und konnte erst durch scharfe Schüsse zum Zeigen der Flagge und zum Stoppen veranlaßt werden. Auch das Signal des IT-Boots, ein Boot mit den Schiffspapieren zu schicken, blieb zunächst vollkommen unbeachtet, so daß sich der Kommandant de» CT-BootS nach längerem Zuwarten veranlaßt sah, einen scharfen Schuß nahe vor den Bug zu legen. Als der erste Offi- zier des Dampfers»Owego" sich endlich bequemte, mit den Papieren an Bord des H-BooteS zu kommen, erklärte er zu seiner Entschuldigung, der Kapitän habe das U-Boot nicht früher bemerkt. Mit dieser Behauptung steht die Tatsache in Widerspruch, daß nach der amerikanischen Note vom 18. August d. I. zehn Schüsse auf den Dampfer.Owego" abgegeben worden sein sollen, woraus einwandfrei hervorgeht, daß die Warnungsschüsse auf dem Dampfer .Owego' zwar gehört, aber nicht beachtet worden sind.— Wenn im vorliegenden Falle für den amerikanischen Dampfer keine un« angenehmen Folgen entstanden sind, so ist dies lediglich der Geduld des deutschen U-Bootskommandanten zuzuschreiben, wogegen das Verhalten des amerikanischen Kapitäns den völkerrechtlichen Vor- schriftcn in keiner Weise entsprochen hat und kaum anders als herausfordernd genannt werden kann. Englische Uebertreibungen über Zeppelin- verlufte. Berlin , 2. September. (W. T. B.) Major Bcvird hat nach einem Bericht der.Basler Nachrichten" vom 28. August 1916 im Unter- Haus erklärt, die Alliierten hätten insgesamt 35 Zeppeline der- nichtet. Es wäre interessant, wenn Major Baird sich die Mühe geben würde, diese Behauptung durch nähere Angaben von Ort und Zeit beweiskräftig zu ergänzen. Die Antwort wird er aber wohl ebenso schuldig bleiben, wie eS die amtlichen englischen und französischen Stellen— die mit Zahlenangaben und Erfolgen auf dem Papier stets sehr schnell bei der Hand sind— getan haben gegenüber der deutschen Aufforderung, die Zahl der nach ihrer Be- hauptung erbeuteten deutschen Flugzeuge durch Angabe von Namen der Besatzung und Nummern der Flugzeuge zu beweisen. Wie wir von maßgebender Seite erfahren, hat Deutschland seit Kriegs- beginn nur etwa den vierten Teil der vom Major Baird angegebenen Zahl von Lustschiffen verloren.
/Znorönung neuer österreichisther Steuern. Wien » 1. September. (W. T. B.) Morgen werden kaiserliche Ver- Ordnungen veröffentlicht, durch die ein Kriegszuschlag zu den direkten Steuern, nahezu eine allgemeine Erhöhung aller Stempel- und unmittelbaren Gebühren, die Einführung einer Gebühr von aus den Totalisator- und Buch- macherwetten erzielten Gewinsten und eine Stempel- gebühr bei dem Abschluß von Buchmacherwetten und schließlich eine Zündhölzchen- und Feuerzeug st euer angeord- n e t wird. Ein umfassendes Finanzprogramm zur Deckung der ge- samten durch den Krieg verursachten Mehrerfordernisse ist derzeit natürlich noch nicht möglich. Die Finanzverwaltung hat jedoch die Verpflichtung, neben der Versorgung der Kriegserfordernisse im Wege der Kredite auch für die S i ch e r st e l l u n g des Zinsen- dien st es der Kriegsschulden vorzusorgen und hierfür die glücklicherweise wohlentwickelte und von unseren Gegnern unter- schätzte Steuerkraft in Anspruch zu nehmen. ES handelt sich darum, vor allem also ordentliche Mchreinnahmen zur Sicherstellung des Zinsendienstes der vier