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Mus Groß-öerlin. In üer Kleiüerstelle ües Nationalen Zrauenöienstes. Der Krieg lastet mit furchtbarem Druck auf den mittel- losen Volksschichten. Alle Bedarfsartikel sind unerhört im Preise gestiegen. Viele Familien müssen seit Jahr und Tag den Ernährer entbehren, der im Felde steht, anderen ist er durch den Tod usw. entrissen. Die ganze Schwere der Existenzsorgcn liegt auf den Schultern der Frauen und Mütter. Hier helfend und lindernd einzugreifen erfordert das Interesse deS Volkes. Eine ganze Reihe von Vereinen und Institutionen haben sich aufgetan, um die öffentliche Hilfe durch private zu ergänzen. Zu ihnen gehört auch der Nationale Frauendienst, welcher den Ä Unterstutzungskommissionen der Stadt angegliedert ist und dem städtische und private Mittel zur Verfügung gestellt sind; Mittel, die immerhin recht ansehnlich, die aber bei der Fülle der zu lindernden Not doch recht unzulänglich sind und deshalb zu mancher Abweisung führen, die bei reichlicheren Mitteln geringer sein würden. Einen sehr wichtigen Teil dieser Arbeit bildet die Ver- wrgung der Aermsten mit Kleidern und Schuhwerk. Die Kleiderstelle befindet sich im Osten der Stadt, in einem fiskalischen Gebäude, wo einige große Räume vom Magistrat bereitoestellt und eingerichtet sind. Hierher kommen die Bedürftigen mit einem Schein von der ztptändigen Hilfskommission, nachdem man über die Be- tresseüden Recherchen eingeholt hat. In langen Reihen von Ständern hängen Kleidungsstücke aller Art und harren ihrer Verwendung. Meist sind eL Sachen, die bemittelte Kreise gespendet haben. Kostüme, Blusen, Um- hänge, Mäntel, Wolljacken usw. für Frauen und Kinder, für Männer seltener. Die Kleider werden, soweit wie es not- wendig ist, ausgebessert und hergerichtet, und eine Schneiderin arbeitet ununterbrochen in den Räumen der Kleider- beschaffungsstelle. Aber nicht nur gebrauchte Sachen, die durch- weg in gutem Zustande sind, sondern auch neue BckleidungS- stücke sind in reichlicher Anzahl hergestellt worden, um den dringendsten Bedürfnissen entgegenzukommen. Neben der Schneiderin ist noch ein Schuhmacher vor- handen übrigens die einzigen bezahlten Kräfte in der Kleiderstelle, die andere Tätigkeit wird von freiwilligen Helfe- rinnen ausgeübt der für Schuhzeug zu sorgen hat. Die geschenkten, gebrauchten Schuhe werden besohlt und neu her- gerichtet. Bis jetzt hat der Verein das Leder geschenkt er- halten, nun aber geht es damit zur Neige. Außerdem werden die Schuhe der Bedürftigen repariert. Sie erhalten für diese Zeit Ersatzschuhc, die beim Empfang der eigenen wieder ab- geliefert werden. ES werden täglich etwa 100 bis 120 Fraueü mit Kindern(zuweilen 34 oder mehr Kindern) abgefertigt. An bestimmten Tagen vornnttagS von 10 bis 12 Uhr vollzieht sich diese Tätigkeit, da haben die Damen unter der Leitung der Frau Justizrat Cassel vollauf zu tun, um allen Wünschen gerecht zu werden. Da wird angepaßt und geprobt und aus- und angezogen, bis eS sitzt und der Schützling neu eingepuppt ist. Einblicke in die Tiefe des Lebens gewähren diese Szenen, oft gilt auch hier da« Dichterwort:Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an..." So, wenn eine arme Frau mit einem oder zwei Kindern und zwei Zetteln kommt und gefragt wird,'wieviel Kinder sie habe und die Antwort lautet: Sieben." Oder wenn eine Frau ausdrücklich um ein dunkles Jackett bittet und auf die Frage, warum es gerade