Ms einer Säuglingsfiirsorge- stelle. Mit planvoller Sänglingsfürsorge begann die Stadt Berlin erst im Jahre IMo. Damals eröffnete sie ihre ersten Säuglings- fürsorgestellen, die als Waffe im Kampf gegen die Säuglings sterblichkeit dienen sollten. Sie waren eine Frucht langer Be- ratungen und Verhandlungen, zu denen die Gemeindebehörden zögernd schritten, nachdem ein Antrag der sozialdemokratischen Stadtverordneten sie auf die Notwendigkeit von Maßregeln zur Herabminderung der Säuglingssterblichkeit hingewiesen hatte. Aufgabe der Fürsorgestellen ist, Müttern schwächlicher oder kränklicher Säuglinge ärztlichen Rat über Wartung und Ernährung des Säuglings unentgeltlich zu erteilen und ihnen bei. Bedürfnis auch Kindermilch zu ermäßigtem Preis oder ganz umsonst zu liefern und stillenden Müttern eine Stillbeihilfe in bar zu gewähren. Die Nützlichkeit dieser Matzregeln, durch die übrigens nur erst ein Teil der damals von unseren Genossen in der Stadtverordnetenversammlung aufgestellten Forderungen verwirklicht ist, wird heute wohl von niemand mehr bestritten. Eine allmähliche Erweiterung des Kreises der zu berücksichtigenden Kinder hat die Wirksamkeit der Säuglingsfürsorgsstellen noch gesteigert. Für den Betrieb der Säuglingsfürsorgestellen kann als Muster das eigene Heim dienen, das man der Fürsorgestelle des G e s u n d- brunnens im Hause Badstratze 10 geschaffen hat. Auf dem bisher von einer Markthalle eingenommenen Grundstück hat die Stadt eine Gebäudegruppe errichtet, in der außer einem Armenamt, einer Steuerkass«, einer Schulküche und einer Kinderlesehalle auch die Säuglingsfürsorgestelle untergebracht ist. Hier konnte man von vornherein in den Plänen für die Räume der Fürsorgestelle und für ihre Einrichtung die Erfahrungen benutzen, die bis- her in Säuglingsfürsorgestellen gesammelt worden sind. Ein Besuch dieser Fürsorgestelle bietet nicht viel des„Sehenswerten", wenn man das Wort in dem gewöhnlichen Sinne meint. Er gewährt aber einen Einblick in ernste, treue Arbeit, die zum Wohl des Säuglings getan wird. Die Säuglingsfürsorgestelle in der Badstraße nimmt das Quergebäude ein. Im Erdgeschoß empfängt den Besucher eine geräumige Halle, die von den Müttern als Kinderwagen-Ver- Wahrungsstelle benutzt werden kann. Die stattliche Wagenburg, die hier täglich in der Sprechzeit aufgefahren wird, steht unter beson derer Aufsicht. In dieser Empfangshalle erhält jede Mutter eine Nummerkarte, damit in der Fürsorgestelle eine Abfertigung nach der Reihe gesichert ist. Dann gehts mit dem Säugling hinauf nach dem oberen Stockwerk, wo als erster Raum der Wartesaal sich öffnet. Dem Eintretenden schlägt ein Geschwirr und Gewirr von Tönen entgegen. Mütter sitzen und stehen umher, auf dem Schoß oder in den Armen die Kleinen haltend, deren Quarren und Weinen ihr beschwichtigender Zuspruch zu dämpfen sucht. Große Tische sind aufgestellt, auf denen die Kinder niedergelegt und entkleidet werden können. Jede Mutter meldet sich sogleich nach ihrem Ein tritt bei der Schwester, die in diesem Raum den Vorsitz hat. Hier werden auch die Neuaufnahmen bewirkt, wobei die Mutter ein Wiegeheft eingehändigt erhält, das sie bei jedem Besuch wieder mitbringen mutz. Aus dem Wartesaal trägt die Mutter den entkleideten