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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Unterstaatssekretär Dr. Richter und der Arbeiterinnenschuh.
Am Freitag, den 19. Mai d. J., ist im Reichstage eine Resolution der sozialdemokratischen Fraktion behandelt worden, durch welche gefordert wird, daß die Schutzbestim mungen für Frauen und jugendliche Arbeiter, die durch Gesetz bom 4. August 1914 außer Kraft gesetzt waren, wieder in Kraft treten sollen. Die Behandlung dieser Frage, ganz besonders aber die hierzu abgegebenen Erklärungen des Vertreters der Reichsregierung, des Unterstaatssekretärs Dr. Richter, haben in der Arbeiterschaft große Enttäuschung hervorgerufen.
Die Enttäuschungen, welche seine Ausführungen brachten, find doppelter Art. Einmal sollen während der gesamten Kriegsdauer die Schutzbestimmungen außer Kraft bleiben und mit Beendigung des Krieges nicht ohne weiteres wieder in Kraft treten, sondern mit Eintritt des Friedens soll erst eine eingehende Prüfung darüber eintreten, ob die Ausnahmebewilligungen bald beseitigt werden können.
Wenn die Gründe, die der Unterstaatssekretär für die Außerfraftsegung der Schußbestimmungen anführt, zutreffen würden, müßte man sich ja schließlich damit abfinden, so bedauerlich es ist, daß der ohnedies nicht ausreichende Schutz für Arbeiterinnen und Jugendliche fortfällt. Wir bedauern aber, bemerken zu müssen, daß nach unseren Feststellungen die vom Unterstaatssekretär angeführten Gründe, besonders soweit sie die unbegrenzte Dauer der Arbeitszeit betreffen, nicht zutreffend find. In einer Reihe schriftlicher Eingaben und mündlicher Verhandlungen an die zuständigen Behörden ist dies auch schon wiederholt zum Ausdruck gebracht.
Was zunächst die Ausführungen des Gesezes anlangt, wonach die oberen Verwaltungsbehörden das Recht haben, Ausnahmen für einzelne Betriebe zuzugestehen und dies auch erst nach Prüfung eines jeden Antrages, so wäre es mehr als merkwürdig, wenn die Prüfung in jedem einzelnen Falle, zum Beispiel in den Betrieben der Metallindustrie Groß- Berlins, ergeben hätte, daß überall die Voraussetzungen für die Außer. fraftsegung der Schußbestimmungen gegeben waren. Wenn wirklich eine Prüfung durch die Gewerbeinspektion vorgenommen ist, so kann diese Prüfung nicht als ausreichend betrachtet werden. Die Betriebe werden durchschnittlich kaum einmal im Jahre einer Inspektion unterzogen, deswegen reicht die Kenntnis eines Gewerbeinspektors nicht aus, um die Betriebsverhältnisse aus eigener Kenntnis eingehend zu prüfen. Es ist hier also eine Information der Gewerbeinspektion durch die Betriebsleitung nötig. Dieje kann aber nicht objektiv fein. Die Betriebsleitung hat schon allein angesichts der Minderbezahlung der weiblichen Arbeitskraft nicht geringes Interesse daran, daß dem Antrage entsprochen wird. Ein von der Organisation der Metallarbeiter schon vor längerer Zeit an die Behörde gestelltes Verlangen, bei diesen Prüfungen auch die Arbeiter und ihre Vertretung zu hören, ist leider bis jegt nicht erfüllt, so daß die Gewerbeinspektoren nur von den Arbeitgebern informiert werden. Angesichts dieser Tatsache fommt man auch bei sorgfältiger Prüfung nicht zu richtiger Erfassung der Sachlage.
