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Gewerkschaftliches. Serlin und Umgegend. Die Arbeitsnachweisfrage in der Holzinduftrie. In einer Branchenversammlung nahmen die Vergolder Stel- lung zu der Frage, ob sie sich als Branche dem städtischen Nachweis anschließen wollen. Vorsitzender Gern referierte; er verwies auf eine Erklärung, die die Branche der Vergolder zur General- Versammlung gefaßt hatte, und die lautet: Die Weristatt-Äontrollkommission und die Generalversamm- lungsdelegierten der Branche der Vergolder haben der heutigen Generalversammlung folgende Erklärung zur Kenntnis zu unter. breiten: Der Vorstand des Arbeitgeber-Schutzverbandes hat Unter dem 8. Juni 1916 ein Schreiben, unterzeichnet C. Rahardt, H. New mann, an die Zahlstelle Berlin   des Deutschen Holzarbeiterver bandes gerichtet, worin mitgeteilt wird, daß der Vorstand des Arbeitgeberschutzverbandes seine drei Arbeitsvermittler per 1. Juli 1916 gekündigt hat. Demnach besteht für die Arbeitgeberorganisation der paritä tische Arbeitsnachweis ab 1. Juli 1916 nicht mehr. Zwischen der Freien Vereinigung der Holzindustriellen zu Berlin   für die Vereinigung der Goldleistcnfabrikanten von Berlin  und Umgebung und dem Deutschen Holzarbeiterverband  (Zahl stelle Berlin  ) für die Branche der Vergolder, Goldleistenarbeiter und-arbeiterinnen wurde im Oktober 1912 ein Arbeitsvertrag geschlossen und auf dem Gewerbegericht zu Berlin   niedergelegt, der bis zum 15. Februar 1917 Geltung hat. Nach dem§ 16 dieses Vertrages wird von den vertrag. schließenden Parteien ein paritätischer Arbeitsnachweis unter- halten. Der Arbeitgeberschutzverband, unter Führung des Herrn Obermeisters Rahardt, hat in der Zeit des Burgfriedens den schnödesten Vertragsbruch begangen, indem er während der Ver. tragsdauer den paritätischen Arbeitsnachweis kurzerhand aufhob, ohne unsere vertragsmäßigen Instanzen der SchlichtungSkom. Mission angerufen zu haben. Gegen diesen Treubruch erheben wir energischen Protest und lehnen jede Verantwortung für seine Folgen ab. Die Generalversammlungsdelegierten und die Werkstatt. kontrollkommission der Vergolderbranche sehen sich durch diesen Vertragsbruch gezwungen, ihren Branchenkollegen in der am 27. Juni d. I. stattfindenden Mitgliederversammlung zu emp. fehlen, die Arbeitsvermittelung in ihrer Branche ab 1. Juli 1916 wieder, wie vor Abschluß des jetzigen Arbeitsvertrages, durch den Verbandsarbeitsnachweis Rungestr. 39 zu regeln. Die Funktionäre der Branche der Pergolder erwarten in ge- wohnter Weise dabei die Mithilfe der Organisation, des Deutschen Holzarbeiterverbandes." Hierzu nahm Glocke, der anwesend war, das Wort und gab eine umfassende Darstellung von der Erttwickelung des Arbeits- Nachweises in den verschiedenen Stadien. Er erklärte dann u. a.: die Generalversammlung habe bereits dem Beschluß zugestimmt; die einzelnen Branchen, die jetzt protestierhen, hätten auf der vor- letzten Generalversammlung, in der dieser Beschluß gefaßt wurde, dazu Stellung nehmen können; jetzt sei es zu spät. Der �Verband habe die Zustimmung von ausreichenden Bedingungen abhängig ge- macht, u. a. daß die Arbeitsvermittler vom paritätischen Nachweis mit übernommen würden, und daß der Verband das Vorschlagsrecht haben solle auf die Neuwahlen der Stellenvermittler. Ferner muß die