Belgischer Bericht: Außer der gewöhnlichen Artillerietätigkeit ist nichts Besonderes zu melden.
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am 8. Juni erlitten hatte, hat er gestern seine Tätigkeit auf wenig fanden, entstand ein Brand in dem Lager eines feindlichen heftiges Artilleriefeuer beschränkt. Im übrigen unternahmen un- Bataillons, das vollkommen zerstört wurde. Bei einem Paris , 11. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von jere Truppen an mehreren Punkten der Front Gegenangriffe, durch Zusammentreffen mit dem Feinde in der Gegend von ScheinSonnabend nachmittag. Eine starke deutsche Auf- die sie die feindlichen Massen aus ihren Dedungen herborlodten dinan(?) wurde die feindliche Kavallerie in der Stärke von flärungsabteilung wurde in der Champagne westlich des Mont und wirksam dem Feuer unserer Batterien aussetten. Wir mach- mehr als tausend Mann vollständig vernichtet. Nur einer Tétu durch Handgranaten zerstreut. Auf dem linken Maasufer ten einige Fortschritte im oberen Brandtale, im Abschnitt des ganz geringen Anzahl von Feinden gelang es, sich zu retten. dauert das Bombardement im Walde von Avocourt an. Auf dem Monte Novegno( Pofinabach), im Grunde des Aftachtales und auf Alles Vieh, Telephonapparate und Pontonmaterial sowie eine rechten Ufer unterhalten die beiderseitigen Artillerien weiter ihre ben Westabhängen des Monte Cengio. Unsere Truppen fetten ihr große Menge von Gewehren und Munition wurden von uns heftige Tätigkeit in der Gegend des Werkes von Thiaumont und planmäßiges Vordringen in den Hochtälern von Boite und Anfiei erbeutet. des Chapitre- und Fumin- Waldes. Im Abschnitte von Souville fort. Längs der übrigen Front bis zum Meere die gewöhnlichen und Tavannes ist das Bombardement ziemlich heftig, ohne In Kämpfe der beiderseitigen Artillerien, Bombenwerfen und kleine Ein feindlicher Flieger, der Fotscha im Abschnitt Smyrna An der Kaukasischen Front keine Veränderung. fanterietätigkeit. Streifen unserer Abteilungen. Feindliche Flugzeuge warfen Bom- überflog, wurde durch unser Artilleriefeuer in die Flucht geBaris, 11. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von ben auf verschiedene Ortschaften in der venetianischen Ebene. jagt. Ein feindlicher Monitor schleuderte auf der Höhe von Sonnabend abend. In Belgien rief das vernichtende Sieben Personen wurden verlegt und einiger Schaden angerichtet. Fotscha gegen die Gewässer der Bai von Hadjilar(?) 20 GeFeuer unserer Artillerie im Dünenabschnitt in den deutschen Gines unserer Caproni- Geschwader bombardierte feindliche Lager schosse, ohne Wirkung zu erzielen. Andere feindliche KriegsWerken zwei Feuersbrünste hervor, denen Erplosionen folgten. und Berteidigungsanlagen in den Tälern der Assa und der Astach. fahrzeuge eröffneten ein wirkungsloses Feuer gegen die Auf der Front nördlich von Verdun dauert der Artilleriekampf Unsere Flugzeuge find unbeschädigt zurückgekehrt. Tardorna. Höhen östlich der Insel Keusten. Am Nachmittag des 29. Mai sehr lebhaft an. Auf beiden Ufern der Maas im Laufe des Tages Rom, 11. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht. Im( türkische Zeitrechnung) bombardierte ein feindliches Kriegsfeine Infanterietätigkeit. Unsere Batterien nahmen feindliche Laufe des gestrigen Tages konzentrierte der Gegner seine Kräfte schiff den Kalamati in dem Distrikt Hasche. Eine Frau wurde Abteilungen nördlich des Dorfes Douaumont unter Feuer. In den Vogesen wurden südlich des Col Ste. Marie deutsche Ab- gegen einen kleinen Teil unserer Front im Südwesten von Asiago. getötet, sonst aber kein Schaden angerichtet. Nach einem