ülbstaffcln unserem äußerst wirkungsvollen Feuer zu entziehen und dabei mit östlichem Kurs um unsere Spitze hcrumzuholcn. Nnsere Flotte folgte den Vewrgungen des Feindes mit höchster Fahr»; während dieses GcfechtsabschnitteS wurden ein Kreuzer der Achilles - oder Shannon-Klasse und zwei Zerstörer vernichtet. Das hinterste unserer Linienschiffsgeschwader konnte zu dieser Zeit wegen seiner rückwärtigen Stellung zum Feind noch nicht ins Ge- fecht eingreisen. Bald darauf erschienen von Norden her neue schwere feindliche Streitkräfte. Es waren, wie bald festgestellt werden konnte, mehr als 2 0 feindliche Linienschiffe neuester Bauart. Da die Spitze unserer Linie zeit- weilig in Feuer von beiden Seiten geriet, wurde die Linie auf West- kurs herumgeworfen. Gleichzeitig wurden die Torpedobootsflottillrn zum Angriff gegen den Feind angesetzt. Sie haben mit hervor- ragendem Schneid und sichtlichem Erfolg bis zu dreimal hintercin- ander angegriffen. F» diesem Gefcchtsabschnitt wurde ei« eng- lisches Großtampfschifs vernichtet, während eine Reihe anderer schwere Beschädigungen erlitten haben muß. Die Tagschlacht gegen die englische Ucbrrmacht dauerte bis zur Dunkelheit. In ihr stan- den— abgesehen von zahlreichen leichte» Streitkräften— zuletzt mindestens 25 englische Grohkampfschiffc, 6 englische Schlachtkreuzer, mindestens 4 Panzerkreuzer gegen IL deutsche Großkampf- schiffe, 5 Schlachtkreuzer, K ältere Linienschiffe, keine Panzer- krcuzer. Mit einsetzender Dunkelheit gingen unsere Flottillen zum Nachtangriff gegen den Gegner vor. Während der nun fol- gcnden Nacht fanden Kreuzerkämpfe und zahlreiche Torpedoboots- angriffe statt. Hierbei wurden ein Schlachtkreuzer, ein Kreuzer der Achilles - oder Shannon-Klasse, ein, wahrscheinlich aber zwei kleine feindliche Kreuzer und wenigstens Ist feindliche Zerstörer vrr- nichtrt, davon durch daS Spitz rnschiff unserer Hochseeflotte allein 6. Unter ihnen befanden sich dir beiden ganz neuen Zrrstvrrr-Führrr- schisse„Turbulent " und„T i p p r r a r h". Ein Geschwader älterer englischer Linienschiffe, daß von Sllbrn her herbeigeeilt war, kam erst am Morgen dev 1. Juni nach be- cndctrr Schlacht heran und drehte, ohne einzugreifen oder auch nur in Sicht unseres GroS gekommen zu sein, wieder ab.
Weitere Einzelheiten von üer Seeschlacht. gmuidcn, 3. Juni.<W. T. B.) Heber die Seeschlacht berichtet der Skipper T. Punt des holländischen Fisch- dampfcrs John Brown , dessen Schiff sich zwischen den beiden Schlachtflotten befand, folgendes: Mittwoch nachmittag gegen 2 Uhr näherte sich eine große Kriegsflotte von ungefähr 50 Fahrzeugen, und zwar von Südosten nach Nordwesten, an- scheinend war dies die deutsche Flotte. Sie bestand zum großen Teil aus größeren Fahrzeugen. DaS Wetter war unsichtig und die Dinge ließen sich nur schwer unterscheiden. Gegen 4 Uhr 15 Minuten siel der erste Schutz, wahrscheinlich zwei Meilen gegen Norde», und um 4ZH Uhr setzte ein kurzes aber heftiges Geschütz- scucr ein. Der Holländer war gerade mit Vermessungen beschäftigt, als bei 58 Grad Breite und b Grad 2ö Minuten Länge plötzlich eine zweite Flotte auftauchte, und zwax ans nordöstlicher Rich- tung; dies war die englische. Sie bestand aus einer großen Zahl von Schiffen. Inzwischen eilte ein schnelles Kriegsschiff nach Westen fort, und nach einigen Stunden erhielt die britische Flotte Verstärkungen. Um ö Uhr wurde von dem Fifchdampfer eine Nauchwolke bei einem der Kriegsschiffe beobachtet, das anscheinend getroffen war; später sah man auf beiden Seiten weitere Rauch- wölken hochgehen, worauf dann noch zwei Torpedoboote und drei Unterseeboote den Engländern zu Hilfe kamen. Hock van Holland, 3. Juni. (W. T. B.) Der Schlepper T h a- m e s traf hier mit acht Mann und einem Toten des deutschen Kreuzers Frauenlob ein, der in der Nacht zum DonnerS - tag durch ein englisches Kriegsschiff versenkt wurde. Der Frauen- lob sank in zehn Minuten. Ueber den Rest der Mannschaft, die 350 Mann zählte, ist nicht? bekannt, ebenso auch nicht über da? Schicksal der Krcuzer Wiesbaden und Stuttgart , die in der Nähe waren. Die englische Flotte wird auf 60 Schiffe geschätzt. Notiz des W. T. D.: Was den Kreuzer„Stuttgart " be- rriftt, so verweisen wir auf den amtlichen Bericht. Hiernach ist die „Stuttgart " in ihren Heimatshafen zurückgekehrt.
