Zum!♦ Mal. Der 1. Mai hat die kritischen Jahre überstanden; er hat gestegt. Wäre es eine flüchtige Laune des Augenblicks und Stroh- fever einer fliegenden Begeisterung gewesen, was dein Pariser Kongreß seinen Beschluß eingab: ein Weltfest des arbeitenden Volkes zu gründen— der Beschluß wäre ein todter Buchstabe geblieben. Ein, zwei Jahre hätte wohl die or- ganisirte Sozialdemokratie aus Rücksicht auf den internationalen Kongreßbeschluß die Feier versucht— allein es wäre künstliche Mache gewesen, und das nicht lebensfähige Kindlein wäre in der Stille«lnes sanften Todes verblichen. Das Kindlein hat sich aber sehr lebenskräftig gezeigt; es konnte sogar in der zartesten Jugend allerhand Püffe vertragen, und ist nun zu einem ge- sunden Jungen herangewachsen, der über die Fährlichkeiten des KindesalterS hinaus ist. Ja manchen Puff hat der erste Mai aushalten muffen— und nicht bloS von Seiten der Feinde. Die Hinderniff«, welche die Kapitaltstenklass« unmittelbar oder durch die Behörden des KlaffenstaatS jeder proletarischen Regung und Schöpfung entgegenstellt, zählen wir hier nicht; sie gehören zu unserer Ent- Wickelung und kräftigen nur, wie der Sturmwind und die Un- bilden der Witterung den wachsenden Baum stärken. Die Aefahr kam aus den eigenen Reihen, aus den Reihender Arbeiter. Gerade in den beiden Ländern, wo die Arbeiter- bewegung am besten organisirt ist— in England mit seiner großen gewerkschastlichen, in Deutschland mit seiner großen politischen Organisation—, entsprangen Meinungsverschieden- heiten in bezug aus den Tag der Feier. Ueber die Art der Feier ist zwar in Paris nichts festgestellt worden, allein es liegt in der Natur der Sache, daß ein Festtag der Arbeiter, um ganz seinem Zwecke zu entspreche», auch ei» Feiertag sein muß, an dem der Arbeiter mit feiner Familie von der Arbeitskette der Lohnsklaverei befreit ist. Da nun der erste Mai durchschnittlich nur alle 7 Jahre auf einen Sonntag fällt, so müssen die Arbeiter, wollen sie für diesen Tag die Kette ab- streifen, den 1. Mai zu einem Feiertag machen, an dein grund- sätzlich nicht gearbeitet wird. Bei der gegenwärtigen Heftig- keit und Schärfe des Klassenkampfs und der wirthschaftlicheu Nothlage ist jedoch nicht zu erwarten, daß die Arbeit- geber freiwillig auf einen Tag der Ausbeutung verzichten. Sie müßten dazu gezwungen werden und unter den ob- waltenden Verhältnissen sind hierzu die Arbeiter nicht stark genug. In England und in Deutschland ist dies von den organisirten Arbeitern erkannt worden— gerade weil sie organisirt, und demzufolge im Stande sind, ihre Kräfte und die der Gegner ab- zuschätzen. So kam eS, daß in England die Maifeier auf den ersten Sonntag im Mai verlegt wurde, und daß in Deutschland eine Strömung für die Feier am ersten Sonntag des Mai sich bildete, und die Parteileitung im Interesse der Arbeiter von jedem Versuch, die Arbeitsruhe zu erzwingen, abmahnen mußte. Anders in den Ländern, wo der l. Mai, wie in Amerika und zum Theil in Oesterreich , Frankreich und den übrigen romanischen Staaten, schon ein anerkannter Volksfeiertag ist, oder wo der Kampf zwischen Arbeitern und Unternehmern einen milderen Charakter hat, so daß eine gütliche Einigung dort möglich. Diese Verschiedenheit der Bedingungen für die Feier des Maifestes hatte eine Verschiedenheit der Feier zur Folge und bedrohte die Einheitlichkeit des Festes, in der wesentlich seine Bedeutung liegt. Es kam zu kleinen Reibungen. Die, welche dem ersten Sonnta, deS Mai das Wort redeten geriethen in den Geruch der Rechäungsträgerei, und die Thor- heit eines Streikkanipfes um die Arbeitsruhr am 1. Mai ver- leidete Diesem und Jenem die Maifeier. Das ist die Wahrheit und wir wollen sie nicht