schlössen, um England zu ermöglichen, die deutschen Truppen auS den von ihnen angegriffenen Ländern hinauszuwerfen; aber wir haben keinerlei Veranlassung, den Kapitalisten dauernd Gewinne zu sichern. Die englischen Kapitalisten sprechen von einem Krieg nach dem Krieg. Das ist ihre Sache. Wir haben aber auch einen Krieg nach dem Krieg vorzubereiten, der sich aber nicht gegen Deutschland richten wird. Unsere Kapitalisten und ihre Presse irren, wenn sie glauben, daß wir uns auch später auf ihre Seite stellen werden, weil wir das während des jetzigen Krieges ge- tan haben. Kein Arbeiter mit Klassenbewußtsein, der jetzt als Sol- dat in den Schützengräben steht und dort seine Offiziere zu beurteilen gelernt hat, wird geneigt sein, diesen Offizieren noch zu folgen, wenn die Offiziere wieder in der Industrie tätig sind. Dann wird kein Arbeiter vergessen, daß dieselbe Klasse Menschen ihre Ausbeuter und Gegner in Fabrik und Werkstatt sind. Weder ihr noch unsere Grundsätze haben sich geändert, und wir werden gegen die Kapitalisten auf dem Felde der Industrie und der Politik künstig mit nicht weniger Eifer fechten, weil wir diesen Kampf mit ihnen unter dem Druck einer zwingenden Notwendigkeit vorübergehend aufgegeben haben. Verschärfung üer italienischen Grenz- maßnahmen. Bern , 2t. Juli. fW. T. B.) Gestern unterzeichnete der italienische Reichsverweser ein Dekret, durch das die Grenz» maßnahmen gegen Italiener und Ausländer der« schärft werden. In der Regel ist danach feindlichen Staats- ungehörigen und Bürgern von Staaten, mit denen die diplo- malischen Beziehungen abgebrochen sind, der Zutritt nach Italien verboten. Ausnahmen können unter Ermächtigung des Ministers des Innern erfolgen. Der griechische wahlfelözug. Athen , 24. Juli. (Indirekt. T. U.) Der Wahlfeldzug ist eifrig im Gange. Die Benizelos-Partei hat bereits ihre sämtlichen Kandi- baten namhaft gemacht. Eine große Anzahl von Agitatoren bereisen das Land, um für Venizelos Stimmung zu macken. Der bisherige Ministerpräsident Skuludis kandidiert in Attila , Dragumis in Salo - niki. Die aus dem Kabinett ausgetretenen Mitglieder beschlossen. eine gemeinsame Liste von Kandidaten aufzustellen, die den Kampf mit den Benezelisten aufnehmen solle.
politische Uebersicht. Alldeutsche Kricgsziele. In der„Deutschen Tageszeitung- läßt sich Graf Reventlow wieder einmal über seine und seiner Freunde Kriegöziele aus; besonderen Nachdruck legt er dabei auf das künftige Schicksal Belgiens . Die„Garantien", die er fordert, müssen„im machtpolitischen und wirtschafts- politischen Sinne von Grund aus real sein". Internationale Vereinbarungen und„irgendwelche Zukunftsphantasien" werden abgelehnt. .In Belgien dürfte man sich... ganz außerordentlich in der Annahme täuschen, daß das deutsche Volk, soweit es imstande ist, politische und nationale Realitäten zu begreifen, auch nur einen Augenblick daran denken könnte, diese in und nach dem We st en liegende Lebensfrage des Deutschen Reiches und Volkes zu verneinen. Jede Halbheit wäre eine Verneinung und ebenso jede Politik, welche diese Frage nicht als wirkliche deutsche Lebensfrage be« handelte, oder aber sich durch Phantasmen und Doktrinen über das Wesen tatsächlich realer Garantie irreführen ließe, oder sich mit mehr oder minder Absicht selbst darüber täuschte." Und etwas später: .Was über die.Wiederherstellung des