Vermittelung nach dem bisherigen Reglement erfolgen. Uebri- gens sei der paritätische Nachweis noch nicht aufgehoben, vorläufig schweben noch Verhandlungen mit den Zentralvorständen. Man möge die weitere Beschlußfassung bis zum Abschluß der Verhand- lungen zurückstellen. M e r x als Obmann der Rahmenmacher wandte sich gegen den Beschluß der Generalversammlung. Es werde bei der Arbeitsver- mitelung auch so kommen wie auf airderen Gebieten. Die Stadt bezahlt und die Regierung bestimmt. Redner befürchtet große Nach- teile für die Arbeiter von der Neuregelung. Jhlau meinte, mit dem paritätischen Nachweis sei man schon nicht zufrieden gewesen, mit dem städtischen würde eS noch schlechter werden. Die Vergolder hätten zu überlegen, ob sie mitmachten und nicht lieber so lange warteten, bis sie dazu gesetzlich gezwungen würden. Redner befürchtet, daß bei der Neuregelung der Bureau- kratismus sich zu sehr ausbreiten werde. Es müsse dafür gesorgt werden, daß die Vergolder in der Generalversammlung nicht unter- drückt würden. S p ä t h e trat dielen Rednern entgegen, indem er ermahnte, nicht aus der Reihe zu tanzen, sondern Disziplin zu üben und die Verhandlungen abzuwarten. Obmann G e r n t von den Vergoldern führte aus, er habe immer geglaubt, daß die Branchen mitzureden häten in der Frage, welchem Nachweis sie sich anschließen möchten. Rahardt habe den Nachweis aufgehoben, also sei es Sache der Branchen, zu bestimmen, welchem Nachweis sie nunmehr den Vorzug geben wollten. Mehrere andere Redner äußerten sich ähnlich. Glocke hielt dem entgegen: Der Vertrag ist vom Verband abgeschlossen im Auftrage der Branchen. Alle Branchen bildeten aber einen einzigen Verband und jede einzelne müsse stch den Be- schlüssen der Gesamtheit fügen. Der weitgehendste Einfluß bei der Vrmittelung wird natürlich angestrebt werden. Damit war die Versammlung einverstanden. Auch die Bilderrahmenmacher beschäftigten sich in ihrer Versammlung mit der Frage der Arbeitsvermittelung. M e r x referierte. Nach langer Debatte, in der alle Redner die Ausführungen des Referenten unterstützten, u. a auch der Obmann der Vergolderbranche, wurde nachstehende Resolution e i n- stimmig angenommen: Die am 26. Juni tagende Versammlung der Bilderrahmen- macher verlangt entschieden von der Verwaltung, den Nachweis für die Branche wieder in eigene Hände zu nehmen." Ferner stimmte die Versammlung der von den Vergoldern in der Generalversammlung gefaßten Erklärung inhaltlich voll- ständig zu._ Die Lage der Rohrleger wurde am Dienstag in einer Branchen- Versammlung der Rohrleger und Helfer insofern als günstig be« zeichnet, daß Arbeitslose fast gar nicht vorhanden sind, also kein Mangel an Arbeitsgelegenheit herrscht. Hinsichtlich der Löhne wurde dagegen ausgeführt, daß dieselben zur Lage des ArbeilsmarkteS, besonders aber zur Höhe der Lebensmittelpreise in einem un- günstigen Verhältnis stehen. Zwar haben die Unternehmer vor einem halben Jahr Teuerungszulagen bewilligt, trotzdem erreicht der Stundenlohn der Rohrleger wie eine kürzlich vorgenommene Feststellung des Metallarbeiterverbandes ergibt nur selten die Höhe von 11.20 M. In den verschiedensten Abstufungen geht der Lohn bis zu 89 Pf. hinab. Der Stundenlohn der Helfer ist in den höchsten Fällen 75 Pf. und geht hinab bis zu 65 Pf. Die neun­stündige Arbeitszeit wird im allgemeinen innegehalten. Soweit fest- gestellt werden konnte, werden bei vier bis fünf Firmen regelmäßig. bei zwei Firmen unregelmäßig Ueberstunden gemacht. Den Ver- sammelten wurde nahegelegt, ihre Löhne auf eine den heutigen Zeitverhältnissen entsprechende Höhe zu bringen.
