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Bericht des türkischen Hauptquartiers. Konstantinopel  , 16. August.  ( W. T. B.) Amtlicher Bericht. Es ist nichts Wichtiges von den verschiedenen Fronten zu melden.

Die feindlichen Heeresberichte.

Der französische   Tagesbericht.

Vom 16. August nachmittags.( W. T. B.) Die Nacht berlief auf dem größten Teil der Front ruhig. Die Franzosen zer= sprengten deutsche Patrouillen in der Champagne   in der Richtung von Tahure, in den Argonnen   in der Richtung von La Harazée. An der Front von Verdun   ziemlich lebhaftes Geschützfeuer in den Abschnitten von Thiaumont, Fleury, Vaux und Chapitre.

Luftkrieg. In der Nacht vom 15. zum 16. warfen deutsche Flugzeuge einige Bomben auf Belfort  . Es wurde niemand getötet.

Vom 16. August abends.( W. T. B.) An der Sommefront schritten wir nach einer kräftigen Artillerievorbe­reitung heute nachmittag zur Offensive, die uns nördlich von Maurepas bedeutenden Gewinn eintrug. Unsere Truppen nahmen in Verbindung mit dem britischen Heere die ganze Linie der deut­ schen   Gräben auf einer Front von ungefähr 1500 Meter und er­reichten einige Punkte der Straße Guillemont- Maurepas. Süd­lich dieses Dorfes wurden auf einer Front von zwei Kilo­

meter und einer Tiefe von 300 bis 500 Meter alle Stellungen des Feindes östlich der Straße Maurepas- Cléry nach einem sehr heftigen Kampf, der dem Feinde erhebliche Verluste kostete, durch unsere Infanterie gleichfalls besetzt. Diese beiden glänzend geleiteten und schnell durchgeführten Kampfhandlungen ge= statteten uns, eine Anzahl Gefangener zu machen, deren Zahl noch nicht festgestellt ist. Südlich der Somme gingen um dieselbe Zeit unsere Truppen zum Angriff vor und bemächtigten sich in einem einzigen Schwunge eines Systems start befestigter deutscher Gräben auf einer Länge von ungefähr 1500 Metern südlich von Beloh- en­Santerre. An 60 Gefangene blieben in unserer Hand. Aussezzender Geschützkampf auf dem übrigen Teile der Front.

Belgischer Bericht: Heute herrschte sehr lebhafte Tätig feit der Feldartillerie und der Grabengeschütze in der Gegend von Digmude.

Die englische Meldung.

Vom 16. August.( W. T. B.) Abgesehen von einigen fleineren Infanteriegefechten bei Pozières, wo unsere Linie nunmehr verstärkt wird, ist zwischen Ancre und Somme keine Veränderung in der Lage eingetreten.

Der russische Kriegsbericht.

Vom 16. August nachmittags( W. T. B.): Westfront: Südlich Brzezany   an der Zlota Lipa besetzten unsere Streitkräfte einige Punkte auf dem westlichen Ufer des Flusses. Der Feind machte Gegenangriffe und hielt unseren weiteren Vormarsch auf. In der Gegend des Zusammenflusses der Zlota Lipa und des Dnjestr   machten unsere Truppen überall kämp­fend Fortschritte. Der Gegner leistet hier mit Erbitterung Wider­stand. An der Bystrzyca besetzten wir den Ort Solotwina und das Dorf Maniawa, südwestlich Solotwina. In der Gegend Delatyn­Worochta zog sich der Feind westlich unter unserem Druck zurück. Unsere Truppen nahmen eine Reihe von Höhen westlich der Linie Worochta- Ardzeluza. Bei Kirlibaba, im Gebiet des Berges Capul ( 19 Kilometer nördlich Kirlibaba) wurden die Angriffsversuche des Feindes durch unser Feuer abgewiesen.

