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Nr. 214. 33. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Chronik des Weltkrieges.

6. August 1914.

Von der Ostgrenze wird amtlich gemeldet, daß der Versuch ruffischer Kavalleriedivisionen, zwischen Lautenburg und Soldau den deutschen Grenzschutz zu durchbrechen, abgewiesen wurde. Entgegen­stehende russische Meldungen entsprächen nicht den Tatsachen.

Eine amtliche Meldung beruhigt die Berliner Bevölkerung über das häufige Erscheinen von Flugzeugen. Es handle sich dabei um deutsche Flugzeuge; das Erscheinen feindlicher Flugzeuge in der Provinz Brandenburg sei fast ausgeschlossen. Durch unvorsichtiges Borgehen, namentlich wildes Drauflosschießen, würden die deutschen Flieger den schwersten Gefahren ausgesetzt.

Der Wirtschaftskrieg.

Ueber den ökonomischen Krieg nach dem militärischen Krieg liegt folgender im Namen der holländischen Delegation eingebrachter Be­richt von F. M. Wibaut vor:

In Deutschland und Desterreich hat der Wirtschaftskrieg eine konkrete Form bekommen im Naumannschen Vorschlag der Bildung eines Mitteleuropa .

Sonntag, 6. Auguft 1916.

Die

zöllen, und das Produktionsmonopol hat zu bestimmen. Sozialdemokratie hat daher das größte Interesse daran, den Frei­handel in seiner vollen Wirksamkeit wiederherzustellen, um die vernunftmäßige Organisation der Weltproduktion vorzubereiten. Sicherlich wird das sozialistische Regime seinerseits die Konkurrenz in einem gewissen Ausmaß aufheben, d. h. soweit, als die Kon­furrenz die Ergiebigkeit der Produktion beeinträchtigt. Aber wenn die Trusts und Kartelle ein Interesse daran finden, die Produktion In Großbritannien und Frankreich wurde eine entsprechende Be- einzuschränken, so verfolgen sie ein entgegengesetztes Ziel. Die wegung sichtbar, die zu den Beschlüssen der Pariser Wirtschaftskon- Arbeiterklasse hat ein mächtiges Interesse daran, den natürlichen Gebieten der Produktion die freie Entwickelung zu verschaffen, von Gebieten, die zugleich durch Schüßengräben und durch Zolltarife leichtern und so eine friedliche Arbeitergemeinschaft der autonomen Naumann sieht im Europa von morgen zwei Gruppierungen den Austausch der Waren zu möglichst billigen Preisen zu er­verteidigt werden. Nach ihm würde eine Annäherung an Rußland Nationen zu begründen. Der Protektionismus dagegen kann nur sder Großbritannien einen Verzicht auf die ehrgeizigen Bestrebungen beschränkt nationalen Zweden dienen und die Erfahrungen unserer des Germanismus bedeuten, die dahin gehen, der Mittelpunkt der Zeit haben uns gelehrt, daß er ein Prinzip des Krieges darstellt. Weltpolitik zu werden. Das Alldeutschtum soll so mit dem pro- und aus diesem Grunde haben wir unseren Feind in ihm zu letarischen Interesse zusammenfallen. sehen.

ferenz führte.

Sind wir die einzigen, die das Problem auf diese Weise auf­fassen? Keineswegs.

In Deutschland haben Ledebour , Kautsky , Meher u. a. nicht zu bekämpfen.

gezögert, den Protektionismus- des alten wie des neuen Stils In Frankreich äußerte sich die parlamentarische Gruppe wie Wir erklären hier im Einvernehmen mit allen, daß die ver­

