Der Korrespondent erinnert an daS Wort eines hervor- ragenden chinesischen Staatsmannes„In dieser Revolution bekämpfen wir Japan ohne Kriegserklärung" und meint, diese Seite des Kampfes müsse weit mehr die Aufmerksamkeit des Fremden fesseln als die konstitutionellen Fragen und die Eventualitäten zwischen dieser und jener Persönlichkeit. Und zwar aus einem sehr einfachen Grunde; denn wenn die An- gäbe des chinesischen Staatsmannes richtig ist,„dann steht die Zukunft des größten neutralen Marktes der Welt auf dem Spiel, eines für die englische Industrie sehr wichtigen Marktes, der zu noch unendlich größerer Wichtigkeit nach dem Kriege bestimmt ist". Tie Fremden in China glauben allgemein, daß Japan versucht, sich die politische Kontrolle über China oder die Vor- Herrschaft im Innern zu sichern. Es betrachtet den Welt- krieg als eine vom Himmel gesandte Gelegenheit, seine Ambitionen durchzusehen. Man denkt dabei an die ganze Geschichte der Vergangenheit, und vor allem an die 21 Forde- rungen, die Japan im letzten Jahre an China stellte und deren Erfüllung die Rechte der Verbündeten Japans in China ver- letzt und China in vollkommene Hörigkeit unter Japan ge- bracht haben würde. Man glaubt auch, daß Japan heimlich die chinesische Revolution mit Geldern und Waffen unterstützt; diese Auffassung basiert darauf, daß die japanische Presse offen für die Revolutionäre eintritt, und daß kürzlich ein hervorragender japanischer Jurist erwählt worden ist, um den revolutionären Führern in Canton Rat zu erteilen. Die japanische Regierung macht der Regierung Juanschikais tat- sächlich Schwierigkeiten. So hat sie der Aokohama � Specie Bank untersagt, der chinesischen Regierung die 80 000 Pfund Sterling auszuzahlen, die bei dieser Institution als Ertrag der Salzsteuer stehen. Das Geld ist ausschließlich Eigentum der chinesischen Regierung, von Japan sei nicht ein bißchen zur Reorganisationsanleihe beigetragen worden, für die die Salzsteuer erhoben werde, deren Erträge in Aokohama und den Banken der anderen Gruppen liegen. Unter dem Druck Japans sollen die anderen Mächte ein gleiches Vorgehen beschlossen haben. So erwachsen der Re- gierung Juanschikais erhebliche Schwierigkeiten, die größte Geldquelle ist verstopft, der Präsident werde die gegen die Revolutionäre kämpfenden Truppen nicht bezahlen können, und man sei dadurch der Anerkennung der Revolutionäre als Kriegführende um einen guten Schritt näher gekommen. Aber Japan geht weiter. Es verhandelt mit Rußland über eine Verständigung in gewissen Fragen. Der Pekinger Korrespondent des„Manchester Guardian" gibt einen Ver- trag wieder, von dem er glaubt, daß er noch nicht definitiv abgeschlossen sei, der aber die Vorschläge enthalte, die Japan mache. Wir geben diesen Teil aus dem„Manchester Guardian" in vollständiger Uebersetzung: „Die„Nagasaki Press" vom 6. April enthält den folgen- den Bericht, datiert Tokio , den vorhergehenden Mittwoch. Aber es ist kein Hinweis auf die Herkunft der Feststellung enthalten. Die Bedingungen einer russisch -japanischen Ueberein- kunft von weittragender Bedeutung haben Zustimmung ge- funden, die Verhandlungen sind in Petersburg durch den russischen Minister des Auswärtigen und den japanischen Ge- sandten geführt worden. Die Vereinbarung wird Wahlschein- lich in Petersburg nach dem Abschluß der Verhandlungen be- treffen die Menge der Munition, mit der Rußland durch Japan unterstützt werden soll, die jetzt in Tokio geführt wer- den, unterzeichnet werden. Unter den Bedingungen der