AarhuS , 3. Juni. (W. T. B.)("Meldung von Ritzaus Bureau.) Drei gestern von dem schwedischen Dampfer Para hier eingebrachte deutsche Marinesoldaten befinden sich an Bord des Schif- fes unter Polizeiaufsicht. Das Oberkommando hat die Erlaubnis zu ihrer Heimsendung auf Kosten des deutschen Konsulats erteilt. Eine Zalschmelüung. Berlin , 4. Juni. (W. T. B.) In ausländischen Zeitungen wird die Nachricht verbreitet, daß �wei deutsche Zeppeline durch Brand bKv. Absturz in Anschluß an die Seeschlacht vor dem Skagerrak ver- l o r e n gegangen seien. Wie wir hierzu von zuständiger Stelle erfahren, ist die Nachricht frei erfunden. Es ist kein deutsches Luft- schiff verloren gegangen. die englische presse zur Seeschlacht. Rotterdam , 3. Juni. (2B. T.®.)„Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London : Sowohl die„Times" wie die „Daily Mai l" lenken die Aufmerksamkeit aus den Anteil, den der AufllärungSdienst der Zeppeline an der Seeschlacht gehabt hat.„Daily Mail" schreibt. eS scheine festzustehen, daß�der Feind mit seiner ganzen Stärke einem Teile unserer Flotte eine Schlacht lieferte und ihr einen schweren Schlag versetzt hat, ehe unsere Schlachtschiffe am Kampf teilnehmen konnten. Wir haben nicht erfahren, wie weit das auf den Mangel an Luftschiffen zurückzuführen ist, aber die Welt weiß ganz gut, daß die englischen Admirale in ihrer Arbeit sehr behindert werden, da sie d:e Be- wegungen und Anordnungen des Feindes nicht kennen. Unsere Sicherheit zur See wird vielleicht noch einmal von der Lösung der Luftschifffrage abhängen. „Daily News" berichtet in ihrem Leitartikel noch pessi- Mistischer. Sie schreibt: Es liegt nicht in der Art der Marine und im Charakter des englischen Volkes, zu trachten, unumstößliche Tat- fachen ivegzuargumentieren. So bitter dieses bedingungslose Ein- geständnis auch sein mag, so müssen wir doch zugeben, daß lvir in dem Gefecht bei Jütland eine Niederlage erlitten haben. Wir können dieser Tatsache mit um so größerer Fassung gegenüberstehen, als wir wissen, daß trotz dieses nnerloarteten Mißgeschicks die allgemeine Herrschaft der englischen Flotte und ihr Vermöge», in der Strategie eine ausschlaggebende Rolle zu spielen, unerschüttcrt und ungeschwächt bleiben. Tie Ver- mutung, daß der deutsche Erfolg durch den Besitz schwerer Artillerie zu erklären sei, würde die Gerüchte, daß das neue deutsche Schlacht- schiff„Hindenburg" mit Kanonen von 42,50 Zentimeter beivaffnet ist, in unwillkommener Weise bestätigen. Wenn man aber das eng- lische Communique liest, so hat man den Beweis dafür, daß diese Vermutung offenbar unbegründet ist. Die Mitteilung, daß die deutsche Schlachtflotte, unterstützt durch unsichtiges Wetter, einem langen Gc- fecht mit unserer Hauptmacht ausgewichen und, nachdem diese er- schienen war, rasch nach dem Hafen zurückgekehrt ist, gibt den Aus- schlag. Wenn der Feind artilleristisch überlegen gewesen wäre, so würde er keine Ursache gehabt haben, sich zurückzuziehen. Die Tat- sache, daß er sich zurückzog, nötigt unS zu der Annahme, daß die Ur- ache für das Unglück anderswo zu suchen ist. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, daß Unterseeboote oder Minen die hauptsächlichsten Zerstörungsmittel gewesen sind. Diese Theorie wird durch die Be- hauptung der deutschen drahtlosen Nachrichten bestätigt, daß die „Marlborough" durch einen Torpedo getroffen worden fei. Die„Daily Mail" mahnt zur Fassung und warnt vor Pessi- nismus. Ter Vorfall müsse zu der erneuten ivorderung führen, daß Fisher genügenden Einfluß auf die Flotte erhalten soll. Das Blatt will damit Balfour und den Admiralen keine Vorwürfe machen. Es bestehe aber die ernste Gefahr, daß die Schlacht eine Verminderung des Vertrauens in die Flottcnleitung zur Folge haben könnte. Es gibt keinen besseren Weg, diese Gefahr zu beseitigen, als die Rückkehr Fishers in die Admiralität. „Daily C h r o n i c l e" schreibt: Man muß notgedrungen an einer Flottenleitung Kritik üben, die eine schwächere Streitmacht weit in die feindlichen Gewässer ausschickt, wo sie von einem stärkeren Feinde erdrückt wurde. Vielleicht war die Idee die, daß unser Kreuzcrgeschwader den Feind bätte herauslocken und ihm bis zur Ankunft von unseren großen Schlachtschiffen eine Schlacht hätte liefern sollen. Unglücklickwrweise war die deutsche Flotte, ehe noch unsere großen Schlachtschiffe ins Feuer kommen konnten, mit dem angerichteten Schaden zufrieden und eilte nach dem Hafen zurück, so daß unsere Absicht vereitelt wurde. Wir fürchten, daß der Befehl, der den Verlust von so viel kostbarem Leben und Schiffen zur Folge gehabt hat, direkt dem Einfluß der beunruhigten biirger- lichen Bevölkerung an der Ostküste zuzuschreiben ist und dem Wunsch
von öer Westfront. Erlebnisse und Eindrücke.*) Letzte Vorbereitungen. Es braust und heult— hinüber, herüber... rS ist nicht mehr zu unmfckieiden. Hin und wieder sieht man Wolken spritzender Erde über den Abhang emporsteigen, Rauch zieht herüber,«S riecht nach Pulver und Schwefel, Unten iin Grunde der Schlucht spucken die aufgestellten Minenwcrfer in eifernder Geschwindigkeit ihre unheim- lichen Ladungen über den Hang mit seinem wimmelnden Leben hin« weg auf die Höhe, die der Feind besetzt hält. Immer noch scheint da« Hvllenkonzert anzuschwellen. Langst ist auch der Müdeste wach geworden. Fröstelnd lauscht er dem Gebrause und Gelrach. reinigt sein Gewehr, ißt noch ein wenig oder trinkt ein paar Schluck ouS der Feldflasche. Viele sind auch damit beschäftigt, ihr Sturmgepäck fertig zu machen. Manche schreiben letzte Briese in die Heimat. „Erste Kompagnie — unten antreten Hin und her fliegt der Ruf. „Soll e? denn schon loSgthen k Ich denke um zwölf erst? Jetzt ist es sa eben erst elf!" „Erste Kompagnie— ie—ie! Unten antreten!" Es läuft hin und her, daS Gepäck wird aufgeschnallt, daS Ge« wehr zur Hand genoinmen. Langsam sammelt eS sich unten auf der Talsohle.— Auch sür die anderen Kompagnien werden jetzt ähnliche Befehle laut. Die Gruppenführer suchen mit welem Aerger immer Wieder festzustellen, ob ihre Leute endlich vollzählig beisammen find. „In Linie antreten I— Melden l—" Der Kompagnieführer kommt, nimmt die Meldung entgegen, spricht kurz mit den Zugführern. „Na, wir haben noch Zeit, Jungen». Um zwölf geht e« erst los. und wir sind auch noch erst dritte Welle. Aber wir müssen noch vorher einiges erledigen. Vor allem genau feststellen, wer fehlt! Dan» kriegt jeder zwei Handgranaten. Aber vorsichtig damit um- gehen! WaS Ihr im übrigen zu tun habt, brauche ich Euch ja nicht mehr zu sagen. Wenn die Handgranaten ausgeteilt sind, könnt Ihr noch mal wegtreten. Aber eS muß alles hier in der Nähe bleiben." Die Anordnungen werden ausgeführt. Der Kompagnieführer bespricht sich noch einmal mit den Unteroffizieren. Die Leute treten wieder weg.- Die vierte Kompagnie rückt vorbei, dem Lturmgraben zu. Sie soll die„erste Welle" gegen das Sorf tragen. Ein Liertelstündchen vielleicht noch, dann wird eS auch für die andern heißen: Marsch, marsch!
