Nr. 219.- 33. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Parteigenossen!
Zwei unheilvolle Jahre liegen hinter uns. Noch immer jagt die schreckliche Kriegsfurie erbarmungslos mordend und sengend durch die Lande. Millionen blühender Menschenleben sind vernichtet, viele Hoffnungen und unermeßliche Kulturgüter zerstört worden.
Soll dieses Länder und Volkskraft verwüstende Ningen, das schwerste Unglück, das je die Kulturmenschheit heimgesucht hat, noch immer kein Ende nehmen?
Freitag, den 11. August 1916.
Ein sächsisches Elektrizitäts
monopol.
I.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Nr. 151 90-151 97.
folgen, die einen langjährigen Vertrag anbot. Dem Plan waren eingehende Berechnungen über die Kosten der Stromerzeugung beigegeben, die seine Wirtschaftlichkeit erweisen sollten. Für den Strompreis, den die angeschlossenen Gemeinden und Gemeindeverbände zu zahlen hätten, war ein Tarif aufgestellt, der Abstufungen je nach der Menge des im Jahre entnommenen Stromes und nach der Benutzungsdauer der Anfang Juli hat eine Zwischendeputation der Zweiten Höchstbelastung vorjah. Der höchste Preis sollte 6,5 Pfennig Sächsischen Kammer, die seit der Vertagung des Landtags die Kilowattstunde betragen bei einem Jahresverbrauch bis im Frühjahr ihre Beratungen aufgenommen hatte, die Ver- 5 Millionen Kilowattstunden und bis 1000 Stunden Behandlungen über einen Plan geschlossen, der über die Gren- nußungsdauer der Höchstbelastung, der niedrigste 2,25 Pfennig zen Sachsens hinaus Beachtung verdient. Er bezweckt näm- bei 50 bis 100 Millionen Kilowattstunden Jahresverbrauch lich die Errichtung eines Staatsbetriebes zur Elektrizitäts- und über 3000 Stunden Benutzungsdauer der Höchstbelastung. versorgung des Landes, der schließlich die gesamte StromNur das Bewußtsein, einen Verteidigungskrieg zu führen, erzeugung in sich vereinen soll. Wenn auch fein gefeßliches Die Kosten der Anlagen sollten durch eine Anleihe des Verbandes aufgebracht werden. der Deutschland von den gegnerischen Mächten aufgezwungen Staatsmonopol für die Produktion elektrischer Kraft geDer Verband mußte natürlich die Zustimmung der Rewurde, löste bei unseren Brüdern im Waffenrock die helden- schaffen werden soll, so steuert der Plan doch auf ein tatsäch gierung zu seinem Plan haben. Diese verhielt sich auch mütige Hingabe und zähe Tapferkeit aus, mit denen sie dem liches Monopol des Staates hin. Da der ungeheuere Finanz- anfänglich nicht ablehnend, förderte die Vorarbeiten durch GeAnsturm der feindlichen Massenheere standhalten. Nur für den Gedanken von Reichsmonopolen neu geweckt hat, wobei Jahre 1914 hat das Finanzministerium zwar unverbindlich, bedarf des Reiches, der durch den Weltkrieg geschaffen wurde, währung eines Darlehens von 100 000 Mark und noch im die Sicherheit des Landes, für dessen politische Selbständig mehrfach auf die Erzeugung des elektrischen Stromes als aber grundsäglich eine finanzielle Beteiligung des Staates keit und wirtschaftliche Lebensmöglichkeit kämpft und leidet Gegenstand eines solchen Monopols verwiesen worden ist, so an dem Unternehmen in Aussicht gestellt, wenn der Staat das deutsche Volk, nicht aber zur Verwirklichung irgendwelcher darf der sächsische Plan im Reich besonderes Interesse bean- dadurch Teilhaber werde und Vertretung in der Geschäftsspruchen. Eroberungspläne. Die Bestrebungen auf Sentralisierung der Elektrizitäts - gab die Regierung bekannt, daß sie ihre Haltung zum Verleitung und Beaufsichtigung erhalte. Ende Okotber 1915 aber Als am 4. August 1914 die Vertretung der deutschen versorgung Sachfens find zuerst von fommunaler Seite ber- bandsplan geändert habe. Sie legte dem Landtag eine ausSozialdemokratie im Reichstage sich ihren Grundsätzen getreu folgt werden. In der weitgehenden Beriplitterung, die die führliche Denkschrift vor, in der sie die Zusammenfassung der für die Verteidigung des Landes erklärte und die dazu er- Stromerzeugung und verteilung des Landes charakterisiert Elektrizitätsversorgung in Staatsbetriebe für notwendig erforderlichen Mittel bewilligte, bekundete sie zugleich:
es bestehen 181 Clerizitätsunternehmungen bzw. gesellflärte und die Grundzüge für diesen Betrieb entwickelte. Thr schaften sehr verschiedener Größe, von denen einige allerdings Plan stimmt in wesentlichen Punkten mit dem des Verbandes „ Wir fordern, daß dem Krieg, sobald das Ziel der nur den Kleinverkauf des Stromes betreiben, den sie von den überein, er sicht auch je ein Großkraftwerk im Osten und Sicherung erreicht ist und die Gegner zum Frieden ge- Werken anderer Gesellschaften beziehen, bilden die Werke Westen in der Nähe von Braunkohlenlagern vor, geht aber über neigt sind, ein Ende gemacht wird durch einen Frieden, und Leitungsneße der Gemeinden und Gemeindeverbände den ihn hinaus mit dem Ziel, die großen privaten Elektrizitätsder die Freundschaft mit den Nachbarvölfern er überwiegend größten Bestandteil. Unter ihnen entstand ein unternehmungen in absehbarer Frist in den Staatsbetrieb aufmöglicht." engerer Zusammenschluß, der zunächst durch die sächsische Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages hat Bürgermeistervereinigung getragen wurde. Im Jahre 1912 zunehmen. Da diese Gesellschaften für ihre Leistungen öfter staatliche Grundstücke und Wege benutzen müssen, wozu ihnen diese Forderung immer wieder erhoben. Der Reichskanzler aber erhielt er einen besonderen Körper in dem Verband der die Erlaubnis nur auf jederzeitigen Widerruf erteilt worden im Gemeindebesitz befindlichen Elektrizitätswerke Sachfens hat mehrmals erklärt, daß er zu Friedensverhandlungen( furz Elektroverband genannt). Er setzte sich zum Ziel diet, meint die Regierung ein Mittel in der Hand zu haben, bereit sei. Leider haben die gegnerischen Regierungen eine usammenfassung der Elektrizitätsversorgung in der technisch sie innerhalb 10 bis 15 Jahren zu angemessenen Bedingungen um die Gesellschaften zu Verträgen zu gewinnen, nach denen Erklärung, daß auch sie zu Verhandlungen bereit sind, bisher und wirtschaftlich vollkommensten Betriebsform und die Ab- ihre Werke und Leitungsneße übernehmen würde. Im Gegenfie innerhalb 10 bis 15 Jahren zu angemessenen Bedingungen nicht abgegeben, weil sie, wie die blutigen Offensiven an allen wehr eines Monopols von Privatgesellschaften, wozu in Sach- jak zum Plan des Elektroverbandes wollte jener der RegieFronten beweisen, immer noch hoffen, Deutschland und seine gewichts der kommunalen Werke erschien ihre Stellung näm- Erwerb zweier großer und moderner Werke von Privatgesellsen mindestens Ansäße vorhanden seien. Trotz des Ueber- rung indes nicht den Bau neuer Kraftwerke, sondern den Berbündeten militärisch niederringen zu können. Sie stützen lich bedroht durch das schnelle Ausbreiten großer privater schaften. Für den Osten wurde das Werk Hirschfelde der sich dabei auf ihren unerschütterlichen Glauben an die größere Elektrizitätsgesellschaften, die Tochtergründungen der mäch Elektrizitätslieferungsgesellschaft( E.2.G.), einer TochterVolkszahl und Hilfsquellen der Ententeländer. tigen und fapitalfräftigen Konzerne, der Allgemeinen Elek- gesellschaft der A.E.G., zum Ankauf in Aussicht genommen. trizitätsgesellschaft( A.E.G.) und der Siemens- Schuckert
Es erscheint deshalb an der Zeit, daß das deutsche Volk frei und unbeschränkt zu diesen Eroberungsplänen Stellung nimmt, deren Verwirklichung den Keim zu neuen Kriegen legen würde und die nur zu sehr geeignet sind, den Krieg zu verlängern.