vertuschen. Allein der Gedanke des Maifestes war zu gut und zu richtig, als daß die Verwirklichung hätte ausbleiben können. Die Proletarier wollten ihren Wellfeiertag, und die Hinderniffe wurden aus dem Wege geräumt. Die Mißverständnisse hoben sich, und statt zu streiten, strebte inan der Einigung zu. Die zwei Jahre, die den Brüsseler Kongreß von dem „Das schon. Das schon.... Fürcht'st D' Dich ani End'?" Das letzte Wort entschied. Der Bauer zog seine oppe an und begann langsam hinab steigen. Als die eiden nuten ankanien, fanden sie Hunderte von Menschen in einem Kreise zusammengetreten, in der Mitte stand auf einem großen Stein ein Mann und hielt eine Rede. „Siehst' d's, da hast's, Hab ich Tir's nct g'sagt!" meinte der Sölch.„Das ist ja der Tischer!" Der alte Bauer gab seinem Nachbar einen Puff, damit er verstumme. Und der Redner fuhr fort: „Zum Schlüsse möchte ich noch einige Worte richten an Euch, Ihr Dienstboten und Hüttelleute, Häusler und Kleinbauern; Ihr kennt mich alle, Ihr ans Nendorf, Ihr anS Leuth oldsgrün dort und Ihr aus Hermannsrcnlh und Ahr wißt, wer ich bin. Warum wir, die Industriearbeiter, den ersten Mai als Festtag feiern, habt ihr vorhin gehört; aber auch ihr habt alle Ursach', zu uns zu halten und net zu denen, welche das Geld maßclweiß messen. Hand aufs Herz, und gebt ehrlich und richtig Antwort: Was bleibt Euch den«, Ihr Halb- und Viertclsbauern, wenn Ihr im Herbst die Steuern bezahlt habt und zu Martini die Zinsen, und die Versicherung und die Umlagen, und die kleinen Tröpfelschuldcn beim Kramer, im Wirthshans und in der Stadt beim Kaufmann? Hau?" „A goldenes Nix!" platzte ein junger Bauer, der den ganzen Kopf voll gelber Locken hatte, heraus, drückte sich aber sofort, um nicht die Aufmerksamkeit ans sich zu ziehen. „Recht hast, Garlner-Seppl," fuhr der Redner fort. „'S stimnit, was d' g'sagt hast. Und zwegen deniNix und dem silbernen Wart-a-weu'g müßt Ihr Euch plagen und schinden's ganze Jahr wie net recht gescheid, Sommer wie Winter. Tag und Nacht?!„ Ist das a Ge- rcchtigkeit? Ewig net... Aber ich Hab ja von was anderm reden wollen. Viel' Bauern denken noch allweil, wir, die Spzi, wollen ihnen ihre Höfeln und Felder wegnehmen. Daß ich net lach! Hört's, Männer, wie kann man denn Ein'm was wegnehme, das ihm gar nct mehr g'hört, das bis zur letzten Schindel, bis zun, kleinsten Feldsteinrl mit Hypotheken vollpflastert ist? Und sind viele von Euch net in derselben Lag', ohne daß Ihr was dafür könnt? Es darf ja hcut' Pariser trennten, hatten schon Manches geklärt. Und der Brüsseler Kongreß nahm die Resolution an: Um dem 1. Mai seinett bestimmten ökonomischen Charakter: die Forderung des Achtstundentages und die Bekundung des Klassenkampfes zu wahren, beschließt der Kongreß: Der 1. Mai ist ein gemeinsamer Festtag der Ar- beiter aller Länder, an dem die Arbeiter die Gemeinsam- keit ihrer Forderungen und ihre Solidarität bekunden sollen. Dieser Festtag soll ein Ruhetag sein, soweit das durch die Zustände in den einzelnen Ländern nicht un- möglich gemacht wird. Die dentschen Sozialdemokraten, deren Delegirte für diesen Beschluß stimmten, verzichteten damit ans den Gedanken der Maifeier am ersten Sonntag deS Mai. Immerhin war bei der Unmöglichkeit, das Maifest in den Jahren, wo der 1. Mai auf einen Werktag fiel, nach Wunsch zu begehen, der Gedanke nicht ausgeschlossen, am ersten Sonntag deS Mai wenigstens eine Er- gänzungsfeier vorzunehmen; und außerdem beharrten die Eng- länder ans der Feier am ersten Maisonntag. So war also die Einheitlichkeit ivohl angebahnt, aber noch nicht durchgeführt. Was in Brüssel noch nicht gelungen war, das gelang in Zürich . Der dritte internationale Arbeiterkongreß sah die Proletarier aller Länder