Kriegsanleihen im Be- trage von rund 759 Millionen Kronen zu beschaffen. Zum Teil ist dies bereits durch die jüngste Erhöhung der Brannt- weinsteuer und der Preise der Tabaksabrikate, welche einen Mehr- ertrag von zusammen 199 Millionen Kronen erhoffen lassen, geschehen. Die durch die gegenwärtigen Steuermaßnahmen geschaffe- nen Mehreinnahmen von etwa 329 Millionen Kronen zu- sammen mit den auf dem Gebiete des Post- und Eisenbahnwesens noch in Vorbereitung befindlichen Maßnahmen werden das gesamte Zinsenerfordernis der vier Kriegsanleihen sicherstellen. Die Verpflegungsverhältniste in Gesterreich. Wien , 2. September. (T. U.) Durch den Ausfall der rumänischen Zufuhren ist jn den Per- pflegungsverhältnissen eine veränderte Situation ge- schaffen, welcher durch amtliche Maßnahmen Rech- nung getragen wird. Zunächst wird die Ver- arbeitung von Gerste zu Braumalz bis auf weiteres untersagt, also die weitere Biercrzeugung von einem noch zu bestimmenden Tage an eingestellt. Der Verbrauch der vor- handenen Biervorräte wird eingeschränkt. Ferner wird ein dritter fleischloser Tag eingeführt, an dem jadoch der Genuß von Schaffleisch gestattet ist, das in reichlichen Mengen vor- Händen ist. Nach amtlicher Berechnung wird durch die ge- troffenen Maßnahmen eine derartige Steigerung der Vorräte erreicht, daß die Versorgung vollkommen sichergestellt ist. « Wien , 2. September. (W. T. B.) Jn den nächsten Tagen wird eine Verordnung erscheinen, in der für ganz Oesterreich drei fleischlose Tage, Montag, Mittwoch, und Freitag, festgesetzt werden. An diesen Tagen bleiben alle Fleischspeisen außer gewissen Wurst- waren verboten. Nur am Montag wird auch Schaffleisch zum Verkauf zugelassen. Grep über Vergeltungsmaßnahmen. Haag, 2. September. lT. U.) Reuter meldet au» London : Das internationale Rote Kreuz hatte am 1. Juli eine Adresse an die krieg- führenden Länder gerichtet, in der ersucht wurde, keine Vergeltungs- maßnahmen an die Kriegsgefangenen zu nehmen. Minister Grey antwortet nun darauf, daß die englische Regierung während der ganzen Dauer des Krieges sich gegen die Anwendung von Vergel- tungSmaßregeln gesträubt habe, da diese eine ungerechte Wirkung hätten. Aber auf Befehl und unter Mitwissen und Billigung der deutschen Regierung seien eine Reihe Dinge vorgefallen, die die Stirn- mung und die Geduld de? englischen Volkes bis zum Aeußersten ge- spannt und eine sehr ernste Lage hervorgerufen hätten. Grey nimmt den Vorschlag des internationalen Roten Kreuzes, durch Vermittelung von neutralen Mächten eine Abstellung der Mißstände herbeizuführen, günstig auf und ersucht, bei den feindlichen Ländern bei dieser Ge- legenheit auf die Durchführung der Prinzipien der Menschlichkeit und des Rechts zu dringen. Er vertraut darauf, daß die neutralen Mächte und der internationale Vorstand deS Roten Kreuzes erkennen, daß das Verlangen nach Vergeltungsmaßnahmen in dem Maße an Kraft ge- Winne, indem die Mißstande wiederkehren, und daß das sicherste Mittel, Vergeltungsmaßregeln abzuwenden, darin bestehe, eine Politik zu fördern, die zur Abstellung der Mißstände führt. Eine Londoner firbeiterkunügebung gegen die Teuerung. Am 27. August haben die Londoner Gruppen deS Eisenbahner« Verbandes eine große Kundgebung gegen die Teuerung veranstaltet. An dieser Demonstration nahmen auch alle anderen Gewerkschaften teil. Fünf geschlossene Züge marschierten zwischen einem ungeheuren Menschenspalier nach dem Hydepark. Jn einer einzigen der Ab- teilungen waren, wie die„Daily NewS* mitteilten, 259 Gewerkschaftsgruppen vertreten. Auf den Panieren, die von den Demonstranten gerragen wurden, las man Aufschriften wie:„Nieder mit den Aus- beutern und empor mit den Löhnen!* und»Nur Verräter wuchern