Arveitersekretär T r o n i ck e- Bremerhaven referierte zunächst über:»Die Arbeitsnachweise im Regierungsbezirk Stade   und den angrenzenden Wirtschaftsgebieten". Nach einer kurzen geschichtlichen Darstellung über die Entwicklung des Arbeitsnachweises in Deutsch­ land   besprach er die Maßnahmen, die in der Arbeitsvermittlung nach dem Kriege getroffen werden müßten. Redner befürwortete eine Zentralisation der Arbeitsvermittlung und besprach dann die Tätigkeit der Arbeitsnachweise im Bezirk. Nach einem Gut- achten, das der Magistrat in Geestemünde   bei der dortigen Handwerkskammer einholte, besteht ein Bedürfnis für einen kom- munalen Nachweis nicht. Auch war, um die Arbeitsvermittlung zu vereinfachen, beantragt worden, die drei vorhandenen ArbeitSnach- weise in ein Gebäude zu verlegen. Auch dieser Antrag, der vom Bürgermeister in Bremerhaven   gestellt wurde, ist abgelehnt worden. Ebenso kam von Stade   eine ablehnende Antwort. Nachdem der Redner noch die Frage der Arbeiterstatistik besprochen, machte er den Vorschlag, eine Kommission zu wählen, die direkt mit dem Generalkommando verhandelt. Sollten die Verhandlungen scheitern, dann müsse die Generolkommission eingreifen. Die Frage dürfe nicht örtlich, sondern müsse zentral über den ganzen Bezirk geregelt werden. Der Vertreter der Generalkommission Cohen- Berlin sprach sodann über die Bemühungen der Generalkommission zur Verbesse- rung der zentralen Arbeitsvermittlung.   Die Konferenz nahm folgende Entschließung einstimmig an: Die Konferenz der Gewerkschaftskartelle und Gewerkschafts- Vertreter im Regierungsbezirk Stade   und den angrenzenden Wirt- schaftsgebieten nimmt nach eingehender Beratung folgende Ent- schließung an: Die Konferenz ist der Auffassung, daß eine geregelte, jedem Teil gerecht werdende Arbeitsvermittlung nur möglich ist durch paritätisch geleitete und verwaltete Arbeitsnachweise. Kommunale Arbeitsnachweise auf paritälischer Grundlage können ihrer Aufgabe nur dann voll gerecht werden, wenn alle anderen Nachweise, die nicht auf Parität aufgebaut sind, beseitigt werden. Ehe obige Voraussetzungen nicht erfüllt find, liegt für die Ar- beitnehmer keine Veranlassung vor, ihre Arbeitsnachweise aufzu« heben. Da im Bezirk Stade   und den angrenzenden Wirtschafts- gebieten bis jetzt keine ausreichenden Maßnahmen getroffen sind, die den oben angeführten Voraussetzungen entsprechen, hält es die Konferenz für dringend erforderlich, daß die Arbeilnehmer möglichst an allen Orten Nachweise errichten und da, wo solche bestehen, dieselben ausgebaut werden. Der Errichtung von Zentralauskunftsstellen, wie diese in der Reichskonferenz vom 39. April 1915 empfohlen sind, steht die Konferenz zustimmend gegenüber. Doch kann sie den bis jetzt im Regierungsbezirk Stade   und den angrenzenden Wirlschaslsgebieten bezüglich der Auskunftsstellen getroffenen Maßnahmen nicht zu« stimmen, da diese mit den Vorschlägen der Konferenz vom 39. April 1915 und der Ministerialverfügung sowie der Bundes- ratsverordnung