i.t.178. 3u»8.n, Dtjlllge des.Fmarts" Kerlilter Uglksdllltt.
Neuregelung öes Srotgetreiöe- Verkehrs. Amtlich. Die Bekanntmachung über den Berkehr mit Brot» getreide und Mehl aus dem Erntejahr 1S16, die der Bundesrat in seiner Sitzung vom Lg. Juni beschlossen hat, enthält lediglich eine Anzahl von Abänderungen und Ergänzungen der vorjährigen Verordnung und der Nachtragsverordnungen, die in der Hauptsache sämtlich in Geltung bleiben und auf das neue Erntejahr 1916/17 erstreckt werden. Aus diesem Charakter der Verordnung ergibt sich ohne weiteres, daß der bisherige Aufbau der Getreideversorgung grundsätzlich und technisch im wesentlichen unverändert erhalten worden ist. Die im vorigen Sommer endgültig vollerrdete Organi- sation hat ihre Aufgaben in vollkommen ausreichender und befriedi- gender Weise erfüllt; zu weitgereifenden Umformungen lag deshalb kein Grund vor. Wie bisher wird das Brotgetreide für den Kommunalverband, in dem es gewachsen ist, beschlagnahmt und von diesem und der Reichsgetreidestelle bewirtschaftet. Wie bisher wird den Kommunalverbänden, bei denen die notigen Wirt- schaftlichen, technischen und finanziellen Voraussetzungen gegeben find, die Selbstbewirtfchaftung gestattet; gefordert wird nunmehr allerdings, daß das im Bezirke des selbstwirtschaftenden Kommunalverbands zu erntende Getreide mindestens für drei Mo- nate zu seiner Versorgung ausreicht. Das M e h l m o n o V o l der Kommunalverbände bleibt ebenso unberührt wie ihre Verpflichtung eur Verbrauchsregelung; zu den Aufgaben der letzteren tritt die Ueberwachung des in den Bezirk des Kommunalverbands einge- führten ausländischen, der Beschlagnahme nicht unterliegen- den Brotgetreides und Mehls, sowie deS aus ausländischem Getreide im Jnlande hergestellten Mehls. Neu geregelt ist der Verkehr mit Saatgetreide. Ver- äußerung, Erwerb und Lieferung von Saatgetreide sind künftig nur mehr gegen Saatkarten erlaubt. Die Saatkarten werden auf Antrag vom Kommunalverband, in dessen Bezirk die Aussaat er- folgen soll, bei Händlern vom Kommunalverband, in dessen Bezirk der Händler seine gewerbliche Niederlassung hat, ausgestellt. Der Handel bedarf einer Konzession, die von der Reichsgetreidestelle oder von der von ihr bezeichneten Stelle erteilt wird. Von den übrigen Veränderungen und Ergänzungen seien als wichtigste hervorgehoben: die den selbstwirtschaftenden Kommunal- verbänden gegebene Befugnis, das auf sie entfallende Brotgetreide innerhalb ihres Bedarfsanteils, anstatt es ganz vermählen zu lassen, zu einem Teil auch zur Herstellung von Grieß zu verwenden; das dem Direktorium der Reichsgetreidestelle im Interesse unge- störter Einhaltung der Backvorschriften eingeräumte Recht, bei der Lieferung aus den Ueberschußverbänden anzuordnen, ob Roggen oder Weizen zu liefern ist(wobei jedoch die eigenen Bedürfnisse der Ueberschußverbände zu berücksichtigen sind); das neu geschaffene Recht der Reichsgetreidestelle, außer über die Verschrotung von Brotgetreide zu Futterzwecken auch über die Verwendung des nicht mahlfähigen Brotgetreides nach eigenem Ermessen Be- stimmungen zu treffen; die Befugnis der Reichsfuttermittelstelle, eine von ihr bestimmte Menge Kl ei e bei der Verteilung nach dem allgemeinen(unverändert gebliebenen) Schlüssel für besondere Zwecke zurückzubehalten und die parallele Befugnis der Landesfuttermittelstellen oder Landeszentralbehörden, von dem all- gemeinen Schlüssel der Kleieverteilung abzuweichen; endlich die Be- stimmung, daß hinterzogen es oder solches Getreide oder Mehl, das der landwirtschaftliche Selbstversorger vorschriftS- widrig zu verwenden sucht, ohne Zahlung eines Preises e n t- eignet werden kann. Eine Anzahl anderer Aenderungen sind von geringerem allgemeinen Interesse, teilweise auch bloß rein ge- setzestechnischer oder redaktioneller Natur. Eine Bekanntmachung des Bundesrats vom A. Juni ordnet eine Anzahl Aenderungen der Verordnung über den Verkehr mit Hülsenfrüchten an. Die wichtigsten sind die folgenden: Der Ab- f a tz von Erbsen, Bohnen und Linsen erfolgt künftig an eine vom Reichskanzler zu bestimmende Stelle; die Verfütterung von Hülsenfrüchten ist vorbehaltlich der besonderen Regelung für die zu Futterzwecken angebauten Arten verboten. Die gesamte Erntemenge an Hülsenfrüchten ist unmiUelbar nach Einbrin- gung der Ernte anzuzeigen. Von der Anzeigepflicht auSge- nommen sind nur Mengen unter 23 Kilogramm(bisher ein Doppel- zentner) von jeder Art. Die Mengen zum Selbstverbrauch oder die
