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sich zu einer imposanten Kundgebung. Mindestens 2000 Männer und Frauen füllten den Saal, ans dem schon um ichü Uhr die Tische entfernt werden muhten. Viele Branchen hatten sich vor- ber gesammelt, um eine bessere Uebersicht zu haben. Wie in der Versammlung konstatirt wurde, waren etwa 1500 der Anwesenden freiwillig Feiernde, etwa SOO unfreiwillig Feiernde, das heißt Arbeitslose. Den Vortrag über die Bedeutung des I. Mai hielt Reichstags -Abgeordneter Bebel, welcher in sast zweistündiger Rede ein gedrängtes Bild der historischen Entwickelung der Arbeiter- klaffe während der letzten SOO Jahre gab und seine mit brausen- dem Beifalle aufgenommenen Ausführungen in folgende Reso- lution zusammenfaßte: In Uebercinstimmung und in Genieinsanikeit mit den klassenbewußten Arbeitern aller Länder fordert die heutige Ver- sammlung aufs Neue: l. Die gesetzliche Einführung eines achtstündigen Arbeitstages und die Verwirklichung der Forderungen für die Sicherheit und den Schutz der Arbeiter, die der internationale Arbeiterkongreß zu Paris im Jahre 1889 beschloß. 2. Die volle politische Gleichberechtigung der Arbeiterklasse mit allen übrigen Klassen, d. h. Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Stimmrechts für alle Vertretungs- körper und für alle über 20 Jahre alten Personen ohne Unter- schied des Geschlechts. s. Die volle Koalition?-, Vereins- und Versammlung?« freiheit. Des weiteren erklärt die Versammlung, daß sie sich in voller Solidarität mit der Arbeiterklasse aller Länder fühlt und diese Solidarität als eine Nothwendigkeit ansteht, einmal um dem seitens der herrschenden Klaffen geflissentlich genährten Nationa- litätenhaß entgegenzutreten, der in Verbindung mit den bestehen- den Klassengegensätzen die Ursache des die Völker aussaugenden und niederdrückenden Militarismus ist und über Europa die Drohung eines Krieges von nie dagewesener Furchtbarkeit aufrecht erhält, dann um durch das klassenbewußte inter - nationale Proletariat das gemeinsame Ziel zu erreichen: Beseitigung des Lohnsystems und der Herrschaft des Menschen über den Menschen durch Gründung eines Zustandes, in dem die Arbeitsmittel Gemeingut der Gesellschaft sind und die Gleich- berechtigung Aller, ohne Unterschied der Raffe, der Nationalität, der Religion und des Geschlechts, Grundbedingung menschlicher Existenz und Entwickelung ist." Diese Resolution fand einstimnnge Annahme und wurde die Versammlung hierauf mit einem dreifachen brausenden Hoch auf die internationale Verbrüderung geschloffen. Etwa 700 Arbeiter und Arbeiterinnen aus der B e- kleidnngs-Jndustrie, die Gewerkschaften der Hutmacher, Kürschner, Militärmützen-Arbeiter, Textilarbeiter und Handschuhmacher chatten sich Vormittags imFeenpalast" zusammengefunden, um ihren Theil an der internationalen Deinonstration beizutragen. Den Zuerstgekommenen bot sich das unerwartete Vergnügen; die letzten Bilder derberühmten" 5iriegssestspiele mit zu genießen, die gerade einigen Hundert Schülerinnen, zur Stärkung ihrer Vater- landsliebe, vorgeführt wurden. Nachdem an Stelle der ab- gezogenen, soeben mit Nationalismus gefütterten Kinder die internationalen Rothen den Saal besetzt hatten, hielt Genosse S a s s e n b a ch den Vortrag über die Bedeutung des 