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Nr. 238. 33. Jahrgang.

Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Chronik des Weltkrieges.

30. August 1914.

Mittwody, 30. Auguft 1916.

dann in Biebrich am Rhein gearbeitet hatte, stand er bei Ausbruch, Deutschen Nationalausschuß" und dem Unabhängigen Aus­des Krieges von 1866 in Korbetha in Arbeit. Bei der Bekanntschuß" Prof. Schäfers schreibt der nationalliberale" Deutsche machung der Kriegserklärung fam nun sein bayerisches Blut so in Rurier":

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Wallung, daß er in einem öffentlichen Lokale gegen die preußische ,, Wiederholt und von verschiedenen Seiten ist die An­Unverschämtheit" loszog. Eine Schande sei es, hat er gesagt, daß Preußen einen Bruderkrieg zwischen deutschen Stämmen entfacht regung eines Zusammengehens des Unabhängigen Ausschusses habe. Und ich glaube bestimmt, der junge Bayer hat noch mehr ge- und des Deutschen Nationalausschusses ergangen, und auch und fagt, als der fünfundsiebzigjährige Internationale heute zugeben will. wir erwähnten dieser Tage ein Gerücht, wonach zwischen den Er wird wohl in seiner Philippita auch Wörter gebraucht haben, führenden Persönlichkeiten beider Organisationen Besprechungen die damals in Bayern nicht unbekannt waren, wie z. B. Sau zur eventuellen Herbeiführung einer Verschmelzung stattgefunden preußen" und ähnliche jüddeutsche Liebenswürdigkeiten. Sturzum: hätten. Wie wir nunmehr von unterrichteter Seite hierzu er­Die Polizei suchte ihn, um ihn zu verhaften. und leistete ihm auch noch andere Hilfe, damit er bei Nacht und Direktor der Glasfabrit gab dem Missetäter das Reisegeld lichen Grundlage." Aber der fahren, entbehren alle derartigen Gerüchte jeder tatsäch Nehel über die Grenze schlüpfen konnte. Horn ging nach Kreuznach, wo er den richtigen Anschluß fand: er trat hier sogleich der Gruppe der Lassalleaner, also der Sozialdemokratie bei.

In der großen Schlacht bei Tannenberg, Hohenstein Drielsburg wurden nach vorläufiger Schäzung 30 000 Ruffen mit pielen hohen Offizieren gefangengenommen. Die Kämpfe bei Lemberg und Lublin , die bereits fünf Tage andauern, haben noch keine Entscheidung gebracht. Die Armee Dank! errang bei Krasnic einen Teilerfolg gegen 10 russische Divi­sionen und machte 2000 Mann zu Gefangenen. Auch in Ostgalizien find lebhafte Kämpfe im Gange.

30. August 1915.

Der Vormarsch der deutschen und österreichischen Armeen auf dem östlichen Kriegsschauplah dauert immer noch an. Die Armee des Generalobersten v. Eichhorn machte 1600 Gefangene und er beutete 7 Geschütze.

halten können.

Aus Galizien , Polen , Kurland, Litauen ist der Feind ver­trieben. Seine geschlossene Front ist zerrissen, seine Heere fluten in zwei völlig getrennten Gruppen zurüd. Nicht weniger als 12 Festungen, darunter 4 große und ganz modern ausgebaute, fielen in die Hände unserer tapferen, treuen Streiter und damit die äußere sowie die innere Sicherungslinie des russischen Reiches." An den Dardanellen neue Angriffe der Ententetruppen in der Gegend von Anaforta, die völlig abgeschlagen wurden und den feindlichen Truppen ungeheure Verluste beibrachten. Während der Kämpfe in den letzten zwei Tagen hat der Feind 10 000 Mann an Toten verloren. Die türkischen Verluste sind im Vergleich dazu nur geringe.

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Die Schuld der deutschen Diplomatie.

