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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 100.

Zur Frauenbewegung.

Bon einer Frau.

Dienstag, den 1. Mai 1894.

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11. Jahrg.

der

lichster Arbeit zu erwerben, was das gnädige Fräulein tändelnd, sie, die Proletarierin, den Geldproßen flagt an! Sie aber, die lächelnd und nichtsthuend für Handschuhe und Parfum hinwirft. Aermfie, tlärt auf, zu unser aller Heil! Aber den wenigsten gelingt dies, die weitaus meisten fristen ihr Wenn sie politische Rechte hätte! Die Ausübung derselben Leben mit noch viel kleineren Summen freilich welch ein würde sie erziehen, wie sie den proletarischen Mann erzogen. Die Sozialdemokratie habe den Höhepunkt ihrer Entwickelung Leben! Elend ist es, nichts als Glend. Sie würde Ausschau halten nach besserer Verwendung ihrer überschritten, bebaupten die reaktionären Blätter, und verrathen Und das ist so, weil das Angebot der Arbeitskraft größer ist Rechte, sie würde sich alsdann um öffentliche Dinge bekümmern, hierdurch mit ihren frommen Wünschen zugleich ihre Unwiffen- als die Nachfrage danach. Schaarenweise strömen die sie würde sich ihrer eigenen Stellung in der Gesellschaft, ihrer heit und ihre Unfähigkeit, die Lage der Dinge zu überschauen. proletarischen Frauen zur Fabrik, der Kapitalist hat die Verantwortlichkeit bewußt. Sie dürfte veden, fordern. Jetzt darf sie Allerdings würde unserer Bewegung jegt ein Halt geboten sein, Wahl unter ihnen; sich gegenseitig unterbietend sind sie nichts. Sie muß dulden, tragen, leiden, schanzen, hungern und darf wenn sie sich darauf beschränkte, nur den Industrie- Arbeiter ge- zum willenlosen Objekt der Ausbeutung geworden. Aber nicht einmal den wahren Schuldigen beim wahren Namen nennen, winnen zu wollen, denn dieser ist bereits für uns gewonnen. auch in diejenigen Industrien, die vormals der Mann allein sonst vergeht sie sich gegen das Gesetz. Und das wird strenge Aber so enge Grenzen hat sie sich nicht gesetzt und eine weitere beherrschte, drang das hungernde Weib. Und wieder verwandte gehandhabt, wie männiglich bekannt. große Ausdehnung ist ihr gesichert, weil es noch zwei zahlreiche der Kapitalist sie willig und listig als Lohndrückerin des Mannes, Und es giebt noch eine ernste Seite der Sache: Bevölkerungskategorien giebt, die das innigste Interesse daran sie mußte ihm als der Prügelstock dienen, den er auf den für Die Arbeiterin, deren Arbeitskraft der arbeitgebende Kapi. haben, sich uns anzuschließen und die uns unfehlbar zufallen tapitalistische Begriffe noch immer zu trotzigen Nacken des Ar- talist nur halb bezahlt, damit sie sich nur halb sättigen kann, werden: die ländlichen Arbeiter und die Frauen. beiters herabfaufen ließ. Wo ein Mann zu murren wagte gegen sie wird in der Straße von dem genießenden Kapitalisten Jedoch um sie zu gewinnen bedürfen sie der Aufklärung über allzu schamlose Ausnutzung, da rief der Kapitalist die Frau, und jeunesse und vieillesse d'orée*) erwartet, der ihr die andere ihre eigene Klaffenlage. Sollte man nicht sagen, ein Jeder wisse sie arbeitete für die Hälfte, ja für ein Drittel des Lohnes bes Hälfte gerne giebt, wenn sie ihm ihre Liebe verkauft. Dem am besten, in welcher Lage er sich befindet? Aber es ist nicht Mannes dieser aber war ein Arbeitsloser geworden durch sie, tapitalistischen Water des proletarischen Weibes Kraft und Ge an dem; die Gewohnheit fiumpft ab, die Verhältnisse in denen feine Leidensgefährtin. Und wiederum etwaige Mehrforderungen fundheit, dem kapitalistischen Söhnlein des proletarischen Weibes man groß geworden hält man für naturnothwendig gegeben. Klassen der Arbeiterin konnte der Kapitalist hohnlachend verweigern mit Leib und seine Schönheit was übrig bleibt, ist für den Ar­und Klaffenunterschiede sind nicht gottgewollt", nicht ewig", dem Hinweis auf den kräftigen Arm des männlichen Arbeiters. beiter, ben Gatten. Ja, Mann der Arbeit, das wird Deine sondern Einrichtungen menschlicher Wiükür und das Glend, das So schlug er, wie im Schachspiel Figur mit Figur geschlagen Gattin, die Mutter Deiner Kinder, fie, die Mißbrauchte, die fie immer im Gefolge hatte, der beste Beweis ihrer Verkehrtheit. wird, den Arbeiter mit der Arbeiterin, die Arbeiterin mit dem Mißhandelte. Denn wo sonst willst Du Dir ein Weib yolen?! Nun bringt die Sozialdemokratie den Frauen und den Arbeiter. Die Gattin spielte er aus gegen den Gatten, die D, Söhne des Voltes, so bringt man Euch um Ehre und Landarbeitern die Erkenntniß dieses ihres eigenen Elends Tochter gegen den Vater, die Schwester gegen den Bruder und Glück! 3. verhöhnt man Euch! Wie lange wollt in seinen Grundursachen. Verwundert vernimmt der Landarbeiter, umgekehrt. Die sonst so gepriesene Heiligkeit der Familie Ihr's noch leiden!! Wie lange soll's noch der Kleinbauer unsern Weckruf, traut sich, noch etwas miß- büßte hier ganz die Kraft ein, heilsame Scheu und dauern!! trauisch den, antikollektivistischen Bauernschädel" und--Ehrfurcht einzuflößen; wurde sie doch weit überstrahlt von dem tommt. noch heiligeren Gebot: Profit einheimsen, wo und wie 23 immer geschehen kann.