ein dunkle? sein müsse antwortet, ihr Mann sei im Felde, da könne man nicht wisien. was komme, und fo wäre es immer- hin gut, wenn sie schon etwaS Dunkles anzuziehen hätte. kaufen könnte sie sich in einem solchen Falle ja doch nichts. Hier sitzt eine Frau und paßt ein Paar funkelnagelneuer Schuhe an. Sie möchte sie gern behalten, aber die Füße scheinen dagegegen zu revoltieren. Wehmütig zieht sie sie wieder aus und sucht nach einer anderen Nummer. Da kleidet eine Dame ein kleines Mädchen ein, dort eine andere einen Jungen, der sich freut wie ein Schneekönig. Da sitzt ein Bübchen und schneidet Gesichter. Die neuen Schuhe drücken. Dann andere aussuchen," sagt die Dame,nur keine Schuhe nehmen, die drücken". Bald sind die richtigen ge- funden. Nun ist die Freude groß. Er will an einem Schüler- ausflug teilnehmen, jetzt hat er Stiefel und kann mitmachen. Nun denken Sie mal nächstens an sich selbst," meint die freundliche Leiterin zu der Mutter des Knaben, die auch dringend neuer Schuhe bedarf. So geht es ununterbrochen. Der Schuhmacher klopft, die Schneiderin näht, die Damen proben und passen an und auf den Gesichtern der Ausstaffierten liegt ein freudiger Schimmer. Die einen gehen, die anderen kommen, an Kund- schaft fehlt es nicht. Endlich mal eine Oase der Selbstlosig- keit und Gemeinnützigkeit, in einer Zeit, wo so oft mit Recht über Raffgier und herzlosen Wucher geklagt wird. Leider fließen die Kanäle, durch die die segensreiche Einrichtung gespeist wird, allmählich schwächer und schwächer, eine Erscheinung, die im umgekehrten Verhältnis zur wachsenden Not der ärmeren Schichten steht. Noch ist es Sommer, bald aber wird der Herbst seine Vorboten senden und daran erinnern, daß wir für den kommenden Winter sorgen müssen. Neben NahrungS - Mitteln zählen Kleider und Schuhe zu den dringendsten Be- dürfnissen. Hoffen wir, daß alles getan Wird, um auf diesem Ge- biete durchgreifende Hilfe zu schaffen. Wo ein Wille ist. da ist auch ein Weg. Die anerkennenswerte Arbeit, die hier ge- leistet wird, zeigt es. Ihr Wirken ist von vielen Erfolgen ge- krönt. Und der Erfolg ist der schönste Lohn!

Tie neue Fleischkarte. Am Montag tritt die neue Fleischkarte in Kraft, wodurch die verschiedenartige Regelung des FlcichbezugeS in den ein- zelnen Gemeinden fortfallen wird. Besonders wichtig ist, daß die Freizügigkeit der Fleischkarte in den Gastwirtschaften Groß- Berlins gewährleistet wird. Die hauptsächliche Aenderung gegenüber der jetzt geltenden Berliner Karte besteht darin, daß für jede Woche fünf Abschnitte vorgesehen sind, von denen zwei noch einmal untergeteilt sind, so daß also beim Fleischer auch kleinere Einkäufe(bis zu ein Zehntel der Wochenmenge) gemacht werben können. Auch in den Gastwirt- l

schasten werden die kleineren Abschnitte bei manchen Gerichten wertvoll sein._ Borarbeiten für die Volksspeisung. Der Magistrat hat in seiner gestrigen Sitzung beschloffen, für die Ausführung der baulichen Anlagen und ihre Ein» richtungen für die Zwecke der V o l k S s p e i s u n g bei der Stadtverordnetenversammlung einen Betrag von 2 Millionen Mark anzufordern. Es sollen im ganzen Stadtgebiet eine Reihe von Zentral- k ü ch e n eingerichtet und das Essen von diesen aus durch Trans- portgefäße nach zahlreichen Ausgabestellen geschafft und dort ver- teilt werden. Um festzustellen, in welchem Umfange die Bevölkerung sich schon in der jetzigen Zeit an der BolkSspeisung zu beteiligen ge- denkt, und