Die deutsche Auslandspolitik war früher von den Verhandlungen Die organisatorische und politische Wirksamkeit Horns begann des Reichstages so gut wie ausgeschlossen. Der jeweilige Staats­aber wohl in Dresden , wohin er sich bald wandte, und aus seinem fefretär gab in der Budgetkommission einige mehr oder weniger Heimatsdörfchen seine Rathel" kommen ließ, die ihm am 7. Februar inhaltlose Aufklärungen", einige untergeordnete Wünsche wurden 1867 angetraut wurde und ihm die 50 Jahre des Kampfes hindurch geäußert und damit war in der Regel die Beratung des Etats des eine treue Helferin und Stüße war. Am 7. Februar 1917 fönnen Auswärtigen Amtes beendet. Ein Umschwung trat erst ein nach der die beiden Alten" also nun das seltene Fest der goldenen Hochzeit Marokko - Affäre und der anschließenden Algecieras- Konferenz. Immer begehen.

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Die deutsche Diplomatie feiert wieder ein Leichenbegängnis erster Klasse. Das wievielte? Wir wollen's nicht nachzählen, es sind zuviel. Lichnowsky in London machte den Anfang, hielt Gren. den passionierten Angler, für den zweiten Parsival, den reinen Toren". Italien war die Steigerung, die einwandfreie neutrale" Haltung dies lieblichen Bundesgenossen war selbst nach dem uns übersteigbaren Treubruch am 1. August 1914 eiu offiziöses ge­flügeltes Wort. Ueber den Treubruch Rumäniens schwieg man, und der bisherige Gesandte in Bukarest hat sich redliche Mühe gegeben, begangene Fehler wieder gut zu machen. Aber was man von der Minute ausgeschlagen, bringt keine Ewigkeit zurück. Man hatte, troz Kiderlen, vor dem Striege so gut wie alles versäumt.

Db man endlich begriffen hat, daß man mit der Politik der weißen Weste nichts erreicht? Es ist ja sehr schön, moralisch ein wandfrei dazustehen, aber die Tugend ist fein politischer Begriff. Wenn ein ehrlicher Mensch unter lauter Spigbuben moralische Vorträge hält, so macht er sich lächerlich. Unsere Militärs haben das längst begriffen, thnen ist die List vornehmste Waffe und jede Täuschung des Feindes Ehrenpflicht. Im Kriege geht es eben um Sein oder Nichtsein, in der Politit nicht minder."