Und sie kommen, die proletarischen Frauen,

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Im Oftober 1893 fonnte der Borwärts" nur 14 Organi Jationen aufzählen, die Frauen aufnahmen, jezt sind es beren schon 24. Damals waren vier Tausend und einige Sundert Frauen organisirt gegenüber 270 000 Arbeitern, jetzt beläuft sich ihre Zahl auf ungefähr 7000.

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Gerichts- Beitung:

Gewerbegericht.

Zur Kompetensfrage.

Bon Interesse für Kutscher ist die Abweisung eines ihrer Rollegen, die erfolgte, weil das Berliner Gewerbegericht für nicht fompetent erklärt wurde, seine Lohnentschädigungs- Klage zur Gesetzes ist dasjenige Gewerbegericht zuständig, in dessen Bezirke Entscheidung zu bringen. Nach§ 25 des Gewerbegerichts­Gesetzes ist dasjenige Gewerbegericht zuständig, in dessen Bezirke die streitige Verpflichtung zu erfüllen ist. Der beklagte ehemalige Arbeitgeber des Kutschers 2. hatte feinen Bof" in Bankow . Das Gericht fab Pankow deshalb als Er. füllungsort" an, weil daselbst abgerechnet werde", während der Abgewiesene Berlin als solchen an gesehen wünschte. In Berlin , führte ec in der Klagebegründung aus, sei er ausschließlich thätig gewesen, und dort habe er sich auch von dem, was er vermittels des Droschkefahrens verdiente, feinen Tagelohn stets abgezogen.

