r. 218. 33. Jahrgang.
Chronik des Weltkrieges.
10. August 1914.
Amtlich wird gemeldet, daß eine von Belfort in das Oberelsaß vorgedrungene französische Truppenabteilung, anscheinend das 7. französische Armeekorps und eine Infanteriedivision der Besatzung von Belfort , aus einer versteckten Stellung westlich Mülhausen in füdlicher Richtung zurüdgeworfen wurden.
Ueber die Einnahme von Lütfich meldet der Generalquartiermeister v. Stein nähere Einzelheiten. Er weist mit aller Entschiedenheit französische Nachrichten zurück, wonach die Deutschen in den Kämpfen um Lüttich 20 000 Mann verloren haben sollten. Allerdings seien die Kämpfe sehr schwer gewesen:
„ Die Schwierigkeiten für uns lagen in dem überaus ungünstigen Berg- und Waldgelände und in der heimtückischen Teilnahme der ganzen Bevölkerung, selbst der Frauen, am Kampfe. Aus dem Hinterhalt, den Ortschaften und Wäldern feuerten sie auf unsere Truppen, auf die Aerzte, die die Verwundeten behandelten und auf die Verwundeten selbst. Es sind schwere und erbitterte Kämpfe gewesen, ganze Ortschaften mußten zerstört werden, um den Widerstand zu brechen, bis unfere tapferen Truppen durch den Fortsgürtel gedrungen und im Besitz der
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Stadt waren."
Bei Endkuhnen wurde die über Romeiken auf Schleuben vorgehende dritte russische Kavalleriedivision von deutschen Grenzschutzgehende dritte russische Kavalleriedivision von deutschen Grenzschutztruppen über die Grenze zurückgeworfen.
Konferenz
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Wir müssen der Arbeiterklasse die Notwendigkeit zeigen, sich all diesen Boykottversuchen zu widersehen. Der Redner verweist auf die Erklärungen der französischen Fraktion. Wir müssen den Regierungen eine Freihandelspolitik aufzwingen. Die
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Haag, 2. August.( Eig. Ber.)
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ler. Der Freihandel hat seinen früheren Charakter verloren, der sich in der Konkurrenz kundgab, die jetzt unter den Kartellen verDie Vormittagssihung tagt unter Vorsiz des Genossen schwindet. In der sozialistischen Produktion wird die Konkurrenz liegen. Aus Christiania ist ein Bericht der norwegischen De- zu einem bestimmten Grad ausgeschaltet sein, aber nicht wie unter legation angelangt, wonach sie ihre Pässe erhalten hat aber zu den Startellen, sondern sie wird der Entwicklung der Produktion Einen besonderen Wert legt die Kommission auf den spät. Der spanische Delegierte telegraphierte aus London , daß er dienen. feine Schiffsgelegenheit gefunden hat. letzten Paragraphen der Resolution, der eine Synthese zwischen dem System des vollständigen Freihandels und dem System der von den Sozialisten geplanten Weltproduktion darstellt. Nur ein Produktionssystem, das die Produktion ausschließlich in den Dienst der Verbraucher stellt, kann mit einem vollständigen Freihandel zwischen den verschiedenen Staaten Hand in Hand gehen.
