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an Heftigkeit noch zunimmt. Aber die britischen Truppen haben bereits die erste deutsche   Linie genommen und viele Gefangene gemacht. Soweit festgestellt werden konnte, sind die britischen   Ver- luite nicht schwer. London  , 1. Juli.  (W.T. B.) sMeldung des Reuterschen Bu- reaus.) Britisches Hauptquartier in Frankreich  . Tie britischen Truppen machten grohe Fortschritte. In dem feind- lichen Gebiet jenseits der Frontlinie haben sie Serre und Monta» ban, zwei wichtige taktische Punkte südöstlich Hebuterne und norö- östlich von Bray genommen. Die britischen Truppen kämpfen in den Dörfern Mametz und Contelmaison. von denen sie Teile in ihrem Besitz haben. Tie Briten sind auch im Besitz von Gelände nördlich von Aricourt. Das Dorf selbst ist noch in deutschen   Händen. Die Briten   griffen Beaumont-Hamcl an und haben La Boiselle ge- nommen. Die Truppen kämpfen tapfer. Sie haben viele Gefangene gemacht. Tie Franzosen rücken rechts von den englischen Stellungen mit gxosicr Lebhaftigkeit und Tapferkeit vor. Sie sind sehr schnell nach dem Beginn des Angriffs jenseits der deutschen   Linien vor- gedrungen und haben Curlu und den Wald von Kaviere erobert. London  , 1. Juli. fW. T. B.) Bericht des britischen Hauptquartiers von 7 Uhr Minuten nach­mittags: Der Fortschritt der Schlacht wurde durch ein bestän- digcs Anwachsen ihrer Heftigkeit den ganzen Tag hindurch gekenn- zeichnet. Das Gefecht nördlich des Anrra-Flusses war besonders heftig. Ter Feind hat in mehreren Dörfern unseren Angriffen hartnäckigen Widerstand geleistet, aber die Tapferkeit unserer Truppen hat zu dem Ergebnis geführt, daß sie sich schrittweise von allen Seiten an verschiedene feste Punkte herangearbeitet haben. sblsz resulted in a gradual working round of various strong ooints.) Fricourt ist jetzt beinahe eingeschlossen, ferner befinden sich unsere Truppen auf beiden Seiten des Vorsprungs von Gomme- court. Das Dorf Mametz ist jetzt vollständig in unserer Hand. Ein deutscher Gegenangriff auf Montauban   wurde erfolgreich zurück- gewiesen. Bisher sind in dieser Gegend etwa 1500 Gefangene ge- zählt worden, aber die Zahl ist natürlich unvollständig, da noch weitere eingebracht werden. Die Kämpfe waren von gutem Wetter begünstigt. Im nördlichen Gebiet wurde der Bahnhof von Lille  erfolgreich mit Fliegerbomben belegt. Unsere Flieger wurden auf der Rückkehr von zwanzig Fokkerflugzeugen angegriffen, von denen zwei in brennendem Zustande zum Niedergehen gezwungen wurden. Tie britischen Flugzeuge sind sämtlich zurückgekehrt. Es ist be- merkenswert, daß heute nachmittag nur sehr wenige feindliche Flug- zeuge in der Lust gesehen wurden. Am nördlichen Teile der Front wurden weiterhin viele Vorstöße unternommen. London  , 1. Juli. sW. T. B.) Bericht d e S Generals H a i g. Den ganzen Tag dauerte der heftige Kampf zwischen Somme   und Ancre und nördlich der Ancre bis einschließlich Gymmecourt. Es wird an der ganzen Front heftig gekämpft. Wir nahmen auf unserem rechten Flügel das deutsche Laufgrabenlabyrint über eine Frontlänge von sieben Meilen Länge und eine Tiefe von 1000 �ards und stürmten und besetzten die kräftig verstärkten Dörfer Montauban   und Mametz. Im Zentrum haben wir über eine