Nach abgeschlossener Zählung ist die Gesamtbeute der Truppen des Generals Brussilow   in der Zeit vom 4. Juli bis 13. August im Laufe der Unternehmungen zur Eroberung der im Winter ausge­bauten deutschen   und österreichischen Linien vom Prypec bis zur rumänischen Grenze folgende: Gefangene, Offiziere und Soldaten ( Feldtruppen, Etappentruppen, Train, Sanitätspersonal usw.), Ge­schüße und Maschinengewehre:

1. Armee des Generals Kaledin  : 2384 Offiziere, 107 225 Sol­daten, 147 Geschütze, 459 Maschinengewehre, 146 Bomben- und Minenwerfer.

2. Armée des Generals Letschikki: 2139 Offiziere, 100 578 Soldaten, 127 Geschüße, 424 Maschinengewehre, 44 Bomben- und Minenwerfer und mehr als 35 Munitionswagen.

3. Armee des Generals Sacharom: 1967 Offiziere, 87 248 Sol­daten, 76 Geschütze, 232 Maschinengewehre, 119 Bomben- und Minenwerfer und mehr als 128 Munitionswagen.

4. Armee des Generals Tscherbatschew: 1267 Offiziere, 55 794 Soldaten, 55 Geschütze, 211 Maschinengewehre, 29 Bomben- und Minenwerfer und 129 Munitionswagen.

Im ganzen: 7757 Offiziere, 350 845 Soldaten, 405 Geschüßc, 1326 Maschinengewehre, 338 Bomben- und Minenwerfer, 292 Muni­tionswagen. Außerdem wurden eine große Anzahl Gewehre, 30 Werst Feldbahnmaterial, Telephongerät, mehrere Artilleriedepots und Pioniergerät erbeutet.

Vom 16. August abends( W. T. B.): Westfront: Die Lage ist unverändert.

Rautasusfront: In Persien   schlugen wir die Angriffe von feindlichen Streitfräften westlich von Kalapasova(?) südwest­lich des Urmia  - Sees ab."

Meldung der italienischen   Heeresleitung.

Rom  , 16. Auguft.( W. T. B.) Amtlicher Bericht. Auf dem Karst und in dem Hügelgebiet östlich von Görz   heftige Ar­tilleries und Bombenwerfertätigkeit. Angriffe unserer Infanterie brachten uns in Besitz von feindlichen Gräben auf den Hängen des Monte Pecinka, auf dem Nordrand des Karst und in der Umgebung von Santa Catharina und San Marco östlich von Görz  . Wir nahmen dem Feinde 353 Gefangene, darunter 11 Offiziere, ab. Auf der übrigen Front haben wir die üblichen kleinen Angriffe des Feindes abgeschlagen. Auf dem Plateau von Schlegen gelang es unseren Abteilungen, in heftigem Ansturm in einige feindliche Gräben an den Abhängen des Monte Mosciagh einzudringen. Unter heftiges feindliches Artilleriefeuer genommen, kehrten sie unbehelligt in die eigenen Stellungen zurüd, nachdem sie die Verteidigungs­einrichtungen des Feindes zerstört hatten, und brachten einige Ge­fangene mit.

Eins unserer Luftgeschwader, bestehend aus 14 Capronifliegern, bewarf gestern in Begleitung von Nieuport- Jagdflugzeugen Eisen­bahn- und militärische Anlagen in der Umgebung der wichtigen Bahnhöfe Prebacina und Dornberg. Unsere Flieger warfen 90 minenähnliche Bomben und ungefähr Tonnen hocherplosiver Stoffe auf ihre Ziele. Die erzielten Ergebnisse waren sichtlich sehr bedeutend. Obwohl sie von zahlreichen Abwehrbatterien unter Feuer genommen wurden, kehrten unsere Flugzeuge alle nach ihren Stüß­punkten zurück.

Vom U- Boot- Krieg.

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Cadorna.

Haag, 17. Auguſt..( W. T. B.) Gestern nachmittag 5 Uhr ist das Fischerfahrzeug Lotos" in den Hafen von Scheveningen   an gekommen. Es hatte 15 Mann von der Besatzung von zwei nor wegischen mit Holz beladenen Schiffen an Bord. 10 Mann stammten von dem Bartschiff Restip" und 5 Mann von dem Schoner, Freward", die von Fredridshalb resp. Kristiania   mit je einer Ladung Grubenholz nach Hartlepool   unterwegs waren. Die Restip" ist am Sonntag mittag 12 Uhr und die" Freward" Sonn tag nachmittag 42 Uhr von einem deutschen   Untersee­boot in Brand geschossen worden. Die Besatzungen wurden auf den Lotos" gebracht.