1. Mai. Nach kurzer Debatte wurde einstimmig die von der Gewerkschafls- Kommission empfohlene Resolution angenommen. Mit einem brausenden Hoch auf den Weltfeiertag der Arbeiterklasse schloß die Versammlung. Die Gruppenversamnilung der graphischen Gewerbe war überaus stark besucht. Der etwa 1200 Personen fassende große Saal desBöhmischen Brauhauses", Landsberger Allee 1113, vermochte die Zahl der Demonstranten, auch hier waren viele Frauen und Mädchen zur Stelle, kaum zu fassen. Die GefangvereineThpographia".Seneselder" undBuch- binder- Männerchor" leiteten die Feier durch den Gesang des Arbeiier-Vaterlandsliedes" ein. An den mit brausendem Beifall entgegengenommenen Vortrag des Kollegen Albert Massini schloß sich nach erfolgter Abstimmung einer Resolution der Massen- gesang derMarseillaise " und weitere Aufführungen der vor- genannten Vereine. Die einstimmig zur Annahme gelangte Re- solution hat folgenden Wortlaut: Die Versammlung entsendet brüoerliche Grüße an die zur Bekundung der Solidarität heute am 1. Mai versanimelten Ar- bciter der ganzen Welt. Sie fordert dieselben auf, für die Be- freiung von der Lohnsklaverei kein Mittel unbenutzt zu lassen und unablässig zu wirken für die Erringung der sozialistischen Produktionsweise. Als wirksamstes Mittel zur Erreichung dieses Zieles enipfiehlt die Versammlung den Arbeitern aller Länder, den bestehenden politischen und gewerkschaftlichen Organisationen beizutreten und unentwegt für diese zu wirken." Die Arbeiter der L ed e r b e arb e i t u n g s- Industrie hielten ihre von gegen 4S0 Personen besuchte Ver­sammlung auf dem Gesundbrunnen in UHIitz' Salon ab. Hier- selbst referirte Genosse M i l l a r g und gelangte die Resolution der Gewerkschaftskommission zur Annahme. Die Musik-Jnstrumentenmacher tagten im VereinshausSüd-Ost". Waldemarstr. 75. Referent war Ge­nosse P. Jahn; es waren ungefähr LOO Personen ver­sammelt. Die Tapezirer waren etwa 300 Mann stark bei Boltz am Vormittag versammelt. Nach dem beifällig aufgenommenen Referat des Genoffen Hansen benutzten einige Anarchisten die Diskussto», um für ihre Ideen Stimmung zu machen, sie fanden jedoch keinen Anklang; der zweite Redner schloß daher pathetisch seine Ausführungen mit der Bemerkung, er gehe jetzt auf die Straße, um zu demonstriren, und man möge ihm folgen. Die Versammlung ließ ihn mit zwei Gleichgesinnten ziehen und blieb ruhig beisammen, um die Diskussion fortzusetzen und demnächst der von der Gewerkschafts-Kommission empfohlenen Resolution zuzustimmen. Die Stein-, Gips-, Holzbildhauer und Mo- d e l l e u r e hielten ihre Versammlung, an der etwa 300 Kollegen, darunter etwa 70 Arbeitslose, theilnahmen. am Vormittag bei Ehrenberg ab. Beifällig nahmen die Versammelten das Referat des Genossen Türk auf und stimmten nach kurzer Diskussion einmüthig der von den englischen Genossen vorgeschlagenen Resolution zu. Ferner wurde beschlossen, daß diejenigen Kollege», welche den Tag über nicht feiern, einen Theil ihres Arbeitsverdienstes für die Wiener ausgesperrten zweihundert Bildhauer abzugeben hätten. Nach Schluß der vom besten Geiste beseelte» Versammlung blieben die meisten Anwesenden noch gesellig beisammen. Die Glaser, Bilderrahmen macher und Glas- schleifer versammelten sick) im Restaurant Boltz, etwa 250 Mann stark. Von