?slam unö Weltkrieg. Wie viele andere Dinge, so wird der Weltkrieg auch den Jsiam, die Religion der gegenwärtig 666 Millionen Mohammedaner, stark beeinflussen, und zlvar nach Grad und Gunst in einem Sinn«, der wesentlich von dem Ausgange deS ganzen Ringens abhängt, darunter wiederum sehr stark davon, mit welchem Resultat das türkische Reich dabei abschneidet. Das aber ist von ungeheurer Be- deutung, von größerer vielleicht, als selbst die Eingeweihten ahnen, denn je nachdem kann daraus ebensogut eine neue Erstarkung der gesamten mohammedanischen Welt wie deren völliger Zerfall erfolgen, und das bedeutet auf jeden Fall die Zusammenballung Kroßer, schwieriger Probleme namentlich für oen europäischen Kontinent.. Von welcher Art sind nun die Faktoren, die dergestalt im Islam wirken? Die beste Antwort darauf gibt eine geschichtliche Betrachtung dieser Religion bis zur gegenwärtigen Zeit. Der Islam ist eigentlich, im Grunde und rein alö Religion genommen, nichts anderes als ein Aufguß der jüdischen und chrrst- lichen Religion. Mohammed übernahm von diesen beiden die Einheit Gottes und dessen fortwirkende Kraft, übernahm auch die Schöpfungssage und den Sündenfall sowie die Legende von der Auferstehung der Toten und vom jüngsten Gericht, übernahm endlich Himmel und Hölle, Engel und Teufel, ja, erkannte sogar die Propheten und die Heilige Schrift an. Abwegig war er nur darin, daß er die Dreieinigkeit Gottes leugnete. Jesus und die Mutter Maria als bevorrechtete Wesen verwarf und sich selbst als letzten, als den den Ring schließenden in die Reihe der Propheten stellte. Aber daS ist auch gar nicht daS Bedeutungsvolle am Islam , ist vor allem nicht das, womit er seine Macht errang; vielmehr liegt das auf rein weltlichem Gebiete. Mohammed gab neben seinen religiösen Lehren auch noch eine große Menge spezialisierter Verordnungen, d,e alle Angelegen- heiten seines Stammes und im wetteren aller Araber aufs genaueste regelten: das Gemeinde- und Familienleben, die Ehe- fcheidunq und Erbschaft, den Erwerb und die Fehde, ja, sogar die hygienischen Verhältnisse. Und das lag ebensosehr in der Richtung jener bewußten Absicht Mohammeds, die Araber erst nach innen und dann nach�außcn zu einem mächtigen Volke zu machen, wie «< dadurch tatsächlich gelang, die Araber erst national zu einigen und st« daun zu einem nie gesehenen, jahrhundertelangen Erobe- rungSzug über die halbe Welt ziehen zu lassen. Die Möglichkeit dazu bestand allerdings neben der Stärke durch den machtvollen Nationaliemus, dem die anderen, national mindestens schwächeren Völker gar nicht widerstehen konnten, auch in dem bcdeutungs- vollen Umstände, daß die Wirtschaft und Kultur der unterworfenen Völker der arabischen ziemlich gleichartig, wenigstens ebenfalls ausgesprochen orientalisch waren, so viele Gradunterschiede«S immerhin zwischen den einzelnen geben mochte. Hinzu kam weiter- hin, daß eben die schon erwähnte Gleichartigkeit der drei Re- ligionen es den unterworfenen Völkern nicht allzu schwer machte. nunmehr die neue Religion anzunehmen, und daß die Araber