Das Große Hauptquartier gibt eine zusammenfassende Dar­stellung des bisherigen Ergebnisses der Offensive gegen Rußland . Was Horn in diesem halben Jahrhundert geleistet hat, kann deutlicher forderte der Reichstag eine Reform des diplomatischen Danach find 1 100 000 Russen gefangen worden und mindestens nur derjenige würdigen, der die Verhältnisse in der Glas- Dienstes, die schließlich zugesagt wurde, aber bei Ausbruch des 300 000 gefallen und verwundet. Doch sei der Umfang der blutigen industrie und die ungeheuren Schwierigkeiten fennt, die überwunden Krieges noch feinerlei greifbare Resultate gezeitigt hatte. Soviel 300 000 gefallen und verwundet. Doch sei der Umfang der blutigen werden mußten, um die Organisation der Glasarbeiter zustande zu steht fest: unter den politischen Parteien Deutschlands herrscht keine Berlufte hierbei außerordentlich niedrig veranschlagt. Wenn troß bringen. Horn hat das Leben, die Leiden und Kämpfe des Glas- Meinungsverschiedenheit darüber, daß der diplomatische Dienst des diefer enormen Verluste Rußland noch Truppen im Felde habe, fo macherproletariats in anschaulicher Weise zur Darstellung gebracht Reiches dringend einer Reform bedarf. Das Eingreifen Ru­sei dies nur dadurch zu erklären, daß es die für eine Offensive gegen in seiner Geschichte der Glasindustrie und ihrer mäniens in den Weltkrieg gibt nun der Rheinisch- West­die Türkei in Südrußland bereitgestellten Divisionen herangezogen Arbeiter"), die er im Gefängnis geschrieben hat, wo er, nach fälischen Zeitung" Anlaß zu folgenden Bemerkungen: und außerdem sehr viele halbausgebildete Erfagmannschaften aus vielen anderen Strafen" im Alter von nahe an 60 Jahren noch dem Innern Rußlands schleunigst herangeführt habe. Die Dar- mals fast 12 Jahre zubringen mußte, weil er durch seine Schilde stellung schließt: rung der geradezu himmelschreienden Zustände in Glashütten Unter­Alle diese Maßnahmen haben das Berhängnis nicht aufnehmer beleidigt haben sollte! Die meisten großen Glashütten Deutschlands waren eine lange Zeit förmliche Sammelbecken des Elends bon ganz Europa . In fast allen Ländern für waren die deutschen Glasindustriellen ständig Agenten tätig, um arbeitswillige Kräfte herbeizuschaffen. Einer Hölle glich das Arbeiten einer Glashütte . Diefe bon der ungefunden Arbeit körperlich zerrütteten, bom Elend nieder­gedrückten und von der Hungerpeitsche im Baum gehaltenen Glas­arbeiter zu organisieren, war eine Riesenarbeit im wesent lichen das Lebenswerk von Georg Horn. Glasarbeiter, die auch das Solidaritätsgefühl weckte und so stärkte, In Dresden gründete Horn zunächst eine Krankenkasse für bie daß Horn schon im Jahre 1873 den ersten großen Glasarbeiterstreif in Dresden organisieren und siegreich durchführen konnte. Und am 19. September 1875 fonnte fodann Horn im Waldschlößchen Restaurant" in Dresden den Ersten Deutschen Glasarbeiterkongreß eröffnen, der die Gründung des Algemeinen Glastünstler- Bundes Deutschlands " beschloß. Der Bund und das am 30. Juni 1877 zu ersten Male erschienene Verbandsorgan Neue Glas­hütte", das Horn redigierte, fielen zwar schon im Jahre 1878 dem Sozialistengeſetz zum Opfer. Aber der Stein war ins Rollen gebracht. Es bildeten sich örtliche Fachvereine, bis am 1. Oftober 1890, Wenn ich vom alten Horn" rede, will ich damit nicht etwa nach Fall des Sozialistengesezes, der Verband der Glasarbeiter ins schweben. fagen, daß unser um die Arbeiterbewegung so hochverdienter Genosse Leben treten fonnte, nachdem schon am 6. September 1885 Horn Georg Horn, der erfolgreiche Organisator der Glasarbeiter, der seit der natürlich" längst gemaßregelt war und sich als Produkten 21 Jahren den Wahlkreis Dresden- Land im Reichstage vertritt, der händler durchs Leben schlagen mußte aus seinen eigenen Mitteln auch 12 Jahre hindurch eine hervorragende kommunalpolitische und auf sein eigenes Risiko den Fachgenossen" hatte erscheinen Tätigkeit entfaltet hat und von 1890 bis 1896 dem sächsischen Land- laffen, der heute noch das Verbandsorgan der Glasarbeiter ist. tage angehörte, nun ein alter Mann sei, weil er am 30. August Heute ist die Glasarbeiterorganisation eine große Macht, mit der feinen 75. Geburtstag feiert. Nein, damit würde ich meinem die Unternehmer rechnen müssen. Freunde Schorsch leine Geburtstagsfreude bereiten. Denn er fühlt Auch im Reichstage hat Horn eine spezielle Wirksamkeit für die fich noch jung und ist auch noch jung, im Herzen und von Geist! Glasarbeiter entfaltet. Die meisten die Arbeiterverhältnisse in der Aber als ich Horn vor mehr als 23 Jahren persönlich kennen Glasindustrie betreffenden Verordnungen, Gesetzesbestimmungen und Ternte, hieß er schon der alte Horn. Und ein bekannter anderen sozialpolitischen Maßnahmen sind auf Horns Kritit im Barteigenosse, der nun auch schon 62 Jahre alt ist, er Reichstage hin erfolgt. Denn Horns Neden wirften zwar nicht zählte mir einmal, er habe schon als blutjunges Bürschlein den durch die Kraft der Stimme, um so mehr aber durch die Wucht der Reden Horns gelauscht und ihn schon damals für einen der Alten" Anlagen sowie des von ihm vorgetragenen Materials. gehalten. Man muß nämlich wissen, daß Horn nun seit 50 Jahren Horn fann mit Stolz auf ein großes und schönes Lebenswert seit einem halben Jahrhundert! in den vordersten Reiben der zurückblicken, das er aber nur hat vollbringen können, weil er stets Arbeiterbewegung, in der politischen Partei wie in der Gewerbefeelt war von den Jdealen des Sozialismus, dessen Vermirt schaftsbewegung, wirft und fämpit. Und er ist in dieser langen Beit lichung all sein Streben und Arbeiten galt, 50 Jahre hindurch, und stets der alte" geblieben: der begeisterte Sozialist und Demokrat, für den er immer noch wirkt und fämpft. Daß es ihm vergönnt der nicht rastende Stämpfer für die Sache des Proletariats. Darum fein möge, noch recht viele Jahre die Freude über seine Erfolge zu ist der alte Horn" ein Ehrenname, auf den er heute mehr als je genießen, sei unser Glückwunsch zu seinem 75. Geburtstage. zuvor stolz sein fann und auch ist. Edmund Fischer .