einig in dem Gedanken des l. Mai. Die' Engländer, deren gewaltige Arbeiterorgaui- sationen zum ersten Mai aus einem internationalen Arbeiter- kongreß vollzählig vertreten waren, gaben ihre Sonderstellung betreffs des Tages der Feier auf, und seit Zürich haben wir kraft Kongreßbeschluß die Einheitlichkeit der Feier in allen Ländern der Erde. Nur die Frage der Arbeitsruhe deS 1. Mai gab noch Anlaß zu einem Mißverständniß. Di« Mehrheit des Kongresses nahm eine Resolution au. in der«S nach dem deutschen Text heißt: Die Sozialdemokratie eines jeden Landes hat die Pflicht, die Durchführung der Arbeitsruhe am 1. Mai anzustreben und jeden Versuch zu unterstützen, der in dieser Richtung an einzelnen Orten oder von einzelnen Organisationen unternommen wird. Die deutschen Delegirten konnten dem Beschluß in dieser Fassung nicht zustimmen, weil er die Gesanimtpartei für das Handeln irgend eines unbesonnenen Brausekopfs verantwortlich gemacht und uns der Gefahr eines allgemeinen Streiks aus- gesetzt hätte, der unter den obwaltenden Verhältnissen nur unseren Feinden nützen und nur mit unserer Niederlage endigen konnte. Die englischen Abgeordneten, die aus den gleichen Ursachen die gleichen Bedenken hatten, erlangten für den englischen Text eine andere Fassung, welche die P f l i ch t, die allgemeine Arbeits- ruhe für das Maifest zu erstreben, betonte, jedoch die Partei nicht zur Unterstützung jede? einzelnen Versuchs verpflichtete. Dieser englischen Fassung, die vom Kongreß auch an- genommen wurde, schlössen die deutschen Delegirten sich an. Und in dem Geist dieser Fassung hat unser letzter Parteitag— in Köln — sich über die Maifeier in einer fast einstimmig— mit 192 gegen 3 Stimmen— gefaßten Resolution ausgesprochen. In Frankreich und. Oesterreich, den beiden Ländern, die von vornherein sich entschieden für die allgemeine Arbeitsruhe und gegen die Verlegung der Feier auf den Sonntag erklärt hatten, ist daS Heraustreten der Engländer aus ihrer Sonderstellung und der Beschluß deS deutschen Parteitages jubelnd begrüßt worden. Die Einheitlichkeit der Maifeier ist damit gesichert: am l. Mai 1394, und vom 1. Mai 1894 ab hat das internationale Proletariat nur ein Maifest. Und entsprechend den Fortschritten der internationalen Proletarierbewegung hat auch das Maifest sich erweitert. Während es anfangs das Ringen um den Acht- stundentag zur greisbaren Hauptaufgabe hatte, ist jetzt neben dieses Ziel, ohne es in den Hintergrund zu drängen, der Krieg gegen den Krieg, der Kampf um den Frieden und gegen den Alp der Nationen: den Militarismus gestellt. Auf allen Gebieten hat die Partei an Einheitlichkeit und innerer Kraft gewonnen. Die drei internationalen Kongresse be- einem kleinen Bauern nur a Ochs sich dick fressen und er ist schon g'liefert. Ja, sagen die Ein', wir müßen es halt mit den reichen Leuten halten. Hört's einmal, wären die Herren reich worden, wenn's den armen Leuten'was geben hätten? Andere sagen: Der Staat muß helfen. Der Staat? Ja, der schaut gerade aus danach. Dem geht's ja so net z'sammen mit'n Geld, allweil verlangt er mehr Steuern und Rekruten, und was Ihr zahlt, das wird verpulvert, verschossen und vermarschirt. Wir, die Arbeiter, haben heut' unser Mai- fest g'fciert, und Ihr,— Ihr habt es schon eher g'fcicrt, wie wir. Ter Stiegl-Franz humpert und verzieht 's G'sicht. Da giebt's nix zun: Lachen, das ist Thatsach'. Ihr habt zu Ostern am ersten Feiertag Kreutzcln g'schnitzt, sie auf's Eck ins Kornfeld g'stcckt und a„Palmkatzl" dazu g'setzt. Gestern, Walpurgi auf d' Nacht, hat icder Haus- vater ein' Rasen g'stochen und vor die Thür vom Kuhstall g'legt. Heut' haben die Bauern ihren Saatgang gemacht. Ist das Nix, oder ist das nur so eine