heftigen Bombardement stürzten dichte feindliche Massen teilungen, die sich nach heftigem Artilleriefeuer unseren Linien zu in der Stärte einer Divifion mehrere Male zum Angriff auf unsere Vernichtung eines deutschen Museums nähern versuchten, durch das Feuer unserer Maschinengewehre in Stellung auf dem Berge Lemerle vor. Sie wurden im Gegenihre Gräben zurückgeworfen. an der kleinasiatischen Küste. angriff mit sehr schweren Verluften zurückgeworfen und ließen mehr als 100 Gefangene, die dem 20. Landwehrregiment ange Berlin , 12. Juni. ( W. T. B.) Wie aus Smyrna gemeldet hörten, in unserer Hand. Von der Etsch bis zur Brenta entwickelte wird, beschoffen am 26. Mat, vormittags 6 Uhr, zwei feindliche Paris , 12. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von sich unsere Offensive. Unsere Infanterie machte mit fräftiger Unter- Ariegsschiffe das von Direktor Wiegand errichtete, rein Sonntag nachmittag: Die französische Artillerie zerstörte stüßung der Artillerie neue Fortschritte auf beiden Abhängen des wissenschaftlichen Zweden dienende Stationshaus zwischen Oise und Aisne ein deutsches Werk in der Gegend des Brandtales, längs der Höhen von Posina , am Astach, im obersten der Berliner Museen beim Apollotempel zu Didyma Waldes von St. Marc. Von den Argonnen wird Minenkampf mit Frenzelatal( Hochfläche von Asiago) und auf dem linken Ufer des gegenüber Samos . Das Haus wurde bis auf zwei Räume in Erfolg auf seiten der Franzosen gemeldet. Bei Hautechevauchée zer- Masobaches. Die Artilleriekämpfe dauern an der Isonzofront mit Trümmer gelegt. Von dem wissenschaftlichen Mastörte eine Quetschmine unterirdische Anlagen der Deutschen . Die glüdlichen Unternehmungen unserer Truppenabteilungen an. Bei terial sind nur die Tagebücher und die architektonischen Aufgleichzeitige Explosion von 2 Minen verursachte einen einzigen Erich- den gesamten Unternehmungen in den letzten Tagen entrissen wir nahmien gerettet, alles übrige scheint vernichtet. Die Ruinen ter von 80 Meter Durchmesser, von dem die Franzosen drei Seiten dem Feind 566 Gefangene. Feindliche Flieger warfen Bomben auf des Apollotempels blieben unverletzt, während das benachbarte besetzten. An den Ufern der Maas ist der Artilleriekampf heftig an Fonzajo, ohne Menschen zu verlegen oder Sachschaden anzurichten. Dorf Jeronda, welches ausschließlich von Griechen bewohnt wird, der Front nördlich von Verdun . Auf dem linken Ufer scheiterten durch die Beschießung gelitten hat. Nach Angabe des Wächters der zwei deutsche Handstreiche, einer gegen die Höhe 304, der andere Ausgrabungsstation ist die Beschießung durch französische östlich dieser Höhe, vollständig. Auf dem rechten Ufer keinerlei Schiffe erfolgt. Infanterietätigkeit. Im Walde von Apremont dvangen zwei kleine deutsche Abteilungen in die vordersten Teile der französischen Stellung. Sie wurden nach Kampf Mann gegen Mann unter Verlusten daraus wieder vertrieben. In den Vogesen gelang es den Deutschen nach einer heftigen Beschießung, in die französischen Stellungen südlich von der Höhe St. Marie einzudringen. Gin Gegenangriff mit Granaten warf sie sofort wieder zurüd. Sonntag abend: Von der Front nördlich von Verdun wird Paris , 12. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht von teinerlei Infanterietätigkeit im Laufe des Tages berichtet. Unsere Artillerie bekämpfte wirksam die deutschen Batterien, die besonders die Gegend südlich von dem Gehöft Thiaumont und westlich vom Fort Baur beschossen. Der Tag war ruhig an der übrigen Front, mit Ausnahme der Champagne, wo der Artilleriekampf im Abschnitt von Tahure große Heftigkeit annahm.