Diese Jdeen eines Ueber- Nationalismus haben in den sozialisti­heften( 1915, S. 478, und 1916, S. 474) zur Idee des zentralen und Ludwig Quessel bekannte sich in den Sozialistischen Monats­kolonialen germanischen Imperiums. Heinrich Beus( 1916, S. 253) feierte begeistert die koloniale Ausdehnungspolitik und Emil Kloth ( 1916, S. 436) will eine germanische Welt gründen, die das europäische Festland mit Kleinasien und einen Teil Afrikas umfassen soll. Wil­ helm Jansson ( Arbeiterinteressen und Kriegsergebnis", S. 159) be- folgt(" Humanité" vom 25. Juni 1916): trachtet diese Ausdehnung als ein außerordentliches proletarisches bündeten Nationen alle Maßregeln zu treffen haben, die ihre Pro­Intereſſe und schreckt nicht vor der Notwendigkeit eines die Volks- duktion und ihren Austausch entwickeln, das Entstehen und das Denzblatt" 1915, Nr. 51) erblickt in dieser Auffassung das wirtschafts- vor einem unlauteren Wettbewerb schützen können. Aber unsere ernährung treffenden Bolltarifs zurüd. Paul Umbreit ( Korrespon- Wachstum ihrer wirtschaftlichen Solidarität begünstigen und sie politische Programm der deutschen Gewerkschaftsorganisationen.

Weiterhin wird amtlich aufgefordert, die Jagd auf angebliche feindliche Geldautomobile einzustellen, sie gefährde nur die Durch- schen Streisen Anhang gefunden. führung des notwendigen Kraftwagenverkehrs für die eigene Heeres­leitung. Die Frankf. 3tg." meldet die Erschießung mehrerer Auto­mobilführer, darunter eines Offiziers, durch übereifrige Wachtposten. Die Staatsbürger- Zeitung" bemerkt zur Ermordung des Ge­noffen Jaurès : " Die Sozialdemokratie, die jahrzehntelang den politischen Mord verherrlichte, hat Pech.... Im vorigen Jahre mußte der Sozia­listenführer Schumeier in Wien daran glauben. Jetzt ist Jaurès in Paris von einem französischen Patrioten erschossen worden. Jaurès hatte, trotzdem er katholisch war, das Aeußere eines dunkel­blonden russischen Juden, was gewisse Rückschlüsse erlaubt." Die österreichisch- ungarische Regierung übermittelt Rußland die Kriegserklärung.

solchen Widerhall gefunden, daß es angezeigt schien, in Berlin ( am Sie arbeitenden Klassen aller Länder zu zahlen Diese Ideen haben in Desterreich und Deutschland einen Pflicht ist es, nicht ein System des übertriebenen Protettionismus zu verstärken, dessen Kosten 9. Januar 1916) eine Zusammenkunft deutscher und österreichischer hätten und selbst gegenüber Deutschland kein System vitaler Lord Kitchener ist zum Kriegsminister ernannt worden. Sozialdemokraten zu organisieren, bei der Karl Renner nachdrück- wirtschaftlicher Einschränkung zu entwickeln, das sicher eine Quelle Deutsche Truppen besetzen Brien nordwestlich von Mezz. Tich auf die Unvermeidlichkeit der Errichtung riesiger Wirtschafts­neuer Konflikte und vielleicht für unser Land auch eine Ursache In Petersburg war das Gebäude der deutschen Botschaft Gegen- reiche hinwies, eine Entwickelung, an deren Ende er die Inter­industrieller und kommerzieller Trägheit werden würde." fland wüster Ausschreitungen. Der Petersburger Stadtpräfeft ver- notwendige Folge der kapitalistischen Konzentration. Dem autono- einem Wirtschaftskriege zu verlängern. nationale sieht. Für Renner ist diese neue Agglomeration eine " Wir lehnen es ab, das Unheil des europäischen Kriegs in öffentlicht einen Aufruf, Personen und Eigentum fremder Unter- mischen Staat folgt das Bündnis der Staaten und das Kartell tanen nicht zu belästigen. Die Konferenz der neutralen Länder kann noch klarer reden. der Staaten mündet in der Weltproduktion. Eine kriegerische Wirtschaftspolitik kann keine Bürgschaft eines dauerhaften Friedens sein.

6. August 1915.

Weitere Vorschiebung der gesamten Ostfront. Ein italienisches U- Boot wird durch ein österreichisches U- Boot versenkt. Das italienische Luftschiff Citta di Jesi" wird bei Pola durch Schrapnellfeuer heruntergeholt.