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Die neutralen
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Der Bericht der ökonomischen Kommission. Wibaut berichtet über die einstimmige Annahme der von uns schon mitgeteilten Resolution. Die Kommission verhehlt sich nicht, daß ihre Beschlüsse von einer gewissen Kühnheit sind. Bisher hat man sich in der Sozialdemokratie nicht mit voller Ent- Lee: Die amerikanischen Sozialisten haben der behandelten schiedenheit für den Freihandel ausgesprochen, sondern beide han- Frage bisher wenig Gewicht beigelegt, weil sie sie nur als Streitdelspolitischen Richtungen im Kapitalismus kritisiert. Hinter dem frage zwischen den zwei großen kapitalistischen Parteien: RepubliFreihandel erblickte man das Interesse an niedrigen Löhnen, hinter fanern und Demokraten betrachteten. Jetzt steht die Sache anders, der Schutzöllnerei das Interesse an hohen Warenpreisen. Ange- da die Frage ein Interesse der internationalen Beziehungen ist ſichts der Kriegserfahrungen und der zu gewärtigenden Kriegs- und der Zusammenhang von Imperialismus und Protektionismus folgen sieht sich die Kommission gezwungen, rückhaltlos für flar geworden ist. den Freihandel einzutreten. Wohl sind in der Kommission Fragen aufgeworfen worden, wie z. B. ob man nicht einen Vor- für den Eintritt in einen großen Staatentrust. Branting: Auch in meinem Lande bestehen Strömungen behalt für Erziehungszölle machen solle. Doch bekam der Frager Staaten insbesondere müssen diesen Eintritt ablehnen, der ihre die Antwort, daß derart künstlich gezüchtete Industrien nie voll Unabhängigkeit bedroht. auswachsen. Je mehr sie wachsen, desto mehr Schutz fordern sie. Die Resolution wird von der Konferenz einstimmig anDie Kommission einigte sich dahin, daß dort, wo eine Induſtrie genommen. wirklich ein vitales Interesse darstellt, der Staat, ohne zum Schuh- Troelstra : In der Eröffnungssihung hatte es beinahe den zoll zu greifen, das Mittel finden wird, sie lebensfähig zu machen. Anschein, als ob über die wichtigste Frage zwei entgegengesette Ein anderer Einwand war, daß man sich, ohne sich so scharf Strömungen beständen. In der Kommission zeigte sich, daß das für den Freihandel auszusprechen, mit einem Protest gegen die in nicht der Fall ist. Nur hat der eine Redner- ich andere beiden Mächtegruppen auftretenden Pläne wirtschaftlicher Ver- Seiten hervorgehoben als der andere( Branting). Wir sind zu bände begnügen könne. Aber man kam zum Schluß, daß ein Pro- einer Resolution gekommen, die nicht ein Kompromiß zweier test eine leere Phrase wäre ohne scharfe Formulierung der Wirt- Meinungen ist, sondern unsere gemeinsame Auffassung ausspricht. schaftspolitik des Proletariats. Das System des Boykotts, das in Wir Sozialdemokraten wünschen, daß sobald als möglich Friede beiden Gruppen vorbereitet wird, würde einen stillen Krieg be- werde, aber wir sind keine Träumer und gewohnt, mit den Machtdeuten, der die Vorbereitung eines bewaffneten wäre, aber schon verhältnissen zu rechnen. Wir können nicht darauf rechnen, daß während der stillen Periode für das Proletariat unheilvoll wäre. eine Partei ihre Haltung plötzlich wechselt. Wir haben die natioDer Redner schildert die Gefahren des sogenannten Strebens nach nale Idee nie abgewiesen und damit anerkannt, daß die ökonomischer Unabhängigkeit und wendet sich im besonderen gegen Sozialdemokraten der verschiedenen Länder am Krieg teilzunehmen An der Ostfront wurde der Angriff nahe an Kowno heran- die sozialistischen Anhänger der von Naumann formulierten Ideen. veranlaßt waren. Wir wissen, daß die Parteien eine verschiedene getragen. Manche Mitarbeiter der Sozialistischen Monatshefte" haben den Stellung haben. Die Franzosen haben eine andere als die DeutImperialismus und Kolonialismus und das Programm der Selbst- schen, weil es Deutschland ist, das den Krieg erklärt hat. Wir genügsamkeit des deutschen Wirtschaftsgebiets akzeptiert und wollen nicht sagen, daß die deutsche Partei in einem anderen schrecken auch vor Lebensmittelzöllen nicht zurück. Die Berliner Sinne aufgefaßt hat als in