Belgischer Bericht: Der Tag war ruhig. Einige Tätigkeit der Artillerie und der Bombenwerfer an dem füdlichen Teil unserer Front.
Die englische Meldung. London , 10. Juni. ( W. T. B.) General Saigh meldet: Schwere Artilleriebeschießungen in der Gegend von Opern, aber tein Infanteriegefecht. Minentätigkeit bei Hohenzollern ; feindliche Laufgräben wurden beträchtlich beschädigt.
London , 11. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht. Der vorspringende Abschnitt bei pern ist nach wie vor der Mittelpunkt
der Tätigkeit. Der Feind beschoß den südlichen Zeil in der Nähe der Höhe 60 schwer, ebenso die Stadt Ypern und die Gräben nördlich von der Straße nach Menin. Keine Infanterietätigkeit außer einem erfolglosen deutschen Versuch, einen unserer Wachtposten zu überfallen. An anderen Stellen Minentätigkeit. Die Lufttätigkeit war durch Gewitter behindert, aber es wurde ein Fofferflugzeug heruntergeholt.
Meldung der italienischen. Heeresleitung.
Cadorna.
Die türkische Hauptquartiersmeldung. Konstantinopel , 10. Juni. ( W. T. B.) Das Hauptquartier teilt mit:
Zum Untergang der„ Hampshire".
London , 10. Juni. ( W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus: Die Admiralität erklärt, es steht jest fest, daß die " ampshire" am 5. Juni, um 8 Uhr abends, auf eine Mine gestoßen und binnen 10 Minuten gesunken ist. Sie war von forschung nach den vier Booten, die, wie man sagt, die Hampshire" zwei Berstörern begleitet, die infolge des schweren Seeganges im aufe der Fahrt den Kreuzer verloren. Gine eingehende Nachforschung nach den vier Booten, die, wie man sagt, die„ Hampshire“ verließen, ergab kein Resultat. Man hat jede Hoffnung aufgegeben, brachten, noch jemand gerettet wurde. daß außer den 12 Personen, die sich auf dem Flosse in Sicherheit
Von der Irak front feine Meldung von Bedeutung. Rautajusfront. Auf dem rechten Flügel und in der Mitte feine Handlung von Bedeutung. Auf dem linfen Flügel wurden verschiedene überraschend ausgeführte Angeschlagen. Die Russen verloren in diesen Kämpfen mehr als griffe des Feindes auf unsere vorgeschobenen Stellungen abhundert Tote und Verwundete und einige Gefangene. Unser Artilleriefeuer vertrieb ein feindliches Schiff, das sich an der Meerenge Alamboghaz nördlich von Kuchada näherte. Zwei feindliche Schiffe warfen ohne Erfolg einige Granaten auf Reutet nördlich von Bodrum und auf die Umgebung von Mekri. Sie zogen sich darauf zurück. Ein feindliches Schiff beschoß in der Nähe von Jaffa das an der Küste weidende Vieh. Konstantinopel , 11. Juni. ( W. Z. B.) Das Haupt- Bordeaux, 11. Juni. ( W. T. B.) Meldung der Agence Havas: quartier teilt mit: Nach einem Kampf, der mit der Der französische Dampfer" Butèce" brachte als einzigen UeberNiederlage und dem Rückzuge der Russen vor Chanikin lebenden des norwegischen Dampfers Prosper", ber endete, nahmen unsere Abteilungen die Verfolgung auf, eine Besatzung von 34 Mann hatte, einen Matrosen mit. schlugen starke feindliche Kosakenabteilungen zurück und dran- Dampfer Prosper" war auf eine Mine gelaufen und gegen in der Nacht zum 9. Juni in Kasri Schirin ein. Konstantinopel , 11. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Kopenhagen , 10. Juni. ( W. T. B.) Meldung des Ribauschen Bericht vom 29. Mai( türkischer Zeitrechnung).
teine Offiziere. Unter den angespülten Zeichen fand man die Unter den Geretteten vom Kreuzer Hampshire" befinden sich von Kitcheners Sekretär, Oberstleutnant Fitzgerald. Gesunkene Schiffe.
junten.
