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angeschlossenen DiehvandelSvervZnde erfocht hat, die Preise für Kälber vom 1. Juni ab um 10 20 M. für den Zentner herabzusetzen. Diese neuen Höchstpreise sollen betragen sür den Zentner 60 M. für Kälber bis zu 100 Pfund, 80 M. bis zu 160 Pfund, 100 M. biS zu 200 Pfund und darüber hinaus 120 M. Für schwerste Ware sMastkälber und Doppellender über 200 Pfund Lebendgewicht) dürfen also von jetzt ab nur noch 120 M., statt wie bisher 140 M. für den Zentner gezahlt werden. Durch die Festsetzung der neuen Einheitsstallpreise für daS ganze Slcichsgebiet, die erheblich niedriger sind als die früher von dem Viehhandelsverbänden bezahlten, wird der Zweck verfolgt, der in der letzten Zeil sehr stark hervorgetretenen Neigung zur Abstoßung der Kälber, die der Aufzucht gefährlich zu werden drohten, entgegen zutreten. Durch die erhebliche Preisherabsetzung soll namentlich der Anreiz zur Mastkälberaufzucht, zu der auch viel Milch und Eier ver« braucht werden, vermindert und die Verwendung von Milch bei der Kälberzucht eingeschränkt werden. Von einer großen Anzahl von Gemeinden sind nun H ö ch st- preise für den Kleinhandel mit Kalbfleisch fest gesetzt, die nach den früher gezahlten Stallpreisen für Kälber be messen waren. Diese Stallpreise sind aber seit dem 1. d. M. außer Gellung gesetzt und an ihre Stelle ist der erheblich niedrigere Stallpreis deS Zentral-ViehhandelsverbandeS getreten. Es darf er- wartet werden, daß in allernächster Zeit auch die Klein- handelshöch st preise für Kalbfleisch gemäß dem neu festgesetzten Stallpreis von den G e m e i n d e n entsprechend herab gesetzt werden._ Kommen wir durch? Der amtliche Nachrichtendienst für Ernährungsfragen schreibt: Schon jetzt läßt sich übersehen, daß die Bevölkerung bei gleich mäßiger Rationierung unzweifelhaft genügend und ausreichend er- nährt werden kann und daß mit der neuen, voraussichtlich guten Ernte bessere Zeiten kommen. Die Brotkarte überweist jedem Verbraucher der auf rund 70 Millionen zu schätzenden Bevölkerung wöchentlich 1900 Gramm Brot, das mit 20 Proz. Kartoffelzusatz hergestellt wird. Unter Einrechnung der Mahlverluste, des Ausmahlsatzes für Getreide von 80 Proz., der Verluste an Kartoffeln durch Schälen, Schwund oder Fäulnis und unter Einreichung des benötigten Saatgutes würden rund 7 Millionen Tonnen an Getreide, Roggen und Weizen benötigt werden. Da der Verbrauch der Armee einen stärkeren Durchschnitt als den hier angenommenen aufweist, außerdem die Korn- und Mehlverwendung für andere Zwecke Kaffeersatz, Kuchenherstellung usw. in Frage kommt, so erhellt doch ohne weiteres, daß selbst die Mißernte des Jahres 1916 mit rund 13 Millionen Tonnen ausreichte und daß die sür 1916 zu erwartenden höheren Ernteerträgniffe keinen Zweifel aufkommen lassen, daß die Brotrationen unbedingt gedeckt sind. Der K a r t o f f e l b e d a r f für die Bevölkerung nimmt man sehr reichlich 310 Pfund für die Woche und den Kopf der Bevölkerung an würde sich einschließlich deS Bedarfs an Kar­toffeln für die Brotherstellung und einschließlich von vornherein zu veranschlagender Verluste durch Schwund und Fäulnis auf rund 16 bis 18 Millionen Tonnen stellen. Tatsächlich werden in Deutsch- land rund 60 Millionen Tonnen ererntet, so daß unter Abzug des Saatgutes und der unausbleiblichen Verluste noch eine gewaltige Reserve für die Versütterung verbleibt. Nimmt man auf den Kopf der Bevölkerung wöchentlich einen Butterverbrauch von 126(Jiramm und einen M i l ch v e r- brauch von täglich'/« Liter Milch an, so läßt sich berechnen unter Zugrundelegung einer täglichen Erzeugungsannahme von acht Litern Milch für die Kuh daß für die Erzeugung der Molkerei- erzeugnisse(Butter und Milch) ein Bestand von 4 260 000 Kühen notwendig ist. Da nun zur Zeit ein großer Teil der Kühe den an- genommenen Ertrag nicht erreicht, die Zahl der vorhandenen Kühe aber wesentlich größer ist, wird es darauf ankommen, den Milck- ertrag durch bessere FutterzrUveisung zu heben, um jeder Sorge für die Äufrechterhaltung der Milch- und Butterration enthoben zu sein.