Dummheit? O, das ist ein urall's Herkomme», aber vergessen ist's worden, was es zu bedeuten hat. Unsre Altvordern, die alten Dentschen, die waren, eh' sie Christen wurden, schon Bauern g'west. Aber net so war's damals, wie heut, daß der Ein' ein Mordstrumm von einem Hof hat, vier Roß und zivanzig Ochsen, sein Nachbar aber fährt mit zwei Küh'n, denen d'Rippen anßerstehn wie an Gams- bock. Alle Felder haben der G'meind' g'hört und alle Jahr zeitlich im Frühjahr sind sie in so viel Loos zerlegt worden, als's Haushalten geben hat. Jeder hat sein Loos in die Mützen' g'worfen, wie Ihr es beim Kegelschieben macht, wenn Ihr eine„Partie" spielt; dann ist g'schüttelt worden, und dem sein Loos heraus- g'fallen ist, der hat das Feld kriegt, das an der Reih' war. Oft war er beim Loosen net dabei, und da ist sein Zeichen ins Feld g'steckt woroen, damit er's kennt. Das bedeut' Euer Kreuzl und„Palmkatzel". War die Bertheilung vorbei, dann haben sich die Leut' ihre Felder genau an- g'schaut und überlegt, was sich da am besten hiueinsäen läßt. SehtZ Ihr, und das ist Euer Saat- vdcr Maigang. Damals hat's keine Armenhäusl'n geb'n und keine Bettelleut, und jeder, der hat arbeiten künden stetigen Fortschritt. Paris , Brüssel , Zürich — sind Etappen unseres Vormarsches. In Pari? wurde der große Bundes- Vertrag—?acts d'Alliance— geschlossen und das Bundesfest eingerichtet. Brüssel begann die praktische Organisation und bereitete die Vereinigung der streitenden Fraktionen in Frankreich vor. Zürich brachte die Einigung aller politischer Organisationen und die allgemeine Verständigung. Die Franzosen waren zwar durch die Wahl an zahlreichem Besuche gehindert, allein in dem Wahlfeldzug des vorigen Herbstes bewiesen sie durch die That, daß der Geist des Züricher Kongresses sie beseelte— und der Lohn ist nicht aus- geblieben. Mußten wir leider die Anwesenheit vieler unserer französischen Freunde entbehren, so war dafür die italienische Sozialdemokratie in einer Stärke erschienen, die uns alle über- raschle. Und zum ersten Mal war das englische Proletariat, organisirt in seinen großen Gewerkschaften, auf einem inter - nationalen sozialistischen Kongreß voll vertreten, so daß wir beim Anblick der englischen Delegirten sagen konnten: die organisirle englische Arbeiterschaft gehört von jetzt an zur internationalen Arbeiterarmee. Mas in Paris noch ein schöner und kühner Traum war, das war in Zürich Wahrheit geworden. Auf dem ersten Kongreß waren die Franzosen noch gespalten, in Italien nur schwache Ansätze der Organisation, aus England nur wenige Delegirten, die aber von keiner der großen Gewerk- schaflen entsandt waren, und noch vielfach Unklarheit in bezug aus den praktischen Aktionsplan und die Taktik;— in Zürich , nachdem Brüssel schon tüchtig vorgearbeitet, die Arbeiter aller Länder in Wirklichkeit, nicht blos in Worten, geeinigt, und die völlige Einheitlichkeit des Denkens und Handels hergestellt. Wohl schreibe» die Organe des deutschen Bügerthums jetzt wie- der höhnend von einer„Kraftprobe". Sie hätten es so gern gesehen, wenn das Proletariat den 1. Mai zum Ausgangspunkt einer all- gemeinen Arbeitseinstellung machte. Das klassenbewußte Prole- tariat ist für solche Tollheiten nicht zu haben. Es berechnet die Machtverhältnisse, und, des Sieges sicher, gefährdet es ihn nicht durch abenteuerliche Unternehmungen. Wir besorgen nicht die Geschäfte unserer Feinde. Und Kraftproben! Nun, wir haben Kraftproben gehabt. Haben unser« Feinde den 15. Juni 1893 vergessen? Und der 1. Mai selbst! Gegen den Willen, gegen die Anstrengungen des internationalen Aus- beuterthums ist er das Fest der Arbeit geworden� das er werden sollte. Und er wird es bleiben; denn er hat fest Wurzel