vom Mai 1915 nicht im Einklang stehen. Die Konferenz beschließt daher, eine Kommission zu beauf- tragen, durch eine Eingabe an das Stellvertretende General- kommando in Altona   diesem die Anficht der Arbeiterschaft zu unterbreiten. Zugleich soll auch die Kommission durch mündliche Verhandlungen mit dem Stellvertretenden Generalkommando alle Mißstände auf dem Gebiete der Arbeitsvermittlung des genannien Bezirks vortragen. Der Generalkommission soll von dieser Stellungnahme der Konferenz Mitteilung gemacht werden." In die Kommission wurden Behle-Bremen, Koch-Hamburg und Tronicke-Bremerhaven   gewählt.
veutsches Reich. Eine Gewerkschaftskonferenz für Westdentschland tagte am Sonntag, den 25. Juni, im GewerkschaftShauS in Bremen  . Anwesend waren'öl Delegierte. Die Konferenz war zusammen- gesetzt aus Vertretern der Gauleitungen und Gewerkschaflskartelle des Nordwestdeutschen Bezirks zwischen Weser   und Elbe  .
Mus der Partei. Zur Richtigstellung. In der gestrigen Nummer deSVorwärts" bemerkt die Redaktion in einerIn eigener Sache" Lberschriebenen Notiz, daß eine Er- widerung der Redaktion auf die Richtigstellung des Parteivorstandes von letzterem zur Veröffentlichung nicht zugelassen sei. Diese Be- hauptung ist unrichtig. Richtig ist, daß der Parteiborstand nicht gewillt ist, seine Ver- öffentlichungen von derVorwärts"-Redaktion in der gleichen Weise behandeln zu lassen, wie sich das andere der Redaklion nicht ge- nehme Mitarbeiter gefallen lassen mußten. So, um nur Beispiele aus der jüngsten Zeit anzuführen, die Genossen Heinrich Schulz   und Heinrich Cunow  . Die Artikel dieser Genossen suchte dieVorwärtS"-Redaktion ofort herabzusetzen bezw. zu entwerten, indem sie ihnen entsprechende Bemerkungen unmiitelbar vorausschickte oder anschloß. Gegen die Beantwortung seiner Zuschriften hat der Parteivorstand natürlich gar nichts einzuwenden, und so hätte derVorwärts" heute seine Entgegnung ohne weiteres veröffentlichen können, denn sie sollte nur bis zur heutigen Nummer zurückgestellt werden. Jedenfalls wird es der Parteivorstand nicht dulden, daß seinen Zuschriften, für die er vor der Gesamtpartei die volle Verantwortung trägt, in Gestalt der bekannten Redaktionsanhängsel sofort verwirrende Kommentare bei- gegeben werden. Berlin  , den 28. Juni 1916. Der Parteivorstand. Genosse Legitz lehnt eine Wiederwahl zum Reichstag   ab. In derFränkischen Tagespost" veröffentlicht Genosse Segitz, der Abgeordnete für Fürrh-Erlangen, eine Erklärung, woraus hervorgeht, daß er dre Vertrauensleuie seines Wahlkreises gebeten hat, von seiner Wiederaufstellung als Reichstagskandidat ab« zusehen. Genosse Segitz ist bayerischer Landtagsabgeordneter, Ge- meindebevollmächtigter und Redakteur am dortigen Parleiblatt, außerdem ist ihm' nun auch noch der Vorsitz der Landlagsfraklion übertragen worden, der seine Anwesenheit in München   während der Landtagssession zur Pflicht mach:. Er glaubt daher in Zukunft den Verhandlungen des Reichstags nicht mehr die nötige Aufmerksam- keit schenken zu können. Eine Wahlkreiskonferenz für Fürth  -Erlangen  beschäftigte sich bereits am Sonntag mit der Aufstellung eines Kandidaten für die nächste Reichstagswahl. Nachdem von allen Diskussionsrednern die Verdienste des Genossen Segitz gewürdigt, beschloß die Konferenz, den Landtagsabgeordneten