ver- weine

Zu ähnlichem Ergebllls kommt man für den Fleisch i r a u ch. Bei einer Zuteilung von wöchentlich 1/i Pfund Schi fleisch. Wurst oder Speck auf den Kopf der Bevölkerung und wöckent lich V3 Pfund Rindfleisch und an Stelle desselben in jeder 7. Woche V.j Pfund Hammelfleisch würden unter Einrechnung von 40 Proz. Schlachtverlust rund 16,8 Millionen Schweine ausgemästet 2 Zentner schwer, 3 600 000 Rindvieh und rund 4,67 Millionen Hammel benötigt werden. An Milchvieh und Fleischvieh würden also rund 7V« Millionen ausgemästete und vollen Milchertrag liefernde Kühe benötigt werden. Alle diese Zahlen finden in den vorhandenen Vieh- bestandszahlen ausreichende Deckung. Nur die MästungS- und Molkereileistung genügt noch nicht. Sie mutz möglichst herbei- geführt werden. Es wird alles darauf ankommen, dieses Ziel zu erreichen. Die Rationen sind dann zweifellos gesichert. In dieser Berechnuug liegt die Gewißheit, daß wir durchkommen, aber auch die Erkenntnis, daß noch einige Zeit der Ein« fchränkung überwunden werden muß, um zu besseren Verhält- nissen zu kommen.* Die Rechnung mag schon stimmen; aber wie sieht'S in Wirklich- keit aus?_ Zur Maffenspeisung. In Köln sprachen sich elf öffentliche Frauen- Versammlungen, die von unseren Genossinnen einberufen waren, für die Speisegemeinschaft für alle aus. In einer Ent­schließung erklären die Frauen, bei den heutigen Schwierigkeiten gern auf die Einzelküche verzichten zu wollen. Auch mache die jetzige Jagd auf Lebensmittel und das Stehen vor den Läden das Familienleben und die Erziehung der Kinder unmöglich. Die Be- schaffung der Nahrungsmittel dürfe nicht mehr von der Fülle des Geldbeutels abhängen. Zur Frage des Gemüsepreises wurde folgendes Telegramm an Herrn von Bat ocki abgesandt: ,11 Frauenversammlungen im Kölner Stadtgebiet teilen mit: Gemüsepreise in Köln trotz reichster Ernte in benachbarten großen Erzeugungsgebieten wucherisch auf das Drei- bis Fünffache der Friedenspreise hinaufgetrieben. Einmütige scharfe Kritik der Presse aller Richtungen und alle Eingaben an Behörden erfolglos geblieben. Bei gleichzeitigem Fettmangel sichtbare Unterernährung weiter Bevölkerungsschichten. Wachsende Erregung in der Arbeiter- klaffe und im Mittelstande, beunruhigende Auftritte auf den Märkten. Preisregelndes Einschreiten unverzüglich geboten.*

flus öer Partei. Gründung einer Sonderorganisation. Wie dieN i e d e r r h e i n i sch e Arbeiterzeitung* (Duisburg ) mitteilt, hatten die entlassenen Redakteure Schach und Minster zu vergangenen Sonntag eine Sitzung einberufen, die sich mit der Gründung eines neuen sozialdemokratischen Vereins be- schäftigen sollte. Etwa 16 bis 20 Personen waren erschienen. Schach hatte das Referat übernommen. Der Einberuser der Sitzung, ein früherer Genosse Kampfer fordert zum Schluß die Versammelten auf. aus der Partei auszutreten, dieArbeiter- Zeitung " abzubestellen und in den neuen sozialdemokratischen Ver- ein einzutreten. Etwa 6 oder 7 Personen meldeten sich zur Auf- nahme-jr pas Vorgehen der Genoffen für völlig verfehlt, ihnen sollte doch klar sein, daß sie sich selbst damit schaden und sich außer- halb des Rahmens der Partei stellen.