gesaßt in den Herzen der Arbeiter, und der Wille der Arbeiter hat sich stärker erwiesen, als der ihrer Feinde. Das deutsche Bürgerthum hat auch ein Volksfest zu gründen versucht. Neben den kirchlichen Feiertagen vermaß es sich, einen eigenen Feiertag zu schaffen zur Verherrlichung des Chauvinismus und des Massenmords: den S e d a n s t a g. Die besitzende Klasse hat alle ihre Machthebel in Bewegung gesetzt, um dem deutschen Volke diesen Tag aufzudrängen. Die Bemühungen waren umsonst. Soweit das Sedansfest nicht ein befohlenes Polizei» und Beamtenfest ist, wird es nur von einem Theil der herrschenden Klasse gefeiert. Die Sozialdemokratie, die von Anfang an gegen dieses Fest der Barbarei ihre Stimme erhob, hat gesiegt: das Fest der Bourgeoisie war eine Fehlgeburt. Und wie die Sozial» demokratie das Fest der Bourgeoisie scheitern ließ, so hat sie dem Fest der Arbeit und der Kultur, das die Bourgeoisie mit aller Macht unterdrücken wollte, den Sieg errungen. War das nicht eine Kraftprobe, eine zwiefache Kraftprobe: das Fiasko des SedanStages, der Triumph des l. Mai? Da hat sich gezeigt, wo am Ende des neunzehnten Jahr» Hunderts die schöpferische Kraft ist. Die herrschende Klasse ver- mag nichts gegen die welterobernde Sozialdemokratie. Auch die letzte Hoffnung der niedergehenden Bourgeoisie, der Anarchismus, dieser hirntolle Doppelgänger der an- archistischen bürgerlichen Gesellschaft, wird an der Sozialdemokratie zu Schanden. Der Bliyschein seiner krachenden Bomben hat nur die Schwäche und Feigheit der herrschenden Klasse grell be- leuchtet, unsere Verachtung für sie nur gesteigert. Und wollen, hat sein reichlich's Draußkommen g'habt für's ganze Leben, wie es sich für einen ehrlichen Menschen auch g hört. Und wir, die Sozi, die Umstürzler und Leutverhetzer, wie der Pfarrer sagt, wir wollen auch nichts anders. Wir wollen, daß keiner mehr einen Tropfen Schweiß umsonst vergießt, für sonst und wieder nichts; wir wolle» net, daß der eine sich mit lauter Arbeit die Haut vom Leib schind't, a anderer aber den ganzen Tag aus'm Ruhbett liegt und sich die Sonn' ins Maul scheinen läßt. Kein Wucherer soll mehr ein' arbeitsamen Menschen aus sein'm Häusl ver- jagen, arbeiten soll jeder, wie er's g'lernt hat und kann, aber keiner soll Roth leiden. Das wollen wir und nix anderes. Ist das ivaS Schlech'S? Männer, überlegt Euch, wohin Ihr g'hört: Zu denen, die von Euch und Eurer Arbeit leben, oder zu uns, die wollen, daß es anders, besser wird... Landsleut'! Wenn wir z'sammeuhalten, jagen wir den Teufel ans der Höll'... Der Tischler sprang voni Steins und trat zu dem alten Bauer.„Schön willkommen, Vetter Lorenz! Auch a weng auf'u Beinen?" Den Alten hatte die allgemeine Aufmerk- samkeit, welche sich auf ihn lenkte, etwas eingeschüchtert; stumm erwiderte er den Händedruck, aber aus seinen Augen lachte die Freude, daß der, welcher so redeil konnte, aus seineni Dorfe stammte.--- Ueber die Wälder, Matten und Fluren der Vorberge sanken die Abeudschatten. Die Ausflügler hatte» sich zu einem Zug geordnet, die Fahnen flatterten, und mit Singen und Jauchzen gings die Höhe hinab. Auf der Waldwiese stand allein noch der alte Lorenz. Jetzt kam der Zug um eine Waldspitze herum, und ganz deutlich schlug an das Ohr des Lauschenden der marschtaktmäßige Sang: „Wir rollten froh das Banner auf, Mit festen Händen woll'n wir's halten; Es wird und muß im Sturm besteh»: Die Zukunft rauscht in seinen Falten.. „Recht hat der Tischer! Zehnmal Recht! schrie der Bauer und dann schritt er aus, den Berg hinab, daß die Bänder seines Hutes flatterten, und die Schenkelmuskeln die ziegenledernen Schäfte seiner hohen Stiefel spannten.
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