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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90–151 97.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 11. Juni 1916.( W. T. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Beiderseits der Maas heftige Artillerickämpfe. Die gestern gemeldete Beute aus den Angriffen östlich des Fluffes hat sich noch um 3 Geschüße und 7 Maschinengewehre erhöht.
Westlich von Markirch machte eine deutsche Patrouille, die in die französischen Gräben eindrang, einen Offizier und 17 Mann zu Gefangenen.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Südlich von Krewo stießen deutsche Erkundungsabteilungen in die russische Stellung vor; sie zerstörten die feindlichen Anlagen und brachten über 100 Russen als Gefangene sowie ein Maschinengewehr zurück. Balkan - Kriegsschauplak.
Nichts Neues.
Amtlich.
Oberste Heeresleitung.
Grokes Hauptquartier, den 12. Juni 1916.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplak.
In der Champagne, nördlich von Perthes, drangen deutsche Erkundungsabteilungen in die französischen Stellungen, machten nach kurzem Kampf 3 Offiziere und über 100 Mann zu Gefangenen, erbeuteten 4 Maschinengewehre und kehrten planmäßig in die eigenen Gräben urüd.
Beiderseits der Maas unverändert lebhaftes Ar tilleriefeuer.
Deftlicher Kriegsschauplah.
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Deutsche und österreichisch- ungarische Truppen de Armee des Generals Grafen Bothmer warfen russisc Abteilungen, die nordwestlich von Buczacz ( qn de: Strypa) im Vorgehen waren, wieder zurüd; über 1300 Ruffen blieben als Gefangene in unserer Hand.
Im übrigen hat sich die Lage der deutschen Truppen nicht geändert.
Keine Ereignisse.
Oberste Heeresleitung.
Russischer Kriegsschauplas.
Deftlich von Kolfi hat der Feind vorgestern abend mit drei Regimentern das linke Styr Ufer gewonnen. Er wurde gestern durch den umfassenden Gegenangriff öfterreichisch ungarischer Truppen wieder über den Fluß geworfen, wobei acht russische Offiziere, 1500 Mann und 13 Maschinengewehre in unsere Hand fielen.
Nordwestlich von Tarnopol eroberten wir durch Gegenstoß eine vom Feind unter großen Verlusten erkämpfte Höhe zurüd.
Dienstag, den 13. Juni 1916.
Im Nordoftteile der Bukowina wurde wieder überaus bitter gekämpft. Der Drud überlegener gegnerischer Kräfte, die mit einem auch bei diesem Feind einzig dastehenden rüdfichtslosen Verbrauch des Menschenmaterials angesezt wurden, machte es notwendig, unsere Truppen dort vom Gegner lo8zulösen und zurüdzunchmen.
Italienischer Kriegsschauplas.
Die Jtaliener erneuerten ihre Vorstöße gegen einzelne Frontstellen und wurden wieder überall rasch und blutig abgewiesen.
Auf dem Monte Lemerle griffen unsere Eruppen die feindlichen Abteilungen, die sich nahe dem Gipfel noch ge= halten hatten, überraschend an, setten sich in vollen Besitz des Berges und machten über 500 Gefangene.
Unsere Flieger bedachten den Bahnhof von Cividale mit Bomben. Südöstlicher Kriegsschauplah.
Nichts von Belang.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabcs von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur Sec.
Eines unserer Unterfecboote hat am 8. laufenden Monats abends den von mehreren Zerstörern begleiteten großen italienischen Hilfskreuzer„ Principe Umberto" mit Truppen an Bord torpediert. Das Schiff fank binnen wenigen Minuten.
Flottenkommands.
Russischer Kriegsschauplah.
Im Nordosten der Bukowina vollzog sich die 208lösung vom Gegner unter harten Nachhutkämpfen. Eine aus Buczacz gegen Nordwest vorgehende feindliche Kraftgruppe wurde durch einen. Gegenangriff deutscher und öfterreichisch- ungarischer Regimenter geworfen, wobei 1300 Ruffen In unserer Hand blieben. Auf der Höbe östlich von Wiśniowczyt brach heute früh ein starker russischer Angriff unter unserem Geschüßfeuer zusammen. Deftlich von tozlew hoben unsere Streiftommandos einen vorgeschobenen Bosten der Ruffen auf. пон
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Nordwestlich von Tarnopol wird fortgefeßt heftig gefämpft. Die mehrfach genannten Stellungen bei Worcbiowka wechselten wiederholt den Besitzer. An der Jkwa und in Wolhynien herrschte gestern verhältnismäßig Ruhe.
Weftlich von Kolti schlugen unsere Truppen einen ruffifchen Uebergangsverfuch ab. Hier, wie überall, entsprechen bem rücksichtslosen Maffenaufgebot des Feindes auch seine Berlufte.
Italienischer Kriegsschauplas.