Vereinbarung befinden sich folgende: Rußland soll Japan die chinesische Ost-Eisenbahn nord- wärts von Changchun bis zu einem bestimmten Punkt(süd- lich von Harbin ) zedieren. Japan soll Rußland mit Munition und Kriegsmaterial (■war etores) unterstützen bis zu einem so großen Umfang, wie es sein nationaler Verteidigungsplan und seine Leistungs- fähigkeit während der Fortdauer deS Krieges erlaubt. Rußland soll den Japanern, was Aufenthalt und Be- schäftigung in Handels-, industriellen und landwirtschaftlichen Unternehmungen in der Zone der chinesischen Ostbahn und auch im nördlichen Saghalien und ölstichen Sibirien angeht, milde Behandlung gewähren. Rußland soll Wladiwostock zu einem Handelshafen machen und keinerlei militärische Arbeit unternehmen, die Mißverständnisse zwischen ihm und Japan verursachen könnte. Rußland und Japan sollen ihre gegenseitigen Interessen in der Mongolei und Mandschurei respektieren und Japan soll Rußland , wenn verlangt, Unterstützung gewähren, im Falle daß die Ordnung in der Einflußsphäre Rußlands (in China ) während des gegenwärtigen Krieges gestört wird. Rußland soll jede freie Aktion gutheißen, die Japan nötig erscheinen mag für die Bewahrung des Friedens, um die territoriale Integrität und Gleichheit in China aufrecht- zuerhalten, und Rußland soll gemeinsame Sache uüt Japan gegen irgendeine dritte Partei, die der freien AktioDJapans entgegentritt, machen, wenn Japan daS für nötig erachtet." Die letzten beiden Bedingungen würden Japan die Vor- Herrschaft in China sichern, und gegen sie wendet sich der „Manchester Guardian" ganz entschieden, indem er daran er- innert, daß eine aggressive Aktion gegen China die westlichen Mächte gegen Japan zusammenschließen würde. Japan sei abhängig von fremdem Geld und es werde in bittere Not ge- raten, wenn der künstliche Aufschwung durch den Krieg nach- lasse. Das erkennen auch einige wenige in Japan , die zu weiser Mäßigung raten. Was aber geht England der Ausblick auf ein unter der Vorherrschaft Japans stehendes China an? Die Antwort auf die Frage liege in den Erträgen der südlichen Mandschurei und Koreas.„Wenn Japan Kontrolle über China erhielte, so würde das Land aufhören, ein neutraler Markt zu sein, der dem Handel und dem Kapital der ganzen Welt unter gleichen Bedingungen offen steht." Formell werde vielleicht daS System der„offenen Tür" bestehen bleiben, aber tatsäch- lich würden Minen, Eisenbahnen und alle möglichen anderen Konzessionen von Japan� monopolisiert werden. Eine solche Situation könne wohl während des Krieges nicht vollständig ausgearbeitet werden, aber es sei zu befürchten, daß Japan zum mindesten bestrebt ist. sie im allgemeinen zu schaffen. Hier entstehen die Schwierigkeiten Englands mit seinem Verbündeten im fernen Osten, die eines Tages kommen mußten. Noch ist der europäische Krieg nicht zu Ende, und schon türmen sich in Asien neue Verwicklungen auf. Werden neue blutige Opfer vermieden werden können?(») Wirkungen ües Militarismus in Englanü. Recorder macht im.Labour Leader" auf den.schlimmsten Skandal im neuen englischen Rilitärdienstgesetz aufmerksam,«n-