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Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 17. August 1916.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplak.

Das feindliche Feuer erreichte westlich vou Wytschaete  sowie am und südlich vom Kanal von La Bassée   zeitweise große Heftigkeit.

Nachdem bereits am Morgen starke englische   Angriffe aus der Linie Ovillers- Pozières und westlich des Foureaux­Waldes abgewiesen waren, sind abends nach starkem Vor­bereitungsfeuer und mit sehr erheblichen Kräften die Eng­länder zwischen Guillemont und der Somme zum Sturm vorgegangen. Der Sturm ist gescheitert, ebenso wie die mehrfachen, von den Franzosen bis zu fünfmal versuchten nächtlichen Wiederholungen. Nach hartnäckigem Kampfe wurden westlich des Foureauxwaldes und südlich von Maurepas eingedrungene Teile des Gegners wieder zurück­geworfen. Die feindlichen Verluste sind groß.

Südlich der Somme wurde in der Gegend von Belloy gekämpft. Die Franzosen haben hier in unserem vordersten Graben in etwa 500 Meter Breite Fuß gefaßt. Deftlich davon und bei Estrees ist der Gegner abgewiesen.

Beiderseits der Maas war die Artillerietätigkeit wiederholt gesteigert. Der Versuch eines feindlichen Au­griffs im Chapitre- Walde wurde durch Sperrfeuer unter­

drückt.

An zahlreichen Stellen der Front find französische Patrouillenunternehmungen mißlungen.

Deftlicher Kriegsschauplah. Front des Generalfeldmarschalls von Hindenburg  .

Heftige, bis in die Nacht fortgesette Angriffe der Russen gegen den Abschnitt Batkow- Harbuzow( westlich von Zalocze) wurden restlos abgewiesen.

Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl  

Die Vorstöße des Feindes nördlich des Dujestr bei Touftobaby- Konczaki blieben auch gestern erfolglos. Es wurden 154 Gefangene eingebracht.

In den Karpathen ist die Höhe Stara Obczyna( uörd­lich vom Capul) genommen.

Balkan  - Kriegsschauplah.

Südwestlich des Dojran- Sees warfen schwache bulga­rische Vortruppen feindliche Abteilungen zurück, die aus Doldzoli vorzustoßen versuchten.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien  , 17. August 1916.( W. Z. B.) Amtlich wird ver­lautbart: Russischer Kriegsschauplas. Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl  .

Im Capulgebiet ist die Höhe Stara Obczyna genommen worden. Südlich von Moldava und an der oberen Bystosyca scheiterten russische Borstöße. Sonst bei der Heeresfront nach den bereits gestern gemeldeten Angriffen bei Horozanka keine beson­deren Ereignisse. Heeresfront

des Generalfeldmarschalls

v. Hindenburg  .

Bei der Armee des Generalobersten v. Boehm- Ermolli kam es gestern zwischen Perepelniki und Pieniaki zu kämpfen von größter Heftigkeit. Der Feind tricb durch mehr als zwölf Stunden ununterbrochen seine Massen gegen unsere Stellungen vor. Die meisten Anstürme brachen schon vor unseren Hinder­nissen zusammen. Wo es dem Gegner, wie bei Manajow, vor­übergehend gelang, in unse re Gräben einzudringen, wurde er durch unsere Reserven zurückgeworfen.

Die siegreiche Abwehr des russischen Stoßes ist ebenso sehr dem trefflichen Wirken deutscher und österreichisch- ungarischer Batterien wie der tapferen Haltung der Infanterie namentlich der weftungarischen Regimenter 12( Kamaron) und 72( Poszong) zu danken. Unsere Verluste sind gering, die feindlichen außerordent­lich schwer. Weiter nördlich nichts von Belang.