in welcher Eiadtgegend daS Bedürfnis am meisten empfunden wird, war bekanntlich eine Boranmeldung in sämtlichen Häusern herbeigeführt worden. Unter Berücksichtigung de» Ergeb- niffes dieser Voranmeldung sollen nunmehr nach und nach im ganzen Stadtgebiet die nötigen Einrichtungen in Wirksamkeit treten. Die erste Zentralküche wird bereits am 10. Juli in der Markthalle TreSkowftraße eröffnet werden. Die Vorbereitungen für alle in Aussicht genommenen Zentralküchen sind aber bereit« in der Weise getroffen, daß noch im Laufe des SommerS zu einer Berab- reichung von 2S0 000 Litern fertiger Speisen wird geschritten werden können. Inzwischen werden aber auch weitere Einrichtungen getroffen werden, um dann im Winter nötigenfalls in der Lage zu fein, eine erheblich größere Zahl von Einwohnern speisen zu können. Wegen Sicherstellung der erforderlichen Lebensmittelvorräte schweben Verhandlungen mit dem KriegsernährungSamt und dem Oberpräsidenten; nur bei Erfolg dieser Verhandlungen wird die wirksame Durchführung der Volksspeisung möglich sein. Bekanntlich soll die Speisenabgabe nicht den Charakter der Wohltätigkeit tragen; sie soll allen Bevölkerungskreisen zum Selbst- koftenpreise des Magistrats zur Verfügung stehen. Zurzeit ist nur eine teilweise Anrechnung auf die Fleisch- und Kartoffelkarte in Aussicht genommen, während die anderen Lebensmittelkarten nicht in Anspruch genommen werden sollen. Zur Ermöglichung einer weitgehenden Beteiligung soll die Bezahlung erst bei Entnahme des Essens stattfinden. Die, wie oben erwähnt, angeforderten zwei Millionen Mark sollen der Ausführung der erforderlichen baulichen Anlagen, Küchen-, Transport- und Speiseeinrichtungen dienen.

Ja, diehohen" Löhne! Unter dieser Ueberschrift brachten wir in Nr. IS? nach den An­gaben einer Arbeiterin eine Betrachtung über die keineswegshohen* Löhne, mit denen selbst jetzt in der Kriegs- und Teuerungszeit noch manche Arbeiterinnen sich durchschlagen müffen. Uns kam«8 an auf eine Kennzeichnung und Zurückweisung deS albernen GeredeS von Leuten, die so tun, wie wenn die Arbeiterklasse jetzt Reichtümer einheimst und ein üppige» Leben führt. Unsere Ausführungen haben, wie un» bekannt wird, bei Arbeiterinnen des darin genannten Betriebe» von Siemen« u. H a l« k e (Glühlampenwerk in Charlotrenburg) vollen Beifall gefunden. In- zwischen ist dort einigen im Akkord auch nur wenig verdienenden Arbeiterinnen bedeutet worden, sie sollten dafür sorgen, daß sie mehr fertig bringen. Nur nebenbei erwähnten wir bei Angabe der Höh« des Lohne « jener Arbeiterin und der davon gemachten Ab- züge denW e r k v e r e i n", für den die Wochenbeiträge ohne weiteres bei der Lohnauszahlung einbehalten werden. Unter Bezug- nähme hierauf gibt ein früher gleichfalls im Glühlampen- wert von Siemens u. Halske beschäftigt gewesener Arbeiter uns Kenntnis von einer Mitteilung des Preßorgans des.Werlverein'', wonach kein Arbeiter und keine Arbeiterin eines Betriebes von Siemens u. HalSIe dem. Werkverein* angehören müsse. Darin wird sogar erklärt, daß jetzt mehr als ein Drittel der Arbeiter und Arbeiterinnen von Siemens u. Halske demWerl - verein* nicht angehört. Sehr gern stellen wir da» hiermit jest; viele Arbeiter und Arbeiterinnen werden es bisher nicht ge- wüßt haben. Jener Arbeiter fügt noch eine Mitteilung darüber bei, mir welcher vielsagenden Mahnung man ihn selber zum Eintritt in denWerkverein* zu bewegen suchte, nachdem er abgelehnt hatte.