geblich seien keine Unterschiede zwischen den wohlhabenden und den besitzlosen Klassen gemacht worden, sehe man aber genauer hin, so werde man finden, daß die Söhne wohlhabender Eltern erst mit neunzehn. Arbeitersöhne jedoch bereits mit achtzehn Jahren eingezogen würden. Der Grund sei ein doppelter. Einmal müsse der Knabe, der nach Eton und Harrow gehe(Universitäten) von der Unannehmlichkeit befreit werden, als Gemeiner dienen zu müssen, und zweitens müsse es ihm ermöglicht werden, seine Ausbildung zu vollenden. DaS sei im Parlament, so unglaublich eS scheine. ?anz klar durch verschiedene Anfragen festgestellt worden. So er- lärte Mr. Long, daß ein Knabe, der eine öffentliche Schule besuche und in ein der Schule angeschlossenes sogenanntes Kadettenkorps, die als Offiziersausbildungskorps gelten, eintrete, die Erlaubnis habe, bis zur Vollendung des neunzehnten Jahre» im Kadettenkorps zu bleiben. Mit neunzehn Jahren gingen sie dann automatisch in die Armee über. Nun haben aber nur die sehr wohlhabenden öffentlichen Schulen in England solche Kadettenkorps, sie sind Arbeiterkindern ohne wei- teres verschlossen. Dann ist aber auch noch eine Bestimmung im Gesetz, daß niemand zum Offizier gewählt werden kann, der nicht das Alter von 18 X Jahren erreicht hat. Mühten also die Söhne der Reichen mit 18 Jahren in die Arme« eintreten, so müßten sie mindesten? ein halbes Jahr als Gemeine dienen, und da» würde natürlich für ihre Eltern, und alle die Volksfieunde, die mit Hen- derson und Mr. Roberts auf der SöhatzamtSbank im Parlament säßen, ein unerträglicher Gedanke sein. Die Sache wird ganz anders, wenn die Kadettenkorps, wie es geschieht, als Offiziers- auSbildungSkorps anerkannt werden und die jungen Leute die Er- laubniS haben, bis zum IS. Jahre dort ihre Studien fortzusetzen. So sind gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Der junge Mann hat ein Jahr gewonnen, und er tritt al» Offizier in die Armee ein. Freilich Demokratie ist da» gerade nicht, und e» wäre Wohl nötig gewesen, daß sich die Arbeiterpartei mit dieser Frage sehr ent- schieden beschäftigt hätte. Zu einem öffentlichen Skandal wird auch die Behandlung der Dienstverweigerer in England. Man darf mcht außer acht lassen, daß das Gesetz ausdrücklich ihre Dienstbefreiung vorgesehen hat. Bekanntlich war eS aber in da» frei« Ermessen der Militärtribunale gelegt, die GewisscnSbedenken eines Mannes als begründet anzu- erkennen und ihm das Befreiungszertifikat auszustellen oder die Anerkennung zu verweigern. Selten hat dann ein Appell an da» Obertribunal genützt, die jungen Leute wurden eingezogen, und da sich viele von ihnen weigerten, Dienst zu tun und den militärischen Befehlen nachzukommen, weil sie eS nicht mit ihrer Religion und mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten, wurden sie ins Ge- fängnis gesteckt und hatten dort in der ersten Zeit schwere Mißhand- lungen zu erdulden. In der letzten Zeit soll es damit besser ge- worden sein, besonder» weil die Bewachungstruppen die Aufrichtig- keit und den Ernst der Leute mit GewissenSbedenken erkennen und respektieren. Siebzehn von den Dienstverwcigerern sind nach Frankreich an die Front gesandt worden, und auf die Anfrage de» Genossen Snowden im Parlament, ob diese jungen Leute be, Dienswerweige- rung erschossen würden, gab e» nur sehr ausweichende Antworten, die darauf schließen ließen, daß man sie die volle Strenge de» Ge- setze» fühlen lassen will..Labour Leader" macht nun weitere Mit- teilungen, wie sich da» Geschick dieser jungen Leute gestaltet hat. Der Vater de» einen, der seinen Sohn besnchen wollte, er- hielt in Harwich nach langen Formalitäten die Auskunft, daß sein Sohn nach Felixstowe gesandt worden sei. Er reiste dorthin und hier wurde ihm gesagt, daß er gerade am Morgen nach Frankreich transportiert worden sei. Der Mutter eine» jungen Lehrer» ging es ebenso. Einig« der jungen Männer konnten noch vor ihrer