Nr. 186.

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Berliner   Volksblaff.

33. Jahrgang.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 9. Juli 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Die französische   Minderheit. gegenwärtigt. Nationalismus, Miniſterialismus und„ Jus- auch wir dieſe Klarstellung für dringend geboten.

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II.

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wenn man sich die besonderen Verhältnisse Frankreichs   ver- geäußert hat als in der Besprechung mit Scheidemann  , halten qu'auboutisme"( Durchhaltepolitik) sind die schlimmsten Feinde In der gleichen Nummer der„ Deutschen Tageszeitung" der französischen   Friedenspolitif. Da auch die französische wird etwas Licht über den mysteriösen neugegründeten Der zurückhaltende Einfluß der parlamentarischen Minder Partei tief in diese Sünden verstrickt ist, fordert Guilbeaur Deutschen   National- Ausschuß" verbreitet. Graf heit machte sich ganz wie bei uns- natürlich auch in der eine radikale Lösung von allen drei Uebeln: Diese Reventlow teilt mit, daß dieser neue Friedensbund halb­Presse und in dem Organisationsleben bemerkbar. In dem Minderheitsanhänger schreibt er polemisch gegen einen offiziösen Charakter trägt. Darauf deutet schon die Tatsache, schon erwähnten Bericht über den Nationalratstongreß( De- Artikel des Populaire" verwerfen gegenwärtig die Teil- daß der Vorsitzende des Bundes, Fürst Wedel, der frühere zember 1915) werden als Redner der Minderheit fünf Abge- nahme am Ministerium. Aber sie widersetzen sich jedem Ausschluß Statthalter in Elsaß- Lothringen   ist. Graf Reventlow be­ordnete und Mauranges( der Anfang Juni im Populaire und jeder Trennung." Wer gleich Guilbeaur weiß, welchen mängelt es aber sehr ernstlich, daß der National- Ausschuß" du Centre" gegen Kienthal geschrieben hat) genannt. Unter Einfluß die sozialistischen" Minister in der Partei bei nichts weiter als Verständnis für einen Friedensschluß" den vier Rednern der entschiedenen Linken findet sich kein Ab- allen Entscheidungen haben, wird diese Klage verstehen.„ Die erwecken will. Das könnte seiner Ansicht nach den Eindruc geordneter. Als große Momente dieser Konferenz werden Minderheitsanhänger- heißt es im gleichen Artikel- müssen hervorrufen, als ob nunmehr auch gleichsam halboffiziös die neben einer Rede von Thomas gerade die Reden zweier alle Leute abstoßen, die durch den Ministerialismus, den deutsche Kriegsmüdigkeit zum Vorschein gebracht würde. Dem dieser Arbeiter bezeichnet: als Bourderon sprach und Nationalismus und die Durchhalte- Parole bloßgestellt sind. Programm des„ Deutschen National- Ausschusses" stellt Graf  als für den Antrag Bourderon ein junger Arbeiter eintrat, Es ist nicht mehr möglich, Mitglied derselben Partei zu sein, Reventlow Worte von Hindenburg   und Tirpitz entgegen, die der mit seinem glühenden Appell die ganze Versammlung mit der ein Minister( nämlich Thomas) angehört, der einem Herrn den Wunsch nach Fortsetzung des Krieges bis zum endgül­sich riß. Schneider( dem französischen   Waffenfabrikanten)-Herrn tigen Siege" zum Ausdruck brachten. In gewissen Lebens­Einige Säße über das Verhalten der Minorität auf dem Schneider von der Internationale... Armstrong- Poutiloff- fragen darf es nach dem Grafen   Reventlow mittlere Linien Nationalrat   sind so typisch auch für die Verhältnisse in Creusot  - dankt und russische   Minister besucht, die nicht geben, sondern nur ein Ja oder Nein, sowohl nach anderen Ländern, daß wir sie hier im Wortlaut geben: feine, fünf Kollegen aus aus der Duma nach Sibirien   Westen wie nach Osten.

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Auch wir müßten mit aller Schärfe dagegen protestieren, daß einem beschränkten Personenkreis das Privileg zur Erörterung der Kriegszielforderungen erteilt worden ist, so sehr wir auch sonst in unseren Anschauungen von denen der Deutschen Tageszeitung" abweichen.