Front von über vier Meilen verschiedene starke Punkte genommen. An anderen' Punkten hält sich der Feind noch, und der Kampf ist hier noch heftig. Eine ebenso erbitterte Schlacht wird nördlich der Ancre und bei Gommecourt geliefert. Wir waren nicht imstande, einige Punkte im Gelände, das wir bei unserem ersten Angriff erobert hatten, zu halten, während andere Abschnitte in unserem Besitz blieben. Bisher kamen über 2000 deutsche Gefangene durch unsere Sammelstellen, darunter waren zwei Regimentskommandeure und der ganze Stab eines Regiments. Die große Zahl toter Feinde, die auf dem Schlachtfelde gefunden wurden, weist darauf hin, daß die Verluste der Deutschen   bedeutend waren, vor allem in der Gegend von Fricourt. Letzte Nacht drangen Abteilungen unserer Truppen au verschiedenen Punkten zwischen Souchez und Apern in die beut- schen Laufgräben und fügten den Besatzungen schwere Verluste zu. Eine dieser Abteilungen machte 16 Gefangene. Trotz des starken WindeS herrschte gestern lebhafte erfolgreiche Tätigkeit in der Luft. ES wurden zahlreiche Bomben auf feindliche Stapelplätze, Eisenbahn- knotenpunkte, Batterien, Laufgräben usw. abgeworfen. Auch während der heutigen Kämpfe beträchtliche Lufttätigkeit. Berichte über Einzel- heiten liegen noch nicht vor. Unsere Flugzeuge griffen zwischen Douai  
Nach öen Schlachten. Erisnerungen aus Volen und Rußl-v»d. Tote» Land. Wir hatten wieder einmal einen Eisenbahntransport hinter mis. In Äos.s owo wurden wir mir Mann und Roß und Wagen «»«geladen. Wir kamen von Brest-Litowsk   und folgten den kämpferiden Truppen. In der Ferne vor uns brüllten die Schlachten. Unsere Truppe sollte der nach Slonien führenden Straße folgen. Es war um die Mittagszeit und die Deptembersonne brannte seit vielen Tagen mit ungewöhnlicher Glut. Die Straße war mit feinem Staubmehl bedeckt. Wir marschierten ein Stück und schwenkten dann ab in den Wald. Dort erwarteten un» in einer frifchgrünen Lichtung unsere dampfenden Feldküchen. Zu einer letzten längeren Rast und zur Einnahme des MittagesienS lagerten wir auf weichem Rasen und moosigem Waldboden. Danach ging eS an die Ueberwindung der für den Rest des Tages in Aussicht ge- nommenen Kilometer. Die müllbedeckt« Straße führte durch starken Kiefernhochwald. Der mit welken braunen Nadeln bestreute, von GraSbüscheln und Beerenkräutern grün gefleckt« Waldboden zeigte lange Reihen schimmernder weißer Punkte. Vorgehende Schützenlinien hatten in schnell ausgeworfenen Löchern Deckung gesucht; vor jedem Loche leuchtete ein kleiner Wall von weißem Sande. Dort war ein Bau.m umgebrochen und dort ein anderer und noch ein dritter. Bald sahen wir viele Baumleichen, Opfer schwerer Artilleriegeschosie, am Boden liegen. Andere lehnten gebrochen an den Schultern der überlebenden Gefährten. Und in den breiten Kronen rauschte fried» lich, wie nicht? ahnend, der Wind. Aus einer Lichtung schauten rohe Holzkreuze von niedrigen Grabhügeln zu uns herüber. Da- neben wuchs schlankes Stangenholz, in dessen dürren, flechten- beh-angensn Zweigen zuckende Flammen gewütet hatten; die Stämm- chqn wgren pechschwarz gebrannt, die jugendlichen Kronen zum größten Teil vollends von des Feuers Gier zerstört. Ein Wald- brand sollte den andringenden Gegner aufhalten, Vernichtung