8,191 Keillige des„Wmillts"§n\m iolköliliitt
prinzipiell und mehr marxistisch ist als irgendein anderes Parteierzcugnis der Kriegszeit". Das Zitat aus der bürger- lichen Presse würde ich nicht anführen, wenn nicht die wieder- holten Zitate aus der bürgerlichen Presse durch den„Vor- wärts", die er so liebt, wenn er sie gegen mich ins Feld führen kann, den Beweis erbrächten, wie hoch der„Vorwärts" die Schlagkraft bürgerlicher Preßstimmen einschätzt. Bei dieser Gelegenheit sei noch einer anderen schnattern- den Ente des„Vorwärts" der Hals umgedreht. Er schreibt, ich hätte zur Fraktionserklärung am 4. August einen„patrio- tischen Dithyrambus " angestimmt, der Haenisch vor Neid über solche Hochspannung der Gefühle erblassen lassen könnte. Zu- nächst sei konstatiert, daß hier augenscheinlich ein Schreibfehler des„Vorwärts" vorliegt. Nicht Haenisch, sondern Stadthagen sollte es sicherlich heißen. Sodann aber wird diese Fraktions- erklärung von mir eingehend und scharf kritisiert und ihre Mangelhaftigkeit nachgewiesen; es lag also für mich kein An- laß zu patriotischer Verzückung vor. Der„Vorwärts" hat offenbar die ganze Stelle nicht verstanden. Ich rede dort überhaupt nicht von meinen Privatgefühlen, sondern von dem Eindruck, den die Fraktionserklärung in der großen Oeffent- lichkeit machte. Diese Stelle meines Buches hat auf andere Kritiker einen direkt entgegengesetzten Eindruck gemacht, wie auf den„Vorwärts". So schreibt beispielsweise die„Chem- nitzer Volksstinime" über die gleiche Passage: Auch Lensch führt diese Stimmung des Knegsbeginnes, des „Deutschland , Deutschland über alles I" an, aber nicht begeistert und hingerissen wie Konrad Haenisch , sondern mit einem mokanten Lächeln um die Lippen. Und allgemein nennt sie gegenüber der gefühlswarmen Schrift des Genossen Haenisch mein Buch kalt und scharf- sinnig. Der„Vorwärts" aber hat aus allerdings sehr be- greiflichen Gründen die Absicht, mich als einen sentimental gewordenen Hurraspießer hinzustellen, der nach berühmten! Muster zum Sedanfeste aufs Generalkommando läuft, um dort tränenden Auges voll gekränkter Entrüstung festzustellen, daß er doch alles getan habe, um die„patriotische Begeisterung zu beleben". Allein, derartige Patrioten stehen bekanntlich dem„Vorwärts" und seiner Redaktion sehr viel näher, als ich es zu tun mich rühmen kann. Und hiermit komme ich zum Kern der Sache. Es beliebt dem„Vorwärts", die Sache so darzustellen, als ob die Hindenburgischen Siege der Anlaß dessen gewesen seien, was er den„Fall Lensch" nennt. Eine kurze Erinnerung an die Tatsachen dürfte diese Legende in ihr Nichts auflösen. Als die deutschen Heere im Westen siegten, standen die Russen in Ostpreußen , und als Hindenburg sie im Osten schlug, erlebten wir im Westen den Rückzug von der Marne . Daß die Russen inzwischen fast ganz Galizien besetzt hatten, sei nur nebenbei erwähnt. Als ich zum ersten Male in der Fraktion die Kredite bewilligte, standen die Dinge, wie ein Fraktionsredner aus- führte, militärisch für uns fast verzweifelt. Unmöglich konnte ich also, wie der„Vorwärts" mir unterschiebt, mit einem „restlosen Triumph des deutschen Imperialismus" rechnen, und aus diesem Grunde,„um nicht den rechtzeitigen Anschluß zu verpassen", den Krediten zustinimen. Die Vorgänge auf den Kriegsschauplätzen haben keinen Einfluß auf meine politische Neuorientierung gehabt und konnten sie nicht haben. Wohl aber der Zusammenbruch der Internationalen. Sie wurde für mich die schlechthin entscheidende Tatsache. Das Wort, das mir der„Vorwärts" jetzt seltsamerweise vorhalten zu können glaubt: mit der Bewilligung der Kriegs- kredite hat man die Eingeweide der Internationalen auf den Tisch gelegt, habe ich nicht bloß, wie die bekannte geschwätzige Elster aus Steglitz verbreitet hat und wie der„Vorwärts" ihr nachschwätzt,„später" gesagt, sondern bereits in meiner Fraktionsrede am 3. August. Dieses Wort halte ich heute noch aufrecht. Freilich hat sich inzwischen herausgestellt, daß das Gedärm der Internationalen, um mit Goethe zu reden, nur ein leerer Darm voll Furcht und Hoffnung, das Gott