ihnen hatten die Glasschleifer sämmtlich bis auf etwa 20 Mann, ferner die Glaser und Nahmenmacher in einzelnen Werkstätten, wie bei Markus in der Königsbergerstraße, Sonnet in der Georgenkirchstraße und bei Auerbach in der Kommandantenstraße die Arbeit ruhen lassen. Nach einem be- geistert aufgenommenen Referat des Genossen Hugo Pötzsch, an das sich eine kurze Diskussion schloß, stimmte die Versammlung einhellig der von der Gewerkschaftskommisston vorgeschschlagenen Resolution zu. Auch von den Beraoldern hatte ein Theil seine Arbeit am I. Mai ruhen lassen. So feierten bei der Firma Neumann. Hennig u. Ko. sämmtlich« Vergolder bis auf die Barackvergolder, desgleichen bei Kubitz u. Imberg sämmt« liche bis auf die Farbigmacher und die Barockvergolder. In der Versammlung, die Vormittag? bei Scheffcr tagte, waren über hundert Kollegen und Kolleginnen erschiene», vor welchen nach einer kurzen Ansprache de? Kollegen Höpfner Dr. Vinn das Referat über die Bedeutung deS 1. Mai hielt. Nach einer kurzen Diskussion nahin die V«rsamn,lung so­wohl die von dem Ausschuß der Gewerkschafts-Kommission als auch die von den Engländern vorgeschlagene Resolution an. Sie bewilligte dann den streikenden Wiener Vergoldern aus dem hiesigen Streikfonds 100 M. und stimmte zugleich folgender Re­solution zu: Die am I.Mai versammelten Vergolder und Vergolderinnen sind mit den Forderungen der Wiener streikenden Kollegen ein- verstanden. Die Versanimlnng beschließt, die Wiener Kollegen thalkrästig zu unterstützen und sich an den Sammlungen ans die vom Hauptvorstand heransgegebenen Listen rege zu betheiligen." Begeistert sangen die Erschienenen noch stehend die Mar- scillaise, worauf die Versammlung geschlossen wurde und gemüth- liches Beisammensein folgte. Die Versammlung der Möbelpolirer in den Andreas- Gescllschaftssälen"(Joel) erfreute sich eines aus- gezeichneten Besuches. Genosse Mattn tat sprach vor zirka 600 Personen; die von der Gewerkschafts-Kommission empfohlene Resolution gelangte auch hier zur einstimmigen Annahme. In Kohn's Festsälen, Beuthsiraße 22, tagten die Zimmerer Verlins in der ansehnlichen Zahl von 400 Personen, darunter 83 Arbeitslose. Kistenmacher Tscher nig erläuterte mit kurzen Worten den Zweck der Zusammenkunft. Einhellig stimmte man nach Schluß der Debatte der Resolution zu. Bei den Schneidern, die das Lokal Arminhallen gewählt hatten, referirte August T ä t e r o w in eingehender Weise über die Bedeutung der Feier. Ohne Diskussion akzeptirte man die Resolution. Wobl die Hälfte der zirka 500 Köpfe zählenden Versammlung bestand aus Arbeiterinnen. Die Stuckateure hatten ihr Versammlungslokal Deigmüller als Treffpunkt ansersehen. Das Referat hielt Frau Martha R o h r l a ck. In der Disiussion wurde der Wunsch lant, daß der nächste Parteitag Beschlüsse fassen möge, welche eine allgemeine Arbeitsrnhe am 1. Mai in die Wege leiten. Nachdem die Versammelten die Resolution ein- stiimnig genehmigt, trat der Gesangverein zusammen, um mit einigen stimmungsvollen Liedern die Feier würdig zu gestalten. In imposanter Zahl waren die Putzer mit i h r e n F r a u e n in der Brauerei K ö n i g st a d t versammelt. Zum großen Theil stehend füllten sie den großen Saal; die nicht hineinkommen konnten, nahmen im geräumigen Nebensaal Platz. ebenso viel