Mengen für die Lieferung an Naturalberechtigte können vom Reichskanzler beschränkt werden. Saatgut muß freigegeben und darf nur durch die von der Landeszentralbehörde bezeichnete Saatstelle abgesetzt werden. Die letztere kann innerhalb der vom Reichskanzler vorgeschriebenen Grenzen die Preise festsetzen. Durch eine weitere Verordnung vom 29. Juni ist der Verkehr mit Buchweizen und Hirse in derselben Weise geregelt wie der mit Hülsenfrüchten. Den Buchweizen- und Hirsemühlen sowie Nähr- mittelfabriken kann von der mit der Bewirtschaftung betrauten Stelle mit Genehmigung des Reichskanzlers gestattet werden, Buch- wetzen freihändig unter Benutzung von Bezugsscheinen im Jnlande anzukaufen; die so erworbenen— mit Hilfe der Bezugsscheine streng kontingentierten— Mengen werden von der Beschlag- nähme frei. Der Bundesrat hat in der Sitzung vom 29. Juni eine Be- kanntmachung über die Verwertung von Ticrkörpcr- und Schlacht- abfallen erlassen. Hiernach sind die in größeren Abdeckereien an- fallenden Tievkörper und Tierkörperteile sowie die in größeren Schlachthäusern usch Schlachtbetrieben anfallenden, zum mensch- lichen Genüsse nicht verwendbaren Schlachtabfälle awj Futtermittel und Fette zu verarbeiten, mit Ausnahme von Hauten, Hufen, Hörnern, Klauen, Wolle, Borsten und Federn. Die erzeugten Futtermittel und Fette werden nach den be-, stehenden Verordnungen bewirtschaftet; den Besitzern öffentlicher Schlachthäuser und kommunaler Abdeckereien ist jedoch auf Antrag eine Teilmenge bis zu einem Drittel des gewonnenen Futters zur eigenen Verwendung zu überlassen.
vas tägliche örot. Eine Reichsstelle für Produzentenschutz. Die Einrichtung der verschiedenen Reichsstellen hatte letzten Endes den Zweck, den Verbraucher gegen die Uebertcuerung durch den Interessenten und gegen die Verteilungsschwierigkeiten zu'schützen. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst faßt ihren Beruf allem An- schein nach anders auf. In Nr. 1 ihrer.Flugblätter", die an Land- Wirte, d. h. Obst- und Gemüsezüchter, verschickt wurde, bezeichnet sie es als erste Aufgabe,.für alle Sorten Gemüse und Obst eine groß- zügige Verkaufsorganisation zu schaffen, die dem Vertrieb besondere Erleichterungen gewährt, und aus Preise hinwirken, die für den Produzenten ein angemessenes Entgelt dar- stellen." Daß dieses Entgelt zu niedrig ausfallen dürfte, ist nicht zu befürchten, wird es doch durch.rein örtliche" Kommtisionen festgesetzt werden, aus denen die Reichsstelle die Verbraucher prinzipiell auszuschließen bestrebt ist. Wörtlich heißt es: .Sie(die Kommijsionsmitglieder) sollen den voraussichtlichen Ertrag der Ernte, die Produktionskosten, den Wert der eigenen Arbeit und die Erschwerungen infolge de« Krieges be- rücksichligen; weiter sollen sie dabei erwögen, daß dem Produzenten auch ein angemessener Gewinn ver- bleibt. Zu den so ermittelten Preisen muß die Abnahmestelle dann die aufgeführten Sorten abnehmen, soweit sie den allgemeinen Be- dingungen entsprechen." Zum Schluß kommt dann zum dritten Male wiederum der Hinweis:.Wir werden dafür sorgen, daß der Mühe auch ihr L o h n wird, und das Vaterland wird seinen Söhnen Dank wissen." Der KriegSauZschuß für Konsumenieninteressen befürchtet sehr, daß die Reichsstclle f. G. u. O. sich bei der Erfüllung der vorstehend gekennzeichneten Aufgaben übernehmen könnte, und hat sie daher der besonderen Aufmerksamkeit de« Kriegsernährungs- amtes empfohlen._
Gegen den Milchwucher. Der Bürgermeister von Neviges (Kreis Remscheid ) versucht den Milchbauern seines Bezirks wie folgt inS Gewissen zu reden:„Siche- rem Vernehmen nach beabsichtigt eine Anzahl hiesiger Landwirte, den Preis der Milch von 23 auf 80 Pf. für das Liter zu erhöhen. Zu diesem Vorgehen liegt in der jetzigen Zeit nicht die geringste Veranlassung vor. Grünfutter ist reichlich vorhanden und Kraftfutter wird infolgedessen von den meisten wenig oder gar nicht verwandt. Dieses Vorgehen würde geeignet fein, die jetzige Notlage des Volke? zu verschärfen. Wohl kaum ein Stand hat während des Krieges so günstig dagestanden wie der der Landwirte. E« wird angenommen, daß eS nur dieses Hinweises bedarf, um von einem Vorhaben, das durchaus eines patriotischen Sinnes entbehrt, abzubringen."