sollte Rettung bringen. Wir stolperten mehr als wir gingen die staubige Straße ent- lang. Ihr Schotterbelag war an vielen Stellen aufgewühlt, hier durch Menschenhand, um den Vormarsch zu erschweren, dort von «inschlagenden geschossen, deren Splitter zwischen Steinschlag und Staub wie ausgesät umherlagen. Der Wald wich zurück und vor uns dehnte sich Stoppelfeld und Wiese. Der Wind trieb zu unserem Leid sein lustiges Spiel mit dem Straßenstaub. Nicht fern winkte ein Giebel zu uns herüber und bald gruppierte sich Haus an HauS. Dazwischen ragten Schorn- steine, als letzte Ueberreste verbrannter Holzhütten, wie mahnend erhobene Zeigefinger zum' dämmerigen Abendhimmel empor. Ent- setzlich hatten die Flammen gewütet. Und zwischen lodernden Flammen und berstenden Granaten hatten die Menschen um den Besitz de? Platzes an der wichtigen Straße gekämpft. Grausige Bilder tauchten vor unserem geistigen Auge auf. Hier hatten Menschen, fleißige Menschen in frohem Frieden gelebt. Ihr Besitz, die Schöpfung ihres Lebens, war ein Fratz der Flammen und Granaten geworden. Vielleicht waren sie selber gerettet. Aber dann lebten sie irgendwo an fremdem Ort und ge- dachten mit sehnsuchtbebendem Herzen der Stätte ihre? Herde». Wir zogen unsere Straße. Ein andere» Dorf tauchte auf und zeigte das gleiche Bild rasender Zerstörung. Die Gemüsepflanzen, die Sträucher in den Gärten waren zermalmt und zerbrochen, die
und Cambrai   einen Zug an. Eins ging bis auf neun Fuß herab und brachte einen Güterzug zur Explosion; andere Flieger sahen den ganzen Zug in Brand stehen und hörten auch mehrere Explosionen.
der Sericht üer ruPschen Heeresleitung. Petersburg, 2. Juli.  (W. T. B.) A m t l i ch e r B e r i ch t v o m 30. Inn i.(Verspätet eingegangen.) Westfront: Truppen des linken russischen Flügels besetzten heute K o l o m e a, wo die bedeutendsten Eisenbahnen der Buko- wina zusammenlaufen. Der Feind geht weiter nach Westen zurück und setzt sich in vorbereiteten Stellungen fest. Nordwestlich von Kimpolung versucht der Feind mit starken Kräften eine Gegen- offensive. Die Truppen des General  » Letschitzki müssen ihren An. griff unter außerordentlich erschwerten Bedingungen vortragen, da die schon sehr schlechten Wege im Operationsgebiet dieser tapferen Truppen durch die wolkenbruchartigen Regengüsse beinahe zerstört sind. Nordwestlich der Mündung der Lipa in den Styr zwischen Luck und Brody griff der Feind nach Feuervorbereitung durch schwere und leichte Artillerie unsere Stellungen in der Linie Ko- lonie Gajenka(13 Kilometer östlich Rustomyty) Kolonie Nutalin (8 Kilometer nordwestlich Lipa) an. Unsere Truppen ließen den Feind in ihrer unerschütterlichen Ruhe bi» an unsere Hindernisse herankommen und eröffneten dann erst das Feuer. Bei Lipa be- restet der einmal abgeschlagene Gegner einen neuen Angriff vor. Nach den letzten Berichten beläuft sich die Gesamtsumme der vom 4. Juni bis 28. Juni gemachten Gefangenen auf 212 000 Mann einschließlich Offiziere. Die Gefangenenzahl wächst noch ständig. Petersburg, 2. Juli.