durchwogten den Garten. Es waren ungefähr 141500 Theilnehmer mit ihren Frauen anwesend. Als sich der Beifallssturm nach dem Referat des Genossen Antrick gelegt hatte, nahm man einstimmig die von der Gewerkschaftskommission vorgeschlagene Resolution mit folgendem Zwischensatz an: .. Die Versammelten erklären ferner, daß, um diese Forde- rungen durchzuführen, es nothwendig ist, daß sich sämmtliche anwesenden Putzer ihrer Organisation, dem Zentralverband der Maurer Deutschlands anschließen..." Mir dem Gesäuge der Arbeitermarseillaise verließen die Versammelten das Lokal. In der Versammlung der Maurer, rvelche in: Lokale von Niest, Weberstr. 17 stattfand, sprach Klavier- arbeitcr Ernst Sparfeld über die Bedeutung des 1. Mai. In einer Resolution erklärten die zirka 400 Versammelten ihre volle Zustimmung zu den Ausführungen des Referenten und ver­pflichteten sich, mit aller Kraft für die Verivirklichung der Forde- rungen der internationalen Sozialdemokratie einzutreten. Mit dem Gesang der Marseillaise und einem Hoch auf die Acht- stundenbewegung wurde die Versammlung gegen 1 Uhr ge- schlössen. DieMaler, Lackirer, Anstreicher und Berufs- genossen hatten sich, etwa 550 Mann stark, Vormittags im großen Saale des Louiscnstädtischen Konzerthanses eingefunden. Außer einigen kleineren Werkstätten, wie der von Bern am Johanuistisch, und' von Perband in der Stallschreiber- straße, lieben die Kollegen von Schmidt u. Pachels, Ecke der Kursürsten- und Bayrentherstraße und die von Schwarz in der Gneisenaustraße, jene etwa 40, diese etwa 30 Mann stark, die Arbeit am 1. Mai ruhen. Aus anderen Werlstätten waren einzelne Kollegen zugegen. Nachdem die Liedertafel der Maler Berlins denMaiengruß" vorgetragen, referirte Paul Litsin überDie Bedeutung des I. Mai und die Gewerkschaften". Allgemeiner Beifall lhat das Einverständniß der Versammelten dar, die folgende Resolution annahmen:Die Versammlung entsendet brüderliche Grüße an die zur Bekundung der Solidarität heute, am 1. Mai, versammelten Arbeiter der ganzen Welt. Sie fordert dieselben auf, für die Befreiung von der Lohnsklaverei kein Mittel unbenutzt zu lassen nnd unablässig zu wirken für die Erringung der sozialistischen Produktionsweise." Nach Schluß der Versanimlnng begaben sich die Anwesenden nach der Vereinsbrauerei in Nixdorf. Die lokalorganisirten Töpfer begingen die Feier des I. Mai Nachmittags im LokalKönigsbank", Große Frank- furterstraße 117. Eingeleitet wurde dieselbe durch eine Nach- mittag 4 Uhr beginnende öffentliche Versanimlnng, in der Ge­nosse A. H v f f m a n n- Pankow den Festvortrag hielt. Die seitens der Gewerkschaftskommissio» vorgeschlagene Resolution wurde einstimmig genehmigt. Vokal- und Jnstrumental-Konzert, Darstellung lebender Bilder, sowie deklamatorische Vorträge reihten sich der Versammlung an und hielten die ca. 600 Theil- nehmer bis gegen Mitternacht beisammen, Eine leider nur schwach besuchte Versammlung hatten die Barbiere, und Friseure, welche am Nachmittage in den Arminhallen tagten. Die Versammlung nahm nach dem Vortrag des Genossen Rohrlack einstimmig die Resolution der Ge- werlschaftskommission an. Es wurde dann festgestellt, daß etwa drei Viertel der Versammlung ihre Arbeit am 1. Mai ruhen ließen. Mit einem Hoch aus die Sozialdemokratie brachen die Anwesenden