Lloyd George erklärt in einer Versammlung in Bangor, er habe feine Angst wegen des endgültigen Ausganges des Kampfes. Die dunklen Wolken im Osten betrachte er mit Besorgnis, aber nicht mit Angst. Er sehe einen Strahl der Hoffnung am Horizont: die Wieder­geburt des großen russischen Bolkes.

Die Konferenz der sozialistischen Neutralen.

Haag, 31. Juli. ( Eig. Ber.)

Die Nachmittagsfitung ist allgemeinen Ausführungen der Delegierten gewidmet. Die Reihe eröffnet Branting mit einer Rede, deren Ausführungen im ganzen ungefähr dem Stand­punkt der französischen Parteimehrheit entsprechen und stellenweise zu denen Troelstras in scharfe Opposition treten. Branting sagt u. a.:

-

In Großbritannien haben analoge Jdeen einen beredten Pro­pheten in der Person des australischen Ministerpräsidenten Genossen Hughes gefunden und begeisterte Anhänger im Lager der verstock­ten Freunde der" Tariff Reform". Diese Herren berufen fich auf die austro- deutsche Bewegung, um ihre eigene Politik zu rechtfertigen. Nach ihnen sollen die Ententeländer eine vollständige schied zwischen der Situation von heute und der von morgen wäre, ökonomische Unabhängigkeit organisieren, und der einzige Unter­daß man sich morgen nicht mehr mit Flinten und Kanonen be fämpfen würde, sondern mit zollpolitischen Beschränkungen und Verboten. Der Plan läßt sich in zwei Säßen zusammenfassen: " die fremden Waren müssen vertrieben werden" und die frem­den Produzenten müssen vertrieben werden".

Die einzige Wirtschaftspolitik, die, weil sie die Grundlage für eine friedliche Entwickelung der Wirtschaftsinteressen der verschie denen Nationen legt, dem Interesse des internationalen Brole­tariats dienen kann, ist die Politik des vollen Freihan­dels, mit der Freiheit der See als wesentlichem Mittel der freien und Protektoraten. wirtschaftlichen Entwickelung und der offenen Tür in den Kolonien

dahinwirken, zwischen den Nationen die politischen Beziehungen Der internationale Sozialismus muß mit all seinen Kräften herzustellen und zu entwickeln, die durch die Entwickelung der wirt fchaftlichen Kräfte selbst möglich und notwendig geworden sind.( z)

Politische Uebersicht.

Krieg und Kapital.

Hughes spricht ganz die Sprache Naumanns. Es sind die­selben Gedanken und man möchte sagen: dieselben Worte. Nach beider Ansicht muß sich die Produktion national entwickeln, um ein glückliches Volk zu schaffen. In Wahrheit will man die Arbeiter glauben machen, daß im Schutzollsystem das Heil liege. Man will Zu den, gestern bei uns auszugsweise wiedergegebenen, fie glauben machen, daß die Belastung der Konsumenten zugunsten Ausführungen der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung der Grundeigentümer und der Industriekapitalisten schließlich im ganzen auf die Verbesserung der Lage der Arbeiterschaft hinaus- über Deutschlands Wirtschaftsbilanz schreibt laufe. Man will sie glauben machen, daß die Tatsache der Er- Dr. Erich Marr in der Berliner Volkszeitung": hebung fiskalischer Abgaben zum Schaden der großen Massen zu guter Leht in eine diesen Massen günstige umschlage. Aber, was noch stärker ist, ist der Umstand, daß man die Einbildung hegt, uns glauben machen zu können, daß das beste Mittel, Europa das Leben zu ermöglichen die Teilung des Jahrhunderts in zwei Hälften sei: in fünfzig Jahre des gegenwärtigen Gemezels und die fünfzig folgenden, wo man versuchen würde, einander auszu­hungern.