belgischen Staates" geredet wird, hat uns nicht zu kümmern. Der belgische Staat, ein künstliches und ungesundes Gebilde in sich, hat wahrlich genügend gezeigt, daß er auch vor diesem Kriege nicht die Garantien geben konnte, deren Leistung die Voraussetzung seiner Existenzberechtigung war. Eine belgische Nation hat es nie gegeben und gibt es nicht." Welche Garantien Herr Reventlow allein als„real" gelten lassen will, kann danach nicht mehr zweifelhaft sein. Er will mit seinen Freunden Belgien möglichst ohne Ein- schränkung verschlucken. Das„deutsche Volk", das er bei diesem Plan hinter sich haben will, besteht dann geWitz aber nur in seiner Phantasie. Der einträgliche Krieg. Der Nationalökonom Steinmann-Bucher, der Herausgeber des Verbandsorgans des Zentralverbandes beut- scher Industrieller, hat ein Buch über das deutsche Volksver» mögen im Kriege geschrieben. Verschiedene Abschnitte, die die„Frankfurter Zeitung " daraus zitiert, gewähren einen be- merkenswerten Einblick in die Stimmungen, mit denen die dem Herrn Steinmann-Bucher nahestehenden Kreise den Krieg betrachten. U. a. schreibt der Verfasser des Werkes: „Soweit unsere wirtschaftlichen inneren Interessen in Frage stehen, so besteht eine allgemeine Uebereinstimmung zwischen den breitesten Schichten des deutschen Volkes, daß ein Zustand, der bei hohen Preisen hohe Löhne und gewisse Gewinne gewährleistet, eigentlich erträglich und einträglich zugleich ist und noch erträglicher wäre, wenn� er nicht mit so großen Opfern an deutschem Blute verbunden wäre und wenn nicht doch noch größere oder kleinere Gruppen von Staatsbürgern(Beamte, Fest- besoldete, gewisse Gewerbe) unter der Kriegskonjunktur schwer zu leiden hätten. Aber das friedliche deutsche Voll, das über vier Jahrzehnte keinen Krieg geführt und sich mit der ruhigen, geduld- heischenden Friedensarbeit in dieser Zeit begnügt hat, hat nun, das mögen sich die feindlichen Völker gesagt sein lassen, sozusagen den Braten gerochen und am Kriege Geschmack gefunden, und es könnte leicht sein, daß es fortan geneigt wäre, sich öfter als bisher im Kriegshandwerk zu üben oder gar bis auf weiteres nach der einen oder anderen Seite, zum Beispiel gegen den„Beherrscher der Meere", einen dauernden Krieg zu führen." Daß der Schreiber dieser Sätze es wagt, sich auf das .Volk" zu berufen, ist eine Anmaßung, wie sie größer kaum gedacht werden kann. Das Volk spürt in seinen breitesten Schichten nichts von der„Einträglichkeit" des Krieges, und -hat an ihm alles andere, aber wahrhaftig keinen Geschmack ge- funden. Aber ist es nicht bezeichnend, daß Leute über den Krieg so denken, wie dieser Herr Steinmann-Bucher? Die großen Opfer, die der Krieg erfordert, sind ihnen ein bißchen peinlich, und ohne sie wäre der Krieg noch„erträglicher", aber „erträglich" ist er auch so, weil er ein so„einträgliches" Ge- schäft ist, ein„Braten", nach dem ihnen immer wieder das Wasser im Munde zusammenlaufen wird. Selbst die sehr ge- mäßigte liberale„Magdeburgische Zeitung" sieht sich genötigt, gegenüber diesen Ausführungen zu erklären:„Das Volk führt und erträgt diesen Krieg und bejaht seine Fortsetzung aus einem gänzlich anderen Geiste heraus, dem gegenüber die Schilderung des Herrn Steinmann sich wie eine B la s- p h e m i e ausnimmt." Das Blatt glaubt sogar, einen Strich ziehen zu müssen zwischen dem Verfasser des Buches und den ihm so nahestehenden industriellen Kreisen. Daß diese Kreise mit der Veröffentlichung dex Gedankengänge ihres Redakteurs