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Noch tiefer als der proletarische Mann stehen sie auf jener Es gab eine Zeit, wo Arbeiter und Arbeiterin sich be Leiter, die zu Freiheit, Glück, Menschenthum führt. Das Recht fehdeten: der Arbeiter fab, daß das Eindringen der Frau in die der proletarischen Frau ist: Rechtlosigkeit, ihre Freiheit: Stlaverei, Industrie für ihn das Sinten der Löhne zur Folge hatte- was ihr Glück: nicht ganz zu verhungern, ihr Menschenthum: be- war natürlicher als der sich regende Wunsch, sie wieder aus der­Rammer VII. Borsigender: Assessor Alberti. Sigung vom 26. April. gründeter Neid auf das herrliche Lebenslos nanches Hundes selben zu entfernen! Aber wie fonnte das gelingen, da die oder Gauls. Profitgier des Kapitalisten, die mächtigste Triebfeder der Jehtzeit, Der Rutscher G. wurde mit einer Lohnentschädigungs- Klage In der tiefften Tiefe des Glends ist die Arbeiterin sie in derselben festhielt!? Und wie durfte das gelingen, da die abgewiesen, weil er, wie der Gerichtshof als erwiesen annahm, angekommen. Die Entlohnung ihrer Arbeitstraft ist bis Frau ums Brot kämpfte und Hunger dem weiblichen Magen troß erfolgter Verwarnung seinen Wagen er expedicte zu jenem Minimum gefunten, welches feine menschenwürdige eben so web thut, wie dem männlichen! Es gelang nicht, und Petroleum im betrunkenen Zustande zum Geschäft des Be­Lebenshaltung mehr ermöglicht. Der Durchschnittslohn ist Arbeiter und Arbeiterin haben es heute auch begriffen, daß sie klagten R. zurückgebracht hat. 6-7 M. per Woche. In einigen wenigen Branchen beträgt der sich nicht mehr gegenseitig für ihre elende Lage verantwortlich Wochenverdienst 12-15 M., in ganz seltenen Ausnahmefällen machen dürfen, sondern daß der sie beide mißbrauchende Kapitalist fteigt er bis zu 20 und 21 M., fintt dagegen andererseits bis zu ihr gemeinschaftlicher Feind ist, den sie gemeinschaftlich bekämpfen 3 M. und 2,80 M. Die Gleichheit", Organ für die Interessen müssen. In die geschlossenen Reihen der Arbeiterschaft tritt jetzt der Arbeiterinnen, bringt" fast in jeder Nummer Berichte über auch die Frau ein. Ta sie den politischen Kampf fraft ihrer die ganz entsetzlichen Verhältnisse, wie sie in den verschiedenen Rechtlosigkeit nicht helfen kann auszufechten, so ist ihr Play in Berufszweigen herrschen, wo überwiegend Frauen beschäftigt sind. den Gewerkschaften. Auch sie muß sich verpflichten, nicht unter So enthält die Nummer vom 1. November 1893 die Schilderung dem Tarif zu arbeiten. Und da 3 bedeutet den Aufschwung zum unmenschlicher Ausnutzung weiblicher Arbeitskraft in der Trikot Bessern. und Ronfektionsbranche( Württembergs). Durchschnittslohn 6 M., refp. 8 M., bei 12-18stündiger, resp. unbegrenzter Arbeitszeit. ( Man sieht, der 11ftündige gesetzlich geschütte Arbeitstag der Frau ist für den Kapitalisten keine Hemmung). So die Nummer vom 4. April 1894, in der es heißt: Bon Frauen wird im Taunus hauptsächlich die Filetstrickerei betrieben, die einen Aber es giebt in Deutschland über 51%, Millionen Arbeite­Wochenverdienst von 3 M. bis 3,50 m. bei einer Arbeits- rinnen. Fast vertausendfachen muß sich die Zahl der organisirten zeit von 6 Uhr Morgens bis mindestens 10 Uhr Abends. bringt." Arbeiterinnen, ehe wir sie alle haben. Da giebt es zu thun, Auch am 21. Februar 1894 enthält die Gleichheit" Mitthei. Genossen! Nothwendig ist die Heranziehung der Frau, soll nicht lungen über eine Bündhölzchenfabrik in Königsberg , die ihren an ihr, an ihr als Lohnbrückerin, unsere ganze Bewegung Arbeiterinnen zwischen 35 und 87% Pfennig täglich zahlt. Alle scheitern. Mit Bleigewicht hängt sich die unorganisirte Frau an 14 Tage bei