wurde km Geschastsberichk dargelegt, daß der MikgliederbestiNid von 14 226 in 1914 auf 8896 in 1916 und 6414 in 1916 gesunken ist. Diesen Zahlen entspricht der finanzielle Abschluß. Die Abon- nenten derDresdner Volkszeitung" sind von 16 994 in 1914 auf 12 389 in 1916 und 9986 in 1916 gesunken. In vierstündiger De­batte wurde vornehmlich der Parteistreit behandelt. Es sprachen fünf Redner der Opposition, gegen die sich die Genossen S i n d e r- mann und B u ck wandten. Die Verhandlungen wurden schließe lich vertagt, nachdem die Neuwahlen für den Vorstand vorgenom men worden waren. Die Genossen der Opposition hatten für die wichtigsten Posten aus ihren Reihen Kandidaten vorgeschlagen, die aber nur wenige Stimmen erhielten. Für die Fortsetzung der Versammlung liegen drei Resolutionen vor. Eine davon verurteilt die..Kriegspolitik der Fraktionsmehrheit" und dieGewaltpolitik des Parteivorstandes". Sie protestiert auch gegen die Schreibweise derDresdner Volkszeitung", diemit den Forderungen des So- zialismus nichts gemein" habe und macht diese für den weiteren Abonnentenschwund verantwortlich. Eine andere Resolution stellt sich auf den Boden der Landesverteidigung- fordert aber, da die Regierung der Ausbeutung des Volkes nicht entgegengetreten sei und den Belagerungszustand nicht aufgehoben habe, zur Verweige- rung aller weiteren Kriegskredite auf. Die dritte Resolution ist vom Genossen B u ck eingebracht. Sie bestreitet eine Verletzung programmatisch festgelegter Grundsätze oder internationaler Be- schlüsse durch die Kreditbewilligung, bedauert die Gründung der Arbeitsgemeinschaft und verurteilt jeden Versuch einer Zersplitte- rung oder Betätigung in Sondervereinigungen. In 14 Tagen soll die Versammlung fortgesetzt werden.

Merkblatt.

Das Direktorium der ReichsversichcrungSanstalt für An- gestellte hat nachstehendes Merkblatt herausgegeben, das vie- len Angestellten und deren Verwandten als guter Führer die- nen kann: A) über die Anrechnung der Kriegsdienstzeiten als Beitrags- zeiten für die Angestelltenversicherung und L) die Rückzahlung der für Kriegsdienstzeiten entrichteten Bei- träge. 'A. 1. Nach der Verordnung des Bundesrats vom 26. August 1915 werden die Zeiten, in denen Versicherte im gegenwärtigen Kriege dem Deutschen Reiche oder der österreichisch-ungarischen Monarchie Kriegs-, Sanitäts- oder ähnliche Dienste geleistet haben, soweit sie in vollen Kalendermonaten bestehen, auf die Wartezeiten und bei Berechnung der Versicherungsleistungen an Ruhegeld und Hinter- bliebenenrenten nach dem Versicherungsgesetze für Angestellte als Beitragszeiten angerechnet, ohne daß Beiträge ent- richtet zu werden brauchen. 2. Sind Beiträge für die Zeit der Kriegsdienstleistung entrich- tet und auf dem Konto des Angestellten verblieben(vergleiche unten Nr. 14), so findet eine Anrechnung dieser Kriegsdienstmonate als Beitragszeiten nach Nr. 1 nicht statt; die vorhandenen Beiträge kommen aber als freiwillige Beiträge zur Anrechnung. 