dem der nationalen Verteidigung. Konferenz der deutschen und österreichischen So- Aber Branting hat mit Recht auf den Unterschied hingewiesen, zialdemokraten hat wohl keine Beschlüsse gefaßt, aber sich damit die Franzosen nicht glauben, daß hier auch nur ein einziger vorbehalten, auf ihren Gegenstand zurückzukommen. Renner ihre besondere Lage leugnet. Was die Aussichten des Krieges akzeptiert unter manchen Einschränkungen ein Programm, das die anlangt, so hatte ich darüber eine Theorie ausgesprochen; aber Kommission als unheilvoll ansieht. Er hält in der Handelspolitik ich glaube nicht, daß sich die Konferenz über eine Theorie zu äußern ein dem kapitalistischen Stadium der Trusts entsprechendes Ueber- hat. Es ist für die französische Partei viel schwerer als für die gangsstadium als Vorbereitung zum Freihandel für notwendig. deutsche, sich zu sofortigen Friedensunterhandlungen in der InterWir glauben, daß Renner bei seiner Annahme, daß dieses Sta- nationale bereit zu erklären. Ihr Land ist besetzt. Soll das für dium unvermeidlich sei, nicht Rechnung hält mit der kapitalistischen sie ein Hindernis sein? Die Nationalisten werden darüber sicher Entwicklung der lezten Jahrzehnte, die uns zeigt, daß die inter - ein Geschrei erheben. Aber ich vertraue darauf, daß die Mehrnationale Organisation der großen Unternehmungen zunimmt, trok heit der französischen Partei bedenken wird, daß die deutsche Soder nationalen Gegensätze und Gereiztheiten. Nach dem Krieg| zialdemokratie dem deutschen Heer nicht die Marschroute vorge werden die zerbrochenen Verbindungen zweifellos wieder aufer- schrieben hat und daß sie für die Invasion Frankreichs und Belstehen. Das von Renner für notwendig gehaltene Zwischenstadium giens nicht verantwortlich ist. Man muß sich, um zur Einigung ist tatsächlich schon überschritten. zu kommen, über die Notlage, worin alle Parteien waren, Rechen
Auch an der Grenze Ost- und Mittelgaliziens blieben russische Versuche, in österreichisches Gebiet einzufallen, ergebnislos. 10. August 1915.
An der Westfront Stellungskampf.
Truppen der Armee des Generals v. Scholz durchbrechen die Frontlinie von Lomza , erstürmten Fort vier und nahmen die Festung.
Deftlich von Warschau ist die Armee des Prinzen Leopold Bayern weiter vorgerückt.
von Am Südufer des Dnjestr trieben österreichische Truppen die Ruffen zurück und machten 2800 Gefangene.
Auf dem italienischen Kriegsschauplatz lebhaftere Tätigkeit. In der„ Tägl. Rundschau" schreibt der nationalliberale Landtagsabgeordnete Fuhrmann über den nationalen Willen, nach dem Siege den vollen Siegespreis zu schlucken". Es müsse sich entscheiden, wer den Weg rücksichtsloser nationaler Machtpolitit oder wer den Weg weichherziger Sentimentalität gehen will".
Ueber die Friedenssehnsucht in Frankreich schreibt die„ Kölnische Zeitung ":
" Dem, was man gemeinhin das Volk nennt, ist der Krieg schon längst verleidet... Die kleinen Geschäftsleute und auch die großen sehnen den Frieden mit aller Kraft herbei, weil ihre Geschäfte nicht gehen, weil sie von ihren Ersparnissen leben müssen und ganz gern eine flare Zukunft vor sich fähen. Man iſt des Blutvergießens überdrüssig."
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Gine weitere Frage ist, ob die Entwickelung der Produktiv- schaft geben. kräfte möglich ist ohne Boykott und Naumannsche Vorschläge. Es Ein zweiter Unterschied liegt hierin: Die französische Partei genügt, die Ziffern der Handelsstatistik der englischen Kolonien hat politische Macht und Vertretung in der Regierung. Branting zu betrachten, um zu zeigen, daß ein System der wirtschaftlichen fürchtete, daß sie diese ihre Stellung in der Regierung kompro Trennung und des Boykotts nicht nötig ist, um die Kräfte der mittieren könnte. Ich erkenne die Bedeutung der Tatsache an, daß Induſtrie zu beleben. Dieses System des Boykotts droht nicht nur von seiten Desterreichs und Deutschlands , sondern hat eine Reihe von Anhängern in England gefunden, besonders den australischen Ministerpräsidenten Hughes, der eine unbestreitbar erfolgreiche Propaganda unternommen hat.