Tie Lage der kleinsten Mtlchhändler. Die Milchknappheit ist besonder» drückend für die kleinsten Händler. Da» sind die sogenannten Abnehmer, die sich nicht selber «in« Pachtung leisten können, sondern auf die Mitversorgung durch einen anderen Pächter angewiesen sind. Aus Charlotienburg geht uns die Klage eines solchen Abnehmers zu, der über trübe Er- fahrungen zu berichten weiß. Früher waren den großen Pächtern di« kleinen Abnehmer sehr willkommen, weil an ihnen ziemlich mühelos ein ganz hübsches Stück Geld zu verdienen war. Denn natürlich lieferte der Pächter dem Abnehmer die Milch nur mit einem Pveisaufschlag, was ihm ja auch nicht verdacht werden soll. Heut« aber ist e» für den Milchpächtcr lohnender, wenn er von der ihm zur Verfügung stehenden Milch möglichst viel an die eigene Ladenkundschaft absetzt, weil er bei der allgemeinen Milchknappheit ja doch allesmit Kußhand los wird". So ein Abnehmer ist seinem Lieferanten jetzt auf Gnade und Ungnade preisgegeben, so daß er froh sein muß, wenn er überhaupt noch Milch von ihm erhält. Drückend ist das nicht nur für den kleinen Händler, der dabei in Gefahr kommt, sein Milchgeschäft ganz aufgeben zu müssen. Auch die Kundschaft, die sich an ein bestimmte«, in der Nähe liegende» Geschäft gewöhnt hat, kann dabei in eine üble Lage kommen. Wenn der Pächter den Abnehmer im Stich läßt, nützt dem Kunden keine Milchkarte, die ihm«in Vorrecht auf Milchbezug sichern soll. Wo nichts mehr ist, hat auch der Milchkarteninhaber fein Recht ver- loren. E» läge im Interesse nicht nur der kleinsten Milchhändler, sondern auch der Milchverbraucher, wenn eine bessere Milchver- teilung ermöglicht würd«. Der schwere Straßcnvahnunfall, der sich in der Nacht zum 11. März aniser Kreuzung derKoburger und Hauptstraße in Schöne- berg ereignet hat, beschäftigte gestern die Strafkammer de» Land- gerichtS II. Wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Ge- sährdung eine» Eisenbahntransport» hatte sich der Fahrer Johann Wecke zu verantworten. Der Angellagte stand feit 26 Jahren als Schaffner im Dienst der Straßenbahn und wurde au« Anlaß deS Kriege» al» Fahrer beschäftigt. Am Abend de» 10. März, kurz nach V,1L Uhr. fuhr er den vollbesetzten Wagen Nr. 06 der V-Linie von Lichterfelde -Hgndelplatz nach der Heerstraße. An der Kreuzung der Koburger und Hauptstraße fand ein verhängnisvoller Zusammenstoß mit einem dem Angeklagten entgegenkommenden Wagen statt. Der Angeklagte wollte die Hauptstraße gradeauS fahren und überfuhr die Weiche. Infolge dessen fuhr er auf den in entgegengesetzter Richtung kommenden Wagen auf. Der Zusammenprall war furchtbar.