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 1. Juli. W e st f r o n t: Unser linker Flügel drängt den Feind immer weiter zurück. Südlich de» Dnjester  » wurden mehrere Orte er- obert. Nach äußerst heftigem Kampf warfen unsere Truppen den Gegner gegen die Höhen von Berezow zurück(17,5 Kilometer süd- westlich Kolomea  ). Einige dieser Höhen wurden auch bereit» mit stürmender Hand genommen. Der nordwestlich Kimpolung angrei- sende Feind wurde in westlicher Richtung geworfen. In diesem Räume drückten unsere Truppen den Feind zurück und eroberten nach Kampf einige stark befestigte Bergstellungen. Die Gefangenen- zahl der von der Armee des Generals Letschitzki am 28. und 29. Juni eingebrachten Gefangenen ist auf 305 Offiziere und 14 574 Mann gestiegen, dazu sind 4 Geschütze, 30 Maschinengewehre erbeutet. Die Gesamtsumme der vom 4. Juni bis 30 Juni gemachten Ge- fangenen beträgt einschließlich Offiziere 217 000 Mann. Im Raum zwischen Stochod und Styr unterhielt der Feind ein heftiges Artilleriefeuer. Ein besonders erbitterter Kampf geht um die Stellungen von Zaturce, wo unsere Truppen, trotz Trommel- fever von äußerster Heftigkeit, neun Angriffe nacheinander mit schweren Verlusten für den Feind abschlugen. In einem Abschnitt dieser Gegend litten die Deutschen   stark unter dem Feuer der eigenen Artillerie, da? sie von neuem zum Angriff vortrieb. Das Gelände ist dort mit Feindesleichen bedeckt. In der Gegend der Lipa beschießt der Feind fortgesetzt unsere Stellungen mit schwerer und leichter Artillerie. Die neu heran- geführten deutschen   Truppen greifen hier mit Erbitterung an. Wir wiesen sie jedoch mit schweren Verlusten für sie selbst ab und machten bis jetzt 9 Offiziere und 419 Soldaten zu Gefangenen. In Galizien  , in der Gegend der Dörfer Hladki und Worobiewka unter- hielt die feindliche Artillerie ebenfalls ein heftiges Feuer. An der D ü n a f r o n t beschießt die feindliche Artillerie einige Abschnitte unserer Stellungen bei Jakobstadt auf dem rechten Ufer in der Gegend des Bahnhofs Liwenhof und weiter südlich. An der ganzen Front von der Gegend der Stadt Dünaburg   bis zu den Rokitnosümpfen finden Jnfanteriefeuergefechte statt. Schwarzes Meer: Unsere Torpedoboote versenkten am 29. Juni an der anatolischen Küste 54 Segelschiffe des Feindes. Kaukasus  : In der Gegend von Gümuschkhane setzten die Türken ihre Angriffe fort. Wir brachten sie durch unser Feuer zum
Obstbäume verbrannt. Gespensterhaft ragten ihre schwarzgekohlten Aeste in die Lüfte. Tote Pferde lagen umher, die steifen Beine in seltsam verrenkten Stellungen haltend, so wie der Moment der letzten Todeszuckungen es ihnen eingegeben. Und überall standen Grabkreuze zwischen den Trümmern. Es wurde dunkler uxid dunkler. Die zertrümmerten Dächer und verkohlten Bäume hoben sich wie zierlich geschnitzte Silhouetten vom bleichen Abendhimmel ab. Unsere» BleibcnS konnte hier nicht sein. Wir marschierten weiter und weiter über das Schlacht- f e l d. Spät am Abend fanden wir bei völliger Dunkelheit in den geräumigen Scheunen eines erhaltengcbliebenen Gutshofes eine Lagerstätte. Beim Dämmern des nächsten Tage» traten wir an, um den Marsch zu beenden. Die Juden von Terespol  . T e r e s p o l, unweit Brest-LitowSk   am Bug gelegen, stand mitten im Wirbelsturm der Kämpfe um den wichtigen Wafsenplatz an Polens   Ostgrenze. Als unsere Truppe bald nach dem Abzüge der Russen aus der nahen Festung in TereSpol Ouartiere bezog, lag die kleine Stadt noch völlig