erbarm I war. Für mich waren allerdings die sozialistischen Kreditbewilliger diesseits wie jenseits der deutschen Grenzen in gleicher Verdammnis, und mich empörte die Haltung des „Vorwärts", der zugunsten der französischen Kreditbewilliger die fadenscheinigsten Entschuldigungen heranschleppte, ebenso wie die Haltung von Franz Mehring und Rosa Luxemburg , die im Dezember 1914 unter Fußtritten gegen die deutschen Kreditbewilliger, den englischen Kredit- bewilligern ihre verzückte Bewunderung ehrfurchtsvoll zu Füßen legten. Allein hierbei blieb ich nicht stehen. Ich forschte nach dem Grunde des Zusammenbruchs der Jnter- nationalen. Weit entfernt, ihn in der persönlichen Mangel- haftigkeit der an der Spitze der sozialistischen Parteien stehenden Führer zu erblicken, glaubte ich, ihn in den Wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen der einzelnen Länder suchen zu müssen, und fand ihn schließlich in der ge- schichtlichen Ausnahmestellung Englands. Ich untersuchte weiter, ob Aufrechterhaltung oder Sturz dieser Ausnahmestellung in der Linie des geschichtlichen Fortschritts und im Interesse des internationalen Sozialismus liege, und das Ergebnis, zu dem ich kam, war, daß ihr Sturz seinem Interesse ent- spreche. Damit wurde meine Haltung nicht, wie der„Vorwärts" behauptet, ein einziger Widerspruch, sondern umgekehrt eine einzige logische Kette und zwar schon aus den Jahren 1911 und 1912 her, wo ich fast gegen die gesamte Partei den Gedanken einer allgemeinen Abrüstung als utopisch und un- sozialistisch bekämpfte und auf dem Chemnitzer Parteitag bereits nachwies, daß die Beseitigung der englischen Welt- Herrschaft im Interesse des Sozialismus liege. Der„Vor- wärts" freilich bekümmerte sich um diese Debatten nicht, wie er überhaupt die theoretische Verwahrlosung seiner Leser, gerade was die Fragen des Imperialismus anging, nahezu systematisch betrieb. Er schickte damals den waffengewaltigen Ledebour mit Pfeil und Bogen gegen mich aus, aber bald erklärte in einer Sitzung der Reichstagsfraktion der damalige Vor- sitzende, über Abrüstung wollten wir lieber nicht mehr reden. Als ich damals den englischen Abrüstungsvorschlag zur See als ein listiges Mittel der englischen Bourgeoisie hinstellte. um die englische Weltherrschaft zu verewigen, da nannte man mich einen„Anarchosyndikalisten", und gesträubten Haares schlug sich der„Vorwärts" nach rechts in die Büsche. Heute sagt er von fast den gleichen Ausführungen: man glaube einen Flottenvereinler sprechen zu hören. Wer hat da nun umgelernt? Der„Fall Lensch" besteht also darin, daß ich nicht wie der„Vorwärts" und seine Nachläufer mit den Fäustchen eines trotzigen Kindes auf der granitenen Tatsache des 4. August herumtrommle unter dem wütenden Geschrei: Das gilt nicht! das gilt nicht!, sondern daß ich mich bemühe, diese Tatsache politisch und vor allen Dingen geschichtlich zu verstehen. Sie rückgängig machen zu wollen und als großes„internationales Mißverständnis" hinzustellen, worauf die Bemühungen der Minderheit im Grunde hinauslaufen, lehne ich