Wenn der Unterstaatssekretär fagt, daß in der gegenwärtigen Zeit, wo eine so große Zahl von männlichen Arbeitern ihrer beruflichen Arbeit entzogen wurde, den industriellen Betrieben Hilfe geschaffen werden müßte, so ist das an sich ja durchaus richtig, aber es bedarf trotzdem feiner Ueberzeitarbeit durch die Arbeiterinnen, denn es hat von Beginn des Krieges an noch nicht an weiblichen Arbeitskräften gefehlt, im Gegenteil, die Berichte aller Arbeitsnachweise zeigen, daß sich überall beschäftigungslose Arbeiterinnen meldeten, die nicht untergebracht werden konnten. Wer in den ersten Nachmittagsstunden durch die Straßen Berlins geht, wird jeden Tag an den Ausgabestellen der großen Zeitungen, die einen sogenannten„ Arbeitsmarkt" herausgeben, große Scharen von arbeits. lofen Frauen finden, die im Arbeitsmarkt" nach Beschäftigung suchen.
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Dazu kommt auch noch, daß viele Betriebe bei der Einstellung eine Auswahl unter den beschäftigungslosen Arbeiterinnen nach der Stichtung hin treffen, daß sie Frauen oder Angehörige von Kriegsteilnehmern bevorzugen. Auch die Frauen gefallener Kriegsteilnehmer werden zuerst berücksichtigt. Dagegen läßt sich ja an und für sich nichts sagen. Nur soll man, wenn infolge dieser Praris eine große Anzahl weiblicher Arbeitskräfte, die nicht Angehörige von Kriegsteilnehmern find, arbeitslos bleiben, die Arbeitszeit auf die in den Schutzbestimmungen festgelegten Grenzen einschränken. Schließlich mollen doch auch die Arbeiterinnen leben, die nicht Angehörige von Kriegsteilnehmern sind!
Montag, den 5. Juni 1916.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 4. Juni 1916.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplat
Gegen die von uns gewonnenen Stellungen füdöstlich von Ypern richteten die Engländer mehrere Angriffe, die restlos abgeschlagen wurden.
Der Artilleriekampf nördlich von Arras und in der Gegend von Albert hielt auch gestern an; englische Erfundungsabteilungen wurden abgewiesen; mehrere Sprengungen des Feindes füdöstlich von NeuvilleSt. Vaaft waren wirkungslos.
Auf dem linken Maasufer wurde ein schwächlicher feindlicher Angriff westlich der Höhe 304 leicht zurüdgewiesen, ein Maschinengewehr ist von uns erbeutet.
Auf dem Ostufer sind die harten Kämpfe zwischen Caillette- Wald und Damloup weiter günstig für uns fortgeschritten; es wurden gestern über 500 Franzosen, dar. unter drei Offiziere, gefangen genommen und vier Maschinengewehre erbeutet."
Mehrere feindliche Gasangriffe westlich von Mar kirch blieben ohne die geringste Wirkung.
Bombenwürfe feindlicher Flieger töteten in Flan dern mehrere Belgier; militärischer Schaden entstand nicht; bei Hollebeke wurde ein englisches Flugzeug von Abwehrkanonen abgeschossen.
Deftlicher und Balkan - Kriegsschauplah. Es hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Oberste Heeresleitung.
Weitere Erfolge zur See.
amili. Berlin , 4. Juni. ( W. 2. 8.) Um 31. Mai bat eines unserer Interfeeboote vor dem Humber einen modernen großen englischen Torpedo boots. zerstörer vernichtet. Nach Angabe eines durch uns geretteten Mitgliedes der Befagung des gefunkenen englischen Zerstörer Tipperary" ist der englische Panzerfreuzer Gurhalu 8" von unseren Streitkräften in der Seeschlacht vor dem Skagerrak in Brand geschossen und voll. ständig ausgebrannt.
Der Chef des Admiralstabes ber Marine
Der Panzerkreuzer„ Euryalus" ist am 20. Mai 1901 bom Stapel gelaufen. Er hatte eine Wasserverdrängung von 12 200 Tonnen, eine Schnelligkeit von 23 Seemeilen ,, eine Artillerie von zwei 23,4 Bentimeter-, sechzehn 15-8entimeterund zwölf 7,6-3entimeter- Geschüßen, sowie eine Besazung von 755 Mann.
bart:
Russischer Kriegsschauplas.