zusammengebrochen danieder. Ihr ohnehin spärliches Kulturleben und der um so regere Gewerbefleitz waren tot, erdrückt von der mordenden Schlacht und niedergehalten vom Getriebe des militärischen Etappenplatzes. Terespol   ist gleich vielen Kleinstädten der landwirtschaftlich reichen südpolnischen und wolhynischen Ebene eine Austausch- zentrale. Die Bevölkerung ist in der Mehrzahl jüdisch, und die Juden sind auch hier zum größten Teil« Händler, zum anderen Teile Handwerker. Der Bauer bringt aus weiter Umgebung die Produkte des Boden» herbei, der jüdische Händler kauft sie ihm ab, besorgt den Export und verkauft dem Landmann dafür industrielle Waren. Der zübische Handwerker bessert dem Bauern seine Gerät- schaften aus. So sind, die kleinen Städte im Frieden erfüllt von lautem wirtschaftlichen Treiben, wovon der ausgedehnte Marktplatz inmisten des Orte? beredte Kunde gibt. Damals lag er öde und still, sofern ihn nicht durchziehende Truppen als willkommenen Tummelplatz benutzten. Wir waren abseits des Marktes in den kleinen, oft recht schmucken Holzhäusern geflohener jüdischer Kleinbürger ein- quartiert. Die Bevölkerung begann schon zurückzukehren. Oft fanden sie ihr Heim von fremben Soldaten, ja von Pferden bewohnt. Sie suchten dann mit scheuer Miene auf fremdem Grund ein dürftig Unterkommen. Hier wohnten sie oft gedrängt zusammen und lebten in ärgster seelischer und materieller Not. Ihr Erwerbsleben war vom Gluthauch des Krieges völlig vernichtet worden. Stumpf er- geben in ihr Schicksal, ohne Hoffnung lebten sie tatenlos dahin. Auf den Straßen ließen sich nur wenig« blicken. Wer sich bemühte, Einblick in das Leben und Fühlen der Arbeiter zu bekommen, er- fuhr bald, daß die Familien der Heimgekehrten selten vollzählig beieinander waren. Liebe Angehörige waren im Sturme abge- trieben worden und hatten noch nicht heimfinden können, kamen vielleicht nimmer zurück. Keiner kannte ihr traurige? Schicksal. Kam eine FlüchtlingSfamilie mit Sack und Pack dahergezogen, dann gab e» einen Auflauf. Die schon früher Heimgekehrten sammelten sich um sie, und ein großes Fragen, Gestikulieren und Achicl- zucken begann. Für den, der den Gram in den Mienen der Ge. prüften sah, hatten diese erregten Versammlungen der fremd- artigen Gestalten im langen schwarzen Rock und mit dem kleinen Käppchen auf dem Kopfe etwas Belustigende». Nahe bei unserem Quartier lag der Tempel, ein Holzhau  », da» sich von den übrigen nux durch seine Größe unterschied, Wir
Stehen. In der Richtung von B a g d a d in der Gegend von Kerind brachte unsere Artillerie den angreifenden feindlichen Kolonnen vernichtende Verluste bei. Petersburg, 2. Juli.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom 1. Juli abends. Westfront: Der Feind setzte seine erbitterten Angriffe gegen einige Abschnitte zwischen Styr und Stochod und südlich von Stochod fort. Gestern nachmittag machte die feindliche Artillerie in der Gegend von Kobcze(6 Kilometer) und Helenowka(7 Kilometer) süd- westlich von Sokul, und Kuchary(9 Kilometer nordwestlich von Sokul) Feuerüberfälle. Es entwickelte sich darauf ein kräftiger An- griff, den wir jedoch abschlugen. Nordöstlich von Kisielin vor dem Dorfe Trysten(12 Kilomc/er nordöstlich von Kisielin) stellten wir rechtzeitig