als eine aus- gesuchte Kinderei ab. Als die Maschine aufkam, versuchten die ruinierten Klein- bürger, sie zu zerschlagen. Es hat ihnen nichts genützt, ob- wohl sie auch damals jämmerlich schrien, daß die Welt nur vorwärts komme, wenn sie wieder rückwärts gehe. »« « Hierzu schreibt Genosse Stadthagen : Unverständlich ist, wie Genosse Lensch die von der Sache, um die es sich dreht, ablenkende Behauptung aufstellen kann, ich hättts zur Fraktionserklärung einen„patriotischen Dithyrambus' angestimmt. Denn er weiß, daß seine Behauptung mit der Wahrheit unvereinbar ist. In der Fraktionssitzung vom 3. August 1S14 wurde mir durch einen Schlußantrag das Wort abgeschnitten. Ich konnte lediglich zur Geschäftsordnung erklären, daß ich und, wie ich glaubte, eine größere Anzahl Fraktionskollegen im Verfolg der Debatten auf
Noch einmal: lknöe unö Glück. Von Dr. Paul Lensch. Die Anzeige meines neuen Buches:„Die Sozialdemo- kratie, ihr Ende und ihr Glück" durch den„Vorwärts" vom 2. und 4. Juli nötigt mich zu einer Erwiderung, um deren Aufnahme ich hiermit ergebenst bitte. Es sind nicht die per- fönlichen Anzapfungen, die mich zu diesem Schritte veran- lassen. In dieser Beziehung bin ich unempfindlich und ich gestehe gern, daß die beiden„Vorwärts"-Artikel, was ihre Tonart angeht, sich beinahe wohltuend abheben von der un- würdigen, um nicht zu sagen nichtswürdigen Manier, mit der Friedrich Stampfer , der bekannte Wortführer eines lauwarmen Revisionismus, mein Buch heruntergerissen hat. Um so mehr freilich muß ich gegen die sachliche„Wider- legung" meiner Schrift durch den„Vorwärts" Einspruch er- heben. Da ist es nun bemerkenswert, daß die Genossen auf beiden Flügeln der Partei, auf dem radikalen wie auf dem revisio- nistischen, soweit sie durch den Krieg nichts gelernt haben, bei aller sonstigen Verschiedenheit der Anschauungen sich einmütig gegen mich und meine Schrift wenden. Beide erblicken in dem Weltkriege eine unerfreuliche Unterbrechung der alt- bewährten Zahlabendpolitik und beide sind entschlossen, nach Beendigung dieser Unterbrechung wieder unentwegt wie die tibetanischen Lamas ihre alten Gebetsmühlen zu drehen mit dem düsteren Gemurmel: Wir machen wahr, was wir immer gesagt haben! Beide blicken mit dem Gefühl unsagbarer Ueberlegenheit aufeinander herab und dabei gehören sie beide zusammen wie Pol und Gegenpol derselben politischen Ein- sichtslosigkeit. Mein Buch dagegen wendet sich an die große Masse derjenigen Parteigenossen, denen der Krieg das größte Erlebnis ihres Daseins ist und die bereit und imstande sind, aus diesem Erleben auch ein Erlernen zu machen. Es hat also weder mit dem alten Radikalismus noch mit dem alten Revisionismus des Vor-August irgend etwas zu tun, die ich beide übrigens schon jahrelang vor dem Kriege bekämpft habe, sondern es macht den Anspruch, denen, die einen guten Willen haben, etwas wirklich Neues zu bieten. Mein Buch stellt den ersten Versuch dar, über den 4. August hinaus zu führen, während alle bisherigen Schriften entweder ins alte„radikale" Lager wieder zurückführen wollten, also im geschichtlichen Sinne direkt reaktionär waren oder aber mit ihrer bloßen Rechtfertigung des 4. August das taten, was man beim Militär: „auf der Stelle treten" nennt. Alles ist in Bewegung, aber nichts kommt vom Fleck. Dabei versteht es sich, daß ich meine politischen An- schauungen auf Grundlage jener Betrachtungsweise gebildet habe, die ich von meinen großen Lehrern Marx und Engels allerdings gelernt zu haben glaube. Es stimmt daher nicht, wenn der„Vorwärts" schreibt, ich hätte alles