Säug- ling in das Wiegezimmer, damit zunächst sein Gewicht ermittelt und mit Datum im Wiegeheft vermerkt wird. Sorgfältige Beobachtung der Zu- oder Abnahme des Gewichtes ist in der Säuglingspflege nicht zu entbehren, weil sie einen Gradmesser für das Gedeihen des Säuglings bietet. Aus dem Wiegezimmer geht es weiter zu dem Arztzimmer, dem Mittelpunkt der Säuglingsfürsorgestelle.' Die Fürsorgestelle des Gesundbrunnens, die täglich von 150 bis 160 Müttern aufgesucht wird, hat zwei Äerzte und eine Aerztin. Den Müttern ärztlichen Rat über Pflege und Ernährung des Säuglings zu geben, ist Hauptzweck der Fürsorgestellen. Ein einziger Mißgriff einer unkundigen Mutter kann dem Säugling schweren Schaden bringen, den alle noch so guten Hilfsmittel der Pflege und Ernährung vielleicht nicht aufwiegen. Der Fürsorgearzt besichtigt den Säugling, unterrichtet sich aus dem Wiegeheft, befragt die Mutter über alles Nötige und gibt die Verhaltungsmaßregeln, die der Zustand des Kindes gebietet. Für kleine operative Eingriffe, die gelegentlich nötig werden könnten, steht ein besonderer Raum bereit. Die Fürsorgestellen wirken auch darauf hin, daß die Mütter ihre Kinder möglichst mit der Brust nähren, weil erfahrungsgemäß hierdurch das Gedeihen der Kinder gefördert wird. Diese Bemühungen haben dazu geführt, daß in den Für- sorgestellen Berlins schon seit mehreren Jahren die Brustkinder etwa zwei Drittel aller Pfleglinge ausmachen. Manche Mütter wissen die Ratschläge der Fürsorgestellen so zu schätzen, daß sie „Stammkunden" werden und mit jedem neuen Sprößling, den sie zur Welt bringen, sich immer wieder einfinden. Jede Mutter sollte die Fürsorgestell« so zeitig wie möglich aufsuchen und nicht erst bis zu einer Erkrankung des Säuglings warten. Erfreulicher- weise hat die Zahl der Mütter, die ihre Kinder schon in den ersten Lebenswochen bringen und sich Rat holen, im Laufe der Jahre immer mehr zugenommen. Zunächst müssen die Besuche wöchent- lich wiederholt werden, später schränkt man sie allmählich ein, wenn kein Bedenken dagegen ist. Wenn ein Kind nicht recht gedeihen will, ordnen die Aerzt« häufiger« Besuche an. Eine Ergänzung der Kon- sultationen in der Fürsorgestelle sind die Hausbesuche der Schwestern. Bei Neuaufnahme wird in kürzester Frist ein erster Besuch im Hause gemacht, dem dann in kleineren oder größeren Zeitabständen andere Besuche folgen. Neben dem Rat können die Fürsorgestellen noch Milch und Nährpräparate und für stillende Mütter eine kleine Stillbeihilfe gewähren, immer nach Anweisung des Arztes. Die Abfertigungs- stelle führt Buch über diese Unterstützungen. Sie gibt die Milch- marken aus und auch Kindermilch, die in eigener Milchküche zu- bereitet wird, und zahlt die Stillbeihilfen. Unter dem Einfluß der Reichswochenhilfe, die gleichfalls Stillbeihilfen, und zwar höhere, gewährt, haben in der letzten Zeit die stillenden Mütter sich merk- lich gemehrt, so daß die Bemühungen der Fürsorgestellen wirksam unterstützt worden sind. Für die Besucherinnen der Fürsorge- stelle ist der Abfertigungsraum die letzte Station. Von hier aus werden sie, nachdem alles hübsch gebucht worden ist, entlassen. Besteht nun nicht die Gefahr, daß bei einer so bedeutenden Ansammlung von Kindern einmal eine ansteckende