nicht sehr einverstanden sein werden, wollen wir gerne glauben. Möglich schon, daß sie ihm darüber auch etwas„vertraulich eröffnen". Aber das braucht noch nicht zu bedeuten, daß Herr Steinmann-Bucher nun mit seinen Anschauungen allein steht...._ „Land oder Geld!" Der Leser möge nicht erschrecken: Die Ueberschrift, die an das bekannte Drohwort„Geld oder Loben!" erinnert, stammt nicht von uns, sondern von Herrn Georg Bernhard , dem literarischen Chef der Firma Ullstein, der dem schon sehr abgeblaßten Liberalis- mus der„V o s s i s ch e n" durch kräftige Unterstützung national- liberaler und konservativer Wünsche und Gedankengänge eine bläu- liche Färbung zu geben sucht. In seinem Montagsartikel kritisiert er die von uns wiedergegebene Entschließung des Parteiaus- schusses über Annexionen. Er will dieses„gefährliche Schlagwort" aus„nebelhaften Phrasenhöhen" etwas in die„Erden- nähe" herabholen und es als das darstellen, was es nach seiner Ansicht ist, als eine„höchst simple Kalkulationsangelegenheit". In diese„Kalkulation" patzt es offenbar sehr gut hinein, daß aus der Resolution des Parteiausschusses der poliffsch bedeutsamste Teil fortgelassen wird. Nach den Worten: „Die Sozialdemokratie hält'fest an der prinzipiellen Verwerfung aller Annexionen, sowie an jeder poli- tischen Vergewaltigung eines Volkes von irgendeiner Seite" fehlt der Satz, auf den es vor allem ankommt: „denn diese würden nur weitere Kriege in der Zukunft zur Folge habe n." Um so breitspuriger marschiert bei Herrn Bernhard der nachfolgende Satz auf: „Die Sozialdemokratie erklärt, daß die Verteidigung unseres Landes, die Sicherung seiner politischen Unver- s e h r t h e i t und wirtschaftlichen Entwickelungs- s r e i h e i t das einzige Kriegsziel sein müsse." Wo, srägte er nun verwundert, sind die Leute, die etwa dem „Traum einer deutschen Weltherrschaft" nachjagen? Die Sozial- demokratie kämpfe in ihrem Protest gegen sie„gegen Windmühlen ". „Wenn man sie wirklich an irgendeinem Stammtisch entdeckt, so sollte man ihnen ruhig ihr Vergnügen an ihren Forderungen lassen, denen kein Maßgebender Gehör schenken wird." Nun, wir wollen Herrn Bernhard sein„Vergnügen" lassen, diese Leute nur„an irgendeinem Stammtisch" zu sehen und kind- lichen Gemüts daran zu glauben, daß dem Geschrei der Annexionisten „kein Matzgebender Gehör schenken" werde, ohne daß ihm der kräftige, unzweideutige Wunsch der arbeitenden Klassen entgegen- gesetzt wird. Auch das„Vergnügen" wollen wir ihm lassen, sich an den Schönheiten der„nationalen Haßpolitik" und der„Siche- rungen" für die Zukunft zu erfreuen: „Wir können uns auch für die Zukunft nicht darauf ver- lassen, daß die Verwerflich keit nationaler Haß- Politik eingesehen wird. Wir müssen uns auf alle Fälle gegen jede Wiederholung von Ueberfällen schützen, und daher müssen wir es denjenigen, denen die Aufgabe des militärischen Schutzes unserer Unversehrtheit zufällt, völlig überlassen, welche Grenzen sie als Garantie für die Möglichkeit wirksamen Schutzes fordern. Wir sind überzeugt, daß auch die Sozialdemokratie dahingehende Forderungen, die nach be- dächtiger Erwägung von den Führern unseres Heeres und unserer Marine aufgestellt werden, nicht als Annexionen be- zeichnen