Minister S e m b a t ist nicht der Sembat, der dieses Buch geschrieben hat. Euer erster Jrtum war. Sembat zu verwandeln. Ihr gingt von der Annahme aus, daß Ihr, um bei der Nationalvertei- digung zu helfen, ins Mini st er i um einzutreten yättet. Ich weiß, daß viele von Euch jetzt wünschen, daß Ihr die Frage mit Freiheit von neuem erwägen könntet. Ihr tratet mit der Vorstellung ein, daß Ihr eine begrenzte Verantwortlichkeit übernehmen könntet— so wie wir es später taten. Ihr— wie wir— glaubtet, fortzugehen, wenn gewisse Dinge geschähen und Ihr— gleich uns— fandet, daß Ihr Euch geirrt hattet. W i r übersahen die Tatsache, daß Kabinette ihr Schick- sal dem Gesetz ihres eigenen Daseins gemäß erfüllen müssen, und daß, wenn es leicht ist, daraus wegzubleiben, es ganz und gar unmöglich ist, fortzugehen. Kriegskabinette müssen, wie die Dinge einmal liegen, tyrannisch sein. Sie unterdrücken die Freiheit in all ihren Aeußerungen, und wenn wir uns widersetzen, bringen wir nur Bürgerkrieg in unsere eigene Anhängerschaft und ver- urteilen unsere eigenen Kollegen. Die Iren, die einen weit sichereren politischen Instinkt und einen ebenso festen Entschluß, ihrem Land zu dienen, haben, wählten eine andere Politik. Ihre Führer, wie jeder Mann von parlamentarischem Ingenium, lehnten die Koalitionsmethode a b." „Auf der Londoner Konferenz im Februar 1318 wart Ihr mit uns darin einig, daß dieser Krieg, was seinen Ursprung be- trifft, keine besonderen Merkmale zeige. Er ist aus den gewöhnlichen Quellen entstanden. Ich verstehe nicht, was Ihr gemeint habt, als Ihr diese Resolution annahmt, außer daß Ihr glaubtet, daß der Kampf anders als alle früheren Kriege geführt werden müsse, wenn seine Beilegung von den ihren verschieden sein solle. Aber Ihr fahret fort, zwei Arten Politik zu verfolgen, die für diesen Glauben ver- hängnisvoll sind. Ihr fahret fort. Euere Bewegung mit einer Ministerschaft zu vermischen, die Euch alle Verantwortlichkeiten einer K r i eg s p o li t i k auf- erlegt. Wenn nicht eine völlige nationale Gehässigkeit das Geschenk fem, das dieser Krieg Europa bringt— eine Gehässigkeit, die nicht nur militärische, sondern eine wirtschaftlich« und politische Folge hätte— muß in jeder kriegführenden Nation eine Partei sein, die, wenn sie gleich an einem Verteidigungskrieg mitwirkt, in bezug auf die anderen Konscguenzen des Kriegs freie Hand behält." Die internationale Aktion. „Ihr widersetzt Euch auch nicht nur einer Versammlung der Internationale, sondern jeder internationalen Aktion. Ihr seht aus meinen Darlegungen, daß ich verstehe, was Euch dazu bewogen hat. Aber ich weiß, daß Ihr in dieser Materie gespalten bleibt. Eure Minderheit wächst im Land, in den Partei- ratssitzungen, im Parlament. Ein Korrespondent teilt mir mit, daß sie um so mehr in ihrem Selbstbewußt- sein erstarkt und um so weniger nachgiebig wird, je mehr sie ihre Kraft fühlt und den Umschwung zu ihren Gunsten sieht. Ich lese regelmäßig zwei Euerer Tagesblätter, die„Humanite" und den „Popnlaire du Centre" und sie unterrichten mich über die An- schauungen Euerer beiden Flügel. Ich lese auch, was Euere C a ch i n und Euere H e r V e und Euere anderen Parteigenossen mit aus dem Gleichgewicht gekommenen Urteil und Wetterhahnmeinungen sagen. All dies beweist