" Ich hätte gern französisch gesprochen, um dem internationalen Charakter der Konferenz einen stärkeren Ausdruck zu geben und feinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen, da aber jeder hier Etwas Derariges kann aber nicht die Politik des Proletariats Deutsch versteht, spreche ich in dieser Sprache. Die gedankenreiche sein. Renner verhehlt sich übrigens keineswegs die unmittelbaren Rede Troelstras war sicher in vielen Punkten allen aus dem Herzen Folgen des von ihm angenommenen wirtschaftlichen Regimes. Aber gesprochen, aber sie enthielt auch Ausführungen, mit denen nicht er nimmt dieses als eine unvermeidliche Entwickelungsstufe des alle einverstanden sein können und über die man sich am besten fapitalistischen Systems hin. Er gibt sich eben nicht genügend freundschaftlich, aber ohne Verschweigung ausspricht. Einverstanden Rechenschaft darüber, daß die kapitalistische Entwickelung schon die find wir alle mit Troelstra, wenn er die Konferenz von Zimmer- Organe geschaffen hat, die das internationale Zusammenwirken wald als ein Zeichen des Bedürfnisses begrüßt die Internationale der großkapitalistischen Gruppen innerhalb der verschiedenen Na­hochzuhalten. Aber ich glaube betonen zu müssen, daß unsere Er- tionen zu sichern beſtimmt sind. Die politischen Grenzen und sogar fahrung in Schweden und dies ist wohl auch anderswo so die politischen Gegensäße und Abneigungen haben die Kapitalisten­gezeigt hat, daß diese Bewegung auch andere Ziele gehabt hat. gruppen der einander politisch gegenüberstehenden Nationen nicht Bei uns ist die Zimmerwalder Aktion eine Aktion professioneller gehindert, sich international zu verbinden, um neue Gebiete zum Nörgler, von Dichtern, die erst kurze Zeit bei uns sind, und wohl Zwecke kapitalistischer Ausbeutung mit dem gemeinsamen Ziel des auch von Leuten, die zwar schon länger bei uns find, ohne unsere höchsten Profits zu erforschen Die Verbindungen der französischen Ansichten aber ganz geteilt zu haben. Da ist nun die Idee einer Großbanken mit den deutschen zur Ausbeutung Kleinasiens , britten Internationale entstanden. Angeblich hat die zweite den Marokkos und Südamerikas liefert uns Beispiele. Wir erinnern Nationalismus nicht scharf genug abgewiesen und zu wenig Klassen- weiter an die verschiedenen Trusts unter der Leitung des inter­tampf getrieben. Aber wir haben immer den nationalen Gedanken nationalen Finanzkapitals, unter anderem den Dynamittrust, in neben dem internationalen hochgehalten und erkannt, daß er dessen Leitung sich die englischen und deutschen Kapitalisten teil­fruchtbar ist, da die Menschheit nicht nur aus entwurzelten ten. Die neueste Geschichte der kapitalistischen Entwickelung zeigt Eristenzen besteht. Unsere Kongresse haben sogar den Krieg zur uns, daß die Internationalisierung der kapitalistischen Ausbeutung Verteidigung der Nation gebilligt. Wir hatten in Schweden eine mitten auf dem Marsche ist und daß sie die Zwischenstufe, mit der Programmfommission, wo man das Wort Entwaffnung" an Stelle sich Renner abfinden zu müssen glaubt, schon überschritten hat. bon allmähliche Abrüstung" sehen wollte. Ich kann diese Strömung Diese Internationalisation vollzieht sich durch die stetige heute verstehen, halte es aber für notwendig, daß die Internationale Entwickelung immer enger werdender Beziehungen zwischen für die Nationalverteidigung entschieden eintritt. In diesem Sinne den Gruppen der Großbanken der verschiedenen Nationen hat sich die Programmkommission für die Selbstbestimmung und und sie bedarf nicht mehr vorbereitender Gruppierungen und Wirt­dementsprechende nationale Verteidigung ausgesprochen und er- schaftseinheiten