Der alte Horn".

( 8u seinem 75. Geburtstage.)

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Politische Uebersicht.

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Reife des Reichskanzlers ins Große Hauptquartier . W. T. B. meldet: Der Reichskanzler ist ins Große Hauptquartier abgereist.

Bei aller Anerkennug der Reformbedürftigkeit der deutschen Diplomatie wird man doch Richtlinien dieser Art ablehnen müssen, wie sie der Rheinisch- Westfälischen Beitung" für diese Reform vor­

Der Staatsangehörigkeit verlustig.

Der Reichsanzeiger" veröffentlicht die Namen von weiteren 221 Elfaß- Lothringern, die sich der Wehrpflicht entzogen haben und deshalb der elfaß- lothringischen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt worden sind. Insgesamt ist der Verlust der Staatsangehörig feit bis jetzt gegen 2609 Elsaß- Lothringer ausgesprochen worden.

Verbot des Petroleumverkaufs zu Leuchtzwecken. Berlin , 29. August. ( W. T. B.) Durch Bekanntmachung des Reichsfanglers vom 28. August 1916 ist der Abfaz von Pe­troleum zu Leuchtzweden sowohl an Wieder berläufer wie an Verbraucher bis auf weiteres ver boten worden.

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Das tägliche Brot.

Das Kriegsernährungsamt und der preußische

Landwirtschaftsminister.

Der Präsident des Kriegsernährungsamts, Herr v. Batocki, hat schon in seinem Aufruf vom 24. d. M. An Deutschlands Land­frauen" zugegeben, daß die je zigen Lebensmittelpreise für biele ärmere Familien unerschwinglich geworden sind." Am 26. b. M. bringen aber die Mitteilungen aus dem Kriegsernährungsamt" einen Bericht: Tätig