Die ganze Kühnheit der vorhergehenden Tage war verflogen. geschickt haben... Man muß die schlechten Hirten Graf Reventlow   macht weiter darauf aufmerksam, daß ( Man war auf den Kongreß gekommen in der festen Absicht, vom Sozialismus verbannen, oder eine Organisation bisher dem deutschen   Volke die Einwirkung auf die Art des fich nicht zu fügen, gab sich aber dann doch dazu her, der Opposition schaffen. Es würde falsch sein, aus zu weit- Friedensschlusses systematisch unmöglich gemacht worden ist, einer Einheits" resolution zuzustimmen. Sie nahmen gehender Rücksicht oder aus Sorge um die Einheit belastete während andereseits dem Friedensbund offenbar die Erlaub­die Niederlage an, indem sie sich gegenseitig wiederholten, daß Männer zu behalten und so zu verhindern, daß sich dem nis zu einer solchen Einwirkung gegeben worden ist. die Minorität fiegreich aus dem Kampfe hervorgehen würde, Sozialismus zahlreiche gesunde und tätige Elemente an­weil sie die Mehrheit gezwungen hatte, übertriebene Formeln schließen, die von der seit altersher in der Partei geübten ( aus der Resolution des Munitionsministers Thomas) zu ent- Wahlpolitik und Burgfriedenspolitik zurückgestoßen wurden. fernen, an allen wichtigen Punkten Buchstabenkonzessionen zu Steine Intransigenz, aber Radikalismus und Reinheit!" machen und besonders Minderheitsanhänger in den Partei- Diese Worte mögen für deutsche Ohren zu syndikalistisch vorstand und andere Instanzen hineinzulassen. Scheinbare flingen; aber auch ein Merrheim hat sich bisher nicht Niederlage, verhüllter Sieg so trösteten sich die Schwäch entschließen können, der Partei beizutreten, die nach Guilbeaur linge über ihre eigene Schwäche." In der Resolutions- den Sozialismus zu triegerischen Zweden mißbraucht und kommission hatten sich die drei Anhänger der Minderheit sich mit, den Urhebern des fürchterlichsten aller Blutbäder völlig binden lassen und ihr Führer Pressemane sagte solidarisiert hat". nur kurz vor der Abstimmung:„ Als Mitglied der Resolutions­fommission bin ich gebunden, für den gemeinsamen Entwurf

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Auf den oben erwähnten Artikel der konservativen

zu ſtimmen. Niemand hier wird jemals wiſſen, wie mir diese Die Sorge um den Friedens- chreibt die„ Kreuzzeitung  ": Die Regierung habe ver­

schluß.