Italienischer Kriegsschauplas.

Während die Italiener gestern ihre Tätigkeit an der Front zwischen Plava und der Wippach auf lebhaftes Artilleriefeuer bes schränkten, griffen sie zwischen diesem Flusse und Oppacchiasella Nur an einer unsere Stellungen fünfmal tief gegliedert an. Stelle hatten unsere Truppen den Feind im Nahkampf zurückzu­werfen. Im übrigen brachen seine Stürme unter besonders schweren Verlusten schon in unserem Feuer zusammen.

An der Tirolerfront scheiterten kleinere feindliche Unter­nehmungen am Monte Piano und Civaron.

Südöstlicher Kriegsschauplah. Außer der gewöhnlichen Gefechtstätigkeit an der unteren Jovusa nichts Nenes. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See.

In Erwiderung des feindlichen Fliegerangriffs auf Triest  hat in der Nacht vom 16. auf den 17. ein Flugzeuggeschwdder Venedig   angegriffen. Es wurden der Bahnhof, Magazine, das Arsenal   und militärische Objekte ausgiebig mit schweren, leichten und Brandbomben belegt, viele Bolltreffer erzielt und ein großer Brand in den Bahnhofsmagazinen erzeugt. Ein zweites Geschwader griff erfolgreich den Innenhafen von Grado  , eine Batterie am unteren Isonzo   und militärische Objekte von Monfalcone   an. Trok heftigster Abwehr sind alle Flugzeuge unversehrt eingerйdt. Flottenkommando.

London  , 17. August.  ( W. T. B.) Lloyds meldet, daß die ita- Papenholm auf Desel und am Strande der Insel Runoe lienischen Segelschiffe" Iva und Guiseppe Petriarca" stehende feindliche Flugzeuge mit gut deckenden Spreng- und gesunken sind. Brandbomben angegriffen. Trotz heftigen Abwehrfeuers mit anschließendem Luftkampf kehrten unsere Flugzeuge sämtlich Neuer deutscher Flugzeugangriff gegen Gesel wohlbehalten zurück. Ein in derselben Nacht von vier feind­Amtlich. Berlin  , 17. August.  ( W. T. B.) Am 15. und lichen Flugzeugen auf Angernsee ausgeführter Angriff hat nur 16. Auguft haben unsere Seeflugzeuge erneut die Flugstation geringen Sachschaden verursacht.

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Neue Anstrengungen!

Von Richard Gädke.

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uns

Während sich in der ersten Augustwoche eine gewisse Ab­schwächung der feindlichen Angriffe bemerkbar machte, die zum Teil wohl durch die großen Verluste der vorhergehenden Wochen, zum anderen Teil aber durch Vorbereitungen und Kräfteverschic= bungen verursacht war, entflammten sich die Kämpfe vom 7. August an rings um uns zu neuer Wut. Unsere Gegner sehen die Gunst der augenblicklichen Lage für sie in dem Umstande, daß sie nunmehr nach zweijähriger Kriegsdauer endlich dahin gelangt seien, auf allen Kriegsschauplähen gleichzeitig vorzugehen und die Heere der Mittel­mächte überall, gleichzeitig und mit gleicher Wut anzufallen. Sie glauben- wie die englischen Staatsmänner ausplaudern dadurch endgültig in die reine Abwehr mit allen ihren Nachteilen zurüdgedrängt und das Hinüberwerfen unserer Streitkräfte von der einen zur anderen Front dauernd verhindert zu haben. Ob sie aber die geistigen und materiellen Hilfsmittel der deutschen   Heeres­leitung nicht zu gering eingeschätzt haben, kann erst die Zukunft lehren. Soviel kann gesagt werden, daß an sich die Gleichzeitigkeit starker Angriffe auf allen Kriegsschauplätzen die Ausnutzung des großen Vorteils niemals verhindern kann, den ihre zentrale Lage den Mittelmächten in strategischer Beziehung gewährt. Für den Feldherrn handelt es sich niemals allein um die Gleichzeitigkeit feindlicher Angriffe, sondern in höherem Maße um die Einschätzung ihrer Bedeutung und ihrer Gefährlichkeit. Zu allen Zeiten hat es große Führer gegeben, die an einem Punkte Wagnisse auf sich nahmen, um an anderer Stelle doppelt stark zu sein und das stolze Vorrecht des Angriffs an sich reißen zu können. Wie das für kleinere Verhältnisse noch immer gegolten hat, so erst wohl für die riesigen Verhältnisse eines Weltkrieges.