3. Angerechnet werden ohne Beitragsleistung nur die vollen Kalendermonate des Kriegsdienstes; die Anrechnung des Monats August 1914 ist daher in der Regel cmsgeschloffen, da der erste Mobilmachungstag auf den 2. August 1914 fiel. 4. Für die Anrechnung ist die G e h a l t s k l a s s e deS letzten. dem 1. August 1914 vorhergehenden Monats maßgebend, für den ein Pflichtbeitrag oder von freiwillig Versicherten ein freiwilliger Beitrag entrichtet ist. Für Angestellte, die erst nach dem 31. Juli 1914 versicherungspflichtig geworden sind, ist die Gehaltsklasse des letzten Pflichtbeitrages maßgebend, der vor Antritt des Kriegs- dienstes geleistet worden ist. Sind in dem in Betracht kommenden Monat Beiträge nach einer Gehaltsklasse und nach§ 172 a. a. O. gezahlt worden, so kommt nur der Beitrag nach der Gehaltsklasse in Ansatz. Sind in dem in Betracht kommenden Monat nur Bei- träge nach Z 177 a. a. O. gelefftet, so ist die Gehaltsklasse E maß­gebend. In den Fällen des§ 390 a. a. O. wird nur die von den Arbeit- gebern nach§ 392 Abs. 1 a. a. O. gezahlte BeitragShälste(Arbeit- geberbeitrag) angerechnet. 6. Die Anrechnung der Kriegsdienstzeit kommt rn Betracht für das Ruhegeld und die Hinter» bliebenenrenten, nicht aber für andere Leistun- gen des Versicherungsgesetzes für Angestellte. 6. Die Kriegsdienstzeit wird durch die Militärpapiere(z. B. die Militärpässe) nachgewiesen, auS denen auch die Dauer des Kriegsdienstes genau zu ersehen ist. 7. Daß die für die Kriegsdienstzeit anzurechnenden Beiträge auf den nach§ 182 a. a. O. zu führenden Versicherungskonten zu vermerken sind, ist nicht vorgeschrieben, es würde an sich ausreichen, wenn bei dem Antrag auf Ruhegeld oder Hinterbliebenenrenten die Militärpapiere miteingereicht würden. Im Interesse der Klar- heit der Konten werden jedoch nach Beendigung des Krieges nach und nach die Konten der Kriegsteilnehmer' um die anzurechnende Kriegsdienstzeit vervollständigt werden. Zu diesem Zwecke werden die Militärpapiere der Kriegsteilnehmer von hier aus gelegentlich der Versendung der Kontoauszüge eingefordert werden. Den versicherten Kriegsteilnehmern wird daher empfohlen, ihre Militärpapiere zum Zwecke der Eintragung der für die Kriegszeit anzurechnenden Beiträge vorläufig unaufgefordert an die Reichs- Versicherungsanstalt nicht einzusenden, sondern abzuwarten, bis die Aufforderung zur Einsendung an sie ergeht. 8. In die Versicherungskarte werden die für die ZhriegSdienst- zeit anzurechnenden Beiträge von der ReichsverficherungSanstalt nicht eingetragen, so daß von Einsendung der Versicherungskcrrte an die ReichsversicherungKanstalt abzusehen ist. ES steht dem An- gestellten frei, die Eintragung selbst zu machen. B. 9. Beiträge, die für die vollen Monate der Kriegsdienstzeit (siehe oben Nr. 1, 3) entrichtet worden sind, werden, so- weit sie nicht nach 8 398 a. a. O. schon zurückerstattet sind, dem Arbeitgeber auf seinen an das Direktorium der Reichsversiche- rungsanstalt für Angestellte in Berlin-WilmerSdorf . Hohenzollern - dämm 193/195 portofrei zu richtenden Antrag ohne Zinsen zu- rückgezahlt. Der Arbeitgeber hat dem Angestellten den von ihm eingezogenen Beitragsteil zu erstatten. 