Krankheit über- tragen wird? Verhüten soll das eine Jsolierstation, die sich im Erdgeschoß befindet und völlig getrennt von den übrigen Räumen der Fürsorgestelle ist. Die etwa verdächtigen Kinder werden hier untersucht, und hier werden auch die Mütter abgefertigt. Eni- lassen werden sie durch besonderen Ausgang, so daß sie die Wagen- halle nicht wieder betreten. Von jeder Mutter, die bei ihrem Kind die Entstehung einer ansteckenden Krankheit vermutet, wird er- wartet, daß sie sogleich bei ihrer Ankunft dies in der Wagenhalle der auffichtführenden Schwester sagt. Keine Mutter sollte, wie es tatsächlich vorkommt, eine Art Beleidigung darin sehen, daß die Schwester selber bei verdächtig scheinenden Kindern eine bezügliche Frage an die Mutter richtet. Nur so ist sofortige Isolierung möglich, die von anderen Kindern die Ansteckungsgefahr fernhält. In de« Kampf gegeii die Säuglingssterblichkeit sind die Für-, 1
I sorgestellen gewiß nur ein kleines Mittel. Sie verdienen aber Förderung, weil sie den Säuglingen durch die den Müttern gegebenen Fingerzeige und Beihilfen manchen Schutz gewähren. Die Fürjorge- stellen verdienen auch, daß jede Mutter, die einen Säugling hat, sie beachtet und beizeiten aufsucht. Diese zum Wohl des Säuglings ge schaffene Einrichtung sollte soviel wie möglich benutzt werden,
/lus Groß-öerlin. Abseits Irieürichshagen. Die weitaus meisten Ausflügler, die auf dem Bahnhof Friedrichshagen eintreffen, schlagen sich gleich seitwärts durch die langweilige Friedrichstraße nach dem Ufer des Müggelsees, um von hier aus auf dem Wasser oder jenseits in den Müggelbergen und ihrer Waldumgebung die Lungen zu weiten. Auch die Seestraße bietet nicht viel Interessantes- Anscheinend hat die Gemeinde Friedrichshagen nicht den Ehr- geiz, sich zum modernen märkischen„Seebad" zu entwickeln. Von prächtigen Villenbauten oder anderen Sehenswürdig- leiten ist kaum etwas zu spüren. Die meisten Sommerlokale am Wasser sehen noch genau so aus wie vor zwanzig Jahren. Wer hier am Wasser seßhaft ist, hält den angestammten Grundbesitz fest, hat noch keine Lust oder Gelegenheit zum Spekulieren und huldigt umsomehr den Freuden des Wassersports. Vielleicht ist das ein Vorteil. Darum macht Friedrichshagen , vom See aus gesehen, einen sehr bescheidenen, richtig dörflichen Eindruck. Die sandigen Uferabhänge hinter der Gasanstalt wirken geradezu unschön Viel reizvoller ist das gründichte Südufer vor den Müggelbergen. Wer zur Abwechselung auf Wasser verzichten, neues sehen und sich berauschen will an einem vom großen Verkehr noch wenig berührten Waldgebiet, geht vom Bahnhof Friedrichs- Hagen aus in der Richtung der Bahnlinie eine schnurgerade herrliche Waldchaussee, die in einer knappen Stunde nach Schöneiche führt. Man kann auch mit einem halbstündigen lohnenden Umweg den Weg scharf links vom Bahnhof einschlagen, kommt dann bald zur idyllischen Ravensteiner Mühle, etwas nördlicher nach dem hübschen Forsthaus Neu-Krummen- damm und stößt, scharf rechts nach einem Gestellweg abbiegend, auf die erwähnte Waldchaussee dicht vor Schöneiche . Alle diese Wege, die in Wanderbüchern nicht zu finden sind, führen ausschließlich durch seltener begangenen und deshalb natürlichen Wald. Schöneiche , wo noch vor etwa zehn