") Siehe Nr, 136, Nr. 140 und Nr. 147 de«„Vorwärts",
Die Granate. In da« Singen, Pfeifen und Sausen der über ddr Schlucht kreuzenden Granaten mischt sich plötzlich ein dumpfe« Heulen, das olle« übertönt. Mit entsetzlicher Geschwindigkeit kommt e« näher, schwillt an Stärke, wird ein schürfendes Brausen, ein rollendes Orgeln, daS sich nicht beschreiben läßt. Keiner hat Zeit zu über- legen. Aber jeder ahnt, was es bedeutet. Und weiß er es auch nicht, mechanisch läßt ihn dieses furchtbare heranbrausende Geräusch das äußerste versuchen, sich vor dem Kommenden zu retten. Die dichten Haufen, die den Talgrund bevölkern, stieben blitz- schnell auseinander. Wer nicht mehr fortkann, wirft sich flach auf den Boden, sucht hinter einem Stamm, einem Steinblock Deckung. Zu spät! Eine schülternde Detonation endet das grausige Lied. Haushoch spritzt eine Wolke von Erdklumpen, Sesten, Steinen, Eisen« iplittern. Markzerreißende Schreie klingen nach.... Mitten in die Talsohle, mitten hinein in das Gewimmel grauer Gestalten nahm eine Granate allerschwersten Kalibers ihren Weg. Einen Augenblick starrt alle«; es scheint unheimlich still geworden. Stinkender Dampf wälzt sich über die Schlucht. Siun aber hört man wieder vielstimmige« Wimmern, Stöhnen, Schreien. „Sanitäter! Sanitäterl Sanitäter!" Der erste Schreck ist überwunden. Da eilt e« von allen Seiten herbei. Klaffend gähnt das Loch, das da« Geschoß gerisien. viele Meter tief und breit. Und wie die Fassung einen Edelstein, so säumt seinen zackige» Rand ein Kranz von menschlichen Gestalten, die regungslos, blutend, daliegen. Nur einer oder zwei wimmern noch leise, sterbend.... Unvergeßlicher Eindruck, diese« Reich von Toten um daS braune Riesenloch!... Es sind nicht die einzigen Opfer. In weitem Umkreis liegen andere, laufen hinkend umher, taumeln mit Wunden am Kopf, an Armen. Schultern. Brust und Rücken. Noch wirrt alle? hin und her. da kommen Kommando«:„Zweite Kompagnie — hierher!'„Erste Kompagnie! Wo seid Ihr denn nun wieder alle, zum Donnerwetter! Antreten! E« ist höchst« Zeit! Aaan- treten! L o«, marsch, marsS I" Der Sturm auf« Dors. Im Laufschritt geht eS auS der schützenden Schlucht, den engen Pfad durch Gebüsch und Gestrüpp hindurch, jetzt den Abhang hinauf, in den Graben hinein, den Graben entlang, Die Brust keucht von dem hitzigen Lauf, die Beine wollen kaum noch. Einen Augenblick Atempause.„Alles an' Graben?" schreien die Führer. Da klettern schon die ersten die Ausfallstufen hinauf. Es bedarf keines Kommandos mehr. Alles folgt, Offiziere, Unteroffiziere, Mannschaften durcheinander. In Zufallshaufen geht«s auf die Stellen zu, wo der Draht im vorgelagerten Verhau niedergetreten und zerrlssen herum- und herunterhängt. Durch... Weiter. „Halbrechts halten! Da auf die Kirche zu!" schreit eZ von Mund zu Mund. Alles hält halbrechts. Ob Kugeln zischen, Schrapnells und Granaten platzen— keiner'
einiger leicht beeinflußbarer Menschen, daß die Flotte einmal etwa? Bemerkenswertes tun solle. In seinem Briefe vom 8. Mai an dw Bürgermeister von Uarmouth und Lowestoft bat Balfour eine Aende- rung in der Flottcnpolitik angekündigt. Er sagte nicht, worin diese bestehen würde. Man konnte aber doch herauslesen, daß wir fortan nicht warten würden, bis die feindlichen Kriegsschiffe auftauchen und im Vorbeifahren Städte an der Ostküste beschießen, um ihnen dann den Rückzug abzuschneiden. Eine neue nicht näher um- schriebe»? Methode sollte befolgt werden. Sollte die sehr unoe- friedigende Schlacht an der dänischen Küste die erste Frucht dieser Methode sein? Notiz des W. T, B.: Vorstehende