preis- gegeben, was ich vorher vertreten hätte, und ich bemühte mich, einen völlig„unsozialistischen Sozialimperialismus" für das legitime Kind des Marxismus auszugeben. Auch hier kann der„Vorwärts" im Freundesarm von Friedrich Stampfer ausruhen, der das Gleiche mit fast den gleichen Worten sagt, und auch die„Münchener Post" sowie die „Dresdener Volkszeitung", die beide plötzlich entdecken, ich sei immer nur ein Scheinmarxist oder ein„Marxist"(in Gänse- füßchen) gewesen, stimmen begeistert zu. Hier läßt sich der „Vorwärts" an politischer Einsicht sogar von einem bürger- lichen Blatte übertreffen, wie der„Frankfurter Zeitung ", die mein Buch gerade deshalb für sehr interessant und sehr lesens- wert erklärt, weil es ein klares Bild von der Auffassung eines Mannes gibt,„der den Marxismus beherrscht wie wenige". Und auch in der Parteipresse, und zwar von einer Seite, von der mich vieles trennt und die auch viele kritische Vorbehalte macht, ist rund heraus erklärt worden, daß mein Buch„mehr
Stephan. ii.') Die Nacht war kühl und unruhig. Ständiges Gewehrfeuer. Herchposten kennten nicht gestellt werden, weil es äußerst gefährlich war, den Grabenrand zu übersteigen. Die Russen erwarteten offenbar unseren Angriff. Der Graben war vollständig roh uno ohne jede Verbindung nach hinten, außer dem Telephon. Es hieß Vorsicht, Panje hat Scharfschützen . Der Morgen war feucht und kalt, die Glieder vom Stehen im Graben und vom Niederhocken steif und verschwollen; die Dämmerung brach herein, ehe die Ab- lösung kam, also vor Nacht nicht an Efsenholen oder Ablösung zu denken. Man tröstet sich mit der Aussicht auf den Sturm, der um 10 Uhr beginnen soll. Ein kühler Wind weht durch den Hafer; schlecht geschlafen, schlecht genährt, friert man. Liegen bis 12 Uhr nachts. Alles ruhig, also 2 Mann von jeder Gruppe Essen holen. Wir hatten auf Ablösung gerechnet und machen uns nun auf einen weiteren Tag gefaßt. Ein Schlag Essen und ein halbes Brot reicht für den ersten Hunger. Der Tag wird heiß und der Magen knurrt. Nach Dunkel- werden rücken wir endlich in den Reservegraben und bleiben dort zwei Tage. Hier konnte man sich wenigstens seitwärts in die Büsche schlagen. Wir suchten Uns Kartoffeln, ein kleines Hühnchen wuroe mit raschem Schlag„gekauft", dann ging's in ein Panjehaus zum Kochen. Panje beaste(beharkte) uns mit wohlgezielten Schrapnells, weil er den dicken Rauch aufsteigen sah, aber wir ließen uns nicht stören im friedlichen Werk der Sättigung. In der folgenden Nacht rückten wir ab und kamen in Quar- tiere— in ein richtiges Haus mit drei Stockwerken und einem großen Saal. Man konnte es wegen des aufgehäuften Dreckes für eine Filiale der Berliner Müllverwertungsgesellschaft halten. Sofort ging es natürlich an ein Ausräumen des ärgstens Dreckes. Nicht einmal Besen waren in diesem ausgeräumten Kulturbau, ausgeräumt bis auf den Dreck. Aber der deutsche Soldat ist er- finderisch, auch im Besenbinden. Besonders Stephan schien die Beschäftigung des Besenbindens geübt zu haben. Wohl die einzige, die er überhaupt ausgeübt hatte. „Stephan, Du hast ja Dein Licht unter den Scheffel gestellt. Du sagst, Du bist Penner, Du bist der beste Besenbinder, den es gibt." „Ah, is nich so! Was iS guter Kunde, is immer dankbar für Aufnahme und bringt gutte Besen mit." O, du guter alter Lessing, wie wahr sprachst du durch Nathans Mund:„Der wahre Bettler ist doch einzig und allein der wahre König!" Stephan zieht als Bettler durch die Lande, nimmt aus der Fülle der Natur, wo alles einzig nur für ihn gemacht scheint, Und formt aus Reisern Gastgeschenke.