für den Hers- brucker Kreis, Genossen HanS Bogel, als Reichstagskandidaten aufzustellen._ Die Parteipresse zur Berliner   Berbandsgeneralversammlung. Im allgemeinen beschränkt sich die Parteipresie darauf, einen von einem Berliner   Korrespondenzbureau verbreiteten Bericht ohne Kommentar abzudrucken. Von den wenigen Blättern, die sich kritisch äußern, lassen wir zunächst Ausführungen aus einem Leitartikel der Leipziger Volkszeitung  " folgen. Sie schreibt: Zu diesem und den anderen günstigen Ergebnissen der Tagung trug wesentlich die klare Besonnenheit bei, die die Berliner   Genossen bei aller Entschlossenheit, reinen Tisch zu machen, zu bewahren wußten. Sie haben der Rechten keine Gelegenheit gegeben, über formale Verstöße gegen die Statuten zu schreien und sie zum Bor  - wand von Sprengunysversuchen zu nehmen. Dieser Zug klugen, nüchternen ErwägenS m den von echter, tiefer, innerer Leidenschaft getragenen Verhandlungen ist für den Zuhörer eine� der erfreu­lichsten Erscheinungen deS bedeutsamen Tages. Sie ersüllt uns mit der Zuversicht, daß das Kapital an politischer Kraft und proletari- schem Vertrauen, das die Opposition in Groß-Berlin zu sammeln wußte, sorgsam und sachgemäß verwaltet werden wird, daß die Berliner Bewegung der Gefahr sowohl des Versandens �wie des wilden ZerstiebenS der gesammelten Wasser zu entgehen wissen wird.
'Sie wird den Geist grundsätzlicher Politik mit der richtigen Ein- schätzung der realen Verhältnisse zu verbinden, sie wird entschlossen zu bandeln wissen, ohne sich zu Unüberlegtheiten hinreißen zu lassen. Dieses Vertrauen haben wir als Zuhörer der Verhandlungen ge- Wonnen. Mit Entschiedenheit und großer Mehrheit hat die Generalver- sammlung sich für die richtige Methode entschieden, den Kampf gegen dieMehrheit" im Rahmen der Organisation zu führen, der Rechten keinen Vorwand zu liefern, die unbegueme Opposition hinauszu« werfen. Gewiß gibt es Anbänger der Beitragsiperre in Groß-Berlin, aber Erwartung oder Hoffnung? der Rechten, die in dem oben erwähnten Stampferariikel und anderer Aeußerungen der Rechten zum Ausdruck kam. daß die Vertretung Grotz-Berlins   am Sonnlag sich durch einen Beschluß auf Beitragssperreaußerhalb der Orga- nisation" stellen werde, ist durchaus nicht eingetroffen. Auch nicht die Hoffnung auf einen wüsten, zerstörenden Kampf zwischen den beiden Richtungen der Opposition. An lebhaften Ausein- andersctzungen zwischen ihnen hat es nicht gefehlt. Sie waren schärfer, als dies in dem Bericht zum Ausdruck kommen kann. Aber all das ging über den Rahmen dessen, was erträglich ist. nicht hinaus. Wenn die Auseinandersetzung der beiden Richtungen sich in dieser Art weiter bewegt, so ist eine Selbstzerfleischung der Opposition, auf die die Rechte wartet und vertraut, nicht zu befürchten, so wird eine Einheit der Aktion, wo sie gegen den gemeinsamen Gegner not- wendig ist, möglich bleiben, und zugleich wird das Bedürfnis nach Klärung und Grundsätzlichkeit nicht zu kurz kommen. Es ist das erfreuliche an den Verhandlungen der Generalversammlung, daß sie ein praktisches Zusammenarbeiten der beiden Opposiiionsrichlungen zeigten, ohne daß deshalb eine von ihnen auf die Vertretung ihrer Anschauungen zu verzichten brauchte. Wo die Richtungen ihre Stärke maßen auch darauf brauchte nicht gänzlich