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Nr. 194.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 151 90-151 97.

Die wirtschaftliche Zwangslage der Schweiz  .

Aus der Schweiz   wird uns geschrieben:

Die Schwierigkeiten der Schweiz   auf wirtschaftlichem Ge­biete, die der Krieg mit sich brachte und die während der 23 Striegsmonate mit mehr oder weniger Erfolg zu über­winden waren, haben sich neuerdings verschärft. Die Note der deutschen   Regierung vom 9. Juni an den schweizerischen Bundesrat, betreffend die Leistung von Kompensationen für gelieferte Waren im Werte von 17 Millionen Franken, hat die Schweiz   in einige Verlegenheit gebracht. Es fehlt der Schweiz   nicht an dem guten Willen, die deutschen   Forderungen zu erfüllen, sondern an dem erforderlichen Können, da auf der anderen Seite die Ententestaaten stehen und eine pein­liche Kontrolle über die schweizerische Ausfuhr nach Deutsch­ land   und Desterreich ausüben. In dem speziellen Fall, den die deutsche Reklamation betrifft, handelt es sich um Waren im Werte von 16 Millionen Frank- Baumwolle, andere Rohstoffe und Lebensmittel, die für Deutschland  aufgekauft worden waren, deren Freigabe und Ausfuhr aber die Ententemächte durch ihren Einspruch verhindern.

Der schweizerische Bundesrat tat, was unter den ob­waltenden Umständen geboten erschien, er schickte eine De­legation nach Paris  , die unter Führung des dortigen schweizerischen Gesandten Lardy mit den Vertretern der Ententestaaten unterhandelte, um die Zustimmung zum schweizerischen Stompensationsverkehr mit den Zentralmächten zu erlangen, was leider nicht erreicht wurde. Die Delegation fehrte underrichteter Dinge wieder in die Schweiz   zurück und es bleibt nun abzuwarten, ob sie noch einmal nach Paris  geht, um durch nochmalige Unterhandlungen das gewünschte Entgegenkommen zu finden, oder ob die Verhandlungen durch den schweizerischen Gesandten Lardy in Paris   allein mit den Vertretern der Ententestaaten fortgeführt werden. Für diese eventuellen neuen Unterhandlungen liegt ein Vor. schlag vor, nach dem die Ententestaaten den Weitertransport der aufgehaltenen 600 Wagenladungen nach Deutschland   unter der Bedingung gestatten. wollen, daß nachher die fertige Ware aus Deutschland   wieder in die Schweiz   zurückgeschickt werde.

Die Verhandlungen des schweizerischen Bundesrats mit der deutschen   Regierung zur gegenseitigen Verständigung werden fortgeführt. Es ist ihnen in allseitigem Interesse ein baldiger Erfolg zu wünschen.