Ab- reise an ihre Angehörigen schreiben. Vor allem wurde aber die Versendung nach Frankreich durch einen Zug Männer au» einem Nichtkämpferkorp» bestätigt, die berichteten, daß siebzehn EonScien- tiou» Objector » in Harwich unter bewaffneter Eskorte au» dem Gefängnis geführt und in einen Zug nach Frankreich gebrocht wur- den, und zwar am Montag, den 8. Mai, und daß siebzehn von ihrer eigenen Zahl(der Männer aus dem NichtkämpferkorpS) von dem Zug zurückgezogen wurden, um für die EonScientiou» Objector » Platz zu machen! Daran» geht deutlich hervor, daß kein dringen- de» Bedürfnis für gerade diese Männer an der Front vorlag, und daß man sie au» andern Gründen an der Front haben wollte. Was wird nun mit ihnen geschehen? Am 8. Mai war da» ganze Lager zu Kinnel Park versammelt, um den Gerichts- spruch de» Kriegsgericht» über eine Anzahl Dienstverweigerer zu hören. Er lautet durchweg auf zwei Jahre harte Arbeit. Der Oberst wandte sich nach Verkündung de» Urteil» besonder» an die Leute mit GewissenSbedenken und mahnte sie,.Nichtkämpfer- Arbeit" zu übernehmen. Er deutete an. daß sie in kurzer Zeit nach Frankreich gesandt werden könnten und meinte, sie wußten ja, daß eS keine zwei Arten der Behandlung dort für sie gebe. Der Kaplan zu Kinnel sagte den Müttern von zwei der verurteilten Manner dasselbe, al» sie ihre Söhne besuchten, aber mit größerer Offenheit. Er sagte bestimmt, daß sie in Frankreich erschossen würden. �... Andern erging e» ähnlich, und der.Labour Leader" ist in der Lage, noch manche Bew«se für da» illegale Vorgehen der Militär- beHorden zu geben. Nahezu dreihundert junge Leute sind jetzt in militärischer Gefangenschast. Einzelne werden gut behandelt, man gibt ihnen keine Befehle, deren Erfüllung sie verweigern müssen, an andern Orten dagegen haben tne Gefangenen eine sehr harte Aufsicht und sehr schlechte Behandlung. Wie tief und fest muß die Ueberzeuguna dieser jungen Leute sein, daß sie sich durch nicht» von ihrer ursprünglichen Haltung abbringen lassen. In England achtete man bisher die Ueberzeugungen Ander»- denkender. Der Militarismus scheint auch hier Wandel schaffen zu wollen. Militarismus und Ächtung der Ueberzeugung sind eben Dinge, die einander ausschließen. Der Militarismus kennt nur Befehl und Gehorsam. öer Gefügigkeit. Aus Amsterdam wird un» geschrieben: Die britische Mission zum Studium der französischen Muni- tionSerzeugung— von ihren vier Mitgliedern vertrat I. T. B r o w nl i e von der Maschinenbauergewerkschast sozusagen die Arbeiterschaft— hat jetzt Bericht erstattet, lieber die Arbeittver» Hältnisse sagt der Bericht u. a.:.So gut wie alle Fabriken machen Tag. und Nachtschichten mit nur einundeinhalb Stunden Eßpausen und ohne freien Sonnabendnachmittag. In den meisten Betrieben arbeiten die Frauen ebensolange wie die Männer, machen aber ge- wöhnlich kein« Nachtschicht, außer wo drei Schichten täglich gemacht werden. Der Umstand, daß sich die meisten Fabriken auf ein ein- zige» Produkt oder«ine Keine Zahl von Produkten spezialisiert haben, ermöglicht eine befriedigende Verwendung ungelernter Arbeiter. Die Arbeitsleistung der Frauen erreicht bei leichteren Ar- beiten die der Männer, ober bei schwereren Arbeiten sind die Frauen einer größeren Anstrengung unterworfen, al» man sie in England für angezeigt hält. Sie er- halten die gleichen Stücklöhne wie die Männer. Die.Verdünnung der Arbeit", d. h. die Aufhebung der Bestimmungen über die Per- Wendung von Frauen, Jugendlichen und Ungelernten hat nicht Schwierigkeiten gemacht wie in England und die ge- werkschaftlichen Bestimungen über Löhne und Arbeit sind tatsächlich aufgehoben." Die Mission schreibt die Steigerung der Produktion einzig der patriotischen Begeisterung zu und möchte diese offenbar den englischen Arbeitern als Muster vorhalten. Interessant ist auch folgende statistische Mitteilung. Bon 18KS in einer Fabrik beschäftigten grauen waren 490 vor dem Krieg in ihrer Hauswirtschaft tätig. 