mit der Nahrung deS Volkes!* usw.— Von den Reden war die interessanteste die des zweiten Schriftführers deS EtsenbahnerverbandS L outh, der u. a. sagte:„Es wäre ein sehr großes Unglück, wenn die Bahnen dieses Landes stillgesetzt würden. Wir haben uns be- müht, eS zu Verbindern. Wie können wir es weiter tun? Wenn die Behörden uns nicht hören und mit unS diskutieren wollen, sind wir gezwungen, die Macht zu gebrauchen, die wir besitzen. Wir haben alle Mittel angewandt und sie blieben erfolglos.* Vanöervelöe an öie skanüinavischen Sozialisten. Einem Kopenhagener Telegramm der„Köln . Ztg.* zufolge ver- öffentlicht.Berlingske Tidende*, nachdem der Kopenhagener„Sozial- dcmokrat* die Veröffentlichung abgelehnt, einen offenen Brief Vanderveldes an die dänischen und schwedischen Sozialisten, die kürzlich auf Einladung der deutschen Gewerkschaften eine Reise durch Deutschland und Belgien unternommen haben. Jn dem aus- führlichen Schreiben erklärt Vandervelde es für unwahr, daß Belgien vor dem Kriege mit Frankreich und England Abkommen getroffen habe, und beschäftigt sich dann eingehend mit den zahl- reichen Greueln, die nach den Behauptungen der Feinde Deutsch - lands angeblich von den Deutschen in Belgien begangen worden sind. Vandervelde fährt dann fort: „Unter solchen Umständen haben Bürger eines kleinen Landes, das früher ebenso leiden mußte wie wir, haben Sozialisten-Genossen, die wir lieben und achten, eingewilligt, nach Belgien zu kommen, Gäste des Generalgouverneurs zu sein, beim Volkshause vorüberzu- gehen, ohne einzutreten, ohne mit den Opfern in Verbindung zu treten, ja, ohne einmal das Zeugnis des bewunderungswürdigen Proletariats zu hören, dieser Menschen, die zwei Jahre»hreS elenden Daseins für die Sache der Freiheit und des Rechts geopfert haben.* Vandervelde kann und will das nicht glauben, will aber annehmen. daß er falsch unterrichtet, und daß die skandinavischen Genossen, wenn sie wirklich in Belgien gewesen sind, den Willen gezeigt und die Gelegenheit gesucht haben, auch die Belgier zu hören: wenn sie es nicht getan, so könnten sie eS doch noch tun oder andere könnten es. Der Brief schließt mit einem Gruß vom belgischen Proletariat, das zum Schweigen verurteilt sei.(z) Zum amerikanischen Eisenbahnerstreik. Washington , 1. September. (W. T. B.) Reuter. Der Senats- a u s s ch u ß für zwischenstaatlichen Handel hat sich z u g u n st e n des Gesetzes betreffend den Achtstundentag für die Eisenbahna ii gestellten ausgesprochen und die Verordnung hinzugefügt, daß die Interstate Commerce Commission ermächtigt werden soll, die Löhne für die Eisenbahnangestellten festzusetzen. Man erwartet, daß sich der �S e n a t und das Repräsentantenhaus über eine gemeinsam eMaßnahmeeinigen tverden, die wahrscheinlich Sonnabend abend angenommen werden wird.