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Eigentlich ist Horn für die Sache der Arbeiter schon viel länger tätig als nur 50 Jahre. Wie er heute die Glasarbeiterbewegung mit allen ihren Kämpfen, Verfolgungen und Erfolgen ver­törpert, so war er schon bei seinem Eintritt ins Leben eine Art Verkörperung der Armut und der Leiden, aber auch der Hoffnungen des Glasmacherproletariats. Wie ein Prophet, ein Erlöser fam er auf die Welt! Jedenfalls aber brachten Beit, Drt feit des Kriegsernährungsamts", in dem Herr v. Batocki über und Umstände seiner Geburt die Mission des neuen Erdenbürgers die Frage weiterer Her abſegung der hohen Lebensmittelpreise mit ebenso symbolisch zum Ausdruck, wie es die Legenden von den Zum Zusammentritt des Reichstags. Propheten und Erlösern der alten Zeit berichten. Ist er doch ge­wenigen Worten leicht hinweggeht: Kritisieren sei leichter als Die bevorstehende Herbsttagung des Reichstags beginnt Bessermachen" und boren im Hungerjahr 1841, als ein Kind der freien Liebe", arm bereits wieder die Presse zu beschäftigen. Damit rückt die preise usw. wäre mehr geschabet als genügt worden." Dagegen soll mit plöglicher Ermäßigung aller Erzeuger wie eine Kirchenmaus, im Orte Fabrit. Schleichach des Steiger Boltsvertretung wieder etwas in den Vordergrund der Deffent derfelbe Herr v. Batocti zu dem Berliner Bertreter der bulgarischen waldes( im bayerischen Streis Unterfranken ). Der katholische Pfarrer, der ihm in der dürftigen Volksschule Frömmigkeit, Demut und Entlichkeit. Manche Optimisten glauben auf den Zusammentritt Beitung Utro" nach einem Bericht, den die Deutsche Tagesztg." sagung einbläuen und ihn nebenbei auch ein wenig in der Kunft des Reichstags allerlei Hoffnungen in bezug auf die Ab- veröffentlicht, gesagt haben:" In Deutschland werben wir des Schreibens und Lesens unterrichten follte, merfie an mehr als stellung so mancher Striegsbeschwerden sehen zu können. Wir versuchen, die Preise der Lebensmittel vorsichtig einem Stonflifte, daß in dem fleinen Trozkopf so etwas wie ein möchten natürlich die Stellung des Reichstags in unserm und schrittweise herabzusetzen." Am selben Tage bringt Demokrat stecke, der sich in den Stopf gesetzt hatte, politischen Leben keineswegs als völlig bedeutungslos hin- aber die D. T." von einer Nachrichtenstelle die frohe Botschaft: gegen alles sich aufzubäumen, das er als ein Unrecht stellen, aber die Erfahrungen, die wir in der Kriegszeit mit Daß die Forderung, die festgesezte fallende Preisitala für empfand. Und der Besitzer der örtlichen Glashütte , wodem Reichstag haben machen müssen, lassen es uns doch ge- Kartoffeln durchweg herabzusetzen, Aussicht auf ber Knirps schon von seinem elften Lebensjahre an bei harter Arbeit sich sein Brot verdienen mußte, follte die für ihn raten erscheinen, seinem Wiederzusammentritt ohne hoch- Erfolg haben wird, erscheint ausgeschlossen." recht betrübliche Erfahrung machen, daß mit Jörgele eine neue Beit gespannte Erwartungen entgegenzusehen. Für die Beachtung, Tags darauf, am 26. d. Mts., veröffentlicht das Berliner angebrochen ist. Denn der Knabe Horn fing bald an, fürchterlich die die Reichsregierung einstimmigen Reichstagsbeschlüssen Tageblatt" eine Unterredung des Korrespondenten des Budapester zu werden nämlich zu streifen! Ja, der alte Horn" nimmt für schenkt, wenn sie ihr unbequem sind, ist ja der beste Beweis die Bilag", Imre Déri, mit dem 2andwirtschaftsminister fich den Nuhm in Anspruch, im Jahre 1855 den ersten Glasarbeiter Ignorierung des am legten Sigungstage im Juni vom Reichstage Preußens, Freiherrn v. Schorlemer Liefer, der streit inszeniert, durchgeführt und siegreich beendet zu baben, und gefaßten Beschlusses über die Einsegung einer Kommission erklärt haben soll: Die Teuerung ist nicht zu leugnen," aber daß die zwar ganz allein und ohne alle Apparate! Erst 14 Jahre alt, 3 ur nachträglichen Kontrolle von Kriegs- Teuerung