Abnahme der Schachteln müssen die Mädchen einen unseren Siegesflug und zieht uns herab. Alles schwer und müh. Tag umsonst arbeiten. In einer Haussegenfabrit in Pantow fam Errungene wird durch fie illusorisch. Darum heißt's Goli bei Berlin bringen es die Arbeiterinnen zu einem Wochenlohn darität! Hat die Frau erst begriffen ist sie erst einmal für ein Don 4,30 M. Die Beispiele von solch' niedrigen Entlohnungen Werk gewonnen, so ist sie auch mit ganzer Seele ergeben; ist weiblicher Arbeitskraft ließen sich ins Unendliche vermehren. aufopferungsfreudiger muthiger, thatfräftiger als selbst der Man vergegenwärtige sich nur die barbarischen Zustände in den Mann. Die bis dahin latente, aber darum auch nie zersplittexte Marzipanfabriken, in der Strohflechterei, bei der Spizenklöppelei. Leidenschaft konzentrirt sich nun auf das eine ziel. Weiß die Wie elend ist da nun die Lebenshaltung der Wermsten! Wahrlich Frau erst, was sie wollen muß, dann spannt sich in ihr alle unsere Arbeiter sind nicht gewöhnt, wie Lucullus zu speisen und Kraft der Seele zum Kampfe, dann will sie ihren Willen haben. der Stand der Gastwirthe Kenntniß nehmen von einem Gutachten, wie Ludwig II. von Bayern zu wohnen aber wollte man Weiß sie erst, daß ihr unerhörtes Unrecht geschieht, dann wird einen von ihnen fragen, wie er beispielsweise mit 4,30 M. die die Gumenide in ihr wach, die Urmutter, die wohlthätige welches am Sonnabend der gerichtliche Sachverständige und Vor­Woche auskommen wolle, er würde den Frager wohl prüfend an- Rächerin des Bösen. sitzende des Vereins Berliner Weißbierwirthe, Herr R. Kucken­schauen, ob" det Menschenskind" seine Sinne beisammen Aber daß sie wisse, dafür sorgt. Von selbst wird sie dies burg aus Berlin , vor der II. Strafkammer am Landgericht II habe. Für die Arbeiterin wäre des Arbeiters Armuth Wissen nicht haben. Woher denn?!- Die Tochter des Proletariats abgab. Der Restaurateur Rudolph Kapelski, Inhaber eines noch Reichthum und Ueberfluß, für ihn ihr Glend aber mußte schon in frühester Jugend durch allerlei Silfeleistungen großen Sommer- Restaurants am Lehnißfee bei Oranienburg , war Unmöglichkeit. Und doch hat sie Blut und Nerven Geld verdienen, mußte schon als 11, 12. und 18jähriges, vom Schöffengericht in Oranienburg wegen Bierplanscherei zu wie er, menschliche Bedürfnisse wie er. Ludwig Fulda läßt in halbw chiges Geschöpfchen im fremden Hause die Kinder 100 M. Geldstrafe event. zu 20 Tagen Gefängniß verurtheilt seinem Drama, das verlorene Paradies" eine Fabrikantentochter warten 2c. Da blieben für sie selbst die an und für sich nicht worden und hatte dagegen Berufung eingelegt. Im Jahre 1891 in naiver Weltunkenntniß sich darüber entsetzen, daß die Arbeite gerade geistbeflügelnden Segnungen der Volksschule von ind im Gtablissement des Angeklagten ganz tolle Bier­rinnen in der Fabrik ihres Vaters nur 10 m. wöchentlich ver- problem: atischer Wirkung. Keine Erziehung ward ihr zu their planschereien vorgekommen. Abgestandenes Neigenbier wurde mit dienen. Zehn Mark!" ruft sie aus soviel gebrauche ich doch ter harte Kampf ums Brot zwingt die Eltern, ihre Kinder Steinfrügen verzapft wurde, wurde mit hellem Oranienburger frischem Bier verschnitten, echtes Nürnberger Bier, welches in für Handschuhe und Parfum." Jawohl! Und Millionen zu vernachlässigen. Es ist ein Wunder, daß sich noch so manche Steinkrügen verzapft wurde, wurde mit hellem Oranienburger Frauen giebt es, die glücklich wären, wenn es ihnen gelänge, im begeisterte, strebende Frau unter den Proletarierinnen befindet Schweiß ihres Angesichts und als Entgelt harter und beschwer- die große Menge aber ist stumpf. Wer will fie anklagen? Nicht