verschiedener Nationen. Im Gegenteil, diese klärt, daß die Zeit eines Weltkrieges für eine Programmänderung Gruppierungen würden für die Entwicklung der kapitalistischen nicht geeignet ist. Internationale, deren Entfaltung schon voll zutage tritt, ein Hin­Und nun zur Frage der Einberufung der Vollfizung. Ich für derni sbilden. Für die Interessen des Großkapitalismus besteht meinen Teil bin ganz einverstanden mit der bisherigen Haltung der nationale Gedanke die nationale Bevorzugung nicht des Bureaus. Ich erkenne an, daß das Bureau verpflichtet war, mehr. solche Einladungen zu erlassen; aber ich erkenne auch die Pflicht Noch in einer andern Hinsicht ist die These Naumanns, der der Parteien an, sich zu fragen, ob es für die Zukunft der Welt Mitarbeiter der Sozialistischen Monatshefte", und Hughes, wo­von Vorteil wäre, dieser Einladung zu folgen und ob wie die nach die Entwicklung des nationalen Wirtschaftslebens zu gegen­Franzosen sagten die Partei nicht damit ihren Einfluß verlieren fäßlichen Wirtschaftsgruppen zwischen den Nationen führen soll, nürde, den sie nicht leichtsinnig aufs Spiel sehen darf. angesichts der Wirklichkeit nicht aufrechtzuhalten. Die bloße Tat­Ich stimme mit Troelstra darin überein, daß in den Ländern, sache, daß die Einfuhr deutscher Industrieprodukte in den eng­wo bisher ein verkappter Absolutismus herrscht, eine wirkliche lischen Kolonien in einer Periode von fünf Jahren( 1908-1913) Demokratie, worin die Partei auf einer gewissen Grundlage die von 222 Millionen auf 380 gestiegen ist, beweist das Gegenteil. ministerielle Verantwortung übernimmt, kommen Stellen wir weiter fest, daß von 1899 bis 1913 die Einfuhr aus muß. Unleugbar liegt eine Ursache des Kriegs in den verschiedenen fremden Ländern in den englischen Kolonien verhältnismäßig Graden des Einflusses der Parlamente. Dieſe Reſte der stärker gestiegen ist als die Einfuhr aus England selbst. Die erste Feudalzeit sind vielleicht von den Genossen jener Länder nicht genug hob sich von 75 Millionen Pfund auf 244 Millionen, die zweite ernst genommen worden. Wohl kämpften sie, ohne jedoch Erfolge von 109 auf 240. In praktischer Hinsicht ist der Freihandel sofort zu erzielen und vielleicht weil sie um sozialer Ziele willen die an- anwendbar in den Kolonien und hier würde solches Regiment alle deren zu ſehr zurückstellten. Das hat sich gerächt. Das Wort Möglichkeiten des Konfliktes entfernen. Jaurès in Amsterdam bleibt nur allzu wahr, daß die größte Die einzige Wirtschaftspolitik der Arbeiter. Gefahr für den Sozialismus und den Frieden nicht das Bündnis klasse ist daher der Freihandel. der französischen Sozialisten mit der bürgerlichen Demokratie, Nur aus diesem System kann ein dauerhafter Frieden hervor sondern die politische Machtlosigkeit der deutschen Sozialdemokratie gehen. Der kommerzielle Boykott führt zum Konflikt. Die Handels­ist. Wir wollen hoffen, daß die deutschen Genossen diese Rüd- freiheit führt zum Einvernehmen und zum Frieden. ständigkeit gutzumachen suchen. Wir mischen uns in ihre Politik Sicherlich, der Protektionismus wie der Freihandel sind keine nicht ein, aber wir dürfen uns fragen, ob sie Hand in Hand mit sozialistischen Lösungen. Man muß zwischen dem Prinzip des der gegenwärtigen Regierung die Demokratie durchführen können. Freihandels und dem was der Kapitalismus daraus gemacht hat, Wichtig ist, daß kein ökonomischer Krieg kommt. Dies scheint wohl unterscheiden. Während der lebten vierzig Jahre hat der Freihandel durch die Entwickelung der Trusts und Kartelle sein Hauptelement eingebüßt: die freie Konkurrenz. Der Freihandel hat zum Schluß nichts mehr bedeutet, als das Fehlen von Schutz