von den Produzenten verursacht wird, mußte er schon die schwere Arbeit eines Schürers am Glasofen lieferungen. Trotzdem Staatssekretär Dr. Helfferich aus ist eineswegs erwiefen." der Handel sei allein schuld. zusammen mit einem anderen gleichalterigen Jungen verrichten. brücklich seine prinzipielle Zustimmung zu dem Beschlusse er- Nun ist unbestreitbar infolge der ungenügenden Maßnahmen des Da verlangte eines Tages der Fabritherr von den beiden jungen flärte und versprach, mit tunlichster Beschleunigung eine Bundesrats der Wucher der Händler vielfach nicht völlig beseitigt, Schürern, daß sie ohne jede Lohnzulage außer dem Glasofen auch noch einen Kühlofen bedienen sollten. Jörgele verlangte aber für Stellungnahme des Bundesrats dazu herbeizuführen, hat man aber ebenso unbestreitbar ist boch, daß trog der guten Ernte, die diese Arbeit mindestens 5 Gulden im Monat. Und weil ihm der seit fast drei Monaten nichts mehr davon gehört. Dabei auch Herr v. Schorlemer als erheblich besser als im Vorjahre be­Fabrikant diese Lohnzulage mit barschen Worten ver hatten alle Fraktionen des Reichstages gewünscht, daß die zeichnet, die Kartoffel- Höchstpreise noch erhöht worden find! weigerte, warf Jörgele die drei Scheite Hola, die er fragliche Kommission noch in der Sommerpause zwischen den Folglich ergibt sich aus der Behauptung des Landwirtschaftsministers, gerade in den Ofen steden wollte, dem Herrn" vor Reichstagstagungen zusammenberufen werden möchte. Dies da er diese erhöhten Höchstpreise nicht als Ursache der Teuerung an Sie Füße, holte seinen Stittel vom Nagel herunter und streitte. Beispiel zeigt, daß die Hoffnungen auf Behebung von Striegs- fieht, daß er eine Ermäßigung dieser Preise nicht für geboten hält. Weder gutes Zureden noch Drohungen halfen. Jörgele erklärt be- nöten durch den Neichstag besser nicht allzu hoch gespannt und er gibt dafür auch die bis zum Ueberdruß von agrarischen harrlich: mag net! I tus net!" Und da ein anderer Schürer werden. Das darf natürlich die Volksvertreter, die ihr Amt Kreisen wiederholte Begründung: Dem Erzeuger muß unter nicht aufzutreiben war, wäre der Betrieb ins Stoden geraten, wenn der Fabrikant nicht schließlich in den faueren Apfel gebiffen, ernst nehmen, nicht hindern, die Forderungen zu erheben und allen Umständen ein lohnender Verdienst gelassen nicht den Schürern die Lohnzulage bewilligt hätte. Dem Arbeits die Anträge zu stellen, die im Interesse des schwer leidenden werden, weil er sonst tein Interesse daran hat willigen freilich, dem anderen Jungen, der sich demütig gefügt hatte, arbeitenden Volkes notwendig sind. Aber man soll vom die Produktion zu vermehren." hat's Jörgele geſtedt: A Tropf bift, a elender!" hat er zu ihm ge- Dornbusch nicht erwarten, daß er Feigen trage. fagt. Gelt, die 5 Gulden steckst jetze ein, aber mitgestritten hast net! Du Tropf, du elender!" Jörgele war von nun an ein Held,

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Noch keine Einigung.

zu dem die anderen Arbeiter der Hütte mit Respekt emporschauten. Auch die erste politische Handlung des jungen Horn war eine Zu den von verschiedenen Seiten in Umlauf gebrachten Großtat: gegen das große mächtige Preußen ist er zu Felde gezogen, und Mitteilungen über Verständigungsverhandlungen zwischen dem zwar auch wieder ganz allein und ohne alle Apparate. Nachdem er die Glasmacherei erlernt, eine furze Zeit auch in der Schweiz und

*) Verlag von J. H. W. Diez, Stuttgart 1903.

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Diese Meinung des preußischen Landwirtschaftsministers ist wie gefagt nicht neu und es war bisher der uneingeschränkt geltende Grundgedanke bei allen Maßnahmen der Regierung. Nur diejenigen, die nicht agrarische Interessen vertreten, hatten bisher diesen An­schauungen widersprochen!

Um so erstaunlicher und erfreulicher ist es, daß in dem Auf­ruf des Herrn von Batocti an Deutschlands Landfrauen