411 waren Fabrikarbeiterinnen, 470 Näherinnen, Schneiderinnen usw„ 125 Handelsangestellte, die übrigen Blumenmacherinnen, Stenographinnen, Stickerinnen ufw.
Die Ziffer der 400 Hausfrauen zeigt, wie umwälzend auch in Eng- land der Krieg auf die soziale Existenz der Frau wirkt. Schließlich gibt der Bericht auch eine Lohntabelle in englischer Währung. Danach betrugen die TageSlöhne in der französischen Munitionsindustrie durchschnittlich: Männer: Taglöhner.. 4 s 4ff, ä--- M. 5.25 Maschinisten.. 7 s 7 cl---, 9.10 Gelernte,.. 9 s 0 d«=, 10,80 Frauen: Minbestlohn... 2 s 7 d M. 8,10 Mittel..... 4s 4 ä. 6,20 Die offenkundig auf Stimmungsmache abzielende Tendenz des Berichts kann die Ungleichheit zwischen Männer- und Frauenlöhnen nicht verbergen. Man hat überdies nach den Klagen, die in der französischen Arbeiterschaft laut geworden sind, Anlaß zur Ver- mutung, daß man die englische Mission nicht dorthin geführt hat, wo die Dinge weniger günstig stehen. Der Abstand zwischen den Männer- und den Frauenlöhnen zeigt auch, daß die— oben vermerkte— Gleichheit des Stücklohnes in der Praxis nicht viel be- deutet. Auf jeden Fall strafen schon die mitgeteilten Ziffern, zu- sammengehalten mit der Tatsache der auch in Frankreich sehr be- deutenden Teuerung, die Berichte mancher bürgerlicher Blätter auch de» neutralen Ausland» Lügen, als ob der Krieg in die französischen Arbeiterfamilien einen neuen Wohlstand gebracht hätte. Die italienischen Sozialiften gegen üie rujftsche Kriegspartei. Russische Dumamitglieder befanden sich auf einer Besuchsreise in Italien . Bei ihrer Ankunft in Mailand am 2. Juni wurden sie von den Spitzen der Behörden und Vertretern zahlreicher Körper« schaften empfangen. Unter den zum Empfang erschienenen Personen befanden sich auch der sozialistische Bürgermeister und zwei Mitglieder der sozialistischen Stadtverwaltung von Mailand , wa» den.Avanti" veranlaßt, scharf gegen diese Parteigenossen zu protestieren. Die Europa bereisenden Dumamitglieder gehörten der Kriegspartei an und das erste, was der Bürgermeister von Mailand diese Leute hätte ftagen sollen, wäre gewesen, warum sie nicht dafür gesorgt hätten, daß ihre sozialistischen, in Sibirien schmachtenden Kameraden der Duma mitkommen konnten. Der.Avanti" kündigt an, daß die Angelegenheit in der nächsten Sitzung de» Mailänder Sozialisten- Vereins zur Sprache gebracht werden wird, und er zweifelt nicht daran, daß die Genossen scharfe Maßregeln ergreifen werden. Sollte die Partei, wie e» wahrscheinlich ist, die Ausstoßung de» Bürgermeister» Caldara aus der Partei beschließen, so wären dieser und dir gesamte sozialistische Stadtverwaltung genötigt, zurück« zutreten. bulgarische Stimmen über öen Zrieüen. Sofia , 4. Juni.»Echo de Bulgarie" erblickt in den militärischen Operationen der letzten Woche sowie in den ver« schiedenen Erklärungen, welche in den kriegführenden Ländern sowie in Amerika abgegeben wurden, ein sichere» Anzeichen für eine Ent- Wickelung im Sinne de» Frieden». Da» Blatt schreibt: Die Entente verlor ihr Spiel durch die Macht ihrer Gegner uAd ihre eigene