Ich darf an den entscheidenden Kampf zwischen Rom   und Karthago   erinnern. Im Jahre 207 vor Christi stand er auf seinem Höhepunkt; im Süden von Apulien   her drohte der größte Feldherr des Altertums Hannibal  , der eben erst wieder ein kaukasisches Heer geschlagen hatte, von Norden aber durch die italienische Ebene rückte sein Bruder Hasdrubal   mit starken Streitkräften heran. Da ver­ließ der tüchtige Konsul Claudius Nero mit einem Teile seines Heeres die Front im Süden, er wagte ihre Entblößung gegenüber Hannibal   und zog in Eilmärschen seinem Kameraden nach Norden zur Hilfe. Beide vereint, schlugen und vernichteten das Hasdrubal­Heer am Metaurus und wandten sich dann wieder nach Süden. Diese Schlacht bei Sena war die wahre Entscheidungsschlacht des weltbedeutenden Krieges zwischen Rom   und Karthago   und nicht erst die Schlacht bei Zama im Jahre 202, die ihm ein unmittelbares Ende setzte.

In Wahrheit rechnen unsere Gegner auch weniger auf die Gleichzeitigkeit ihrer Angriffe, als bielmehr darauf, daß ihre Waffen überall so überlegen seien, daß unsere Streitkräfte im gün­stigsten Falle nur gerade noch hinreichten, sich mühsam in der Ab­wehr zu behaupten. Die Ansammlung ungeheurer Massen von Geschüßen und Geschossen mit Hilfe Japans   und der Vereinigten Staaten  , die ungewohnt starke militärische Anstrengung Englands, die Rüstungen Italiens  , die Ausschöpfung der russischen Volkskraft haben ihnen unzweifelhaft eine große Zahlenüberlegenheit ver­schafft. Die Gleichzeitigkeit der Angriffe von West und Ost ist auch schon früher mehrmals erreicht worden; der Unterschied von jekt gegen früher liegt in den verhältnismäßig größeren Massen, die unsere Gegner diesmal auf die Beine gebracht haben.

Und hier stehen wir wieder einmal vor der alten Streitfrage, welchen Einfluß die Zahl auf die Entscheidung der Schlachten und der Kriege ausübt. Offenbar handelt der sehr leichtfertig, der ihren Wert verkennt und seine Streitkräfte nicht so start macht wie ihm irgend möglich ist." Viele Hunde find des Hasen Tod  ", aber nicht nur des Hasen, sondern auch des Bären! Doch ist es erfreulich für den in jeder Entwicklung tätigen Geist, daß nicht die tote Zahl an fich es ist, die die Entscheidung gibt, sondern daß sie erst in der Hand des Feldherrn ihre fruchtbare und ihre furchtbare Bedeutung gewinnt. Damit aber tritt der Vorteil einer zentralen Lage auch gegenüber der Zahl wieder in sein volles Recht. Und auch darauf darf sich unsere Zuversicht gründen, daß die unerhört großen Ver­luste, die unsere Gegner bei ihren rücksichtslosen Massenstürmen er­litten haben und fortdauernd erleiden, das zeitweise Uebergewicht der Zahl immer wieder zu unseren Gunsten mildern. Darin liegt nun wieder der Vorteil, den eine tüchtige Truppe aus einer mit Bewußtsein und nicht im Gefühl der Schwäche gewählten Verteidi­gung zu ziehen vermag. Nur das dauernde Verbleiben in der reinen Abwehr ist bedenklich, aber nicht die Verteidigung, die sich zeitweise zurückhält, um zu stärkerem Schlage ausholen zu können.