Die Vorderperrons der beiden Wegen wurden zertrümmert, in dem Wagen des Angeklagten wurde der Fußboden zusammengeschoben und zersplittert. Eine große Reihe von Personen ist erheblich ver- letzt worden, ein Fahrgast erlitt so schwere Verletzungen, daß er an den Verletzungen gestorben ist. Der angerichtete Materialschaden ist ein ganz bedeutender. Die Anklage wirft dem Angeklagten vor, daß er nicht darauf geachtet Hobe, daß die Weiche nicht richtig stand und daß er, entgegen der Vorschrift, die Weiche nicht langsam, son- dern in voller Fahrt überfahren habe. Der Angeklagte bestritt ent- schieden, daß die Schuld an dem bedauerlichen Unglücksfall ihm zur Last zu legen fei. Nach feiner Behauptung fei er vorschriftsmäßig langsam an die Weiche herangefahren une habe sich überzeugl, daß die Weiche richtig stand. Diese müsse ohne sein Verschulden um- gesprungen sein, was öfter vorlomme, und in diesem Fall« vielleicht darauf zurückzuführen fei. daß an jener Stelle bei Tage Pflasterarbeiten vorgenommen worden seien und viel« leicht etwas Schmutz in die Weiche gekommen fei. Als er bemerkt, daß er auf das falsche Gleis« geraten sei, habe er mit aller Macht gebremst und dem Fahrer de« anderen Wagen« laut Warnungsrufe zugerufen; diese hätten aber keinen Erfolg gehabt und so sei das Unglück geschehen. Durch die Beweis­aufnahme, in welcher zahlreiche Fahrgäste des von dem Angeklagten geführten Wagens und betriebstechnische Sachverständige vernommen wurden, ergab sich die Möglichkeit, daß die Weiche in der Tat ohne Verschulden des Angeklagten umgesprungen sein kann. Ter Staat»- anwalt hielt daher ein strafbares Verhalten de» Angellogten nicht für nachgewiesen und beantragte die Freispr e ch u ng. auf die die Strafkammer auch erkannte. Schont die Parkanlagen! Die städtische Parkdeputation bittet die Bürger, in den öffentlichen Garten- und Park- anlagen kein Papier usw. fortzuwerfen, da durch die Saude- rung der Schmuckanlagen der Stadtgemeinde große, bei gutem Willen der Bürgerschaft vermcidbare Ausgaben entstehen und überdies bei dem gegenwärtigen Personalmangel die Säube- rung empfindlich erschwert ist. Ein falscher Fleischbcschauer betrügt seit einiger Zeit die Krieger- frauen. Er erzählt, daß er aus dem Felde komm« und Grüße vom Manne, seinem Kameraden, zu überbringen habe. Durch zwei Schüsse, einen durch den Arm und einen durch den Unlerliefcr, sei er knegSuntauglich geworden und nunmehr entlassen. Er habe jetzt feine Tätigkeit alö Fleischbeschauer auf dem städtischen Schlachthofe wieder aufgenommen und sei so in der Lage, den Frauen unter der Hand Fleisch und Fett zu besorgen. Die Frauen fallen immer ivieder auf diesen Schwindel hinein und viele haben dabei erhebliche Beträge, sogar bis zu 70 und 80 M. eingebüßt. Auch Schankwirte gehen dem Schwindler in» Garn. Der Fleischbeschauer, der� sich Walter Jahns nennt, bat einen rechten steifen, nur halb beweglichen Arm, ein Loch in der Backe und eine große Zahnlücke im Unterkiefer. Ob dos, wie er behauptet, von Schüssen herrührt, läßt sich nicht ohne weiteres feststellen. Eine gefährlicheHelferin" ist gestern wieder festgenommen worden. Die 67 Jahre alte Zimmervermieterin und Masseuriir Ernestine Zimmermann von: Koilbufer Damm 24 leistete schon seit Jahren gewerbsmäßig verbotene Hilfe und ließ sich hoch bezahlen. Sie nabm jedesmal 8050 M. Schon zweimal mit Gefängnis be- straft, nahm sie sofort nach ihrer Entlassung ihr Treiben wieder auf. So auch jetzt wieder. Die Neuköllner Kriminalpolizei beobachtete sie und nahm sie gestern fest. In zwei Fällen, die ihr ohnehin nach« gewiesen werden konnten, ist die alte Sünderin geständig. Sie