diese Völker ruhig neben sich bestehen ließen, zwar als Unter- drückte, doch mit allen den besonderen Eigenheiten, die diese Völker- schasten aufwiesen. Alle diese Momente wurden aber noch inS Riesenhafte gesteigert, als die Araber infolge des schon durch den Raub entstehenden Wohlstandes, durch ihren mächtig aufblühenden Handel, durch ihr Bekanntwerden mit den Geistesschätzen der antiken Welt, durch ihre Verbindung mit dem alten Europa und ähnliches mehr bald eine in Wirtschast und Wissenschaft und Kunst gleich große Kultur von höchstem Stande erreichten. Nun ging auch vom Islam eine mächtige Woge neuen, um diele Jahrhunderte fortgeschrittenen Lebens aus, nicht nur über die unterworfenen Völkerschaften, sondern noch weit darüber, be- sonders über ganz Europa , und noch auf lange Jahrhunderte zehrte alle Welt von den hohen Schätzen geistiger und materieller Art, die dabei aufgestapelt wurden. Das ist nicht so geblieben. Schon kurz nach Mohammeds Tode waren wieder die alten Feindschaften zwischen den arabischen Stämmen ausgebrochen, vermehrt durch harte Kämpfe um Mohammeds Nachfolgeschaft; und nun löste sich ein Gebiet nach dem anderen los, teils um sich selbständig zu machen, teils um von benachbarten Gebieten angegliedert zu werden. Das alte mo- hammedaniscke Riesenreich zerfiel, tat das um so schneller, als sich mit der Entdeckung des Seeweges nach Indien und der eigenen Entwickelung Europas auch der Handel vom Orient verlor und zugleich damit alle Blüte von Kunst und Wissenschaft versank. Je- doch mancherlei ist geblieben: die mohammedanische Religion und eine gewisse Gleichförmigkeit der Kultur, dazu vielerlei große Er- innerungen; und als neues ist hinzugekommen— und das hat die weitaus größte Bedeutung—: eine einheitliche Sprache und ein ebensolches Schrifttum. DaS aber hat dem ganzen islamitischen Geistesleben ebenso sehr die Existenz erhalten wie ihm eine ge- wisse Garantie für seine Erneuerung gegeben. Der mohammedanische Orient hatte sich vom christlichen Okzi- dent scharf losgelöst, und danach bestand jahrhundertelang keinerlei Gemeinschaft mehr zwischen ihnen; beide entwickelten sich völlig unabhängig von einander, und von ihnen ging nun der Okzident mit Riesenschritten vorwärts. Erst als dieses selbe Europa er- obcrnd in die mohammedanischen Gebiete einbrach, da wurde es anders. Denn zugleich mit der Waffengewalt kamen auch christ- liche Missionen, Schulen und dergleichen ins Land, und sie gingen systematisch darauf aus, vorerst das Christentum, dann aber auch europäische Kultur zu verbreiten, besonders, als man gewahrte, daß dem Christentum auf dem Wege über die Kultur viel besser vorwärtSpeholfcn werden konnte, und als sich diese Tätigkeit auch aus Zwecken einer gründlichen Eroberung notwendig machte. Und daS wiederum weckte so sehr den Wissensdurst der wohlhabenden und intelligenten Kreise des Islam, daß sie bald aus sich heraus nicht nur die fremden Hochschulen im Orient verhältnismäßig stark besucbten. die allmählich gegründet worden waren, sondern auch zu Studienzwecken nach den Abendländern gingen. So wurde allmählich die alte Gemeinsamkeit zwischen Orient und Okzident wieder hergestellt. Nur trieb das schnell über sich hinaus, verhalf dem Orient zu einem neuen, eigenen Leben.