Volitische Uedersicht. Eine Kapitulation und eine Kanonade. Einer ver führenden Männer Ves„Deutschen National- ausschusses", Dr. Paul R o h r b a ch, äußert sich in seiner Wochenschrift„Deutsche Politik" über den Aufruf des„Unab- hängigen Ausschusses" Prof. Schäfers in einer Weise, die nichts von angeblich„prinzipiellen" Gegensätzen zwischen den beiden Ausschüssen erkennen läßt. Dr. Rahrbach bemerkt ausdrücklich, allerdings nur für seine Person, er sei erfreut, feststellen zu können, daß sich„die Forderungen des„Unab- hängigen Ausschusses" in dem, was sie aussprechen, gar nicht so tveit von den Formulierungen ent- fernen, die auch wir gegebenenfalls wählen würden". Nur zwei Vorbehalte macht Dr. Rohrbach zum Aufruf: Ueber die Mittel, um England zu zwingen, von seinem ersten Platz in der Welt zurückzutreten, hat er eine andere Ansicht, als die Männer des„Unabhängigen Ausschusses"— welche, dürfte unseren Lesern aus seinen kürzlich wiedergegebenen Aeußerungen über den Suczkanal und die Dardanellen bekannt sein— g zweitens stellt er sich ohne Rückhalt hinter die oberste Kommandogewalt und die Reichsregierung, denen die Entscheidung darüber ver- bleiben müsse, welche Mittel und zu welcher Zeit zur Nieder- werfung des Gegners anzuwenden seien. Soweit über die politische Haltung Dr. Rohrbachs im gegebenen Augenblick, die deshalb von Interesse ist, weil sie als Symptom eines gewissen Umschwunges in den Kreisen des Deutschen Nationalausschusses angesehen werden darf. Neben diesen Aeußerungen ist in dem Artikel Rohvbachs noch ein heftiger Angriff gegen den Kriegswucher und die ungenügenden Maßnahmen des Kriegs- ernährungsamts bemerkenswert. Rohrbach will nicht bloß„Feuer auf England" regnen lassen. Er verlangt auch „Feuer auf die Wucherer bei uns zu Hause, die England helfen". Er zitiert das von der„Dresdener Volksztg." ans Licht gezogene vertrauliche Rundschreiben des„Vereins der noch Dresden liefernden Milchproduzenten"(siehe„Vor- wärts" Nr. 228), das zu Maßnahmen zur Milchverteuerung auffordert, und fragt, ob die Unterzeichner dieses Aufrufs nicht schlimmer seien, als die amerikanischen Munitionsliefe- ranten. Er klagt weiter über den fortgesetzten Lebensmittel- Wucher.„Keine Argumente in der Welt werden imstande sein, uns davon zu überzeugen, daß die Wucherpreise für alle pflanzliche Nahrung eine' Schicksalsnotwendigkeit für Deutschland sind." Und voll Skepsis gegenüber der Tätigkeit des Reichsernährungsamts bemerkt er zum Schluß, das Volk werde die Sätze des Schäferschcn Aufrufs über die, /deutsche Organisation" mit Vorbehalt und stillschweigendem Wider- spruch an gewissen Stellen lesen. Das stimmt allerdings, und zwar in weit stärkerem Maße, als Herr Rohrbach hier andeutet. Man wird aber trotz ber Berechtigung dieser Kritik den Eindruck nicht los, daß die Kanonade gegen den Wucher und das Reichsernährungsamt den Rückzug maskieren soll, den Herr Dr. Rohrbach vor den Mannen'des„Unabhängigen Ausschusses" angetreten hat. Kriegs-Christentum. v. Theodor Kaftan , der Generalsuperiniendent von Schleswig , schreibt in seiner Schrift:„Die gegen- w artige Kriegslage und wir Christen*(1919, Verlag des Schl.-Holst. Schriftenvereins): „Der Krieg ist ein grausames Handwerk. Sehr grausam. DaS kann und wird kein Mensch ändern. Deuische Kugeln treffen ebenso schwer wie andere; deutsche Bomben und Torpedos bringen so grausame Vernichtung wie die aller anderen Völker. Ja. haben wir es in der Hand, unsere Kugeln, Bomben und Torpedos noch vernichtender zu machen als die der anderen, so tun wir das, selbstverständlich und ohne Scheu, Das ist der Krieg. Hier gilt das wunderliche Wort: je vernichtender, um s» barmherziger." Der Herr Gcneralsupcrintendent geht dann zu einer Schilderung der Kriegswirkungen in England über, die mit den Worten schließt:
„Gott sei Dank, daß es mit ihrer Jnselsicherung vorbei ist! Möchten noch hundert Zeppeline England heim- suchen! Das wird wie nichts anderes dem Welt« frieden der Zukunft dienen.* Hierzu bemerkt der„Neichsbots*. dem wir die obigen Zitate entnehmen: „Das ist auch uns aus der Seele gesprochen. Wir wünichen nichts sehnlicher, als daß alle unsere Kriegsmittel, vor allem die Unterseeboote und Zeppeline, mit äußerster Energie gegen unsere Feinde mobil gemocht werden, vor allem gegen Eng« land, denn wir sehen mit Heydebrand keine Möglichkeit, England sonst auf die Knie zu zwingen.*(z)
das tägliche Srot. Kartoffclpreise. Das KriegSernährungsamt, das vom 1.'d. ab seine„Mitteilungen" der deutschen Presse druckfertig über- sendet, benutzt die erste Nummer dazu, um sich in ein recht Helles Licht zu setzen, indem es darauf hinweist, daß das KriegSernährungsamt„seinerzeit bekanntgegeben" habe,„der Verbraucherpreis für Kartoffeln zum Einkellern im Herbst den Satz von etwa 4,75 M. und zum Kleinverkauf während des Winters von etwa 6,50 Mark pro Zentner nicht überschreiten solle." Das ist eine eigentümliche Großmut des Kriegs- ernährungsamtes— aus Kosten der Gemeinden zu- gunsten der Landwirte! Denn bei dem von demselben Kriegsernährungsamt festgesetzten Winter-Grundpreis von 4 Mark für den Zentner, ist es für die meisten Gemeinden unmöglich, solche Preise für die Verbraucher ein- halten, die das Kriegsernährungsamt aus eigener Macht- Vollkommenheit festgesetzt, ohne daß es mit den Gemeinden iu Verbindung getreten ist. Wohl hat das Reich sich bereit erklärt, denjenigen Gemeinden', deren Fracht- aufwendungen trotz einer Ermäßigung der Höchstpreise von bisher 50 auf jetzt 25 Pf. noch mehr als 15 Pf. im Durchschnitt betragen, den Mehrbetrag zu er- st a t t e n l Auch ist die Vermittelungsgebühr von 30 auf 20 Pf. herabgesetzt— aber das langt keineswegs, um den vom K. E. A. angegebenen Preis für den Verbraucher zu er- möglichen, solange der Grundpreis von 4M. für den Zentner bleibt! An dem aber will das K. E. A. nicht rütteln I Den Landwirten soll der viel zu hohe Preis bleiben, der den des Vorjahres um 1 M. 25 Pf. übersteigt, so daß den Landwirten die diesjährige Preisfestsetzung einen Mehrerlös von mehr als einer Milliarde Mark bringt! Von dieser Milliarde will das K. E. A. nichts in Abzug bringen— aber trotzdem sollen die Gemeinden die Kartoffeln zu einem Preise verkaufen, bei denen die Gemeinden wieder Millionen zusetzen, die schließlich von den Steuer- z a h l e r n aufgebracht werden müssen! Es ist eine leichte Kunst, die das K. E. N. jetzt treibt, Popularität zu suchen, indem es den Gemeinden vorschreibt, niedrige Preise für die Kartoffeln zu nehmen, aber den Agrariern die hohen Preise zu lassen I DaS K. E. A. soll und muß vielmehr dafür sorgen, daß die Grundpreise erniedrigt werden! Bei der außerordentlich guten Ernte sind 4 M. als Grundpreis nicht zu rechtfertigen! Lebensmittelspekulatko» in