auf, um sich zu der Maiseier im Feen- palast zu begeben. Die Arbeiter und Arbeiterinnen derWäsche- und Kravattenbranche hielten ihre Versammlung am Abend i» Niefl's Salon in der Webcrstraße ab, wo sich etiva 400 Kolleginnen und Kollegen eingefunden hatte». Der Gesang- verein der Ost- und Westpreußen eröffnete die Maifeier mit dem Vortrag des LiedesVaterlandsliebe", worauf Dr. Pinn sein Referat über die Bedeutung des 1. Mai hielt. Einstimmig fand die von dem Ausschuß der Gewerlschaftskommission empfohlene Resolution Annahme. Dan» schloß mit dein Vortrag desMaien- grußes" und des Blusenliedes der ernste Theil der Feier, dem ein gemüthliches Beisammensein mit Tanz folgte. Die Färber und Berufsgenossin hatten sich mit ihren Frauen am Nachmittag bei Wille, Andreasstr. 26, zu einer öffentlichen Versammlung eingesunden. Nach dem mit Interesse aufgenoininenen Vortrage des Genossen Ast or über die Bedeutung des l. Mai,»ahm man die von der Gewerkschafts- kommission vorgeschlagene Resolution unverändert an. Eine Diskussion folgte nicht; deklamatorische Vorträge und Tanz hielten die Feiernden bis nach Mitternacht zusammen. Die Steinsetzer mitsammt ihren Frauen hörten am Abend in Bühler's Saal, Rosenthalerstraße einen zirka zwei- sründige» Festvortrag von Fräulein W a b n i tz und sandten an die streikenden Stettiner Kollegen ein Telegramm ab, in welchem sie ihre Solidarität bekundeten und zum Ausharren aufforderten. Zwei Anarchisten, welche den ausgesprochenen Zweck verfolgten, Störungen der Feier hervorzurufen, wurden mit leichter Mühe entfernt. Die Bäckereiarbeiter hatten Nachmittags bei Fey in der Brunnenstraße eine öffentliche Versammlung, in welcher Kollege Schlüter über die Bedeutung des 1. Mai sprach. Etwa 150 Personen hatten sich eingefunden. Der Versammlung folgte«ine kleine gesellige Maifeier, bestehend in Gesangsvorträgen des GesangvereinsMorgengrauen", deklamatorischen Borträgen von Kollegen und gemeinsamen Gesängen. Von hier aus gingen die Versammetten»ach dem Schweizergarten, woselbst der fünfte Wahlverein sein» Maiseier beging. Parteifeste. Zu einer wahrhaft imposanten Feier für den ersten Berliner Reichstags-Wahlkreis gestaltete sich die Maidemonstration an. Abend im Feenpalast. Wohl 5000 Fest- theilnehmer füllten den großen Parterre-Raum, durchflutbeien die beiden geräumigen Gallerien, und wogten die Aufgangstreppen auf und nieder. Allen Gesichtern war feierlicher Ernst nnd zu- versichtliche Hoffnungsfreudigkeit abzulesen. Als um 9 Uhr der Vertrauensmann, Genosse T ä t e r o w den Beginn der Festrede verkündete, verstummte das Gesnmme, und minutenlang an- haltender, jubelnder Beifall empfing den Festredner, Genoffen Bebel. Gespannte Aufmerksamkeit begleitete den Bortrug des Redners, der nach Beendigung ein brausender Beisallsflurm folgte. Einmüthig stimmte man der Resolution zu, die von dem Redner bereits in der Mctallarbeiter-Versammliing befürwortet war. Zwischen Konzertmnsik und Arbeiterfestgesänge deklamirte Genosse TürkUnfern Gruß zum I. Mai". Größte Ueberraschung boren die beiden mit Deklamationen ver- bundenen lebenden Bilder:Völkerfriihling" undWeltenmai" Die Genossen des zweitenWahlkreises hielten ihre diesjährige Maiseier in der Berliner Bockbrauerei ab. Schon des Nachmittags hatte sich dort eine beträchtliche