Die Fleischausfuhr nach Wien . Vor einigen Tagen ging die Meldung durch die Presse, daß in Wien auZ dem Dresdener Kühllager 300 000 Kilogramm Gefrierfleiscb ein- getroffen seien. Es handelt sich nicht um ein Lager der Stadt Dresden , sondern der Zentraleinkaufsgesellsibafl. Dazu schreibt die Z. E. G.: Wie wir sestgestellt haben, liegt hier uicht etwa ein Fall von Fleischeinfuhr aus Deutschland vor. Das nach Wien gesandte Gefrierfleisch war vielmehr nach einem mit der Stadl Wien getroffenen Abkommen im Auslaiide für Rechnung dieser Stadt angetauft und in Dresden gelagert worden. Die Vor- teile, die das Abkommen durch Ausschaltung der Konkurrenz der österrcichislhen und der deutschen Ääuser auf den Auslands- Märkten sür beide Länder bietet, werden keiner näheren Darlegung bedürfen."_ Verrat am Batcrlande unterstellt die badische Regierung' lenen Landwirten, welche jetzt noch die K a r i o s f e l n zurückhalten. Sie hat die Bezirksämter beaustragt, darauf hinzuwirken, daß jeder Zentner Karioffeln, den der Landwirt zur Deckung des eigenen zu- lässigen Verbrauch« nicht benötigt, abgeliefert wird. Nötigenfalls sei für den Abtransport militärische Hilse in Anspruch zu nehmen. Dann aber heißt es am Schluß der betr. Verfügung: Wie die Ver- Hältnisse sich gestaltet haben, ist eine unberechtigte Zurückhaltung Verrat am Vaterlande.
Ms öer Partei. Stellungnahme der Partciprcsse zur Berliner Verbands- Generalversammlung. Die..Bergische Arbeiterftimme"(Solingen ) äußert: Die Verbandsversammlung der sozialdemokratischen Vereine von Groß-Berlin ist besser verlaufen, als man im Reiche zu hoffen wagte. Die Angriffe der Stampferpresse, der Vorstoß des Ge- nosscn Leinert und der Alarmruf der„Sozialdemokratischen Partei- korrcspondenz" scheinen eine gewisse Wirkung gehabt zu haben; nicht die Wirkung, die sie haben sollten, sondern die, daß die Oppo- sition zusammengerückt ist. Ein weiteres erfreuliches Moment war die Tatsache, daß der bisherige Geschäftsfübrende Ausschuß sich sehr taktvoll benommen hat und sich nicht durch die erwähnten Presse- äutzerungen zu Unbesonneiiheitcn verleiten ließ, die vielleicht das Berliner Parteigebäude vollends in Brand gesteckt hätten. Ucber- raschend groß war die Zahl der politischen Köpfe im Verhältnis zu der der prinzipiellen. Erfreulich aber auch die grundsätzliche Ucber- einstimmung. Wir schätzen die Genossin Luxemburg alö Lehrerin und Theoretikerin hoch ein; aber als Führerin können wir ihr nicht folgen. Ihre glänzende Argumentation ist richtig und unwiderleglich. sie eilt aber der Zeit voraus.... Ob die Berliner Tagung einen Einfluß auf den Parteivorstand ausübt, ob er im stillen Kämmerlein diesen Willensausdruck prüft und Folgerungen im Geiste der Beschlüsse zieht? Wir können daran nicht glauben. Der Vorstand ist von der adsoliitcn Richtigkeit seiner Politik überzeugt; er hat nichts vom Geiste Bebels, der seine Politik nach den untrüglichen Masseneiiipfiitbungen des organisierten Proletariats zu orientiereii verstand und dadurch immer und immer das aussprechen konnte, was die Massen nur undeutlich fühlten. Die Bewegung wird über diesen Vorstand hinweggehen, und es ist doppelt und dreifach zu begrüßen, daß Groß-Berlin nicht dem organisatorischen Sinne der großen Parteimehrheit entgegen- handelte und die Beitragssperre beschlossen hat. Groß-Berlin hat damit den Sieg des sozialistischen Gedankens und der sozialistischen Taktik in der Sozialdemokratie und durch die Sozialdemokratie garantiert. Wie außerordentlich betroffen die Mchrheitspresse teilweise ist, zeigt die Tatsache, daß sie über die Groß-Berliner Ver- sammlung, der man in und außerhalb der Partei mit höchster Span- nung entgegensah, nur ganz knapp berichtet, als sei es ein Vor- kominnis. das zu bewerten ist wie die Meinungsäußerung eines SkreiseS, in dem wir noch kaum Fuß gefaßt haben. Wir haben die Hoffnung, daß die Versammlung auf die Kämpfe innerhalb der Opposition mäßigend wirken wird. Die Genossen der äußersten Linken werden vielleicht bezüglich ihrer Stärke enttäuscht sein, doch sie werden den Schluß ziehen, daß, was uns trennt, doch Zukunfts- fragen sind, die mittels unterirdischer Agitation weder allgemein gültig geklärt noch gar gelöst werden können. Die Genossen werden ihre Auffassungen behalten, aber sie haben gesehen, daff daS Zentrum, wie sie unS bezeichnen, zunächst die gleiche polittsche Arbeit vor sich hat wie sie selbst. Ferner ist zu beachten, daß recht viele