Bei der Schweiz  , Deutschland   und Frankreich  , aber auch Desterreich und Italien   handelt es sich um Nachbarstaaten, die vor dem Krieg in regem, gegenseitigem Güteraustausch auf­einander angewiesen waren, die ihn auch während der Kriegs­zeit in beschränktem Umfange fortsetzten und die ihn nicht minder in der Friedenszeit wieder sehr zu pflegen wissen werden. Für den Fortgang und Ausgang des Krieges kommt der schweizerischen Ausfuhr keinerlei entscheidende Bedeutung zu. Für die 68 Millionen Einwohner des Deutschen Reiches ist es gewiß ganz unerheblich, ob aus der Schweiz   für 10 oder auch 20 Millionen Frank Lebensmittel mehr oder weniger ausgeführt werden, obwohl selbstverständlich jede einzelne Sendung in jedem einzelnen Fall willkommen ist. Was in dieser Beziehung von sich aus die Schweiz   tun kann, ist immer geschehen. So hat sie im Jahre 1915 186 878 Doppelzentner frische Milch ausgeführt gegen 170 747 in 1914 und 181 178 Doppelzentner in 1913; 437 116 Doppelzentner tondensierte Milch gegen 453 918 in 1914 und 405 585 Doppelzentner in 1913; 387 082 Doppelzentner frisches Obst gegen 426 559 Doppelzentner in 1914 und 29 319 Doppelzentner in 1913; 332 111 Doppelzentner Hartkäse gegen 847 848 und 856 822 Doppelzentner; 11756 Stüd Vieh gegen 22 667 und 15 348 usw. Und dabei ist gleichzeitig die Lebensmitteleinfuhr der Schweiz   aus dem Auslande ganz bedeutend zurückgegangen, so daß sie eigentlich die Menge der von ihr ausgeführten Lebensmittel ganz gut für die ordentliche Ernährung der eigenen Bevölkerung hätte gebrauchen können. So ist z. B. die Einfuhr von Tieren von 275 604 Stück in 1913 zurück­gegangen auf 59 703 in 1915; von Früchten von 2377 808 Doppelzentner auf 1011 062 Doppelzentner; Getreide von 10 166 94 Doppelzentner auf 7888 731 Doppelzentner; ani­malische Nahrungsmittel von 647 312 Doppelzentner auf 297 826 Doppelzentner uit.

Nach dem Beispiel der kriegführenden Länder hat auch die Schweiz   für wichtige Lebensmittel und Bedarfsartikel die Ausfuhr verboten; aber es werden so viele Ausfuhr­bewilligungen erteilt und es gehen so viele Postpakete mit Lebensmitteln aller Art an die Zivilbevölkerung und an die Soldaten in die kriegführenden Länder, daß sie ebenfalls eine ansehnliche Menge ausmachen.

Der Kompensationsverkehr der Schweiz   mit den krieg­führenden Ländern ist berechtigt und geregelt. Sowohl mit den Zentralmächten als auch mit den Ententemächten sind Ver­einbarungen getroffen und für den Verkehr mit den ersteren die Treuhandstelle in Zürich   und mit den anderen der Einfuhr­trust mit dem Size in Bern   errichtet worden. In seinem Be­richt über die Kriegsmaßnahmen an die Bundesversammlung sagt der schweizerische Bundesrat unter anderem: Es ist ins

Montag, den 17. Juli 1916.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

besondere diese Seite der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik, welche

Meldung des Großen Hauptquartiers. che vielfach mißverſtanden wird und ſeit Beginn der aus

Amtlich. Großes Hauptquartier, 16. Juli 1916.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Beiderseits der Somme starke Artillerietätigkeit. Im Laufe des Nachmittags brachen vier starke englische  Angriffe im Abschnitt Ovillers- Bazentin- le- Petit vor unseren Linien ebenso restlos zusammen, wie am Vor­mittag ein östlich von Bazentin angesetzter Angriff.

Südlich der Somme entspann sich abends ein leb­haftes Gefecht bei und südlich von Bia che s. Ein Teil des Dorfes ist wieder von uns besetzt. Es wurden über hundert Gefangene gemacht. Französische   Angriffe wur­den bei Barleur sowie in Gegend von Estrées und west­lich davon, diese bereits im Sperrfeuer unter großen Ver­lusten, abgewiesen.

Deftlich der Maas   setten die Franzosen nachmittags starke Kräfte gegen die Höhe Kalte Erde" und gegen Fleury an; sie hatten keine Erfolge. Bei ihrem abends wiederholten Anlauf drangen sie südwestlich des Werkes Thiaumont in fleine Teile unserer vordersten Linie ein, um die noch gekämpft wird.

Auf der übrigen Front wurden feindliche Patrouillenunternehmungen, nördlich von Dulches­Craonnelle auch der Angriff größerer Abteilungen, ab­geschlagen.

Nördlich von Chilly brachte eine deutsche Patrouille 24 Franzosen und ein Maschinengewehr ein.