10. Der Angestellte ist nur dann zur Stellung eines sol- chen Rückzahlungsantrages berechtigt, wenn er die Beiträge als reiwillige Versicherungsbeiträge selbst an die steichsversicherungsanstalt eingezahlt hat. 11. In dem Rückzahlungsantrag sind Vor- und Zunamen, Ge- burtstag und Geburtsort der in Frage kommenden Versicherten, die vollen Kriegsdienstmonate, für die auf daS Konto des einzelnen Versicherten Beiträge gezahlt worden sind, diese Beiträge selbst und ihre ZaHlungStage im einzelnen genau anzugeben,.rem Antrag müssen die Militärpapiere der Versicherten oder besondere Be- cheinigungen der Militärbehörden beigefügt werden, aus denen »er Tag des Eintritts in den Kriegsdienst und die ununterbrochene Dauer des Kriegsdienstes für die Zeiten, für welche die Rückerstat- tung von Beiträgen beantragt wird, ersichtlich ist. �ur d'k Aus­teilung dieser Bescheinigungen kommen allein die Truppenteile in Frage, nicht etwa das Zentralnachweisbureau des Kriegsmimsie- riums., 12. Der Antrag auf Rückerstattung von Beitragen kann ,chon jetzt und mutz spätestens 6 Monate nach Ablauf des Monats ge- stellt werden, in welchem der Frieden geschlossen worden ist. Beim Fehlen eines Friedensschlusses beginnt der Lauf der(yrtst mit dem Schlüsse desjenigen Jahres, in welchem der Krieg beendet ist. 13. Für die Entscheidung von Streitfällen über die Rückerstat- tung von Beiträgen gelten die§8 210 folg. a. o.C. entsprechend. 14. Für solche Versicherte, welche in dem nach Nr. 4 matzgeben- den Monat bei einer zugelassenen Ersatzkasse(88 392 folg. a. a. O.) versichert waren, gelten die vorstehenden Bestimmungen aus der Verordnung des Bundesrats vom 26. August 1916 nicht.

Kriegerfrauen.

Stellungnahme zu den Parteidifferenzen. In einer Generalversammlung deS Sozialdemokratischen Ver- pinä für Dresden-Neustadt(Abgeordneter Wilhelm Buck ) 0-,.-----------------.- j== ' Leranrworfllcher Redakteur: Alfred Miele«, Neukölln. Für des Jnjeratemerl vermttwu Ttz.Gl-cke.jv«lm. Druck».Berlag-Borwärt« Buchdruckerei u. Vertagsanstalt Saal©oifl«*«o. Salm

Aus dem Briefe einer Zurückgebliebenen. ... Ihr fragt in Euerm letzten Briefe an, wie es unSStroh- Witwen" hier geht, was wir treiben, und wie wir uns am besten über das Alleinsein hinweghelfen. Man merkt aus allen Euren Schreiben, daß Ihr niemand, der Eurem Herzen nahesteht, draußen habt, daß Ihr um keines Menschen Gesundheit und Wohlergehen bangt, daß Euch dieser furchtbare Weltkrieg noch keine schlaflosen Nächte verursacht hat, sonst könntet Ihr nicht mit solchem lächelnden Behagen all Eure kleinstädtischen Gffchchmsse aufzählen und diesen furchtbarsten aller Kriege nur so uebenbei erwähnen, so, als ob es nun einmal zum guten Ton gehört, etwas wie Herz und Gemüt zu zeigen. Wenn Ihr Söhne hättet, würde es vermutlich anders sein, dann wurdet Ihr all das Grausige gewissermaßen am eigenen Leibe erfahren, so aber stehen Euch die Männer Eurer Enkelinnen fern, es ist nicht Fleisch von Eurem Fleisch. Man sagt, wenn Menschen in vorgerücktem Alter zu einer anderen Ansicht bekehrt werden sollen, so muß etwas geschehen, das sie von Grund auf auf- wühlt. Demnach muß dieser Krieg noch nicht grausig genug sein, daß er bei Euch alles beim alten gelassen hat. Uns hat er gänzlich gewandelt. Doch ich will mit Euch nicht rechten. Schon von Beginn des Krieges an habe ich mich mit dem Ge- danken vertraut gemacht, auch meinen Mann, trotzdem er unge- dienter Landsturm und hochgradig kurzsichtig ist, diesem furchtbaren Ringen zum Opfer bringen zu müssen. Und richtig, eines Tages flog das ominöse Schriftstück, die Gestellungsorder, uns ins Haus. Was man solange als geheime Hoffnung tief im Innern genährt hatte, daß der Krieg zu