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Freie Volksbühne .

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Für Butterhändler wird eine Verhandlung von Interesse fein, die sich vor furzem vor dem hiesigen Schöffengericht ab­spielte. Ein Händler hatte in der Kastanien Allee ein Geschäft gekauft und von seinem Vorgänger zwei Heine Reste Butter" übernommen, von denen er die eine Sorte als Kraybutter" für 30 Pf. und die andere als" Badbutter" für 70 Pf. verfaufte. Troßdem der Händler dem recherchirenden Beamten gegenüber als auch vor Gericht auf den Umstand hingewiesen hatte, daß die beiden Sorten schon vermöge ihres Preises keine reine Butter sein tönnten, wurde er doch vom Schöffengericht wegen seiner Fahrlässigkeit zu 10 M. Geldstrafe verurtheilt. Der Händler legte gegen dieses Urtheil Berufung ein.

Restaurationsgeheimnisse. Mit gemischten Gefühlen wird

Der goldenen Jugend und dem goldenen Alter.

setzen getrost ihre drei Krenzel denn die meisten von ihnen anschauung läßt sich zusammenfassen in die beiden Worte: E3 fönnen überhaupt nicht schreiben unter den Protest. Doch die tann Dir nix g'schehn!" und: Steiner müßt' ich doch klopfen". braven Kreuzelschreiber haben die Rechnung ohne den Kaplan Mit der Zuversicht, daß ihm nichts geschehen könne, da ja alles So lebhaft, wie bei der Aufführung von Anzengruber's gemacht. Dieser steckt sich hinter die Frauen und pauft ihnen in Schlimme schließlich' mal ein Ende nimmt, hilft er sich über alles Bauern- Lustspiel Die Kreuzelfchreiber", das am der Beichte ein, daß die Betheiligung an dem Protest eine Widrige und über alle Dummheit und Bosheit der Menschen Sonntag Nachmittag als Mai- Vorstellung für die erste Abtheilung schwere Sünde sei, Die nur durch harte Buße wieder ab- hinweg. Und, Steine klopfen muß ich doch. denkt er bei so un­im Lessing- Theater" gegeben wurde, ist es in der Freien Volts gewaschen werden könne. Widerruf und eine Wallfahrt nach nügen Fragen, ob er den Papst für unfehlbar halte oder nicht, bühne" seit langem nicht hergegangen. Diejenigen, welche Rom , das ist das Mindeste, was er verlangt. Den Sündern oder ob es ihm lieber sei, daß der Herrgott oder der Gottseibei­meinen, das Leben sei gerade ernst genug, darum müsse die werden diese Bedingungen von ihren Frauen überbracht. uns das Regiment auf der Welt habe." Hast Du bisher's ganze Kunst Heiteres bieten, werden mit diesem Nachmittag zufrieden Da die Krenzelschreiber sich sträuben, darauf einzugehen, Pfund glaubt", sagt er dem Großbauer, der ihn um seine drei sein. Aber auch die anderen, welche von einer Freien Volks- so wird ihnen von den Weibern das verweigert, was man im Kreuzel angeht, werd'n Dich die paar Loth Zuwag' a nit um­bühne" die Pflege hauptsächlich der ernsteren Richtung der Dra Juristen Jargon cheliche Pflichten" nennt. Die Weiber weisen bringen." Aber wenn der Großbauer dafür eintreten wolle, daß matik erwarten, werden vor den Kreuzelschreibern" die Waffen ihre sündhaften Männer bis auf weiteres aus ihrer Kammer Großen nit mehr jeden neuen Steuerzuschlag von ihnern gestreckt haben. Uebrigens zeigt jede derartige Vorstellung immer und stellen ihnen anheim, sich ihr Lager auf dem Heuboden her Achseln abschupfen dürfen," ah ja", meint der Steinklopfer­aufs Neue, daß die Annahme, die Freunde der ernsteren Richtung zurichten. Die Entscheidung des Streites fällt natürlich zu hanns, da sey' ich Dir schon meine drei Kreuzel brunter. seien unter den Mitgliedern der Freien Volksbühne in der gunsten der Weiber aus. Die Kreuzelschreiber, vor die Wahl Der Steinklopferhanns ist nicht das, was man so einen Mehrzahl, doch irrig ist. Man ist dort gar nicht so griesgrämig, gestellt, nach Rom oder ins Heu zu gehen, entschließen sich gottlosen Menschen" nennt; aber er ist ein Priesterhaffer, und daß man sich über die Verkehrtheiten der Menschen und selbst schweren Herzens zu der Busfahrt nach Rom . Aber durch eine darin ist er ein Abbild des Dichters selber. Anzengruber