verzichtet zu werden, wenn es auch nicht die Regel bilden durfte, wie bei der Wahl des Schriftführers zum Zentralvorstand, wie bei der Wahl zum Parteiausschuß, wie bei der Abstimmung über die Resolulio» Luxemburg  , da zeigte sich, daß die Richtung Hoffmann-Ledebour etwa vier Fünftel der Opposition mustert gegen ein Fünftel der Richtung Liebknecht-Luxemburg. Daß auf solche Weise die Kräfte- Verhältnisse der beiden Richtungen in Groß-Berlin einmal in relativ einwandfreier Weise festgestellt werden konnten, ist auch ein Gewinn der Generalversammlung, der dem Verhältnis untereinander zugute kommen dürfte. Das Bochumer  Volksblatt" bemerkt; Die von Rosa Luxemburg   geforderte Beitragssperre ist mit großer Mehrheit abgelehnt worden, weil die Führer der Arbeitsgemeinschaft sich einig sind, daß dieses Mittel unklug wäre und ihrer Sache nur schaden könnte. Dennoch ist Rosa Luxemburg   der Sieger. Und zwar vermöge ihrer schärferen Logik und ihrer Klugheit, soweit sie sich auf die Durchsetzung der eigentlichen parteipolitischen Ziele richtet. Rosa Luxemburg   will die deutsche Arbeiterbewegung auf die Bahn eines russisch-revolutionären Putschbetriebes bringen. Die Politik der deutschen   Arbeiterbewegung, die auf Beeinflussung der Gesetz« gebung, auf legale Benutzung der vorhandenen Einrichtungen gerichtet ist, die die Arbeiterklasse organisieren, die öffentlichen Einrichtungen mit dem Arbeiterelement durchsetzen, die Arbeiter durch eine vernünftige, aus den Verhältnissen abgeleitete und ihnen an« gepaßte Reformarbeit allmählich wirtschaftlich, geistig, sozial heben, sie damit zur Gleichberechtigung in der Gesellschaft und so zur Mitwirkung im öffentlichen Leben reif zu machen, um schließlich auf diesem Wege alle öffentlichen Einrichtungen dem Interesse der Arbeiter(im weitesten Sinne) dienstbar zu machen diese gesetzliche friedliche Politik, die nicht aus der Klugheit oder Unklugheit einzelner Führer, sondern aus der Geschichte und den politischen Zuständen Deutschlands   hergleitet ist und sich immer wieder durchsetzen wird allen Revolutionsphrasen zum Trotz, wird von Rosa Luxemburg   grundsätzlich und konsequent bekämpft. Auf ihr entgegengesetztes Ziel arbeilet sie mit wohlüberlegten Mitteln hin. Das will die Arbeitsgemeinschaft nicht. Sie will auch im Augen- blick nicht die Mittel der Rosa Luxemburg  . Aber sie wird vor der klugen Frau Schritt um Schritt zurückweichen müssen. Der Sieger in der Opposition wird Rosa Luxemburg   sein. Wer freilich der Sieger sein wird in dem großen Kampfe um die Politik der deutschen   Arbeiterklasse, das steht auf einem anderen Blatte. Darüber werden wir noch zu reden haben. Rosa Luxemburg   ist eine kluge Revolutionärin, ihre allgemeinpolitische Einsicht ist jedoch durch ihre russischen Scheuklappen gar eng begrenzt. Einstweilen also, obwohl formell unterlegen, triumphiert sie schon jetzt in der Berliner   Opposition. Der Beschluß, den Dr. Meyer zu hallen trotz seiner Propaganda für Beitragssperre, Rosa Luxem- burgs Wahl als Stellvertreter Stadthagens für den Parteiausschuß: das ist der wirkliche Sieg der Luxemburgischen Parteispaliungs- Politik. Denkt daran, ihr klugen Berliner  Politiker, die ihr euch jetzt als Herren derLage fühlt: Rosa Luxemburg   hat euch allesamt in der Tasche! DieBrandenburger Zeitung" äußert: So zeigte die gestrige Generalversammlung, die die erste während des Krieges in Berlin   war, daß man bei aller immer wieder hervorbrechenden Erregung gegen den Parteivorstand und sein Verhallen imVorwärls"lonflikr usw. sowie gegen die Politik der allen sozialdemokratischen Reichstagsfrakrion dennoch daS Aeußerste zu verhüten bestrebt ist. Das wird freilich bei der leider weit eingefressenen Verbitterung und Vergiftung des Parteilebens nicht leicht sein, aber man konnte doch gestern sehen, daß gewisse unverantwortliche und kopflose Treibereien auch in Berlin  noch nicht allzu viel Boden gewonnen haben. Wir hoffen, daß auch aus der anderen Seite beim Parteivorstand trotz aller harren Worte hinreichendes Verständnis für die Wünsche der Berliner   Genossen vorhanden ist. um nicht durch Gewaltmaßnahmen, wie sie sich z. B. in der preußischen Landeskommission insolge der Nichtwiederwahl der Genossen Ernst, Fischer und Böske ankündigten, den not- dürftigen Ausgleich für das Zusammenwirken bis zum nächsten Parleftag zu verhindern. Noch ist es Zeit, das Parleileben wieder einigermaßen zu sanieren, die radikalen Kräfte der Gei'amlbewegung einheitlich zu erhalten und die Partei vor der Zersplitterung zu be- wahren, die von Berlin   ihren Ausgang nehmend, weite Kreise in unübersehbarem Maße bedrohen würde." Zum.VorwSrts"-Konflikt schreibt die.Niederrheinische Arbeiterzeitung' lDuisburg): Wenn derVorwärts" Zentralorgan ist, ist er eben nicht lediglich Organ der Berliner   Genossen. Aber auch wenn er dies ist, so ist es bedauerlich, daß er in Verkennung der Sachlage die Einigkeit der Partei untergräbt und dadurch unseren Gegnern nützt. Eine Zensur, die eine Parteiinstanz über ein Partei- blatt ausübt, ist gewiß bedauerlich. Es fragt sich nur. wer eine solche Maßnahme verschuldet hat. Wenn derVorwärts" sich ständig bemüht, gegen die Partei zu arbeiten, statt der Partei zu dienen<wenn auch in dem guten Glauben, gerade durch sein Vor- gehen unserer Sache zu nützen), so beschwört er selbst die Ein- Mischung des Parteivorstandes in seine Redaktionssührung herauf. Uebrigens ist dem Inhalt desVorwärts" kaum anzumerken, daß der Parteivorstand ein Zensurrecht ausübt. Die Redaklion wirkt ständig zugunsten der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft und gegen' die Fraktion.  _ Eingegangene Druckschriften. Nach dem Kriege. Ein Auszug aus dem WerkeDie allgemeine Nährpflicht". Von Joses Popper-LynleuS. 2. Auflage. Verlag Karl Reißner, Dresden  . Kriegstaschenbuch. Ein Handlexikon über den Weltkrieg. Von Ulrich Steindorsf. Mit 5 Karten. Geh. 3 M. Geb. 3,50 M. Verlag B. G. Teubner, Leipzig   und Berlin  .. Der letzte Philosoph. Von Eduard Mellmghoff. Pr. 2,59 M. Verlag Fussinger, Berlin   IV SS. Kriegsdepeschrn 1916. Hest März/Mai. Verlagsbuchhandlung Boll u. Pickardt, Berlin   NW   6. Balladen«. Der Deutsche   Krieg im Deutschen   Gedicht. Von JulmS Sab. Jedes Hest 50 Ps. Verlag Morawe u. Scheffelt, Berlin   W 50.
es Nordweitdeutichen Bezirks zwischen Weier und Elve._ wilden Zermevens der geiammeuen Waner zu enrgeyen wqien wrro. ctm. �cocs w P,. �ermg»«" »erantw. Redakt.: Alfred Wielepv. Neukölln  . Jni�atenteil vergotw. Th. Glocke. Berlin  . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Lr(iov Berlin SW. Hierzu 1 Beilage u. llnterhaltungsbl.