mir, daß mein Korrespondent recht hat. Ihr beginnt Euch unglücklich zu fühlen." Macdonald versteht die Liebe der französischen Genossen für Frankreich. „Ihr wollt nicht Euer Land in Zukunft in eine militaristische Politik geraten lassen und in Bund- nisse und Pläne verwickeln, die von ihm eine schlaf- lose, bewaffnete 2Lachsamkeit fordern würden. Ihr wißt, was Ihr sebst 1871 fühltet— daß Euer wehes Herz Euch eine Zeitlang zu einer Gefahr für den europäischen Frieden machte und Euch beinahe in Konflikt mit Euch selbst brachte. Lärmender Ehauvinismus. nationalistische Prahlerei und mundaufteißende Kraftmeierei Eurer Jingos müsse» für Euch wie für uns nicht nur ein Beweis der Unfähigkeit jener sein, die so denken und sprechen, sondern ein Verrat an Euren Soldaten im Feld und eine Be« schimpfung für die freie Kultur Frankreichs und Englands. Euer aufrichtiger (z) Ramsey Macdonall». Ms der franzosischen Partei. Die französische sozialdemokratische Partei hat durch ihren Sekretär D u b r e u i l h die Abgeordneten Pierre Brizon , Alexandre B l a n c und R a f f i n- D u g e n s, die an der zweiten Zimmerwalder Konferenz teilgenommen haben, zur Verantwortung vor den Parteivorstand geladen. Wie aus der„Humanite" vom 10. Mai hervorgeht, ist von dem französischen Verwaltungsausschuß(C. A. P. ) folgende Erklärung veröffentlicht worden: „Der C. A. P. in seiner Sitzung vom 9. Mai erklärt, daß die Sozialistische Partei keinem ihrer Mitglieder das Mandat gab, sie auf der Kienthaler internationalen Konferenz zu vertreten, die von den Organisatoren der Zimmerwalder Konferenz einberufen wurde." » Im Zusammenhang mit den Angriffen auf B r i z o n m der fran- zösischen Kammer ist sein Msagebrief von Interesse, den er auf die Vorladung an den Parteisekretär Dubreuilh richtete. In dem Brief, der von„Populaire du Centre" am 16. Mai veröffentlicht wird, schreibt er: „Wenn Ihr mir wegen Mangel an Disziplin den Prozeß machen wollt, so wird es mir nicht schwer werden, nachzutveisen, daß die Disziplinlosigkeit nicht bei mir, sondern bei Euch ist. Wenn ich nach Kienthal gegangen bin, so ist daS Eure Schuld: weil Ihr Euch dem Zusammentritt des Jnternatio- nalen Bureaus widersetzt habt. Und was tat ich dort? Nichts als die von Euch allen im Jahre 1968 unterschriebenen Beschlüsse der Stuttgarter Konferenz anzuwenden, die besagten: Im Falle trotzdem ein Krieg ausbrechen sollte, ist eS Pflicht der Arbeiterklasse, dessen schleunigste Beendigung herbeizuführen. Ich bin in der Internationale geblieben; Ihr seid dem NatjonakiSmuS vertallxu, wer ist der Schuldige?.
Ja, es ist richtig. Ich hatte kein offizielles Mandat, ich vertrat nur ungefähr 19 999 Familien und ungefähr 45 999 französische Sozialisten. Wir, mit all denen, die insgeheim für uns sind, waren aber nichts andere als die wirkliche Majorität des französischen Proletariats in der sozialistischen Partei. Emp- fangen Sie die Versicherung meiner Gefühle für einen sofortigen und annexionslosen Frieden." Humanität in Sibirien . Der„Russische Reichsanzeiger" vom 29. April berichtet: Die Tomsker Gouvernementsbehörde hat beschlossen, eine Gesellschaft „Zur Förderung und EntWickelung des Humanitätssinnes in den Dörfern und Ansiedelungen" zu gründen, welche das Ziel verfolgt, die Bevölkerung über die