Sozialisten in Frankreich Minister find. Das gibt der Partei eine Macht, die vom Gebrauch abhängt, den die sozialistischen Minister von ihrer Stellung machen. Die Männer, die heute dieses Amt haben, sind uns seit langem vertraut. E3 ist bedauerlich, daß die Sozialisten in Deutschland nicht diese Macht haben, daß
Nun, eine trefflichere Illustration zu diesen Säßen, als die vorstehend aus ganz anderen Gründen gegebene, kann es wohl kaum geben. In gleicher Weise ließen sich andere, in dem lezzimöglicherweise kommenden Staatssozialismus durch Beispiele aus der Pragis erhärten. Vielleicht ein andermal mehr davon.
Kriegskantinen auf genossenschaftlicher schon in der ersten Zeit meines Amtsantritts, Ostern 1915, von der genannten Artikel rein theoretisch errechnete Folgeerscheinungen des
Grundlage.
Auch ein Stüd Staatssozialismus .
Der Vorwärts" vom 13. Juli enthält in einer Kritik des Kantinenbetriebes für Truppen im Felde u. a. die Worte, daß die von den Soldaten schier unzertrennlichen Marketender mit vollen Händen plündernd aus den Geldtaschen von Leuten schöpfen, die nicht rechnen, weil sie entweder dem Tode entgegengehen oder ihm entgangen sind und darum auf das Geld pfeifen."
Allerdings ist von den Zuständen hinter der französischen Front die Rede, während wir in diesem Punkte ohne dünfelhaftes Pharisaertum getrost behaupten können:" Wir Deutschen sind doch bessere Menschen!" so schreibt uns ein Parteigenosse, der von Frühjahr bis Herbst 1915 in Frankreich eine große Kantine geleitet hat.
In dem Etappenhauptort... war zu Anfang des Krieges die in Westdeutschland bekannte Firma Leonhard Tiek als Großhändler( Korpsmarketender) zugelassen gewesen; Tietz war aber Bildfläche des Etappengebiets verschwunden und hatte einem militärischen Etappenmagazin Platz machen müssen. Eine Geldstrafe von 2000 Mart, die die Firma aus irgendeinem Grunde erlitten haben soll, dürfte die Handhabe geboten haben, sie abzuschütteln.
Jn... mußte im Mai 1915 der von der deutschen Verwaltung zugelassene Zigarrenhändler dem Rufe zu den Fahnen folgen; der mit riesigem Umfaz arbeitende Betrieb wurde ebenfalls von der Militärbehörde übernommen.
Ein zu einer Kraftwagenkolonne gehöriger Soldat, in 3ivil Delikateßwavenhändler, hatte für eigene Rechnung eine Kantine eröffnet; sobald als der Umsas beachtlich wurde, übernahm flugs der Truppenteil den Betrieb und setzte den bisherigen Inhaber als ehrenamtlichen Geschäftsführer ein.
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Diese Beispiele ließen sich noch um ein halbes Duhend vermehren, sollen jedoch mit einem besonders charakteristischen Fall abgeschlossen werden. Ein Zivilmarketender in... war nicht eben gut auf die Militärverwaltung zu sprechen, die zwar seinem Kompagnon die Erlaubnis gegeben hatte, nach Deutschland zum Wareneinkauf zu fahren, diesen aber nicht wieder nach Frankreich zurückliek.
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Kino- Schund.
Ludwig Frant als Rino.held".