Wie dem auch sei: in jedem Falle heißt es die Gleichzeitigkeit des Angriffes auf den verschiedenen Kriegsschaupläßen in sehr be­schränktem Sinne deuten, wenn man schon darin einen Vorteil zu sehen glaubt, daß er überall am gleichen Tage und fast zu gleicher Stunde losbricht. In den gewaltigen Verhältnissen dieses Krieges, wo die einzelnen Kriegsschaupläge durch Tausende von Kilometern voneinander getrennt sind, kommt es auf den Unterschied einiger Tage gar nicht an. Fast aber scheint es, als ob unsere Gegner be­sondere Zuversicht daraus schöpfen, daß ihre Heere am 7. und 8. August überall im Angriff gefochten haben: an der Somme wie vor Verdun  , am Isonzo   wie am Stochod und zu beiden Seiten des Dnjestr  . Der Erfolg dieses gleichzeitigen Druces blieb im wesent­lichen doch aus, wie er ja auf die Maßnahmen der deutschen   Heeres­leitung feinen irgendwie gearteten Einfluß ausüben konnte. Höch­stens einen gewissen moralischen Einfluß auf die Stimmung der gegnerischen Völker und damit auf die Verlängerung des Krieges mag man ihm zugestehen.

Im Westen scheiterten die Angriffe und ihre Wiederholung am. 12. und 13. August unter schweren Verlusten. Wenn die Gegner wirklich der Ansicht sind, daß auf diesem Kriegsschauplatze die Ent­scheidung fallen müsse, könnte man fast glauben, daß sie bereits gegen sie gefallen sei. Es ist unwahrscheinlich, daß unsere Front, die nunmehr sechs Wochen der größten Ueberlegenheit und den wütendsten Stürmen standgehalten hat, jezt noch durchbrochen werden könne. Der Verlust irgendeines Grabenstückes aber ist be= deutungslos.

Am Isonzo   hat Cadorna endlich einen ungweifelhaften Er­folg davongetragen, indem seine Scharen in den westlich des Isonzo  gelegenen Görzer Brückenkopf einbrachen und im weiteren Ver­laufe auch die heißumstrittene Hochfläche von Doberdo   besetzten. Daß sie hierbei eine größere Zahl von Gefangenen machten, ist glaublich. Aber wenige Kilometer östlich sind sie bereits wieder zum Stehen gekommen; am 13. August sind seine siebenmal wiederholten Stürme östlich des Valonatales völlig gescheitert. Auf dem Ge­biete nördlich von Görz   hat sich sein Erfolg überhaupt nicht aus­gedehnt, hier halten unsere Verbündeten nach wie vor die Isonzo­front.

Im Osten find alle russischen Angriffe gegen die Stochod= front unter schwersten Verlusten zusammengebrochen, auch der Einsatz der Garde und der harten Sibirier hat daran nichts zu ändern vermocht, sie haben hier und da sogar Boden verloren. Auch westlich Zalocze haben sie sich gegenüber der Armee Boehm- Ermolli  schließlich nicht durchzusehen vermocht. Nur zu beiden Seiten des Dnjestr   auf ihrem Südflügel war ihnen noch ein Erfolg beschieden. Der Druck sehr überlegener Kräfte hat die Armee Koeveß zur Auf­gabe ihrer Stellungen bei Thawienica, Ottynia  , Nadworna und Delatyn   veranlaßt( 9. und 10. August). Sie gab auch Stanislau  auf und bezog hinter der Bystrhcica neue Stellungen, in denen sie russische Angriffe am 13. August mit Erfolg abgewehrt hat. Diese Umgruppierung mußte ihren Einfluß auch auf die Armee des Grafen Bothmer nördlich des Dnjestr   ausüben, deren rechter Flügel über Monastercziska hart angegriffen wurde und die vor der übrigen Front weit vorgeschoben war.

In dieser Umgruppierung ist nur eine Folge und eine Be­reinigung der Lage zu sehen, die sich aus der vorhergehenden Ent­widlung ergeben hatte. Die ganze lange Front der verbündeten