Jahren das märkische Junkergeschlecht derer von Knobelsdorff hauste, bis Kapitalisten auf der Bildfläche erschienen und den reichen Privatbesitz auf- teilten, hat sich sehr gut herausgemustert. Die Elektrische nach Kalkberge Rüdersdorf durcheilt die freundliche Gemeinde, die nicht mehr viel vom ehemaligen Dorf- und Rittergutscharakter zeigt. Der Königspark in ihrer Mitte mit den haushohen Eichen ist den Weg zu ihm wert. Dichtauf sitzt Klein- Schönebeck, auch kein Dorf alten märkischen Schlages mehr, vom Hauch der Neuzeit munter gerüttelt und schon stark mit Landhäusern durchsetzt. Man vergesse nicht, am Ende des Dorfes die sogenannte Einöde zu besuchen, die eine mächtige Obstplantage darstellt. Die Klein-Schönebecker Mühle ist aber noch ganz ein köstliches Idyll aus der guten alten Zeit. Der in die Müggel fließende Mühlengraben bildet zehn Minuten weiter auch das Rückgrat der reizenden Landhauskolonie Fichtenau mitten in Nadel- und Laubwald. Himmlisch ruhig ist es hier. Der Wald steht greifbar nahe bei den Häusern. Durch den hübschen Kurpark am Mühlenfließ entlang ist in einer Viertelstunde der Bahnhof Rahnsdorf zu erreichen, von dem aus sich reichliche Gelegenheit zu weiteren Wanderungen bietet, so auch nach den nahegelegenen Landhauskolonien Grätzwalde, Wellstein, Schönblick und Hohenberge. Nach 20 Minuten ist man zu Fuß am Ende der Müggel bei Rahns dorf und Neu-Helgoland, ebenso lange fährt die Elektrische für 25 Pfennig nach Woltersdorfer Schleuse. Diese ganze Tour vom Bahnhof Friedrichshagen aus kann man bequem am Nach- mittag erledigen._ 60 Gramm Butter, 30 Gramm Margarine in nächster Woche. Für die Woche vom 17. bis 23. Juli werden nach Ver- öffentlichung der Butterversorgungsstelle Groß-Berlin auf den Butterkartenabschnitt 6l) Gramm Butter und 30 Gramm Mar- garine abgegeben. Bekanntlich hat das Kriegsernährungsamt die Anordnung getroffen, daß die Fettportion pro Kopf und Woche 90 Gramm nicht übersteigen dürfe. Die Abgabe der Margarine ist in die Verteilung der Butter mit eingezogen worden. Der Bezug der Margarine ist daher nur dort zulässig, wo der Käufer auf Grund der Verordnung über die Anmeldung des Butterbezngs in das Kundenverzeich- nis eingetragen ist. Besondere Margarinekarten werden nicht ausgegeben, vielmehr dient der Butterkartenabschnitt zur gleichzeitigen Entnahme beider Fette. Selbstver- ständlich bleibt jedem unbenommen, nur 60 Gramm Butter oder nur 30 Gramm Margarine zu kaufen. Die Preise sind auf 32 Pf. für 60 Gramm Butter bester Beschaffenheit und auf 12 Pf. für 30 Gramm Margarine festgesetzt.
Täglicher Meischverkauf. In Fleischerkreisen bestehen immer noch Zweifel darüber, ob in den Ladengeschäften Dienstags und Freitags der Fleisch- verkauf gestattet ist. Es wird nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, daß seit dem 1. Juli d. I. in Ladengeschäften der Fleischverkauf täglich stattfinden kann.
Bekanntmachung. Amtlich. Berlin , 13. Juli. (W. T. B.) Meine Bekanntmachung vom 13. August 1915— O. 37 942—, nach der Rotkohl. Weißkohl, Wirsingkohl, Kohl- rabi, grüne frische Gurken und Mohrrüben im Kleinhandel nur nach Gewicht verkauft werden dürfen, setze ich hier- mit außer Kraft. Ter Oberbefehlshaber in den Marken gez. v. Kessel. Generaloberst.