hat aber ohne Zweifel noch mehr auf dem Kerbholz. Ein jungeS' Mädchen von 22 Jahren ist infolge ihrer Eingriffe gestorben. Die Verhaftete ist dem Untersuchungsrichter zugeführt. Ein alter Fledderer wurde gestern spät abends auf dem Stettiner Bahnhof festgenommen. ES ist ein 38 Jahre alterArbeiter" Paul Franke, der ausschließlich von der Fledderet lebt« und schon oft be- traft ist. Franke trieb sich wohnungsloS umber und hatte e» be- ander» auf Durchreisende abgesehen. Ali gestern abend eine Ar« betterin auf dem Gleittner Bahnhof auf den Zug wartete, mit dem sie weiter fahren wollte, war er ihr behilflich und setzte sich dann mit ihr in den Wartesaal. Von der Reise ermüdet, nickte die Frau ein und jetzt stahl ihr der freundliche Helfer da» Portemonnaie mit 50 M. Ein Beamter hatte aber den Vorgang beobachtet, folgte dem Fledderer, sobald er festgestellt hatte, daß die Frau bestohlen war, und machte ihn dingfest. Das Geld wurde dem Verhafteten wieder abgenommen. In freien Stunden, die Romanzeitung der Arbeiterschaft, beginnt im Juli einen neuen Band mit zwei wirkungsvollen Romanen. Der eine schildert den Kampf, den ein einzelner Mensch rachesordernd auf« nimmt gegen die Macht der Gesellschaft, die Neiderin und Zerstörerin seines LebsnSglückS; der andere rollt ein Stück Menschenschicksal auf, da« sich unter der Faust des Krieges gestaltet. Hermann Kurz' RomanDer Sonnenwirt" ist ein Meisterwerk deutscher Erzähler- kunst, und auch Levin Schücking . dieser Freund FreiligrathS , zählt, was fein Roman Pulver und Gold" beweisen wird, zu den Schrift- stellern, die sich daS Herz ihrer Leser durch spannend aufgebaute Hand­lung sicher erobern. Wieder wird Josef Dambcrger an den Heften derFreien Stunden" mitwirken: er hat viele ergreifende Bilder zu der Geschichte deS SonnenwirtS, des gefürchteten Räubers geschaffen. Die Hefte erscheinen ftn wöchentlicher Folge zu 15 Pf. Hoffentlich nehmen neue Scharen von Arbeiterlcscrn daran teil. Diese Wochen« schrift verdient allgemeine Unterstützung� Vermißt wird seit einem Gefecht am 28. November 1914 der Wehrmann Ferdinand Köhn, Infanterieregiment 148, 10. Kompagnie, angeblich verwundet. Kameraden, die irgendwelche Auskunft geben können, werden gebeten, diese« an Frau Köhn, Niederschönhausen , Charlottenstr. 36, gelangen zu lassen. In der Olencralvcrsammlung be» dritten Wahlkreises ist ein Regenschirm stehengeblieben. Derselbe kann vom Eigentümer in der Spedition, Prinzenstraße 81, in Empfang genommen werden.

Mus öen Gemeinöen. Zur Massenspeisung in Lichtenberg. In einer amtlichen Bekanntmachung macht der Magistrat darauf aufinerksam. daß den Einwohnern, die sich an der Massensp-isung in Lichtenberg beteiligen, die F l e i s ch k a r t e wie auch die Kartoffelkarte in vollem Umfange belassen wird.

Bezug städtischer Lebensmittel in Adlershof . Die Lebensmittelversorgung hat unter dem Regiment deS neuen Herrn Bürgermeisters eine für die Bevölkerung erfreuliche Neuerung dadurch erfahren, daß die von der Gemeinde beschafften Lebens- mittel nunmehr in einer ganzen Anzahl durch Ausbang von Plakaten gekennzeichneten Verkaufsstellen bezogen werden können. Die Preise� und Bezugsbedingungen find durch Aushänge bekannt gegeben, die Händler sind verpflichtet, die Preise genau einzuhalten, Zuwiderhandlungen haben die Entziehung deS Verkaufs zur Folg«. Bei allen Einkäufen müssen die Lebensmittelkarten vorgelegt werden, Radierungen an den Eintragungen durch die Karteninhaber werden strafrechtlich verfolgt. Den Hausfrauen liegt es jetzt ob, genau auf die Preislisten zu achte», und jede ttebervorteilung durch ge- wissenlojc Händler zur Anzeige zu bringen.