Unfähigkeit. Andererseits gaben die Sieger im Bewußtsein ihrer Kraft den Wunsch kund, den Kampf einzustellen. Den Bewei» für eine EntWickelung im Sinne de» Frieden» erblickt da» Blatt darin, daß Greh im Verlauf« von vierzehn Tagen gezwungen war, seine Sprache zu mäßigen und heute nicht mehr die Vernichtung Teutschlands fordert, sondern nur da« Zugeständnis, daß die Entente nicht besiegt sei. Infolgedessen billigt da« Blatt den Frreden»b« strebungen Wilson» ern st hafte Aussichten auf Erfolg zu und erwartet, daß die Entente- Völker von ihren Leitern die Annahme de» Versöhnungsangebot» verlangen werden, da diese sie nicht zum Siege führen konnten. In demselben Sinne sprechen sich.Mir" und.Dnevnik' au»,»v oeni JSvestia" betont, daß die von Wilson aufgestellten Bedingungen betreffend die Unabhängigkeit der kleinen Staaten, die Selbst- bestimmung der Nationen, die Freiheit der Meere und die Sicherung de» Frieden» stereotype Formeln sind, welche auch von der Entente benutzt werden, daß sie aber sehr verschieden aufgefaßt werden können und ihrer Durchführung große Schwierigketten entgegen- stehen..Voeni JSvestia" schreibt: Wilson weiß, daß Deutschland und seine Verbündeten sich nicht endlosen Verhandlungen auf internationalen Kongressen aussetzen können. Richtig ist, daß Amerika sich der Vormundschaft England» nicht unterwerfen will, aber Wilson untergrub durch seine scharfe Note an Deutschland da» Ver- trauen der Mittelmächte und schuf selbst Hindernisse für seine ver« Mittlerrolle, von setner Initiative bi» zum Frieden ist noch ein sehr weiter Weg. Kriegsbekanntmachlmgea. Einschränkung des PostverkehrS mit Griechenland . Amtlich. Berliu, 6. Juni. (W. T. B.)«u« Mangel an ge« sicherten und ausreichenden Besörderungsgelegenheiten hat der Po st- verkehr nach den von den feindlichen Mächten besetzten Orten und Gebieten Griechenland » bi» auf weitere» aufgehoben und nach den übrigen Teilen Griechenland » auf gewöhnliche Brief«, Postkarten und politische Zeitungen beschränkt werden müssen. Die hiernach unzulässigen Sendungen sowie alle Sendungen, deren Be- sörderung wegen zritweiser Unterbrechung de» PostauStousch» mit Griechenland nicht angängig gewesen ist. werden den Auflieferern von den Postanstalten zurückgegeben. Auch für die zugelassenen Sendungen haben die Absender wegen der Schwierigkeiten bei der Postbeförderung nach Griechenland mit zeitweiliger Unterbrechung de» Postverkehr» und mit Verzögerungen zu rechnen.
Lette Nachrichten. Der Untergang des„Warrior". London , 5. Juni. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Ueberlebende vom ,W a r r i o r", die in Devonport inter - diewt wurden, erzählten, daß ihr Schiff kurz nach ö Uhr in? Gefecht kam.„Warrior" und.Defence" gerieten zwischen zwei Linien deutscher Schlachtschiffe. Die.Defence" flog in die Luft, der„Warrior" wurde mit Kugeln durchsiebt. Der Feind gebrauchte Gasbomben. Nach 17 Minuten dampften die deutschen Schiffe, ver- folgt von Schiffen der britischen Schlachtflott«, weg. Der.Warrior" begann Wasser zu machen, so daß die Besatzung an die Pumpen ge- stellt wurde, bis schließlich ein Hilfsfahrzeug hinzukam. Die ver- wundeten wurden nach diesem Schiff gebracht, und der.Warrior" wurde 48 Stunden lang geschleppt. Dann stellte sich heraus, daß da» Schiff verloren war. DaS Schlepptau wurde gekappt, und der Dampfer sank. In Plymouth erklärte einer der Geretteten, daß der .Warrior ein gewaltiges Feuer von fünf deutschen Schiffen der Dreatmought-Klaff« und von 20 Zerstörern auSzuhalten hatte.