Westlich von Loos wurde ein feindliches Flugzeug durch Infanterie abgeschossen. Es stürzte in unser Hindernis ab; ein durch Abwehrfeuer beschädigter Doppeldecker fiel bei Nesle in unsere Hand.

Deftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg  .

Keine besonderen Ereignisse. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern  .

Russische   Gegenangriffe gegen die von uns wieder­gewonnenen Linien in Gegend Strobowa blieben ergeb­nislos. 6 Offiziere 114 Mann fielen in unsere Hand. Heeresgruppe des Generals v. Linsingen. Südwestlich von Luck sind deutsche Truppen im Gegenstoß gegen angreifende russische Kräfte. Bei der

Armee des Generals Grafen v. Bothmer  ist die Lage unverändert.

Balkan  - Kriegsschauplah.

Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 16. Juli.  ( W. T. 8.) Amtlich wird ver­lautbart:

Russischer Kriegsschauplatz.

In der Bukowina griff der Feind gestern unsere Stellun gen auf der Höhe Capul und beim Gestüt Luczina neuerdings an. Er wurde im Handgemenge geworfen.

Die Zahl der bei Jablonica   eingebrachten Gefangenen hat sich auf 3 Offiziere, 316 Mann erhöht.

Im Raume von Nowo- Poczajew scheiterte ein nächtlicher Borstoß der Russen gegen unsere Vorposten.

Südwestlich von Luck sind wieder stärkere Kräfte im

Gange.

Westlich von Torczyn schlugen unsere Truppen einen nach heftiger Artillerievorbereitung geführten russischen Angriff zurüd.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Auf unseren Stellungen im Raume des Borcola- Paffes lag andauerndes schweres Artilleriefeuer. Feindliche Flieger belegten Vielgereuth erfolglos mit Bomben. Im Gebiete des Tofana I brachen wiederholte Angriffe der Italiener zu­sammen.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

An der unteren Bojuja Artilleriekämpfe und Geplänkel. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

b. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

nahmsweisen wirtschaftlichen Verhältnisse einem völlig un­berechtigten Mißtrauen und großer Verständnislosigkeit be­gegnet ist. Der sogenannte Kompensationsverkehr ist cine Zwangslage unserer wirtschaftlichen Abhängigkeit von beiden Mächtegruppen, die nicht nur den Krieg in Waffen, sondern daneben auch einen erbitterten wirtschaftlichen Krieg unter sich führen. Er ist eine Lebensfrage für eine ganze Reihe von schweizerischen Industrien, nicht minder aber auch für unsere Landwirtschaft. Er ist denn auch durch Verständigung mit den Regierungen in ge­wissen Grenzen anerkannt und steht daher auf durchaus legitimem Boden."

Der schweizerische Bundesrat gibt dann zu, daß dieser Kompensationsverkehr seine großen Schattenseiten hat, namentlich ein Spekulantentum mit Preistreibereien be­günstigt. Darum hatte die sozialdemokratische Partei schon längst die Verstaatlichung des Kompensationsverkehrs ge­fordert, die mit Bestandsaufnahme und Beschlagnahme eine fast vollkommene Kontrolle der schweizerischen Ausfuhr er­möglicht und die Stellung der Schweiz   gegenüber den krieg­führenden Ländern gestärkt und befestigt haben würde.

Zahlreiche Kriegerfrauen mit ihren Stindern, Krieger­witwen und-Waisen, zahlreiche andere ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen arbeiten und leben in der Schweiz   auch während des Krieges und haben hier ihre Eristenz. 15 000 trante Strieger und Kriegsbeschädigte sind in die Schweiz   ge­kommen, um hier ihre Gesundheit wiederzuerlangen und weitere Tausende solcher werden voraussichtlich noch folgen.

Alle diese Verhältnisse heischen die weitherzigste Rücksicht­nahme und das größte Entgegenkommen der kriegführenden Regierungen gegenüber der Schweiz  ; heischen die Befreiung der Schweiz   aus der Zwangslage, in die sie ohne ihre Schuld gebracht wurde. ( z)

Eine dänische Demonstration für den Frieden.