Der Feind hat heute früh seine Artillerie gegenüber unserer ganzen Nordostfront in Tätigkeit gesezt. Das russische Geschütfeuer wuchs am Dnjeft r, an der unteren Strypa, nordwestlich von Tarnopol und in Wolhynien zu bes sonderer Heftigkeit an. Die Armee des Generalobersten Erzherzogs Josef Ferdinand steht bei Olhka in einem Frontstück von 25 Kilometer Breite unter russischem Trommelfeuer. Ein russischer Gasangriff am Dnjestr verlief für uns ohne Schaden. Ueberall machen sich Anzeichen eines unmit. telbar bevorstehenden Infanterieangriffe8 bemerkbar.
Italienischer Kriegsschauplay.
Da bie Italiener auf dem Hauptrücken südlich bes Bofinatales und vor unserer Front Monte Cengio- fiago mit starken Kräften hartnäckigen Widerstand leisten, begannen sich in diesem Raume heftige Rämpfe zu entwideln. Unsere Truppen arbeiten sich näher an die feindlichen Stellungen heran. Deftlich des Monte Cengio wurde beträchtlich Raum gewonnen. Der Ort Cefuna liegt bereits in unserer Front. Wo der Feind zu Gegenangriffen schritt, wurde er abgewiesen. Der gestrige Tag brachte 5600 Gefangene, barunter 78 Offiziere und eine Beute von drei Geschüßen, 11 Maschinengewehren und 126 Pferden ein.
Südöstlicher Kriegsschauplas.
An der unteren Vojusa zersprengte unser Artilleriefeuer italienische Abteilungen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
industrie beschäftigungslos werden? Worauf gründet denn der Unterstaatssekretär seine Bemerkung, daß diese Frauen in bittere Not geraten würden, wenn mit einem Schlage alle bewilligten Ausnahmen beseitigt werden sollten. Das Gegenteil ist richtig! Wir wollen eine Beschränkung der täglichen Arbeitszeit, um zu ermöglichen, daß noch mehr Frauen als bisher beschäftigt werden können! Die Wirkung dieser Arbeitszeitverfürzung würde sein, daß die zurzeit beschäftigungslosen Frauen Arbeit fänden und eventuell noch mehr Frauen aus der Textilindustrie in der Metallindustrie Unterkommen finden können. Gerade das Gegenteil dessen wird eintreten, was der Unterstaatssekretär Richter angeblich befürchtet, wenn dem Verlangen, das in der Resolution der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zum Ausdruck kommt, wenigstens teilweise Rechnung getragen wird.
Die Schlußbemerkung des Unterstaatssrefretärs Dr. Richter in Sachen der Frauenschutzbestimmungen, won a ch felbst nach dem Kriege erst noch eine Prüfung darüber eintreten foll, ob die Ausnahmebewilligungen beseitigt werden können, sekt aber allem die Krone auf! Das ist etwas, was denn doch niemand erwartet hat oder erwarten konnte. Also auch bei Eintritt des Friedens will Unterstaatssekretär Richter zunächst noch die Ausnahmebewilligungen bestehen lassen, damit die Frauen Beschäftigung haben. Selbst angenommen einmal, durch das Wiederinkraftsehen der Schutzbestimmungen würden, was wir zunächst noch bestreiten, alle während des Krieges in Beschäftigung getretenen Frauen wieder arbeitslos werden, so wäre doch noch die Frage strittig, was besser ist: die Frauen der Kriegsteilnehmer in Beschäftigung zu behalten oder für die heimkehrenden Kriegsteilnehmer nach Möglichkeit Arbeit zu beschaffen? Wir hätten dann, wenn es nach diesen Aus. führungen des Herrn Unterstaatssekretärs ginge, tatsächlich das Bild, daß Sehntausende und aber Behn. tausende von Briegsteilnehmern nach. Be. endigung des Krieges feine Beschäftigung finden, weil Frauen ihre Plate eingenommen haben. Die Ehefrauen dürften im allgemeinen von ihrer Beschäftigung doch erst dann zurückkehren, wenn es dem Mann gelungen ist, eine zum Unterhalt der Familie ausreichende Stelle zu finden. Oder glaubt der Herr Unterstaatssekretär, daß die Männer auch ohnedies mit Beendigung des Krieges in Beschäftigung treten fönnen? Das wäre ein Köhlerglaube. Wenn es wirklich die Absicht der Regierung ist, auch am Kriegsende die Ausnahmebestimmungen noch bestehen zu lassen, dann wäre das von so ungeheurem Nachteil für die Gesamtheit, daß gar nicht dringend genug vor solchen Plänen gewarnt werden kann.