Aarhus nach Sandhamn , ist heute nachmittag in der Nähe des Bureaus: Der Dampfer" Bara" aus Helsingfors , unterwegs von Almagrunder Leuchtschiffs gesunken. Das Schiff sank in einer minute. Die Besazung von 15 Mann ist abends in Sandhamn
gelandet.
An der raffront, im Abschnitt Fellahie, bombardierte unsere Artillerie gestern verschiedene Punkte der feind. lichen Stellung. Zwei feindliche Kanonenboote, die nicht entfliehen konnten, wurden durch die Explosion von Artilleriemunition, die sie an Bord hatten, in die Luft gesprengt. Drei große von diesen Kanonenbooten gezogene Schleppkähne, die ebenfalls mit Artilleriemunition beladen waren, wurden verHaag, 10. Juni. ( W. T. B.) Der„ Nieuwe Courant" senft. Außerdem wurde durch unsere Artillerie an Bord von vier mit Explosivstoffen beladenen Schleppkähnen ein Brand veröffentlicht einen Brief eines Herrn in Berlin , der zu deutschen amtlichen Kreisen Beziehungen hat, an einen holländischen hervorgerufen, die Kähne konnten sich nur dank der Strö- Zeſer des Blattes. Der Holländer hatte in einem Schreiben an mung retten. Vier große Munitionsdepots, die sich am Ufer feinen Berliner Freund seiner Enttäuschung über die Haltung Nom, 10. Juni. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht. Nach des Flusses befanden, wurden vollständig in die Luft ge- Deutschlands in der Frage der Tubantia" und" Palemdem schweren Fehlschlag und den großen Verlusten, die der Feind sprengt. Durch die Explosion der Geschosse, die sich dort bebereit, uns Holz und Messer zu besorgen, bedeutete uns aber auf artige Weise, daß wir im übrigen selber für uns sorgen möchten. Sie beschäftigte sich mütterlich mit zwei Kindern, von denen das eine am Fußboden umherkroch, während das zweite in der Wiege Lag und aus irgendeinem für uns unerforschlichen Grunde erbärmlich jammerte. Diese Wiege war ein Korb mit Lappen, der an Striden an der Dede hing und so, mitten in der Stube hinund herschaukelnd, dem kleinen winselnden Wesen jene schaukelnde Liegestatt bot, die auch in westlichen Ländern beliebt ist. Wir hatten diese Wiegen" in Polen und Rußland überall gesehen. Wir machten uns an dem mächtigen Kamin zu schaffen. Der Russe schaute uns aus seinem mit Bodennarben über und über bedeckten Gesicht mit unsicheren Blicken zu. Gesagt hatte er noch nichts.
Bei Nacht und Nebel waren wir in Bitten angekommen und hatten in Scheunen auf altem Stroh Quartier bekommen. Ein Tagemarsch hatte die Beine müde und den Magen hungrig gemacht. Ohne uns umzuschauen, nehmen wir, im Stroh tauernd, einige Bissen Brot zu uns und streckten uns dann aufs Lager.
Am nächsten Morgen fanden wir uns in einer Scheune mit reichlicher unfreiwilliger Ventilation wieder. Sie gehörte mit einigen anderen Wirtschaftshütten und einer Wohnhütte zu bäuerlichen Anwesen, das mitten in der Stadt lag.
einem
Bitten liegt an den blutgedüngten Ufern der Schara, die thr schmales Wasserlein hier in zahlreichen malerischen Windungen durch leichtgewelltes Land führt. Die Stadt ist weitläufig angelegt und beherbergt im Frieden mehr Landwirtschaft als städtische Gewerbe nach unsren Begriffen. Meist werden die ungepflasterten Straßen von niedrigen holzgezimmerten und strohgededten Hütten bekränzt, die nur hin und wieder von einstöckigen Holzhäusern überragt werden.