hat über ihre Echlechtigkeiten nicht auch einmal auf einige Stunden List erreichen sie daß die Weiber, um die eheliche Treue die Priester sammt ihrem ganzen muckerischen Anhang all hinweg la chen möchte. Und wenn dieses Aufheiterungsbedürf ihrer büßenden Männer besorgt gemacht, schließlich die sein Lebtag nicht leiden mögen, und er hat sie eigentlich in keinem niß, das unleugbar in größerem Umfange vorhanden ist, in so mit Absicht beschleunigte Fahrt felber hintertreiben. In ihren feiner Stücke ganz ungerupst davongelassen. Aber so wirksam, edler Form befriedigt werden fann, wie es ein Anzengruber'fches engen Köpfen beginnt die Erkenntniß aufzudämmern, daß wie in den Kreuzelschreibern", hat er die Muckerei nirgends be­Stück gestattet, so wüßten wir nicht, wer dagegen etwas einzu- es noch schlimmere Dinge auf Erden giebt als Kreuzelschreiben. fämpft. Er geht hier am weitesten in der Anwendung derjenigen wenden haben sollte. Sie wollen lieber ihre und ihrer Männer Seelen durch den Teufel Rampfesart, auf die die meisten in ihrem ehrlichen Zorn nicht Obenein verbergen Die Kreuzelschreiber" unter einer dem Himmel, als sich durch die wälschen Mädel ihre Männer gerade zuerst verfallen, die aber den Muckern gegenüber allein heiteren Schale einen sehr ernsten Kern. Das Stück wendet sich abspänftig machen lassen. angebracht ist, weil sie allein Erfolg verspricht: er giebt gegen die Herrschaftsgelüfte der Kirche, genauer der fatho Die Entwicklung und Lösung dieses ergöglichen Streites fie der Lächerlichkeit preis. Mit Vernunftgründen ist lischen Kirche; aber man thut den Geistlichen anderer Konfeffionen, wird genauer gezeigt an einem jungen Ehepaar, dem Gelbbof: einem Gegner, der sich auf etwas anderes als die Vernunft und nicht zuletzt der evangelischen, kein Unrecht, wenn man sagt: fauer Anton Huber und seinem Weibe Josefa, die mit stüßt, natürlich niemals beizukommen. Von diesem Gesichts­der Kirche überhaupt. der Natürlichkeit gezeichnet sind, welche die Mitglieder der Freien punkte aus erscheint auch die Verwendung des Wortes Kreuzel­ " Die Kreuzelschreiber " sind nicht lange nach der im Jahre Volksbühne" an Anzengruber bereits fennen. Die beiden Leutchen schreiber" als titel von tieferer Bedeutung. Die Elemente, auf 1870 erfolgten unfehlbarkeitserklärung des Papstes entstanden, legen eine gehörige Portion gesunder Sinnlichkeit an den Tag die fich die Macht des Muckerthums gründet, find meist über und an dieses Ereigniß fnüpfen sie auch an. Das Stück spielt und geben sich überhaupt mit einer so herzerfrischenden Ungenirt die unterste Bildungsstufe des Kreuzelfchreibens nicht weit hinaus­in einem bayrischen Bergdorf. Ein bigotter, alttatholischer Großheit, daß sie das geheime Entzücken und das offene Entfehen gefommen. bauer, der in Glaubenssachen jede Neuerung, auch solche, die aller Tartüffes hervorrufen müssen. vom Papfte selber ausgeht, befämpfen zu müssen glaubt, sam Tas Hauptintereffe erregte jedoch nicht dieses im Mittel­melt Unterschriften für einen Proteft gegen die geplante Unfehi punkt der Handlung stehende Paar, sondern der alte Stein barkeitserklärung. Ein Theil der Bauern ist bereit, sich dem flopserhanns, der den ins Heu geschickten Bauern beispringt und Protest anzuschließen. Sie wissen zwar nicht recht, um was es mit seiner Verschmigtheit fertig bringt, die vom Kaplan auf­es sich eigentlich handelt, aber, wo der Glaube mit im Spiele gestachelten Weiber wieder vernünftig zu machen. Dieser Stein­ist, denken sie, da darf man schon mit unterschreiben, und sie klopferhanns ist eine echt Anzengruber'sche Figur. Seine Welt­

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Die Aufführung war sehr gut,

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wie es die Freie Bolks. bühne" vom Leffing Theater" gewöhnt ist. Fein ausgedacht und sorgfältig durchgeführt war der Steinklopferhanns des Herrn Kober. In dem Anton Huber stellte Heinrich Brechtler einen wahren Brachtburschen auf die Bretter.

Br