Kreuzzeitung  " antwortet der Kanzler in der folgenden, hochbedeutsamen Rundgebung in der„ Norddeutschen Allgemeinen Zeitung":" " In einer Betrachtung über die Stimmung des Volkes Zustimmung schwer fällt. Aber ich sage den Genossen von fäumt, dem Volfe die großen Ziele zu zeigen. Der Vor­der Minderheit, daß, wenn ich auch verpflichtet bin, gegen wurf ist alt, so alt, daß es uns wundernimmt, daß er noch meine Ueberzeugung zu stimmen(!), Ihr volle Freiheit habt." im Volke lebendig sein soll. Ift er wirklich berechtigt? Der Bericht, fährt fort:" Einzig Bourder on konnte noch Der Reichskanzler hatte wohl geglaubt, durch seine Pole- Der innere Sinn dieses großen Kampfes ist die Ver­in wenigen Worten stolz seine unveränderte Resolution auf mit gegen Kapp und Junius alter seine Gegner zum Schwei- teidigung des deutschen   Volkes, seiner rechterhalten..." Durch die Haltung einzelner Führer war gen zu bringen. In Wirklichkeit entfalten die Stonservativen Freiheit und seiner Zukunft. Das deutsche   Volk auch die Masse der Delegierten verwirrt worden, zumal die und alle sonstigen Gegner des Kanzlers in der gesamten Presse in seiner Gesamtheit wird die tiefe Bedeutung dieses Sinnes, Mehrheit erregt gegen den drohenden Wortbruch der Kom- feither eine viel lebhaftere Tätigkeit gegen die Politik des die in den Kundgebungen Seiner Majestät des Kaisers missionsmitglieder und die parteigefährdende Hartnäckigfeit Ranglers als zuvor. So gemäßigt diese Kritif auch in der der Opposition protestierte. So kam es, daß die Delegierten Form sein mag, in der Sache verkünden die Konservativen, und in den Reden des Reichskanzlers immer wieder von sechs großen Parteiorganisationen, die für die Resolution Nationalliberalen und selbst einige Zentrumsblätter deutlicher hervorgehoben worden ist, gerade jetzt, da an allen Fronten Bourderon stimmen mußten, sich teilweise in den Reihen der denn je, daß sie ihre Unterstützung des Kanzlers von gewissen wütende Kämpfe toben, lebendiger als je empfinden. Ist Majorität fanden. Wie der Bericht weiter feststellt, wurde Bugeständnissen an die eigene Kriegs- und Friedenspolitik dies fein Biel  , groß genug, alle zu einigen und innerlich z11 das Spiel Renaudels( des Verfassers der angenommenen abhängig machen. Fast noch mehr als die Ankündigung der beseelen? Man hat es vielfach so darstellen wollen, als jei Resolution) sehr durch eine zweideutige, mit Ronzessionen an Neuorientierung" hat die rechtsstehenden Parteien die Pole- dies Ziel doch ein rein negatives. Wer aber nicht über die die Mehrheit schmackhaft gemachte Resolution des Zentrums"-mik des Kanzlers gegen übertriebene Kriegszielforderungen Reden des Reichskanzlers hinweggehen will, namentlich über führers Longuet erleichtert. verstimmt. Ob die Parteien glauben, daß wirklich ihre weit- die Reden vom 19. August 1915, 9. Dezember 1915 und Auf dem neuen Nationalratskongreß( April 1916) hat die gehenden Kriegszielwünsche erfüllt werden, erscheint uns 5. April 1916, in denen er früher wiederholt Angedeutetes so " Opposition" ja bekanntlich etwas geschickter operiert. Neben zweifelhaft. Wenn diese Forderungen trotzdem immer wieder ausführlich als möglich dargelegt hat, wird zugeben müssen, der Mehrheitsresolution, die 1987 Stimmen erhielt( wovon mit allem Nachdruck vorgebracht werden, so geschieht das aus aber rund 700 otkupierte Gebiete„ bertraten"), wurde über anderen Gründen, die von der„ Kreuzzeitung  " in fol- daß die Regierung jedenfalls die Verteidigung eine Resolution Pressemane abgestimmt, die 960 Stimmen auf genden Worten angedeutet werden: nicht im negativen Sinne, sondern in dem höchst positiven sich vereinigte. Nach dem Pariser Brief des Züricher Volks­" So ganz durchdrungen von der Größe der uns gestellten Auf- Sinne der Behauptung, Sicherung und Stärkung recht" waren von 73 Föderationen( Parteiverbänden) 6 ab- gabe... und deshalb auch so ganz beherrscht von dem Willen der deutschen   Zukunftsstellung in der Welt faßt. wesend oder enthielten sich der Stimme, 37 stimmten mit der zu fiegen, ist unser Volt in allen seinen Teilen und in jedem Wenn die Einfallstore in das Herz Deutschlands  Mehrheit( Renaudel), 28 für die Resolution Pressemane. Nach seiner Glieder heute nicht mehr.... Diesen Willen zum Siege Guilbeaur haben die beiden Föderationen Haute Vienne( der rege zu halten und zu stärken, wird deshalb eine der vornehmsten fremdem Einfluß entzogen, wenn Rußland  erste Mittelpunkt der Oppositionsbewegung) und Rhône   ge­Aufgaben des Deutschen   Nationalausschusses sein.... Aber er hinter die Flüsse zurückgeworfen wird, die wird dazu nicht imstande sein ohne die Mitwirkung der leitenden als kürzere Grenze Deutschland   einen besseren Schutz schlossen für Pressemane gestimmt. Weiter votierte für Presse­Stellen. Diese kann man von dem Vorwurf einer gewissen Mit geben, wenn die wirtschaftliche Entfaltung mane die Mehrheit der Delegierten aus folgenden 21 Födera­schuld an der Entspannung der Volksstimmung nicht freisprechen.... Deutschlands   in der ganzen Welt gesichert tionen: Ain, Algérie  , Alpes- Maritimes  , Ardèche  , Charente- Vor allem fehlt das eine, daß man dem Volte große Biele fein soll, ist das kein großes Ziel? Sind die Kanzler­Inférieure, Bouches du Rhône  , Côte d'Or  , Côtes du Nord, Creuse  , Dordogne  , Eure et Loire  , Finistère  , Indre et Loire  , Die Kreuzzeitung" bemängelt dann weiter im einzelnen, reden, in denen solche Forderungen erhoben wurden, das Isère, Jura, Loire  , Loire- Inférieure  , Marne  , Morbihan  , Dise, daß die Regierung nicht genügend Fühlung mit dem Volke lähmende Schweigen", aus dem die„ Deutsche Tageszeitung" Vaucluse  . Die Föderation Seine umfaßt eine starte Minorität habe und zur Belebung der Stimmung durch entsprechende Sorge und Zweifel wachsen sieht? ( 189 gegen 256.) Propaganda für den deutschen   Standpunkt" beitrage. Noch Es liegt in der Natur der Sache und in der Pflicht der War das Leben in diesen Organisationen schon in Friedens- weniger als die Kreuzzeitung  " ist das andere konservative politischen Leitung, in einem solchen Kriege einer Koalition zeiten schwach, so muß es jetzt so gut wie ganz stocken. Daher Berliner   Blatt, die Deutsche Tageszeitung", mit der Re- gegen eine andere die Aufstellung konkreter Friedens­erklärt es sich wohl auch, daß so wenig darüber berichtet wird. gierung zufrieden. Die„ Tageszeitung" veröffentlicht gleich bedingungen und den Zeitpunkt ihrer Bekanntmachung nicht Es kommt weiter hinzu, daß die Partei jezt noch weniger als in einer Nummer zwei Artikel, die der Kriegszielpolitik des abhängig zu machen von Stimmungen und Gefühlen, son­früher der einzige Sammelpunkt für sozialistische Betäti- Reichskanzlers entgegentreten. Der eine Artikel knüpft an