Die Lage auf dem füdwestlichen Kriegsschauplas ist unverändert. In den Dolomiten und an unserer Front zwischen Brenta und Etsch wurden die Italiener, wo fie angriffen abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs bes Generalftabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.
Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 11. auf ben 12. bie Bahnstrecke San Dona Mestre und die Bahnanlagen in Mestre ausgiebig mit fichtlich gutem Erfolg bombardiert, mehrere Volltreffer in die Lokomotivremise erzielt und auch das Arsenal in Venedig mit einigen Bomben belegt. Trok heftigen Abwehrfeuers find alle Flugzeuge eingerüdt.
Flottentommands.
mit Befriedigung aufgenommen. Die Demobilisation foll noch ausgedehnt werden, so daß nur 40 000 oder 50 000 Mann unter den Waffen bleiben, was der Friedensstärte entspricht. Die griechischen Truppen in Mazedonien ziehen sich vermutlich zwischen Volo und Larissa zurüd.
Paris , 11. Juni. ( W. T. B.)( Meldung der Agence Habas.) Weinisterpräsident Briand und General Joffre find in London mit dem General Roques, mit Clementel und Denys Cochin eingetroffen und vom König und der Königin im Buckingham - Die Bloda de wird streng durchgeführt, besonders energisch palast empfangen worden. Briand , Roques und Joffre nahmen für Saloniki und Kawalla. Schäßungsweise wurden 60 griechische an einem Kriegsrat teil, bei dem Asquith den Vorsiz führte Dampfer in verschiedenen Häfen Griechenlands beschlagnahmt oder und dem auch Balfour , MacKenna, Bonar Law , Lloyd gezwungen, nach Biserta zu fahren. George, Lord Crewe, General Robertson und Haig Paris, 11. Juni. ( W. T. B.)( Meldung der Agence Savas ) beiwohnten. Beide Regierungen stellten dabei die völlige Ueberein- Wie Temps" aus Athen meldet, hat die Regierung ihre stimmung über die verschiedenen zur Erörterung gelangten Fragen Vertreter bei der Entente beauftragt, gegen die Blockade feft. Die französischen Minister sind Sonnabend abend nach Paris der Küsten Einspruch zu erheben. Sie wird ihren zurückgekehrt. Einspruch durch eine Dentsdrift vervollständigen, in der die Gewissenhaftigkeit und der gute Glaube Griechenlands dargestellt werden sollen.
Die englischen Verluste.
Die Vorgänge in Griechenland . „ Echo de Paris" meldet aus Seres: Die griechischen BeBern, 11. Juni. ( W. T. B.)" Corriere della Sera " hörden beschlagnahmen alles Vich. Der Bahnhof von Demirberichtet aus Athen : In politischen und Handelskreisen herrscht Hissar ist noch immer von griechischen Truppen besetzt. trotz der Schließung der Börse die größte Ruhe. Die ministe riellen Kreise sind ruhig und beinahe befriedigt. Die Demobilisation und die wirtschaftliche Blockade werden andauernd besprochen. Die Regierung versichert, unabhängig von irgend- London , 10. Juni. ( W. T. B.) Die englischen Verlustwelchem Druck die Demobilisation beschlossen zu haben. Ii sten vom 8. und 9. Juni enthalten die Namen von 167 Offizieren Nach Ansicht der Blätter war die Mobilisation nicht mehr nötig, und 1624 Mann; ferner die Namen von 1784 Mann von der Flotte. da die Mittelmächte die Integrität des griechischen Gebiets garan- Die Verlustlisten vom 10. dieses Monats enthalten die Namen von tiert hätten. Die Entlassung von 150 000 Mann wird vom Land 76 Offizieren und 1060 Mann.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.
Sturz Salandras.
Rom , 10. Juni,( W. T. B.) Meldung der Agenzia Stefani: Während der Diskussion in der Rammer über die provisorischen Budgetzwölftel hielt Ministerpräsident Sa landra cine Rede, in der er die internationale und die militärische Lage auseinandersetzte und über die Politik der Regierung Erklärungen abgab. Nach seiner Rede, erklärte fich Salandra mit der Tagesordnung Luciani einverstanden, die lautete:
Die Kammer hat Vertrauen zu den Maßnahmen der Regierung und bewilligt die provisorischen Budgetzwölftel." Salandra bat, hierüber namentlich abzustimmen. Nach mehreren Erklärungen über die Abstimmung Ichnte die Kammerin namentlicher Abstimmung mit 197 gegen 158 timmen den ersten Teil der Tagesordnung:„ Die Kammer hat Vertrauen zu den Maßnahmen der Regierung" ab.