Der Friedenswille, der bei den Völkern der gegnerischen Werke( S.S.W.) sind. Diese neueren Privatwerke mit Ueber. Das Werk ist neu und noch lange nicht voll ausgenügt. Es Bänder ebenso start ist, wie in Deutschland , wird zweifellos landwerken die älteren ohne Ueberlandneße sind Klein- liegt direkt an Braunkohlengruben und in der Nähe befinden geschwächt und zurückgedrängt, wenn gleich den chauvinistischen betriebe, die die Stromerzeugung meist nur als Nebenzweig fich ſtaatliche Braunkohlenfelder, die bei Bedarf in Angriff Eroberungspolitikern in den Ententeländern auch in Deutsch einer Fabrikanlage betreiben- lieferten zwar 1914 erft enthielt einen Vertrag mit der E.L.G., wonach das Werk für genommen werden können. Die Denkschrift der Regierung land einflußreiche Kreise Kriegsziele aufstellen und Er- rund 48 Millionen Kilowattstunden gegen rund 1451/2 Mil- enthielt einen Vertrag mit der E.2.G., wonach das Werk für 5 Millionen Mark in seinen Besitz überginge. Nach Geoberungspläne propagieren, die die Völker jener Länder zum Körperschaften erzeugt wurden. lionen Rilowattstunden, die von den Werken der kommunalen nehmigung durch den Landtag sollte er sofort in Kraft treten. Daneben stehen noch 13 zähesten Widerstand aufstacheln müssen. Millionen Kilowattstunden, die von gemischt- wirtschaftlichen Für den Westen hatte der Staat den Ankauf eines Werkes Unternehmungen, an denen Privatgesellschaften neben Ge- noch nicht vorgesehen; er wollte sich dort vorerst mit dem Erwerb von Anteilen eines Privatwerkes begnügen. Mit meindeverbänden beteiligt sind, aufgebracht wurden und einer Beteiligung bis 49 Proz. gedachte er sich genügenden einige andere kleinere Posten. Es stand also einem Anteil Einfluß zu sichern, später erst sollte er Volleigentümer wererzeugung eine solche von 69,3 Proz. der kommunalen Werke Elektroverband, einen bis aufs lepte ausgearbeiteten Plan, der großen Privatwerke von 24,2 Proz. an der Gesamtstrom- den. Ueberhaupt entwickelte die Regierung nicht, wie der gegenüber. Aber im Zeitraum von 1905 bis 1914 waren die ersteren weit schneller als die letzteren gewachsen. Von 2½ 22 Millionen Kilowattstunden stieg die Leistung der Privat werke in dieser Seit auf 48 Millionen, also um mehr als das 14fache. Die kommunalen Werke hatten dagegen im felben Zeitraum ihre Kilowattstundenzahl von 33 auf 1451 Millionen, um etwa das 41fache erhöht. Da zudem verschie dene der kommunalen Werte notleidend oder technisch überholt sind, während die großen Privatgesellschaften den starken Rückhalt der Elektriziätskonzerne haben und ihre Werke meist Bestrebungen des Elektroverbandes schon begründet.
Die von der sozialdemokratischen Partei seit langer Zeit geforderte Aufhebung des Belagerungszustandes ist nicht erfolgt, auch die Freigabe der Erörterung der Kriegsziele ist bisher nicht zugestanden worden. Trotzdem sind die Annegionswünsche gewisser Kreise immer wieder an die Deffentlichkeit gekommen und zur Stimmungsmache im feindlichen Ausland benutzt worden.
sondern zeichnete die allgemeinen Umrisse des Unternehmens. sie gab weder Rentabilitätsberechnungen noch Tarifverträge, sondern zeichnete die allgemeinen Umrisse des Unternehmens. An konkreten Maßnahmen sah sie vorerst nur den Ankauf des Werkes Hirschfelde und den Bau einer Fernleitung nach Dres den bzw. Freiberg vor, der aber erst nach Beendigung des Strieges in Angriff genommen werden kann. Als erste Rate Strieges in Angriff genommen werden kann. Als erste Rate für die Arbeiten forderte die Regierung vom Landtag die außeretatsmäßige Bewilligung von 20 Millionen Mark.