Frankreich . Der Krieg hat nicht nur allen beteiligten Ländern schwere Menschenverluste gebracht, er ruft auch auf allen anderen Gebieten gleiche oder doch ähnliche Erscheinungen hervor. So bemerken wir überall, auch in den Ländern, deren Zufuhren nicht abgeschnitten sind wie die Deutschlands , eine Steigerung der Lebensmittelpreise, die nicht allein aus der Erhöhung der Entstehungskosten zu er- klären sind, sondern auf der Spekulation des Handels und der Produzenten beruhen. Jn Frankreich haben augenblicklich die Preise für Eier und Butter eine enorme Höhe erreicht, enorm wenigstens nach den dortigen Begriffen, wie wir sehen werden. Jn der„Humanite" teilt Genosse Ch. Bautet, der sich sehr viel mit den Ernährungs- fragen beschäftigt hat, mit, daß die Eier überall im Lande von den Großhändlern aufgekauft und konserviert werden. Schon im letzten Jahre haben, nach Bautet, die Händler ungeheure Lager von Eiern angesammelt, die sie zu niedrigen Preisen kauften und mit einem skandalösen Nutzen wieder verkauften. Jetzt sei die gleiche Tatsache wieder zu bemerken. Die Eier werden verkauft zu vier, fünf und sechs SonS, das sind nach dem Geldwert vor dem Kriege gerechnet— 16, 29 und 24 Pf. Da sich aber häufig faule Eier darunter befinden, erhöht sich für die Käufer der Preis dadurch noch etwas.— Zu 16 und 29 Pf. haben wir in den großen Städten Deutschlands schon lange keine Eier mehr gesehen. Dafür ist aber bei uns der Verkauf eingeschränkt, wäbrend in Frankreich jeder so viele Eier kaufen kann, wie er bezahlen kann! Mit der Butter steht eS ähnlich. Boutet gibt zu, daß die Ent- stehnngskosten etwas gestiegen sind und deshalb ein Preisauffchlag gerechtfertigt ist. Er gesteht also den Händlern zu, statt 1 Frank 59 Centimes pro Pfund 1 Frank 75 Centimes zu fordern. Damit wüvden sich ihr« Unkosten bezahlt machen und sie außerdem einen anständigen Gewinn haben. Aber mit so bescheidenen Summen geben sich die Händler nicht ab. Statt mit 1 Frank 75 Centimes verkaufen sie das Pfund Butter zu 2,49; 2,59 und selbst zu 2,75 Frank. Zu deutschem Geld- 1,92 M.. 2,— M. und 2,29 M. Sie stecken also einen außerordentlichen Gewinn von 52, 69 bis 89 Pf. an jedem Pfund Butter ein! Ist es ein Wunder, daß die Hausfrauen ärgerlich werden und nach Abhilfe rufen? Immerhin, wenn der Krieg noch weiter andauert, werden sich die französischen Frauen auf eine weitere Preissteigerung gefaßt machen müssen, denn eS ist nicht daran zu denken, daß die Groß- Händler und Produzenten sich mit normalen Gewinnen zufrieden geben. Auch darin sind sich alle Staaten gleich, daß sie nicht wagen, fest zuzufassen und durck, eine entsprechende Politik dem Volke billige Nahrungsmittel verschaffen.
Lekte Nackrickten. Zur Lage in Griechenland . Bern , 2. September. (W. T. B.) Laut Meldung des„Sccolo* aus Athen hatte der französische Gesandte gestern eine eineinhalb- stündige Unterredung mit König Konstantin, der große Bedeutung beigemessen wird. Anscheinend wolle die Regierung die Wahlen verschieben.„Messaggero" schreibt zu der Lage in Griechenland : Eine griechische Intervention habe nunmehr 99 Proz. an Bedeu- tung verloren. Die Lage auf dem Balkan hänge nicht mehr von Athen ab. Die griechische Regierung habe die Stunde ungenützt vorübergehen lassen. Sie habe geglaubt, andere an der Nase her- umzuführen, sei aber selbst irregeführt worden.