Menschen- menge versammelt. Eine Kapell« von Berufsmusikern sorgte für die Unterhaltung derselben. Je mehr es dem Abend zuging, je mehr wuchs die Zahl der Festtheilnehmer, so daß schließlich wohl an 6900 Personen in dein geräumigen Etablissement Platz gefunden hatten. Die etwas vom Wetter beeinträchtigte Stimmung hob sich, als die erhebenden Weisen der Arbeiterlieder durck den weiten Garten hallten. Die Darstellung der lebenden Bilder übte eine be- geisternde Wirkung ans die Festgenossen aus. Den Höhepunkt des Festes bildete dir Rede des parlamentarischen Vertreters des zweiten Wahlkreises, des Genossen Richard Fischer. Die Parteigenossen des dritten Berliner Reichs- tags-Wahlkreises hielten ihre Maifeier in derNeuen Welt"(Hasenhaide) ab. Am Nachmittag war der Besuch, wohl infolge des trüben kühlen Wetters, spärlich. Gegen 8 Uhr Abends jedoch mochten wohl an 9000 Personen anwesend sein. Das Konzert wurde von Mitgliedern der Freien Vereinigung der Zivil-Bcrnssniusiker, der Gesang von dem Arbeiter- Sängerbund angehörenden Vereinen ausgeführt. Ten Festvortrag hielt der Genosse Ewald V o g t h e r in dem zirka 3000 Personen fassen- den Saale des Bai chainpetre; ein am Schlüsse desselben von ihm ausgebrachtes Hoch ans die Sozialdemokratie fand begeisterten Anklang. Gesänge, Feuerwerk und Tanz hielten hierauf die Fest- theilnehmer bis zum hereinbrechenden Morgen beisammen. Ein Theil der Parteigenossen des vierten Wahl- kreisen(Südosten) waren im festlich geschmückten Konzerthaus Sanssouci , Kottbuserstr. 4a, vereinigt. Gegen 2000 Personen lauschten der schwungvollen, zündenden Rede des Genossen Dr. H e y m a n n. Sehr wirkungsvoll nahm sich ein lebendes Bild ans, das zirka 60 Personen analog dem großen Bilde in derMaifest-Zeitnng" zur Darstellung brachten. Die Genossen des vierten Berliner Reichs« tags-Wahlkreises hatten die vier größten Lokale ihres Kreises für die Maifeier in Anspruch genommen und doch wollren die mächtigen Säle, wie sie namentlich die Brauerei Friedrichs- Hain nnd dieConcordia" bieten, kaum reichen, um die ganze Zahl der Theilnehmer zu fassen. Schon am Nachmittag füllten sich die Säle viel schneller als im vorigen Jahre. In Konkordia, wo neben dem großen Saale auch noch der kleine zur Aufnahme der Festtheilnehmer diente, und in Sanssonci begann um 5 Uhr, in Friedrichshain und Elysium, wo am Nachmittage auch die Genossen in den Gärten Platz nahmen, begann um 4 Uhr das Konzert, in dessen musikalische Piecen sich Kapellen des Vereins der Zivil-Berussmusiker, sowie Mitglieder des Ar- beiter-Sängerbnndes theilten. Einige willkommene Einlagen gab in der Brauerei Friedrichshain und im Elysium der Zitherklub Gleichheit". Den deklamatorischen Theil hatte in der Konkordia Genosse Massini, im Elysium Genosse Winkler, in LipS's Brauerei de Roche übernommen. Mit lebhafter Be- geisterung wurden die Festreden von den Anwesenden auf- genominen. Im Elysium sprach Kurt Baak«, in der Konkordia und bei Lips Paul Singer. Der Beifall, der die Ausführungen dieser Redner wiederholt unterbracb, zeigte, wie sehr ihre Worte den Gefühlen Ausdruck gaben, welche mit Uebereinstimmung am 1. Mai das Proletariat aller Länder be- herrschen.Hoch der Achtstundentag, hoch die internationale, revolutionäre Sozialdemokratie, hoch das Proletariat