Ende fei, ehe der betreffende Jahrgang an die Reihe kommt, war verflogen. Vorbei mich die allabendliche ge- Heime Unruhe beim Nachhausekommen, die Erfüllung war da. Wohl Euch, daß Ihr es nie durchmachen mutztet, dieses letzte Kofferpacken, jedes Stück von Tränen benetzt, ehe es in ihm seinen richtigen Platz fand. Und wieviel Unnützes machte die Reise nach der Garni- son mit. Wieviel Bedürfnisse hat nicht ein Kulturmensch und mag er in noch so primitiven Verhältnissen leben. Ich machte zwar meinen Mann auf verschiedenes Unmögliche aufmerksam, gewitzigt durch Gespräche mit Soldaten, doch blieb er meinem Zureden gegen- über taub, da er noch weniger als ich vom preußischen Kasernen- leben wußte. Natürlich schickte er mir den größten Teil zurück, als er ins Feld rückte. Trotz vielen Abratens begleitete ich meinen Mann nach Schöne- berg; sogar auf dem Kasernenhof war ich, wir waren also tatsäch- lich bis zum letzten Augenblick zusammen. Schon hier bekam man einen Vorgeschmack vom Soldatenleben. Nach sechsstündigem Warten auf dem Kaserneuhof marschierten wir alle nach dem Ostbahnhof, wo die Eingezogenen nach Königs- berg verladen wurden. War man vorher noch einigermaßen bei Stimmung, soweit man sich in der Gewalt hatte, hier schlug es um, denn die Trennungsstunde war da. Es gehört wohl mit zu dem Erschütterndsten, was es gibt, Männer weinen zu sehen, hier sah man es und dazu die Frauen und Kinder. Ein letzter Hände- druck, ein letztesAuf Wiedersehen" und fort waren sie. Wir Zurückgebliebenen wanderten nun nach den einsamen Heimstätten. Wohl den Frauen, die Kinder haben, sie kommen leichter über das Alleinsein fort, aber wir Alleinstehenden, die wir ganz ineinander aufgingen, vermissen den Abwesenden um so mehr. Unheimlich fühlt man sich in seiner eigenen Wohnung, und es dauert geraume Zeit, bis man das Schlimmste überstanden hat. Und doch braucht man sich noch keine Sorgen zu machen, noch setzt der Mann nicht täglich, stündlich sein Leben aufs Spiel. Bis man sich aber zu dieser Ansicht durchgerungen, hat es einem schon viel Nervenkräfte gekostet. Schnell, viel zu schnell ist die Ausbildungs- zeit herum, und eines Tages überbrachte mir der Telegraph die Nachricht, daß mein Mann ins Feld gerückt sei. Bis ich daS erste Lebenszeichen aus Feindesland von ihm er- hielt, war ich mehr tot als lebendig, nur der Arbeit habe ich zu danken, daß ich über alles hinwegkam. Nun setzte auch das gegen- seitige Schreiben wieder ein, das auch zur Beruhigung beiträgt. Glücklich schätzt man sich, wenn man für den Mann sorgen, ihm Pakete schicken, etwas zu seinem Wohlbefinden beitragen kann. Ich weiß nicht, ob Jnr Euch in Verhältnisse denken könnt, wo man vier Wochen und länger ohne Nachricht vom Mann ist, und wenn ein Brief kommt, so liegen schon mehrere Tage vom Schrei- den an gerechnet dazwischen; was kann inzwischen nicht alles schon passiert sein, trotzalledem ist man froh. Da kam die Nachricht von der Verwundung meines Mannes. Als ich las, daß sie nicht allzu schlimm sei, war meine Freude groß, wußte ich ihn doch für eine Woile geborgen. Gleich gibt man wieder der Hoffnung Raum, daß der Krieg bis zur Heilung vor- über sei. Sofort setzte ich alle Hebel in Bewegung, fuhr nach Mainz und hatte das Glück, mir meinen Mann nach Berlin mitnehmen zu