Tariferhöhung sind vom Verbandsausschuß e i n st i m m i g ab« gelehnt worden.- Maßgebend war dabei die Meinung, daß während des Krieges an eine solche Maßnahme überhaupt nicht gedacht werden dürfe. Diese Auffassung ist von den Berliner Vertretern in vollem Umfange geteilt worden. Gerade die Stadt Berlin ist am ehesten in der Lage, bei ihrer Kriegssürsorge zu erkennen, wie schwer die große Masse der Bevölkerung davon betroffen werden würde, wenn zu den Schwieligkeilen und den Preissteigerungen in der Lebensmittelversorgung auch noch eine durch die Verhältnisse nicht unbedingt gebotene Verkehrsverteuerung hinzuträte. Seit dem vorigen Jahre hat sich ein Anlaß zur Aenderung dieser Haltung nicht er- geben. Um so weniger als weder die Große Berliner Straßenbahn noch die Hoch- und Untergrundbahn irgendwelchen Antrag auf Toris- erhöhung gestellt' haben. Soweit bis jetzt erkennbar, geht das Be- streben dahin, diesen Anstalten, welche einen Gesamtverkehr von 605 Millionen Personen im Jahre haben, die Tariferhöhung künst- lich aufzunötigen, weil eine solche für die Allgemeine Omnibus- gesellschaft mit nur 94,6 Millionen Fahrgästen im Jahre unumgäng- lich sei, also wegen eines Bruchteiles von etwa Vg eine schwerwiegende Belastung dcS ganzen Verkehrs herbeizuführen. Ueberraschend ist die Andeutung, die Stadt Berlin , welche einen Kriegsaufwand von 300 bis 400 Millionen gehabt hat, solle, indem sie ihre Vertragsrechte einschränken läßt, dazu beitragen, der Großen Berliner Straßenbahn, die in den ersten sechs Monaten dieses Jahres über zwei Millionen Mark mehr eingenommen hat als in dem gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres, zu einer Mehreinnahme von 10 bis 12 Millionen Mark im Jahre zu verhelfen. Berlin ist in der vorliegenden Frage nach keiner Richtung auf seinen Sonder- vorteil bedacht, sondern läßt sich lediglich von allgemeinen Verkehrs- erwägungen leiten; aber seine bestehenden Vertrags» rechte würde es sich nicht verkürzen lassen.
Die Preise für Wild steigen; Kaninchen, die sonst 50 und 75 Pf. das Stück kosteten, sind heute nicht unter 2 M. zu haben. Fasanen, Hasen, Enten. Rehe, Rot- und Damwild, sogar Schwazwild erzielen Phantasiepreise. Auch für Birkhühner und anderes Wild werden Preise bewilligt, die in gar keinem Verhältnis zu ihrem Werte stehen. Für kleine Kriekenten wurden 2stz und 3 M. bezahlt gegen 75 Pf. vor Beginn des Krieges. Während nun diese Preise steigen, fallen die Pachten für Jagden ganz bedeutend. Manche Jagd ist jetzt ausgeboten, wie saures Bier. Wucher überall! In der letzten Ouartalsversammlung der Tischlerinnung teilte der Obermeister mit, daß die Innung sich beschwerdeführend an das Reichsamt des Innern gewendet habe, damit es dem Wucher der Leimhändler entgegenwirken möge. Die Preise für Leim sind in der letzten Zeit um 2—300 Prozent erhöht worden, ein Wucher, der unerhört sei. Die Innung habe darum gebeten, daß die Behörde Höchstpreise für Leim festsetze, und vom Ministerium des Innern sei die Ant- wort eingegangen, daß man sich mit der Beschwerde befasse und die Angelegenheit einer Prüfung unterziehe. Die Innung hat ferner Vorkehrungen getroffen, daß die Mit- glieder unter Umgehung des Zwischenhandels sich Leim besorgen können, ein Ausweg, der durchaus verständlich ist, uns selbst aber in vergangenen Zeiten immer scharfe Angriffe von jener Seite ein- gebracht hat, die jetzt auch dazu übergehen mutz. Auch ein Stück Umlernen I_ Zu den beiden Bankveruntrcuungcn ist nicht viel Neues zu be- richten. Weder Stephan und feine Geliebte Marie Hörasch, noch Oueißer sind ermittelt._ Warnung vor einem Schwindler. Unter dem Namen Julius Schneider und Vorzeigung einer angeblichen' MiigliedSkarte des 5. Berliner Wahlkreises besucht ein Schwindler Ehefrauen und Eltern von Verhafteten, erzählt alles mögliche von den Verhafteten und sucht allerlei über dieselben und ihre Verwandten zu erfahren. Ein Julius Schneider ist nicht Mit- glied des Wahlvereins des 5. Wahlkreises, der Verein hat keine Mitglieds karten. Man nehme sich vor diesem und ähnlichen Schwindlern in acht, da sie offenbar nichts Gutes beabsichtigen. Neun Monate Gefängnis für 10 Pfund Mehl. Der Kutscher Franz V. in Charlottenbueg war beauftragt, für den Magistrat eine Ladung Mehl auf den städtischen Speicher zu fahren. Er benutzte die günstige Gelegenheit, einen der Säcke um ein Quantum von 19 Pfund zu seinen Gunsten zu erleichtern. Ein Bäckermeister hatte von seinem Laubenlande aus diesen unerlaubten Eingriff oder besser Einschnitt in den städtischen Mehlsack be- obaihtet und die Polizei darauf aufmerksam gemacht. Diese fand auch bei Untersuchung des Wagens den Beutel mit Mehl in einem Kasten unter dem Kutschersitz. Der Kutscher hat diese 19 Pfund Mehl mit neun Monaten Gefängnis zu bezahlen.