Die europäischen Staaten hatten mit ihren Schulen auch ihre besondere Sprache sowie ihr besonderes Schristtiim mitgebracht, und beides benutzten sie nun eifrig dazu, für ihre besondere Kultur und ihre besonderen Interessen zu wirken. DaS aber weckte den Widerstand der höherstehenden und der religiösen mohammeda- nischen Kreise, weckte ihn um so mehr, als damit auf der einen Seite die Ignorierung der geheiligten arabischen Sprache und desselben Schrifttums durchgeführt, auf der anderen Seite die Be- deutting der nationalen Einigkeit demonstriert wurde. So drangen die führenden islamitischen Kreise immer stärker darauf, in den fremden Hochschulen des Orients auch das Arabische einzuführen, trotz der Schwierigkeit, die Ausdrücke und Begriffe der hochent- wickelten europäischen Wissenschaft ins Arabische deS kulturell äußerst zurückgebliebenen Orients zu übersetzen. Und als sie das erreichten, da taten sich vielen von ihnen erst so recht die wissen- schaftlichen sowie künstlerischen Schätze des alten Arabertums auf, vor allem aber fühlten sie dadurch eine so große Bedeutung in sich und empfanden eine so hohe Selbständigkeit, daß zum erstenmal wieder seit Jahrhunderten im Jslain dcis Verlangen nach einer nationalen Einigung äußerst rege wurde. Mochten auch manche orientalische Kreise in einem hohlen Europüertum aufgehen, �und manche andere lediglich zu europäisch gebildeten Berufsmenschen werden,— der Hauptteil dieser Orientalen empfand bewußt national und arbeitete in diesem Sinne, besonders auf politischem Gebiete, dem sie eine rege Presse erschlossen. Die groß« Masse freilich stand vorläufig noch abseits von ollen diesen Dingen; sie lebte träge und willenlos in den alten, über- lebten Zuständen dahin und kümmerte sich nicht im geringsten um das öffentliche Leben. Und doch war in ihnen ein Element tätig, mehr vielleicht als in den oberen Schichten, das allmählich auch nach dieser Richtung schlagen sollte: die altislamittsche Religiosität Der Islam war längst versteinert, zu einem hohlen Dogma geworden, besonder» im Verfolg des Zerfalls der mohammedani- scheu Staaten, der den kirchlichen Machthabern den Gedanken ein- gab, wenigstens die Religion durch den strengsten Zusammen- schluß zu retten, und der auch infolge der kulturellen sowie wirtscdaftlichen Zurückgebliebenheit und Gleichförmig- kett dieser Staaten, nicht zuletzt infolge ihrer Abgeschlossen- heit, sehr leicht durchzuführen war. Doch er war ge- blieben, wirkte fort und hielt sich lebendig vor allem durch die unzählig vielen Schriftenkundigen, die ihre Schulung auf den überkommenen, altehrwürdigen islamitischen Hochschulen empfangen hatten und nun ihre Macht um so mehr ausüben konnten, als sie den Staaten die Gesetze nicht nur mitgaben— der Staat ist im-Orient dem Islam vollkommen unterworfen, eben infolge der schon geschilderten gesetzgeberischen Tätigkeit Mohammeds während der zweiten Hälfte seines Lebens—, sondern auch diese Gesetze oft genug noch von regierenden Stellen aus mit durchfübren halsen. Und das wiederum schloß ein große?, gemein- samcs Band um alle Mohammedaner, vom Atlantischen bis zum Stillen Ozean , und zwar um so mehr, als diese Unterlveisung im Koran fast die einzige geistige Speise des niederen Volkes war. Zugleich wurde damit aber auch ein anderes Band zwischen ihnen