Pflichten der Humanität, Gerechtigkeit, Rechtschaffenheit und Wahrheit aufzuklären und sie zur Nüchtern- heit anzuhalten; dies soll durch öffentliche Vorträge, Lichtbilder, Theatervorstellungen und wissenschaftliche Kinovorführungcn erreicht werden. Der Gründer der Gesellschaft ist der bekannte Tomsker Philantrop P. I. Makuschiu. Wilson und die irische§rage. New Jork , 29. Mai. (Funkspruch vom Vertreter des 23. T. SB.) Depeschen aus Washington melden, es verlaute, V r ä- sident Wilson habe die Einbringung der Resolutiolr v«- Senators Kern bezüglich der Sicherheil der amerikanischen Bürger in Irland in unverbindlicher Weise gebilligt.— Senator O'Gormer erhielt vom Weißen Haus die Zusicherung, daß der in Dublin zum Tode verurteilte Amerikaner Lynch nicht hin« gerichtet werden würde, bis der amerikanische Botschafter in London die Gelegenheit gehabt habe, alle Tatsachen des Falles zu prüfen. Protest Versammlungen gegen die Hinrichtung der irischen Führer finden andauernd statt. In einer Massenversamm« lung des Rates irischer Frauen in New Jork sagte Frau McKelzie in einer Anklagerede gegen die britischen Methoden, die Erschießung der irischen Führer werde Irlands Kampf um seine Freiheit picht hemmen. Mnahme der amerikanischen Mmeevorlage. Washington , 29. Mai. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Das Repräsentantenhaus hat die Schiff- fahrtsbill zur Begründung einer staatlichen Handels- flotte für den Verkehr mit dem Auslande angenommen. Die Bill hat den Senat noch nicht passiert. Das Repräsentantenhaus nahm auch den Bericht der Konferenz beider Häuser über die Armee- Vorlage an, durch die die reguläre Armee auf 219 999 Mann ge- bracht wird, die Streitkräfte der Einzelstaaten, die zu Bundeskriegs- diensten verpflichtet sind, vom Präsidenten aufgerufen werden können, und die gesamte Höchststärke der Armee auf 689 999 Mann gebracht wird. Diese zweite Bill hat den Senat bereits passiert. Das Mtentat auf den österreichischen Gesandten in persien . Wien , 29. Mai. (W. T. B.) Die„Südslawische Korrespon- denz" meldet aus K o n sta n t i n o p e l: Zu dem auf dem öfter- reichisch-ungarischen Gesandten Grafen Logothetti am 19. Mai ver- übten Revolverattentat ist folgendes mitzuteilen: Der Täter ist ein Kaukaster namens Diemil Bei, der vor drei Jahren wegen SLerwicklung in die Angelegenheit der Ermordung Mahmud Schewket Paschas aus der Türkei ausgewiesen wurde und seit einiger Zeit in russischen Diensten steht. Als Diemil das Attentat verübte, trug er eine russische Kosakenuniform. Ein persischer Soldat, der ihn auf der Straße verhaftete, wurde deshalb von einem russischen In- struktionsoffizier streng bestraft. Die persische Regierung hat eine scharfe Untersuchung wegen des Attentats auf den Gesandten ein- geleitet. Graf Logothetti befindet sich bereits seit einiger Zeit in der spanischen Gesandtschaft in Teheran . Aufruf der chinesischen Republikaner . Die Republikaner Chinas haben einen Aufruf erlassen, den die „Sentinelle" zum Abdruck bringt. Er lautet: Die chinesischen Republikaner verlangen als Kriegführende an« gesehen zu werden! Sie verleidigen die chinesische Republik, sie find im Recht! * Seit dem Monat Dezember 1918, dem Augenblick, wo sich in einer so mächtigen Weise die chinesische Opposition gegen