( z)
In der Dresdener Volkszeitung" lesen wir: Mit seinem Noman Bouvard und Pécuchet wollte Gustav Flaubert eine Geschichte der menschlichen Dummheit geben. Ein ähnlicher Meister müßte kommen, um eine Geschichte der menschlichen Dummheit im Kriege zu schreiben, das will sagen: eine Geschichte all der unglaublichen Geschichten, die während des Krieges kritiklos verbreitet, kritiklos geglaubt werden. Stets arbeitet die freischaffende Phantafie einer gewissen geistig minderbemittelten Schicht in Kriegszeiten unendlich lebhafter als dann, wenn die Menschen in ihren Betten sterben, und noch jeder Feldzug seit dem Siebenjährigen Acht Tgae vor Ostern, heißt es weiter, wurde ich aus dem Kriege hat mit der Legende begonnen, daß der Gegner die Brunnen Schüßengraben nach der Etappe versetzt, um für die etwa 1000 vergiftet habe, mit Arsenik sagte man früher, mit Cholerabazillen Mann eines Rekrutendepots eine Kantine einzurichten. Auf die erzählte man 1914. Aber heute erlebt eine Generation die atemals Heereslieferung frachtfrei und wagenladungsweise erhaltene raubenden Geschehnisse des Krieges, die durch den Kientopp an Ware durfte das Etappenmagazin bis zu 5 Proz. Aufschlag nehmen, Aus dem Angeführten geht wohl zur Genüge hervor, daß bei viel atemraubendere Ereignisse gewöhnt und deshalb abgebrüht ist. um für unvermeidliche Verluste gedeckt zu sein, welche durch Ver- der höheren Verwaltung allenthalben die löbliche Absicht besteht, Ihr ist der nüchterne, nackte Tagesbericht, obgleich jedes seiner derben, Bruch und Gewichtsverlust durch Austrocknen entstehen. die im Felde stehenden Soldaten nicht durch Marketender ausbeuten Worte wie sehr!- mit Blut geschrieben ist, zu einfach und langFür die Kantine war ein Aufschlag bis zu 10 Proz. auf den Ein- zu lassen; und daß in der ersten Zeit überhaupt Zivilmarketender weilig. Ihre verdeckte Neugier will auch den Krieg kinohaft erleben, faufspreis zugelassen, um zunächst einmal die von der Stendantur zugelassen worden waren, ist bei den vielen Neuformationen, die und da der große Zusammenprall der Völker Europas verdammt zum erstmaligen Einkauf vorgeschossenen 1000 Mark wieder her- der Krieg im Gefolge gehabt hat, gewiß verständlich; doch soweit ich wenig Romantisches im Sinne des Kientopps an sich hat, da die auszuwirtschaften. Die an die Mannschaften zum Verkauf kom- beobachten konnte, geschah bei den aktiven Regimentern und son- Schlacht eine eratte und unpersönliche Maschinenarbeit geworden mende Ware wurde also mit keinerlei handelsüblichen Unkosten stigen in Friedenszeiten bestehenden Formationen der Marketender- ist, da sich unsere Soldaten nicht als Helden, übergossen von bengabelastet; denn weder der Groß- noch der Kleinhändler( Etappen- bzw. Kantinenbetrieb von vornherein auf eigene Rechnung. Die lischem Licht, fühlen, sondern, wie es einer ihrer gut gekennzeichnet magazin und Kantine) hatten ja zu rechnen mit Miete, Heizung dadurch erzielten Ueberschüsse tamen in irgendeiner Form wieder hat, als Handwerker der Vernichtung, erfindet eine schundige Phanund Beleuchtung, Transportkosten, Steuern und Versicherungen, denjenigen zugute, welche durch ihre Einkäufe den Ueberschuß er- taste wild darauf los. Noch keine Tat, noch keine hervorragende Reklame, Gehälter und Löhne; die Verbraucher konnten also so zeugt hatten. Es wurde von Zeit zu Zeit entweder Wurst, Bier Persönlichkeit des Krieges, die nicht in der übelsten Weise romantibillig wie eben möglich ihren Bedarf decken, womit nicht gesagt oder Zigarren oder bar Geld an die Mannschaften verteilt, beim fiert, sentimentalisiert und verkitscht worden wäre! sein soll, daß