Pressestimmen suchen die englische Niederlage damit zu erklären, daß die Schlacht be- endet worden sei, bevor die englischen Großkampsschiffe Gelegenheit gehabt hätten, in den Kampf einzugreifen. Tie Englander wollen also eine Ueberlegenhcit der deutschen Seestreitkräfte dadurch kon- struieren, daß sie behaupten, nur auf deutscher, nicht aber auf englischer Seite kälten sich Großkampsschiffe beteiligt. Wir ver- weisen demgegenüber auf die amtliche Erklärung des deutschen Admiralstabs, nach der sich unsere H o ch s e e st r e i t k r ä f t e mit der gesamten modernen englischen Flotte im Kampf befunden haben.
Der französische Tagesbericht. Pari«, 4. Juni. iW. T. 53.) Amtlicher Bericht vom Sonnabend nachmittag. In der Champagne wurden weft- lich vom Moni Tktu deutsche Abteilungen, welche nach vorbereiten- dem Artilleriefeuer in einige kleine vorgeschobene Posten eingedrun- gen waren, durch einen Gegenangriff mit Handgranaten wieder verdrängt. In den Argonnen »uurde ein deutscher Angriff gegen einen ausspringenden Winkel der französischen Front westlich von Fille Morte gegen abend nach ziemlich lebhaftem Kampf abgewiesen; ein zweiter Angriff auf denselben Punkt gegen 8 Uhr abends hatte gleichfalls einen vollen Mißerfolg. Auf dem linken MaaSufcr standen die französischen Stellungen an der Höhe 304 und unsere zweite Linie unter heftigem Artilleriefcuer. Auf dem rechten Maas - ufer dauert der Kampf im Abschnitt der Feste V a u x mit der- selben Erbitterung fori; Versuche der Deutschen gegen unsere Grä- ben westlick von der Feste wurden abgewiesen. Die Deutschen ver- viclsachten ihre Angriffe gegen die Feste und machten wütend« An- stürme trotz der Verheerungen in ihren Reihen durch Artillerie- und Maschinengewehrfeuer, welche sie jedesmal zum Zurückgehen zwan- gen. Nichtsdestoiveniger vermochten Bruchteile feindlicher Truppen in der Nacht in die nördlichen Festungsgräben des Werkes cinzu- dringen, in dessen Innerem die Franzosen sich kräftig behaupten. Paris , 4. Juni. (W. T. B.1 A m t l i ch c r B e r i ch t v o m Sonnabend abend. Auf dem rechten Maasufer im Laufe de? Tages keine Jnfanterieunternchmung. Der Artilleriekamvf hielt in sehr heftiger Weise an der Front Gehöft Tbiaumont— Vaux an. Im Fort Vaux ist die Lage nicht verändert. Der Feind machte keinen Versuch, den in der letzten Nacht erreichte» Vorteil auszunutzen. Auf dem linken Ufer der Maas fortgesetzte Besckießung unserer zweiten Linien. An der übrigen Front war der Tag ruhig, desgleichen an der belgischen Front. die englische Melüung. London , 4. Juni. (W. T. B.) Amtlicher Kriegsbericht vom Sonnabend. Der sehr heftige Kampf hielt südlich von Vpern zwischen Hooge , Dpcrn und der Eisenbahn nach Menin un- unterbrochen an. Im Anschluß an ihren anfänglichen Erfolg von gestern abend unternahmen die Deutschen in der Nacht Angriffe. Es gelang ihnen, durch die Verteidigungslinien in einer Tiefe von 700 Dards in Richtung Zillebccke durchzustoßen. Die Kanadier , die diesen Abschnitt besetzt halten, unternahmen um 7 Uhr morgens einen Gegenangriff, bei dem es ihnen gelang, den Feind allmählich von einem großen Teil des von ihm gewonnenen Geländes zu ver- treiben. Die Kanadier bewiesen während deS Gegenangriffes, der nach der heftigen andauernden Beschießung erfolglos blieb, die äußerste Tapferkeit. Die Verluste des Feindes sind ernst. Viele tote Deutsche blieben auf dem Schlachtfelde. Die Generale Merccr und Williams von der dritten kanadischen Division, die gestern während der Beschießung die Schützengräben an der Front be- sichtigten, werden vermißt.