die mon« archische Restauraiion Juans und die bewaffnete Verteidigung gegen die Wiederherstellung der Tyrannei und des Despotismus kundgab, der allgemein als die Stunde Juaus bekannt ist, dessen Gegenwart an der Spitze des chinesischen Staates einstimmig als eine dauernde Gefahr für den Frieden und das Gleichgewicht im fernen Orient an- gesehen wird! Unsere Truppen haben nichts anderes getan, al» für die Aufrechterhaltung unserer Rechte gekämpft I In diesem Moment kämpfen mehr als 299 Millionen Jndibi- duen, mehr als 299 Millionen chinesischer Redublikaner für die 2luf« rechterhaltung der republikanischen Konstitution, die sich das chinesische Volk selbst auserlegt hat, und die Juan um seines Nutzens willen zu zerstören suchte, indem er seine Eidschwüre, und alle seine Ver- träge, nationale so gut wie inlentationale, verletzte. 299 Millionen Chinesen kämpfen für die Freiheit, das Recht, die Gerechtigkeit und den Respekt vor der Gesetzmäßigkeit. Millionen den Chinesen wollen ihre internationale Würde schützen und aufrechterhalten. Hunderte von Millionen chinesischer Republikaner zwingen Juan zurückzuweichen. Hunderte von Millionen Republikaner, die seit Jahren ihren unwandelbaren Ptinzipicn treu geblieben sind, die vom Augenblick der gegenwärtigen Erhebung an sofort den Fremden die Linie ibres Vorgehens entwickelt haben, von der sie nickt abgewichen sind, sind die einzigen Verteidiger unseres Vaterlandes... Wir chinesischen Republikaner verlattg-nt im Namen des ganzen China , daß die fremden Mächte uns als„Kriegführende" anerkennen, als Verteidiger der Gesetzmäßigkeit und nicht als„Rebellen" oder als„Separatisten", als welche man uns gelten lassen ivollte. Wir sind der einstimmige Willen des chinesischen Volkes. Wir repräscn- tieren eine bedeutende Macht, die, organisiert und anerkannt, ihre Rechte verteidigt, die von Juan in Gefahr gebracht wurden. LLir sind Patrioten, die für den Schutz unserer Gesetze und unserer Freiheiten gegen den Feind, gegen die reaktionäre Anhängerschaft Juans kämpfen. Die fluchwürdige Macht, die Juan versuchte wieder- herzustellen, existiert nicht! Sie ist niemals anerkannt worden, weder von China noch von den fremden Mächten I Sind wir nicht eine offiziell anerkannte Regierung? Sind wir nicht die„Chinesische Republtl"? Wir verteidigen die Gesetze und die republikanische Konstitution, die gesetzmäßig abgestimmt und bekanntgegeben wurden. Wir verteidigen, wiederholen wir es, die von allen fremden Mächten offiziell anerkannte chinesische Republik. Wir bekämpfen den Feind, wir beschützen die Republik gegen den versuchten, fehl« geschlagenen Staatsstreich Juans. Möge die öffentliche Meinung wie die parlamentarische Meinung im Ausland, die uns günstig sind, uns helfen. Das ist ein Aufruf, den wir an sie ergchen lassen, damit sie uns bei ihren Kanzlern und bei ihren Regierungen unterstützen, bis wir als„Kriegführende" anerkannt sind. Allein durch uns setzen sich die politischen und diplomatischen Beziehungen fort, denn wir allein repräsentieren gesetzmäßig die Chinesische Republik . Juan hat sich außeihalb der Gesetze gestellt. Er hat uns verpflichtet, zu kämpfen! Er bat uns gezwungen, die Chinesische Republik mit den Waffen zu verteidigen! Wir find im Recht I Die. Chinesischen Republikaner ."