wird, denen man sich prinzipiell widersetzen kann." Wogegen wir mit aller Entschiedenheit an zweierlei zu erinnern wagen: 1. an die bekannten Auseinandersetzungen zwischen Bis- marck und Moltke über die„Sicherung" der deutsch -französischen Grenze, und 2. daran, daß unter den oben gekennzeichneten Ver- Hältnissen jede Erörterung über Annexionen zweck- und nutzlos sein wird. Herr Bernhard scheint aber offenbar anderer Meinung zu sein. Unter Anlehnung an die Sätze der Parteiausschuß-Resolution über die Sicherung der„wirtschaftlichen Entwicklungsfreiheit" des deutschen Volkes schmuggelt er durch ein Hinterpförtchen das ein, was er an- geblich als Kriegsziel überhaupt verwirft: „Nichts liegt uns ferner als Länderraub. Aber wir stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß uns dieser Krieg aufgezwungen worden ist, und daß daher der Schaden, der uns ent- standen ist, nicht von uns gedeckt zu werden braucht. Wir haben für diesen Schadenersatzanspruch wertvollen P f a n d b e s i tz. Ent- weder löst der Feind diese Pfänder aus, dann vermögen wir Schulden zu tilgen und damit sinken automatisch die Verzinsungs- und Til- gungsnotwendigkeiten. Oder wir behalten das verpfändete Land in der Hand, so decken wir durch dessen Erträgnisse einen erheblichen Teil unserer Unkosten für Verzinsung und Tilgung. Also: Ent- weder Land oder Geld!" „So betrachtet," fährt Herr Bernhard fort,„nimmt sich die Frage der Annexionen doch wesentlich anders aus. Man kann grund- sätzlich Annexionen ablehnen und wird sie als äußerstes, wenn auch ungewolltes Mittel der wirtschaftlichen Sanierung doch an- nehmen müssen." Da ist die.Kreuzzeitung" denn doch schon offenherziger. Sie lobt die Ausführungen Bernhards und bemerkt kühl: „Es ist das derselbe Gedanke, den wir im Auge hatten, als wir hervorhoben, daß bei der Feststellung der Kriegsziele im Westen nicht allein der Gesichtspunkt der Siche- rung in Frage komme. Wenn nämlich eine Kriegs- entschädigung in ausreichender Höhe nicht zu erlangen ist, so kann die ungeheure Last der Kriegskosten nur dadurch erträglicher werden, daß breitere Schultern sie auf sich nehmen." Mit anderen Worten: Wenn Ihr, Sozialdemokraten, uns nicht bei unserer Forderung von Annexionen zur Sicherung der„Wirt- schaftlichen Entwickelungsfreiheit" unterstützt, werden die„breite- ren Schultern" die ungeheure Last der Kriegskosten auf sich nehmen müssen! Wie gegenüber dieser Drohung die Ueberschrift, nach Bernhard, variiert werden muß, überlassen wir unseren ge- neigten Lesern._
Abgeordneter Oertel gestorben. Einer der bekanntesten und energischsten Vertreter agra- rischer Wünsche und Forderungen, der Hauptschriftleiter der „Deutschen Tageszeitung" und Reichstagsabgeordnete Doktor Georg Oertel ist gestorben. Vom Lehrpult eines sächsischen Realgymnasiums wurde er 1894 in die Redaktion des neugegründeten Hauptblattes des Agraiertums berufen, nachdem er schon vorher für die konservative Partei in Sachsen eine lebhafte Tätigkeit entfaltet hatte. Er leitete das Blatt journalistisch nicht ohne Geschick, politisch mit der Rücksichts- losigkeit bei der Verfechtung konservativ-agrarischer Interessen. die seine politische Tätigkeit überhaupt auszeichnete. Im Jahr 1898 wurde er zum ersten Male in den Reichstag gewählt; 1903 und 1907 gelang es ihm nicht, Wahlsiege zu erringen. Erst 1908 eroberte er wieder ein Mandat. Als Redner wußte er im Reichstag stets sich das Ohr des Hauses zu verschaffen; er sprach wirkungsvoll und nicht ohne schlagfertigen Witz. Aber auch hier kam es ihm nicht darauf an, mit sehr anfechtbaren Mitteln seinen Gegnern zuzusetzen. In der Aufstellung von Forderungen zum Vorteil der an- geblich so notleidenden Landwirtschaft kannte er kein Maß. Die Hochschutzzölle waren ihm nicht hoch genug. Aber um den