Nachdem nunmehr am 1. Auguſt d. J. in zahlreichen deut- neueren Ursprungs und techniſch modern find, so waren die Nationalausschuß und Sozial
demokratie.
schen Städten Versammlungen des„ Nationalen Ausschusses zur Herbeiführung eines chrenvollen Friedens" stattgefunden Gleich nach seiner Gründung schritt der Verband zur haben, in denen von den meisten Rednern Kriegsziele, viel- Ausarbeitung eines Planes für die Zusammenfassung der fommunalen Werke zur Stromerzeugung. Er sah die Erfach in annexionistischem Sinne erörtert worden sind, ist es richtung je eines Großkraftwerkes im Osten und im Westen post", hatte, neben einigen anderen Parteiblättern, seinem BeUnser Nürnberger Parteiblatt, die„ Fränkische Tageseine unabweisbare Pflicht der Regierung, die Erörterung der Sachsens in unmittelbarer Nähe von Braunkohlengruben vor, dauern Ausdruck gegeben, daß der sozialdemokratische Abgeordnete Kriegsziele allgemein frei zu geben. Wir haben daher in so daß das Heizmaterial nicht durch Frachtkosten verteuert Nürnbergs Dr. Südetum neben August Müller und Anton einer Eingabe an den Reichskanzler die Freigabe der Kriegs- wurde.( Die Wasserkräfte Sachsens sind für Elektrizitäts- Fendrich als Redner des Deutschen Nationalausschusses an den erzeugung im großen zu gering.) Der Strom sollte den Veranstaltungen vom 1. August teilgenommen hat. Dr. Südekum zielerörterungen erneut dringend gefordert. Die Parteiorganisationen im Reiche fordern wir auf, die kleineren und mittleren Werte mit veralteten Einrich die Gründe für seine Beteiligung an den Versammlungen des Natiofommunalen Werken zu einem Preise zugeleitet werden, daß richtet nun an die„ Fränkische Tagespost" ein Schreiben, in dem er demnächst öffentliche Versammlungen zu veranstalten, in tungen und hohen Selbstkosten vorteilhaft stillgelegt werden denen zu den Kriegs- und Friedenszielen Stellung genommen fonnten. Nur vier bis fünf technisch auf der Höhe stehende nalausschusses darlegt. Das Schreiben lautet in seinem wesentlichen werden soll. Auch ersuchen wir, Vorbereitungen für die Unter- Werke sollten im ersten Jahrzehnt zur Reserve und Unterzeichnung einer Petition zu treffen, in der ein Friede ver- stützung der Verbandszentralen weiter betrieben werden: der Verband sollte sie pachtweise übernehmen. Die Anlagekosten langt wird, der die Freundschaft mit den Nachbarvölkern er- berechnete der Blan auf etwa 60 Millionen Mark, wofür möglicht und unserem Land die territoriale Unversehrtheit, neben den beiden Kraftwerken die Hauptleitungen, die ( Unabhängigkeit und wirtschaftliche Entwicklungsfreiheit ge- 100 000- Volt- Strom verteilen, 9 Hauptwerke, die ihn auf währleistet. Berlin , den 11. August 1916.
Der Vorstand
Barcel
20
30 000 Volt transformieren, und die Leitungen für den 30 000 Volt Strom hergestellt werden sollten; außerdem waren noch 2 Millionen Mark für den Ankauf eines Braunfohlenfeldes im Osten vorgesehen, das die Stadt Dresden für diesen Zwed bereits erworben hatte. Für das Westwerk sollte die Kohlenlieferung durch eine Privatkohlengrube er-.
Teil:
Die Gründe, die mich bewogen, die günstige Gelegenheit einer zufälligen Anwesenheit in Mannheim am 1. August nicht unge= nüßt zu lassen, sondern der Einladung des Nationalausschusses zu einer Rede in jener Stadt zu entsprechen, sind im wesentlichen die folgenden: Zunächst halte ich es angesichts des immer wieder betonten Willens der leitenden Staatsmänner unserer Feinde, den Krieg bis zur Niederringung oder Vernichtung Deutschlands fortzufeßen, für eine heilige Pflicht, meine Landsleute aus allen Kreisen der Bevölkerung bei aller Betonung unseres Friedenswillens zum entschlossenen Durchhalten aufzurufen; diese Pflicht wird durch das gewissenlose Treiben eines Teils der sogenannten Barteiopposition und durch die Lauheit vieler Sozialdemokraten, die grundsätzlich mit der Politik des 4. August einverstanden sind,