Große Teile der Stadt waren niedergebrannt, der Rest war nahezu ausgestorben.
Es war Oktober geworden. Einigen warmen Tagen, die wie ein letztes Aufieufzen des sterbenden Sommers erschienen, waren rauhe Tage und erste Frostnächte unmittelbar gefolgt. Wenn wir des Morgens in unserer vortrefflich gelüfteten Scheune erwachten, maren wir steif wie die Nußknader, und in den dienstfreien Stun den fanden wir dieses Heim im höchsten Maße ungemütlich. Ja, als es noch Sommer war, da waren noch gute Tage! Da fonnten wir in freien Stunden im Sonnenschein bie Glieder auf grünem Rasen reden. Da vermißten wir nicht das Dach über dem Kopfe", denn droben lachte der Himmel so licht und blau. Aber nun...! Und der russische winter, von dessen garstigem Wesen so mancherlei verlautete, lag noch in seiner ganzen uns unendlich dünkenden Ausdehnung vor uns.
Wir hielten darum bei erster Gelegenheit" Umschau nach einer gaftlicheren Behausung, nach einem Unterkommen für die furzen Stunden bescheidener Freuden, die dem Kriegsleben abzuringen wir allezeit fest entschlossen waren. Und wir fanden eine geeignete Stätte in der Wohnhütte des Anwesens, zu dem unsere Quartier scheune gehörte.
Im Raume befand sich außer der Wiege und dem Kamin noch ein Tisch, um den Bänke standen, und dann ein Bett, sofern der mit Zumpen gefüllte Kasten diese uns mit dem wohligsten Empfinden erfüllende Bezeichnung verdient. Und dieser Raum war der einzige in der niedrigen windschiefen Hütte. Er diente der ganzen Familie als Wohnung. Zum Familientreise gehörten, wie wir später gewahr wurden, außer den bereits vorgestellten Personen noch die Frau des Russen und ein Russenfräulein von viel leicht zwanzig Jahren, anscheinend die jüngere Schwester der Frau. Sechs Menschen lebten also in dem engen, dumpfen Raume. In der ganzen Hütte, auf den Möbeln" und den dürftigen Geräten war auch nicht die Spur eines gelegentlichen Reinigungsversuches zu entdecken, so daß wir erst eine gründliche Säuberung des Tisches vornehmen mußten, bevor wir es wagen konnten, uns daran niederzulassen, um zu essen.
Es wäre aber falsch, daraus auf eine grundsätzliche Abneigung jener Leute gegen die Anwendung von Wasser und Seife zu schließen. Seife befaßen sie überhaupt nicht. Schon dieser äußere Grund hätte ihren Reinlichkeitsbestrebungen eine Grenze gezogen. Aber dann waren diese armen Menschen von dem schredlichen Erleben, das ihnen der durch ihr Land tobende Krieg gebracht, so erschüttert, niedergedrückt und abgeſtumpft, daß ihnen alle Aeußerlichkeiten ihres Lebens völlig gleichgültig geworden waren. Sie hatten aus dem großen Untergange nur das nadte Leben selbst gerettet und dessen fühlten sie sich auch in keinem Augenblick sicher. Dazu tam bei unseren Wirtsleuten noch ein anderes. Sie waren weder in Bitten zuhause noch Besizer oder Mieter der Hütte, die fie bewohnten. Von irgendwoher hatte sie der Wirbelsturm des Krieges nach Bitten geführt und unter dem ersten besten Dache Als wir zum ersten Male gebüdten Hauptes die enge Be- hatten sie ihr Haupt niedergelegt. Sie wohnten wie die Sperlinge hausung der Russenfamilie betraten, begegneten wir den erstaun- im Starkasten und mußten jeden Tag damit rechnen, daß der geten Bliden eines Mannes und eines jungen Mädchens. Es war flüchtete rechtmäßige Besizer erscheinen und sie vertreiben könnte. an einem Nachmittag. Draußen fuhr ein eisiger Wind über das Von der Zukunft fonnten sie nichts Gutes erwarten und die GegenLand, den ersten russischen Schnee ankündigend. Wir hatten wart war trübselig genug. Ronnten sie da ihr Leben noch schäßen unsere Eßvorräte mitgebracht und begehrten Kaffee zu kochen. und in ihm noch einen Zwed sehen? Wir wunderten uns oft, daß Wir baten uns hierzu durch ansprechende Gebärden die Hilfe diese Wesen noch zu lachen verstanden. Und die Frauen waren oft bes jungen Mädchens aus, jedoch vergebens. Sie zeigte sich wohl recht vergnügt und lachten mit uns aus vollem Halje. Sie waren
bang" Ausdruck gegeben. In der Antwort aus Berlin wird geverhältnismäßig glücklich, denn sie hatten in einem in Bitten liegenden Lazarett Arbeit gefunden. Sie konnten die Familie vor dem Hungertode bewahren, fonnten vor allem für ihre Kinder sorgen. Das tröstete und erhob sie etwas, ließ ihnen vielleicht auch die Zukunft nicht so arg bundel erscheinen. Der Mann brütete jedoch meist dumpf und stumpf vor sich hin.