Tie Stadt Berlin und die Verkehrsverteuerung. Die Haltung der Stadt Berlin gegenüber den fortgesetzten An- trägen auf Erhöhung der Verkehrstarife, namentlich derjenigen der Großen Berliner Straßenbahn und der Hoch- und Untergrundbahn wird von einer der Zwecksverbandsverwaltung nahestehenden Seite in durchaus unzutreffender Weise gekennzeichnet. Es sei deshalb folgendes festgestellt: Die vorjährigen Anträge der Großen Berliner Straßenbahn auf
Der Verein Berliner Volksküchen teilt uns zu unserer Notiz „Das verlängerte Mittagessen" mit, daß es am Freitag Back- pflaumen mit Reis gegeben habe. Dieses Gericht dicke aber in der Gulaschkanone nach und deshalb sei von der Wirtschafterin zu dem dicken Reis in heißem Wasser ausgelöste Zitronensäure mit Zucker und anderen Zutaten hinzugetan worden. Bemerkt sei, daß der Verein seit 50 Jahren besteht und nicht auf Erwerb gegründet ist. Sine Anzahl Ehrendamen stellte sich selbstlos in den Dienst der Sache. Odstkernsammelstcllen sind in verschiedenen Gegenden der Stadt auf Veranlassung des Vaterländischen Frauenvereins eingerichtet worden und zwar: SW. 11, Schöneberger Str. 22, Kohlen-Großhandlung Berger u. Kulp, 17. 28, Gleimstr. 62, am Nordbahnhof, Berger u. Kulp, NWl 40. Heidestr. 21, am Lehrter Bahnhof , Efrem u. Bicknase, Kohlen-Großhandlung, O. 17, Fruchistr. 16, am Ostbahnhof, Louis Schulze. Kohlenspedition, 80. Görlitzer Ufer 5, am Görlitzer Bahn- Hof, Louis Schulze, Kohlenspedition. Die Sammler und Sammlerinnen werden gebeten, die getrennt nach einzelnen Gattungen, also nicht vermischt abzuliefernden Kerne der nächstgelegenen Sammelstelle zu übermitteln. Die Samm- lung und Aufbewahrung von Obstkernen geschieht für die Oel- gewmnung. Beim Abspringen von einem fahrenden Straßenbahnwagen schwer verunglückt ist in der vergangenen Nackt gegen 3 Uhr eine un- bekannnte Frau in Neukölln. Sie zog sich dabei vor dem Hause Kaiser-Friedrich-Str. 66 einen schweren Schädelbruch zu, an dem sie im Krankenhause in Buckow noch besinnungslos danieder liegt. Die Verunglückte ist ungefähr 28—30 Jahre alt und trug einen braunen Rock, eine weiße Bluse mit rosa Blumen, eine helle Reformschürze, schwarze Strümpfe und gelbe Sandalen. Zirkus Krone verbleibt nur noch bis Montag, den 17. d. Mts., am Neuköllner Ringbahnhos. Großfeuer kam in der letzten Nacht vermutlich durch elektrischen Kurzschluß in der Konservenfabrik von Holm u. Kompagnie in Lichten- berg, Herzbergstraße 127, die auch in Treptow , Puderstraße 23, einen großen Betrieb unterhält, zum Ausbruch. Gemeldet wurde der Brand gegen 1 Uhr nachts. Als die Lichtenberger Feuerwehr an der Brand - stelle ankam, stand das einstöckige Kesselhaus mit angrenzenden Räumen schon vollständig in Flammen. Brandinspektor Groß ließ sofort mit vier Schlauchleitungen einen umfassenden Angriff aus» führen, um die übrigen Fabrikgebäude, das Kontor und die Lager-