.Siehe Ax. 1® M �PoMärts".
Weil ich beim Portionenempfang nicht zugegen war, hatte mir mein Korporalschaftsführer noch eine kleine Extraarbeit verschafft. Eine große offene Halle hatte ich zu säubern. Mit Löwenmut und einem großen Wachholderstrauch räumte ich als deutscher Pionier mit der russischen Unkultur auf. Blutiges Verbandszeug, liegen- gelassene Patronen, alte Stiefeln, Weinflaschen, Mittagsreste und aller möglicher Kram türmte sich zu einem großen Haufen, den ich hinausschaffte und vergrub. Unterdessen war die große Kiste mit Eisernen Kreuzen ge- kommen. Schwarz-weitze Bänder blinkten in den Knopflöchern. Wenn mich je ein Kreuz gefreut hat, so war es das„Erster" auf der Brust unseres Kompagnieführers, eines Leutnants. Ich weiß nicht, ob er Heldentaten vollbracht hat, wie sie in Büchern erträumt werden, aber im Gefecht war er, trotz seiner Jugend, ein Vater der Kompagnie. Selbst unerschrocken und kaltblütig bis zur Un- Vorsichtigkeit, war sein Augenmerk stets auf Schonung seiner Leute gerichtet. Nie verließ ihn die Ruhe. Am 2S. Juli hatten wir zwei hintereinander liegende Stel- lungen zu nehmen. Als wir den ersten Graben hatten, machten wir halt.„Ruhig, Kinder, erst wollen wir mal frühstücken. Unser° Artillerie sorgt schon dafür, daß Panje nicht wegläuft." An dem Tage machten wir SM Gefangene. Das war ein Tag von vielen, und jeder fand ihn auf seinem Platze, Eisen und Blei tanzten hundertfach an ihm vorbei. „Nanu, Stephan, kein Kreuz?" „Wozu? Was soll ich mit Kreuz auf Landstraße?" „Wird denn nach dem Krieg weitergetippelt?" „Warum nich. Bin ja nich aus Uebung gekommen." Zwei Tage lagen wir im roten Haus, nachts gingS nach vorn, einen Verbindungsgraben schippen. Eben zurückgekommen: Fertigmachen! Umhängen! Marsch! Noch vor Tagesanbruch standen wir im zweiten Graben und schnallten Sturmgepäck. Um 5 Uhr begann die Artillerie. Um 7 Uhr zogen wir den Laufgraben hoch an die erste Linie. 8 Uhr 12 Minuten Sturm. Plötzliche Stille! Neugierig kamen einige Köpfe über den Grabenrand. „Verdammte A....! Wollt Ihr wohl Eure Köppe in den Sand stecken! Panje soll uns wohl erst wegkriegen!" schrie Leut- nant Gr. Pünktlich traf die Quittung von drüben ein. Ein Hagel Schrapnells und Granaten sauste in unsere dichtgedrängten Reihen. Sanitäter..... Pioniere drängten an uns vorbei nach vorn. Ein neuer Eisenhagel.„Sanitäter!" brüllte es von mehreren Stellen. Endlich los! Nach rechts ausschwärmen! Erlösung! Ueber den flachen Wiesenrand vorwärts mit hastigem Schritt. Verwundete von der ersten Linie hinkten uns entgegen, mit dem Lächeln der Erlösten.„Panje ist getürmt!" Ran an den Bahndamm! Still liegen! In die Schienen war ein Graben eingebaut, feste Gewehre mit Zielfernrohren. Ich kroch auf die andere Seite. Kugeln pfiffen von links herüber. Auf dem jenseitigen Abhang des Bahn- dammeS waren Unterstände eingebaut. In einem Unterstand lag ein Russe, verwundet im Schenkel, zähneklappernd. „Chlebg, Panje?" siifiaifl Äfloiii"