Kopenhagen  , 15. Juli.  ( W. T. B.) Ein Kreis hervor­ragender dänischer Männer und Frauen, darunter das Oberhaupt der dänischen Landeskirche, Bischof Osterfeld, und der Kopenhagener Bürgermeister Jensen, fordert in einem Aufruf das gesamte Dänenvolk auf, sich einer großen Friedensdemonstration anzuschließen, die am 1. August, diesem traurigsten Gedenktage des jezigen Menschengeschlechts, in allen neutralen Ländern durch Abhaltung öffentlicher Versammlungen, Volksumzüge, Gottesdienste, Glockenläuten veranstaltet werden soll. Der Aufruf stellt allen Vereinen und Gemeinden, der Geistlichkeit, den Schulen, Lehrern und dem Gesamtvolk anheim, sich am 1. August dem gemeinsamen Protest gegen den Weltkrieg und alle zukünftigen Kriege anzuschließen und den ernsten Willen Dänemarks   zur Aufrechterhaltung der Neutralität und seinen Glauben an eine internationale Rechtsordnung wie einen internationalen Gerichtshof sowie seinen innigsten Wunsch nach einem baldigen, auf das Recht anstatt auf die Macht ge­gründeten Frieden kundzugeben.

Ein Schweizer   Urteil über die Kriegslage.

Der Berner Bund" schreibt u. a. zur Kriegslage: Die deutsche Heeresleitung hat jetzt im Osten und Westen Aufgaben zu lösen, die ihr bisher in solcher Dringlichkeit und Vielfältigkeit gleichzeitig noch nie gestellt worden sind. Um so erstaunlicher ist die Kraft und Ruhe, die Deutschland   in seiner strategischen Defen five zeigt, die immer noch vom operativen Gedanken vergeistigt er­scheint. Nie war der Friedensgedanke lebhafter als jezt angesichts der ungeheuren Verluste, die auf allen Seiten von allen friegführenden Parteien getragen werden müssen. Nie war aber auch die Verwirklichung des Friedens unwahrscheinlicher als in diesem Augenblick, da die Zen­tralmächte in angespanntester Verteidigung fechten und die Entente das Gesez des Handelns endgültig an sich zu reißen hofft. Dazu gehört indes nicht nur die Entfesselung, sondern auch die glückliche Durchführung der Generaloffensive. Eine Lösung dieses Pro­blems ist noch keineswegs sichergestellt. Mißlingt die Offensive der Entente oder bleibt sie unterwegs liegen, so kehrt die Gunst der Verhältnisse endgültig zu den Zentralmächten zurück. Den an der Peripherie in Neutralität verharrenden Staaten, vor allem Holland  und der Schweiz  , ist unter diesen Umständen militärische Bereit­schaft doppelt vonnöten, denn je nach dem Gang der Dinge ist ein Debordieren der Kriegshandlungen nicht absolut ausgeschlossen.

Der französische   Tagesbericht.

Paris  , 16. Juli.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Sonnabend nachmittag. Auf dem linken Ufer der Maas  wurde ein deutscher Handgranatenangriff gegen den nordöstlichen Teil des Werkes von Avocourt zurückgeschlagen. Auf dem rechten Ufer war der Artilleriekampf immer kräftig im Abschnitt von Fleurh. Mehrere deutsche Erkundungsabteilungen wurden durch unser Gewehrfeuer in den Gehölzen von Vaug und Chapitre zer­sprengt. Im Walde von Apremont scheiterten mehrere deutsche Angriffsversuche im Sperrfeuer.

Paris  , 15. Juli.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht vom Sonnabend abend. Auf dem rechten Ufer der Maas   war die Beschießung beiderseits im Abschnitt von Fleurh sehr heftig. Bon der übrigen Front tein wichtiges Ereignis.