Im Verlauf der Kammersißung griff der Sozialist Graziadei, das Ministerium scharf an und sprach die Ueberzeugung aus, daß das Land die gegenwärtige Krije, so ernst dieselbe sei, überstehen werde. Auch der Republikaner Pirolini bekämpfte das Kabinett und erklärte, daß das italienische Volt nicht besiegt werden könne, und forderte die Sozialisten auf, ihre Opposition gegen den Krieg aufzugeben. Turati( Sozialist) erklärte, daß seine Freunde gegen die Regierung stimmen werden und ihren Glauben an die Kraft des Sozialismus unversehrt bewahren. Der Radikale Alessio führte aus, er sei der Regierung stets freundlich gesinnt gewesen, aber heute sei die Rage eine andere. Die Regierung müsse ihre Politik vor dem Parlament verantworten. In diesem Augenblick," schloß der Redner,„ brauchen wir eine Regierung, welche die gesamten Kräfte der Nation in sich faßt." Salandra erwiderte, er habe seinen Erflärungen nichts hinzuzufügen. Die Regierung nehme die Tagesordnung Luciani an und verlange die gesonderte Abstimmung über die beiden Abjäße. Jest sei feine Zeit für zweideutige Haltungen. Die Regierung werde ihre Haltung nach dem Ergebnis der Abstimmung richten. Hierauf begründeten verschiedene Deputierte im Namen ihrer Parteien ihre Abstimmung; darunter erklärten Giardini für die Radikalen, Zeonardo Bianchi für die konstitutionellen Demokraten, Medici für die Nationalisten, gegen die Regierung stimmen zu wollen. Meda( Katholif) führte im Namen feiner Gesinnungsgenossen aus, daß er für die Regierung stimmen werde, weil er eine Krisis als unzeitgemäß ansehe. Hierauf wurde zur Abstimmung geschrit ten, deren Ergebnis oben mitgeteilt ist. Schließlich wurde entsprechend dem Antrag Rubini das provisorische Budgetzwölftel für den Monat Juli bewil ligt und die Sigung geschlossen.
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Bern , 11. Juni. ( W. T. B.) Meldung der Agenzia Stefani: Messagero" berichtet: Unmittelbar nach der gestrigen Rammersißung berief Salandra die Minister zusammen. Nach kurzem Meinungsaustausch wurde man sich über die Demission des Kabinetts schlüssig. Salandra wird die Demission am Montag der Kammer und am Dienstag dem Senat bekanntgeben. Nach dem Ministerrat verfaßte Salandra eine lange Depesche an den König, der heute abend oder morgen früh in Rom eintreffen wird, um die üblichen Besprechungen zu beginnen.
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Bern , 12. Juni. ( W. T. B.) Die italienische Kabi. nettskrise, deren Anzeichen bereits seit Tagen in dem fortschreitenden Abbröckeln der Regierungsstimmen zu erkennen waren, tam zu überraschend schneller Entwickelung, da Salandra, offenbar in der Abficht, sich endlich den längst gewünschten Abgang zu schaffen, bei der Stellung der Vertrauensfrage ausdrücklich die Abstimmung über die Budgetzwölftel und über das Vertrauen voneinander trennte. Bei der Verquickung beider hätte er vermutlich noch einmal für kurze Zeit die Entscheidung hinausziehen können. Daß er dies nicht tat, wirft ein eigenartiges Licht darauf, wie hoch die neueste russische Offensive in italienischen Regierungsfreifen gewertet werden muß. Salandras Beschuldigung gegen die Seeresoberleitung wegen der Werteidigung Des Trentino beschleunigte obendrein den Entschluß der Gegner Salandras, mit ihm endgültig abzurechnen und brachte die Strijenwie betont werden muß, nicht jene des bergangenen ſtimmung sachlich zur Entladung. Salandras Gegner aber sind, Frühjahr 3, die ihn, wenn auch nicht unterstützt, doch in der Folgezeit gehalten haben, um nicht seine unfelige Erbschaft zu falfcher Stunde antreten zu müssen, sondern feine eigene nationalistische Gefolgschaft, die interventionistischen Parteien." Secolo" hebt also mit Recht hervor, daß das neue Ministerium aus den Reihen der Linken kommen müſſe. Die Kammer habe sich bei der Abstimmung fast genau in rechts und links gespalten, so daß die Giolittianer des rechten Flügels für die Regierung, die des linken Flügeis gegen die Regierung gestimmt hatten. Das neue Ministe= rium werde ein nationales sein müssen, in dem vielleicht auch einige Minister des bisherigen Kabinetts siben, aus dem aber Salandra und vermutlich auch Sonnino ausgeschaltet sein würden. Aus den italienischen Pressestimmen ergibt sich, wie aus der parlamentarischen Entwickelung der Krise nicht anders zu erwarten war, daß die Linke cin Kabinett bilden muß. Man darf also nicht annehmen, daß Salandras Abgang eine Aenderung der Politik in Italien in sich schließe. Sein Rücktritt beweist zunächst weiter nichts, als daß man einsicht daß die von seinem Kabinett in den Maitagen des vorigen Jahres versprochenen Vorteile des Anschlusses an die Entente nicht eingetreten sind, daß er also das Scheitern seines Programms zu gibt.