Es war ein junger, starker Mensch. Ich band ihm ein Tuch an sein Bajonett, damit er aus dem Unterstand herauswinken könne, wenn die Sanitäter kommen. Brot und Tabak hatte er nicht, sein Sack war ihm verloren gegangen. Nach halblinks mit zehn Schritt Abstand schwärmen! Weiter gings in behaglicher Ruhe in den blühenden, summen- den Fulitag, über Felder und Wiesen wohl vier Kilometer un« gehindert vorwärts. Ein Volk Rebhühner ging vor uns hoch— zwei-, dreimal. Immer dieselben. Ich hatte eine wahnsinnige Lust, mir einen Braten zu erlegen. Wenn ich meines Schuffes sicher gewesen wäre, hätte ich geschossen. Aber: so'n Gewehr ist ein eigen Ding, die Kugel so winzig klein— 6 Millimeter— und der Luftraum so unendlich groß. Durch ein Birkengehölz, das zu einem Hindernis umgewandelt worden war; die jungen, kaum armstarken Birken niedergeschlagen. Nutzlos! Darüber hinweg. Am Rande einer Schonung war be- fohlenes Halt. Einbuddeln! Kaum hatten wir aber unser Loch fertig, da pfiffen die Kugeln von halbrechts fast hinter uns in unsere Flanke. Nach rechts Deckung schaffen! Kaum war der Befehl gegeben, so sahen wir 800 Meter vor uns Russen vorgehen/ In Wellen. Feuer! Geschützfeuer! Den Spaten hingeschmissen. Nach vorn gefeuert. Und von rechts tanzen einem die zwitschern- den Vögel um den Schädel. Ein helles„Ping". Feuer spritzt mir um die Augen, und es klingt in den schon halbtauben Ohrenj hell auf.„Was ist denn das?" Der Unteroffizier neben mir und ich wir sehen uns verdutzt an.„Ach Quatsch! Los! Weiter!" Tu sind die Kerle, 400 Meter.„Feuer!" Schon sieht man hier und da einen kopfüber stürzen, die Maschinengewehre rasseln! „Du, ich kann nicht schießen," ruft mir mein Unteroffizier zu, „mein Gewehr ist vorhin kaput geschossen." „Meines auch," ruft der kleine K.„So'ne Schweinerei!" Wir lachen nervös. Mitten ins Lachen hinein heult der� kleine K. wahnsinnig und schreit. Kopfschuß! Ich schieße nach einem Kerl, der sich einbuddelt— fünf— sechs— sieben Schutz—. der Kerl buddelt weiter! In seiner Nähe sehe ich die Spritzer aufstäuben. „Du, siehst Du den Kerl da vorn buddeln?" „Wo?—" „Da rechts von dem kleinen Strauch!" „Ach, dal Jawohl. 400 Meter, was? Aufsitzen! Los! Einer beobachtet, der andere schießt!" Wir schießen auf den flüchtig auftauchenden Buddler. Wohl fünfzehn Schuß. Ich glaube, wenn der Kerl es aushält, buddelt er immer noch. Unteroffizier W. war zu dem kleinen K. gekniet und verband ihm den klaffenden Schädel. Leise wimmernd sank er in Bewußt- losigkeit.... Der Angriff war abgeschlagen, der Graben wurde vertieft und nach rechts befestigt. Das Flankenfeuer hielt an. Jedem, der sich nur zeigte, sauste es wie Peitschenschlag um die Ohren. Gegen 12 Uhr gingen von jeder Gruppe 2 Mann zum Essenholen. � Gewitter und Platzregen scheuchen uns vom Boden auf, dazwischen bunzfyi tum feuilen hie KWllMK dxejlü sie jm WettUeit mit der