können. Ueber das Wiedersehen laßt mich hinweggehen. Nun aber geht der Heilungsprozeß mit Riesenschritten vorwärts und es ist noch kein Ende dieses mörderischen Ringens abzusehen. Zum zweitenmal werde ich ihn hergeben müssen und wie, oder wird er überhaupt wiederkommen? Das letztere ist aber maßaebend, wird er wiederkommen, daS Wie ist mir gleich. Wir Arbeiter stehen fest auf eigenen Füßen; habe ich solange mein Teil dazu beigetragen. Not und Elend von unS fern zu halten, werde ich es noch länger tun. Ihr seht also, daß ich mich noch immer nicht, oder besser, noch nicht wieder zu Euren Anschauungen bekehrt habe. Ich habe Euch nun einen kurzen Ueberblick gegeben, da Ihr dem Anschein nach daS Märchen von den Schlagsahne essenden und in den ErfrischungS- räumen sitzenden Kriegerfraucn geglaubt habt. Wir haben hier andere Sorgen und diese mehren sich von Tag zu Tag. So wie es mir geht, geht es Tausenden. Verwahren mußte ich mich aber gegen die Art, wie Ihr dort in der engen Heimat über uns Krieger- frauen in den Städten herfallt, Ihr, die Ihr es unfern Männern mit zu verdanken habt, daß Ihr ruhlg auf Eurer Scholle sitzen könnt....._ Srlefkaften üer Reüaktwn. Die lurisNl»« Sprechstunde findet für Hbonnenten Ltodenftr. B, IV. Hos techlS, parterre, am Mania« bis greilag von 4 diS 7 Uor, am Sonnabend von d»is S U»r statt. Jeder für den B r t e t k a st e n besttmintin«nfrage ist ein Luchstab« und eine Zahl alS Merlzeichen beizufügen. Briestiche Antwort wird nicht erteilt. Anfragen, denen keine AbonnementSoustiung beigefügt ist, werden nicht beantwortet. Eilige Fragen trag- man in der Sprechstunde dar.»ertrage, Schrtstftüite und dergleichen bringe man in die Sprechstunde mit. Pfingstsonnabend, 1. und 2. Pfingstfeiertag fällt die juristische Sprechstunde aus. G. N. 6. 1. Ein rechtlicher Anspruch darauf besteht nicht. 2. Der Absender des Pakets müßte Anspruch auf Schadenersah bei der Post stellen. ®. L. 3. 1. Wenn einer der Söhne zum Unterhalt der Eltern bei- getragen bat, können die Eltern Unterstützung beantragen. 2. Sis zum Tage der Einziehung müssen Steuern gezahlt werden. 3. Darüber ist uns nichls bekannt. Hermann 47. Wenden Sie sich an den amerikanischen Konsul. O. W. 100. Nein. Sichel. Verlangen Sie von der Polizei die Herausgabe Ihres Werkzeuges. O. St. B. 1 Eure be- stimmte Emkommensgrenzc ist dafür nicht vorgesehen, da» richtet sich nach Ihren persönlichen Vecbällnifsen Der Verdienst der Frau wird dem Em- kommen zugerechnet. Sie können zur Unterstützung der Mutier verpsuchtet werden. 2. Bernau müsste die Unterstützung zahlen. 3. Di-Sache ist uoch nicht geregelt.(*. K. 32. Sie müssen die Steuern biS Marz ISIS zahlen. Die Einschätzung erselgt nach Ihrem jetzigen Einkommen. T. 96. 1. Ja. 2. Wenn mit Ihrem und der Wirtin Einverständnis der Vertrag zum 1. Oktober gelöst wird, können Sie zu diesem Termin Mh«», sonst sind Sie an den Vertrag gebunden. 3. Die Poltjei besagt sich mit dieser Sache nicht. R. S9. Sie müssen zur Einleitung der Ehe- scheidungsklage- einen Anwalt haben, da die Klage beim Landgericht zu- ständig ist. WetternuSstchten ffit daS mittlere Norddeutschland dl» Sonnabend mittag. Zeitweise beiter. aber noch überwiegend bewölkt und unbeständig mit östel.' wiederholten Regensallen, Temperaluren ziemlich mild.