aller Länder!" brauste es am Schlüsse der Rede mächtig durch den weiten Saal. Die Genossen des fünften Wahlkreises hielten imSchweizergarten" am Königsthor ihre Feier ab. In dem großen Garten dieses Etabliffeinents hatten sich an 2000 Festtheilnehmer versammelt, die trotz der kühlen Witterung bis zum Schluß des Festes aushielten. Die Festrede hielt der Genosse Robert Schmidt. Gesangs- und Konzertvorträge sorgten für die Unterhaltung der zahlreichen Besucher. Besondere Mühe hatten sich die Arrangeure für die lebenden Bilder ge- geben, denen allseitige Anerkennung zu theil wurde. Die Dar- stellung derFreiheit Sieg" entseffelte einen Sturm des Beifalls. 6. Wahlkreis. Obgleich beeinflußt durch die rauhe Witte« rnng, welche einen Aufenthalt im Garten, mit welchem in den vorhandenen Lokalen zumeist gerechnet werden mußte, verleidete, war der Besuch doch ein recht reger und die Säle, in denen schon um 4 Uhr Nachmittags das Konzert begann, waren Abends zum Erdrücken voll. Im Eiskeller wogten beständig mindestens 1500 Personen aus und ein. die von der nahegelegenen Nord» deutschen Brauerei kamen oder dorthin gingen, woselbst ebenfalls 8900 Personen anwesend waren. In Weimann's Volks garten(Gesundbrunnen ) hatten sich gleichfalls gegen 1500 Personen zusammeugefunden. Die Festreden wurden ge» halten im Eiskeller von Dr. Arons, in der Nord- deutschen Brauerei von Dr. Zadeck, in Weimann's Volksgarten von Max Kiesel. Gesangsvorträge ver- schiedener Gesangvereine, deklamatorische Vorträge von Fest- genoffen und Genossinnen, lebende Bilberstc. boten eine dem Tage angemessene Unterhaltung. Die Genoffen der Schönhauser Vorstadt hatten zwei Lokale, Berliner Praler" undJägerhaus" mit Beschlag belegt. Der P r a t e r" verfehlte seine alte Anziehungskraft auch diesmal nicht' besonders in den Abendstunden drängte sich die Menge förmlich nach dem außerordentlich sinnig geschmückten Podium hin. wo die Musik ihre munteren Weisen ertönen ließ. Ter Saal war während der Festrede des Genoffen A u g u st i n über- füllt. Man geht nicht fehl, wenn man annimmt, daß die Be- sucherzahl dieses Lokales 67000 betrug. Das an der Schönhauser Allee gelegene I ä g e r h a u s" bot einen recht frenndlichen Anblick. Durch polizeiliches Macht- gebot war die Dekoration nach der Straße zu untersagt, man mußte sich darauf beschränken, die Flaggen und Embleme im Garten anzubringen. Festredner war hier der Genosse Borg- m a n n. Trotzdem der Himmel recht griesgrämlich dreinschaute, glänzte doch Freude auf allen Gesichtern. Auch hier verlief alles programmmäßig. Die Besucherzahl dürste annähernd 2000 Per- sonen betragen haben. Versammlungen ln der Umgegend von Berlin . In Rummels bürg fand in dem Vowinkel'schen Saal eine von 600 P e rs on-»'besuchte Volksversammlung statt. Ein- geleitet wurde die Feier mit einigen Gesangsvorträgen der Ar- beitergesangvereine Morgenroth I und Vorwärts VII, worauf Genosse M a t t u t a t über den 1. Mai und seine Bedeutung für das arbeitende Volk referirte. Nach dem Vortrage sangen die Theilnehmer die Marseillaise und gelangte eine dem Tage ent- sprechende Resolution zur Annahme. Die Genossen von Adlershof , Alt-Glinicke und Umgegend hatten sich in Wöllstein's Lustgarten eingefunden, um den 1. Mai zu feiern. Der Saal war festlich dekorirt,