hat Zeit, darauf zu achten. Das Bajonett in den Händen, prustend vor Anstrengung, stürmen sie vorwärts, den glatten Hang hinan, dem Gemäuer, das einst die Kirche darstellte, zu. „Da, da!" keucbt es... Tie Hand umkrampst fester den Ge- wehrkolben, die Spitzen der Seitengewehre neigen sich zum Stoß: dort hinter und neben der Kirchenruine, in der Senkung, die dort der Boden zeigt, drängt es sich graublau; Franzosen in dichten Knäueln. Jetzt gilt's I Aber halt— sieh an! Au« dem Knäuel schreit eS den Anstürmenden vielstimmig entgegen, zahlreiche Hände heben sich, alle waffenlos. Und da zwischendurch auch deutsche Laute, von Männern. die mit aufgepflanztem Seitengewehr neben und zwischen den grau- blauen Haufen stehen.„Gefangene! Da? sind hier Gefangene!" Von irgendwo gellt das Kommando: Links an der Kirche vorbei. in den Graben hinein. Heisere Stimmen schreien e« weiter. Tie Wächter bei den Gefangenen weisen die Richtung mit den Armen. Die ersten bahnen sich ihren Weg über Steinhaufen und durch Aranatenlöcher. Die anderen hinterdrein. Ach, dies wird der Graben fein;«ine unsichere Rinne zwischen schwarzen, aufgewühlten Erdhaufen, mehr Arbeit zerplatzter Granaten als menschlicher Vor- au«sicht. Zwischen HauStrümmern und Balkengewirr zieht sie sich im Zickzack in der Flanke am Dorf entlang. Jetzt geht es gemächlicher vorwärts; hier und da muß regelrecht geklettert werden. Verwundete kommen entgegen und wollen vorbei- gelassen fein. Hier hockt einer, der nicht mehr weiter kann. Tort liegen zwei Franzmänner ächzend, wimmernd lang auf der Erde. Hier gar zwei Tote übereinander. Dort wieder Verwundete... Stahlhelms, Tornister, Gewehre, Seitengewehre weithin zerstreut. Vorn scheint man nicht mehr weiter zu können. Die hinten Nachdrängenden laufen auf, stehen dichtgedrängt. Zum erstenmal kommt fiir die meisten ein Augenblick ver Besinnung. In der Lust zirpt, singt, zischt e«; es kracht und klirrt. Zur Linken au« den Ruinen de« Dorfe « Qualm, der weitere Bilder sperrt. Recht« faßt der Blick eine weite Hochebene, zerwühlt von Gräbern. Granatlöchern, von zerfetzten Verhauen hier und da durch- zogen. Ab und zu steigt von ihr eine jener Rauch- und Erdfontänen auf, die den Einschlag der Granaten kennzeichnen. Offiziere und Unteroffiziere beobachten mit Gläsern genauer. Und dann geben sie Weisungen. „Da, rechts, die Gräben hier vorne... wo der einzelne Baum steht... Seht Ihr? Da sind Franzosen drin! Da, wo jetzt die Granate geplatzt rst! LoS, sie kehren un« den Rücken zu? Feuer!" Viele legen an, es gellt von Schüssen. Andere ftagen noch:„Wo? WaS ist? Auf wen sollen wir schießen?" „Hier habt Ihr ein Gla«! Kuckt selbst durch! Und dann feste lo«— loS!" E« knattert, zischt, kracht, klackert von ausgeworfenen Patro- nen und knackt von zugeworfenen Schlössern. Di« v«rwundeten Franzosen, die auf der Sohle des eroberten Graben« liegen, strecken ihr« crdbeschmutzten, blutigen Hände enrpor:„O carnarad! O cania- radl" weimern und jammern, deiner hat Zeit, auf sie zu hören. Man sucht sie zu schonen, indem man einen Fuß recht?, einen