den Soldaten auch so noch manche Artikel zu teuer Rekrutendepot in der Regel dann, wenn ein Schub zur Front ging; gewesen wären, denn die beginnende Knappheit und Teuerung der und da man bar Geld doch nicht essen kann, wanderte der aus der begehrtesten Lebensmittel, Butter und Wurst, machte sich schon Kantinenkasse erhaltene Betrag sofort wieder ebendahin zurück, um genügend fühlbar. Ware dagegen einzutauschen und so durch diesen Kreislauf gleichTrotz der schwierigen Verhältnisse kam das veraltete Sprich- zeitig wieder den Grundstock zu legen für neuen Ueberschuß, der wort:„ Gute Ware bricht sich allein Bahn!" wieder zu Ehren. Es wiederum an glücklichere Nachfolger zur Verteilung kommen wird. war nämlich, zum Glück für die Verbraucher, ziemlich scharfe Nonfurrenz am Orte: einmal die Kantine eines Landsturmbataillons, deren Leitung ihre Einkäufe direkt in Deutschland tätigte; zweitens ein mit Warenhandlung verbundenes„ Deutsches Wirtshaus". Als jedoch dessen Inhaber selbst Soldat werden mußte, wurde kein neuer " Zivilmarketender" zugelassen, sondern der Betrieb des Deutschen Wirtshauses" wurde vom Landsturmbataillon übernommen. foll überhaupt der Zweck dieser Beilen sein, auf das System hinzuweisen, welches offenkundig dahin ging, die in der ersten Beit( und Aufregung) zugelassenen 3ivilmartetender bei der erstbesten Gelegenheit abzuschieben und deren Geschäfte auf Rechnung einer mehr oder minder großen Allgemeinheit weiter. zuführen. Ich habe außer dem vorstehend erwähnten noch folgende Fälle aus eigener Anschauung fennen gelernt:
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Während vorstehende Zeilen in Vorbereitung waren, brachte „ Vorwärts" vom 2. August in dem Artikel„ Verwirklichung des Sozialismus" u. a. den Satz:
Wer die gegenwärtigen Zustände klar zu überschauen vermag, der muß sehen, daß eine starke Neigung besteht, den Einfluß des Staates und seiner Unterorgane auf wirtschaftlichem Gebiete rasch zu vergrößern durch Uebernahme eines beträchtlichen Teiles der Güterproduktion und Regelung des Verkehrs mit wichtigen Gütern. Sowohl sozialistische wie bürgerliche Wirtschaftspolitiker verschiedener Richtungen haben die Ueberzeugung befundet, daß zunächst die Etablierung eines teilweisen Staatssozialismus zu erwarten it.
Da ging Ende August 1914 Ludwig Frank als Kriegsfreiwilliger hinaus. In seinem ersten Gefecht traf ihn die Kugel in die Schläfe. Eine herbe und große Tragit lag um diesen Tod... Wenn im Kientopp ein Mann für eine Idee stürbe, würde der Zuschauerraum pfeifen, trampeln, johlen; die Stasse würde gestürmt werden von all denen, die ihr Eintrittsgeld zurückverlangten! So arbeitete denn die Phantasie, arbeitete fieberhaft, verarbeitete Frank zum feurigen Liebhaber( mit der Schmachtlocke) eines Generalstöchterchens. Als er um die Holde freite, habe der Vater, ein alter Grimmbart, dem Sozialdemokraten die Tür gewiesen: Nur einem Offizier gebe ich meine Tochter!" Da tam der Krieg, Frank jauchzte auf und meldete sich, um sich vor dem Feind die Epauletten zu verdienen und die Geliebte dann heimzuführen. Aber ach! es sollte nicht sein, die Kugel traf ihn, und das Bild der blonden Leonore an die Lippen pressend, verschied er. Apotheose! So war die Sache im Lot. In der Geschichte steckte die nötige Menge jentimentalen Schmalzes, Frank war der rechte " romantische" Held geworden, über den sentimentale Badfischchen Tränen der Rührung vergießen können. Daß man durch diesen groben Unfug das Andenken des Mannes beschimpft, was fümmert Sas Tie Macher? Sehen Sie, das ist ein Geschäft...( z)
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