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Er wurde nur munter, wenn seine Violine ertönte, auf dem einige von uns wir waren bald täglich dort und erfüllten die Hütte mit Kochdunst, Tabakrauch und Lärm- zu spielen versuchten. Dann nahm auch er das Instrument und spielte mit viel Geschick die Weisen seiner Heimat. Wehevolle Sehnsuchte prägte sich dann in seinem Gesicht. Wir schwiegen und hörten ihm zu, weniger aus Interesse für sein Spiel, als aus Achtung vor seinem Empfinden. Hatte er die Geige fortgetan, dann saß er wieder still und dachte nach. Er liebte feine Geige. Vielleicht war sie ihm einmal eine treue Gefährtin gewesen. Und jetzt...? Und in Zukunft...?
War der Abend gekommen, dann frochen die Frauen auf den Kamin und legten sich dort unausgekleidet zur Ruhe. Auch das größere kind nahmen sie zu sich hinauf. Das Bett gehörte wohl dem Geiger und für das jüngere Mädchen mag ein Zumpenlager am Fußboden übriggeblieben sein.
Wenn die Frauen zur Nacht rüsteten, dann gingen auch wir in unsere Scheune und krochen dort in unser Stroh.
Die Lebenden und die Toten.
Die Kirche von Bitten liegt außerhalb der Stadt, dort wo die legten Gärten sind. Ihr weißer Bau schimmert als leuchtender Fleck in den trüben Farben des beginnenden Winters, die Zwiebelfuppel auf schlankem Turm schaut weit über die niedrigen Dächer hinweg ins Land.
Eine Granate hatte ein flaffendes Loch in das Dach der Kirche geschlagen und allerlei Zerstörungen im Innenraume angerichtet. Inmitten der Trümmer wurden die im benachbarten Lazarett verstorbenen deutschen Soldaten bis zu ihrer Bestattung untergebracht. Dit waren mehrere wie treue Schickfalsgenoffen nebeneinander gebettet, manchmal schlief einer einsam im stillen, weiten, verlassenen Raum, selten war diese Totenhalle des Krieges unbenugt. Durch das Loch in der Dede flatterten die ersten Schneeflocken auf die Leiber der toten Krieger.
In einem Schulhause, ganz in der Nähe der Kirche, befand sich Darin führten wir, fern eine Leichtfrankenabteilung des Lazaretts. den Beschwerden und der Unrast des Krieges, ein frohes, ungezwungenes Leben.
Der Allesvernichter Krieg hatte angefangen, auch unsere Gefundheit zu zermürben. Heimtückisch nagten förperliche Entbehrungen und seelische Erschütterungen, Strapazen und Wetterunbilden an unseren Leibern. Noch galten wir als leicht erkrankt. Und dennoch waren die wenig beachteten, unbedeutend erscheinenden Leiden bei manchem der erste schwarze Schatten schwerer Krankheit.
Aber wir sahen die Dinge damals nicht in so trübem Licht.