auch überall gebilligt zu werden."

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" Weit entfernt, lediglich ein Zerstörer des privaten Rapi­tals zu sein, hat der Krieg im Gegenteil das Privatkapital immens gefördert und gestärkt. Ein großer Teil der Induſtrie lebt von den Heeresaufträgen und hat aus ihnen große und größte Verdienste gezogen. Die übrige Industrie aber, soweit fie nicht etwa aus Mangel an Rohstoffen aktionsunfähig geworden ist, sett alles, was sie fabrizieren kann, im Giltempo mit gutem Verdienst ab. Sie braucht die Kundschaft nicht mehr zu be fuchen; wer heute Ware hat, wird mit Nachfrage überstürmt. Und da gehen denn auch gleich die alten Bestände mit fort, die jahrelang auf Lager waren; alles wandert nun in den Konsum. Der glückliche Fabrikant räumt seine Bestände und schlägt mit bestem Nußen sein Kapital ständig um. Auch das neutrale Ausland, so wenig es sonst oft von uns wissen will, nimmt nur zu gern unsere Ware; zur Leipziger Frühjahrs­messe strömten die Fremden scharenweise."

Nach einem Hinweis darauf, daß namentlich die neu­zeitlichen Kriege und Heere die Kapitals anhäufung gefördert und in starkem Maße zur Entstehung des moder nen kapitalismus beigetragen haben, fährt Dr. Marr fort:

" Dieser Krieg nun vollends, dessen Bedarfserfordernisse alles frühere bei weitem in den Schatten stellen, hat die Ka­pitalsanhäufung in stärkstem Maße gefördert. Die Gewinne der Industrie sind teilweise derart, daß ein der Großindustrie nahestehender Schriftsteller das vermessene Wort vom Geschmad am Kriege" aussprechen konnte, der in industriellen Kreisen hier und da entstanden sei. Die Macht des Kapitals ist jedenfalls in Deutschland wie in allen anderen Industrieländern in bedeu­tender Steigerung begriffen.

Diese Entwicklung ist nun darum vor allem bedenklich, weil dem Ansteigen des privaten Reichtums der gegen teilige Vorgang beim Staate gegenübersteht. Der Staat, dessen Schuldenlast wächst, wird im Gegensatz zu vielen seiner Bürger immer ärmer. Es wird der ganzen Autori­tätsentfaltung des Staates bedürfen, wenn er der gestiegenen Machtfülle der Privaten gegenüber sich in der alten Bedeutung bewahren will.

Gegenüber der gestiegenen Kraft des Unternehmertums wird auch die Lage der Arbeiterorganisationen nicht besser. Sie haben einen großen Teil ihrer Fonds zur Unter­stübung ihrer eingezogenen Mitglieder und deren Familien berwandt und sind, im Gegensatz zum Unter­nehmertum, an Kraftfülle nicht gewachsen." Diese Feststellung eines bürgerlichen Autors ist um so beachtenswerter, als sie unbarmherzig mit den Illusionen aufräumt, die selbst in unseren Reihen von einzelnen ge­flissentlich verbreitet werden. Das Fazit ist bei Herrn Dr. E. Mary kurz folgendes: Das Kapital hat an Macht gewaltig zugenommen, während die organisierte Ar­beit stark ins Hintertreffen geraten ist. Demgegenüber an die" Autoritätsentfaltung des Staates" zu appellieren, der die Arbeit schüßen" soll, ist echt liberal. Die davon er­wartete Wirkung kann erst dann eintreten, wenn die dem Rapital gegenüberstehenden sozialen Kräfte sich in energischer Betätigung den feindlichen Mächten entgegenwerfen und sich der Organe des Staates bedienen, um ihre Erristenz und weitere Entwicklung zu verteidigen.

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Intensiver Druckschriftenvertrieb. Die Freisinnige 3tg." schreibt: " Auch die Denkschrift des ehemaligen Generallandschaftsdirektors

app- Königsberg" Die nationalen Kreise und der Reichskanzler", die in der Rede des Kanzlers vom 5. Juni eine gewisse Rolle spielte, wird von den drei Deutschen " in einer ge