feindliche Ansamm- lungcn fest, die von unserem Artilleriefeuer zerstreut wurden. Der Feind ergriff die Flucht. Südöstlich von Kisielin brachten wir einem in dichten Massen angesetzten feindlichen Angriff beim Dorfe Semerynki(5 Kilometer südöstlich von Kisielin) zum Stehen. In derselben Gegend wird beim Dorfe Zubilno heftig gekämpft. Süd- lich(9 Kilometer) vom Dorfe Zaturcy beim Dorfe Koscewo wurde ein österreichischer Angriff durch unseren Gegenangriff zum Stehen gebracht. Wir wiesen die Versuche des Feindes, die Schtschara südwestlich von Lipsk und südlich von Baranowitschi   zu überschreiten, ab. Baltisches Meer: Am 30. Juni konnte eine Abteilung von Kreuzern und Torpedobooten auf der Suche nach feindlichen Kräften zwischen Gotland   und der schwedischen Küste keine größere Gefechts- einheit feststellen. Bei Tagesanbruch wurden die Kreuzer von feind- lichen Torpedobooten angegriffen. Der Angriff wurde leicht abge- wiesen. Durch Artilleriefeuer brachten wir dem Feinde einen emp- findlichen Verlust bei. Feindliche Unterseebootsangriffe hatten ebenfalls keinen Erfolg. Unsere Abteilung erreichte ihren Ausgangs- Punkt ohne Verluste und Schaden. Nelöung üer italieniscken Heeresleitung. Rom  , 2. Juli.  (W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Sonnabend. Zwischen der Etsch   und dem Terragnolotal gestern starke Artillerietätigkeit. Unsere Infanterie besetzte Zanolli im Brandtal. Auf der ganzen Front des Posinatales dauert unser Vorrücken trotz des heftigen Feuers zahlreicher feindlicher Batterien von den beherrschenden Stellungen des Borcolapasses und des Monte Maggio und des Monte Toraro an. Auf dem linken Flügel erklom- men unsere Truppen, den erbitterten Widerstand des Gegners über- windend, den Kamm des Monte Majo, von wo aus sie jetzt die nörd- lichen Abhänge beschießen, um die feindlichen Abteilungen zu ver- jagen, die sich zwischen den Felsen eingenistet haben. Auf der Hoch- fläche der Sieben Gemeinden stehen unsere Truppen in enger Berührung mit den Stellungen des Gegners. Auf diesem schwierigen Gelände wird der Kampf unter schlechten Sichtverhältnissen mit Hand- granaten und in heftigem Ringen Mann gegen Mann fortgesetzt. Im S u g a n a t a l e ist die Lage unverändert. Unsere schweren Ge- schütze erneuerten gestern die Beschießung von Toblach  , Jnnichen und Sillian   im Pustertal  . Fortschritte unserer Infanterie werde» ge- meldet in den Hochtälern von Seisera(Fella) und Seebach(Gailitz). Unsere Artillerie zerstörte feindliche VerteidigungSanlagxn auf dem Rücken des Prasnik und in der Umgebung von Raibl. An der Jsonzofront Artillerietätigkeit. Unsere Artillerie rief große Brände im Bahnhof von Borgo Carinzia(Görz) hervor. Im Ab- schnitt von Monfalcone   dehnten wir die Besetzung der Höhe 70 aus und wiesen feindliche Gegenangriffe ab. An der albanesischen Front wurde die Anwesenheit öfter- reichischer Truppen beim Brückenkopf von Ciflick JdriS an der unteren Vojusa festgestellt. Eine unserer Kavallerieabteilungen griff, nachdem sie abgesessen war, den Feind im Laufe de» 29. Juni mit dem Bajonett an, zwang ihn zu regelloser Flucht und verfolgte ihn mit Maschinengewehr- und Gcwehrfeuer. 35 Oesterreicher mit Waffen und Munition fielen als Gefangene in unsere Hände. C a d o r n a.