agrarischen Wünschen mehr Nachdruck zu verleihen, suchte er doch auch Anschluß an die Schwerindustrie, und die Sorge um die „Autorität" der bestehenden Gewalten ließ ihn ebenso nach dem Zentrum hin Fühlung nehmen. Für alle freiheitlichen Bestrebungen hatte er kein Verständnis. Er schwärmte für die Wiedereinführung der Prügelstrafe, und das hat seinen Namen in den breiteren Kreisen des Volkes vielleicht am be- kanntesten gemacht. Noch während der letzten Reichstagstagung ergriff Oertel mit gewohnter Lebhaftigkeit das Wort, um allerlei Wünsche und Beschwerden vorzubringen. Die Einfügung des§ 17» in das Rcichsvereinsgesetz suchte er um jeden Preis zu verhindern, weil ihm schon diese„Reform" zu weit ging. In dem Blatte, dessen Chefredakteur er war, war er allerdings in den letzten Monaten weniger zu Wort gekommen. Das dürfte man aber auf andere Einflüsse zurückführen alS im Versagen seiner Kräfte. Der Tod kam unerwartet. Oertel ist 60 Jahre alt geworden. Der Wahlkreis, der durch seinen Tod frei wird, ist Nams- lau-Brieg. Dr. Oertel siegte in ihm 1912 mit 8549 gegen 3915 sozialdemokratische, 3187 fortschrittliche und 637 frei- konservative Stimmen._
Aus dem Bundesrat. Amtlich wird unter dem 24. Juli mitgeteilt: In der heutigen Sitzung des Bundesrats gelangten zur Annahme: Der Entwurf einer Bekanntmachung über die Aufhebung der Bekanntmachungen über die Höchstpreise für Brotgetreide, für Gerste und für Hafer vom 23. Juli 1916, der Entwurf einer Bekanntmachung betreffend die Einfuhr von Fohlen und ein dritter Nachtrag zu den Be- stimmungen über die Verwendung der Reichsmittel, die zur Unter- stützung von Gemeinden auf dem Gebiete der Kriegswohlfahrtspflege bereitgestellt sind._
Aus der Zivilvcrwaltung im okkupierten Polen . Ueber Veränderungen in der Zivilverwaltung für Russisch-Polen berichtet das W. T. B.: An Stelle des zum Landeshauptmann von Schlesien gewählten Landrats von Thaer. des Leiters der Kirchenabteilung beim Verwaltungschef für das Generalgouvernement Warschau , ist der Londrat Graf von Posadowsky- Wehner in die Zentralverwaltung nacki Warschau berufen worden. Graf von Posa- dowsky-Wehner war bisher Kreischef in Lowicz (Russisch-Polen). Ferner ist der bisher dem Polizeipräsidium in Lodz angehörende Landrat von Zipewitz vorübergehend zur kommissarischen Beschäs- tigung in die Reichskanzlei berufen worden.
Das tägliche örot. Kartoffelpreis für Minderbemittelte. Amtlich wird durch W. T. B. bekanntgegeben: In An- erkennung der Belastung, die durch hohe Frühkartoffelpreise für die minderbemittelte Bevölkerung leicht entstehen kann, hat sich das Reich bereit erklärt, den Gemeinden, die diese Kartoffeln Minderbemittelten und Kriegsangehörigen zum Kleinhandelspreise von neun Pfennig für das Pfund zugänglich machen, ein Drittel des sich hieraus ergebenden Schadens zu erstatten, falls die beiden Drittel von den Bundes st aaten und den Gemeinden zu gleichen Anteilen getragen werden.