Wir können und wollen uns nicht damit abfinden, daß die Stellung der Regierung, wie sie in den Ausführungen des Unterstaatssekretärs zum Ausdrud kommt, in Sachen der Schutzbestimmungen während des Krieges, noch viel weniger mit Beendigung des Krieges, die endgültige ist, sondern müssen fordern, daß beide Fragen sobald als möglich einer nochmaligen Prüfung unterzogen werden, und zwar unter Hinzuziehung von sachverständigen Perfonen aus Arbeitnehmerkreisen.
Die Regierung darf sich diesem Verlangen nicht entziehen.. Sie trägt bei Ablehnung desselben selbst die Schuld daran, wenn in Arbeiterkreisen das Gefühl einer durch die Umstände nicht gebotenen ungerechten Behandlung allgemein um sich greift.
Der Verlauf der Seeschlacht
Berlin 4. Juni. ( W. Z. B.) Bon zuständiger Stelle wird uns über den Verlauf der Seeschlacht gegen die eng lische& lotte vor dem Stagerrak im Anschluß an die bisherigea Berichte noch folgendes mitgeteilt:
Die deutschen Hochseeftreitkräfte waren vorgestoßen, um englische Flottenteile, die in lester Zeit mehrfach an der norwegischen Südküste gemeldet worden waren, zur Schlacht zu stellen. Der Feind kam am 31. Mai, 4 Uhr 30 Minuten nachmittags, etwa 70 Seemeilen vor dem Skagerrak zunächst in Stärke von vier Kleinen Kreuzern der Calliope- Klasse in Sicht. Unsere Kreuzer nahmen sofort die Verfolgung des Feindes auf, der mit höchster Fahrt nach Norden fortlief. Im 5 Uhr 20 Minuten sichteten unsere Kreuzer in westlicher Richtung zwei feindliche Kolonnen, die sich als sechs feindliche Schlachtkreuzer und eine größere Zahl kleiner Kreuzer und Zerstörer herausstellten. Der Feind entwickelte sich nach Süden. Unsere Kreuzer gingen bis auf etwa 13 Kilometer heran und eröffneten auf füdlichen bis südöstlichen Kursen ein sehr wirkungsvolles Feuer auf den Feind. Im Verlaufe dieses Kampfes wurden zwei englische Schlachtkreuzer und ein 3erstörer vernichtet. Nach halbstündigem Gefecht kamen nördlich des Feindes weitere schwere feindliche Streitkräfte in Sicht, die später als fünf Schiffe der Queen Elizabeth- Klasse ausgemacht
Die vollständige Außerkraftsehung der Schutzbestimmun gen läßt sich angesichts dieser Tatsachen nicht begründen. Mag sein, daß, wenn die Arbeiterinnen anstatt in Zweischicht, wie gesichts dieser Umstände die Haltung der Fabrikinspektionen jezt vielfach üblich, in Dreischicht arbeiten würden, die Be- zu verstehen. aufsichtigung etwas mehr Umstände macht; aber allein deshalb Was die Ausführungen des Unterstaatssekretärs Richter worden find. Bald darauf griff das deutsche Groß in den Kampf darf man doch den Unternehmern nicht zuerkennen, daß sie den über die Beschäftigung der Frauen aus der Textilindustrie an- ein. Der Feind drehte fofort nach Norden ab. Die fünf Schiffe Beweis erbracht haben, die vollständige Außerkraftsetzung der langt, so müssen wir schon sagen, daß uns die ganz unverständ- ber Queen Elizabeth- Klasse hingen sich an die englischen SchlachtSchutzbestimmungen sei notwendig. Noch viel weniger ist an- lich find. Wer will denn, daß die Frauen aus der Textil- treuzer an. Der Feind suchte sich mit höchster Fahrt und durch