hatten ihn natürlich längst besichtigt. Verstaubte und zerrissene Schriften lagen in Mengen zwischen Trümmern von Bänken und Pulten umher. Wir hatten nie einen Juden in seiner Nähe ge- sehen; sie hielten sich anscheinend dem verwüsteten Orte ihrer An- dacht geflissentlich fern. Da entstand eines Abends Leben dort. Wir sahen die Be- völkerung auf allen Straßen zum Betbause gehen. Stimmen wurden darinnen laut und Lickstschimmer drang durch die Fenster. Ein Ereignis! Niemand wollte sich diesen Zwischenakt einer jüdischen Betstunde im Kriegsdrama entgehen lassen. Wir traten in die dämmerige Halle, Ein chaotischer Stimmen- fchwall drang auf uns ein. Eine Weil« standen wir stumm und betrachteten ein seltsames Bild. Eine völlig fremde geistige Welt tat sich bier vor uns auf und wir empfanden eine seelische Kluft zwischen jenen Wesen und uns, die wir erst überbrücken mußten, bevor wir den Ernst des Treibens der Juden zu würdigen ver- mochten, Nach und nach kesselten uns die Einzelbilder. Ein hagerer Mensch mit dünnem schwarzem Backenbart trägt mit hellem Organ abgebrochene bebräische Sprüche vor. Dann erheben mit elemen- tarer Plötzlichkeit alle ihre Stimmen und sprechen unverständliche Sätze, Eine Pause. Ter Vorbeter beginnt von neuem und singt eine monotone, klagende Melodie. Und wie aufgeschreckt durch seine Töne fällt die Versammlung unverhofft ein und singt im Chor die gleichen Verse. Wieder folgt ein plötzliches Abbrechen des flehenden Gesanges und die Andächtigen gehen über zu einem Flüstern von Gcbetformeln. Aber langsam schwellen die Stimmen an und das Gebet endet mit heftig hervorgestoßenen beschwörenden Sätzen. An zerbrochenen Pulten sitzen die männlichen Juden zu an- dächtigcr Feier beisammen. Tort haben sie. die Pultrümmer als Böcke benutzend, aus Brettern ein.e Tafel gemacht. Die frommen Beter sieben um sie herum. Alle Köpfe sind tief über die Gebet- bücher gebeugt, alle Sinne sind gefesselt, alle Geister folgen einem gleichen Fluge. Andächtige Demut wechselt schnell mit ekstatischer Beschwörung. Bleiche junge Inden begleiten die lebhaften Gebete mit nervösen Gebärden, Greise wiegen die typischen Erzvater- köpfe im Rhytmil? der Gesänge. Und, in dem Schatten an den Wänden hocken die Frauen und begleiten die Lieder und Gebete der Männer und Jünglinge mit Seufzern und Klagen. Zahlreiche flackernde Lichtstümpfchen, irgendwo hervorgesucht, beleuchten die Bücher und Köpfe und werfen fließende Schatten auf die öden Wände der Bctballc. Sie baben in Gemeinschaft mit den durcheinandergestelltcn, flüchtig errichteten Tafeln und PVlteir der ganzen Veranstaltung den Anstrich primitivster Improvisation. Aber in dieser malerischen Primitivität lag der Ausdruck eines starken, durchdringenden Willens. Die Juden wollten ihre Gcbetstund«. Und mitten im Grauen und im Lärm des Kriege?, zwischen Brand und Tod fanden sie Stimmung und Raum für ihre Andacktsübung. Jünger« Männer, die im Hintergrunde standen, licßrtt sich in eine Unterhaltung mit uns ein. Sie er­klärten uns, die Andacht sei eine Klage vor Gott  , keine Freuden- feier. DaS Ganze bot ein Bild seltsamer malerischer Scbönheit. Wir können nicht sagen, daß un? jemals eine feierlitbe Handlung stärker berührt hätte als diese, an der wir doch nur als flüchtige Zuschauer teilgenommen haben. Gab sie doch der ganzen materiellen und seelischen Not und zugleich dem starken Lebenswillen einer großen. vom Kriege schwer betroffenen Gcsellschaftsschicht trefflichen Ausdruck..{*), R. S,