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gung ist. In den Gewerkschaften, die auch die ersten französi- die Mitteilungen Scheidemanns in Breslau   an, er verlangt dern lediglich von klarer realpolitischer Erwägung. Wir schen Vertreter nach Zimmerwald entsandt hatten( Merrheim flare Auskunft darüber, ob Scheidemann   die Auffassung des haben es immer für einen bedauerlichen Fehler gehalten, daß und Bourderon), scheint ein kräftigeres Leben zu pulsieren als Kanzlers richtig interpretiert hat, oder ob der Wortlaut der die Kreise, die im Spätherbste des Jahres 1914 und im Früh­in der Partei. Unter der Leitung der beiden Genossen ist seit Sanzlerrede maßgebend sei. Der Zwiespalt in den Auf- jahre 1915 die Zeit für gekommen erachteten, große Erobe­einigen Monaten ein sozialistisches Aktionskomitee für den fassungen über die Anschauung des Reichskanzlers sei so scharf rungsziele aufzustellen, dies ohne Fühlung mit der Regie­Frieden" tätig, das Flugschriften und Aufrufe herausgibt. und breit geworden, daß eine Klärung der Frage unbedingt rung und ohne Rücksicht auf die politische und militärische Daneben sind die Frauen sehr rührig, unter der Führung geboten erscheine. Zum Schluß des Artikels wird folgende Lage getan haben. der mutigen Genossin Louise Saumoneau  , die an der Drohung ausgesprochen: internationalen Berner Frauenkonferenz im Frühjahr 1915 teilnahm und seither mit dem Gefängnis Bekanntschaft machen mußte. Auf der zweiten Zimmerwalder Konferenz wurden übrigens einige Begrüßungsresolutionen einiger französischer Gruppen im Stile des russischen   Genossen Lenin   verlesen; ob sie den Ausdrud nennenswerter Strömungen in Frankreich  darstellen, ist nicht bekannt.

Die Forderungen, die Guilbeaur im allgemeinen an die französischen   Genossen stellt, werden nur verständlich,

Da die Politik die Kunst des Möglichen ist, konnte „ Nachdem der Abgeordnete Scheidemann   die Autorität des Kanglers für seinen Standpunkt in Anspruch genommen hat, halten die Regierung diesen Weg nicht betreten und mußte die An­wir es für erforderlich, daß von der anderen Seite ein Gegen- griffe, die deswegen im Laufe des vergangenen Jahres gegen gewicht geschaffen wird. Wir möchten deshalb den sechs Wirt- sie gerichtet wurden, auf sich nehmen. Die Behauptung des schaftsverbänden dringend nahelegen, auch ihrerseits öffentlich mit Deutschen Reiches   gegen eine Welt von Feinden, die Siche. zuteilen, ob und wie der Reichskanzler sich zu ihnen über die rung seiner Zukunft und seiner Freiheit Kriegsziele geäußert hat. Wie die Dinge jest liegen, halten wir nach West und Ost bleibt deshalb doch als Aufgabe so groß das für eine Notwendigkeit." Da in diesen Säßen die Andeutung enthalten ist, daß der und gewaltig, daß wir unsere inneren Kräfte nicht schon Reichskanzler sich gegenüber den Wirtschaftsverbänden anders inter arma durch voreiligen Streit über die Grenzen des