Eine zweite„Mühlenkonferenz" mit der Reichs» getreidestelle fand am 18. Juli statt. Unterstaatssekretär Michaelis führte ein« leitend aus, daß über den Umfang des zu bewirtschaftenden Mahl- gutes der neuen Ernte noch kein abschließendes Urteil möglich sei, besonders erschwere das regnerische Wetter die Abschätzung des Ernteertrags. Nach der aufgenommenen Statistik über die Anbau- flächen dürfe man auf eine größere Ernte als im Vorjahr rechnen. Man dürfe sich aber keinem allzu großen Optimismus hingeben. In den besetzten feindlichen Gebietsteilen sei die Bestellung der Felder gut. und höhere Erträgnisse als im Vorjahre dürften von dort er- wartet werden. Die Vertreter der Mühlenverbände wünschten übereinstimmend eine gleichmäßige Beschäftigung der Mühlen, diese sei nur möglich, wenn die Reichsgetreidestelle ausgleichend wirke. Einzelne Mühlen erzielten jetzt noch große Gewinne, weil sie für die Heeresverwaltung. Reichsgetreidestelle und Kommunalverband beschäftigt seien, während andere Mühlen zu Tausenden minderbeschäftigt seien. Vor allem sollten beim Vermählen des Beutegetreides nicht wieder einzelne wenige Mühlen bevorzugt werden. Die Kleinmühlenvertreter wünschten Ausdehnung der Selbst« Wirtschaft der Kommunalverbände nnd Zusammenschluß kleinerer Mühlen zu geschäftsfähigen Einheiten, damit sie von der Reichs- getreidestelle beschäftigt werden könnten. Direktor Köpke von der R. G. gab bekannt, daß zirka 480 Mühlen an die R. G. angeschlossen seien und daß sie unter 60 Proz. ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt seien.— Unterstaatssekretär Michaelis bemerkte, daß die R. G. keinen bestimmenden Einfluß auf die Verteilung der Mahlaufträge durch die Kommunalverbände aus- üben könne. Sie wirke aber durch die oberen Verwaltungsbehörden in diesem Sinne auf die Kommunalverbände ein und greife aus- gleichend durch ihre Mehlauflräge ein, wo das notwendig sei. Auf mehrfache Anfragen, besonders des an der Besprechung teil- nehmenden Abg. Käppler wurde erklärt, daß die häufig aufgestellte Behauptung, große Mengen des für die R. G. lagernden Getreides und Mehles seien verdorben, unbegründet sei.
Letzte Nachrichten. Neue englische Kriegskreditc. London , 24. Juli. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Unterhaus. Asquith legte eine Kreditforderung über 450MiIIionenPfundSterling(9 Milliarden Mark) vor, womit die gesamten Kriegskredite seit dem Be- ginn des Krieges auf 2832 Millionen Pfund Sterling kom- men. Asquith sagte, die Erhöhung der täglichen Kriegskosten auf 5 050600 Pfund für die Periode vom 21. Mai bis zum 22. Juli sei im wesentlichen auf die Ausgaben für Armee, Flotte und Munition zurückzuführen. Die Ausgaben für die Flotte hielten sich auf der früheren Höhe, und eine beträcht- liche Erhöhung sei in der nächsten Zukunft nicht zu erwarten. Die Ausgaben für die Armee hätten ihren Höhepunkt im No- vember 1915 erreicht, würden aber im Juli 1916 wohl noch höher steigen und diesen Stand in der nächsten Zukunft bei- behalten, wenn nicht eine große Veränderung in der Politik vorgenommen würde. � Die Ausgaben für Munition hätten einen Höhepunkt erreicht und würden vielleicht noch höher steigen. Die Darlehen an die Verbündeten und die Dominions betrügen im täglichen Durchschnitt 132 000 Pfund Sterling und vom 1, April bis zum 22, IM 157 Millionen._